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Artano

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Calafinwe,

ich habe mich entschieden aus deinem Wunschzettel zwei Fandoms miteinander zu verknüpfen, indem ich versucht habe einen Übergang von Sauron aus dem Silmarillon zu Halbrand aus Ringe der Macht zu schreiben. Ich hoffe dir gefällt diese Interpretation und die Erklärung, warum Halbrand am Anfang auf einem Floß mitten auf offener See war.

Viel Spaß beim Lesen Komplett anzeigen

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Artano

Es war vorbei. Die Große Schlacht war verloren. Thangorodrim war geschleift worden.

Sein Herr und Meister, Melkor, war gestürzt. Fortgestoßen durch das Tor der Nacht aus den Mauern der Welt hinaus in die Zeitlose Leere und würde niemals wieder zurückkehren.

Und das war … gut?

Ja, es musste gut sein und richtig. Die Valar waren schließlich aus dem Westen gekommen, gerührt von der Geschichte Earendils, um Melkor zu stürzen, und sie waren die Mächte dieser Welt und sie konnten nicht fehlgeleitet sein, denn das Licht war mit ihnen gewesen.

Er selbst war derjenige, der sich von Macht und Reichtum verführen lassen hatte. War er nicht einmal ein Maiar Aules gewesen, der nichts mehr liebte, als Dinge mit seinen eigenen Händen zu erschaffen? Wie es sich angefühlt hatte, den Hammer zu schwingen und die Schwingungen zu spüren unter denen sich das Metall zu etwas Neuem formte, daran konnte er sich noch deutlich erinnern. Er konnte es förmlich spüren.

Wann hatte er dieses Gefühl aus den Augen verloren, fragte er sich nun in den Ruinen, die übrig geblieben waren, von der Welt, die sein Meister so unbedingt besitzen wollte, das er sie mit Krieg und Pein überzogen hatte. Eine Welt, die sich gegen ihn aufgelehnt hatte. Hatte Melkor nicht selbst zum Schluss aus Angst und Furcht um Gnade gefleht, weil er erkannt hatte, dass sein Weg der falsche gewesen war? Also war sein Herr genauso fehlgeleitet gewesen, wie er der Diener, der es nicht besser gewusst hatte und blind seinem Herren gefolgt war.

Einst war er Mairon, der Bewundernswerte gewesen. Nebelig fern schien ihm diese Zeit und doch konnte er tief in sich drin noch Reste davon finden. Eben jenes Gefühl des Ambosses und des Hammers. Die Schwingungen und die Zufriedenheit etwas Neues, Schönes geschaffen zu haben.

Die Freude an all seinen Werken. Er hatte es geliebt, Statuen zu meißeln, besonders gerne Tiere, vor allem Wölfe, deren Grazilität und Vergänglichkeit er in Stein und Marmor bannte, um sie für die Ewigkeiten zu bewahren, wie er sie gesehen hatte.

Doch am liebsten war ihm immer die Schmiede gewesen. Die Hitze des lodernden Feuers, die Funken, die sprühten, wenn er das Metall bearbeitete, das Zischen des Wassers, wenn er den heißen Stahl kühlte, um ihm seine Form zu geben. Dort hatte er sich zuhause gefühlt, dort war er ganz er selbst gewesen.

Wann war aus ihm Sauron, der Abscheuliche geworden? Wann war aus ihm Gorthaur, der Grausame, geworden? Wann war nicht mehr das Erschaffen von neuen schönen Dingen sein Ziel gewesen, sondern das Zerstören und Verderben, das Melkor ihn gelehrt hatte? Wann war ihm Trug und Lügen ins Blut übergegangen? Wann war die Melodie Ilúvatars in ihm zu einer Disharmonie verklungen?

All dies konnte er nicht mehr beantworten. Er wusste nicht einmal mehr, welche süßen Worte Melkor ihm ins Ohr geflüstert hatte, was er ihm versprochen hatte, was ihn am Ende dazu verleitet hatte, seine Gefährten zu verraten und Aule für einen neuen Herren zu verlassen. Es war geschehen und nun musste er für seine Taten büßen. Das hatte er erkannt, als das Licht in die Dunkelheit hereingebrochen war und der Zorn der Valar nicht nur das Reich Melkors vernichtend geschlagen hatte, sondern die Welt eine andere geworden war, als das Meer selbst sich gegen den Norden richtete und das Land zerriss und ihm eine neue Form gab.

