Die nächsten Rivalen
“Eloisa.” Mit einem Seufzen spricht Shoyo den Namen seiner Ehefrau aus, die wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung rennt, in der sie wohnen.
“Was?” Immerhin hat sie innegehalten.
“Es ist nur Trottelyama. Für den musst du hier nicht so ein Aufgebot richten.”
Auf diese Aussage funkeln die dunklen Augen der Brasilianerin erbost auf. Sie stemmt ihre Hände in die Hüften.
“Shoyo Hinata! Ich verbitte mir so etwas. Er heißt Kageyama. Tobio. Du kannst ihn bei einem der beiden Namen nennen. Aber nicht Trottelyama.”
Verwundert legt Shoyo seinen Kopf auf die Seite.
“Aber du weißt doch, dass ich ihn immer so nenne und …” Der blitzende Blick seiner Ehefrau ließ ihn innehalten. Er kennt ihr brasilianisches Temperament und möchte dieses lieber nicht herausholen. “Ich nenne ihn bei seinem Namen.”
“Gut.” Zufrieden schlägt sie ihre Hände aneinander. “Und ich schaue mal nach unserem Essen.”
Und schon huscht sie aus dem Wohnzimmer. Shoyo lässt sich seufzend auf sein großes Sofa fallen. Er kommt Eloisa lieber nicht in den Weg.
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“Gianna!”
“Eloisa!”
Die beiden Frauen fallen sich in die Arme, während Shoyo und Tobio ihnen nur zusehen. Zumindest kurz, dann wendet sich Ersterer seinem Freund zu. Genauer gesagt demjenigen, der sich auf dessen Arm befindet.
“Hallo Davide.” Lächelnd tritt Shoyo näher.
Der kleine Junge sieht ihn eingeschüchtert an, ehe er sein Gesicht an der Brust seines Vaters vergräbt.
“Tja, er hat wohl Angst vor dir, du Mandarine.”
“Bitte?” Aufgebracht hebt die `Mandarine´ ihren Kopf. “Darfst du ihn überhaupt anlächeln oder heult er dann sofort los?”
“Was soll das denn heißen?”
“Na was wohl? Dein Lächeln ist furchteinflößend! Da bekommt jeder Angst!”
“Du kleiner …”
“Tobio!”
“Shoyo!”
Beide Namen dringen schneidend durch die Luft und sofort halten die Männer nicht nur inne, sondern auch die Luft an. Langsam drehen sie ihre Köpfe. Von wegen, Tobios Lächeln ist furchteinflößend. Die beiden Frauen dort sind es. Die Hände in die Hüften gestemmt, die blitzenden Augen. Beide haben Temperament – brasilianisch und italienisch. Jetzt nur nichts Falsches mehr sagen.
“Gib ihn mir.” Da steht Gianna schon vor ihrem Ehemann und nimmt diesem den gemeinsamen Sohn aus den Armen.
“Davide, mein Süßer. Ich bin es, Tante Eloisa. Wollen wir gemeinsam schauen, was wir zum Spielen hier haben?” Mit leuchtenden Augen kommt die zweite Frau zu dem kleinen Jungen, der zögernd nickt. Doch schon im nächsten Moment streckt er beide Hände aus.
“Oh, sieh nur, er will zu dir, Eloisa.”
Deren Augen leuchten bei Giannas Aussage auf.
“Oh, da sage ich nicht nein. Komm nur her, du Süßer.”
“Tja, wenigstens eine Hinata mag er, wenn auch nicht den anderen.”
“Du bist ein Idiot, Kageyama.”
“Ich? Du bist einer!”
“Tobio!”
“Shoyo!”
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“Er ist so groß geworden.”
“Das ist er. Dabei war er gerade noch so klein. Und jetzt ist er schon zweieinhalb Jahre alt.”
Die beiden Frauen schauen seufzend dem kleinen Jungen zu, der auf dem Teppich vor dem Sofa der Hinatas sitzt und dort mit Spielzeugautos spielt.
“Und er ist wirklich so süß.”
“Oh ja, das ist er.”
Erneutes, doppeltes Seufzen.
“Er wird auf jeden Fall mal der beste Volleyballspieler der Welt!”
“Bitte?” Ungläubig sieht Shoyo Tobio an, der seinen Sohn stolz betrachtet. Sofort springt er auf und deutet auf sich selbst, während er entschieden den Kopf schüttelt. “Mein Kind wird der beste Volleyballspieler der Welt! Nicht deines!”
Tobio ist erst erstaunt, dann lacht er laut und hämisch.
“Von wegen. Dazu bräuchtest du erst einmal ein eigenes Kind.”
“Das ist nicht das Problem!”
Die beiden Männer sehen sich herausfordernd an, während sich die Aufmerksamkeit beider Frauen auf sie legt. Dann erst wird Tobio klar, was sein Freund gerade gesagt hat. Sein Gesichtsausdruck ändert sich.
“Warte. Was? Hast du gerade etwa gesagt …?” Sein Blick richtet sich auf Eloisa, deren Wangen einen roten Schimmer annehmen. Auch Gianna wendet sich ihr zu.
“Sorella”, ruft sie überrascht aus, “heißt das etwa, du und Shoyo, ihr …”
Sie muss den Satz nicht beenden, denn da nickt Eloisa bereits und legt eine Hand sanft und liebevoll auf ihrem Bauch.
“Ja. Shoyo und ich”, ihr Blick landet mit einem liebevollen Ausdruck auf ihrem Ehemann, “wir werden auch Eltern.”
“Oh, wie schön! Herzlichen Glückwunsch, Sorella!” Und mit leuchtenden Augen wirft sich Gianna schon fast auf Eloisa, um diese fest in die Arme zu ziehen.
“Herzlichen Glückwunsch. Das ist wirklich eine schöne Nachricht.” Tobio nickt Shoyo zu. Der erwidert den Blick und das Lächeln auf dem eigenen Gesicht nimmt zu.
“Danke.”
“Trotzdem wird Davide der beste Volleyballspieler der Welt. Denk bloß nicht, dass dein Kind auch nur eine Chance gegen ihn hat.”
“Bitte? Du bist echt ein Idiot! Ein Kageidiot! Mein Kind wird deines fertig machen! Davide wird eines Tages vor ihm knien und zu ihm aufsehen!”
“Von wegen! Dein Kind wird meines regelrecht anhimmeln!”
“Das denkst aber auch nur du!”
Erneut ein doppeltes Seufzen. Eloisa und Gianna wechseln Blicke und entscheiden wortlos, dass sie nichts sagen werden. Sollen die beiden doch streiten.
Gianna streckt eine Hand nach ihrem Sohn aus und streicht diesem durch die Haare.
“Davide, du und Klein-Hinata werdet keine Rivalen wie eure Väter.”
Ein Lächeln erscheint auf Eloisas Zügen.
“Ihr werdet euch viel mehr lieben und gute Freunde werden, versprochen. Dafür sorgen eure Mamas schon.”
~~~Ende~~~
