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Vor den Toren Mondstadt´s

21:42 Uhr

 

 

 

»Wenn es nichts weiteres gibt, so werde ich mich nun verabschieden.«, diese Worte sind an die Reisende gerichtet, die mich mit ihrem panischen Blick und hastigen Schritten von meinem Vorhaben, zu gehen, abhalten will.

»Warte! Warum kommst du nicht mit zur Bar Engelsgabe? Dort können wir noch zur Feier des Tages gemeinsam anstoßen – oh, und natürlich über die weiteren Vorgehensweise reden.«

Ein Seufzer entrann mir. Es handelte sich lediglich um eine simple Escort Mission, die gewiss schnell und ohne große Komplikationen vonstatten ging. Weshalb sollte man so was im hohen Maße zelebrieren? Dazu gibt es nichts weiteres zu diskutieren.

»Reisende, ich bin nicht in der Laune Schwätzchen zu halten oder gar mich zur Bewusstlosigkeit in Wein zu ertränken.«, desinteressiert hebe ich beide Arme an.

»Außerdem soll sich dort ein gewisser Barde aufhalten. Ich verzichte.«, direkter konnte ich nicht werden und hob sogleich meine Hand zum Abschied.

»Siehst du?! Paimon wusste, dass er nicht mitkommen wird. Er hat wohl doch angst unter Menschen zu kommen!«, ich blieb kurz darauf stehen.

Diese Fluggefährtin. So ein Nervenbündel das einer lästigen Schmeißfliege gleich kommt. Da frage ich mich wirklich, warum sich die Reisende mit solch einer Kreatur zufrieden gibt.

»Deine Provokation kannst du dir sonst wohin stecken, Glühwürmchen.«

»Ha! Du machst Paimon so wütend! Komm Lumine! Lassen wir diesen Stinkstiefel stehen und gehen köstlich essen. Paimon hat so einen Hunger!«

Über meine Schulter schauend konnte ich sehen, das die Reisende nachgibt und einverstanden ihr zunickte.

»Na gut. Bis dann Wanderer!«, eine schlaffe Handbewegung meinerseits sollte als Abschied genügen.

 

So trennten sich unsere Wege am Eingangstor von Mondstadt.

Meine Beine führten mich über die steinigen Brücke und mein Blick senkte sich gen Boden.

Ich habe einfach nicht grade die Zeit weder Lust mich mit menschlichen gelüsten zu verschwenden.

Reinste Zeitverschwendung.

Nachwievor brauche ich mehr Informationen über Il Dottore´s Aufenthalt und sein nächstes Vorhaben.

Und sobald ich diese Informationen habe und ein Plan ausgereift ist, werde ich ihn wie eine Kakerlake unter meinen Fuß zerquetschen.

Tze.

Meine Gedanken sollte ich nicht an so einen Spinner verschwenden.

 

 
 

»Was für ein triumphaler Sieg für das Immernachtsreich und meinem Volke. Dies sollten wir gebührend bis in den Himmel loben!«

Ich sah auf und bemerkte aus der Ferne zwei junge Frauen und einen mit Elektroelement versehenen Raben, die mir entgegen kamen.

»Da stimme ich dir ausnahmsweise zu Fischl. Wie wäre es wenn wir zur Engelsgabe gehen? So ein köstlichen Rotwein wäre jetzt genau das richtige.«

»Was für eine prächtige Einfallsreichtum das ist, meine geschätzte Hofmagierin Mona. So ziehen wir in Erwägung unseren Triumph in dem Etablissement des berüchtigten Engelsgabe zu vollziehen!«

»Mein Fräulein meint, dass es eine gute Idee ist zur Engelsgabe zu gehen und dort zu feiern, Mona.«

Der Rabe kann sogar sprechen und dient sogar als Übersetzer.

Diese vulgäre Sprache von dieser Blonden – Fischl, so hieß sie - wird wohl ein Mysterium für mich bleiben.

 

 

Aber... ich kenne sie.

Aus meinen Erinnerungen auf jeden Fall. Die mit den Zwillingszöpfen heißt Mona.

