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How to save a life

Midnight x Mt. Lady
von

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So schnell sie konnten, flohen die beiden Heldinnen aus dem Hotel, welches von dem Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Luft war durchsetzt von Staub. Trümmerteile lagen auf den Treppen und auf dem Fußboden und an den Wänden und Decken der Flure und der Lobby, bildeten sich immer mehr Risse.

Sich bei dem schwankenden Boden auf den Beinen zu halten, war ebenfalls nicht ganz leicht.

Während sie aus dem Gebäude eilten, fiel Yu auf, dass außer ihnen niemand die Flucht auf die Straße antrat. Auch die Rezeption war unbesetzt. Nirgendwo waren andere Hotelgäste, oder aber Angestellte des Hotels zu sehen. Wirklich sehr merkwürdig.

Sie konnte sich kaum vorstellen, das die anderen Anwesenden bereits nach draußen entkommen waren. Und selbst für den Fall, dass außer Nemuri und ihr aktuell niemand ein Zimmer des Hotels angemietet hatte, so hätten sie dennoch auf Personal treffen müssen.

Doch niemand außer ihnen floh aus dem Gebäude. Eigentlich wäre es für die Profiheldin angebracht gewesen, die Zimmer zu kontrollieren und eventuelle andere Hotelgäste zu evakuieren, allerdings würde sie dabei selbst das Risiko eingehen verschüttet zu werden. Das dieses Gebäude schon sehr bald zusammenstürzte, bezweifelte sie nicht mehr.

Es würde niemandem etwas bringen, wenn Nemuri und sie sich auch unter den Trümmern wiederfanden. Nein, von vor dem Gebäude konnte sie ebenfalls helfen. Als Riesin würde es ihr immerhin leicht fallen, die Trümmer bei Seite zu räumen.

Eiligst durchquerten sie die Lobby und rannten an der Rezeption vorbei. Nemuri, die vor ihr lief, musste einen Moment lang mit der Tür kämpfen, welche sich durch das Erdbeben verzogen hatte, dann war der Weg frei. Die beiden Frauen flüchteten auf die Straße.
 

Vor dem Hotel angekommen, blieben sie einen Moment lang stehen und hielten inne.

Ganz automatisch legte Yu der Lehrerin eine Hand auf die Schulter. Sie konnte nicht glauben, was sie hier sah. Aber die Berührung fühlte sich real an, was bedeutete, dass sie sich all das hier nicht einbilden konnte.

"Oh Gott...was passiert hier...?", hauchte sie.

Der Himmel war violett und grelle Blitze zuckten ohne Unterlass über der Stadt. Das Erdbeben ließ zwar langsam nach, doch der Schaden war bereits angerichtet. Die Gebäude in der Nähe wiesen allesamt Risse auf oder waren teilweise eingestürzt. Staub lag in der Luft, doch seltsamerweise war es totenstill.

"Wie in einem Katastrophenfilm...", fand Nemuri kopfschüttelnd die Sprache wieder. Die Dunkelhaarige blickte sich fassungslos um und runzelte schließlich skeptisch die Stirn. "Diese ganze Zerstörung von jetzt auf gleich... aber warum ist hier keine Menschenseele zu sehen?"

Diese Tatsache war auch Yu bereits aufgefallen. "Ich weiß es nicht. Die Zivilisten können nicht alle verschüttet worden sein, oder entschieden haben in den Häusern zu bleiben. Es ist, als wäre niemand hier."

"Wie in einer Geisterstadt. Aber das ist unmöglich. Ich habe die letzten Wochen hier gelebt und das hier ist kein kleines Dorf, sondern eine Großstadt." Weiterhin scannte Nemuri mit dem Blick die Umgebung nach möglichen Zivilisten ab.

"Noch nicht einmal aufgeschreckte Vögel...hier ist nichts. Und es ist viel zu still." Die Blondine konnte sich nicht wirklich erklären was hier vorging. Die letzten Tage war das hier eine ganz normale Stadt gewesen und nun...wirkte es so, als wären sie die einzigen Personen hier. Die gespenstische Stille, die zerstörten Gebäude und der violette Himmel, welcher die Umgebung in ein seltsames Licht tauchte, wirkten mehr als unheimlich.

Plötzlich erfasste sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Yu verengte die Augen ein wenig und betrachtete ihre Entdeckung genauer. In etwa zwanzig Meter Entfernung regte sich etwas an einer Häuserecke. Wobei dies vielleicht der falsche Ausdruck war. Das Gebäude hatte an einer Ecke damit begonnen, zu etwas zu zerfallen, was Yu an Pixel erinnerte. Fast wie in einem Computerspiel. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen.

Die Hausmauer zerfiel in tausende kleine Pixel, welche sich schließlich in Nichts auflösten.

Das...das konnte doch gar nicht! Das war doch jetzt ein schlechter Scherz!

"Nemuri, sieh dir das an! Das glaubst du nicht!", wollte sie ihre Freundin auf ihre unheimliche Entdeckung aufmerksam machen, doch die Lehrerin deutete nur ihrerseits auf ein Haus, das einige Meter weit entfernt von dem Gebäude, welches sich da gerade in Wohlgefallen auflöste, lag.

Yu folgte ihrem Fingerzeig und bemerkte, dass auch dieses Gebäude damit begann sich Stück für Stück aufzulösen, wobei die Pixel sich nicht auf die Mauern des Hauses beschränkten. Langsam aber sicher griff das unheimliche Phänomen auch auf den Asphalt der Straße über.

Wie ein unbekannter Virus, fraß sich ein Loch in Beton und Asphalt und hinterließ nichts als Schwärze.

Yus Magen krampfte sich zusammen. Was auch immer hier gerade passierte, es war nicht gut. Ganz eindeutig nicht!

"Wie in einem Computerspiel.", versuchte Nemuri das Geschehen ungläubig einzuordnen. "Wenn die Stadt damit beginnt sich aufzulösen, ist das eindeutig gar nicht gut."

"Was du nicht sagst!" Yus Stimme klang nervös. Nicht nur, dass das, was hier gerade geschah, mehr als unheimlich war, ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass dies erst der Anfang allen Übels war. Und damit sollte sie Recht behalten... "Wir haben hier zwar noch viel Platz, aber wir können hier nicht bleiben. Wir müssen weg von den sich auflösenden Stellen, solange es noch geht!"

"Fragt sich nur, was mit der Bevölkerung ist. Wo zum Teufel sind die ganzen Menschen so plötzlich hin?" Diese Frage ließ Nemuri keine Ruhe. Yu ging es ähnlich.

"Es ist, als wären wir plötzlich ganz allein hier. Verdammt, was ist das nur für ein Ort?!"

Plötzlich war die Profiheldin sich noch nicht einmal mehr ganz sicher, dass das hier eine wirkliche Stadt war. Ein ganz normaler Ort würde sich immerhin nicht plötzlich in Luft auflösen und wäre von jetzt auf gleich wie ausgestorben.

"Los, verschwinden wir von hier und sehen nach, ob wir andere Leute finden und ob andere Stellen der Stadt auch von diesem Phänomen betroffen – aaah!" Anstatt den Satz zu beenden, stieß die Ältere urplötzlich einen Schmerzensschrei aus.

Yu wirbelte zu ihrer Freundin herum. "Nemuri?! Hey, was...?" Auch die Blondine brach ihre Frage ab, denn sie hatte die Ursache für den Aufschrei bereits entdeckt.

Ein längliches Stück Stein, welches sie fast an eine Speerspitze erinnerte, steckte in der Schulter der Lehrerin. Blut quoll seitlich aus der Wunde hervor und wurde von Bluse und Blazer aufgesogen.

Ungläubig starrte Nemuri auf ihre Schulter, ihre Mimik erschrocken und schmerzverzerrt zugleich.

"Verdammt...! Was zum?!", zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

Yu war praktisch sofort bei ihr, war sich jedoch unschlüssig, wie sie helfen konnte. Ein Erste-Hilfe-Kasten lag natürlich nicht praktischerweise auf der Straße herum.

