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Neue (und alte) Abenteuer

Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallö,

ich dachte, ich melde mich nochmal aus dem Sommerloch (haha^^' Ich weiß nicht, wie es bei euch so ist, aber bei mir ist es zwar warm, aber ganz bestimmt nicht langweilig ;-)) und bringe euch noch etwas Lesestoff.
Das heutige Kapitel ist eine kleine Homage an eine meiner Meinung nach ziemlich lustige Idee eines Leser (und die anderen Sachen müssen nochmal überarbeitet werden bzw. ich muss mir endlich mal mit der Reihenfolge einig werden).

Ich werde so langsam wieder versuchen, etwas regelmäßiger zu posten, da ich echt noch viel in der Pipeline habe, und warum soll das alles auf meinem Laptop versauern^^'

Habt einen schönen Tag und einen guten Start kommende Woche! Komplett anzeigen

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Extrakapitel 19 - Der Beste

Der Beste

 

-Mihawk-

Er riss die Augen auf, sprang auf und rannte los, knallte die Türe auf und stürzte aufs Deck.

„Jiroushin, warte!“

„Wa..was?“ Im letzten Moment stoppte die Spitze des Degens, nur wenige Haarbreit vom Hals des Fremden entfernt, der auf der Gallionsfigur hockte, ein Bein locker herabhängend.

„Aber… aber Kapitän?“, kam es von den wenigen Crewmitgliedern, die um diese Uhrzeit schon auf Deck waren und alle in Angriffshaltung dem Fremden gegenüber standen. Dieser starrte Dulacre an und es schien, als würde sich dieser Blick direkt in seine Seele fressen. Bevor er wusste, was überhaupt geschah, merkte er, wie sein ureigenes Monster erwachte, aber nicht langsam und schläfrig, wie er es gewohnt war, nein, alles in ihm war in Alarmbereitschaft und sein Monster lechzte nach Kontrolle über seinen Körper, über seinen Geist.

Plötzlich brach diese Gier, als der Fremde den Blick abwandte und über die anderen Anwesenden gleiten ließ, an Jiroushin hängen blieb.

„Wer bist du?“, fauchte Dulacres Vize, der auf der Reling direkt zur Rechten des Fremden stand. „Und wo kommst du so plötzlich her? Was ist dein Begehr auf unserem Schiff?“

Eine Gänsehaut glitt über Dulacres Körper. Es war ganz offensichtlich, dass niemand aus der Crew mit einem Angriff gerechnet hatte, obwohl natürlich immer jemand Wache hielt.

„Ganz schön viele Fragen auf einmal“, brummte der Fremde, ohne Jiroushins Waffe auch nur eines Blickes zu würdigen, und schirmte sein unversehrtes Auge mit einer Hand vor der aufgehenden Sonne, als er zum Segel hinaufsah. Auf den ersten Blick wirkte der Fremde unscheinbar, doch auffällig waren die vier Schwerter, die er an seiner Hüfte trug, drei auf der rechten Seite, eines auf der linken. Dulacres Augen blieben auf der vereinzelten Schwertscheide hängen. Im nächsten Moment lag dieser unnachgiebige Blick jedoch wieder auf ihm und er wusste, dass er handeln musste.

„Jiroushin, senke deine Waffe“, befahl er kalt, ohne diesem Blick auszuweichen, obwohl sein Herz immer schneller schlug. Er musste sich beruhigen.

„Kapitän, was soll das?“, flüsterte Eros und sah ihn kurz ungläubig an, aber Jiroushin gehorchte, natürlich. Jedoch entfernte er sich kein Stück von dem Fremden. Würde Dulacre ihn rechtzeitig erreichen können? Er wusste die Antwort.

„Ich biete meine Kapitänskajüte dar“, sprach er kalt und klar aus, stieß die Türe, durch die er gerade gekommen war, weit auf und deutete mit einer ausholenden Armbewegung hinein. „Dieses Gespräch sollte wohl besser in Vertraulichkeit stattfinden.“

Sein Blick fiel kurz auf Jiroushin, der unmerklich nickte, offensichtlich verstand, aber seine Aufmerksamkeit blieb beim Fremden.

„Meinetwegen“, kam die schroffe Antwort, ehe der Fremde von der Gallionsfigur rutschte und seine Stiefel dumpf auf dem Deck aufschlugen. Nichts verriet, was er wirklich wollte, aber er kam auf Dulacre zu, als würde ihm das Schiff gehören, schien die argwöhnischen Blicke der Besatzung nicht mal zu bemerken.

Als der Fremde die Stufen zu ihm hochstapfte, schritt Dulacre zur Seite und gab den Weg in seine Räumlichkeiten frei. Absolut selbstverständlich trat der Fremde ein und ohne mit der Wimper zu zucken, folgte Dulacre, schlug die Türe hinter sich zu.

