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Euch die Uhren, uns die Zeit

von

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Familiar

Die Blätter färben sich zunehmend Gelb, Orange und Rot. Das bunte Laub tanzt von den Bäumen auf den Boden herab. Die vorlesungsfreie Zeit neigt sich dem Ende entgegen. Christine lebt ein Leben in zwei Welten, das freie lockere Studentenleben mit Meg und Raoul. Tanzen bis in den Morgengrauen. Lange Gespräche über die Geschichte der Welt, Künstler und BWL und die Überlegung das Studienfach zu wechseln. Raoul fühlte sich alles, aber nicht wohl im BWL Bereich, Jura reizt ihn mehr. Er hatte sich zum Ende des letzten Semesters für das kommende eingeschrieben und kam auf die Warteliste.

Er bekam den Platz, die drei feierten bis in den Morgengrauen.

Christine schläft bis Mittags und macht sich dann auf den Weg zum Platz der alten Synagoge. Sie sitzt neben Erik auf dem kalten Boden, eingehüllt in einen dicken, olivgrünen Parka, einen roten Schal bis zur Nase und die Haare zu einem Dutt gebunden. Erik trägt wie immer die gleiche Kleidung. „Wenn ich dich sehe, wird mir nur noch kälter“ murrt sie und setzt sich dazu „Wie hältst du das aus...“

„Der Trick ist, innerlich tot zu sein“ er grinst hinter seiner Maske. Signalisiert ihr, dass es ein Witz sein soll, und sie rümpft die Nase „Erbärmlich Erik! Das ist ein schlechter Witz“ dann grinst sie und boxt ihren Ellenbogen in seine Seite. „HEEE HEEEE, mehr Singen, weniger Boxen!“ In den letzten Wochen wurden sie Freunde. Sie weiß immer noch nicht viel über ihn. Aber es ist in Ordnung. So langsam taut er auf, das war die Hauptsache.

Er stimmt die Gitarre an, sie holt Luft und ein zarter Ton streicht durch die Herbstluft. Die Leute, die öfters zum Platz kamen, kannte das ungleiche Duo schon. Manche setzen sich absichtlich in Hörweite. Manche bringen regelmäßig Essen oder Decken. Nicht nur für Erik, auch die übrigen Punks profitierten davon. Die Sachspenden reicht Erik weiter, das Geld behält er.
 

„Deine Stimme, du hast gestern übertrieben, oder die kühle Luft tut dir nicht gut.“ Erik hört auf zu spielen und schaut sie an „Ja, das kann es sein. Ich vertrag’ die Kälte nicht so gut, ich bekomme recht schnell Probleme mit den Bronchien“ Seine Augen weiten sich hinter der Maske „Das sagst du erst jetzt?“

„Es ist halb so wild“ lenkt sie ein. Er schüttelt den Kopf „Wenn du es früher gesagt hättest, dann-“

„...-dann hättest du dafür gesorgt, dass wir nicht mehr zusammen singen. Aber ich will nicht, dass das endet“ unterbricht sie ihn. Er packt seine Sachen. „Komm, wir trinken einen Tee“ Sie seufzt und weiß, dass nur sie den Tee trinken würde. Selbst nach mehr als drei Monaten des Kennenlernens er nicht in der Lage, mit ihr zu essen oder zu trinken. Seufzend steht sie auf. Erik greift sich den Gitarrenkoffer und greift nach der Leine von Sasha.

„Ich hab übrigens bald Geburtstag“ wirft sie in den Äther und wird etwas rot dabei. Erik war sich der Gepflogenheiten bewusst, Nadir feierte jedes Jahr in den Geburtstag rein und wieder raus. „Darf ich erfahren, wie alt du wirst?“ Erik hat gelernt, Gegenfragen zu stellen. Auch dann, wenn ihn das Thema nicht sonderlich interessiert. Sie lächelt breit „Ich werde am Wochenende 20“

„Oha, junge 20 also.“

„Kommst du zu meinem Geburtstag? Ich würde dich gerne einladen“ er stockt „Zu...zu dir?“

„Wir gehen was trinken“

„Wir...?“

„Meg, Raoul und ich“ unbewusst zieht Erik Sasha näher zu sich. Die Leine ist nun mehrmals um seine Hand gewickelt „Ich weiß nicht“