Ihm überkam Furcht vor dem Zorn der Valar. Hatte er nicht Anteil an allem bösen Werke und Trug von Melkor gehabt und alles, was ihn entschuldigen konnte, war, dass er es für einen anderen getan hatte und nicht für sich selbst. Würde ihm nicht das gleiche Schicksal ereilen, dass Melkor erlitten hatte? Ihn erfüllte dieselbe Angst, die er jahrhundertelang seinen Gefangenen in seinen Folterkammern angedeihen lassen hatte.

Das konnte noch nicht sein Ende sein. Er war sich sicher, dass er zu seinen Wurzeln zurückfinden könnte, wenn man ihm nur die Chance gab, denn er erinnerte sich noch an das Gefühl Dinge zu erschaffen und daran hielt er nun fest, denn es schien ihm ein Hoffnungsschimmer zu sein in all der Dunkelheit, die in seinem Herzen wohnte. Wenn das Licht noch nicht völlig erloschen war, gab es noch Hoffnung. Er hielt fest an diesem Gefühl, wollte es an sich binden, um es nicht zu vergessen, wollte es in sich meißeln, damit es nicht mehr entkam und er nie mehr vergaß, wer er einmal gewesen war.
 

Erst dann fühlte er sich bereit. Er nahm seine schöne Gestalt wieder an und fand sich ein vor Eonwe, dem Herold von Manwe, dessen Trompeten die Armee der Valar zur Schlacht gerufen hatte. Dieses Mal floh er nicht, sondern ergab sich seinem Schicksal. Hier auf den Trümmern des Schlachtfeldes würde er seine Sünden beichten und sich reinigen, um neugeboren wieder zu seinen Anfängen zu finden.

Er warf sich zu den Füßen von Eonwe. Er fühlte sich erniedrigt und beschmutzt in Angesichts des schönen, edlen Herolds. Seine schöne Gestalt schien ihm nicht zu helfen, denn sie verblasste gegen wahre Schönheit und Edelmut.

„Bitte vergib mir meine Taten. Ich wurde geblendet von Melkor und habe mich von der Macht verführen lassen, die er mir versprochen hat. Erst jetzt sehe ich wieder klar und bin voller Entsetzen über meine Taten. Wisse, dass ich im Herzen immer noch Aule tragen, auch wenn ich ihn verleumdet habe und ihn erst jetzt wieder erkannt habe, so habe ich seine Lehren doch nie vergessen. Ich will Buße tun und Unrechtes wieder rechtens machen.“

Eonwe seufzte, denn es schmerzte ihn sehr, einen seiner Eigenen zu sehen, der sich von Melkor verführen hatte lassen. Klar, wie das Licht der zwei Bäume, konnte er sich noch daran erinnern, wie er einst mit Mairon geplaudert und gesungen hatte, als Arda noch jung gewesen war und der Frühling noch Einzug gehalten hatte, bevor Melkor ihn vergiftete hatte.

„Ich kann dir nicht die Vergebung gewähren, die du dir wünschst, denn es ist mir nicht erlaubt, jemanden meines eigenen Ranges zu richten. Kehre zurück nach Aman und empfange dort den Schiedsspruch von Manwe. Denn nur er kann über deine Taten richten und dich wieder in die Ränge der Maiar willkommen heißen.“

Er sprang auf, denn seine Hoffnung auf Vergebung war ihm vorerst verwehrt, sodass er sich nicht weiter erniedrigen würde, denn er konnte es nicht ertragen vor jemanden seines eigenen Ranges zu knien, der auch nur einem höheren Herrn diente und er war niemandem mehr ein Diener.

„Dann werde ich nach Aman zurückkehren, sobald ich meine Angelegenheit hier geregelt habe und dort um Vergebung bitten. Nicht nur bei Manwe, sondern auch bei Aule, denn besonders ihn betrog ich und mein Herz ist mir zu schwer, bevor ich nicht seine Vergebung erlangt habe.“

Eonwe entließ ihm mit dem Versprechen sich bald in Valinor einzufinden und Mittelerde für immer hinter sich zu lassen und er kehrte zurück zu seinen Gedanken.

Er fürchtete die Rückkehr nach Aman und auch wenn er Eonwe versichert hatte, sich in Valinor einzufinden, um den Schiedsspruch von Manwe zu empfangen, so war doch die Furcht in seinem Herzen größer, dass er dasselbe Schicksal wie sein ehemaliger Herr erleiden würde oder für immer und ewig Rechenschaft für seine Taten ablegen würden müssen. Keine dieser Optionen erschien ihm erstrebenswert, also verbarg er sich vor Eonwes Blick, als dieser nach Aman zurückkehrte.

