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STARRE

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche allen Lesern frohe Ostern. Vielen Dank, dass ihr die Geschichte verfolgt<3

Liebe Grüße

Blanche7<3 Komplett anzeigen

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Das Leben selbst in die Hand nehmen

Seitdem ich nach Berlin gekommen bin, war es mein oberstes Ziel, auf eigenen Beinen zu stehen und ein unabhängiges Leben zu führen. Ein Leben, das ich mir selber aufbaue und in dem ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann. Ich wusste nicht, ob Herr Metz es ernst gemeint hatte, als er sagte, dass ich einmal das Bordell übernehmen könnte. Aber falls doch, wäre genau das meine beste Chance, meinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Als Schulabbrecher und Ausreißer hatte ich ja leider nicht sonderlich viele Möglichkeiten. Zusätzlich beschloss ich, mein verdientes Geld zu sparen und es nicht leichtfertig auszugeben. So hätte ich noch was in der Hinterhand, falls doch alle Stricke reißen sollten.
 

Bevor die Ferien vorbei waren und ich einen festen Job mit unregelmäßigen Arbeitszeiten antreten würde, wollte ich unbedingt noch einmal nach Hause. Die Stadt und mein Vater waren mir total egal, aber es war mir sehr wichtig, Jen und Michael zu sehen. Ich ging zwar davon aus, dass es ihnen gut ging, aber ich wollte ihnen auch zeigen, dass bei mir alles in Ordnung war. Sie waren zwar auch oft mit ihm aneinandergeraten, aber er hatte sie nie missbraucht und zum Spaß verprügelt… Luca hatte darauf bestanden mitzukommen und nachdem wir die Erlaubnis seiner Eltern eingeholt hatten, saßen wir auch schon im Zug nach Essen, meiner Heimatstadt.
 

„Bist du schon sehr aufgeregt?“, wollte Luca von mir wissen und sah mich mit seinen strahlend blauen Augen an. „Ja, ich freue mich, meine Geschwister zu sehen, aber ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, dass du mitgekommen bist. Denn ich weiß nicht, ob es meinem Vater gut geht. Du musst wissen, an dem Tag, bevor ich nach Berlin gekommen bin, haben wir uns heftig gestritten. Er wollte mich mal wieder verprügeln. Nur dieses Mal war es anders als sonst, er war von Zorn zerfressen, als er auf mich losging. Also habe ich ihm eine schwere Vase auf den Kopf geschlagen und bin verschwunden. Keine Ahnung, ob er noch am Leben ist“, antwortete ich nachdenklich und mit gedämpfter Stimme. Als ich dies sagte, hatte ich die Szene vor Augen, wie er bewusstlos zu Boden sank und Jen schrie: „Du hast ihn umgebracht!“. Luca musste stark schlucken und betonte dann, dass er nicht glaubt, dass es mein Fehler war.
 

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit in Essen am Bahnhof ankamen, zündete ich mir erst einmal eine Zigarette an. Dann liefen wir die Straße hinunter. Es war nicht weit bis zu unserem kleinen Haus. Ich war aufgeregt und nervös zugleich, da ich nicht wusste, was mich erwartet. Ich schloss vorsichtig die Haustür auf und spähte in das Treppenhaus. Die Luft schien rein zu sein, also ging ich langsam in den Flur.
 

***
 

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen folgte ich Marcus in das Haus. Als ich mich umschaute, sah ich unten an der Treppe Blutflecken. An der Treppenwand waren Blutspritzer und blutige Handabdrücke und überall auf dem Boden vor der Treppe waren eingetrocknete große Flecken und Fußabdrücke. Hatte Marcus hier seinem Vater die Vase auf den Kopf geschlagen? Und falls ja, warum hatte keiner versucht, die Flecken zu entfernen? Und warum roch es hier so stark nach Alkohol? Wo bitte war ich hier gelandet? Ich kam mir vor, wie in einem schlechten Horrorfilm. Die alten dunklen Möbel und die Tapeten, die sich an den Ecken bereits ablösten, untermalten diesen Eindruck. Ich hatte furchtbare Angst und wusste nicht, ob ich es schaffen würde, weiterzugehen. Mein Herz war so stark am Schlagen, dass ich dachte, es könnte jeden Moment stehen bleiben. Doch für Marcus musste ich jetzt stark sein. Ich will gar nicht wissen, wie er sich gerade fühlte. Marcus lief leise die Treppe hinauf und ich blieb dicht hinter ihm. Er öffnete die Tür von einem Zimmer. An dem Bett konnte man erkennen, dass es sich um ein Schlafzimmer handeln musste. Aber der Raum war seltsam, irgendwie leer. Die Möbel waren zwar alle vorhanden, aber man konnte keine persönlichen Gegenstände ausfindig machen und auf den Oberflächen hatte sich bereits eine dünne Staubschicht gebildet. Ich und Marcus hatten kein Wort gewechselt, aber an seinem Blick konnte ich erkennen, dass er nicht verstand, was hier vor sich ging. Er öffnete einen Schrank, dann stolperte er einen Schritt zurück und ließ seinen Kopf und die Schultern sinken. Mir war sofort klar, dass er wohl in einen leeren Kleiderschrank geschaut haben musste. Marcus verharrte noch ein paar Sekunden in dieser Position, doch dann riss er sich zusammen und rannte in ein weiteres Zimmer, doch mit dem gleichen Ergebnis. Dieses Mal sank er zu Boden und hielt sich die Stirn fest, so als habe er Schmerzen. Ich hockte mich vor ihn und legte meine Hand auf seine Schulter. „Es wird ihnen schon gut gehen“, sagte ich zu Marcus, um ihn ein wenig zu beruhigen. Marcus nickte und nahm mich in den Arm.
 

Nach ein paar Minuten hatte er sich wieder gefangen, er lief in sein Zimmer und holte eine Reisetasche unter dem Bett hervor. Dann fing er an, die Tasche zu packen.
 

Nachdem die Tasche voll war, entfernte er ein Foto aus einem Bilderrahmen und steckte es ein. Auf dem Bild waren er und noch zwei andere Jugendliche zu erkennen. Der eine sah Marcus recht ähnlich, er hatte nur eine andere Frisur und war etwas kleiner. Das war bestimmt sein Zwillingsbruder. Falls dies stimmte, dann war das Mädchen auf dem Foto bestimmt seine Schwester. Jedoch wollte ich ihn, in der aktuellen Situation nicht nach so etwas belanglosen fragen.
 

Zum Schluss kramte er noch in seiner Schreibtischschublade herum und zog ein Messer hervor. Auf diesem war in großen Buchstaben der Name STARRE eingraviert.



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