"Wo kommt diese Steinspitze so plötzlich her?", stammelte die Jüngere und schüttelte ratlos den Kopf. "Geht es? Na los, lass uns schnellstmöglich von hier verschwinden und dann sehen wir, dass wir etwas finden, um deine Verletzung zu versorgen."

Wie sehr sie sich gerade ihre beiden Teamkameraden her wünschte! Kamui Woods und Edge Shot könnten ihr zwar auch nicht erklären, was hier eigentlich gerade passierte, doch sie hätten mit Sicherheit besser gewusst als sie, wie man Nemuris Verletzung richtig versorgte.

Anstatt sich in Bewegung zu setzen, nachdem Yu bereits sanft versuchte, die Lehrerin nach links zu drängen, wurde Nemuris Blick plötzlich fest und kalt.

Ohne wirklich hinzusehen, umfasste sie mit der rechten Hand den spitzen Stein und zog ihn mit einem Ruck aus ihrer linken Schulter. Kurz verzog sie vor Schmerzen das Gesicht und fluchte leise.

"Nemuri! Bist du verrückt?!", rief die Jüngere erschrocken aus. "Meine Erste-Hilfe-Kenntnisse sind ausbaufähig, aber sogar ich weiß, dass man Gegenstände nicht einfach so aus Verletzungen zieht! Verdammt, sieh dir das an! Die Wunde blutet jetzt viel stärker als vorher!"

Hektisch begann die Profiheldin damit sich nach irgendetwas umzusehen, womit sich die Schulter ihrer Freundin provisorisch verbinden lassen würde.

Nemuri jedoch legte Yu lediglich eine Hand ans Kinn und dirigierte ihren Blick auf diese Art zu einem der Häuser, ganz in der Nähe.

"Mit dem Stein in der Schulter kann ich mich schlecht bewegen, aber das werde ich gleich müssen. Sieh nur, wir bekommen Besuch.", zischte sie.
 

Und tatsächlich: auf den umliegenden Hausdächern hatten sich gleich acht Nomu versammelt, welche nach und nach dichter an die Ränder der Dächer traten und auf die beiden Heldinnen hinabstarrten.

Die Gesichter der Kreaturen hatten wenig menschliches. Dies lag nicht nur an den offen liegenden Gehirnen und den zahnbesetzten Vogelschnäbeln, die Augen der Biester wirkten kalt und seltsam emotionslos zugleich.

Als auch Yu die Nomu entdeckte, spannte sie sich merklich an. Verdammt, das war gar nicht gut! Ein oder zwei der Kreaturen wären nicht das Problem, aber wie sollte sie Nemuris Sicherheit bei gleich acht Gegnern gewährleisten?!

"Gleich acht von denen? Da diesmal übertreiben sie es aber.", murrte die Blondine zähneknirschend.

"Und sie werden uns kaum kampflos gehen lassen.", fügte Nemuri wenig begeistert hinzu. "Uns bleibt wohl nichts anderes übrig."

Zwar nickte die Jüngere, doch hatte sie ganz und gar kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Die Lehrerin war bereits verletzt und wie sich bereits zwei Mal gezeigt hatte, hatten die Nomu es insbesondere auf sie abgesehen.

Mit gleich acht Gegnern würde es nicht leicht werden, die Angriffe abzuwehren und gleichzeitig sicherzustellen, dass Nemuri nichts passierte. Nicht, dass Nemuri sich nicht auch selbst ganz gut verteidigen konnte, doch die verletzte Schulter würde sie einschränken und außerdem... Yus Magen krampfte sich bei dem nächsten Gedanken, der sich ihr aufdrängte, zusammen.

Bereits bei der Schlacht neulich hatte sie ihre Freundin nicht beschützen können. Sie hatten sich aus den Augen verloren und die Ältere hatte den Kampf mit ihrem Leben bezahlt. Bei dem Gedanken daran, dass sich dies hier und jetzt wiederholen könnte... nein, einfach nur nein.

Die Profiheldin spürte, wie die aus den schrecklichen Erinnerungen gespeiste Angst nach ihr griff. Nur mit Mühe gelang es ihr, sie bei Seite zu drängen. Wenn die Angst sie jetzt lähmte, wäre es aus und vorbei. Nein, der Kampf heute würde anders ausgehen, dafür würde sie sorgen! Um nichts in der Welt würde sie zulassen, dass ein Gegner ihr Nemuri ein zweites Mal wegnahm!

Binnen weniger Sekunden wandelte Yus Angst sich zu grimmiger Entschlossenheit. Diesmal nicht. Diesmal würde Nemuri gewiss nichts passieren, dafür würde sie sorgen. Sie hatte sich geschworen sie diesmal zu beschützen. Hier und heute würde keiner der Gegner ihr etwas antun, egal wie monströs sie auch sein mochten!
 

Einer der Nomu stieß ein metallisches Kreischen aus, dann sprang er vom Dach geradewegs auf die beiden Heldinnen zu.

"Es geht los!", zischte die Blondine. Der Gegner rauschte heran, während sie gleichzeitig ihre Quirk aktivierte. Sofort begann ihr Körper rasant zu wachsen.

Die Profiheldin hielt die linke Hand auf, eine Geste, die ihre Begleiterin auf Anhieb verstand. Ohne sich vorher abgesprochen zu haben, sprang Nemuri in die nun riesige Handinnenfläche und war mit einigen weiteren Sätzen schließlich auf der Schulter der Blondine angelangt. Nun, wo ihre Erinnerungen wiedergekehrt waren, zögerte sie keine Sekunde und blieb auch in dieser Höhe unerschrocken und trittsicher.

Als der angreifende Nomu die beiden Heldinnen erreichte, erwartete Yu ihn bereits und fing ihn mit einem kräftigen Hieb ihrer rechten Faust ab. Der Gegner krachte ins nächste Gebäude und verschwand unfreiwillig darin.

"Da kommen noch zwei! Auf drei Uhr!", rief die Lehrerin der anderen Heldin zu.

"Halt dich fest!" Auch die nächsten beiden Gegner wurden mit einem Schlag zu Boden befördert.

Zwar maßen die Nomu zwischen 2,5 - 3 Meter, doch im Vergleich zu Mt. Lady waren die Wesen eher klein, was es ihr leichter machte, die Monster abzuwehren.

"Kommt nur her, dann zerquetsche ich euch!", blaffte die Blondine an die restlichen Gegner gewandt.

"Hey, bring mich kurz rüber zu dem Dach da drüben!", verlangte Nemuri, welche sicher auf Yus linker Schulter stand und sich an einer Haarsträhne festhielt.

Da sich auf besagtem Dach kein Gegner befand, kam die Blondine der Bitte nach, musste aber, kaum dass sie Nemuri abgesetzt hatte, einen weiteren Nomu zur Seite schlagen.

Die beiden Gegner, die zuvor auf dem Boden gelandet waren, rappelten sich bereits wieder auf. Auch das Monster, welches zuvor durch das Fenster in ein Wohnhaus gesegelt war, zog sich langsam aber sicher aus den Trümmern hervor.

"Hey, denkst du hier sind wirklich keine Zivilisten?", rief Yu der Älteren zu. Die Riesin fühlte sich eher, als würde sie zwischen einigen Spielzeughäusern stehen und zögerte daher, ihre volle Kraft einzusetzen. Zu groß war die Gefahr, dabei versehentlich einen Menschen zu zerquetschen, den sie nicht gesehen hatte.

"Ich denke, hier ist außer uns wirklich niemand. Es ist, als wäre die Stadt von jetzt auf gleich menschenleer!", versuchte Nemuri die Blondine zu beruhigen. Gleichzeitig riss sie ein langes Kabel aus den Trümmern, welches sie auf dem Dach entdeckt hatte. Das Kabel würde sich ersatzweise als Peitsche eignen müssen, wie sie nach kurzer Prüfung zufrieden feststellte. Da sie nicht auf ihre eigentliche Waffe zurückgreifen konnte, musste Nemuri sich in diesem Kampf mit einem Ersatz begnügen, wenn sie mithelfen wollte.

