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BlackO:The Nemesis

von

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Wo Anfang und Ende aufeinandertreffen.

Mit leisen und flinken Schritten huscht sie im Schatten der Häuser durch das Hafenviertel. Immer der Krähe hinterher, welche ihr im Tiefflug den Weg weißt. Dabei an der Kneipe vorbeikommen, indem sich die anderen befinden und ein Stechen fühlen, als sie deren Stimmen und Lachen hört. Sie die Piraten durch eines der Fenster, sogar sehen kann. Law sehen kann.

Doch besinnt sie sich wieder, schüttelt ihren Kopf und atmet tief ein, dieses Leben, an der Seite der Piraten ist vorbei. Endgültig und sie sollte sich jetzt besser auf ihren Weg konzentrieren. Andernfalls riskiert sie es, gesehen zu werden, und das sollte nicht passieren. Immerhin gibt es offiziell die Organisation nicht, für die sie arbeitet. Und somit auch sie nicht. Ist sie nur ein Geist, eine Schreckensgestalt für den Abschaum in der Unterwelt. Das Pendant, was die D´s für die Himmelsdrachen waren. Nicht mehr und nicht weniger. 

Und als sie wenige Minuten später, leicht außer Atem, am Rand der Stadt ankommt, die Krähe mit einem letzten Ruf verschwindet, schaut sie sich im Dunklen der Nacht um. Bis sie es hört, das leise Pfeifen.

Zu der Ruine von Haus gehen, welches sich am Straßenrand aus dem Schatten hervorhebt, betrachtet sie dieses, ehe ihr Blick auf die Person fällt, welcher sich aus der Dunkelheit löst und sich auf sie zubewegt. Sieht die feuerrote Wallemähne als Erstes, dann den Rest von ihrer gegenüber. Ähnlich gekleidet wie selber, nur mit dem Unterschied, dass Hera ein Katana an ihrer Seite trägt und dessen, bordeauxrote Scheide, im Licht des Mondes glänzt.

„Nemesis, du bist pünktlich. Habe aber auch nichts anderes von unserer Musterschülerin erwartet“, hört sie die sarkastische Stimme von Hera, sieht den stechenden Blick aus ihren grünen Augen und verdreht ihre, jetzt schon genervt von Hera´s Art und Weise.

„Es ist wie immer ein Vergnügen, dich zu sehen, Hera.“

„Spare dir deinen Sarkasmus. Ich bin auch nicht begeistert darüber und bevor wir uns jetzt weiter sagen, wie gerne wir den anderen haben, sollten wir weiter. Der Dritte im Bund wartet auf der Nordseite der Insel. Von wo wir mit dem Schiff aus weiterfahren.“

„Hmm, wie recht du doch hast. Deine falschen roten Haare kann ich dir auch nachher noch herausreißen“, murrt sie verächtlich schnauben und sich nicht weiter wundern, dass es noch jemanden gibt, der bei diesem Auftrag beteiligt ist.

„Dann, Alter vor Schönheit“, sagen und Hera andeuten vor zulaufen. Kennt diese den Weg und bevor sie ihr folgt, schaut sie sich ein letztes Mal nach der Stadt um, in der die Piraten gerade ihren Spaß haben und dabei Wehmut verspüren. Wäre sie jetzt lieber dort als hier, doch weiß sie auch, dass das nicht möglich ist. Nie wieder möglich sein wird. Denn gehört sie einfach nicht in deren Welt. Und so, ihr Herz wieder verschließen. Spüren, wie es von der Kälte und Dunkelheit in ihr, verschlungen wird und sie nichts mehr fühlt. Wieder zu ihrem Alten ich zurückkehrt, dass nur für ihre Rache lebt. Genau wie es sein sollte und schon immer war.

*

Mit einem unguten Gefühl, nicht erklären können, wo dieses auf einmal herkommt, blickt er aus dem Fenster der Kneipe. Fühlt, wie sich eine Gänsehaut auf seinen Armen und Nacken bildet, während er in die dunkle Gasse blickt. Ist es ihm so, als wäre dort gerade jemand entlang gelaufen und hätte dabei zu ihm geblickt. Doch sieht er durch die kleine Scheibe nicht wirklich etwas, worauf er sich seufzend und kopfschüttelnd, wieder der Mannschaft zuwendet, die sichtlich ihren Spaß hat. Das unangenehme Kribbeln, dass irgendetwas Schlimmes bevorsteht, beiseiteschieben und sich wieder seinem Krug Bier zuwenden. Wäre es das erste Mal seit Jahren, dass irgendetwas passieren würde. Immerhin ist die große Piratenära vorbei und abgesehen von den Strohhüten, gibt es kaum noch welche, die ihnen wirklich gefährlich werden könnten. Haben es damals, bei der großen Schlacht, als Piraten und die Revolutionsarme die Weltregierung gestürzt haben, nur eine Handvoll Piratenbanden geschafft. Und seitdem, ist eh nichts mehr, wie es einmal war. Die Welt ist ruhig, ja fast schon friedlich geworden. Die Himmelsdrachen sind gefallen und damit auch die großen Geheimnisse offenbart und sogar die Marine lässt sie in Ruhe. Mit anderen Worten, es ist schrecklich langweilig geworden. Daher ignoriert er das seltsame Gefühl und beobachtet lieber, wie Shachi sein Glück bei einem der anwesenden Mädels versucht und eiskalt einen Korb bekommt. Sich ein mitleidiges Schmunzeln nicht verkneifen können, gerade, weil Penguin den ganzen Abend schon, nur Augen für Ikkaku hat, und seinen besten Freund kaum beachtet, wobei diese wiederum Penguin ignoriert und lieber mit einem wirklich gut aussehenden Hafenmitarbeiter flirtet.