Mona Megistus. Die Astrologin, die sich den Sternen verschrieben hat.

Im Gegensatz zu meinen Erinnerung, trägt sie diesmal keine durchgehende Strumpfhosen. Dafür Jumpsuit Shorts und Strümpfe, die ihr bis oberhalb der Oberschenkel gehen.

»Oh, guten Abend.«, begrüßten die beiden mich beim vorbeigehen.

»Abend.«, gab ich kurz und knapp zurück und für einen Moment kreuzten sich unsere Blicke.

Für diesen Augenblick konnte ich einige Emotionen erkennen und am meisten stach der Blick der Neugier hervor.

 

 

Ich setzte meinen Weg fort, konnte aber das Getuschel der beiden Frauen leicht wahrnehmen.

Es klang wie eine Mischung aus Schwärmerei und... angewidert sein?

Jedoch verstummten schnell ihre Stimmen wie sie gekommen sind.

Am Ende der Brücke angekommen blieb ich stehen und mein Blick richtete sich gen Mond.

Ein Gedanke folgte dem anderen, während ich grübelnd den Silberscheinenden Gestirn betrachtete.

Vielleicht weiß sie etwas durch den Hexenzirkel mehr als ich.

Dem muss ich auf jeden Fall auf den Grund gehen.

Ich drehte mich um und sah die imposanten Mauern von Mondstadt an.

 

 

Ah... Engelsgabe war es, nicht wahr?

 

 

 

 
 

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Mondstadt, Engelsgabe

22:05 Uhr

 

 

 

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»Eh!? Was machst du denn hier?! Paimon versteht das nicht.«[/LEFT]

Gah! Meine mechanischen Ohren ertragen diese hochfrequente Stimme einfach nicht, weshalb ich mir an diese fasste.

»Würdest du wohl still sein? Ich hab eben meine Meinung geändert. Wenn du ein Problem damit hast, ist das halt dein Problem.«, meine Worte ließen förmlich das fliegende weiße Vieh zur Weißglut treiben. Ich bin halt eben direkt.

»Oh, Paimon ist so sauer! Paimon wird kein einziges Wort mehr mit dir wechseln, bis du dich bei Paimon entschuldigt hast!«

»Großartig. Die Stille werde ich sehr genießen und zwar für immer.«, als ob ich mich entschuldigen würde.

Während Paimon noch weiter in ihren Wutanfall verfiel, rückte ich den Holzstuhl nach hinten und setzte mich an dem Tisch von der Reisenden, die mich bisher interessiert anstarrte.

»Schön, das du dir das anders überlegst hast. Aber du hast doch bestimmt einen guten Grund dafür, nicht wahr?«

Ich nickte auf ihre Frage hin mit den Kopf und sah mich kurz in der Taverne um.

Hinten in der Ecke saßen die beiden jungen Frauen von vorhin.

Die Blonde scheint wieder was theatralisches von sich gegeben haben, denn die Hofmagierin schlug ihre Hand gegen die Stirn.

 

»Wie kann ich dir dann helfen?«, erwartungsvoll sah mich die Reisende an und faltete die Hände ineinander.

Meine Augen huschten erneut zu der Astrologin, ehe ich ihr eine Antwort gab.

»Ich brauche Informationen und zwar von Mona. Mona Megistus.«

Irgendwie war es zu erwarten, das die Reisende mich mit misstrauen und irritiertem Blick mich ansah.

»Uhm, okay? Warum genau? Du willst dich doch nicht an ihr Rächen, dass sie deinen Plan von damals durchkreuzt hat, oder?«

Ich legte meinen rechten Arm auf den Tisch ab und beugte mich nach vorne.

»Wenn ich auf Rache aus wäre, würde ich sicherlich nicht hier sitzen und sie würde dort hinten mit ihrer Freundin auch nicht sitzen. Also, kannst du mir nun helfen oder nicht?!«, zischte ich scheinbar zu harsch, aber es war doch plausibel, oder etwa nicht?

»Scheint mir logisch zu sein. Aber warum gehst du nicht selber zu ihr hin und fragst sie?«

Ich zog die Augenbrauen zusammen. Das war doch nicht ernsthaft ihr ernst?