„Bitte, nur dieses eine Mal. Ich werde nur einmal 20 und ich hab schon nicht viele Freunde, mit denen ich feiere, aber du gehörst dazu“ Erik spürt eine unbeschreibliche Hitze hinter der Maske, er weicht langsam vor ihr zurück. „Erik, warte“ langsam streckt sie die Hand nach seiner aus, sie wusste, wenn es ihm zu viel wird kann er einfach so verschwinden. „Hör zur, du musst nicht sofort eine Entscheidung treffen. Du hast Zeit es dir zu überlegen“ er starrt auf die Hand, konzentriert sich darauf, seinem Fluchtdrang nicht nachzugeben. „Ist gut“ er zwingt sich dazu auf sie zuzugehen. Sie lächelt. „Danke, merk dir der 11. Oktober“ er nickt langsam.
 

Erik sitzt am Küchentisch, die Maske liegt neben seiner rechten Hand, er hält eine Tasse mit schwarzem Tee. Er schaut aus dem Küchenfenster. Die Musik, der goldene Faden, tanzt durch die Küche. Er kann sie fühlen.

Sasha liegt unter dem Tisch und lauscht dem leisen Summen ihres Herrchens. Nadir kommt zur Tür rein, „Oh, du bist schon da?“

„Ich wohne hier“

„Scherzkeks, wieso so früh? Gibts Gewitter im Paradies?“ Erik rollt mit den Augen und seufzt. „Sie hat am Wochenende Geburtstag. Ich wurde eingeladen. Was schenkt man jemanden, der 20 wird?“ Nadir stockt „Warte, du datest eine, die nicht mal 20 ist?“

„Sie wird 20 und wir daten nicht. Wir sind Freunde“ der Iraner setzt sich an den Tisch „Mein Freund, am Anfang, wollen sie immer nur eine Freundschaft und dann ZACK“ er klatscht seine Hände zusammen „Dann sprühen die Funken und nun ja, den Rest erzählen die Engel“

„Deinen Optimismus in allen Ehren, aber kannst du bitte beim Thema bleiben“ Erik nippt an seiner Tasse. Nadir lenkt ein und bringt einige Vorschläge. Sie sitzen bis spät in die Nacht am Tisch und diskutieren über Geschenke, Christines Vorlieben und Abneigungen. Schließlich zählen sie das Ersparte von Erik.

„Ok, das Geld könnte reichen. Bist du dir absolut sicher, dass sie so n Ding zu Hause stehen hat?“ Erik nickt, „Ziemlich sicher“ Nadir tippt in seinem Smartphone rum „Oookay also ich hab sie dir zurücklegen lassen, schau, da musst du morgen hin und diese Abholnummer musst du angeben. Schaffst du das oder soll ich mitkommen?“

„Ich schaff’ das“, brummt Erik, steht auf und stellt seine leere Tasse in die Spüle.

„Ich geh’ ins Bett, Khan“

„Schlaf gut“, ruft Nadir und räumt die Küche auf.
 

Der Morgen hält den ersten Nebel des Herbstes bereit. Erik läuft durch die Straßen, an seiner Seite Sasha. Er braucht zu Fuß fast eine halbe Stunde bis er den Record Store erreicht. Der Ladenbesitzer öffnet die Tür, um die ersten Postkartenständer herauszuschieben, da huscht Erik auch schon an ihm vorbei. Sasha läuft unter dem Radar mit. „Ja was denn, ja was denn? So früh schon Rockigen Besuch?“ kommentiert der betagte Besitzer „Kann ich schon helfen?“ fragt er und kommt näher. Erik dreht sich um, er ragt über den älteren Mann. Ganz in Schwarz gekleidet, Kapuze über den Kopf gezogen, leuchtet die weiße Maske heraus. „Was wird das? Ein Überfall? Junge, so was macht man nicht am Morgen, wenn die Kasse noch leer ist!“ Er zeigt auf den Ausgang. Erik schüttelt den Kopf, „Ich hab etwas Reservieren lassen, die Nummer ist 2458“ der Mann starrt ihn eine Weile an. Läuft dann aber, schließlich zum Tresen und holt eine Schallplatte heraus „Du hast Glück Junge. Es ist die Letzte, diese Auflage ist jetzt schon vergriffen“ er zeigt ihm die rote Schallplatte. Erik nickt. „Perfekt. Können sie es als Geschenk verpacken?“