Und während er sich das Spektakel so anschaut, fängt er, genau wie auf dem Weg hierher daran zu denken, dass es für ihn vielleicht auch bald an der Zeit ist, und worauf er einfach halber Mal, seinen Blick über die Frauen gleiten lässt, die sich in der Kneipe tummeln. Doch sieht er sofort, dass ihm keine so wirklich zusagt. Sei es, dass sie die falsche Haarfarbe haben, zu groß oder zu klein sind und während er sich so umblickt, hört er eine kleine Stimme in sich, die ihm zuflüstert, dass es nicht an der Haarfarbe oder Körpergröße liegt, dass ihm keine der Frauen gefällt. Sondern, dass er es doch besser wissen sollte. Und worauf ihm das Bild von O vor Augen erscheint, welche in ihrem wirklich hübschen blauen Kleid an der Reling seiner Tang steht und sanft lächelnd, die Sonne und Fahrtwind genießt und in diesem winzigen Moment, tatsächlich glücklich wirkt.

Auf grummeln und das Bild mit einem energischen Kopfschütteln vertreiben, da er davon nichts wissen will und sein Gewissen zum Schweigen bringen, nimmt er sich einen neuen Bierkrug zur Hand und verdrängt, oder besser ertränkt diese Gedanken in diesem.

*

Skeptisch, ohne jedoch skeptisch zu schauen, betrachtet sie den dritten in ihrem Team und welcher sich ihr als Sodom vorgestellt hat und bei dem sie ein ganz eigenartiges Gefühl in ihrem Magen bekommt. Als wäre dieser nicht ganz koscher und sie ihm besser nicht vertrauen, oder ihm gar den Rücken zudrehen sollte. Was eigentlich unmöglich ist. Immerhin werden alle neuen Mitglieder komplett durchleuchtet, dazu gibt es eine mehr als gründliche Überprüfung ihrer Vergangenheit. Und dennoch, irgendwas sagt ihr, dass sie bei ihm aufpassen sollte.

„Also, Sodom. Wie lange bist du schon Agent? Und wie viele Aufträge dieser Größenordnung hast du schon hinter dir?“, fängt sie ein zwanglos erscheinendes Gespräch an und sieht, wie ihr Hera einen ganz gewissen Blick zukommen lässt, welche hinter Sodom gerade das Segelschiff zum Auslaufen fertig macht und ihr zunicken. Geht es ihr wohl nicht alleine so.

„Es ist mein drittes Jahr, mit Ausbildung“, erzählt er ihr, worauf ihr fast die Augen ausfallen und auch Hera, Schnappatmung bekommt, als sie dies hört und sich ihnen zuwendet. Einen Blick drauf haben, der Gott sei Dank nicht ihr gilt.

„Wie bitte? Willst du mir gerade ernsthaft sagen, dass das hier dein erster Auftrag ist?“, geht sie den jungen Mann vor sich an, welcher jedoch die Ruhe selbst zu sein scheint und lächelnd nickt.

„Hmm, doch keine Sorge. Ich war vorher bei der Marine und habe dort schon einiges erlebt. Ich werde euch also kein Klotz am Bein sein, oder die Nerven verlieren.“

„Ts … und wenn schon. Marine und uns kannst du nicht miteinander vergleichen. Was meinst du, warum es uns gibt? Weil die feigen Schweine der Marine nicht genug Eier haben, um das zu tun, was wir machen“, regt sich die Rothaarige übelst auf, was sie nachvollziehen kann. Doch bringt es sie nicht weiter, so blickt sie Hera einfach an, ihr damit klar mitteilen, dass sie die Klappe halten soll. 

„Lässt sich jetzt nicht mehr ändern, also mach endlich das Schiff klar, damit wir loskönnen. Wir haben nicht ewig Zeit“, befiehlt sie ihr und es auch nur können, weil sie die Ranghörehre ist.

Und als sie wenigen Minuten später endlich unterwegs sind, setzen sie sich zusammen und Hera legt die Akte, mit dem Information über ihren Auftrag auf den Tisch. Das Zeichen der Nachtigall auf dem Deckblatt sehen können, und was die Echtheit dieser Akte beweist. Würde Hera ihnen nun ganz genau sagen, was sie erwartet und was sie dort zu tun haben.

„Also, aufgepasst. Ich werde mich nicht wiederholen“, fängt diese an und blickt einem jeden von ihnen, fest in die Augen, worauf sie verstanden haben, nickt. Und auch, wenn sie so ihre Schwierigkeiten mit der jeweils anderen haben, in einer Sache sind sie sich schon immer einig gewesen und geben wohl deswegen ein gutes Team ab. Der Auftrag steht über allen und muss zu hundert Prozent ausgeführt werden.

„Laut den Informationen von der Nachtigall gibt es auf der Insel einen geheimen Unterschlupf, der sich mehrere Stockwerke tief unter der Erde befindet. Dort werden zur Zeit, acht Kinder unter zehn Jahren festgehalten, und welche zum Verkauf stehen. Doch bis das passiert, wird, wohl laut dem, was man herausgefunden hat, Experimente an diesen durchgeführt. Von einem Wissenschaftler, der damals eine Zeitlang eng mit Cesar Crown zusammengearbeitet hat und noch grausamer sein soll, als dieser es war.“

Ihre Hände zu Fäusten ballen, betrachtet sie die heimlich aufgenommenen Fotos, welche neben Labor, auch Zellen zeigen, die klein, dunkel und verdreckt sind und mitten in diesen, sich mehrere Kinder an die hinterste Wand drängen. Und als sie sich die anderen Bilder anschaut, entdeckt sie den Grund, warum Hermes unbedingt sie dabei haben wollte.