»Hast du bereits was getrunken oder warum bist gerade so dumm? Würdest du dich etwa einen Fremden direkt öffnen?«

Sie sah mich darauf monoton an und ich seufzte.

»Na gut. Falsches Beispiel, denn du scheinst dahingehend eine Ausnahme zu sein. Aber glaubst du wirklich sie würde einfach drauf los plappern?«

»Mhm, ganz unrecht hast du da nicht. So schnell gibt sie bestimmt keine Information preis aber vielleicht...«, sie rieb sich am Kinn während sie angestrengt nachdachte.

»Ah!«

Aha, sie schien eine Idee zu haben und irgendwie gefiel mir ihr einfältiges Grinsen dabei überhaupt nicht.

»Ich stelle dich ihr vor!«

 

Wie gesagt, tat sie dies auch. Das sie mir fast den Arm aus dem Kugelgelenk gerissen hat, während sie mich zum Tisch der Astrologin zog, erwähne ich wohl nicht weiter.

Die Vorstellung untereinander war mitunter einer der erniedrigten Momente, nachdem ich die Gnosis des Shogun verloren hatte.

 

»Mein Name ist Fischl, ich bin die Prinzessin der Verurteilung und Herrscherin des Immernachtsreich. Es ist mir eine Ehre deine durchaus angenehme Präsens wahrzunehmen und Bekanntschaft zu machen und das ist Mona. Meine hochbegabte Hofmagierin.«, die Blonde kassierte einen stoß in die Rippen von ihrer Freundin.

»Fischl, ich kann mich selber vorstellen. Achem. Ich bin Mona Megistus, die größte Astrologin Teyvats. Es freut mich ebenfalls dich kennenzulernen...uhm?«, abwartend sahen sie mich an.

»Ich bin einfach ein Wanderer. Nennt mich einfach Wanderer oder wie ihr mögt. Enttäuscht mich nur nicht bei der Namensgebung.«

Die Verdutzung stand ihnen buchstäblich in ihren Gesichtern geschrieben.

»Bob. Ich nenne dich Bob.«, platzte es plötzlich aus Fischl heraus und sie schien gar stolz auf diesen Namen zu sein, den sie mir gab.

»Okay, alles außer das.«, ergänzte ich schnell und erntete dadurch Gekichere von den Weibern.

»Mhm, okay. Dann wie wäre es mit...«, eindringlich begutachtete mich Mona, als würde sie versuchen durch mich hindurch sehen zu wollen.

»Scara?«, ich schnaubte kaum hörbar. Wie kam sie denn da drauf? Egal. Besser als nichts.

»Besser. », gab ich knapp von mir und setzte mich dazu am Tisch.
 

 

 

 

Der Abend in der Taverne verlief auf jeden Fall gut. So schien es für mich.

Dennoch ließ mich das Gefühl nicht los, das die Astrologin mich länger angaffte, als wie nötig.

Sobald ich aber meinen Blick zu ihr hinwandte schaute sie hingegen weg.

Ist das ein gutes Zeichen? Ist sie skeptisch durch die ganzen Dialoge geworden?

War ich zu direkt bei den Fragen?

Bevor meine Gedankenstränge weiter verfolgen konnte, erhob sich die Reisende und streckte sich ausgiebig. Die Müdigkeit schien sie eingeholt zu haben.

 

»Entschuldigt mich, aber ich bin total geschafft vom Tag.«, teilte Lumine mit und müde nickte Paimon zustimmig. Fischl erhob sich ebenfalls.

»So werde auch ich Lebewohl sagen und euch mit meiner Anwesenheit bereichern, denn auch ich werde geplagt von der Dunkelheit des inneren Auges.«

»Was mein Fräulein sagen will ist, dass sie auch Heim geht und schlafen gehen mag. Vielleicht können wir euch begleiten?« , dieser Rabe ist wohl ein Übersetzer für diese Göre.

 

 

Und was für eine sonderbare Fügung des Schicksals. Das läuft ja glatter für mich als gedacht.