„Mit so viel Gastfreundschaft hätte ich nicht gerechnet“, kam es dann vom Fremden, der die Arme verschränkt hatte und scheinbar neugierig Dulacres Vorzimmer begutachtete.

„Ich halte auch nichts von Gastfreundschaft“, widersprach Dulacre kühl, „aber es ziemt sich nicht, Verhandlungen an Deck auszutragen.“

Damit deutete er zum Verhandlungstisch, doch sein Gegenüber wandte sich ihm zu. Er war kleiner als Dulacre, aber er beging nicht den Fehler, dieser Nichtigkeit irgendwelche Bedeutung zuzurechnen.

„Natürlich“, stimmte er mit einem leisen Grinsen zu, als hätte er diese Aussage fast erwartet, „aber warum glaubst du, dass es Verhandlungen geben wird?“

Dulacres Augenbraue zuckte ungewollt. Nicht nur, dass dieser Landstreicher sich so benahm, als würde von Dulacre nicht die leiseste Gefahr ausgehen, nein, jetzt erlaubte er sich auch noch, so vertraut mit ihm zu sprechen! Er mochte deutlich älter als Dulacre sein, aber er konnte sich nicht erinnern, wann das letzte Mal jemand ihn ungefragt geduzt hatte und mit dem Leben davongekommen war.

„Ah, habe ich etwa einen Nerv getroffen?“, meinte dann der Fremde und Dulacre verfluchte sich selbst. Seine mangelnde Gesichtskontrolle hatte ihn verraten. Solche leichtfertigen Fehler durften ihm nicht passieren.

„Warum sonst solltest du mich aufgesucht haben?“, entgegnete er ebenso respektlos. „Wenn du einen Kampf gesucht hättest, würde dieses Schiff nicht mehr sein, und was außer einem Kampf oder Verhandlungen könnte einen schon verleiten, ein Schiff von Piraten zu betreten?“

„Mhm, das ist eine gute Frage“, brummte der Fremde, der nun wieder Dulacres Räumlichkeiten begutachtete und so klang, als würde er ebenfalls über diese Frage nachdenken, würdigte ihn nicht mal eines Blickes.

Aber natürlich hatte auch Dulacre nicht ganz ohne Hintergedanken gehandelt. Jiroushin würde nun alles vorbereiten und im Falle des Falles den Crewmitgliedern die Flucht ermöglichen. Ob diese etwas bringen würde, war ein anderes Thema und hing einzig und alleine davon ab, was dieser Fremde begehrte. Sofern er nur hinter Dulacre her war, mochte diese Taktik erfolgversprechend sein, ansonsten war es so oder so vergebens.

„Aber bevor wir uns der Verhandlung zuwenden, dürfte ich um die Beantwortung einer Frage bitten?“

„Hmm?“, machte der Fremde nur, immer noch ohne Dulacre seine Aufmerksamkeit zu schenken. Sein Nacken verspannte sich, solch ein Verhalten war unerhört.

„Aus welcher Zeit kommst du?“, fragte er, bemüht gelassen.

Der Fremde wandte sich ihm mit hochgezogener Augenbraue zu.

„Was für eine seltsame Frage“, entgegnete er.

„Es ist die Einzige, die Sinn ergibt“, widersprach Dulacre und begegnete diesem neugierigen Blick bewusst abwertend. Er mochte die Fähigkeiten des anderen erfassen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er ihn respektierte. „Es gibt derzeit nur eine Handvoll Menschen auf der Welt, die mir überlegen sind, wäre auch nur einer von ihnen ein Schwertkämpfer, wüsste ich davon, aber weder dein Gesicht noch deine Aura sind mir bekannt. Darüber hinaus trägst du ein Schwert an deiner Seite, welches ich mein Eigen nenne. Aber ich bin mir absolut sicher, dass es nicht das meine ist, weil es…“

„Ach so“, kam es vom Fremden sachte und er glitt beinahe schon liebevoll mit einer Hand über den Griff seiner Waffe. „Weil es spricht, nicht wahr?“

Dieser Kerl war wahrlich gefährlich, so wie er Josei berührte und wie es dessen Nähe nicht nur akzeptierte, sondern auch forderte, so anders klang, als Dulacre es je gehört hatte. Es ergab keinen Sinn, diese Waffe ließ sich bereitwillig neben anderen – niederen! – Waffen tragen?