„Dr. Painless“, knurrt sie, das Foto zur Hand nehmen, auf dem er zusammen mit ein paar anderen Männern zu sehen ist und welche gerade eine große Kiste auf ein Schiff verladen. Sie braucht nicht fragen, was in dieser Kiste ist, weiß sie es auch so. Spätestens jedoch, als sie die Luftlöcher in dieser sieht.

„Hmm, ganz genau. Ihm selber scheint dieser Ring nicht zugehören, doch ist er wohl gut mit dessen Besitzer befreundet. Es wurde beobachtet, wie er einige Male dort ein- und ausgegangen ist.“

„Ist bekannt, ob er sich immer noch dort aufhält?“

„Keine Ahnung, doch ist er nicht unser Hauptziel. Sondern die Kinder dort herauszuholen und sie der Marine zu übergeben. Wenn du jedoch eine Chance bekommst, ihm den Kopf von den Schultern zu schlagen, tu dir keinen Zwang an.“

Auf dieser Aussage hin, Hera anschauen, welche ihr bekräftigend zunickt und dabei glatt lächelt. Kennt sie, genau wie die meisten anderen Agents den Grund, warum sie überhaupt damit angefangen hat und ein jeder, würde ihr das Schwein auf einem Silbertablett servieren, sollten sie eine Chance dazu bekommen.

„Gut, weiter im Text …“

*

Seufzen und fragen, warum er und Shachi sich das antun dürfen, betrachtet er den betrunkenen Penguin, welcher zwischen ihnen beiden auf der Schulter hängt und lallend am Jammern ist. Sich darüber beklagt, dass Ikkaku mit dem Hafenmitarbeiter mitgegangen ist, anstelle bei ihm zu bleiben. Würde sie denn nicht wissen, dass er sie mag.

„Dann sag es ihr“, kommentiert Shachi das Selbstgespräch seines besten Freundes seufzend, selber nicht unbedingt glücklich aussehen, da er ebenfalls kein Erfolg bei den anwesenden Damen hatte.

„Mach ich“, hören sie Penguin nuscheln, und sehen, wie diesem immer weiter die Augen zufallen und er ihnen, wenig später, ins Ohr schnarcht.

„Klasse, einfach klasse“, grummelt er, sich den Abend echt nicht so vorgestellt haben. 

Nicht nur, dass er ständig an O denken musste und sich gefragt hat, was diese gerade tut und ob sie wirklich die Crew verlassen wird.

Nein, seine innere Stimme musste auch noch anfangen, die anwesenden Frauen mit ihr zu vergleichen und aufzuzeigen, warum die Schwarzhaarige besser wäre, als die Blonde, bei der er sich für einen Moment überlegt hatte, sie anzusprechen. 

„Musste ja so kommen. So wie sie aneinandergeklebt haben, war es nur eine Frage der Zeit“, fängt Shachi ein Gespräch an, worauf er sich dankbar diesem zuwendet. Seinen eigenen Gedanken damit wenigstens für den Moment entkommen.

„Hmm, dachte ich mir heute Morgen auch schon“, stimmt er zu, Penguin dabei etwas weiter hochziehen, als dieser zu rutschen anfängt und der nichts von alldem mitbekommt und den Schlaf der Gerechten schläft.

„Hast du schon einmal drüber nachgedacht, Käpt´n?“

„Woran?“, nicht genau verstehen, worauf Shachi hinauswill, schaut er diesen über Penguins Kopf hinweg an und sieht dessen nachdenklichen Blick, welcher zum Vollmond gerichtet ist.

„Dir eine Frau zu suchen, die Crew aufzulösen und sesshaft zu werden. Als Arzt zu arbeiten. Da wir dank der Strohhüte und der neuen Regierung, Amnestie vorweisen können, ist es ohne Probleme möglich, irgendwo neu anfangen.“

„Hmm, in letzter Zeit … schon“, murmeln und Shachis verstehenden Blick ausweichen und nun selber den Vollmond über ihnen betrachten.

„Ja. … Ich auch.“

*

Den dunklen Gang hinter sich lassen, folgt sie Hera und Sodom als Rückendeckung und bleibt stehen, als die Rothaarige das Zeichen dafür gibt und um die Ecke rechts neben sich schaut.

Gespannt abwarten was nun passiert, ob es dort weiter geht, oder sie noch tiefer unter die Erde müssen, schaut sie zu Hera, welche sich seufzend zu ihnen umdreht.

„Wir müssen uns aufteilen. Sodom und ich gehen weiter geradeaus. Nemesis, du nimmst den Gang hier und suchst dort nach den Kindern. Nimm alles an Information mit, die nützlich erscheinen. Solltest du nichts finden, komme nach.“

„In Ordnung“, hauchen, ihr zunicken und dabei mit den Augen auf Sodom zeigen, worauf sie verstehend nickt.

„Pass auf dich auf. Sollte etwas schiefgehen, treffen wir uns zum Sonnenaufgang auf der Ostseite der Insel.“

„Alles klar, ihr auch auf euch“, sich damit von den beiden absetzten, läuft sie in den Gang rechts rein und lauscht dabei auf Stimmen oder anderen Geräuschen, die ihr sagen, dass jemand in der Nähe ist. 

Doch bleibt alles still und als sie wenige Minuten später, in einem großen Raum ankommt, in dem mannshohen Kisten stehen, schaut sie sich aufmerksam um. Sich die Kisten anschauen und verärgert und voller Hass über diese Menschen, die Fäuste ballen.

