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Pretty Liar

Kein Wort zu niemanden
von

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Flora

»Es tut mir leid, zurzeit kann ich Ihren Wechsel nicht durchbringen. Die anderen Kurse sind alle voll, Miss Flora.« Enttäuscht sehe ich zu Miss Griselda, die ihren Blick über das Blattpapier laufen lässt.

»Ich danke Ihnen trotzdem, dass sie sich die Zeit genommen haben« bleibe ich trotz meiner Ablehnung freundlich. Griselda kann schließlich nichts dafür, sie hat es immerhin versucht. Nach dem Stück Papier versucht zu greifen, hält Griselda es jedoch fest und zieht es zu sich zurück. Irritiert sehe ich sie an.

»Wenn Sie mögen, kann ich ihren Antrag aber hierbehalten. Sobald ein neuer Platz frei wird, könnte ich Sie dann da reinschieben.« mit aufgerissenen Augen nicke ich ihr zu und zwinge mich zu einem kleinen lächeln.

»Das Wäre freundlich, fielen dank Miss Griselda.«

Nachdem ich das Büro von Miss Griselda verlasse, laufe ich in meinen Unterricht. Ich habe gehofft, heute nicht wieder in seinen Unterricht zu müssen, vor allem nach dem Gespräch am Samstag. Ich habe Nicolas gesagt er soll meine Nummer löschen und mich gänzlich vergessen. Seit dem Morgen habe ich ihn auch nicht mehr gesehen oder was von ihm gehört. Ich frage mich, ob er meine Nummer tatsächlich gelöscht hat. Kopf schüttelnd versuche ich diesen Gedanken wieder loszuwerden. Ich muss Nicolas vergessen.

Ich bin mal wieder etwas spät dran, was mir durch das plötzliche Klingeln, der Schulklingel auffällt. Aufgeschreckt werfe ich einen kurzen Blick auf mein Handy, um zu überprüfen, ob es wirklich schon so spät ist. Leider ist es kein vorgezogener gong und ich bin tatsächlich zu spät. Losrennend beeile ich mich in die Klasse zu kommen, um wenigstens nicht allzu großen ärger zu bekommen. Als ich die Tür zu dem Klassenzimmer auf reise und reinplatze, erstarre ich im ersten Moment, als meine Augen natürlich als allerersten, auf Nicolas fällt. Nicolas hält gerade ein Buch in den Händen und sieht ebenfalls überrascht zu mir. Er sieht so aus, als hätte er nicht mit mir gerechnet. Dann fällt es mir wieder ein.

»Entschuldigung für die Verspätung, ich war noch bei Miss Griselda« erkläre ich kleinlaut und bewege mich anschließend zu meinem Platz. Sein Blick haftet noch immer an mir und seine Augen folgen mir bin zu meinem Tisch. Es herrscht absolute Stille, bis sich Nicolas daran erinnert, dass er in der Klasse mit noch anderen Feen ist und räuspert sich angesträngt. Dann sieht er von mir ab und fährt mit dem Unterricht vor.
 

Nach diesem absolut Peinlichen auftritt, habe ich meinen Kopf aus den Büchern nicht mehr hochgeholt und flehe dabei auch, nicht für irgendwas Tran genommen zu werde. Ich blende zusätzlich auch alles aus was Nicolas sagt. Nicht gerade meine beste Idee, da er immer noch mein Lehrer ist, doch ich kann seine Stimme gerade nicht hören. Sie tut zu sehr weh in mir. Seine letzten Worte von Samstag brennen ebenfalls noch in meinem inneren.

»Was redest du denn da, wann habe ich dir das gesagt, Flora?«

»Heute Nacht« spreche ich lauter und spüre das Stechen in meiner Brust.

»Flora, ich war betrunken«

»Also hast du gelogen, willst du mir das damit sagen?«

»Es ist kompliziert, dass verstehst du nicht.«

»Warum, weil ich etwa erst Achtzehn bin, Palladium?« Ich sehe ihn durch meinen Schleier aus tränen an und spüre dabei, wie mir die Luft zum Atmen endgleitet.