Zu glatt, wie mir scheint.

Denn kaum hatten die beiden winkend die Bar verlassen, bohrte sich der Blick der Astrologin durch mich hindurch.

 
 

»So so. Da wir nun alleine sind, kann ich wohl sachlicher werden.«

Das klang ja fast schon wie eine Drohung von ihr.

»Oho? Dann lass mal hören.«, selbstgefällig lächelte ich und stützte mein Kinn mit der Hand ab.

»Übermütig sind wir wohl, mh? Du scheinst mir auf jeden Fall nicht...normal zu sein.«

»Normal sein ist langweilig. Unterhalte mich. Was bin ich?«

Nachdenklich verschränkte sie ihre Arme vor der Brust.

»Erst dachte ich, das du wie Albedo ein Homunkulus bist. Doch im Gegensatz zu ihm, atmest du nicht.«

»Oh? Das hast du erkannt? Wie bemerkenswert.«, ihre Augen verengten sich. Sie kann also doch grimmig gucken.

»Wage es ja nicht mich zu verspotten, Wanderer. Ich bin keine gewöhnliche Astrologin.«

»In der Tat. Eine Wohltat für die Augen bist du im Gegensatz zu den anderen Astrologen, die ich zu Gesicht bekam.«

»Ich meine das ernst!«, ihre Wangen nahmen einen leichten Rotton an.

»Meinst du ich nicht?«

»Bei den Sternen! Du...du bist unmöglich.«

»Falsch. Ich vollbringe das Unmögliche.«

»Bist du immer so spitzzüngig?«

»Spitzzüngig? Mag sein, dafür bin ich ehrlich.«

Sie seufzte auf.

»Dabei dachte ich du seist süß. So ein Jammer.«

 

Meine mechanische Ohren scheinen defekt zu sein oder gab sie mir eben das Kompliment süß zu sein?

Heh. Das sollte ich zu meinem Vorteil nutzen.

»Was? Hat es dir die Sprache verschlagen oder warum bist du so ruhig? - He-Hey! Warum grinst du denn jetzt so?«

»Süß also, huh?«, bei den Worten setzte ich mein charmantestes Lächeln auf was ich besitze und zwinkerte ihr keck zu. Ich muss gestehen, das ich selbst über mein Verhalten überrascht und schon fast angeekelt war. Der Plan schien jedoch aufzugehen, als sie mit hoch rotem Kopf wegschaute und stotternd Ausreden suchte.

»B-bild dir ja nichts drauf ein! Das.- Ich wollte dich lediglich aus der Reserve locken.«

Natürlich. Ich rollte bei der Aussage mit den Augen.

»Ersparen wir uns deine Demütigung und handeln stattdessen etwas aus.«

»Oh? Worum geht es?«, interessiert hob sie eine Augenbraue an.

Wow. Damit hab ich sie schneller am Haken bekommen als wie vermutet.

 

 

»Wenn du innerhalb von zwei Tagen herausbekommst was ich bin, verrate ich dir etwas, was deine Ach-So-Tollen-Sterne-Am-Himmel nicht preisgeben werden.«, sie runzelte die Stirn.

»Mhm, du zweifelst an der Glaubwürdigkeit der Sterne, nicht wahr? Es ist wie es die Sterne sagen. Ob du nun daran glaubst oder nicht.«, ich winkte abfällig ab.

»Wie du meinst, Mona. Stimmst du ein?«

»Was ist, wenn ich es nicht raus finde?«

Mhm, guter Einwand. Darüber habe ich mir keine konkreten Gedanken gemacht. Denn sie wird es herausfinden und nur dadurch können wir besser Informationen miteinander austauschen.

Für so intelligent und kultiviert halte ich sie. Da wird sie sicherlich keine Zeit für zwischenmenschliche Beziehung haben.

»Wenn nicht, dann wirst du mit mir für einen Abend ausgehen.«

 
 

PLAK

 
 

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Mondstadt, Marktplatz

12:28 Uhr

 

 

Sagen wir es mal so.

Es klatschte, aber nicht für Beifall.