"Sag mal, was willst du mit dem Kabel? Überlass die Gegner ruhig mir." Yu, die nach wie vor den Ausgang der Schlacht in ihrer Welt vor Augen hatte, empfand es als mehr als beunruhigend, dass Nemuri sich in den Kampf einmischen wollte. Es war nicht so, dass die Ältere wehrlos oder schwach wäre, im Gegenteil, doch allein der Gedanke daran, dass ihr erneut etwas passieren könnte, reichte aus, damit Yu sich ihre Freundin so weit weg von diesem Kampf wie möglich wünschte.

"Das sind acht Gegner! Gegen die kann ich dich unmöglich allein kämpfen lassen. Außerdem bin ich nicht aus Zucker!", stellte Nemuri entschieden klar.

Zeit, um dies auszudiskutieren hatten die beiden Frauen nicht, denn die Gegner warteten nicht einfach brav ab.

Gleich mehrere Nomu sprangen auf die Heldinnen zu. Während drei der Monster die Blondine angriffen, welche mit so vielen Gegnern doch schon etwas mehr zu kämpfen hatte, wischten zwei weitere der Kreaturen an ihr vorbei und sprangen auf das Dach, auf welchem Nemuri sich befand.

Die Nomu stürzten auf die Lehrerin zu, doch diese hatte sie bereits erwartet. Sie warf dem ersten Gegner ihren Blazer entgegen, welcher dem Monster vorübergehend die Sicht nahm. Wild fauchend und grollend begann die Kreatur sich zu schütteln, ehe sie das Kleidungsstück abwarf.

Dem zweiten Gegner wich die Dunkelhaarige aus, als dieser mit einer der gewaltigen Klauen zum Schlag ausholte. Die Faust des Nomu riss einige Betonsplitter aus dem Dach, verfehlten das eigentliche Ziel jedoch.

"Pah! So leicht mache ich es dir nicht!" Mit diesem Ausruf schwang die Lehrerin die provisorische Peitsche und zielte damit genau auf die Augen des Gegners. Die Bestie kreischte auf.

Schließlich aktivierte auch Nemuri ihre Quirk. Rosa Nebel umhüllte das Dach und ließ ihre beiden Gegner schläfrig und benommen werden. In diesem Zustand war es um einiges leichter, den Angriffen auszuweichen und sie im Gegenzug mit der Peitsche zu bearbeiten.

Vielleicht hätte etwas mehr Schlafgas die beiden Nomu gänzlich außer Gefecht gesetzt, doch Nemuri wollte nicht riskieren, dass der Nebel sich zu weit ausbreitete und am Ende noch Yu traf. Wie empfindlich die Blondine auf ihre Quirk ansprach, hatte sie bereits mehrfach festgestellt.
 

"Hyaaaa!" Mit einem wütenden Aufschrei trat die Riesin zu. Der Nomu, der das Pech hatte, von ihrem Fuß getroffen zu werden, wurde mit heftiger Wucht nach unten gedrückt. Der Asphalt splitterte unter dem Angriff. Rohre und Leitungen standen nun aus der Straße, etwas, was Yu im Normalfall zu vermeiden versuchte, doch aktuell befanden sich keine Zivilisten in der Nähe und Nemuri und sie mussten mit gleich acht Nomu fertigwerden. Da musste sie ihre ganze Kraft einsetzen.

Der getroffene Gegner wurde förmlich in die Straße eingearbeitet, dann löste er sich in eine Art Nebel auf. Genauso wie die Nomu am Vortag.

"Da wären es nur noch sieben!", triumphierte die Profiheldin.

Einer der Nomu schnellte wie eine Kanonenkugel heran und traf sie im Gesicht. Der Zusammenprall ließ die Blondine nach hinten straucheln und scharf die Luft einziehen.

Mit einem raschen Ausfallschritt fing sie sich wieder und verhinderte es damit gerade so zu stürzen.

"Verdammtes Vieh, das hat weh getan!", blaffte sie zornig, fing den Gegner mit beiden Händen und rammte ihn mit einem weiteren wütenden Aufschrei geradewegs in den Boden.

Auch dieser Nomu löste sich in Nebel auf. "Noch sechs Stück...!"

Die Straße glich inzwischen einem Trümmerfeld.

"Noch fünf von denen, meinst du wohl!", verbesserte Nemuri sie von dem Dach aus, auf dem sie kämpfte. Auch ihr war es gelungen einen Gegner Schach Matt zu setzen.

Kurze Zeit später hatten die beiden Heldinnen es geschafft, zwei weitere der Kreaturen auszuschalten.

"Wenn das so weiter geht, sind wir sie bald los!" Midnight atmete inzwischen schwer, doch klang sie durchaus zufrieden mit dem bisher erzielten Ergebnis.

"Die drei Monster schaffen wir jetzt auch noch!", stimmte Yu ihr entschlossen zu. Sie war weniger außer Atem als die Lehrerin, da es sie als Riesin weniger Kraft kostete, die monströsen Kreaturen auszuschalten.

Plötzlich stutzte die Blondine jedoch. Dank ihrer Größe hatte sie einen recht guten Ausblick auf die Stadt und was sie sah, ließ sie innehalten.

"Nemuri! Sieh dir mal den Boden an!", forderte sie ihre Freundin auf, da die drei verbleibenden Nomu sie noch nicht angegriffen hatten, sondern erstaunlicherweise die ganze Zeit über einen gewissen Abstand zu den beiden Heldinnen eingehalten hatten.

Die Dunkelhaarige lief zum Rand des Daches. Sie hielt sich die verletzte Schulter und spähte, wie von Yu verlangt, hinunter in Richtung Straße. Fast sofort wich auch ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht.

"Der Boden...! Aber was zum?!"

Noch war das Phänomen etwa 150 Meter weit entfernt, doch es kam stetig näher. Ähnlich wie zuvor die Gebäude, hatte nun der Boden damit begonnen zu vielen kleinen Pixeln zu zerfallen und sich wortwörtlich in Nichts aufzulösen. Da, wo eben noch Asphalt und Straßen gewesen waren, blieb nichts als Schwärze zurück.

Aber das... das konnte doch gar nicht! Yus Herz begann schneller zu pochen, als sie sich umsah und das Ausmaß der Katastrophe realisierte. Während sie gekämpft hatten, hatte die Stadt ringförmig um sie herum damit begonnen zu zerfallen. Sie kam sich vor wie in einem schlechten Traum!

Unbemerkt waren sie eingekesselt worden. Mit einem beherzten Sprung wäre es leider auch nicht getan, denn hinter dem Ring, welcher sich stetig weiter in ihre Richtung fraß, entdeckte Yu nichts, was sie auch nur im entferntesten an eine Stadt, oder auch einfach nur an betretbaren Boden erinnert hätte. Es schien fast so, als würde diese Welt sich auflösen. Einfach so in sich zusammenfallen. Das...das war eine Katastrophe!

Unweigerlich musste sie an das Gespräch zurückdenken, welches sie eben noch mit Nemuri im Hotel geführt hatte, als die Welt noch in Ordnung gewesen war. Waren sie wirklich der Auslöser dafür, dass alles hier in sich zusammenfiel? Allein bei dem Gedanken wurde ihr schlecht.

Doch einen Ausweg gab es ganz offensichtlich auch nicht. Lediglich die Schwärze gewann mehr und mehr Fläche und fraß sich unaufhaltsam weiter in ihre Richtung vor.
 

Nemuri war inzwischen auf dem Dach herumgelaufen und hatte von jeder Seite aus hinuntergesehen. Nirgendwo sah es besser aus. Überall entdeckte sie das gleiche, unheimliche Phänomen.