»Ich muss hier weg«

»Lass uns darüber reden, Flora« versuchet Palladium mich umzustimmen und geht einige Schritte auf mich zu. Doch ich will nicht mehr reden. Er hat mir genug gesagt. Er will mich nicht, er liebt mich nicht.

Schnaufend hebe ich langsam meinen Kopf und sehe langsam von meinem Buch auch auf. Als ich dann nach vorne sehe, treffen meine Augen in seine. Ich spüre sofort wieder dieses Gefühl in mir, dass mich zusammenzucken lässt. Nicolas sieht mir direkt in die Augen und seinem Blick zu urteilen, ist er genauso unsicher wie ich. An seinem Hals sehe ich wie er schluckt und sein schwerer Atem. Meinen Blick nicht von ihm wenden können, starre ich ihn weiter an und befürchte schon, das die anderen etwas mitbekommen. Plötzlich öffnet sich die Tür und reißt Nicolas Aufmerksamkeit auf diese.

»Endschuldigen Sie die Störung« tritt Miss Griselda ein. Ihre Haltung ist wie immer distanziert und aufrecht. Auch ich wende mich ihr zu, als ich ihre Stimme höre, sehe jedoch auch jedes Mal zu Nicolas rüber. Ich weiß nicht was miss Griselda möchte, doch ich habe noch immer Angst davor, dass irgendjemand etwas von Nicolas und mir mittbekommen hat und dies nun der Zeitpunkt ist, an dem alles auffliegt.

»Kein Problem, wie kann Ich Ihnen denn helfen, Miss Griselda?« fragt Nicolas, mit einem zarten Lächeln. Ich sehe selbst von meinem Platz aus, wie seine Grübchen hervorstechen und verliere mich in diesen fast.

»Ich wollte Sie wissen lassen, dass das Schulfest nächste Woche ansteht. Jedoch brauchen wir noch einige Schüler, die bei der Vorbereitung mithelfen oder am Programm teilnehmen wollen.«

»Sollen diese Sachen dann während des Unterrichts stattfinden?« Nicolas sieht sich in der Klasse um, während er sie fragt.

»Leider ja. Natürlich können nicht alle ihren Unterricht ausfallen lassen, doch wenn einige gute Ideen haben, wäre das eine schöne Sache«

Was Griselda erzählt, kommt mir gerade wie gerufen. Ich will nicht länger hier sitzen und Nicolas zuhören, geschweige denn ansehen. Voller Alphori String ich auf, hebe meinen Arm und sehe geradewegs zu Griselda.

»Ich melde mich freiwillig, um mich für die Deko zu kümmern« Nicolas weit aufgerissene Augen entgehen mir nach diesem Ausruf jedoch nicht.

»Ich würde gerne ein Song singen für den Tag, wenn es möglich ist« höre ich eine mir vertraute Stimme. Es ist Musa, die hinter mir ebenfalls von ihrem Platz aufgesprungen ist und nach vorne sieht. Leicht wandern meine Augen zu Nicolas, der noch immer mich ansieht. Ich wende meinen Blick zu Boden und schweige weiter vor mich hin.

»Das ist doch großartig, dann werde ich euch beide auf meine Liste setzten, vielen Dank euch zwei« zwang mich Griseldas Stimme, wieder zu ihr zu sehen.

»Ihnen danke ich auch.« wendet sie sich an Nicolas und macht anschließend auf dem Absatz kehrt. Ich sehe ihr noch nach, bis mein Fokus wieder auf Nicolas liegt und darauf, dass er mich ebenfalls ansieht. Langsam setze ich mich wieder und atme schwer aus.
 

Endlich erklingt der gong und sofort packe ich alles in meine Tasche. Mit alles Mitteln will ich es vermeiden, als letzte noch in der Klasse zu sein. Allein mit Nicolas zu sein ist das letzte, was ich jetzt noch will. Also stopfe ich alles in meine Tasche hänge sie mir um und laufe schnurstracks an Nicolas Pult vorbei.

»Flora« höre ich dann ihn dann jedoch meinen Namen sagen, was mich zusammenzucken lässt. Unsicher drehe ich mich zu ihm um und bemerke nur, wie alle anderen den Raum verlassen. Ich jedoch sitze hier mit Nicolas ferst.