Immerhin hat sie zugestimmt und wird mir morgen Abend meine erwünschte Antwort mitteilen. Wobei ich sie schon bereits gleich erwarte mit der richtigen Antwort.

Meine Wange jedoch fühlt sich immer noch schmerzhaft an.

Wie brennendes Eisen.

Unterbewusst rieb ich mir die Stelle und setzte mich ungeduldig an der Mauerrand des Brunnens.

Die Leute um mich herum tuschelten. Geben mir mitleidige Blicke oder Gesichtsausdrücke, die Ehrfürchtig sind.
 

»Der Arme. Wurde wohl sitzen gelassen.«

»Arm? Hast du seinen kalten Blick vorhin gesehen? Würde mich nicht wundern, wenn sein Herz genau so ist.«

 

Pah, Weiber Tratsch. Setzen Gerüchte in die Welt, die Leben zerstören können oder geistigen Schwachsinn ernähren.

Ein kaltes Herz.

Wenn ich kein Herz gewinnen kann aus Asche, warum dann nicht eins aus Eis?

Aber was weiß ich schon. Für jemanden, der kein Herz besitzt, verstehe ich die menschliche Welt gut.

Sehr gut sogar.

Aber Gefühle, diese menschliche Emotionen sind eine Schwäche.

Sie machen mich schwach und das werde ich nicht zulassen. Nie wieder.

Sie gilt es zu unterdrücken.

 
 

 
 

~~~~~~~~✧~~~~~~~~

 
 

Mondstadt, vor der Schmiede von Wagner

18:52 Uhr

 

 

 

Und so wartete ich weitere sechs Stunden, ohne das die Astrologin erschien und mir eine Antwort gab. Ich zog etliche male durch die Stadt hindurch, doch sie war wie vom Erdboden verschlungen.

Habe ich mich doch in Mona Megistus geirrt und sie gar überschätzt?

Resigniert seufzte ich und zog meinen Hut leicht zur Seite.

»Was für ein angenehmer Anblick mir erscheint. So sehen wir uns wieder, oh Wanderer namens Bob.«

Noch nie habe ich es so sehr bereut Jemanden die Namensgebung für mich zu überlassen, wie jetzt.

Was bei den Göttern stimmte nicht mit ihr?

»Mein Fräulein meint, das sie sich freut dich wiederzusehen, Wanderer.«

Ich nickte so langsam, das es schon komödiantisch aussehen muss.

»Kann nicht wirklich das Gleiche von mir behaupten, aber sei es drum. Kann ich dir irgendwie helfen?«

Fischl fuchtelte theatralisch mit der Hand herum und flickte ihre Haare nach hinten.

»In der Tat mein bescheidener Shugenja. Ich überbringe dir hiermit frohe Kunde, dass meine begnadete Hofmagierin Mona dich am nächsten Tage bei Vollmond an der Klippe treffen wird, an denen die Sterne zum greifen nah sind.«

Angestrengt starrte ich den violetten Raben an, der wohl bemerkt hatte, was meine Absichten waren.

»Achem. Was mein Fräulein meint, ist das Miss Mona Megistus dich morgen Abend auf der Sternengreifklippe erwartet und dir ihre Antwort mitteilen möchte.«, verständlich nickte ich.

»Verstanden. Danke und auf Wiedersehen.«, damit drehte ich mich um und winkte locker. Verabschiedungen sind nicht so mein Ding. Je kürzer sie sind, desto besser.

Was mich eher beschäftigt ist die Tatsache, das Mona mir dies nicht selber sagen konnte.

Da schickt sie doch lieber ihre Freundin als Dienstboten.

Tze, da bin ich mal auf die morgige Ausrede von ihr gespannt.

 

 

 
 

~~~~~~~~✧~~~~~~~~

 

Sternengreifklippe

23:01 Uhr

 

 

 

Die Sternengreifklippe also.

Was für eine durchaus interessante Wahl für die Übergabe des Rätsels Lösung.

Soll mir nur recht sein.

Mein Blick richtete sich erneut gen Nachthimmel, wo der Mond mich beinahe verspottete.