"Wir sind vollkommen eingekesselt!", informierte sie Yu, auch wenn sie glaubte, dass die Riesin dies ebenfalls bereits bemerkt hatte. "Wenn das so weiter geht, stehen wir bald auch im Nichts!"

"Das will ich gar nicht erst herausfinden! Wir müssen irgendeinen Weg finden das zu stoppen!" Yus Stimme klang entsetzt.

Einen Moment lang überlegte sie, ob es irgendetwas gab, was sie tun könnten.

Nun war es jedoch an den drei verbliebenden Nomu, die sich bislang im Hintergrund gehalten hatten, in Aktion zu treten.

Anders, als ihre Vorgänger, sprangen die drei Kreaturen nicht auf die beiden Heldinnen zu und griffen stumpf mit Körperkraft an. Die Gegner blieben auf Abstand, streckten lediglich je einen Arm in Richtung der beiden Heldinnen und zeigten auf sie, fast so, als würden sie auf sie zielen.

Noch während die Blondine sich fragte, was zur Hölle die Kreaturen da eigentlich veranstalteten, begannen Trümmerteile hochzuschweben und pfeilten plötzlich wie Geschosse auf sie zu.

"Nemuri! Runter!" Yu selbst riss schützend die Arme vor ihr Gesicht, da es ihr in ihrer Riesenform nicht möglich war, einfach so abzutauchen.

Während die Lehrerin Schutz hinter der Mauer des Daches fand, bohrten sich Betonsplitter in die Arme der Profiheldin. Diese sog scharf die Luft ein.

"Verdammt...!"

Hätten die Geschosse eine Person von normaler Größe getroffen, so wäre der Angriff sicherlich fatal gewesen, in ihrer Riesenform steckte die Blondine die Attacke jedoch besser weg, auch wenn die Trümmerteile durchaus ihre Spuren hinterließen.

Yu hatte reflexartig die Augen zusammengekniffen, als die Trümmer auf sie eingehagelt waren. Nun blinzelte sie und betrachtete ihre Unterarme, in denen Betontrümmer wie Glassplitter steckten.

Verdammt, das tat weh! Rings um die vielen kleinen Wunden verfärbte ihr Heldenkostüm sich rötlich.

"Yu! Bist du okay?!" Nemuri, die hinter ihrer Deckung hervorspähte, klang besorgt.

"Es geht schon...!", zischte die Jüngere. "Aber auf eine Wiederholung bin ich eindeutig nicht scharf."

Leider nur blieb ein weiterer Angriff nicht aus, schickten die Nomu ihnen doch bereits die nächsten Trümmer entgegen.

"Wir müssen versuchen die drei restlichen Biester zu besiegen!", rief Nemuri der Profiheldin zu.

"Was du nicht sagst!", murrte diese. "Diese fliegenden Trümmerteile sind ein echtes Problem...!"

Nach dem zweiten Angriff hatte Yu noch einige weitere Treffer kassiert, die ihr auch in ihrer Riesenform durchaus zu schaffen machten. Fluchend wischte sie sich mit dem Handrücken Blut von der Schläfe.

"Nein! Ich meine, dass die Stadt vielleicht aufhört sich aufzulösen, wenn die Gegner besiegt sind!", versuchte die Lehrerin zu erklären, was für eine Idee ihr gekommen war. "Erinnere dich an gestern! Nachdem du die Nomu besiegt hattest, hat das Wetter sich recht schnell normalisiert. Vielleicht trifft das auch auf die Stadt zu!"
 

Lange musste Yu über den Vorschlag nicht nachdenken. Es stimmte, nachdem die Gegner gestern ausgeschaltet worden waren, hatte auch das Wetter sich wieder beruhigt. Wenn dies auch auf die Umgebung zutreffen sollte... es wäre ihre einzige Chance. Zumal die Nomu sich darüber hinaus schlecht ignorieren ließen. Im Gegensatz zu den vorherigen fünf Gegnern, waren die verbliebenen drei Kreaturen mit wirklich unangenehmen Fähigkeiten ausgestattet.

Und wenn sie den stetig kleiner werdenden Platz betrachtete, der ihnen noch blieb, dann mussten sie es einfach versuchen.

"Ist gut. Geh am besten in Deckung, ich versuche das so schnell wie möglich zu Ende zu bringen!"

Es wäre ihr lieber, sich nicht allzu weit von Nemuri zu entfernen, wo ihre Gegner allesamt Fernkämpfer waren, doch anders ging es leider nicht. Wenn die Nomu nicht zu ihnen kommen wollten, dieser Kampf hier aber schnell enden sollte, dann musste die Profiheldin eben zu den Gegnern.

Yu hörte ihre Freundin noch irgendetwas rufen, doch die Worte gingen im Krachen von neuen, einschlagenden Trümmerteilen unter. Glücklicherweise hatten die Nomu mehr auf sie selbst gezielt, anstatt das Dach unter Beschuss zu nehmen, auf welchem die Lehrerin sich befand.

Die Blondine stürmte los, auch wenn ihre Arme, ihre rechte Seite und ihr rechtes Knie inzwischen stark protestierten. Die Steinsplitter, die in ihrem Körper steckten, machten ihr zu schaffen, doch davon aufzugeben war sie weit entfernt.

Dank ihrer Größe gelang es der Heldin ohne große Probleme die Distanz binnen kürzester Zeit zu überbrücken. Die drei Nomu nahmen sie weiter unter Beschuss und verletzten sie, doch sie musste nun einfach die Zähne zusammenbeißen. Wenn die drei Gegner besiegt wären, wäre es geschafft. Hoffentlich. Aktuell musste Yu einfach daran glauben.

Noch während sie rannte, riss die Profiheldin eine lange Metallstange aus einem der demolierten Häuser.

"Friss das!" Sie zog die provisorische Waffe dem ersten Monster, welches sie erreichte, über den hässlichen Schädel. Fast sofort löste der Nomu sich in Nebel auf.

Der vorletzte Gegner nahm sie unter Beschuss, als sie sich ihm zuwandte. Ein großer Steinsplitter riss ihren Arm auf. Yu schrie auf, doch hielt sie nicht inne. Mit Schwung erwischte sie auch diese Bestie mit dem Stück Metall, welches daraufhin verbog.

Die nun unbrauchbar gewordene Stange wurde fallengelassen. Mit einer gewissen Genugtuung beobachtete die Profiheldin, wie auch der soeben getroffene Gegner sich auflöste.

Nur noch ein verdammter Nomu. Einen Gegner, den es zu schlagen galt. Die Blondine war überzeugt davon, dass sie dies nun auch gleich geschafft haben würde.

Dann jedoch hielt sie inne. Während der Kampfplatz weiter zusammenschrumpfe, fehlte von dem letzten Nomu plötzlich jede Spur. Wo zur Hölle war das verdammte Biest hin?!

Die Profiheldin scannte die Umgebung mit dem Blick ab.

Das Licht war inzwischen dunkelviolett. Blitze zuckten nach wie vor am Himmel entlang, bloß das es keine Wolken mehr gab. Die verwüstete, sich auflösende Stadt wirkte wie eine Szene aus der Apokalypse.

Yu drehte sich und entdeckte den letzten verbliebenen Gegner schließlich. Das Biest befand sich genau hinter ihr und schwebte in der Luft. Seit wann waren diese Nomu dazu in der Lage? Auch egal, sie würde es hier und jetzt zu Ende bringen!

"Hab ich dich...!"

Doch plötzlich... zog Nebel von allen Seiten auf und wehte in Wellen auf das Monster zu.

War das der Nebel, der sich ergeben hatte, als Nemuri und sie die anderen Nomu besiegt hatten?

Der Gegner öffnete den mit Zähnen besetzten Schnabel und atmete tief ein. Ungebremst wurde der Nebel von der Bestie aufgesogen.

Die Blitze zuckten nun nur noch wilder am Himmel entlang, während der ursprünglich weiße Körper des Ungetüms sich dunkelblau, fast schwarz färbte... und zu wachsen begann.
 