»Ja, was ist?« frage ich unschuldig und meide seinen blick. Ich will ihn nicht noch ansehen müssen, wenn ich ihn schon hören muss. »Ich dachte du… wolltest den Kurs wechseln« fängt er an und an seinen Schritten über den Boden, höre ich das er auf mich zu kommt.

»Ist irgendwas passiert, Flora?« schnell hebe ich mein Gesicht und weiche nach hinten, von ihm aus. Sein Gesicht wirkt überrascht, fasst schon erschrocken.

»Nein, es ist alles gut, Professor« beantworte ich seine letzte Frage und bemühe mich Distanz zwischen uns zu halten.

»Es ist zurzeit einfach nur kein Platz frei in einem anderen Kurs. Wenn sich aber etwas ergeben sollte, dann…«

»Wirst du es annehmen« beendet Nicolas meinen Satz und sieht betroffen auf den Boden zwischen uns. Es tut mir weh ihn so zu sehen, er wirkt so traurig, doch das bin ich auch. Ich muss jetzt an mich denken und auf mich achten.

»Genau, dann werde ich gehen« finde ich meine eigenen Worte wieder, um es selbst zu sagen und noch mehr. Denn gerade als ich gehen will, habe ich dieses innere Verlangen, Nicolas noch einmal wegen Samstag zu fragen.

»Was sollte das bei dir? Warum hast du mich nur so, behandelt?« Ich sehe ihm an, wie schwer es ihm fällt, daran zu denken und die richtigen Worte zu finden. Dennoch muss ich es wissen. Nicolas geht erneut auf mich zu. Ich weiche zurück, da seine Nähe mich nur schwach macht.

»Sag schon.« befehle ich ihm lauter und petzt meine Augen fest zusammen, um den Mut in mir zu finden, überhaupt zu fragen.

»Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was in dieser Nacht passiert ist, Flora.« Mich etwas beruhigt, öffne ich meine Augen, sehe ihn an und fühle noch immer diesen Schmerz in meinem Herzen. Er erinnert sich nicht mehr.

»Ich weiß nicht was ich dir gesagt habe oder was wir, getan haben« erklingt vorsichtig und wehmütig.

»Ich wünschte mir, aber ich könnte mich daran erinnern. Du bist zu mir gekommen, als ich jemanden gebraucht habe. Vermutlich habe ich dir gesagt, warum ich in diesem Club war, oder?« leicht nicke ich Nicolas zu.

»Ja, das hast du. Und hast du es schon Daemon gesagt?«

»Ich habe es noch nicht übers Herz gebracht, nein.«

»Wenn du Hilfe dabei brauchst, es ihm zu erzählen« stottere ich unsicher und weiche seinem Blick erneut aus. Leise höre ich Nicolas auflachen, was mich doch zu ihm aufsehen lässt. Er Lächelt mich an. Es ist ein zartes Lächeln, das mich tief im Herzen trifft. Es ist ein echtes Lächeln, das auch seine Augen erreicht.

»Das weiß ich Seher zu schätzen, Ich danke dir, Flora.« Ich nicke ihm bestätigend zu und laufe langsam Rückwerts zurück, ohne Nicolas aus den Augen zu lassen.
 

Als ich mich für die Dekoration gemeldet habe, habe ich nicht gedacht, wie viel Arbeit das eigentlich ist. Jeden einzelnen Flur, jede Ecke und jeden Raum, habe ich bereits geschmückt. Natürlich habe ich Unterstützung von anderen Schülerinnen, doch es ist trotzdem eine Menge zeug, selbst mit Magie. Zwischenzeitig, während Ich zu dem nächsten Korridor laufe, Züge ich mein Handy und verfasse gerade eine Nachricht an Krystal. Ich habe Daemon noch ein Treffen mit ihr versprochen, von dem meine Liebe Cousine noch nichts weiß.