»Hey.«, mein Kopf dreht sich zur ihrer Stimme herum.

»Hey zurück. Hast dir ja reichlich Zeit gelassen. Also.-uh. Was soll diese Kutte?«, irritiert über die dunkle Robe schnippte eine Augenbraue nach oben.

»Mir war eben kalt. Sonst noch was zu meckern?«, keifte sie zurück und ich rieb mir die Stirn.

»Nein, rück einfach mit der Sprache raus oder willst du mir ernsthaft weiß machen, das die Große-Astrologin-Mona-Megistus keine Antwort parat hat?«

Und dann hüllte sie sich in Verschwiegenheit ein und senkte ihr Augenmerk zu Boden.

Ihre Wangen wurden Tomatenrot und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

War die Antwort etwa so witzig und unglaubwürdig, das man in schiere Verlegenheit gerät?

 

»Ich...«, begann sie und überlegte anscheinend, was sie als nächstes sagen sollte.

»Ich weiß es nicht genau.«, ich rümpfte die Nase.

»Wie meinst du das?«

Sie druckste herum, doch wieso?

»Gib mir deine Hand.«, sagte sie stattdessen und wich somit meine Frage aus.

Was für ein Spiel will sie damit spielen?

»Wenn ich sie dir gebe, verrätst du mir dann deine Antwort?«, zaghaft nickte sie, auch wenn nur widerwillig und resigniert streckte ich ihr meine Hand entgegen.

Behutsam strich sie mit ihren Daumen über meinen Handrücken.

»Sie ist warm.«

»Natürlich.«, gab ich gelangweilt von mir und setzte einen Schritt zurück, als sie meine Hand losließ und ihren Kopf an meiner Brust presste.

Diese Frau verhielt sich total irrational.

»Was wird das wenn das fertig wird?«, ich wurde ungeduldig.

»Wie ich es mir gedacht habe.«, schlussfolgerte sie schließlich und sah abschließend mich eindringlich an.

»Du bist ein Mensch.«, ich schnaubte daraufhin verächtlich.

»Entweder ich habe dich vollkommen falsch eingeschätzt oder du bist wirklich dumm.«, genervt schnalzte ich mit der Zunge.

»Du weißt ganz genau, dass ich kein Mensch bin. Sondern ein.-«

»Ein Mensch. Genau das bist du und somit hast du meine Antwort.«

 

Eine komplett falsche Antwort. Wie absurd.

Hatte sie nicht ihre Sterne um Rat befragt? Mich nicht aufdecken können?

Ich inspizierte ihr Gesicht, um mich zu vergewissern das sie die Wahrheit sprach.

Ihre Standhaftigkeit und ihr zugleich sanfter Gesichtszug verrieten mir was völlig anderes.
 

Nämlich Zwiespalt.
 

»Wer du warst spielt keine Rolle. Sondern vielmehr wer du jetzt und zukünftig sein möchtest. Dein Weg ist noch ungeschrieben.«

Meine Verblüffung konnte ich wohl vor ihr nicht verbergen, als sie mich schwach anlächelte.

»Die Sterne verrieten mir einiges über dich und eines davon war, das du einige Namen angenommen und abgelegt hast.Taten begangen worden sind, die nicht vollständig rückgängig gemacht werden können. Bereust deine Existenz und du bist auf der Suche. Nach Jemanden? Nach dir selbst? Das ist alles sehr ungewiss. Und das schlimmste ist...«, sie legte eine Pause ein. Ihr Ausdruck wirkte dabei betrübt.

Ich muss sagen, dass ich durchaus beeindruckt von ihr bin. Aber worauf will sie hinaus?

»...das ich dich anscheinend kenne, aber mich nicht erinnern kann woher. Egal, was ich versuche.«

»Dann sollte dir bewusst sein, das ich eine Puppe bin und kein Mensch. Ich besitze kein Herz, was für euch sterbliche Lebensnotwendig ist.«

Höhnisch lachte sie und schüttelte ihren Kopf verneinend.