Sind es die gleichen Kisten, die sie auf dem Foto gesehen hat und mit dem die Kinder zu ihren neuen Besitzern verschifft werden.

„Verfluchten Dreckschweine“, knurren, wendet sie sich von diesen ab und geht leise weiter in den Raum, sich nach einem anderen Ausgang umsehen. Und diesen gut versteckt, hinter einem natürlichen Felsvorsprung finden und aufgrund eines Gefühls, ihre Shoto´s ziehen, worauf diese anfangen zu vibrieren. Als würden sie sich auf das Kommende freuen.

Mit einem letzten tiefen Atemzug geht sie in den erleuchteten Gang rein, in welchem sich alle zwei Meter entfernt, eine neue Tür befindet und hinter der sie Zellen ausmachen kann. Andere, als die auf den Fotos und wo die Kinder wahrscheinlich hingebracht werden, nachdem sie verkauft und bevor sie verschifft werden.

Sich angespannt vergewissern, dass ihr immer noch keiner folgt, oder ihr entgegenkommt, schaut sie in jede Zelle rein, sichergehen, dass sich dort keines der Kinder befindet. Doch sind alle Zellen leer, die es hier gibt und sich langsam fragen, was ihr los ist, als sie das Ende des Gangs erreicht und vor sich einen weiteren großen Raum sieht. Denn, seit sie auf diese Insel gekommen sind, haben sie weder Wachen noch Mitarbeiter gesehen, was ihr dann doch sehr seltsam erscheint. Bei der Größe der Anlage, der Anzahl der Zellen, müssten hier mindestens dreißig bis vierzig Leute arbeiten. Wenn nicht gar mehr. Doch nichts.

Den Griff um ihre Shoto´s festigen, betritt sie langsam den Raum, sieht auch sofort, dass es mehrere Zugänge gibt. Sogar einen, der eine Etage weiter hoch führt und auf dem sie jemanden stehen sieht.

Sich im Schatten eines Stalagmiten verstecken, schaut sie sich nach einem Weg um, damit sie ungesehen weiter gehen kann, hört jedoch plötzlich einen lauten Knall und worauf sich sofort der ganze Raum mit Nebel füllt.

„Verdammt“, keuchen und ihren Ärmel vor Mund und Nase drücken, versucht sie, den Weg zurückzugehen, wieder den Gang mit den Zellen zu finden, als sie ein ihr bekanntes Lachen hört.

Ein Lachen, das sie seit zehn Jahren jede Nacht im Schlaf heimsucht und dessen Besitzer der Grund für ihre Albträume ist und welches, nur wenige Meter von ihr entfernt erklingt.

Stocksteif stehenbleiben, blickt sie sich trotz des Nebels aufmerksam um und hört, wie etwas Großes bewegt wird und Ketten rascheln, als auch schon der Nebel durch einen großen Abzug über ihr, eingesaugt wird.

Sich mit angespannten Blick umschauen, sieht sie mittlerweile nicht nur eine Person, sondern drei auf dem Zugang zur nächsten Etage stehen und welche auf sie herunterblicken und sich dabei köstlich amüsieren.

„So sieht man sich also wieder, Nemesis“, höhnt, der groß gewachsene Mann, sie mit seinen eisblauen Augen betrachten und welche ihr eine Gänsehaut bescheren. Sind es diese Augen, die sie immer wieder in ihren Träumen sieht, während er irre lachend, dass Messer immer wieder in ihre Tochter steckt.

Mit gefletschten Zähnen schaut sie zu Dr. Painless rauf, diesem am liebsten sofort angreifen, doch als sie Sodom neben diesen erkennt und welcher Hera´s Katana in der Hand hält, an dessen Klinge, das Blut runter läuft, zwingt sie sich, bei der Sache zu bleiben. Genau vor solchen Momenten hat Hermes sie immer wieder gewarnt. Und so gerne sie auch alles vergessen würde und den Mörder ihres Mannes und Tochter, angreifen will, besinnt sie sich und atmet zittrig ein und aus.

„Verräter“, brüllt sie stattdessen Sodom zu, von der ersten Sekunde gewusst haben, dass mit ihm etwas nicht stimmt und, wie sie sieht, recht damit hatte. Nebenbei sich nach Hera umschauen, hoffen, dass diese noch lebt und entkommen konnte und überlegen, wie sie selber hier wieder herauskommen soll und was mit den Kindern ist.

„Wo ist sie?“, will sie daher Zeit schindend wissen, ihre Shoto´s fester packen und gleichzeitig darauf achten, dass sich niemand von hinten anschleicht. Hat dieser Raum einfach zu viele Ein- und Ausgänge, wo jederzeit, jemand herauskommen kann.

„Sie lebt, keine Sorge. Ebenso die süßen kleinen Kinder, die ihr ja unbedingt retten wolltet. Doch bezweifel ich, dass du sie jemals wieder sehen wirst.“

„Warum?“

„Warum ich euch verraten habe, meinst du? Nun, um euch zu verraten, müsste ich wirklich Teil von euch gewesen sein, doch das war ich nie. Ich war vom ersten Moment nur an Informationen interessiert. Wie viele es von euch gibt. Wie ihr mit richtigen Namen heißt, wo ihr euch normalerweise aufhaltet. So was halt. Ihr von der BlackO, seit uns schon lange ein Dorn im Auge und es wird Zeit, euch auszulöschen. Und mit dir, liebe Nemesis, fangen wir heute an“, erklärt er ihr und am Ende, mit den Fingern schnipsen, worauf gut dreißig Mann aus den verschiedenen Gängen geströmt kommen und sich um sie herum verteilt hinstellen.