»Wir gehen noch mal in den großen Tanzsaal, Flora« informieren mich die anderen Mädchen. Ihnen zugenickt laufe ich schon mal weiter und richte meine Aufmerksamkeit wieder meinem Handy. Unbeirrt laufe ich während des Tippens weiter und gelange, ohne es zu bemerken in den Großen Musik Raum. Der klang von Gitarrenseiten und das Hämmern des Schlagzeuges lässt mich dann jedoch auf Sehen und erstarren. Wie erstarrt bleibe ich an der eingangs Tür stehen und sehe mit weit auf gerissenen Augen zur Großen Probebühne, die auf der anderen Seite des Raumes steht. Die Seiten der Gittere klingen in meinen Ohren noch nach und verklingen langsam. Meine Augen liegen jedoch nicht auf den Gitarristen, sondern auf den jungen Mann in der Mitte, der mit beiden Händen das Mikrofon umschließt und auf seinen Einsatz gewartet hat. Seine hellgrünen Augen stechen in meine und sein schlagendes schiefes Grinsen, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Warum ist er hier? Frage ich mich immer wieder und spüre zugleich, wie ich kaum noch Luft bekomme.

»Na was für eine schöne Überraschung, Flora« spricht Amarok mit seiner dunklen und rauen Stimme zu mir rüber. Ich bin noch immer außerstande, mich nur einen Zentimeter zu bewegen.

»Jungs, seht mal wer uns hier zuhören will« nun fallen mir auch die anderen beiden auf. Natürlich mussten alle drei hier sein.

»Was macht ihr hier?« frage ich zögerlich und sehr leise, das ich annehme, dass keiner von ihnen etwas hört, doch Amarok hat es gehört.

»Heute nicht mehr so mutig, was?« fragt er weiter grinsend. Er spielt wahrscheinlich auf den Abend an, als ich in dem Club war, um Nicolas abzuholen. Amarok nimmt seine Hände von dem Mikrofon und springt anschließend von der Bühne herunter. Mein Herz schlägt gegen meine Brust und meine Beine werden unangenehm schwer. Mein Atem stockt als ich ihn auf mich zukommen sehe.

»Vielleicht will sie uns ja ein bisschen zu hören?« spricht Jace lachen und beugt sich dabei auf sein Schlagzeug, das unter seinem Gewicht einen kurzen knack macht.

»Tolle Idee, dann kannst du mir gleich, auch ein bisschen was von deinem Freund erzählen.« Amarok ist nun direkt neben mir, legt seinen Arm auf meine Schultern und zieht mich an sich. Ich kann kaum atmen, das Atmen ist plötzlich wie aus meinem Gedächtnis gelöscht und mein Körper zittern so sehr, dass ich glaube, gleich einfach umzufallen. Doch vor allem weiß er das noch mit Nicolas. Das ich ihn in dem Club abgeholt habe. Die drei müssen hier ganz dringend weg, bevor sie rausfinden, dass Nicolas hier arbeitet und mein Lehrer ist. Mich schleunigst aus Amaroks griff befreit, trete ich einige Schritte zurück und sehe mich unsicher um.

»Was macht ihr hier?« frage ich sie erneut, nun jedoch fordernder und mit finsterem Blick.

»Wir dürfen auf eurem kleinen Fest hier Auftreten. Fühlt euch besser geehrt, Flora.« Amaroks großkotzige Art ist schon immer zum Kotzen oder seine Vorstellung, dass man sich glücklich schätzen soll, dass man dieselbe Luft wie er atmen darf. Seine grünen Augen mustern mich und ich fühle mich unter seinem Blick so unwohl. Man kann richtig in seinen Augen sehen, wie viel Spaß es ihm macht, mich zu verunsichern und zu verängstigen. Seine Hand zu meinem Gesicht geführt, streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht und klemmt diese hinter mein Ohr. Seine Berührung ist so kühl und seine Finge lassen meine Haut unter ihnen erfrieren.

»Ich kenne dein Geheimnis schon meine Schöne« flüstert er mir zu. Meine Augen weiten sich und ich unterbreche erneut das Luft holen. Er blufft. Amarok weiß Garnichts. Er lächelt mich an. Sein blick ist bedrohlich und seine Hand wandert langsam an meinem Hals herunter. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen und meine Knie drohen einfach unter mir nachzugeben. Ich versuche noch immer meine Haltung zu bewähren und mir nichts anmerken zulassen, doch dann… Amarok umgreift meine Taille, zieht mich an sich, gleitet mit seiner einer Hand unter mein Top und sieht mir tief in die Augen.