Yu glaubte nicht recht zu sehen. Binnen zwei Sekunden schoss der Nomu in die Höhe. Erst konnte sie noch auf den Gegner hinabschauen, doch nach und nach musste sie den Blick heben, bis das Ungeheuer selbst sie um gute fünf Meter überragte. Die muskelbepackten Arme und der kräftige Körper des Nomu, machten es nicht unbedingt besser. Einem ähnlich großen und furchteinflößenden Gegner hatte sie zuletzt in der großen Schlacht gegenübergestanden... und war chancenlos gewesen.

Die Erinnerung an besagten Kampf, jagte ihr eine Welle der Unsicherheit durch Mark und Bein. Was, wenn sie erneut unterlegen wäre? Was, wenn es ihr nicht gelingen würde Nemuri zu beschützen? Was, wenn...nein, nein, nein! Entschieden schüttelte die Profiheldin den Kopf.

So sollte und so durfte sie nicht denken! Sie musste das hier gewinnen. Für Nemuri und für sich. Und für die Zukunft dieser Welt, denn diese würde sich weiter auflösen, wenn das Ungeheuer nicht gestoppt würde. Zumindest vermutete sie, dass die Zerstörung mit ihrem Gegner zusammenhing.

Der gigantische Nomu stieß ein Brüllen aus, so laut, dass es in den Ohren schmerzte und sie bis ins Mark erschütterte.

Schon stürzte der riesige Gegner auf sie los. Anstatt zurückzuweichen, drängte Yu ihre Zweifel bei Seite und tat es dem Ungetüm gleich.

Das riesige Monster war stark und kräftig, sie im Vergleich zu der Kreatur wendiger. Die Profiheldin duckte die geschickt unter einem Schlag weg, welcher stattdessen ein Gebäude traf und dieses zerstörte. Rasch wirbelte sie herum und versetzte dem Gegner einen Tritt. Der Nomu strauchelte, fing sich jedoch schnell wieder und packte ihr Bein. Yu wurde mit einem Ruck von den Füßen gerissen und krachte auf zwei Häuser. Die von dem Erdbeben zuvor in Mitleidenschaft gezogenen Dächer gaben unter ihr nach. Hier und da schnitten Betonsplitter und Metall ihr schmerzhaft ins Fleisch.

Der Gegner holte zu einem weiteren Schlag aus, doch die Profiheldin rollte sich zur Seite, kämpfte sich in einer fließenden Bewegung zurück auf die Füße und versetzte dem Nomu mit der Stirn eine Kopfnuss.

Diesmal war das Monster es, welches auf einem der Häuser landete und dieses im Fall zertrümmerte. Yu wischte sich Blut von der Stirn. Etwas Blut war ihr ins linke Auge gelaufen und störte ihre Sicht.

Dennoch ließ sie den Blick rasch über die Reste der Stadt huschen. Viel war davon zugegebenermaßen nicht mehr übrig. Der Ring, der den beiden Riesen für ihren Kampf blieb, war inzwischen äußerst überschaubar. Hinzu kam, dass sie um jeden Preis vermeiden wollte, sich dem Dach zu nähern, auf welchem Nemuri sich befand. Der Kampf gegen den riesigen Nomu hatte Dimensionen erlangt, in welche sie ihre Freundin unmöglich hineinziehen konnte.

Mit einem Schrei sprang die Profiheldin hoch und versetzte ihrem Gegner im Sprung einen Tritt, kaum dass dieser sich vom Boden aufgerappelt hatte. Sofort setzte sie nach und heizte ihm mit Schlägen und Tritten ein.

Die meisten Attacken trafen den Nomu, einige blockte er ab.

"Für den Fortbestand dieser Welt, beenden wir das hier und jetzt!", rief die Profiheldin entschlossen aus und holte zum Schlag aus, mit dem sie es hoffentlich beenden würde.

Yu zielte genau auf das Gesicht des inzwischen angeschlagen wirkenden Nomu. Wenn sie ihn ausschaltete, dann würde alles hier hoffentlich wieder so werden wie vorher. Nemuri und sie würden in Frieden leben können.

Doch nur Millimeter, bevor ihre Faust sein hässliches Gesicht erreichte, riss der Gegner die kalten Augen auf, blockte ihre Hand mit der eigenen ab und packte ihren Arm.

Der Nomu kämpfte sich zurück auf die Füße, während die Blondine mit Tritten versuchte, die Kreatur zum Loslassen zu bewegen. Doch der Griff des Monsters war eisern.

Mit der freien Pranke schlug der Nomu zu und traf die Profiheldin ins Gesicht. Schmerz explodierte auf ihrer rechten Gesichtshälfte.

Noch ehe sie reagieren konnte, hatte die Kreatur sie von den Füßen gerissen und vollführte einen Schulterwurf. Mit voller Wucht krachte Yu mit dem Rücken zu Boden. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gedrückt und für den Moment war ihr Körper ein einziger Schmerz.

Hoch und stark wie eine Mauer, stand der riesige Gegner über ihr, während ihr immer wieder die Sicht verschwamm.

Schließlich wandte der Nomu sich ab und stapfte in eine andere Richtung davon. In der ersten Sekunde war die Profiheldin noch froh, dass das Monster von ihr abließ, dann wurde sie von eiskaltem Entsetzen gepackt, als sie realisierte, in welche Richtung es das Ungeheuer zog. Nemuri! Nein!
 

Während die Blondine gegen den riesigen Nomu gekämpft hatte, hatte Nemuri sich daran gemacht vom Dach des Gebäudes zu gelangen. Sie konnte nicht darauf hoffen, dass ihre Freundin Zeit fand, sie während des Kampfes ganz einfach herunter zu heben und für den Fall, dass der Kampf sich in ihre Richtung verlagern sollte, sollte sie selbst in der Lage sein, den beiden Riesen aus dem Weg zu gehen.

Die Lehrerin wusste, dass sie selbst stark und nicht unfähig war, doch zwischen zwei kämpfende Giganten sollte sie besser nicht geraden, zumal sie nicht wollte, dass Yu Rücksicht auf sie nehmen musste, indem sie gezwungen wäre darauf zu achten, wohin sie trat, oder in welche Richtung sie den Kampf lenkte.

Glücklicherweise war die Tür, welche vom Dach aus ins Treppenhaus des Gebäudes führte, nicht abgeschlossen. Durch das Erdbeben war das Haus in keinem allzu guten Zustand und mit Sicherheit einsturzgefährdet, weshalb Midnight es vorzog, sich nicht allzu lange im Gebäudeinneren aufzuhalten.

Während sie im Haus nach unten stürmte, konnte sie spüren, wie der Boden immer wieder erschüttert wurde. Sie war sich sicher, dass dies diesmal kein neues Erdbeben, sondern den beiden Kämpfern zuzuschreiben war.

Die Dunkelhaarige war noch ziemlich außer Atem von ihrem Kampf gegen die beiden Nomu, welche sie glücklicherweise hatte besiegen können. Ihre Schulter schmerzte durch die Bewegung inzwischen jedoch umso mehr.

Aber eine verletzte Schulter schien ihr ein relativ geringes Übel, verglichen mit der sich auflösenden Stadt. Wenn sie dieses Phänomen nicht stoppen konnten, wäre es aus und vorbei.

Was für ein seltsames und mehr als beunruhigendes Gefühl. Zumal sie sich fragte, was mit all den Bewohnern der Stadt geschehen war. Seit dem Erdbeben vorhin hatte es kein Lebenszeichen von niemandem mehr gegeben. Es war fast wie in einem Computerspiel, aus dem sämtliche Zivilisten herausgelöscht worden waren, um den Hauptcharakteren einen passenden Platz für den Endkampf zu geben.