„Ganz recht“, stimmte er jedoch kühl zu. „Das meine ist schon vor langer Zeit verstummt. Also lässt dies nur einen Schluss zu, du kommst aus der Vergangenheit, lange bevor dieses Schwert in den Besitz meiner Familie fiel. Vielleicht bist du sogar der ursprüngliche Meister dieses…“

„Falsch“, grinste der andere ihn an, dann lachte er leise auf und wandte sich wieder um. „Echt eine schlechte Angewohnheit, bei so viel Grips immer so vorschnell zu irgendwelchen Schlüssen zu springen, was?“

Dulacre ließ sich von diesem seltsamen Kommentar nicht aus der Fassung bringen. Er hatte bewusst eine falsche Vermutung in den Raum gestellt. Hätte es je einen solchen Schwertkämpfer gegeben, dann hätte er von ihm gehört.

„Aus welcher Zeit also kommst du?“, fragte er unbewegt, nachdem der andere ihn nun hoffentlich unterschätzte.

„Welches Jahr schreiben wir?“, entgegnete der Fremde und dann lag sein Blick wieder auf Dulacre und ihm wurde heiß und kalt zugleich, so eindringlich musterte der andere ihn.

„1502", antwortete er, nicht wirklich sicher, was er von dem Fremden halten sollte. Er war ohne Frage sehr gefährlich, aber er schien nicht aggressiv, nicht mal misstrauisch. Was nur waren seine Absichten? Dulacre konnte sie nicht im Mindesten erfassen und das war ihm noch nie passiert. Es fiel ihm schwer, diesen Mann zu lesen, dabei wirkte er nicht besonders verschlagen. Vielleicht war er auch einfach nur so gut darin, sich zu verstellen, dass es ihm gelang, selbst Dulacre zu täuschen.

„Aha", machte der andere und schien kurz etwas anhand seiner Finger zu überschlagen. Er wirkte dabei nicht besonders intelligent. „Das heißt, du bist was? 20?"

Was ging ihn Dulacres Alter an? Aber er entschied, mitzuspielen. Der Fremde machte nicht den Anschein, als ob er leicht zu verärgern wäre, aber Dulacre trug die Verantwortung für zu viele Leben, als das er es leichtfertig riskieren sollte. Gleichsam war er es wirklich nicht gewohnt, sich mit seiner Meinung zurückhalten zu müssen.

„21", antwortete er also kurz angebunden.

„Aha", kam es erneut langgezogen vom anderen, der nun einen Schritt auf ihn zumachte. „Bin schon etwas überrascht, wirkst irgendwie deutlich jünger.“

„Ich denke nicht, dass mein Aussehen für dieses Gespräch von Relevanz ist", sagte er mit angespanntem Kiefer. „Aber es wäre ein Gebot der Höflichkeit, wenn du nun auch auf meine Frage antworten würdest. Aus welcher Zeit kommst du?"

Oh, er sollte vorsichtig sein. Dieser harte Ton war nicht beabsichtigt gewesen, doch die Bemerkung des anderen fasste ihn sehr wohl an.

„Ein Gebot der Höflichkeit also", meinte der andere, aber es war Dulacre unmöglich zu sagen, was durch seinen Kopf ging, ob es ihn belustigte oder erzürnte. Dann seufzte der andere auf. „Ich komme aus dem Jahr 1531."

Also fast 30 Jahre aus der Zukunft. Nur 30 Jahre aus der Zukunft. Hieß dieser Mann lebte bereits in Dulacres Zeit, aber er hatte noch von keinem aufstrebenden Talent im Schwertkampf gehört. Vielleicht kam er aus einem Land, welches sich von der Welt abgeschottet hatte, vielleicht war er als Kind oder Jugendlicher noch unscheinbar und würde erst später von sich Reden machen. So oder so, in weniger als 30 Jahren sollte es jemanden gelingen, Josei zu erwecken und es so klingen zu lassen?

Er musste Ruhe bewahren, eine Frage nach der anderen, Informationen beschaffen.

„Und um Waffengleichheit herzustellen, dürfte ich dich auch um die Angabe deines Alters bitten?"

Der andere schwieg, doch sein Blick hatte sich verändert, das unversehrte Auge zusammengekniffen, ehe er schließlich mit den Schultern zuckte.

„Keine Ahnung, was du mit der Info anfangen willst, aber ich bin 28."

Langsam nervte ihn dieser Fremde, aber auch wenn es Dulacre nur schwerlich zugeben konnte, er war wahrscheinlich nicht in der Lage, den Fremden zu besiegen, und auch, wenn dies ihm noch schwerer fiel, so musste er doch einen Kampf vermeiden. Hier auf offener See würde dies den Tod seiner Untergebenen bedeuten und der Verlust dieses Schiffes. Unnötige Einbußen, doch der Preis war hoch. Gleichzeitig war er überrascht. Der Mann vor ihm sollte ihm nur wenige Jahre voraus haben? In seiner Zeit noch nicht mal geboren sein? Dabei wirkte er deutlich älter und erfahrener. Nun ja, das Alter spielte nicht jedem gerecht mit. Vielleicht war es aber auch nur eine Lüge, deren Grund Dulacre noch nicht erfassen konnte, also musste er noch weitere Informationen erhalten.

