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Au Revoir

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

Da ich das Lied heute durch Zufall im Radio gehört habe, dachte ich mir, ich lad mal die Songfic hier hoch.

Viel Spaß. Komplett anzeigen

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Erstes und Einziges.

Mein Blick geht über die Skyline von Sydney und ich kann mir ein leises Seufzen nicht verkneifen. Aber warum sollte ich auch? Ich bin glücklich, endlich, nach unendlich vielen Jahren, in denen ich nach den Regeln und Geboten von Anderen gelebt habe, bin ich glücklich. Jahrzehnte habe ich mich nach Anderen gerichtet, habe meine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt und immer das getan, was Andere von mir erwartet haben. Und ich wollte niemanden enttäuschen, immer den Schein wahren, immer das tun, was die Anderen sagen. Die Sonne geht langsam unter, lange würde ich diese traumhafte Silhouette nicht mehr genießen können. Die berühmte, flügelförmige Oper von Sydney und die Harbour Bridge, von der man einfach eine phantastische Aussicht hat. Es war schön in Sydney aber es ist Zeit weiter zu ziehen. Ich wende den Blick kurz nach rechts, neben mir steht ein kleiner Tisch mit den Überresten des Abendessens und zwei geöffneten Briefen von meinen Kindern. Wie lange hatte es gedauert bis sie es verstanden? Bis sie auf meine Briefe und Postkarten geantwortet haben? Bis sie nicht mehr gesagt haben, dass ich sie im Stich gelassen habe? Dass ich ein schlechter Vater bin?

„Bist du fertig mit deinem sentimentalen Abschied?“

Die Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, ich muss den Kopf nicht wenden um zu wissen wer hinter mir steht. Es gibt nur uns Zwei auf diesem kleinen Schiff. Ja, ich bin fertig, wir können.
 

Der Mann hinter mir dreht sich wortlos um und beginnt die Zauber zu sprechen, die unser Schiff mittels Magie sicher und unbeschadet zum nächsten Ankerplatz zu fahren. Es ist schon ungemein praktisch ein Zauberer zu sein, das Schiff wird ganz alleine seinen Weg finden. Das ist auch der Grund warum wir nur Nachts fahren, tagsüber würde es viel zu viele Fragen aufwerfen wenn man uns sehen würde. Mein Blick geht kurz zu dem Mann, mit dem ich mir seit fast zehn Jahren mein Leben und meistens auch das Bett teile. Naja, zumindest wenn wir uns nicht wieder zerstritten haben und einer von uns auf der Couch schläft. Nur um dann mitten in der Nacht vom Anderen geweckt zu werden und entweder schlafen wir dann Beide auf der Couch oder wir finden den Weg zurück ins Bett. Er ist beschäftigt, die Zauber müssen sehr genau eingestellt werden und es würde noch eine ganze Zeit dauern bis er wieder Zeit für mich hat. Also kann ich weiter meinen Gedanken nachhängen.
 

Wo war ich? Ich sehe kurz auf die Briefe, ich liebe meine Kinder, alle drei aber das Leben als braver Familienvater war einfach nichts für mich. Genau wie das Leben davor. Wann hat es eigentlich angefangen? Wann wurde mir das alles zu viel? Meine Gedanken schweifen immer weiter zurück und ich muss feststellen, dass mein Leben eigentlich immer von Anderen bestimmt war. Seit ich mich erinnern kann, haben immer Andere für mich die wichtigsten Entscheidungen getroffen auch wenn es mir damals anders vor kam. Aber wenn wir mal ehrlich sind, mein Leben war schon vorherbestimmt noch bevor ich es überhaupt richtig wahrgenommen habe.
 

In diesem Haus, wo ich wohn

Ist alles so gewohnt

So zum Kotzen vertraut

Mann, jeder Tag ist so gleich

Ich zieh Runden durch mein' Teich

Ich will nur noch hier raus


 

Ich war wohl das berühmteste Waisenkind, dass die Zaubererwelt je gesehen hat. Die Welt feierte, den Tag als meine Eltern starben, diesen Tag feierten die Menschen. Warum? An diesem Tag starb meine Familie und ein sehr mächtiger aber auch sehr verwirrender alter Zauberer schickte mich zu einer anderen Familie. Eine Familie, die ich nie wollte oder die mich nie wollte. Wir arrangierten uns, eher schlecht als recht aber ich bin irgendwie erwachsen geworden, auch ohne den Halt einer Familie.
 