Aber der Vergleich mit einem Computerspiel machte es nicht besser, im Gegenteil. Sie hatte die letzten Wochen in dieser Welt gelebt. Die Menschen hier, allen voran ihre Schüler und Kollegen, waren so echt und so real. Allein die Vorstellung, dass all diese Personen vielleicht nie wirklich existiert hatten... sie schüttelte entschieden den Kopf.

Die Haustür wurde von einem Holzbalken blockiert, welchen sie umständlich und mühevoll bei Seite ziehen musste. Schließlich reichte der gewonnene Platz jedoch, um die Tür einen Spalt weit zu öffnen und sich hinaus auf die Straße zu quetschen.

Bereits auf den ersten Blick bemerkte Nemuri, wie viel näher das Nichts gerückt war. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus, während sie versuchte Nervosität und aufsteigende Panik herunterzuschlucken. Nun galt es einen kühlen Kopf zu bewahren und logisch zu denken.

Lange musste die Lehrerin sich nicht umsehen, um die beiden Kämpfenden zu entdecken. Zugegebenermaßen, der Nomu und Yu in ihrer Riesenform waren schwer zu übersehen.

Doch was sie sah, ließ ihr Herz einen Satz machen. Entsetzen griff mit scharfen Klauen nach ihr.

"Yu!", rief sie den Namen ihrer Freundin und kam sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich klein und hilflos vor, wenn sie sich mit den beiden Riesen verglich.

Gerade hatte der Nomu die Blondine über die Schulter geworfen, ehe die Profiheldin hart mit dem Rücken aufschlug und schließlich vollkommen benommen liegen blieb.

Ihr schnürte sich die Kehle zu. Wenn der Gegner jetzt nachsetzte und zuschlug...nicht auszudenken!

Nemuri wusste, dass sie für den riesigen Nomu kaum eine Gegnerin sein würde, doch zusehen, wie das Monster ihre Freundin besiegte, konnte sie auch nicht.

Gerade wollte sie sich in Bewegung setzen um einzugreifen, als die Bestie sich von der am Boden liegenden Blondine abwandte und stattdessen Kurs auf sie nahm.

Der Blick der starren, hasserfüllten Augen der Kreatur war dabei in der Tat genau auf sie gerichtet.

Zwar hatte die Lehrerin gewollt, dass der Nomu von Yu abließ, trotz allem war es mehr als beunruhigend, die Bestie nun auf sich selbst zutrampeln zu sehen.

Der Gegner stieß ein kehliges Knurren aus und schlug mit der Faust zu, kaum dass er den Abstand zwischen ihnen verringert hatte.

Nemuri reagierte instinktiv, sprang hoch und nutzte ihre provisorische Peitsche, um diese mit einem Schlag um ein Trümmerteil zu schlingen und sich daran zur Seite zu schwingen.

Gerade so entging sie der riesigen, zerstörerischen Faust, welche die Straße zersplittern ließ.

Die Augen der Heldin weiteten sich erschrocken. Wenn dieses Vieh sie gerade erwischt hätte, wäre das ihr sicheres Ende gewesen. Zum zweiten Mal.

Nein, darauf war sie nun wirklich nicht scharf. So übermächtig der Gegner auch schien, sie würde kämpfen. Für diese Welt und für Yu. Das ihre eigenen Überlebenschancen dabei nicht allzu rosig aussahen, war ihr durchaus bewusst.
 

Erneut schlug der Nomu nach ihr und erneut schaffte sie es, sich mithilfe der Peitsche zur Seite zu retten. Schließlich sprang sie der monströsen Kreatur geradewegs auf den Arm und rannte daran hoch.

Mit der freien Pranke schnappte der Nomu nach ihr, doch Nemuri duckte sich weg und rannte unbeirrt weiter.

Als sie den Arm ein Stück weit hochgelaufen war, nutzte sie ihre Quirk. So, wie der Wind aktuell stand, wurde die zartrosane Wolke dem Gegner genau ins Gesicht geweht.

Wenn das Monster nun einen tiefen Atemzug nahm, würde es hoffentlich ausreichen um das Biest schlafen zu schicken.

Für einen Moment rechnete sie sich eine echte Chance aus, doch dann weiteten ihre blauen Augen sich erschrocken, als der Nomu das Schlafgas vollkommen unbeeindruckt bei Seite pustete.

Der Atem der Bestie wehte ihr wie eine faulige Welle entgegen.

Der Gegner riss den Arm, auf dem sie stand, zur Seite und die Lehrerin geriet ins Straucheln. Erschrocken realisierte sie, dass es ihr nicht mehr gelang das Gleichgewicht wiederzuerlangen, dann stürzte sie.

Nemuri hatte noch einmal Glück im Unglück, da die Markise eines Vordachs ihren Sturz abfing.

Die Landung war dennoch alles andere als angenehm.

Für einen Moment blieb sie benommen liegen und blinzelte. Urg...das hatte wirklich weh getan. Und ihr Gegenschlag hatte auch nicht funktioniert.

Im nächsten Moment riss die Dunkelhaarige die Augen auf und zwang sich aufzuspringen. Sie durfte hier nicht liegen bleiben! Die schnelle Reaktion war genau die richtige Entscheidung gewesen, denn der Gegner hatte zu einem Tritt ausgeholt, dem sie nur um Haaresbreite entging.

Als der riesige Fuß den Boden traf, wurden Schutt und Staub aufgewirbelt.

Nemuri taumelte zur Seite, fing sich wieder und versetzte dem Nomu einige heftige Schläge mit der aus einem Kabel bestehenden Peitsche.

Für einen Gegner in ihrem Format wären die Treffer mit Sicherheit schmerzhaft gewesen, doch der gigantische Nomu zuckte noch nicht einmal. Die Heldin war sich unsicher, ob er überhaupt gespürt hatte, dass sie ihn getroffen hatte.

Verdammt! Das war gar nicht gut! Es war ihr im Prinzip schon vorher klar gewesen, doch da ihre Quirk nicht wirkte, war sie gegen diesen Gegner wirklich chancenlos.
 

Der Nomu wischte mit dem Fuß über dem Boden. Diesmal schaffte sie es nicht mehr auszuweichen und hatte das Gefühl, als hätte ein Güterzug ihre Seite gerammt.

Die Luft wurde ihr aus den Lungen gedrückt, weshalb sie nicht in der Lage war zu schreien, als die Wucht des Treffers sie ein kurzes Stück durch die Luft segeln und schließlich über den Boden rollen ließ.

Verletzt und benommen blieb die Lehrerin schließlich liegen, sog mit zusammengebissenen Zähnen scharf die Luft ein und stützte sich mühsam auf Hände und Knie, um sich wieder aufzurappeln, war sich jedoch nicht sicher, ob ihr dies noch einmal gelingen würde.

Ein Schatten fiel über sie, was sie dazu brachte den Blick zu heben. Der Nomu hatte sich vor ihr aufgebaut wie ein Berg. Mit einer Hand riss das Biest einen Metallträger aus einer Gebäuderuine, ehe es zum Schlag ausholte.

Die Lehrerin erstarrte. Sie wusste, dass sie dem Schlag unmöglich würde ausweichen können.

Im ersten Moment wurde sie von Entsetzen gepackt, dann jedoch legte sich eine seltsame Ruhe über sie, als sie ihrem Ende entgegensah. Das war es jetzt...

"Lass sie in Ruhe, du hässliches Biest!" Überrascht realisierte Nemuri, dass es Yus Stimme war, die diese Worte zornig und entschlossen gerufen hatte.

Die Lehrerin war so auf den Kampf mit dem Nomu konzentriert gewesen, dass ihr gar nicht aufgefallen war, wie die Blondine sich wieder aufgerappelt hatte.

Der Boden bebte bei ihren eiligen Schritten, ehe sie sich dem Gegner entgegenwarf.

Der Nomu ließ die Pranke mit dem Metallträger darin nach vorne schnellen, während Yu ihn erreicht hatte.

Aus Nemuris Gesicht wich sämtliche Farbe. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen.

