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Spring, Summer, Fall, Winter

Vier Jahreszeiten, vier Jahre
von

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Spring, Summer, Fall, Winter


 

»Spring«
 

Das Brautpaar bewegte sich langsam zum Takt der Musik. Nami beobachtete den Tanz mit einem warmen Lächeln. Sie wünschte den beiden nur das Beste.

»Wie glücklich sie sind«, schwärmte Vivi neben ihr, wobei sie eine verräterische Träne aus dem Augenwinkel strich.

»Heulsuse«, flüsterte sie zur Antwort. Vivi rollte die Augen über, stieß ihr sanft in die Seite.

„Hör auf, als ob du nicht selbst gerührt bist – bei deiner werde ich heulen wie ein Schlosshund, denk daran.« Bei ihrer? Nami lachte. Heiraten stand weit unten auf ihrer Prioritätenliste. Überhaupt gestand sie der Liebe keinen Platz ein.

»Kannst du warten, bis du schwarz wirst«. Es war nicht so, dass Nami der Liebe gänzlich entsagte, aber momentan hatte sie kein ernsthaftes Interesse an Verabredungen. Abenteuer, neue Länder erkunden, das war ihre höchste Priorität.

»Ich rede auch nicht von heute oder morgen.«
 

»Amüsiert ihr euch?« Zorro trat zwischen die beiden, schlang beiden seine Arme um die Schultern und drückte sie sanft an sich. Ausgerechnet er, ihr mürrischer Eisklotz-Freund, hatte heute seine große Liebe geheiratet. Noch mehr, er strahlte über beide Ohren.

»Sie hat dir ordentlich den Kopf verdreht«, lachte Nami, die sich umso mehr für ihn freute. Er und Tashigi hatten kein leichtes Los, bis zur Hochzeit waren ihnen einige Steine in den Weg gelegt worden. Von sich und anderen.

»Soll ich trauern?«

»Nein, aber du bist unheimlich.« Sofort verdüsterte sich seine Miene, gefolgt von einem rauen Brummen.

»Helft ihr mir beim Untertauchen? Die Gefühlsduselei ist mir zuwider. Außerdem hat man mich genötigt, ich wollte das gar nicht – Besser?«

»Hört sich nach dir an, danke.«

»Idioten!«, kommentierte Vivi kopfschüttelnd. »Wenn du auflebst, hat unsere Madame Ich-brauche-keine-Liebe wenigstens noch eine Chance.« Nami warf ihr einen genervten Blick zu. Als ob sich alles darum drehte.

»Ist nicht mein Problem, das ihr alle nach der Reihe heiratet, während ich meine Freiheit genieße.«

Ihre Freunde sahen einander an, ehe sie in Gelächter ausbrachen.

»Warte ab, Nami, triffst du die Richtige, wirst du uns verstehen.«
 

»Summer«
 

Mist – Nami biss sich auf ihre Unterlippe. Diese Frau verdrehte ihr in voller Manier den Kopf.

Ausgerechnet ihr, wo sie weiterhin niemanden an ihrer Seite suchte oder brauchte. Schon gar nicht wollte. Dachte sie zumindest.

Ein einfacher Sommerflirt. Den hatte sie gewollt. Ein bisschen flirten, eine spaßvolle Nacht, aber doch nicht das volle Programm.

An und für sich hatten sie sich nach ein paar Gesprächen, sogar beide darauf geeinigt. Im Laufe der Wochen waren es aber echte Verabredungen geworden. Keine Übernachtungen, in denen es nur um Sex ging, manchmal blieb die eine über Tage in der Wohnung der anderen.

Eigentlich definierte sich ihr Verhältnis längst auf das einer Beziehung. Ohne es auszusprechen.

Und nun stand ein lukratives Angebot vor der Türe. Ein Jobangebot, das sie nicht nur zum Umzug in ein anderes Land zwang, sie vielmehr auf einen anderen Kontinent brachte. Eines das sie schon länger im Auge behielt. Die Erfüllung eines Traumes.

Ein Grund warum sie momentan eben nicht auf Liebe aus war und nun saß sie im Eck der großen Couch zusammengekauert da, unschlüssig was sie sagen sollte, während die Frau, die ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellte, seelenruhig in einem Buch schmökerte.

»Robin?«, fragte sie mit hoher Stimme; ganz klar ihrer Nervosität geschuldet.

Verdammt … sie war verliebt, sie wollte das hier, aber sie wollte auch diesen Job.

»Erzählst du mir endlich, was dir am Herzen liegt?«, konterte Robin gelassen, ohne aufzublicken.

Laut atmete Nami aus.

Was hatte sie erwartet? Dass Robin nichts ahnte? Dieser Frau entging gefühlt nichts. Etwas vormachen schien einem unmöglichen Akt gleichzukommen.