Meine magische Schulzeit war mehr oder weniger ein Chaos. Anders lassen sich diese sieben Jahre nicht beschreiben. Ein Chaos aus uralten, bösartigen Zauberern, hochgiftige Schlangenwesen, meinem geliebten aber verstorbenen Paten, unheimlichen Dementoren, einem magischen Turnier mit Drachen, Meerwesen und einem todbringendem Treffen auf einem alten Friedhof, der Kampf gegen ein verbocktes Ministerium und die, eigentlich wenig erfolgversprechende, Suche nach den Seelenteilen eines Irren. Und das alles überschattet und irgendwie geleitet von einem Mann, den ich immer für einen netten, etwas schrulligen Großvater gehalten habe. Nun, ich habe mich getäuscht und irgendwie habe ich meine Schulzeit überlebt, was ich auch sehr dem Mann zu verdanken habe, der gerade in unserer Minibar rum rumort.
 

Ich habe meine Schule nie wirklich beendet, die Prüfungen wurden meinem Jahrgang geschenkt. In Anbetracht unserer Verdienste. Niemanden hat es interessiert, dass ich die Prüfungen gerne geschrieben hätte. Niemand hat mir zugehört wenn ich etwas gesagt habe. Sie haben alle nur gelächelt, genickt und mich zur nächsten Veranstaltung geschleift. Was hätte ich machen können? Ich war gerade siebzehn, hatte vom Leben keine Ahnung und dachte damals, dass es die Menschen schon gut mit mir meinen würden. Naja, ich habe mich in meinem Leben ja schon öfters geirrt und wenn es nach jemand ganz Bestimmten geht, habe ich diese Eigenschaft von meinem Vater geerbt.
 

Ich brauch mehr Platz und frischen Wind

Ich muss schnell woanders hin

Sonst wach's ich hier fest

Ich mach 'nen Kopfsprung durch die Tür

Ich lass alles hinter mir

Hab was Großes im Visier

Ich komm nie zurück zu mir


 

Die nächsten Jahre zogen wie ein dunkler Schemen an mir vorbei. Alle Entscheidungen waren mehr oder weniger schon gefallen. Ich bekam eine Ausbildungsstelle als Auror, natürlich mit den besten Empfehlungen des Ministers und ja, mir wurde die Ausbildung fast schon geschenkt. Wenn meine Mitlehrlinge Punkte eingebüßt haben, wurden sie mir geschenkt und keiner wollte meine Widerworte hören. Es wäre ihnen eine Ehre. Ja, natürlich, dem strahlenden Kriegshelden wollte jeder einen Gefallen tun.
 

Wie es sich für einen strahlenden Kriegshelden gehörte, verlief auch mein Privatleben streng nach den Regeln, die irgendjemand mal in den Wind geschrieben hatte. Aus meiner festen Freundin wurde meine Verlobte und schließlich meine Ehefrau. Viel zu schnell, viel zu chaotisch, jedes Wort des Zweifels wurde weg gelächelt, belächelt und mit den Worten, „Da hat wohl jemand kalte Füße“, abgetan. Plötzlich stand ich vor dem Altar und sagte, Ja, ich will.
 

Es war nicht Ginnys Schuld, ich war einfach noch nicht so weit. Ich hatte nie eine Kindheit und jetzt sollte ich schon erwachsen sein? Ehemann und kurz darauf auch Vater, mein erster Sohn war auf dem Weg und band mich an meine Familie. Auch wenn ich schon damals spürte, dass das alles nicht richtig war. Aber ich schluckte meine Gedanken hinunter und spielte mit. Spielte den begeisterten Auror, spielte den liebenden Ehemann und Freund. Nur eines musste ich nie spielen, den liebenden, stolzen Vater.
 

Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir

Vergesst, wer ich war

Vergesst meinen Nam'n

Es wird nie mehr sein, wie es war

Ich bin weg, Au Au

Au Au Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir


 

Der Tag, der alles änderte. Ein ganz besonderer Tag, mein vierzigster Geburtstag. Die ganze Familie war versammelt, die Freunde waren eingeladen und auch erschienen und natürlich die obligatorischen Vertreter des Ministeriums und Hogwarts. Molly hatte sich selber übertroffen, der Garten des Fuchsbaus sah atemberaubend aus und die Tische bogen sich förmlich unter den ganzen Köstlichkeiten, die die Frauen zubereitet hatten. Alle lachten, alle freuten sich, jeder brachte ein Geschenk, jeder schüttelte mir die Hand und ich? Ich stand daneben. Ich war nicht dabei. Körperlich war ich anwesend aber geistig stand ich neben mir. Ich sah den Mann, der so aussah wie ich, wie er Hände schüttelte, wie er über geistlose Witze lachte, wie er Geschenke entgegen nahm und sich über Dinge freute, die nie jemand brauchte oder die einfach unangemessen waren. Aber das war nicht ich. Wer war dieser Mann?
 

Niemand hat es geahnt, niemand hat es vorher gesehen, niemand konnte es verstehen. Aber ich konnte nicht anders. Fast fünf Monate sind seit meinem Geburtstag vergangen, fast fünf Monate habe ich mit mir gerungen aber jeder Tag, jede Stunde, jede Minute in diesem fremden, engen Leben sind zu viel. Ja, ich war ein Arsch, dass ich nicht die Weihnachtsfeiertage abgewartet habe aber die Vorstellung von einem weiteren besinnlichen Familienfest brachte mich fast dazu mich vom Besen zu stürzen. Und so holte Ginny die Kinder alleine vom Bahnhof King's Cross ab und ich packte in dieser Zeit meine Sachen.
 

Niemals werde ich die Gesichter meiner Familie vergessen als sie nach Hause kamen und ich vor ihnen stand, mit gepackten Koffern und der felsenfesten Überzeugung zu gehen. Ich wurde angefleht, angeschrien, stumm angesehen, es flossen Tränen aber auch wenn ich meine Kinder mehr als alles andere liebe, ich konnte nicht mehr. Es ging nicht mehr, ich versuchte es ihnen zu erklären aber ich sah es an ihren Gesichtern, sie verstanden es nicht. Ich hatte doch alles. Einen hoch angesehenen Job, eine liebende Frau und drei wunderbare Kinder, ich hatte doch alles. Außer einem eigenen Leben.
 

Auf Wiederseh'n? Auf kein'

Ich hab meine Sachen gepackt, ich hau rein

Sonst wird das für mich immer nur dieser Traum bleiben

Ich brauch Freiheit, ich geh auf Reisen

Ich mach alles das, was ich verpasst hab

Fahr mit 'nem Gummiboot bis nach Alaska


 

Ich hatte England noch nie verlassen, es war ein seltsames Gefühl als ich das erste Mal den Fuß auf fremdes Land setzte. Frankreich. Nicht sehr weit von England entfernt aber für mich war es die Welt. Ich stockte damals mitten im Schritt, sah in den Himmel, der gleiche Himmel wie über England aber mir erschien er viel blauer. Die Luft war frischer, der Wind erfrischender, die Sonne heller, es war als hätte ich mein ganzes Leben hinter einer dunklen Brille verbracht. Als würde ich die Welt das erste Mal richtig sehen, richtig wahrnehmen. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich frei.
 

Ich blieb sechs Monate in Frankreich. Erst ein paar Wochen in Paris, ich muss ja schließlich mal die Stadt der Liebe sehen aber die Liebe habe ich dort nicht gefunden. Paris ist eine schöne Stadt aber mir persönlich zu stressig, zu viele Menschen, zu eng, mir fehlte die Weite, der Himmel und ein ungestörter Blick über den Horizont. Meine Reise führte mich in die Bretagne. Hier stand ich zum ersten Mal mit den Füßen im Atlantik, ich werde dieses Gefühl nie vergessen. Und ich saß zum ersten Mal auf dem Rücken eines Pferdes, nicht sehr lange und ich persönlich werde in Zukunft den Besen vorziehen.
 