„Na dann, erkläre mir doch bitte den Grund deiner Anwesenheit. Was willst du von mir? Warum bist du in die Vergangenheit gereist, nur um mich zu treffen?"

Ihm war nicht mal bewusst, dass so etwas überhaupt möglich war, aber es war die logischste Erklärung, so unmöglich es auch scheinen mochte.

Doch der Fremde grinste breit.

„Wer sagt, dass ich einen Grund habe?"

„Was?"

Nun rieb der andere sich etwas verlegen den Nacken.

„Naja, die Wahrheit ist, ich habe keine Ahnung, wie ich hier gelandet bin. Ich habe bis gerade eben noch auf Deck gepennt und ehe ich mich versehe, falle ich vom Himmel, und bis auf Wasser gab es nur dieses Schiff hier, also habe ich mich für das Schiff entschieden." Der andere zuckte mit den Schultern. „Frag mich nicht, wie das sein kann, vermutlich eine Teufelskraft - wobei ich noch von keiner gehört habe, die einen in die Vergangenheit reisen lässt - aber nein, ich habe keinen Grund. Bin weder für einen Kampf hier noch für Verhandlungen. Hatte einfach nur Pech."

Etwas fassungslos starrte er den anderen an. Langsam beschlich ihn die Sicherheit, dass der Kerl vor ihm ein Dummkopf war.

„Warum solltest du ausgerechnet jetzt genau hier landen?", hinterfragte er misstrauisch.

„Keine Ahnung. Wo ist denn überhaupt hier? Auf welchem Meer seid ihr unterwegs?"

Hatte er wirklich absolut keine Ahnung, so dumm konnte er gar nicht sein.

„Grand Line, neue Welt", entgegnete er kühl.

„Oh, wir waren gerade im North Blue…Hmm…" der Fremde begutachtete ihn wieder, ehe er langsam nickte, ohne etwas zu sagen. Was auch immer in dessen Kopf vorging. „Also bin ich nicht zufällig hier gelandet, was?“

Woher sollte er das wissen?!

„Na ganz toll“, sprach der Fremde weiter. „Und was jetzt? Ich hab echt keinen Bock, den ganzen Mist nochmal mitzumachen. Hmm… Wenn… wie war das denn noch? Wenn ich es nach Wa No schaffen würde, könnte ich vielleicht… wenn sie denn noch leben…“

Plötzlich hielt der Fremde inne und sah Dulacre eindringlich an.

„Oder kann es sein, dass ich nicht grundlos hier bin?“

„Du glaubst, dass ein Feind dich in die Vergangenheit geschickt hat, damit du ebendiese ändern kannst?“, entgegnete Dulacre zweifelnd, nicht sicher, womit er diese Situation verdient hatte.

„Nein, das glaube ich nicht“, murmelte der Fremde und wandte sich wieder ab. Er klang so, als hätte er etwas anderes im Sinn.

Aber Dulacre war das Gleich. Es war ihm einerlei, wer der andere war noch, was er vorhatte… Nein, das stimmte nicht. Er mochte es sich nicht eingestehen, aber er war hochgradig an dem Fremden interessiert. Nicht an dessen Lebensgeschichte oder was mit ihm passiert war, aber an seiner Schwertkunst und nicht zuletzt an seiner Waffe.

„Nun denn, mich interessiert, wie du an mein Schwert gekommen bist“, hakte er kühl nach und unterbrach das Gemurmel des anderen, der seinem Blick begegnete. „Also was ist es? Hast du mein Schwert gestohlen oder es nach meinem Tod an dich genommen?“

Und da war es wieder, dieses Grinsen, weil der andere mehr wusste als Dulacre.

„Wieder eine zu schnelle Schlussfolgerung“, sagte er und neigte leicht den Kopf. „Weder noch.“

„Was? Wie bist du dann an Josei gekommen?“

„Was für eine andere Möglichkeit besteht denn noch?“ Neckte der Fremde ihn etwa? Machte er sich über Dulacre lustig? Wie konnte er es wagen?!

„Es gibt keine andere. Entweder hast du es gestohlen oder es an dich genommen, da es herrenlos war.“

Nun weitete sich das unversehrte Auge des anderen in Überraschung.

„Und dass du es freiwillig herausgibst, wie mit Dansei und Homura ist keine…?“

„Wage es nicht, diesen Namen in meiner Gegenwart auszusprechen!“

Hart atmete er, die Spitze seines Schwertes direkt am Kinn des anderen. Bevor er überhaupt wusste, was er getan hatte. Aber Yoru mahnte ihn zur Vorsicht. Nicht, dass er dieser Mahnung bedurft hätte.