»Er hat uns aufgemacht und uns hier rein gelassen.« Amarok muss gar nicht weiterreden oder seinen Namen sagen. Ich verstehe ihn auch so schon gut genug. Amarok weiß das Nicolas mein Lehrer ist. Ich weiß auch gar nicht was mehr weh tut. Dass Amarok mit seiner Hand an meinen Rippen entlang streicht oder, dass er genug weiß, um Nicolas von der Schule fliegen zu lassen. Schließlich weiß er, dass ich Nicolas Nachhause gebracht habe und das als er Sturzbetrunken war und er mich auch nicht, als seine Freundin bezeichnet hat.

»Sag schon, Amarok« fauche ich leise.

»Was willst du, für dein schweigen? Sicherlich wirst du nicht einfach so die Klappe halten, oder?« Amaroks hämisches grinsen verschwindet. Er sieht nun noch bedrohlicher aus. Ich weiß genau zu was er alles in der Lage ist. Langsam sieht er von meinen Augen ab ich mustert nun meinen Körper was sogar noch widerlicher ist, als ich es in Erinnerung habe. Meine Haut brennt unter seinem Blick. Wieder zu meinen Augen gesehen, zieht er seine Hand aus meinem Top und geht dann langsam zurück.

»Das wirst du noch früh genug erfahren, meine Fee.« sein widerliches Grinsen erscheint daraufhin erneut in seinem dunklen Gesicht. Beschämt verdecke ich mein Körper mich meinen Armen. Ich hasse dieses Gefühl.

»Du musst sicherlich weiter oder nicht? Bevor dich noch jemand sucht. Und denk daran« bei seinem letzten Satz, legt Amarok seinen Zeigefinger gegen seine Lippen und gibt nur noch ein leises

»Shh…« von sich. Ich verstehe jedoch auf Anhieb, was er mir damit sagen will. Ich sehe geradewegs in das hellgrün seiner Augen, die mich tief in ein dunkles loszuziehen scheinen und mich hypnotisch von der Außen Welt abschneiden. Seine unmittelbare Nähe versetzt meinen Körper in starre und verweigert jede Regung. Meine Hände zittern und in meinem Hals spüre ich den festen Kloss, der ein Schreien verhindert. Ich habe Angst. Schreckliche Angst, vor dem, was er mit angetan hat und wieder antun will. Doch ich habe auch Angst davor, was er Nicolas antun kann und wird, wenn ich nicht tue, was er sagt.

Widerwillig nicke ich Amarok zu. Er grinst und geht von mir weg, zurück zur Bühne. Er springt mit einem Satz hinauf und stellt sich hinter das Mikrofon, als hätte er mich gerade nicht eingeschüchtert oder bedroht. Allmählig finde ich den Mut wieder, mich zu bewegen und laufe sofort aus dem Raum. Meine Umgebung völlig ausgeblendet, laufe ich einfach weiter bis ich an einer Wand halt mache, die mir den weiteren Weg versperrt. Völlig aufgelöst drücke ich meine Hände dagegen und stütze mich gegen die Wand mit all meinem Gewicht. Ich habe das Gefühl unter all der lasst zu verbrechen. Als bekomme keine Luft. Hechle regelrecht danach und schnappe heftig nach Luft, um nicht zu ersticken. Meine Tränen fallen unkontrolliert über meine Wangen, zu meinem Kinn und dann auf den Alten dreckigen Schulflur Boden, wo sie in diesen einsickern. Alles schmerzt in mir. Einen kurzen schmerzt befreienden Schrei Stöße ich aus und wimmere, werden ich mich langsam auf den Boden fallen lasse und auf meine Knie lande.

»Flora« höre ich eine mir nicht unbekannte Stimme hinter mir. mit meinem Ärmel wiche ich meine Tränen weg und dreh mich erschrocken um, zu der Hinder mir stehenden Person.

»Was machst du hier, Musa?« frage ich meine Freundin, die mich schockiert ansieht. Sofort lässt sie einen Schnellhefter fallen, der einige Notenblätter verliert, als dieser auf den Boden aufkommt. Ich sehe zu den Blättern, bevor mein Blick sich wieder zu Musa hebt. Ihr Mund ist leicht geöffnet, bereit etwas zu sagen. Ihre Augen sind weit aufgerissen und ihre Haltung ist starr, wie eine Statue.