»Es geht um eine Stelle …«

»Ich vermute sie ist nicht ums Eck?«

»Wie kommst du darauf?«

»Du eierst herum und wirkst alles andere als glücklich darüber.« Ertappt. Natürlich freute sie sich über die erhaltene Chance, aber war Robin eben das Problem dahinter, welches die Freude trübte. Sie hätte sich eben nie auf sie einlassen dürfen. Deshalb hatte sie sich von ernsteren Liebschaften ferngehalten.

Brummend fuhr sie sich durchs Haar.

»Wenn du sie möchtest, nimm sie.« So nüchtern ausgesprochen, versetzten ihr die Worte einen Stich. War Robin das, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, tatsächlich egal? Abmachung hin oder her, beide hatten ihre Einstellung über Bord geworfen. Sicher, sie waren noch nicht lange miteinander, aber Nami hatte gewisse Gefühle entwickelt, die ihr die Entscheidung erschwerten.

Kopfschüttelnd schloss Robin das Buch. »Ich glaube, du missverstehst mich. Wenn es das ist, das du möchtest, dann stehe ich dir nicht im Weg. Im Gegenteil. Wenn wir wollen, werden wir einen Weg finden.« Sprachlos sah Nami sie an.

„Ich rede nicht über eine andere Stadt … es wären ein paar tausend Kilometer …« Robin zog die Brauen zusammen. Sie sah auf den Boden und Nami erkannte wie sie förmlich darüber nachdachte. Vermutlich kam ihr ihre Idee gerade bescheuert vor. Als ob das funktionierte. Dann hellte sich Robins Ausdruck und ihre Schultern zuckten.

»Lieber scheitere ich als es gar nicht erst versucht zu haben. Was sagst du?«
 

»Fall«
 

Verwundert schlug Nami die Augen auf. Statt den warmen Körper ihrer Freundin, griff sie ins Leere. Der Arm sank auf die kalte Matratze. Robin war wohl länger auf den Beinen.

Tief seufzend legte sie sich auf den Rücken, rieb sie die noch müden Augen.

Eine Weile blieb sie einfach liegen, ehe sie einen Blick nach draußen warf. Regen. Schon wieder. Der Wind peitschte auch die letzten Blätter von den Ästen. Es war ein rauer Herbst. Der Vorbote eines strengen Winters.

Der perfekte Morgen, um sich im Bett zu verkriechen. Wie gern wäre sie neben Robin aufgewacht. Seit Monaten lebten sie in einer Fernbeziehung, rar waren diese Tage gesät, in denen sie beieinander waren. Umso mehr wollte sie diese eben auskosten. Manchmal fragte sich Nami, wie sie überhaupt so weit kamen. Getrennt durch das Meer, in verschiedenen Zeiten.

Nur schwer erhob sie sich und als der erste Fuß den kalten Boden berührte, bereute sie die Entscheidung. Eilig schlüpfte sie in warme Socken.

Robin mochte keine allzu warmen Schlafzimmer, deshalb drehte sie nie die Heizung auf, wenn Robin da war. Was tat man nicht alles.

Es war erst halb neun, aber vermutlich war Robin in ihre Arbeit vertieft. Sie unterschieden sich vom Charakter her, aber auch vom Rhythmus. Während Nami an manchen Tagen lieber ausschlief, war Robin früh auf und nutzte die Zeit. Manchmal für Sport, manchmal um ein Buch weiterzulesen oder eben zum Arbeiten.

Dieses Mal, und das stellte sie fest sobald sie das Schlafzimmer verließ, irrte sich Nami. Ein Duft von frischem Kaffee und Pancakes stieg ihr in die Nase.

Von Neugierde gepackt, eilte sie den Gang hinunter in die Küche und staunte.

Robin stand nicht am Herd, jedenfalls nicht direkt. Gerade mal in Shorts und einem übergroßen Pullover tänzelte sie übers Parkett und sie … sang. Sie sang und tanzte. Nami stand im Durchgang, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Sie spürte einzig und allein die Schmetterlinge.

Erst als sie die Pancakes aus der Pfanne gab, bemerkte Robin das sie nicht länger alleine war und warf Nami einen verführerischen Blick zu.

»Starren ziemt sich nicht.«

Blinzelnd stand sie da. »Entschuldige, aber so habe ich dich noch nie gesehen?« Grinsend sah Robin an sich hinunter. »Das meinte ich nicht.« Eher diese ausgelassen Robin. Eine Seite, die sie so noch nie gesehen hatte.

»Langschläfer verpassen viel«, meinte sie nur und holte Eier aus dem Kühlschrank. »Stimmst du zu, dann gewöhnst du dich daran.«

Nami, die gerade eine Tasse unter die Maschine stellte, warf einen fragenden Ausdruck über die Schulter.

»Rührei oder Spiegelei?«

»Spiegelei – Sprich weiter, was soll ich zustimmen?« Diese kryptischen Andeutungen mochte Nami weniger. Vielleicht lag es daran, dass Robin das absichtlich tat, um sie auf die Folter zu spannen.