„Oh?“, kam es vom Fremden mit noch größerer Überraschung, ohne jedoch im Geringsten beeindruckt zu sein, während er mit einem verschmitzten Lächeln beide Hände hob. „Sorry, wusste nicht, dass dieser Name so eine Reaktion auslösen würde. Kannst ihn ja noch weniger leiden, als ich dachte.“

„Woher kennst du diesen Straßenköter?“, fauchte Dulacre, ohne sein Schwert zu senken. „Sag bloß, ich habe ihn all die Zeit verschont?! Bist du ihm etwa wohlgesonnen?“

Der Fremde neigte leicht den Kopf, sein Lächeln war verschwunden und er wirkte deutlich ernster als noch zuvor.

Wohlgesonnen? Mann, du kennst Wörter… Aber ne, lass mal, der Typ kann mir den Buckel runterrutschen. Aber nochmal, du könntest dir also nicht vorstellen, ihm Dansei zu geben?“

„Wie bitte?“ Leise lachte Dulacre über diese Abstrusität auf, ehe er bitterernst wurde. „Was ist das denn für eine Frage? Ich soll diesem Köter eines der Drachenschwerter überlassen? Lächerlich! Sollte dieser Hund mir nochmal über den Weg laufen, werde ich ihn eigens köpfen. Er ist es nicht wert, am Leben zu sein.“

„Ah“, machte der andere nur und verschränkte die Arme, ignorierte das Schwert an seiner Kehle. „Dann wird es für dich vielleicht eine Überraschung sein, aber du hast mir Josei freiwillig gegeben.“

Langsam bröckelte das Lügengebilde des anderen. Dulacre hatte sich noch gefragt, woher der Fremde all dies wusste. Anscheinend hatte er in der Zukunft über Dulacre recherchiert, aber das hieß noch lange nicht, dass der Fremde Dulacre auch nur im Mindesten kannte.

„Warum sollte ich so etwas tun?“, entgegnete Dulacre, schluckte seine Wut hinunter und spielte mit. Natürlich würde er Josei nie aus den Händen geben. Aber was sollte diese unnötige Finte mit Dansei? Wollte er Dulacre verwirren? Oder hatte er ihn bewusst provoziert? Was es auch war, er musste sich beruhigen und seine Emotionen unter Kontrolle bringen.

„Du hast es mir geschenkt“, meinte der andere jedoch, „unter der Voraussetzung, dass ich es meistern würde.“ Dann riss er sich das Schwert vom Leib und hielt es Dulacre hin, ein siegessicheres Schmunzeln auf den dünnen Lippen. „Und das habe ich, wie du siehst.“

Langsam ließ Dulacre seine Waffe sinken und nach einem Atemzug ergriff er die Waffe seiner Schwester, die ihn mit so viel Wärme begrüßte, wie es unmöglich war. Er spürte, wie etwas in ihm erzitterte, als er diese vertraute und doch unbekannte Hitze fühlen konnte, die er für Jahre vermisst hatte.

Er schloss seine Augen. Josei klang anders als er sich erinnerte. Nicht ganz so herrisch, aber noch fordernder, noch blutgieriger, gleichzeitig jedoch weniger unbeherrscht.

Dann riss er seine Augen auf. Er musste vorsichtig sein. Was auch immer der Fremde für ein Spiel mit ihm spielte, er versuchte Dulacre über vergangene Emotionen zu manipulieren.

Er hielt dem Fremden wieder das Schwert hin und dieser nahm es entgegen, immer noch dieses leise Schmunzeln an Ort und Stelle.

„Das heißt, du hast mich getötet und auf meinem Sterbebett habe ich dir dieses Schwert anvertraut?“

„Was?“ Der andere verzog sein Gesicht. „Okay, zum letzten Mal, ich hab dich nicht getötet, verstanden?“

„… Was? Warum nicht? Hast du mich nicht besiegt?“

„Doch, doch, natürlich hab ich das, aber…“

„Willst du mich etwa zum Narren…?!“

„Könntest du mal damit aufhören, mir Yoru die ganze Zeit aufzudrücken, das nervt.“ Fast schon in einer beiläufigen Bewegung strich der andere sein Schwert zur Seite. Fassungslos starrte Dulacre ihn an. Wie stark war dieser Mann?