»Du verstehst das nicht, oder? Du versuchst deine Gefühle zu unterdrücken, vor allen Dingen die positiven. Hör auf dich zu verschließen. Selbst wenn du eine Puppe bist, steckt in dir so viel Menschlichkeit, dass es vollkommen egal ist, ob du nun ein Herz besitzt oder nicht.«

 

Großartig, eine Standpauke also? So habe ich mir das ganze nicht vorgestellt.

Dieses Fiasko sollte ganz anders verlaufen. Das hier nimmt eine völlig andere Wendung an.

»Bist du fertigt mit deiner Moralpredigt? Wenn ja, ist meine Konversation mit dir hier beendet. Auf Nimmerwiedersehen.«
 

Ganz ehrlich? Scheiß auf die Vereinbarungen. Was hat mich denn bitte geritten, das ich so etwas überhaupt in Erwägung gezogen habe?

»Warte! Du kannst nicht.-ah!«

»Was zur.-?!«

 

Was ist es mit den Weibern, das sie ihre Gegenüber nicht gehen lassen können?

Sie ist anscheinend eine der anhänglichen Sorte, da sie sich direkt in meinem Oberteil gekrallt hatte, auf ihrer Robe ausrutschte und uns beide den halben Berg runter kullern ließ.

Zum stehen kamen wir nur, weil ich uns abgebremst hatte mit meinen Knien und Händen.

Total perplex schaute mich die Megistus unter mir an, während es innerlich in mir brodelte.

»Du strapazierst ganz schön meine Nerven, Mona. Am liebsten würde ich dich...was?«

Es schien mir, das die Astrologin einen Todeswunsch hatte. Warum strich sie mir durch das Gesicht?

 

Ist das so ein Astrologischer-Shit-Show-Zauber? Wenn ja, dann zeigte dies auf jeden Fall Wirkung.

Denn ich konnte nichts anderes tun als sie schamlos anzustarren.

Wieso musste dieser dumme Mond so schön strahlen, dass in ihren Augen die Sterne glitzerten?

Was für ein fauler Zauber ist das bitte, dass es mein Körper sich nicht bewegen lässt?

»Scara. Ich weiß du suchst Antworten - nein. Mehr als das und ich suche ebenfalls welche.«

Sie zog ihre Hand weg.

»Das ist so gar nicht meine Art, aber meinst du, wir könnten zusammen arbeiten?«

»Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich das nicht. Ist mir auch egal.«, gab ich ehrlich zu. Irgendwie konnte ich keinen klaren Gedanken fassen.

Würde ich über ein Herz verfügen, wäre es sicher vor komischen Gefühlen zerborsten.

 

»Mhm, damit kann ich leben. Würdest du bitte..?«, sie deutete mir damit an, das ich aufstehen soll und das tat ich mit einem Tempo, dass ich selbst von mir überrascht war.

Ich räusperte mich. Man, war das ultra demütigend.

Sie selbst klopfte sich den vermeintlichen Dreck von ihrer Kleidung ab und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

»Nun, wie gesagt. Für mich bist du ein Mensch. Mir ist es relativ egal, das du eine Puppe bist.«

»Was auch immer dich glücklich macht.«, sagte ich ihr gleichgültig und sie seufzte auf.

»Also, du weißt wo du mich findest. Solltest du es dir anders überlegen.«

»Keine Sorge, das werde ich nicht. Das Herz aus Eis hier wird keinen Gedanken verschwenden.«, ich zog leicht mein rechtes Augenlid runter und streckte ihr frech die Zunge entgegen.

Sie prustete und murmelte etwas vor ihrer vorgehaltener Hand.

 
 

»Na dann hoffe ich, dass es bald auftauen wird. Bis bald!«, verabschiedete sie sich und stolzierte langsam den Berg hinab.

 

 

Tze. Wieso habe ich so ein Gefühl, das ich doch ihr einen Besuch abstatten muss?

Ah, richtig. Ich stehe zu meinen Worten und werde sie wohl oder übel mit ihr ausgehen.

Das Schicksal ist so furchtbar willkürlich und genau das, macht die ganze Sache erst richtig interessant.



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