„Sicher“
 

Wenige Minuten später läuft Erik zufrieden nach Hause. In der linken Hand die Leine von Sasha, in der rechten Hand eine Geschenktüte, mit einem teuren Geschenk für eine Freundschaft, die erst seit drei Monaten besteht. Aber es war es ihm wert. Sie ist es ihm wert. Immer.
 

Christines Handy leuchtet auf, sie greift danach und liest.
 

Ich biete dir einen Deal an.
 

Sie hebt die Augenbrauen und antwortet.

Ich bin ganz Ohr.
 

Kurze Zeit später leuchtet das Handy wieder auf.
 

Ich feier’ mit dir rein.

Sie liest diesen Satz immer wieder.
 

Bring Schlafsachen mit, dann machen wir zwei eine Pyjamaparty. Keine Sorge, meine Mutter ist nicht da an diesem Wochenende.
 

Sie legt das Handy auf den Nachttisch und dreht sich um und nimmt Raoul in den Arm.

„Hmmm wer war das?“

„Erik. Er kommt doch zum Geburtstag“

„Nett“ er gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. „Weiß er das mit uns schon?“

„Noch nicht.“

„Wieso?“

„Es gab noch keine Gelegenheit“

„Chrissy, 2 Monate sind keine Gelegenheit?“

„Du weißt, wie er drauf ist. Neue Dinge brauchen Zeit.“
 

Erik klingelt und tritt sich währenddessen die Springerstiefel an der Fußmatte sauber. Christine öffnet ihm und nimmt ihn in den Arm. Zum ersten Mal nimmt sie in den Arm. Seine Knie werden schwach. „Was...was tust du da?“ fragt er zaghaft. Sie atmet seinen Duft ein, er riecht nach Seife und frische Luft, „Ich begrüße dich, wie es Freunde so tun, komm rein“ sie lässt ihn los und tritt zur Seite. „Hallöchen Sasha“ grüßt sie und Sasha schüttelt sich. „Ok, du hast Schlafsachen dabei, ja? Ich hab dir das Bett im Gästezimmer hergerichtet“ er nickt, trottet ihr nach.
 

Ein Zimmer neben dem von Christine leuchtet eine kleine Tischlampe. „Tadaaaa“, ruft sie voller Stolz und zeigt auf ein frisch bezogenes Bett. „Cool.“, kommentiert er trocken und setzt seinen Rucksack ab. „Mach es dir erstmal bequem, wir treffen uns gleich im Wohnzimmer“, mit funkelnden Augen klimpert sie ihn an und stiefelt aus dem Zimmer. Erik wischt sich die schwitzigen Hände an seiner Hose ab. „Sasha...steh mir bei...“ der Hund lehnt sich an ihn. Christine rennt in Schlafsachen an seinem Zimmer vorbei, huscht die Treppe runter ins Wohnzimmer. Sasha bellt und rennt ihr hinterher. Erik starrt den beiden nach. Wortlos zieht er sich seine Schlafsachen an. Ein schwarzes Shirt und eine dunkelgraue Jogginghose. Er sitzt auf dem Bett, den Kopf in die Hände gestützt und versucht zu atmen. Eine Nacht nicht zu Hause, eine Nacht mit einer für ihn fremden, aber vertrauten Person. Er beginnt zu zittern. Übelkeit steigt in ihm hoch, sein Hals schnürt sich zu. Sasha kommt zur Tür rein, sachte wedelt sie mit dem Schweif, kommt näher und leckt ihm über das Narbengewebe am Ellenbogen. Die zerschmolzene Haut beginnt zu glänzen.
 