Das bedeutete nicht, dass er nicht vorhatte, sich Manwes Richtspruch zu stellen, doch er schämte sich seiner Dunkelheit und seiner Taten, sodass er sich dafür entschied, Buße zu tun und hier in Mittelerde beim Aufbau zu helfen. Er musste sich erst einmal selbst beweisen, dass er wirklich noch ein Maiar Aules war, und dass würde er sich am besten bestätigen können, wenn er wieder Dinge erschaffen würde, statt sie zu zerstören. Wenn er wieder zu seinen ehemaligen Grundwerten zurückfinden würde, dann würde er sich nicht mehr so schämen und dann könnte er unter die Augen Manwes und all der anderen Valar treten, um sein Urteil zu empfangen.

Ja, genau das würde er tun. Er würde seinen Namen ablegen, sowohl den ursprünglichen als auch den, den er all die Jahre getragen hätte, denn er war weder der Bewundernswerte noch der Abscheuliche. Er würde einfach nur ein Schmied sein, der durchs Land zog, beim Wiederaufbau half und auf der Suche nach seinem inneren Frieden, seinem Licht war.
 

Als er das erste Mal wieder einen Hammer in der Hand hielt und Werkzeuge für den Wiederaufbau schmiedete, während ihm die Hitze des Feuers im Gesicht brannte, fühlte er sich wieder zurückversetzt zu den Tagen in den Schmieden und Werkstätten Aules. Er erinnerte sich wieder an das Licht der zwei Bäume, an die Schönheit Valmars, an die Feste an milden Frühlingsabenden und die Lieder seines Volkes. Mit jedem Hammerschlag versuchte er sich diese Erinnerungen einzubrennen, sie an sich zu ketten, um sie nicht zu vergessen, damit er nicht wieder auf seinem Weg fehlgeleitet wurde, damit er nie wieder von Angst und Scham erfüllt war. Er erinnerte sich an die Macht, die er alleine nur dadurch hatte, dass er Werke aus seinen eigenen Vorstellungen heraus formen konnte. Das alles, was er gebraucht hatte, ein Gedanke, ein Bild war, um es dann mit seinen eigenen Händen zu formen. Dass sein Name daher rührte, dass die anderen seine Werke und seine Gaben immerzu bewundert hatten. Wie sehr er diese Bewunderung genossen hatte, wenn sein Werk das Lob der anderen erhalten hatte.

Fast alles hatte er erschaffen können und dunkel rührte in ihm, dass es dieses fast alles gewesen war, dass ihn zu Melkor geführt hatte, der ihm ein alles versprochen hatte, der ihm erlaubt hatte, selbst seinen dunkelsten Gedanken Form zu verleihen. Er schüttelte den Gedanken an Melkor ab. Er war frei von ihm. Er würde Buße tun, Werkzeuge erschaffen, die Dunkelheit vertreiben und das Licht an sich binden. Er würde seinen Seelenfrieden finden und zurück in seine Heimat kehren, wo Manwe ihn mit offenen Armen empfangen würde, wo er wieder Seite an Seite mit Aule Dinge erschaffen würde. Daran musste er glauben.

Es verschlug ihn auf seinen Wegen aus dem Norden, wo er seiner eigenen abscheulichen Taten überall ansichtig wurde und sich abwandte von der Grausamkeit, die ihn einst ausgefüllt hatte, in den Süden, genauer genommen in die Südlande.

Hier trug das Land seine Narben von dem Krieg nicht sichtbar nach außen, sondern verborgen im Inneren, wie er selbst. Darin fühlte er sich mit diesen Menschen verbunden. Auch sie hatte sich von Melkor fehlleiten lassen und waren nun ohne einen Herren, der sie leitete. Sie waren wie er und er ließ sich zwischen ihnen nieder, war einer von ihnen, aber doch war hier kein Frieden in Sicht. Auch hier fand er keine Ruhe.

Traurig musste er feststellen, dass die Menschen hier bitter waren, denn sie fühlten sich gestraft für ihre Loyalität zu Melkor. Misstrauen und Furcht waren an der Tagesordnung und es wurde mehr als einmal versucht, seine Wertgegenstände zu rauben, wenn er sich nach getaner Arbeit zur Ruhe legte, auch wenn er nie den erholsamen Schlaf fand und ruhelos aufgeschreckt wurde. Dann tat er Gewalt den Dieben an und sein Ärger und Wut erschreckten ihn, denn er hatte gehofft, dieser Gewalt in ihm selbst zu entkommen.