»Was ist passiert, Flora?« ich kann ihr noch immer nicht antworten und weiche ihrem Blick beschämt aus. Keiner soll davon wissen. Keiner darf davon wissen, denn dann wüssten sie auch von Nicolas und mir. Alles ist miteinander verbunden und verstrick. Ich komme aus diesem Knoten aus Lügen nicht mehr raus.

Musa lässt nun auch ihre Tasche über ihre Schulter und ihren Arm rutschen, die dann wie ihre Musik Blätter auf den Boden fällt. Anschließend kommt sie weiter auf mich zu, sinkt auf ihre Knie und schließt mich in ihre Arme. Fest drückt Musa mich an sich und hält dabei ihre eine Hand an meinen Hinterkopf, den sie beruhigend streichelt. Fölling perplex und aufgelöst, fließen mir noch immer Tränen über mein Gesicht und klammere mich an sie und ihre Schultern.

»Willst du darüber reden, Flora?« fragt sie leise und streicht weiter über meine Haare, die hin und her fliegen, weil ich meinen Kopf verneinend schüttle.

»In Ordnung, aber wenn du doch reden willst, wir sind für dich da, Ja?«

»Ich danke dir« hauche ich heraus und zwinge mich dabei zu lächeln. Langsam geht Musa ein Stück zurück, sieht mich an mit einem Lächeln und streicht mir einige helle Strähnen aus dem Gesicht.

Nachdem Musa mich in die WG zurückbringt, beruhige ich mich ein wenig und konzentriere mich dabei, langsam zu atmen.

»Was ist nur los mit mir?« frage ich mich, auf dem Weg in die WG immer wieder. Endlich durch die Tür gegangen verschwinde ich in meinem Zimmer, werfe mich auf mein Bett und drücke mein Gesicht in das Kissen. Ich höre schritte, welche immer näher zu mir kommen und hebe daher langsam den Kopf wieder. Es ist immer noch Musa, die mich mit ihren dunklen Augen verwundert ansieht.

»Möchtest du nicht doch darüber reden?« fragt sie erneut und setzt sich langsam zu mir. Ich liege noch immer da und richte meinen Blick zum Boden an Musa vorbei. Kurz denke ich tatsächlich daran ihr alles zu sagen, doch ich darf das nicht tun. Zufiel hängt damit drin. Ich würde damit Nicolas Zukunft gefährden und seine Träume. Ich muss es auch so schaffen, das bin ich ihm Schuldig, nachdem ich ihn damals belogen habe. Ich schüttle den Kopf und presse meine Lippen zusammen.

»Ich danke dir, Musa« Setze ich an, sehe zu Musa und lächle zu ihr.

»Doch ich es besser, wenn du nix weißt« unsicher sieht sie zu mir runter und runzelt die Stirn. Ehe sie noch etwas einwerfen kann, nicke ich ihr zu, lächle und sehe dann zur Tür. Musa versteht die Andeutung, dass ich jetzt lieber allein wäre und erhebt sich. Sie drückt ein letztes Mal meine Hand und sieht mich dennoch besorg an, bevor sie schließlich geht. Nachdem Musa draußen ist, greife ich unter mein Bett, wo ich das kleine grüne Buch hervorziehe und es an mich drücke. Es gibt mir das Gefühl, dass Nicolas bei mir ist und mich hält. In gewisser weiße ist es schließlich auch so. Von ihm habe ich es bekommen, mit dem Hinweis, alles aufzuschreiben, was in meinem Kopf so vor geht. Mit meinen Fingern gleite ich langsam über den einband und spüre dieses Stächen in meiner Brust. Dann werde ich jedoch aus meinen Gedanken gerissen. Mein Handy, das neben mir auf dem Bett liegt, blinkt auf und auf dem Display erscheinen die Buchstaben:

»Mama«. Das Buch beiseitegelegt, greife ich nach meinem Handy und nehme den Anruf, ohne zu zögern an.

