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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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26.05.2025 - billig

Missmutig blickte Elina auf das Stück Stoff, dass ihre Mutter ihr entgegenhielt. Das Kleid, dass die Vierzehnjährige zur Hochzeit ihrer Schwester anziehen sollte, wirkte in ihren Augen einfach total billig und sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, in diesem Kleid auch nur einen Fuss vor die Tür zu setzen.

“Gefällt dir das Kleid nicht?”, vernahm sie auch direkt die Stimme ihrer Mutter, den der Gesichtsausdruck ihrer Tochter war ihr nun wirklich nicht entgangen.

“Nein”, erwiderte Elina lediglich und verschränkte ihre Arme vor der Brust. “In diesem billigen Fummel werde ich bestimmt nicht auf die Hochzeit gehen”, schob sie hinterher und erhob sich. Sie verließ das Wohnzimmer, ohne zu bemerken, dass ihrer Mutter regelrecht die Gesichtszüge entgleisten.

Sie verließ sogar die Wohnung, um in Richtung Innenstadt zu laufen. Noch auf dem Weg dorthin rief sie ihre Schwester Liana ab, um sich mit ihr zu verabreden.

Vielleicht konnte Liana ihr helfen, ein passendes Kleid zu finden, denn das Kleid, das ihre Mutter ihr gezeigt hatte, wollte sie ganz sicher nicht tragen.

In der Nähe eines Brunnens in der Stadt blieb sie stehen und wartete auf Liana. Die Blonde war drei Jahre älter als Elina und neben ihrer eigentlich besten Freundin Sabia immer für sie da.

“Hey Süße.” Als sie die Stimme Lianas hörte, lächelte sie sofort und umarmte ihre Schwester zur Begrüßung. Nach den üblichen Floskeln lief sie neben Liana her. “Warum wolltest du dich denn unbedingt treffen?” Fragend fing Liana den Blick ihrer Schwester auf und blinzelte verwirrt, als sie die Antwort ihrer Schwester hörte. “Weil ich immer noch kein Kleid für die Hochzeit habe und du als Braut am besten weißt, was angemessen ist.

“Aber hatte Mama nicht schon längst ein Kleid?”, wollte Liana wissen und vernahm verwundert, dass Elina direkt brummte.

“Schon, aber diesen billigen Fummel kann ich unmöglich anziehen. Mit dem blamiere ich mich doch vor allen Gästen!”, erwiderte sie nach ein paar Minuten, woraufhin Liana leise seufzte und ihre Schwester am Weitergehen hinderte, indem sie ihren Oberarm ergriff.

“Du hast keine Ahnung, was das für ein Kleid ist, oder?”, hakte Liana nach, woraufhin Elina diesmal den Kopf schüttelte. “Nein?”

Erneut seufzte Liana leise und biss sich kurz auf die Lippen. “Dieses Kleid ist das erste, welches Mama wieder selbst genäht hat. Nach dem Tod von Papa”, erklärte sie schließlich leise und konnte beobachten, wie das schlechte Gewissen von ihrer Schwester regelrecht Besitz nahm.

“Das wusste ich nicht”, murmelte sie leise und biss sich auf die Lippen, bevor sie sich abrupt wieder umdrehte und ihre Schwester einfach stehen ließ. Sie musste ganz dringend mit ihrer Mutter reden und ihr sagen, dass sie das Kleid ganz bestimmt tragen würde.

“Mama?” Kaum, dass sie das Haus wieder betreten hatte, rief sie nach ihrer Mutter und stürzte direkt in die Arme der älteren Frau, nachdem diese aus dem Schlafzimmer heraus ins Wohnzimmer getreten war. Überrascht erwiderte sie die Umarmung ihrer Tochter und war vollkommen verwirrt über dieses Verhalten. Erst recht, als sie hörte, dass sich Elina bei ihr entschuldigte.

“Wofür entschuldigst du dich?”, hakte sie nach und drückte ihre Tochter von sich weg. Sie erschrak kurz, als sie die Tränen auf den Wangen des Mädchens bemerkte und strich sie ihr gleichzeitig liebevoll von den Wangen.

“Wegen dem Kleid und weil ich es als billigen Fummel bezeichnet habe. Ich wusste doch nicht, dass du es selbst genäht hast. Zum ersten Mal nachdem Papa für immer gegangen ist. Ich will es auf jeden Fall tragen, damit es sich so anfühlt, als wäre Papa auch dabei und ganz nah bei mir”, sprudelte es aus dem Mädchen heraus, woraufhin ihre Mutter leise seufzte.

“Ach Elina”, murmelte sie leise und strich ihrer Tochter liebevoll durch die Haare, nachdem sie das Mädchen wieder an sich heran gedrückt hatte. Sie hätte ihrer Tochter davon erzählen wollen, aber Elina war so schnell davon geeilt, dass sie gar nicht erst die Chance dazu hatte. Trotzdem war sie ihr nicht böse und konnte es nicht sein. Stattdessen drückte sie ihre Tochter nur noch fester an sich heran. Nicht nur, um dem Mädchen Trost zu spenden, sondern in diesem Moment auch einfach sich selbst.



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