Er flüchtete sich noch mehr in sein Schmiedehandwerk, doch unter seinen Händen entstanden immer mehr Waffen als Werkzeuge, denn die Südlande waren sich uneins und ihr König, der sie einst geeint hatte, längst Geschichte. Die wachsamen Augen der Elfen ruhten auf diesem Lande und sein Weg führte ihn immer weiter in den Osten. Und bald verdichteten sich die Zeichen, das das Böse in diesem Land schlummerte. Er erinnerte sich wieder an den Plan im Falle des Sturzes Melkors ein neues Reich hier im Süden zu erschaffen und entsetzt fragte er sich, ob sein Weg ihn deshalb hierher geführt hatte. Hatte die Stimme der Dunkelheit ihn hierher geführt, obwohl er so sehr an seiner Hoffnung und dem Gefühl des Hammers in seiner Hand festgehalten hatte?

Sein Frieden, den er sich für Mittelerde gewünscht hatte, war in Gefahr. Also beschloss er direkt die Quelle des Bösen aufzusuchen und sich ihr zu stellen, um sich ein für alle Mal zu beweisen, dass er frei von der Dunkelheit in seinem Herzen war, dass er bereit war, nach Aman zurückzukehren und in Valinor vor Manwe zu knien, um Vergebung zu erhalten.

Doch als er erkannte, wessen Werk diese Dunkelheit war, wandte er sich ab, denn der Elb, der sich nun Adar nannte, hatte sich einst gegen ihn gestellt und der Hass in seinen Adern drohte ihn zu übermannen und indem er fortging, besiegte er die Dunkelheit in sich selber, dessen war er sich gewiss. Würde er sich Adar stellen, würde er ihn töten und dann waren die Orks führerlos und würden ihn anflehen die Macht an sich reißen und weiter daran arbeiten die Südlande zu seinem Reich auszuarbeiten. Zu viel Verführung und zu viel Vergangenheit lag in dieser Begegnung. Sollte Adar glauben, dass er ihn ersetzen konnte, dass er Sauron getötet hatte, denn Sauron war wahrlich tot und es mochte sein Plan einmal gewesen sein, hier ein Königreich zu erschaffen, aber jetzt war er nur noch ein Schmied, der auf der Suche nach seinem Seelenfrieden war. Er würde der Dunkelheit nicht mehr nachgeben, sondern sich von ihr abwenden und so verließ er die Südlande. Er schwor sich nie wieder zurückzukehren, nie wieder in Versuchung geführt zu werden, denn er wusste, dass er schwach war, dass es einfach war, nach der Macht zu greifen, aber dass er dem schweren Pfad verpflichtet war, dass er ein Versprechen gegeben hatte, nach Aman zurückzukehren und Manwes Schiedsspruch zu empfangen.
 

Nach all den Jahrhunderten, die er nun schon durch Mittelerde streifte, musste er enttäuscht feststellen, dass die Saat Melkors zu tief saß. Besonders in den Menschen der Südlande hatte er immer wieder seine eigene Schwäche gesehen, auch sie ließen sich zu leicht durch Macht verführen. Er hatte es nicht mehr ausgehalten. Er war müde geworden. Es war immer schwerer geworden, an dem Funken Hoffnung festzuhalten, an die wenigen Erinnerungen, die nicht befleckt waren. Überall lauerte die Versuchung und er kämpfte dagegen an, doch er fühlte sich immer schwächer. Hatte er nicht zu oft gesehen, dass das Böse immer und überall schlummerte? War der Frieden, den er sich für Mittelerde gewünscht hatte, nicht unerreichbar?

Solche Gedanken quälte ihn und er spürte ihre Last auf seinen Schultern, die ihn niederdrückte und ihn aufgeben lassen wollten. Und eines Morgens entschied er, dass er genug gelitten hatte, dass er genug Buße getan hatte und dass es Zeit war heimzukehren. Nur dann konnte er das Böse hinter sich lassen. Mittelerde hatte ihm nichts mehr zu bieten.

Also brach er auf zu einem der wenigen Häfen, die im Süden an der Mündung des Anduin lagen.