„Verdammt scheiße“, murmeln und sich der Überzahl an Gegnern zuwenden, wissen, dass sie nur durch ein Wunder, hier wieder lebend herauskommen wird. Als auch schon der Erste auf sie zu gestürmt kommt und welchen sie, mit einem kurzen Schlagabtausch ihrer Klingen, enthauptet. Und bevor dessen Kopf den Boden berührt, spürt sie einen Schmerz an ihrer Hüfte, sehen, dass ein zweiter Mann, sie dort mit seinem Dolch verletzt hat. Und während sie sich diesem zuwendet, stürmen auch schon der dritte und vierte Mann, mit gezückten Schwertern von der Seite auf sie zu. Worauf sie gezwungen ist, ihr Reflexionsschild hochzuziehen und so wenigstens ihre Rückseite zu schützen, während, sie sich zusammen mit ihren Shoto´s, einem Gegner nach dem nächsten stellt. Wissen, dass das hier die reinste Verzweiflungstat ist und sie dies hier, nie und nimmer überstehen wird. Doch als sie im Augenwinkel sieht, wie Dr. Painless zusammen mit Sodom und dem dritten ihr unbekannten Mann, verschwindet, vergisst sie alles um sich herum, und dreht sich zu dem erhöhten Zugang.

„Nein!“, brüllen, da er schon wieder vor ihr davon laufen will und bei dem Versuch, ihm hinterherzurennen, gleich drei Männer mit ihren Shoto´s aufschlitzt. Jedoch nicht ohne dabei selber verletzt zu werden. Doch achtet sie nicht darauf und ignoriert die Klinge, die sich tief in ihre Seite gebohrt hat. Doch versperren ihr immer mehr der Männer ihr den Weg, worauf sie keine Chance hat, auch nur in die Nähe des Zugangs zur nächsten Etage zukommen und worauf, das Monster ihrer Träume, mit einem Lächeln auf den Lippen und einem gewinnenden Blick, durch die Tür verschwindet.

*

Die Arme hinter seinen Kopf verschränkt, liegt er auf seinem Bett und starrt nachdenklich die Decke an. Lauscht den leisen Wellen, die immer wieder an die Außenwand schlagen und sich immer wieder fragen, wo O ist und ob es das war. Denn, hat er, nach dem er wieder zurück auf der Tang war und Penguin ins Bett verfrachtet hatte, festgestellt, dass ihre Kajüte verlassen ist und er sie auch sonst nirgendwo finden kann. Und ob sie tatsächlich, ohne ein Wort zu sagen, gegangen ist. Auch wenn er sich das nicht vorstellen kann. Immerhin sind ihre Sachen noch in ihrer Kajüte. Ihre Kameraausrüstung und auch ihre Kleider, wie er gesehen hat. Dazu schätzt er sie auch nicht so ein, dass sie, ohne sich zu verabschieden, sich aus dem Staub machen würde. Denn, auch wenn sie es wohl selber nicht wahrhaben will, es nicht kann, oder was auch immer bei ihr falsch läuft, bedeuten ihr wenigstens Ikkaku und Penguin etwas. 

Sich seufzend über die Augen wischen, genervt von sich, aber auch von O, murmelt er „Das Weib macht nichts als ärger. Jetzt ist sie schon nicht da und ich kann trotzdem nicht schlafen.“

Ein weiteres Mal seufzen, setzt er sich auf und blickt aus dem Bullauge. Sieht die ersten schwachen Strahlen des nächsten Tages am Horizont und beschließt, dass er das Schlafen für heute sein lassen wird und sich anstelle dessen, einen Kaffee gönnt. Und zur Not würde er sich später noch einmal hinlegen. 

Damit vom Bett aufstehen, erklingt plötzlich ein dumpfes Geräusch vor seiner Tür, wie, als wäre etwas, oder jemand hingefallen und sich kopfschüttelnd, fragen, welchen der Männer aus der Crew, er nun in dessen Bett tragen darf. Und damit seine Kajütentür öffnen … 

*

Immer wieder vor Schmerzen und Blutverlust kurz davor stehen, endgültig die Besinnung zu verlieren und anhalten müssen, schleppt sie sich Schritt für Schritt weiter. Sich dabei die große Wunde an ihrer Seite halten, in der noch die abgebrochene Klinge eines der Katana steckt und welches sie sich eingefangen hat, als sie Dr. Painless daran hindern wollte, schon wieder vor ihr davonzulaufen.

Und es nicht geschafft hat. Schon wieder nicht. Genau wie vor zwei und fünf Jahren, als sie ihm so nahe war. Nahe genug, dass sie ihn hätte töten können. Doch schafft er es immer wieder, ihr zu entkommen. 

Keuchend und Blutspucken, lehnt sie sich schweißüberströmt an eine der Hauswände. Langsam nicht mehr können, ihre Grenzen bei weiten überschritten haben und doch darf sie nicht aufgeben. Egal wie groß die Schmerzen sind, egal wie viel Blut sie schon verloren hat und noch verlieren wird. Sie muss weiter und so stößt sie sich kraftlos von der Wand ab, setzt einen Schritt vor den nächsten. Mit der Polar Tang und ihrem Käpt´n als Ziel vor Augen. Hoffen, dass sie dort immer noch Hilfe bekommt. Law sie nicht wegschicken wird. Er ihr hilft, trotz der Dinge, die sie ihm an den Kopf geknallt hat. Trotz der Tatsache, dass sie sich so verhalten hat, wie sie es tat. Denn wenn nicht, würde sie hier und heute sterben und das, ohne sich an dem Mann gerecht zu haben, der ihr Liebstes genommen hat.