Schwerfällig stöhnte ebendieser auf. „Mann, du bist noch dramatischer als sonst schon. Hör mal, wir beide wissen, dass du mir nicht gewachsen bist, also lass diesen Mist, ja? Wenn du Fragen hast, stell sie, aber tick nicht jedes Mal aus, wenn ich auch antworte.“

„Was erlaubst du dir eigentlich, so mit mir…“

„Ganz ehrlich, du bist echt anstrengend, kleiner Hawky.“

Er schluckte, wagte nicht, den Kopf zu senken. Nicht die Spitze irgendeines Schwertes ruhte gerade unter seinem Kinn. Der Fremde führte ihn vor, erniedrigte ihn. Im nächsten Moment schwang er Yoru durch die Luft und bot Dulacre den Griff dar. Seine Bewegungen waren zu schnell. Dulacre hatte nicht mal mitbekommen, wie der Fremde ihn seiner Waffe entledigt hatte.

„Hätte echt nicht gedacht, dass das möglich wäre, aber du bist ja echt noch unausstehlicher als so schon. Scheinst nur diese Sprache zu verstehen, was? Also, Mini-Dulacre, lass mich das klarstellen. Ich werde nicht vor dir katzbuckeln und ich werde meine Wortwahl nicht deinem Ego anpassen, also gewöhn dich besser schnell dran, wenn du nicht nochmal dein eigenes Schwert gegen dich gerichtet haben willst.“

„Je länger du mir gegenüberstehst, desto weniger bin ich gewillt, deinen Worten Glauben zu schenken“, entgegnete Dulacre, nachdem er den ersten Moment des Schocks überstanden hatte. „Aber meinetwegen, erzähl deine Geschichte, und ich werde zuhören.“

Der andere schnaubte auf und rieb sich durchs Gesicht. „Und selbst jetzt klingst du noch so, als ob du der Chef wärst.“

„Naja, immerhin bin ich der Kapitän dieses Schiffes“, entgegnete er kühl, was sein Gegenüber wieder zum Grinsen brachte, warum auch immer. „Also, so wie ich dich verstanden habe, hast du mich besiegt, mir meinen Titel genommen, aber du hast mich nicht getötet? Das entzieht sich jeglicher Logik. Bist du ein Pazifist oder warum hast du mir das ehrenvolle Ende eines Schwertkämpfers verwehrt und mich mit der Schande meiner Niederlage am Leben gelassen?“

„Na gut, also zusammengefasst, du hast vorgelegt.“

„Wie bitte?“

Der Fremde zog seinen hässlichen Mantel zur Seite und offenbarte das Ende einer alten Narbe, die einst amateurhaft versorgt worden war.

„Du willst mir sagen, ich hätte einen meiner Gegner verschont?“, fragte Dulacre ungläubig nach.

„So viel unwahrscheinlicher, als dass du jemandem das Schwert deiner Schwester gibst?“, grinste der andere. So beiläufig diese Worte, riss diese alte Wunde auf, genauso beiläufig, wie er ihm eben sein eigenes Schwert entzogen hatte. Aber Dulacre war nicht umsonst, wer er war, was er war, verdrängte alle Emotionen und erlaubte nur seiner tödlichen Rationalität zu bleiben.

„Nun ja, wenn ich ehrlich bin, nichts von dem, was du bisher gesagt hast, lässt mich glauben, dass wir einander wirklich kennen lernen.“

„Ja, du benimmst dich aber auch echt anders. Was ist in den 20 Jahren nur mit dir pas… ah. Naja, egal, Themenwechsel.“

Dulacre mochte gar nicht wie das klang, aber er entschied, dass diese Frage noch warten konnte. Was er aber davon mitnahm, war, dass er dem Fremden wohl erst in 20 Jahren gegenüberstehen würde.

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du Josei erhalten hast. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ich es dir geschenkt haben soll, erst recht ohne guten Grund.“

Der Fremde neigte leicht den Kopf zur Seite, ehe er mit den Schultern zuckte.

„Naja, deine Begründung war damals, dass Josei durch meine Anwesenheit aufgewacht wäre und es die Aufgabe eines Schwertmeisters wäre, den Wünschen der Schwerter nachzukommen. Josei wollte mit mir kämpfen.“ Dann grinste der andere dreckig. „Wobei es wahrscheinlich nicht nur uneigennützige Gedanken waren.“

Deine Anwesenheit?“, hakte Dulacre nach.

„Ach ja. Sasaki, da hast du mich einen Monat trainiert, und danach zwei Jahre auf Kuraigana… was du noch gar nicht kennst, wenn ich mich richtig erinnere, Mann, ist das alles verwirrend.“

Leise schnaubte Dulacre auf und verschränkte die Arme. Dieser Kerl war seltsam. Nichts von dem, was er sagte, klang auch nur im Entferntesten nach Dulacre, und dennoch wusste dieser Mann so vieles über ihn und erwähnte es so beiläufig und zusammenhangslos. Gleichzeitig wirkte er nicht so gerissen, als dass er sich besonders gut verstellen könnte.