»Ich habe gründlichst über unsere Situation nachgedacht. Wir sind beide unzufrieden, zumindest hoffe ich das wir ähnlich denken.«

Nami schluckte, drehte sich ihr langsam entgegen, wobei sie an der Arbeitsplatte Halt suchte. »Willst du mir etwa sagen …?«

»Ein paar Gespräche und siehe da«, gab sie sich noch bedeckt, schob die Spiegeleier auf zwei Teller, ehe sie sich abstützte und Nami sanft betrachtete. »Wenn du einverstanden bist, ziehe ich zu dir.«

»Tust du?«, fragte sie vorsichtig nach.

»Habe ich dir je falsche Hoffnungen gemacht?« Nein, hatte sie kein einziges Mal. Glücklich stieß sie sich ab und fiel Robin um den Hals.
 

»Winter«
 

Selten kam Nami in die alte Heimat zurück, aber manche Anlässe durften nicht ausgelassen werden. Schon gar nicht, wenn ihre beste Freundin, und das blieb Vivi über die Entfernung hinweg, ein Kind bekam. Nami war zwar nicht bekannt dafür, sich mit solchen anzufreunden, schon gar nicht mit Babys, aber dieses hier hatte sie vom ersten Blick an ins Herz geschlossen.

»Und? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht?«, wollte Vivi wissen. Natürlich zeigte sie die Neugierde zur Schau.

»Nein«, gab Nami sofort bekannt. Gut, vielleicht hatte sie sich den einen oder anderen Gedanken gemacht. Irgendwann. Zwischendurch. Warum auch immer. Doch so etwas lag, wenn überhaupt, in weiter Zukunft. »Ich spiele lieber die entfernte Lieblingstante, die hie und da vorbeischneit und das kleine Ding verwöhnt und vielleicht anstiftet, um ihrer Mutter den Nerv zu rauben.«

Robin lachte leise. »Schau an, dass ist das erste Mal, das dir ein Baby keinen Ekel bereitet.«

»Ist ja Vivis«, verteidigte sich Nami sogleich. »Da mache ich eine Ausnahme.«

»Vor einem Balg sollten sie lieber über das Heiraten nachdenken. Mach ihnen die Ehe schmackhaft, keinen Schreihals.« Zorro gesellte sich neben sie. »Die Richtige hast du gefunden, worauf warten?« Nami sank tiefer.

Aus dem Augenwinkel heraus sah sie zu Robin, die einen Schluck trank und sich somit eine Antwort verkniff. Das Grinsen verriet sie.

»Ist unsere Sache, aber danke.«
 

Zorro und Vivi wollten nicht aufhören und das Loskommen hatte gedauert. Erst in der Küche entspannte sie sich wieder. Vielleicht doch keinen Kaffee. Besser einen Drink. Vollbrachte manchmal Wunder.

»Bisschen fies, findest du nicht?«, raunte ihr Robin ins Ohr. Ein wohliger Schauer überkam sie, obwohl ihr Blick anderes sprach. Das Anschleichen mochte sie nicht. Wobei sie in mancher Situation nachhalf. War sie in Gedanken, war sie leichtes Fressen.

»Was denn? Alle sind mit der Kleinen beschäftigt. Außerdem möchte ich sie etwas zappeln lassen.« Amüsiert richtete sich Robin auf.

»Du hast Angst. Angst vor der Standpauke«, traf sie ins Schwarze und Nami wich dem Blick aus.

»Wie soll ich ihr erklären, dass ich dich regelrecht entführt und geheiratet habe?« Eine kleine Zwickmühle. Planlos rieb sie sich den Nacken. »Ich meine, ich habe ihr die Chance genommen meine aufgelöste Brautjungfer zu spielen. Verstehst du?«

Nickend verschränkte Robin die Arme. »Hättest du das Detail nicht vorher durchdenken müssen?«

»Habe ich … hat sich im Kopf besser angehört.« Irgendwie hatte Nami nichts anderes gewollt. »Und jetzt?«

»Heiraten wir eben ein zweites Mal. Wir haben unseren Moment gehabt, schenken wir ihnen den ihren.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dark777
2023-05-14T19:19:54+00:00 14.05.2023 21:19
Dieser OS tut verdammt gut. Die Geschichte wird in einer leichten, liebevollen Atmosphäre wiedergegeben und ein echtes Drama bleibt aus. Mir gefallen die kurzen Momentaufnahmen, unterteilt in den Jahreszeiten. Klar hätte ich gerne gelesen wie Nami Robin kennengelernt hat, aber das darf ich vielleicht das nächste Mal lesen ;).

Eine süße Geschichte mit einem zuckersüßen Happy End, genau das was ich gerade gebraucht habe V(~_^)


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