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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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31.05.2024 - Umarmung

Zitternd stand Lana im Inneren ihrer Wohnung und blickte durch die Scheibe der Balkontür nach draußen. Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie die Arme um sich schlang. Es wirkte fast so, als würde sie sich damit selbst eine Umarmung schenken wollen. Vor kurzem hatte sie den wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren und nichts konnte diesen Schmerz in ihrem Inneren dämmen. Nicht einmal ihre Familie oder ihre beste Freundin ließ sie an sich heran und verbarrikadierte sich stattdessen in ihrer eigenen Wohnung.

Sie wollte mit niemandem reden, sie wollte niemanden sehen. Alles, was sie wollte, war eine Umarmung des Mannes, der ihr Lebensinhalt gewesen war. Sie wollte sich in seinen Armen verkriechen, sie wollte von ihm gehalten werden. Sie wollte Anton einfach zurück.

Als sie einen Schlüssel im Türschloss hörte, biss sie sich leicht auf die Lippen, drehte sich aber dennoch nicht um. Sie wusste, dass es entweder ihre beste Freundin Kati sein würde oder ihr Bruder Liam. Sonst hatte nämlich niemand einen Schlüssel zu ihrer Wohnung und Kati war sogar schon ein paar Mal in den letzten Tagen hier gewesen. Ohne etwas bei ihrer Freundin erreicht zu haben.

“Hey Schwesterchen”, hörte sie diesmal die Stimme ihres Bruders, während sie anhand des knarrenden Fußbodens bemerkte, dass er sich ihr näherte. Statt sie jedoch in eine Umarmung zu ziehen, wie Kati es jedes Mal versuchte, stellte er sich einfach neben seine Schwester und blickte einen Moment lang schweigend mit ihr aus dem Fenster. Lana war ihm dankbar und wischte sich leicht über die Augen, auch wenn erneut Tränen an ihren Wangen entlang rannen, als ihr Bruder endlich das Wort ergriff.

“Erinnerst du dich noch daran, als sich Anton auf dem Balkon ausgesperrt hat und die Nachbarn gedacht haben, er ist ein Einbrecher?”

Ein erstickter Laut glitt über Lippen und sie wusste selbst nicht, ob es einem Lachen oder Weinen gleich kam.

“Ja, vor allem weil er halbnackt war. Frau Wittkötter von unten hat die Polizei gerufen, weil sie dachte, es will jemand in meine Wohnung einsteigen”, entgegnete sie leise und zögerte kurz, bevor sie ihren Kopf gegen Liams Schulter legte.

“Welcher Einbrecher steigt denn nur in Unterhose in eine Wohnung ein?”, wollte der Größere mit einem leisen Lachen wissen, woraufhin sich auch Lana ein kurzes Kichern nicht verkneifen konnte. “Und dann auch noch in dritten Stock, als wäre er in Unterhose an der Fassade hochgeklettert”, schwelgte sie in Erinnerungen und sah flüchtig zu ihrem Bruder auf.

“Er fehlt mir so, Liam”, flüsterte sie leise und schlang von sich aus ihre Arme um die Hüften ihres Bruders, nachdem sie sich etwas gedreht hatte.

“Mir auch, Kleines”, hörte sie die Antwort des Älteren, während er ihr liebevoll über den Rücken hinweg strich.

“Er wird nie ganz weg sein, solange wir über ihn reden und ihn weiterhin an unserem Leben teilhaben lassen. Er wird sich oben auf seiner Wolke kringelig lachen, wenn wir beide beim Karaoke mal wieder keinen Ton treffen oder sich über jeden noch so kleinen Glücksmoment freuen. Und ich bin sicher, dass er jetzt in diesem Moment auch Teil dieser Umarmung ist”, fügte Liam hinzu, woraufhin Lana sofort wieder in Tränen ausbrach. Sie klammerte sich an Liam heran und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter.

“Danke, dass du da bist”, flüsterte sie leise und war wirklich dankbar dafür, dass Liam hier war und aze aufging. Nicht nur mit dieser Umarmung, sondern auch mit Worten, die passender nicht hätten sein können.



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