Das...nein, nein, nein! Blut klatschte in riesigen Tropfen auf die Straße, als die Metallstange sich in den Bauch der Profiheldin bohrte.

Das Metall schnitt sich seinen Weg durch ihr Fleisch und trat am Rücken wieder aus.

Erst jetzt realisierte Nemuri, dass es ironischerweise nicht Yu war die schrie, sondern sie selbst.

Zeitgleich hatte die Blondine es geschafft, ihren Gegner zu packen und mit voller Wucht gegen das Hochhaus, welches sich hinter dem Nomu befand, zu schmettern.

Hervorstehende Eisenträger und ein riesiger Betonsplitter auf Höhe des Daches, bohrten sich in den Gegner. Das Biest stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, dann erschlaffte es und begann sich zu Nebel aufzulösen.

Es war geschafft.

Langsam wanderte Yus Blick an sich hinab und blieb an der Metallstange hängen. Die rötlichen Augen weiteten sich, ehe die Knie der Profiheldin schließlich nachgaben.

Die Riesin zog mit einem Ruck das Metall heraus, dann stürzte sie.
 

Die Freude, die Nemuri vielleicht über den Sieg gegen die Nomu empfunden hätte, wurde von absolutem Entsetzen überschattet.

Noch im Fall begann der Körper der Profiheldin zu schrumpfen, sodass sie in ihrer eigentlichen, zierlichen Gestalt auf dem Asphalt landete.

"YU!!" Die Stimme der Lehrerin klang schrill und panisch, was für sie wahrlich nicht alltäglich war.

Nemuri kämpfte sich wieder auf die Füße, strauchelte bis zu der am Boden liegenden Profiheldin und kniete sich schließlich vor sie. "Yu! Oh Gott, sag was!"

Sofort presste die Dunkelhaarige eine Hand auf die stark blutende Wunde der Jüngeren und starrte ihre Freundin voller Entsetzen an.

Die Blondine hingegen blinzelte sie an und lächelte leicht. "Wir haben es geschafft... ich hab doch gesagt, dass ich den Nomu in den Hintern treten würde..."

"Ja, das hast du wohl. Aber sieh dich an...!"

Kurz flackerte Yus Blick in Richtung Boden, welcher sich weiter auflöste und ihnen nicht mehr viel mehr Platz ließ, als ein knappes Fußballfeld.

"Jetzt, wo dieses Monster besiegt ist, sollte diese Welt bald aufhören sich aufzulösen. Mit ein wenig Glück, sieht bald alles so aus wie vorher und du kannst hier friedlich leben." Sie hustete.

"Aber was ist mit dir?! Verdammt, solange hier alles von Nichts umgeben ist und keine Menschen anwesend sind, kann ich dich nicht zu einem Arzt bringen!"

Ihre eigenen Verletzungen hatte Nemuri vollkommen ausgeblendet. Sie sah nur Yu, die schwer verletzt auf dem Boden lag und immer mehr Blut verlor.

Es mochte schon sein, dass der Kampf überstanden war, doch sie freute sich nicht darüber. Auch die Tatsache, dass das Nichts sich immer weiter ausbreitete und ihnen immer weniger Raum ließ, war ihr in diesem Moment erschreckend egal.

Vorsichtig schob sie einen Arm unter ihrer Freundin hindurch, um diese in eine halbwegs sitzende Position zu bringen.

"Sei nicht albern. Ich...ich brauche keinen Arzt mehr. Ich bin so froh, dass ich dich noch einmal wiedersehen durfte, aber... ich fürchte, nun haben wir gewissermaßen die Plätze getauscht..." Die Stimme der jungen Profiheldin klang leiser und schwächer.

"Yu, das...", begann Nemuri, während der emotionale Schmerz sie aufzufressen drohte.

Die Kleinere legte ihr mühsam eine Hand an die Wange. "D-das hier ist dein Leben. Wenn...wenn diese Welt wieder so ist wie vorher, musst du mir versprechen, etwas daraus zu machen."

Die Lippen der Blondine formten die drei Worte, die sie gerne laut ausgesprochen hätte, doch dafür fehlte ihr inzwischen die Kraft.

Mit absolutem Horror musste Nemuri mitansehen, wie Yu in ihrem Griff zusammensackte und ihre Hand von ihrer Wange rutschte.

Als Heldin hatte die Lehrerin bereits viel Kummer und Leid gesehen, doch gerade hatte sie das Gefühl, als würde ihr jemand das Herz herausreißen. Sie schrie ihren Schmerz heraus und wusste doch, dass sie machtlos war.
 

Nemuri drückte die junge Profiheldin fest an sich und hielt sie in den Armen. Der Atem der Jüngeren ging flach, war kaum wahrnehmbar.

Das... das durfte gerade nicht wirklich passieren! Sie selbst war die, die vor einigen Wochen in ihrer eigentlichen Welt gestorben war und nun sah alles ganz danach aus, als wäre es Yu, die in ihren Armen sterben würde. Weil sie Yu nicht vor dem riesigen Nomu hatte beschützen können!

Verdammt, ihre Freundin hatte sich noch einmal vom Boden aufgerappelt und war dem Monster geradewegs in den Weg gesprungen, um sie zu retten.

Das fühlte sich so falsch an. Nicht Yu sollte nun hier liegen und langsam aber sicher verbluten.

Die intensiv blauen Augen der Lehrerin füllten sich mit Tränen. Sie fühlte sich so hilflos, hatte das Gefühl noch wahnsinnig zu werden, weil sie rein gar nichts für die Profiheldin tun konnte.

Kurz schweifte ihr Blick zu dem restlichen Stückchen Straße, welches ihnen noch geblieben war.

Langsam hatte der Asphalt damit aufgehört sich aufzulösen und wenn sie sich nicht ganz täuschte, waren es nun eher Pixel, die die Straße zurückbildeten.

Das unnatürlich violette Licht begann zu verblassen, während auch die Blitze nach und nach weniger wurden.

Sie hätte sich darüber freuen müssen, dass die Katastrophe scheinbar noch einmal hatte abgewendet werden können, doch sie spürte keine Freude. Da waren nur Schmerz und Verzweiflung.

Ihr eigenes Blut lief ihr von ihrer Schulter den Arm herab und tropfte geradewegs in die Blutlache, welche sich unter der Profiheldin bereits gebildet hatte. Nemuri nahm es kaum wahr.

Voller Verzweiflung suchte sie lediglich nach irgendeinem Weg ihre Freundin zu retten.

Ein weiterer Tropfen Blut landete in der Lache. Blut und Blut mischten sich.

Ein plötzliches, grelles Licht sorgte dafür, dass die Lehrerin im ersten Moment die Augen zusammenkneifen musste.

Was zum?

Yu weiterhin fest an sich gedrückt, hob sie den Blick ein Stück weit und hatte den Ursprung des Lichtes nun ausgemacht. Weißes, helles Licht, eine Säule, welche etwa zwei Meter hoch und einen Meter breit war. Fast wie ein Tor.

Die Lehrerin starrte das Licht erst ungläubig an, ehe sie realisierte, um was es sich handelte. Ein Tor, ein Portal. Mit Sicherheit konnte sie es nicht sagen, aber hatte Yu nicht auch von einem hellen Licht gesprochen, welches sie hier her gebracht hatte?

War das nun also das Portal, welches die beiden Welten verband? Bedeutete dieses Licht den Weg zurück in die Heimat?

Langsam erhob Nemuri sich, ehe sie sich herunterbückte und Yu vorsichtig auf die Arme hob.

Ihre verletzte Schulter protestierte heftig, doch sie ignorierte den Schmerz, fast so, als wäre er gar nicht da.

Wenn das dort wirklich der Rückweg in ihre Welt wäre, vielleicht bestand dann auch noch eine Chance, ihre Freundin zu retten?