„Mit jedem Wort, was du sagst, erscheint mir deine Geschichte abwegiger. Nichts von dem, was du sagst, klingt auch nur im Entferntesten nach mir. Einen Herausforderer am Leben lassen, einen Schüler unterrichten, eines meiner Schwerter aus der Hand geben, von meinem Feind verschont werden… es scheint wahrlich bergab mit mir zu gehen in der Zukunft…“

„Wenn du meinst“, murrte der andere unbeeindruckt. „Sag mal, ich hab mal ne Frage an dich mit deinem klugen Köpfchen.“

Dulacre entgegnete gar nichts.

„Also, scheinbar hänge ich ja jetzt in dieser Zeit fest. Aber ich mag meine Zeit, soll ich einfach zurückkehren, wenn ich kann, oder sollte ich nicht die Chance nutzen, um einige schlimme Dinge zu verhindern, die meinen Freunden widerfahren würden? Auch wenn dies vielleicht bedeuten sollte, dass wir uns nie kennenlernen werden?“

Was? Was sollte das? Woher kam dieser plötzliche Themenwechsel? Dulacre war doch nicht der Therapeut dieses Wahnsinnigen.

Dennoch lag dieser Blick unverwandt auf ihm und der Fremde wartete anscheinend tatsächlich auf eine Antwort.

„Ich… nicht, dass es mich wirklich interessieren würde, aber wenn dir deine Zeit doch so gefällt, wie sie ist, und du zurückkehren kannst, dann mach es doch. Das Los eines anderen ist doch nicht dein Problem.“

„Nein, nein, nein“, winkte der andere unwirsch ab. „Der Dulacre aus meiner Zeit würde nicht so einen Schwachsinn sagen. Er würde so einen Mist sagen, wie Du weißt die Antwort doch schon längst. Ich kenne dich, Lorenor. Würdest du es dir je verzeihen, wenn du nicht handeln würdest, obwohl du so viel Leid vermeiden könntest? Wenn das Schicksal es euch vorherbestimmt hat, dann werde ihr euch auch wiedersehen. Also gehe deinen Weg, du warst doch immer ein Mann der Tat.

Er schwieg, während der Fremde – Lorenor war wohl sein Name – mit weiten Gesten und affektierter Stimme jemanden nachahmte, der angeblich Dulacres zukünftiges Ich war.

„Warum fragst du dann überhaupt?“, murrte er schlechtgelaunt. „Wenn du doch schon längst deine Antwort hast, dann tue dies und verlass endlich mein Schiff.“

Doch noch bevor er seinen Satz beendet hatte, wusste er, dass es ein Fehler gewesen war.

„Nah“, machte der andere mit einem breiten Grinsen. „Ich glaube nicht.“

„Und wieso nicht?“, hakte er nach, obwohl er die Antwort bereits befürchtet hatte, seitdem der andere erwähnt hatte, dass er an Deck geschlafen hatte.

„Weißt du, was ich dir noch nicht gesagt habe, ist, dass ich ein Pirat bin, genau wie ihr. Und, um das zu tun, was ich tun muss, werde ich Hilfe brauchen. Aber du bist niemand, der anderen freiwillig hilft, nicht wahr?“

„Worauf willst du hinaus?“, stellte Dulacre sich dumm und das hässliche Grinsen des anderen wuchs.

„Na was wohl? Ich kapere dieses Schiff. Du hast fähige Leute an Bord – nur die Besten, wie du immer betont hast – und du kennst dich in dieser Zeit und den Gewässern aus. Mit dir und deiner Crew könnte es mir tatsächlich gelingen…“

Irgendwie brachte Dulacre das ebenfalls zum Grinsen. Er wollte wirklich gegen diesen anmaßenden Bastard kämpfen. Seine Gier flehte schon fast darum.

„Und du denkst, dass ich mich kampflos ergeben würde? Meine Crew dir widerstandslos folgen würde?“

„Natürlich nicht“, meinte der andere leichtfertig. „Ich will gar nicht, dass sie mir folgen. Sie sind deine Crewmitglieder, nicht meine. Nein, aber du bist echt noch nicht so weit, dass du gegen mich bestehen könntest – und ganz ehrlich, so, wie du jetzt noch bist, wäre ein Kampf gegen dich echt witzlos – daher wirst du dich mir beugen müssen.“

Dann wurde sein Blick ernst und er schritt auf Dulacre zu.

„Aber ich bin auch nicht ganz blöd. Mir ist klar, dass du und Jiroushin – und wer weiß noch auf diesem Schiff – um ein Vielfaches klüger seid als ich und ich hab echt keinen Bock, die ganze Zeit auf meinen Rücken aufpassen zu müssen. Daher mache ich dir ein Angebot, dass es sich auch für dich lohnt, mir zu helfen.“

Ganz gleich, was es war, Dulacre würde diesen Kerl töten, sobald er die Chance bekommen sollte, und wenn er ihn vergiften musste.