Und als sie wenig später ihr Zuhause auf Zeit sieht, wie es still auf dem Wasser treibt, von den ersten Strahlen des Tages beleuchtet wird, ihr Sicherheit und Schutz verspricht, zieht sie sich an dem Geländer der Rampe zum Deck hoch. Sich nicht erklären können, woher ihr Körper die Kraft nimmt. Doch als sie endlich oben angekommen ist, wankt sie über das Deck bis zur Tür, die sie ins Innere und damit zu Law bringt. Sich an der Wand entlang schieben, keine Kraft mehr haben, ihre Füße zu heben und ein weiteres Mal Blut spucken und anhalten müssen, lehnt sie sich Luft schnappend an die Wand, schaut mit fiebrigen Augen den Gang runter, der zu ihrer und Law´s Kajüte führt und als sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich bei den Kajüten angekommen ist, bricht sie zusammen. 

*

„Was …“ , hauchen, als er O blutüberströmt auf dem Boden liegend vorfindet. Das Gefühl haben, jemand reiße ihm den Boden unter den Füßen weg, als er ihren rasselnden Atem hört, die Klinge in ihrer Seite stecken sieht und die Blutlache zu seinen Füßen, die immer größer wird. 

Doch keine Sekunde später, hat er sich wieder gefangen, schiebt alle störenden Gefühle und Gedanken beiseite, die ihm bei ihrem Anblick überkommen und kniet sich neben sie. Fühlt nach ihrem Puls, welcher zwar schwach und ungleichmäßig ist, aber noch lebt sie. Und damit das auch so bleibt, betrachtet er ihre Verletzungen und mit denen er sie so nicht ohne weiteres transportieren kann. 

Knurrend, „Room. Shambles“, sagen und sich mit ihr direkt in den OP, teleportieren.

Sie dabei auf den Tisch vor sich landen lassen und mit einem letzten Blick zu ihr, zu der Freisprechanlage gehen.

Würde er bei der Operation, Hilfe brauchen und damit, „Shachi, komm sofort in den OP“, in diese sagen und sich dann wieder O zuwenden. Welche schwer atmend, blass, blutüberströmt und mit deutlich Fieber, vor ihm liegt. Und ihr Anblick, ihm schmerzt.

„Was hast du nur getan?“, hauchen, ihr eine Atemmaske überziehen, dabei leicht mit seinem Finger über ihre Wange streicheln, welche sich kalt anfühlt.

Damit fertig, fängt er an, ihr die Kleidung vom Körper zu schneiden. Sich innerlich fragen, was das alles soll. Warum sie diese trägt, woher sie diese Verletzungen hat und wer sie wirklich ist. Und als sie völlig entblößt vor ihm liegt, er das Ausmaß ihrer Verletzungen so richtig sieht und begreift, schließt er für eine Sekunde seinen Augen. Sie so nicht sehen wollen. Nicht mit diesen ganzen Wunden. 

Doch als er das, „Heilige Scheiße …“, von Shachi hört, atmet er tief durch und blickt zu seinem Crewmitglied, bevor er O an den Monitor anschließt. Ihren Herzschlag betrachten und welcher ihm nicht gefällt. Würde er sich beeilen müssen. Andernfalls könnte sie einen Herzstillstand erleiden. 

„Kümmer dich um die kleineren Schnitte, Stichwunden und um ihr Handgelenk. Das muss gerichtet und geschient werden. Nebenbei kontrollierst du ihre Werte. Ich muss als Erstes die Klinge aus ihr herausbekommen, ohne ihre Lunge zu verletzen. Wahrscheinlich hat die Leber auch etwas abbekommen und wer weiß, was ich sonst noch finde.“

„In Ordnung.“

Und mit einem letzten Blick zu O nimmt er sich das Skalpell zur Hand und setzt den ersten Schnitt.

*

Den Faden abschneiden, als er mit der letzten Naht fertig ist, atmet er geschafft auf und schaut müde auf die Uhr, welche ihm halb neun anzeigt und er damit gute vier Stunden für die OP gebraucht hat. Und das nach dem Besuch in der Kneipe. Seine Schultern und Nacken kreisen lassen, die Verspannung in diesen und in seinem Rücken deutlich spüren. Doch erwiesen sich ihre Verletzungen als deutlich schlimmer, als auf den ersten Blick zu sehen war. Dazu musst er sie einmal reanimieren …

Und sich fast auch, denn als ihr Herz stehengeblieben ist, setzte sein eigenes ebenfalls für einen Schlag aus, bevor er es doppelt so schnell weiter schlug. Nach dieser Sache sich selber nicht mehr anlügen können, dass er nichts für die Schwarzhaarige übrig hat. Wohl eher das Gegenteil und er sie definitiv gerne hat. Wie gerne, würde er wann anders versuchen herauszufinden.

„Bringst du sie ins Patientenzimmer?“, bittet er Shachi, dabei O´s Gesicht betrachten, welche tief in Narkose ist und das auch noch die nächsten Stunden bleiben wird.

„Natürlich.“

„Danke. Sag den anderen noch nichts. Auch wenn ich bezweifle, dass die nach dem Saufen überhaupt etwas mitbekommen haben.“

„Ist gut. Was dagegen, wenn ich mich dann auch etwas hinlege?“

Seinen Kopf schütteln und Shachi betrachten, der genauso fertig ausschaut, wie er sich fühlt. 

„Mach ruhig“, würde er dies gleich ebenfalls tun. Doch davor hat er noch etwas zu erledigen und verlässt geschafft und gähnend den OP. Den Weg zu ihren Kajüten einschlagen und hoffen, irgendeinen Hinweis darauf bekommen, wer O ist. Was da heute Nacht passiert ist und wo sie war. 