„Ich suche ein Schiff, das nach Westen fährt.“

„Nach Númenor? Das ist doch nur ein altes Märchen. Seit Jahren sind keine Schiffe mehr aus dem Westen gekommen. Viel Glück dabei.“

Der alte Seemann lachte und wand sich wieder seinem Fischfang zu. Wie blind der alte Mann war, dass er nur an Númenor dachte, aber nicht an die Unsterblichen Lande, die noch weiter im Westen lagen. Getrennt von allen irdischen Ländern.

Natürlich dachten Menschen nicht so weit. Sie starben wahrhaftig und verließen die Welt so schnell, wie sie sie betreten hatten. Sie waren kaum mehr als Gäste in Arda und würden nie ein Fuß auf den Strand der Unsterblichen Lande setzen.

Er wanderte weiter den Hafen entlang. Würde er überhaupt ein Schiff in diesem Hafen nach Westen über das trennende Meer finden? Er hätte einen Hafen der Elben ansteuern müssen, doch dafür müsste er viel weiter nach Westen wandern und er war des Wandern müde geworden.

„Bist du auch auf der Flucht, Junge?“, sprach ihn da ein anderer Mann an, der im Dunkeln einer Gasse saß. „Willst dein Glück im Westen versuchen?“

„Besser als hier sollte es dort allemal sein“, antwortete er keck, während ihn Erinnerungen an das Land seiner Geburt durchstreiften und er noch mehr die Sehnsucht nach Heimat in sich aufsteigen spürte. Er sollte nicht mehr hier sein. Er hätte schon vor Jahrhunderten zurückkehren sollen.

„Wir haben ein Schiff. Wollen unser Glück im Westen versuchen. Muss da draußen doch etwas geben. Ob nun Númenor oder eine andere Insel. Besser als hier darauf zu warten, dass die Orks sich das Land zurückholen, ey. Oder dass die Elben uns alle einkerkern, weil sie uns nicht über den Weg trauen. Denen kann man nicht vertrauen, wenn du mich fragst. Willst du mit uns segeln? Ein starker Mann wie du wäre uns sicher von Nutzen. Kennst du dich aus mit der Schifffahrt?“

„Ich bin schon gesegelt und finde bestimmt einen Weg mich nützlich zu machen, wenn ihr mir Überfahrt auf eurem Schiff gewährt?“

„Gut so. Dann folge mir.“

Der Mann brachte ihn zu einem kleinen Segelschiff mit nur einem Mast. Es war definitiv keins der edlen Elbenboote, die von Aman nach Mittelerde gesegelt waren und er war sich nicht sicher, ob es die Fahrt über das trennende Meer überstand und ihn bis an die Ufer von Aman bringen würde, doch es war besser als hier so dicht an der Dunkelheit zu warten, bis sein Herz ihm zu schwer wurde und er ihr wieder nachgeben würde.

„Junge, wie ist dein Name?“, fragte ihn der alte, grimmige Mann, der ihn an Bord gebracht hatte. Er wusste, dass ein elbischer Name unter diesem Volk nur Misstrauen schüren würde und er wollte sie schließlich dazu bringen nach Aman zu segeln, auch wenn das für die Menschen an Bord ein sicheres Todesurteil werden würde, doch das war ihm gleich. Da er die letzten Jahrzehnte in den Südlanden verbracht hatte, erschien ihm ein Name von dort am passendsten zu sein. Schließlich trug er auch noch das Symbol des alten Königs der Südlande um seinen Hals, das er einem Toten abgeknöpft hatte, der noch an die Rückkehr des wahren Königs der Südlande geglaubt hatte.

„Ich bin Halbrand, Schmied von Beruf“, antwortete er mit einem bezaubernden Lächeln, um die Menschen an Bord für sich zu gewinnen. Er wusste genau für was sie empfänglich waren, um sie auf seine Seite zu ziehen.

Noch ahnte er nicht, dass er nie im Westen angekommen würde, denn auf dem Weg dorthin würde dieses Schiff von einem Wurm angegriffen werden würde und dann würde er auf offener See Galadriel begegnen, die in ihm ein Mittel zum Zweck sehen würde und sein Weg würde ihn zurück in die Südlande führen, wo die Verführung der Macht sein Herz wieder gewinnen und ihn in die Dunkelheit ziehen würde, doch noch glaubte er für einen Augenblick an Vergebung und Frieden, an eine Heimkehr nach Aman. Noch war er nur ein Schmied.



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