Kurz musste sie an das Gespräch denken, welches sie im Hotel geführt hatten. Yu hatte sich solche Sorgen darüber gemacht, was mit Nemuri geschehen könnte, sollten sie beide die Möglichkeit haben, den Rückweg anzutreten. Ihre Sorge war sogar so weit gegangen, dass sie nicht gewillt gewesen war, noch einmal in ihre eigentliche Welt zurückzukehren, sollte sich die Chance dazu ergeben.

Nun, diese Chance war nun da, so plötzlich und unverhofft, dass Nemuri keine wirkliche Erklärung dafür fand.

//In unserer Welt gibt es medizinische Möglichkeiten, die sie retten könnten. Aber ich bin in unserer Welt gestorben. Die Frage ist, was dann mit mir passiert.//, dachte sie einen Moment lang darüber nach, was nun zu tun war. Yu hatte klargestellt, wie sie darüber dachte und doch...

"Es tut mir leid, Süße." Sie hauchte der Jüngeren einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Yu, die das Bewusstsein längst verloren hatte, reagierte nicht, sondern hing lediglich schlaff und zerbrechlich in ihren Armen.

Nemuri schluckte, dann straffte sie die Schultern und setzte sich in Bewegung. Sie hatte eine Entscheidung gefasst.

Mit einem Satz sprang sie in das Licht.

Egal was mit ihr geschehen würde...sie war immerhin schon einmal gestorben, aber wenn sie die Chance hätte wenigstens Yu zu retten...
 

Die beiden Frauen wurden von dem weißen Licht umfasst.

Nemuri konnte aufgrund des grellen Lichtes nicht sehen, wo sie sich befanden. Sie hatte das Gefühl zu fallen und gleichzeitig zu schweben.

Doch wo auch immer sie sich befanden und was auch immer mit ihr geschah, sie betete dafür, dass sie an einem Ort auskommen würden, an welchem man der Profiheldin helfen könnte. Jemand musste die schwerverletzte Blondine retten!

Nemuri hatte das Gefühl ins Bodenlose zu stürzen. Sie drückte Yu fest an sich und kniff die Augen zusammen.

Im nächsten Moment war es vorbei. Sie hatte wieder festen Boden unter den Füßen.

Die Lehrerin blieb eine Sekunde lang wie erstarrt stehen, dann blinzelte sie zögerlich.

Ihre Augen brauchten einen Augenblick, um sich an das Licht zu gewöhnen.

Einige Krähen krächzten irgendwo ganz in der Nähe verärgert. Außerdem war da der Lärm einer nahegelegenen Straße. Stimmen...

Langsam gewöhnten ihre Augen sich an die Lichtverhältnisse und sie konnte sich umsehen.

Sie befand sich auf einem Platz. Einige Passanten hatten inne gehalten und starrten sie halb verwundert, halb schockiert an.

Einige der anwesenden Personen trugen graue Schuluniformen, welche ihr mehr als nur bekannt vorkamen. Die Schüler starrten in ihre Richtung, als hätten sie einen Geist gesehen.

Langsam wurde sie sich bewusst, dass sie den Platz, auf dem sie sich befand, kannte. Das hier war der Vorplatz der UA. Lediglich das Schultor trennte sie vom Schulgelände.

Die Sonne schien und wärmte leicht, während die Luft nach Frühling roch. Konnte das sein? War es inzwischen Frühling?

Und viel wichtiger... die Leute konnten sie sehen? Das bedeutete, dass sie lebte?

Das Gewicht in ihren Armen, brachte sie dazu den Blick ein Stück weit zu senken. Yu! Sie hielt weiterhin die blutüberströmte, bewusstlose Profiheldin in den Armen. Der Atem der Jüngeren ging so flach und unregelmäßig, dass er kaum wahrnehmbar war.

"Yu!", rief sie aus. Von jetzt auf gleich gelang es ihr, sich aus ihrer Starre zu reißen.

Mit der Profiheldin im Schlepptau, setzte Nemuri sich in Bewegung und rannte in Richtung des Schultors.

Wo war ihr Lehrerausweis, mit welchem sich das Tor öffnen ließ?! Sie ging mal nicht davon aus, ihn dabei zu haben.

"M-Midnight-Sensei...?!", stammelte einer der Schüler vor dem Schultor fassungslos.

"A-aber wie ist das...? Wie ist das möglich?", fand auch die Klassenkameradin des Heldenschülers ihre Sprache wieder.

"Kirishima! Ashido! Keine Zeit für Erklärungen, öffnet das Tor!", blaffte sie nur eilig in Richtung der beiden Schüler, die sie gerne freundlicher begrüßt hätte. Doch später wäre immer noch mehr als genug Zeit für Erklärungen.

Die beiden Schüler setzten sich in Bewegung. Während der Rotschopf das Tor öffnete, lief Mina neben Nemuri her. Auf dem Gesicht der Schülerin stand Ungläubigkeit geschrieben, gleichzeitig aber auch maßlose Verwirrung und Entsetzen über den Zustand der blonden Profiheldin.

"Sensei! Was um Himmels Willen ist mit Mt. Lady passiert?!", erkundigte die Schülerin sich im Laufen besorgt.

Kaum, dass sie das Tor passiert hatten, kam eine weitere bekannte Gestalt auf sie zugeeilt.

"KAYAMA!!" Mics Stimme hallte über das Schulgelände. Er war absolut fassungslos seine Kollegin lebendig und vollkommen unverhofft wiederzusehen.

"Du lebst?!", rief er ihr entgegen.

"Sieht ganz so aus, ja.", bestätigte Nemuri nur und blickte ihren Kollegen an, welchen sie bereits seit ihrer eigenen Schulzeit kannte. "Bitte sag mir, das Recovery Girl hier ist!" Obwohl der Blonde kaum einen Einfluss auf den Aufenthaltsort der alten Heilerin hatte, klang Nemuris Stimme fast mehr wie ein Flehen, als nach einer Frage.

"Ja, sie ist hier. In der Krankenstation.", antwortete Mic ihr immer noch vollkommen durch den Wind, ehe er ihr auffordernd die Arme entgegenstreckte. "Du bist selbst verletzt, Kayama. Ich trage Mt. Lady.", drängte er. "Mein Gott, was ist überhaupt mit euch beiden passiert? Gerade die Kleine hat es ja übel erwischt!"

Auch den anderen Lehrer interessierte es brennend, was hier passiert war, doch er wusste, dass die medizinische Versorgung seiner Kollegin und erst recht der blonden Profiheldin, die in einem mehr als kritischen Zustand war, derweil eindeutig Vorrang hatte.

Zu Mics Überraschung drehte Nemuri sich ein Stück weg und drückte Yu noch etwas enger an sich.

"Nein, ich trage sie selbst. Aber komm bitte mit." Irgendwie erschien es ihr falsch, fast schon undenkbar, ihre Freundin jetzt loszulassen, auch wenn sie wusste, dass sie ihrem guten Freund und Kollegen nun wirklich vertrauen konnte.

Present Mic blickte sie einen Moment lang irritiert an, dann hatte er sich wieder gefangen und setzte sich in Bewegung. "Gut, dann los! Hier entlang!"

Nemuri folgte ihm, die bewusstlose Yu in den Armen. Die beiden Schüler, welche sie erst aufs Schulgelände gelassen hatten, standen so neben sich, dass sie sich den Lehrern ganz automatisch anschlossen.

Während die kleine Gruppe über das Schulgelände rannte, zogen sie die Blicke immer mehr Schüler auf sich, doch niemand wagte es, sich ihnen jetzt in den Weg zu stellen.

Nemuri wusste, dass sie selbst verletzt war, doch ihre eigenen Schmerzen blendete sie fast gänzlich aus.

Immer wieder ließ sie den Blick zwischen Yu und dem Weg, der vor ihnen lag, hin und her schweifen, während ihre Gefühle - Hoffnung und Verzweiflung - eine Art grausames Ping Pong spielten.

//Komm schon, du musst durchhalten! Wir sind schon so weit gekommen, das hier schaffst du jetzt auch!//, beschwor sie die Profiheldin in ihren Armen gedanklich.



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