Ich spring in Singapur in das kalte Wasser

Ich such das Weite und dann tank ich neue Kraft da

Ich seh Orte, von den' andere nie hörten

Ich fühl mich wie Humboldt oder Steve Irwin


 

Doch schnell kehrte das altbekannte Gefühl zurück, es war alles zu eng, so bedrückend und so zog ich weiter. Mit einem kurzen Zwischenstopp von ein paar Wochen im Elsass und dann weiter über Deutschland nach Italien. Venedig, Rom, ein kleiner Schlenker über Sizilien und dann setzte mich ein sehr netter Mann aus einer kleinen Stadt im Südosten des Stiefels nach Griechenland über.
 

Ein tolles Land, sehr viele schöne, alte Bauwerke und Tempel, ich habe mich in der Fotografie geübt aber kläglich dabei versagt. Und aus Griechenland habe ich die ersten Briefe an meine Familie und meine Freunde geschickt, mit vorsichtigen Worten, mit der Bitte um Verstehen und mit der Bitte um Verzeihen. Ich bekam nur eine Antwort, von meinem Freund Neville, der Rest schwieg mich an.
 

Es war wohl dieses Schweigen, dass mich dazu brachte das Festland zu verlassen. Griechenland war nicht weit genug weg von England, von der Familie, die ich enttäuscht hatte, von den Freunden, die diese Familie jetzt trösten mussten. Ich ging zum Flughafen von Athen und beschloss den ersten Flug zu nehmen, auf dem ein Platz frei war. Nun, mein Schicksal schickte mich erst nach München und dann nonstop in den Osten – bis nach Tokio. Ich war in Japan gelandet.
 

Ich setz mich im Dschungel auf den Maya-Thron

Auf den Spuren von Messner, Indiana Jones

Der Phönix macht jetzt 'n Abflug

Au Revoir, meine Freunde, macht's gut

Ich sag dem alten Leben Tschüss, Affe tot, Klappe zu

Wie die Kinder in Indien, ich mach 'n Schuh


 

Allerdings stellte ich schnell fest, dass Japan kein Land für mich ist. Das Essen ist vorzüglich aber die Sitten und Gebräuche sind, wenn auch sehr interessant, nichts für mich. Und so saß ich bald wieder im Flugzeug, weiter nach Osten, über den großen Teich und kurz vor Amerika ging mein Flugzeug wieder zu Boden, ich war in Hawaii gelandet. Wie viele Bilder hatte ich von hier gesehen? Wie oft mir vorgestellt wie es wäre an diesen Stränden spazieren zu gehen? Und jetzt war ich endlich hier und die Inseln hielten, was ich mir immer vorgestellt habe.
 

Nie, niemals in meinem Leben hätte ich geahnt, was mich in Hawaii erwartete. Oder besser gesagt, wer. Nie würde mich diesen Moment vergessen als ich IHN am Strand sah, wie alle Anderen gebräunt und in Badehose gekleidet. Mein erster Gedanke damals war, dass ihm die braune Haut nicht stand und der Zweite, warum war dieser Mann nicht tot?

„Potter!?“

So wurde ich begrüßt, mit dem gleichen ungläubigen Gesichtsausdruck, den ich wohl auch zur Schau stellte. Ich konnte nicht glauben, dass genau dieser Mann vor mir stand und so wie er damals aussah, ging es ihm genauso.
 

Wie wir letztendlich in dieser Strandkneipe gelandet sind, weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Wir haben geredet. Warum? Keine Ahnung, ich habe ihn nie gefragt, er hat mich nie gefragt aber es war die beste Entscheidung meines Lebens. Der Abend wurde länger, die Cocktails bunter und das Gespräch immer, naja, sinnfreier. Wie wir schlussendlich zusammen im Bett gelandet sind, weiß ich genauso wenig wie den Grund, warum er mich am nächsten Morgen nicht einfach ins Nirwana fluchte. Aber ich bin auch der Letzte, der sich darüber beschweren will, wer will schon verflucht werden?
 

Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir

Vergesst, wer ich war

Vergesst meinen Nam'n

Es wird nie mehr sein, wie es war

Ich bin weg, Au Au

Au Au Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir


 

Aus einer Nacht wurde mehr, keiner von uns Beiden konnte sagen warum wir es schlussendlich miteinander versuchte aber es hält bis heute. Da ich noch keine Wohnung auf Hawaii hatte, bin ich kurzerhand bei ihm eingezogen. Die erste Zeit war nicht nur gewöhnungsbedürftig sondern das reinste Chaos. Wir sind absolut unterschiedlich.

Ich bin Langschläfer, er Frühaufsteher, mittlerweile haben wir uns darauf geeinigt früh wach zu werden aber noch im Bett zu kuscheln.

Ich bin gerne lange wach, er geht eher früh ins Bett, auch hier haben wir einen Kompromiss gefunden. Er geht ins Bett wenn er müde wird und ich halte es meistens nicht lange ohne ihn aus und folge ihm. Meistens kommen wir dann nicht sofort zum schlafen.

Ich bin ein Chaot, er ist ein Pedant, wir haben die Zimmer kurzerhand aufgeteilt. Das Labor gehört ihm und dort herrscht seine Ordnung, genau wie die Küche. Schlafzimmer und Bad dürfen mit meinem Chaos leben und im Wohnzimmer versuchen wir uns Beide zu beherrschen.

Ich liebe das Meer, er kann nicht schwimmen, aber dafür liebt er es wenn ich nass aus dem Wasser steige, mich auf seinen Schoß setze und ihn in einen langen Kuss ziehe.

Ich liebe das Fliegen auf einem Besen, er hat Höhenangst, aber zu einem Tandemflug, eng aneinander geschmiegt, sagt er dann doch nicht nein.

Er liebt gutes Essen, ich bin froh wenn es nicht wegläuft, und ich liebe es von ihm bekocht zu werden.

Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht, Sonne und Mond, Himmel und Erde, aber wir haben bis jetzt für alles einen Kompromiss gefunden. Sogar für Dinge, für die er eigentlich gar keine Kompromisse finden wollte.
 

Aber dann kam der Tag, den ich so gefürchtet habe. Die Wohnung, die ich so liebe, wurde mir zu eng. Die Umgebung, die wirklich traumhaft war, wurde langweilig und öde. Nur der Mann, der blieb aufregend und interessant. Aber wie sollte ich ihm das sagen? Wochenlang kämpfte ich mit mir bis er von selbst das Thema ansprach und meine Ängste zerstreute, wir zogen gemeinsam um, nach Florida und mein Zwang legte sich.
 

Doch er kam wieder, immer wieder. Mal waren es nur Wochen, mal ein paar Monate doch der Zwang kam wieder. Immer zog er mit mir um doch jedes Mal wurde meine Angst größer. Würde er das immer mit machen? Das dritte Jahr unserer Beziehung brach an und ich merkte damals, dass er immer ungemütlicher wurde wenn mich wieder das Fernweh packte. Ich hatte Angst, furchtbare Angst ihn zu verlieren. Nie hätte ich gedacht, dass ich einen Mann so lieben könnte aber ich tat es. Und die Angst zähmte kurze Zeit das Fernweh doch ich war nicht glücklich. Er verschwand eines Tages, Panik stieg in mir auf doch bevor sie mich besiegen konnte, war er wieder da. Mit einer kleinen Jacht und den Worten,

„Ich habe keine Lust mich jedes Mal neu einzurichten wenn dich mal wieder das Fernweh packt. Und so muss ich die Einrichtung nur noch ein einziges Mal anpassen und wir können überall hinfahren, wo du hin willst.“

In diesem Moment war mir bewusst wie sehr mich dieser Mann lieben musste.
 

Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir

Vergesst, wer ich war

Vergesst meinen Nam'n

Es wird nie mehr sein, wie es war

Ich bin weg, Au Au

Au Au Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir


 

Eine Hand taucht in meinem Blickfeld auf, lange blasse, knochige Finger, an denen die Gelenke viel zu dick aussehen. Keine schöne Hand, genau wie der Mann, zu dem sie gehört. Ich brauche ein paar Momente um zu begreifen, dass die Hand ein Glas mit einer violetten Flüssigkeit hielt. Mein Blick wandert den Arm entlang, eine genauso knochige Schulter, schwarze Haare, die sich einfach fürchterlich anfühlen und ein Gesicht, dass niemals einen Schönheitswettbewerb gewinnen wird. Harte Falten von einem langen, beschwerlichen Leben mit vielen Gefahren, blasse Haut, die nie mehr gebräunt wurde seitdem ich ihm mal gesagt habe, dass ich die blasse Farbe schöner fand, dünne, fast schon fahle Lippen und Augen, die ich in dieser Farbe nie wieder gesehen gesehen habe. Schwarz wie die Nacht zu ihrer dunkelsten Stunde, sie haben mir schon immer einen Schauer über den Rücken gejagt doch jetzt war er angenehm. Es waren diese Augen, in die ich mich als Erstes verliebt habe.
 

Ich nehme einen Schluck des Cocktails, versuche gar nicht erst die Bestandteile zu bestimmen sondern genieße einfach nur ein Getränk, dass nur für mich gemixt wurde. Und auch nur für mich gemixt werden wird. Es ist schon echt praktisch einen Tränkemeister als Lebensgefährten zu haben. Ich wende den Kopf als er sich neben mich setzt, sein Blick geht fragend zu den offenen Briefen und ich erzähle kurz, was in der alten Heimat los ist. Er war es, der mich gezwungen hat meinen Kindern und Freunden wieder zu schreiben.

„Du und deine Freunde habt zu viel durchgemacht um euch jetzt aus den Augen zu verlieren. Kein Kind der Welt hat es verdient ohne seinen Vater aufzuwachsen, auch ein Potter nicht.“

Und diesmal haben sie geantwortet.
 

„Willst du hingehen?“

Die Frage ist ruhig gestellt und doch höre ich diesen seltsamen Unterton heraus. Ich weiß, worauf er hinaus will. Mein ältester Sohn will heiraten und würde sich natürlich freuen wenn sein Vater kommen würde. Wird ja auch Zeit, er ist immerhin schon fast dreißig, bin ich wirklich schon so alt? Wahrscheinlich. Ja, ich würde gerne hin und das sage ich auch. Es wird ein seltsames Gefühl sein wieder in England an Land zu gehen. Er nickt nur, wie immer, er ist halt kein Mann der vielen Worte aber ich weiß, wie er es meint.

„Wissen sie, dass ich mit komme?“

Natürlich wissen sie es und es hat sie geschockt aber da müssen sie durch. Ohne diesen Mann möchte und werde ich nicht mehr leben, nie werde ich ihn wieder gehen lassen. Und ich weiß, dass er es genauso sieht. Ich lehne mich an ihn, verflechte unsere Finger miteinander bis die zwei goldenen Ringen nebeneinander liegen. Ich liebe dich.

„Sentimentaler Unsinn.“ Zögern, Stille, dann sehr leise, „Ich dich auch.“

Ich bin glücklich und frei und lebe mit der Liebe meines Lebens zusammen, JETZT habe ich alles.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat gefallen. :)

Tata. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lexischlumpf183
2023-04-18T09:14:55+00:00 18.04.2023 11:14
oh wie süß, die Story is echt toll geworden und so schön zu lesen, ein kleines Schmuckstück für zwischendurch, danke für die Story 😍🤘
Antwort von:  demona1984
18.04.2023 11:53
Hi,

vielen Dank für dein Review. =)

Es freut mich, dass es dir gefallen hat. Man braucht ab und zu mal was Kleines für zwischendurch. So für den Seelenfrieden. :)

Tata.


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