»Hallo Mama« spreche ich gedrückt und wiche mich unter der Nase die letzten Tränen weg, die noch von Amaroks zusammen treffen stammen.

»Hallo meine, Blüte. Ich habe schon länger nichts mehr von dir gehört. Ist alles gut bei dir?« höre ich ihre freundliche Stimme fragen und beginne zu grinsen. Meine Mama ist die liebste und beste Person, die ich kenne. sie ist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, fasst so, als könnte sie spüren, wenn mit mir etwas ist.

»Ja Mama, bei mir ist alles gut. Der Unterricht ist zurzeit nur echt hart und die Tests werden auch nicht gerade leichter« lüge ich sie mit schlechtem Gewissen an. Ich will sie nicht belügen, doch ich habe keine andere Wahl. Zumindest rede ich es mir so ein.

»Ich bin so stolz auf dich, Flora« spricht sie und ich höre richtig, wie sie lächelt.

»Du hörst dich aber auch sehr angesträngt an, ist sonst noch etwas, mein Blümchen?« kurz stockt mein Atem und ich spüre, ich mein Puls hoch schisst. Ich schlucke schwer und sehe mich mit meinen Augen in meinem Zimmer um, als wäre dort irgendwo ein Ausweg, um diesem Gespräch zu entfliehen.

»Ich kann hören, dass es dir gerade nicht so gut geht, Flora.«

»Ja, ich habe etwas stress« rede ich mich weiter raus und fasse mit meiner Hand an meine Stirn.

»Nein, das meine ich nicht. Da ist doch noch etwas anderes? Ich höre es an deiner Stimme, du hast geweint.«

»Mama, lass bitte die Therapeuten Karte.« bitte ich sie und kichere, um sie zu beruhigen. Doch sie gibt nicht auf.

»Sag schon, Flora.« Ich gebe mir schließlich doch einen Ruck und versuche aber nicht zu viel zu sagen.

»Ich habe Amarok getroffen« es ist, als wusste sie genau, was es für mich bedeutete. Sie stellt keine weiteren Fragen, doch ich höre sie schwer Atmen.

»Ich könnte diesen Kerl noch nie leiden.« Ihr trockener stand punkt über Amarok bringt mich zum Lachen, was ich auch nicht unterdrücken kann.

»Das verstehe ich«

»Ich weiß nicht, warum dein Vater ihn immer so großartig fand?«

»Weiß ich auch nicht«

»Was ist sonst noch so los bei dir, Flora?« ich überlege einen Moment nach, dann grinse ich, als ich daran denke, ihr von Nicolas zu erzählen. Doch dann verschwindet es wieder, als mich die Realität wieder zurückholt.

»Hast du einen netten Kerl kennen gelernt?« langsam beschleicht mich das Gefühl, sie würde mich verfolgen.

»Mama, Ich ähm.« stottere ich los und weiß gar nicht was ich sagen will.

»Ich mach doch nur Spaß, Blümchen« Ich atme erleichtert aus und puste die Luft aus meiner Lunge raus.

»Ich habe aber wirklich jemanden kennen gelernt« gestehe ich ihr dann aber doch und wickle ein paar Haare um meinen Zeigefinger.

»Aber daraus ist leider nichts geworden« meine Stimme wird wieder trauriger, was selbst mir auffällt. Meine Haare losgelassen, halte ich meine Hand auf das grüne Buch.

»Das tut mir leid, Flora.«

»Es ist nur…« zittert meine Stimme erneut, was mir Angst macht, da ich weiß, dass ich jetzt nicht mehr aufhören kann zu reden.

»Es tut so weh« bricht es aus mir heraus, zusammen mit meinen Tränen.

»Ich habe alles falsch gemacht« Wimmere ich meiner Mutter zu und lasse meinen Kopf fallen.

»Jeder macht einmal Fehler, Blümchen« beruhigt sie mich.

»Du bist noch jung, Fehler gehören dazu.«

Meine Mutter redet noch Stunden lang mit mir und sagt mir immer wieder, wie wundervoll ich bin, und dass alles gut werden wird. Ich will ihr nur zu gern glauben. Doch ich kann nicht.