„Was kannst du mir schon bieten? Das Schwert an deiner Hüfte? Warum sollte ich es haben wollen, wenn ich doch das meine habe?“

„Du bekommst Josei auch nicht!“, meinte der andere abwehrend und packte besagtes Schwert. „Es ist schließlich meins!“

Er machte noch einen Schritt auf Dulacre zu und seine Nähe wurde Dulacre unangenehm, dieser Blick war ihm unangenehm.

„Nein, aber ich kann dir beibringen, deine perfekte Kontrolle wieder zu erlangen.“

„Was?“ Sein Körper erzitterte, ohne dass Dulacre es verhindern konnte.

Der Fremde nickte, doch nun war er ernst.

„In meiner Zeit haben du und ich schon sehr oft die Klingen gekreuzt. Ich fürchte dein Monster nicht, Dulacre, im Gegenteil, ich kann dir beibringen, dass auch du es nicht mehr fürchtest.“ Ein kleines, ja fast schon sanftes Lächeln zeigte sich nun auf diesem fremden Gesicht. „Und dann können du und ich so kämpfen, wie du es dir ersehnst, so wie es vorher noch nie jemand getan hat.“

Fassungslos starrte er zu diesem Mann hinab, der alles über ihn zu wissen schien, seine größte Schwäche, seine geheimste Angst, seinen verdrängten…

Plötzlich klopfte es an der Tür.

Dulacre wirbelte herum. Jiroushin steckte den Kopf herein, ein Tablett mit Tee in der Hand.

„Entschuldigung, ich wollte nicht stören, aber… wo ist er hin?“

„Was?“

Wieder wandte Dulacre sich um. Der Fremde, der gerade noch vor ihm gestanden hatte, war verschwunden.

„Kapi… Hawky, was ist passiert?“ Verwirrt sah er zu Jiroushin hinüber, der ihn aschfahl ansah. „Dein… dein Gesicht?“, meinte er nur.

Dulacre hob eine Hand, legte sie auf seine Wange, fühlte die Spur einer einzelnen Träne.

„Wer zur Hölle war das?“, fragte Jiroushin nach.

„Lorenor“, murmelte Dulacre. „Sein Name lautete Lorenor und er…“ Er wusste nicht, was er sagen wollte. „Er wollte dieses Schiff kapern.“

„Was? Und wo ist er jetzt?“

„Ich weiß es nicht… vermutlich wieder… in seiner Zeit.“

Dulacre riss die Augen auf. Verwirrt starrte er die Decke an. Bis gerade hatte er noch in seiner Kajüte gestanden. Schwerfällig setzt er sich auf, sah sich um. Durch das Fenster an seinem Bett fiel warmes Licht, die Sonne musste schon vor längerem aufgegangen sein, er hatte verschlafen.

Sein Kopf fühlte sich ungewohnt schwer an, während er sich den Nacken rieb, seine Finger durch Haar und Bart gleiten ließ. Was für ein eigenartiger Traum es doch gewesen war. Vermutlich, weil die Strohhüte gerade im North Blue unterwegs waren. Aber es kam nicht oft vor, dass Dulacre an seine Zeit als Kapitän einer Piratencrew zurückdachte. Obwohl sie damals viel erlebt hatten, waren seine Erinnerungen blass und eintönig, so wie sein Leben sich damals angefühlt hatte.

Schwerfällig erhob er sich, machte sich im Bad bereit für den Tag, seine Gedanken weit in der Vergangenheit, als er diese Bilder nicht so leicht abschütteln konnte wie sonst.

Doch dann wurde er durch ein leises Piepsen abgelenkt und wie von selbst griffen seine Hände nach der kleinen Teleschnecke.

„Kannst du frei sprechen?“, fragte er wie üblich nach zwei Sekunden der Stille.

„Kann ich“, kam wie üblich die Antwort.

„Welch interessanter Zufall, dass du mich gerade anrufst“, murmelte Dulacre immer noch so langsam in seinen Gedanken, da die Schlaftrunkenheit ihn nicht gehen lassen wollte, „ich hatte einen wirklich seltsamen Traum.“

„Ach, ist das so?“, meinte der andere mit einem eigenartigen Unterton. „Das trifft sich ja gut, denn ich hatte eine echt seltsame Begegnung.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: RuffysKreationen
2023-07-17T14:33:53+00:00 17.07.2023 16:33
Wirklich ein sehr interessanter Traum ^^°
Antwort von:  Sharry
22.07.2023 13:41
Danke dir^^
Freut mich, dass du immer noch dabei bist;-)


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