Erik taucht im Wohnzimmer auf. Er trägt wieder seinen Pulli. Christine lächelt ihn an „Ich hab mir gedacht, ich zeige dir meine Top 3 liebsten Liebesfilme“ Erik setzte sich daneben auf die Couch, Sasha springt auf seinen Schoß „Klingt nach Spaß“ brummt er heißer. Sie sieht ihn kurz an und mustert ihn „Wirst du krank?“

„Quatsch“

Sie starten mit 27 Dresses, während Christine lachend, weinend und schmachtend sich neben Erik auf der Couch räkelt und Chips isst, sitzt er Stock steif neben ihr und starrt ungläubig den TV an.

Der Abspann läuft, „UND?“, sie sieht ihn mit großen Augen an, Erik schaut Hilfe suchend zu Sasha. „Kitschig“

„Jaaaaaaa manchmal brauch’ ich das! Der nächste wird dafür gefühlvoller“

„...Fein.“ er schaut auf die Uhr und steht auf „Moment“ er läuft aus dem Wohnzimmer und kommt wenig später wieder. „Es ist Mitternacht. Alles Gute zum Geburtstag, Christine“ er überreicht ihr die Geschenktüte und lässt sich wieder auf seinen Platz fallen. „Awwwww dankeee“ sie schaut in die Tüte und zieht etwas schmales rechteckiges raus. „Eine Schallplatte?“

„Fragt sich nur welche“ nuschelt er.

Eine Florence and the Machine – Lunge – 10th Anniversary Limited Edition strahlt Christine aus dem aufgerissenen Geschenkpapier heraus an. Sie starrt die Platte an, sagt nichts. Erik wird nervös. „Erik...“

„I...ich kann sie umtauschen!“ fällt er ihr ins Wort „Wenn sie dir nicht gefällt...“ sie legt die Schallplatte weg und nimmt ihn zum 2. Mal an diesem Abend, in den Arm. „Vielen, vielen vielen Dank. Die war doch unbezahlbar, hast du eine Ahnung wie teuer die gehandelt wird?“ vorsichtig legt er seine Arme um ihre Taille. Sie drückt ihren Kopf auf seine Schulter. Seife und frische Luft. „Danke Erik. So etwas Schönes hat mir bisher niemand geschenkt“, mit glasigen Augen schaut sie hoch zu ihm. Das erste Mal, dass sie sich so nah sind. Sie kann sehen wie abgenutzt die Maske ist, kleine feine Risse und Kanten zeichneten sich auf ihrem Profil ab. Sie konnte seine Kieferknochen sehen und zerschmolzene Haut. Er zieht sich, ihren Blick spürend, aus ihrer Umarmung heraus und steht auf. „Ich trink’ kurz was“ Erik verschwindet in die Küche, dicht gefolgt von Sasha.

Christine schaut wieder auf die Schallplatte. Sie kennt diese Limited Edition, sie wollte diese schon einmal kaufen, der Preis war zu hoch. Hatte er sie gestohlen oder wirklich bezahlt? Woher hatte er so viel Geld?
 

Erik kommt zurück, „Wie heißt der nächste Film?“

„PS Ich liebe dich“, murmelt Christine gedankenversunken und schaut immer noch die Platte an „Erik, wieso?“

„Du hast den Film ausgesucht“ er schaut sie irritiert an, „Wieso genau SO ein Geschenk?“

„Ihr habt hier einen Plattenspieler und das erste Lied, dass du für mich gesungen hast, war von Florence and the Machine. Also wurde es dieses Album“ rattert er monoton herunter, er verstand nicht, worauf sie hinaus wollte „Diese Platte ist vergriffen. Sie ist unfassbar teuer. Wieso gibst du so viel Geld aus für mich?“

„Du hast Geburtstag?“, verständnislos blinzelt er „Christine, ich kann sie zurückgeben, wenn du die Platte nicht gut findest“ lenkt er nochmal ein „Nein...ist schon gut, bitte gib nicht mehr so viel Geld für mich aus.“

„Aber, ich mach’ es gerne“ er zuckt mit den Schultern „Aber du hast doch selber kaum-“

„Ich mache es gerne“ unterbricht er sie, hält sie dabei an den Schultern „Du atmest Musik. Du lebst Musik. Deine Stimme gleicht der eines Engels. Wenn ich dir auch nur ein bisschen Musik schenken kann, dann mache ich das gerne.“, er stockt und lässt sie los. „Für dich mache ich es gern...“ nuschelt er noch und schaut betreten weg.