Als ich mit meiner Mutter fertig telefoniere, greife ich wieder nach meinem Buch. Sofort schlage ich es auf und nehme mir eine Leere Seite. Mit einer Schrift bewaffnet, beginne ich aufzuschreiben, was damals passiert ist. Ich schreibe diese Zeilen nicht, damit er es liest, es ist für mich. Ich kann es niemanden Sagen, doch so ist es, als würde ich es Nicolas erzählen, ohne dass er Mitleid mit mir hat.

»Es fällt mir schwer manchmal einzuschlafen, weil ich die Bilder noch im Kopf habe, wie sie mich festhalten. Ich sehe ihr Grinsen und höre ihre Stimmen. Sie lachen und redendavon, dass ich zu schwach bin, um mich zu währen. Vor allem Er, ist direkt auf mir sein Atem spüre ich auch heute noch an meinem Hals und sein hämisches lachen, klingt in meinen Ohren wieder wie ein leises Echo. Seine Hände greifen unter mein T- Shirt und berührt meine Haut. Ich flehe und winde mich immer wieder, doch die anderen beiden halten mich weiter fest. Für sie ist das alles nur ein Spiel, doch für mich ist es ein Alptraum. Er beginnt meinen Hals zu küssen und haucht mir immer wieder in Ohr, was er gerne alles mit mir jetzt tun würde. erst als Er den Knopf meiner Jeans öffnet, um hineinzugreifen, begreife ich den wahren ernst meiner jetzigen Lage und finde den nötigen Mut, um mich gänzlich aus ihren Griffen zu befreien. Lange versuchte ich das erlebte zu verdrängen und völlig zu vergesse, doch nun ist Er und seine Freunde zurück und kennen mein Geheimnis. Ich habe Angst davor, was sie tun wollen und was sie von mir jetzt wollen.«

Den letzten Satz geschrieben, lasse ich meinen Stift auf das Bett fallen und versuche durchzuatmen. Ich will es nicht noch einmal lesen, also blättere ich zurück, um es nicht noch länger vor mir zu sehen.

Doch als ich zurück blättere sehe ich den letzten Eintrag von Nicolas, denn ich bisher noch nicht gelesen habe. Er musste es geschrieben haben, bevor er es mir gab, in der Klasse. Mit heftigem Herzklopfen lese ich seine Letzten Worte, die er für mich darin aufgeschrieben hat.

»Seit dem Autounfall, musss ich unweigerlich daran denken, was alles passiert ist, zwischen uns. Um ein Haar hätte ich dich für immer verloren. Doch während ich darüber nachdenke, begreife ich, dass ich dich bereits schon vorher verloren habe. Ich habe dir nie wirklich die Chance gegeben, alles zu erklären oder dir zu sagen, was in mir vorgeht. Als ich dich in meinem Auto fest an mich gehalten habe, und nichts vor dir hörte, glaube ich, es dir Mahls sagen zu können mehr. Daher sage ich es dir jetzt auf diese weiße, weil ich Angst habe, keine Gelegenheit mehr zu haben.

Ich liebe es, dich im Arm zu halten, weil ich das Gefühl bekomme, nicht mehr allein zu sein.

Ich liebe es, wenn du mich ansiehst, da deine Augen geradewegs in meine Seele blicken und keine Angst hast, vor dem, was du siehst.

Ich liebe es, dir zuzuhören, weil deine Stimme so klingt, als wären deine Worte nur für mich bestimmt.

Ich liebe, dass deine Lippen nach Erdbeeren schmecken, die ich immer wieder küssen will.

Ich liebe dich, weil du mich wieder etwas fühlen lässt, und es mir keine Angst mehr macht.

Und was ich dir damit sagen will, ist Warte auf mich bitte, Flora. Du hast es verdient, dass jemand deinen Namen in die Welt hinausschreit, wie fiel du diesem jemand bedeutest. Und ich will dieser jemand sein.«

Mit Tränen in meinen Augen, sehe ich zu Nicolas Worten. Ich fühle mich wie zwischen zwei Stühlen. Ich will Nicolas so gerne sagen, dass ich ihn liebe und auf ihn Warten werde, doch ich muss mich jetzt von ihm verhalten, da Amarok zufiel weiß und Nicolas Leben zerstören wird.



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