Bei ihrer Kajüte angekommen, betrachtet er die Blutspur und die Blutlache vor seinem Zimmer und ballt seine Faust, presst die Zähen aufeinander, hört seinen Kiefer knacken. Besinnt sich dann jedoch wieder, Wut würde ihm jetzt nicht weiterbringen.

Dem Blut ausweichen, würde er sich da später darum kümmern, betritt er ihr Zimmer und schaut sich in diesem um.

Und beschließt, mit dem Kleiderschrank anzufangen, und öffnet diesen daraufhin.

Betrachtet ihre vielen Kleider, zieht die wenigen Hosen und Shirts heraus und zum Schluss noch ihre Unterwäsche.

Alles zusammen aufs Bett legen, sieht er die kleine Box in der hintersten Ecke. Öffnet diese, doch befindet sich in dieser nichts.

„Hmm.“

Diese damit wieder weglegen, schaut er sich in dem kleinen Raum um, wobei ihm das erste Mal richtig auffällt, dass O nichts außer ihrer Kleidung und Fotoausrüstung mitgebracht hat. Nicht einmal Bücher oder andere Erinnerungsstücke sieht er.

Die Kleidung wieder in den Schrank stopfen, fängt er an, ihr Bett auseinander zunehmen, wo er neben einem Foto, eine Teleschnecke findet, welche ein Emblem aufgemalt hat und welches ihm bekannt vorkommt. Doch weiß er nicht woher und würde er sich darum später kümmern. Die Schnecke an sich nehmen, damit diese versorgt wird, hebt er die Matratze an, worauf er einen länglichen Gegenstand unter dem Bett liegen sieht, zusammen mit einer leeren Seitentasche.

Doch schnell wird ihm klar, dass dies nur eine Aufbewahrungsbox ist und wieder springt ihm das Emblem ins Auge.

„Nichts … absolut nichts“, flucht er, sich in noch einmal im Raum umschauen. 

Sich aufs Bett setzten, nimmt er das Foto zur Hand, schaut die viel jüngere O an, die glücklich strahlend, mit einem Baby auf dem Arm in die Kamera schaut. Neben ihr ein groß gewachsener Mann, der sichtlich Stolz blickend, seinen Arm um sie gelegt hat.

Die Rückseite betrachten, liest er die wenigen Worte, die dort stehen.

„Bug und Olive, zusammen mit Baby Lilly.“

„Olive“, murmelt er, nun ihren richtigen Namen kennen, der ihm gleich viel besser gefällt, was ihm jedoch nicht weiter bringt.

Im Gegenteil hat er nun nur noch mehr Fragen. Sich seufzend übers Gesicht streichen, hört er den plötzlich entstehenden Tumult im Gang und die Schritte, die zum ihm unterwegs sind. Ein Teil der Crew ist damit dann auch wohl erwacht und hat die Blutspur gesehen.

„Ach du … Käpt´n? Was ist passiert?“

Ikkaku und die anderen, die hinter ihr stehen anschauen, seufzt er laut auf.

„Erzähle ich euch im Gemeinschaftsraum. Trommelt alle zusammen.“

„Lebt sie?“, die Sorge in Ikkakus Stimme hören und in ihrem Blick sehen, nickt er sachte.

„Im Moment ja und jetzt sag den anderen Bescheid.“

Ihr zögerliches Nicken sehen, ehe sie mit, einem letzten Blick auf die Blutlache vor seiner Kajüte, verschwindet.

*

Kalt, ihr ist so schrecklich kalt, dass sie sich kaum bewegen kann, und doch zwingt sie irgendetwas dazu, weiterzugehen.

Ihre Arme um ihren Oberkörper schlingen, schaut sie auf ihre Umgebung.

Sieht das kleine, friedliche Dorf, in dem sie aufgewachsen und bis vor einigen Jahren gelebt hat.

Den Blumenladen, der ihrer Freundin gehört.

Das kleine Café, in dem sie regelmäßig den leckeren Kuchen gegessen hat.

Die Kirche, in der sie geheiratet hat und den Friedhof dahinter, wo zwei ihrer Herzen begraben liegen.

Mit feuchten Augen schaut sie auf das Gelände, während irgendetwas sie weiter treibt.

Es nicht zulässt, dass sie ihre beiden Babys besucht, die noch vor ihrer Geburt sterben mussten.

Die sie nie im Arm halten durfte.

Ihren Blick abwenden müssen, als sie immer weiter von dem Ort weggezogen wird.

Weiter den sanften Hügel hinauf, mit der großen Weide, unter der sie so oft gegessen ist und einfach nur das Leben genossen hat.

Und dann sieht sie es.

Ihr Zuhause.

Das kleine, gelbe Haus, in dem sie mit Bug und Lilly gelebt hat.

Sieht den kleinen Garten, die Lilien im Beet, welche ihre Lieblingsblume ist und die sie jedes Jahr von Bug geschenkt bekommen hat.

Spüren, wie bei diesem Anblick etwas in ihr zersplittert, in tausend Teile zerspringt, geht sie die wenigen Stufen hoch, die sie zur Haustür führt.

Durch diese gehen, schaut sie sich in dem Raum um.

Die Küche, in der sie jeden Tag das Essen fertig gemacht hat.

Das Sofa, auf dem sie schöne Stunden in Zweisamkeit mit ihrem Mann verbringen durfte und die Fotos an den Wänden, die ihr ein Leben zeigen, welches schon so lange her ist, dass sie manchmal bezweifelt, dieses überhaupt geführt zu haben.

Ist ihr Jetziges so gänzlich anders.

Da gibt es keinen liebenden Ehemann, keine kleine Tochter, die noch wachsen und die Welt erkunden will.