Sasha’s leises Schnarchen untermalt das unerbittliche Weinen von Christine. Der Abspann von PS Ich liebe dich, schallt durch das Wohnzimmer. „Flogging Molly... Das könnten wir auch mal zusammen spielen“ kommentiert Erik unberührt. „Das ist alles, was du zu sagen hast?“ Christine schaut ihn mit geschwollenen Augen an. Er dreht sich zu ihr, zieht ein Bein auf die Couch und lehnt einen Arm auf die Lehne. „Der Film ist purer Quatsch.“, er sucht nach Worten „Er hat ihr die Möglichkeit eines richtigen Abschiedes genommen. Er hat ihr diese Briefe gegeben und diese Mission seine blöden Aufgaben zu lösen und am Ende wird sie dadurch auch noch verkuppelt, aber ganz ehrlich. Sie hatte keinen richtigen Abschied, er wusste, er stirbt und hat es ihr verheimlicht“ Erik steht auf und geht in die Küche. Christine hört Wasser in ein Glas gluckern und schnäuzt sich die Nase. „Er wollte sie doch nur Beschützen...Er hat ihr damit einen Abschied geschenkt“, Eriks Glas knallt auf die Küchenzeile „Diese Frau hat ihren Mann verloren an Krebs“ ruft er und kommt aus der Küche „Er hatte sein Todesurteil mit der Diagnose erhalten. Wovor will er sie denn Beschützen?“ Christine schweigt. Er hatte recht. „Aber die Briefe...“

„Einen riesengroßen Aufwand... Ein richtiger Abschied hätte ihr 12 Monate Trauer erspart. Am Ende wollte er sich selber beschützen. Feigling.“ er setzt sich neben sie. Sie war ein Feigling. Er hatte Recht. Sie wollte es ihm nicht sagen, weil sie Angst hatte, er würde sich von ihr abwenden. Sie wollte sich nur selbst schützen.
 

Sie schiebt die nächste DVD ein, Tatsächlich Liebe.

Der Film läuft keine 30 Minuten, da kippt Eriks Kopf nach vorne und er ist eingeschlafen. Mit der Zeit rutscht Christine näher an Erik rann und legt ihren Kopf auf seine knochige Schulter.

Der Film endet, der Abspann läuft. Beide schlafen auf der Couch.
 

Sasha’s bellen reißt Erik aus dem Schlaf. Ruckartig setzte er sich auf und schaut sich orientierungslos um. Seine Hand fährt sich über das Gesicht. Die Maske ist da, wo sie sein sollte. Er steht taumelnd auf und geht zu Sasha in den Hausflur. Christine steht im Türrahmen. Raoul steht vor ihr und sie küssen sich. Sie hält einen großen Blumenstrauß in der Hand. Erik starrt die beiden an, geht in die Hocke und greift nach Sasha’s Halsband und zieht sie von den beiden weg.

Erik kann etwas Leises knirschen hören. Sein Brustkorb schmerzt.

Die küssenden lösen sich. „Guten Morgen Erik“, ruft Raoul und wirft ihm ein perfektes perlweißes Lächeln zu. Erik schweigt. Das Bild der Küssenden geht ihm nicht aus dem Kopf. „Ich habe einen Kuchen und Donuts zum Frühstück mitgebracht“ brabbelt Raoul weiter und tritt ein, geht an Erik vorbei in die Küche. Christine kniet sich zu Erik runter. „Ich wusste nicht, dass Raoul jetzt schon kommt“

Schweigen.

Starren.

„Ich muss los“ zwingt er sich heraus. Sie will ihn aufhalten. Aber sie weiß, wenn sie ihn jetzt bedrängt, ihn zum Reden zwingt, würde es alles nur noch viel schlimmer machen.
 

Nach kurzem Packen, greift Erik nach der Leine, der Lederjacke, wirft sich den Rucksack über die Schulter und geht durch die Tür. Er sagt nichts und verschwindet.

 

 

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Songs zum anhören:

Agnes Obel – Familiar

Katzenjammer – Land of Confusion

Amy Winehouse – Valerie

Flogging Molly – If I ever leave this World Alive

Kelly Clarkson – The Trouble with Love is

 



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