Nein.

Jetzt gibt es nur die Einsamkeit, den Schmerz und die pure Verzweiflung, dies alles für immer verloren zu haben.

Die Treppe hochgehen, führt ihr Weg sie an ihrem Schlafzimmer vorbei.

An dem Bett, in dem Bug sie so voller Liebe und Leidenschaft geliebt hat, in dem ihre kleine Tochter gezeugt wurde.

Doch weiter gehen müssen, blickt sie auf die Tür am Ende des Flures.

Dem Kinderzimmer.

Und auf einmal Angst verspüren, wissen, dass der Anblick des leeren Raumes sie nur noch weiter ins Dunkle treiben wird und sie das nicht sehen will.

Nicht sehen, was einmal war und hätte sein sollen.

Jedoch nicht gegen den Zwang ankommen, weiter laufen zu müssen.

Und als sie vor der Tür ankommt, diese sich öffnet und sie ins Zimmer gezogen wird, schaut sie auf den Schaukelstuhl, in dem sie Lilly immer gestillt hat.

Die dort in ihren Armen geschlafen hat, während sie ihr dabei zuschaute.

Und ihr Herz mit all der Liebe gefüllt wurde, die dieses kleine Wesen in ihr entstehen lassen hat.

Weiter geht es zum Wickeltisch, der so manches Unheil abbekommen hat und zum Ende, auf das leere Babybettchen.

Und sie fühlt, wie eine erneute Welle an Kälte und Schmerz ihr Herz umschlingt, ihr die Tränen die Wange herunterlaufen und ihre Seele zerrissen wird.

Mit der Hand über das weiße Holz streichen, glaubt sie das Lachen ihrer Tochter zu hören, die Stimme von Bug, wie er mit ihr spricht.

„Bitte hör auf … es tut so weh … ich kann nicht mehr“, wimmert sie, es einfach nicht mehr aushalten und sich wünschen, damals auch gestorben zu sein.

Dann müsste sie jetzt nicht damit leben.

Nicht diesen unsagbaren Schmerz fühlen und könnte bei ihrer Familie sein.

Sich auf den Boden fallen lassen, macht sie sich klein, zieht ihre Beine ganz eng an sich und hält sich dabei die Ohren zu, als das Lachen und die Stimme immer lauter wird.

Und sie langsam aber sicher dem Wahnsinn verfällt.

Und als sie glaubt, es geht nicht mehr, sie hier endlich sterben wird, spürt sie auf einmal eine Wärme an ihrer Hand, welche sich immer weiter in ihrem Körper ausbreitet. 

Und dabei leise wispert, „Komm zurück, Olive. Du bist nicht mehr allein, es gibt jemand, der auf dich wartet und dem du sehr wichtig bist. Und jetzt mach die Augen auf, öffne dein Herz und lebe wieder.“

Ihr dabei den Schmerz, die Einsamkeit, die Kälte und ihre Verzweiflung nimmt.

Den kleinen Funken in ihr, wieder neu entfacht und größer und stärker den je, brennen lässt.

Die Stimmen verklingen lässt und sie aus ihrer Erinnerung zieht.

Ihr, ihr neues Leben zeigt.

Die Piraten an ihrer Seite, bei denen sie sich verdammt wohlfühlt.

Mehr als sie es jemals für möglich gehalten hat.

Und die sich, in ihr Herz geschlichen haben. Nach und nach.

Diese nicht mehr missen wollen, es sich endlich eingestehen. Erlauben.

Erlauben, Freunde zu haben, nicht mehr allein im Dunklen zu wandern. 

Ikkaku, welche sie warm anlächelt und in der sie eine Freundin gefunden hat. 

Uni und Clione, die lachen, als sie ihr das Mehl auf dem Kopf gefallen ist.

Sie loben, für das leckere Essen, das sie gezaubert hat und allen so gut geschmeckt hat.

Penguin, wie er einfach nur neben ihr liegt und sie seine Anwesenheit genießt.

Wie er sie zum Lachen bringt, ihr die Kälte nimmt.

Einfach, weil er da ist.

Und dann noch Law, welcher ihr sein Wahres ich gezeigt hat. Ihr gezeigt hat, dass nicht jeder Arzt der Pirat ist, ein Monster ist.

Und welcher neben ihrem Krankenbett sitzt, sie mit Sorge, in den sonst so kühl wirkenden Augen, anschaut und den sie mittlerweile gerne hat.

*

Auf den Monitor schauen und ihre Herzfrequenz beobachten, welche ihm eindeutig zu hoch ist, hält er ihre kalte Hand in seiner.

Schaut in ihr Gesicht, welches blass und verschwitzt von ihren schwarzen Haaren umrahmt wird.

Sieht das wilde Hin und Her ihrer Augen und weiß, dass sie gerade alles andere, als einen schönen Traum hat.

„Olive … “, spricht er sie leise an, ihr helfen aus dem Traum zu entkommen und endlich aufzuwachen.

Ist die Narkose schon lange aus ihrem Körper heraus und doch ist sie bisher nicht aufgewacht.

Und als er seine andere Hand an ihre Wange legt, ihre kalt feuchte Haut fühlt, spürt er ein Zucken, welches durch ihren Körper geht und sieht, wie sie langsam und blinzelnd ihre Augen öffnet. Ihren Blick hin und her gehen lässt und als sie ihn sieht, stoppt.

Ihn müde und mit feuchten Augen, aus dem die ersten Tränen laufen, anschaut, ehe ihr drei gehauchte Worte über ihre trocknen Lippen kommen, die er bis gestern für unmöglich gehalten hat.

„Hilf mir … Law.“



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