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For all the Ghosts that are never gone

von

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Kapitel 17: Hackerboy

Meine Knie waren wackelig, zum Glück hielt Jake mich so fest in seinen Armen und gab mir Halt. Sonst wäre ich sicherlich längst zu Boden gesunken. Es fühlte sich immer noch so surreal an, dass er tatsächlich hier war. Und doch war da dieses Gefühl der Vertrautheit, dass er schon immer in mir ausgelöst hatte. Nur jetzt war es so unermesslich viel stärker.

Meine Tränen wurden immer weniger, doch machte ich keine Anstalten, mich von Jake zu lösen. Irgendwie war immer noch die Angst in mir, er würde einfach wieder so verschwinden. Ich wusste nicht, ob Jake eine ähnliche Angst durchfuhr, denn auch er machte keine Anstalten, sich von mir zu lösen.

Wir müssten dann wohl für immer hier so stehen bleiben…

Doch dann spürte ich, wie sich noch jemanden mich drückte. Kurz löste ich mein Gesicht von Jake um einen Blick auf die weitere Person zuwerfen. Ein leichtes Lächeln zauberte sich auf meine Lippen, als ich den blonden Haarschopf entdeckte. Ich legte meinen Kopf wieder gegen Jakes Schulter und löste meinen rechten Arm von ihm, um Lilly auch in unsere Umarmung zu integrieren.

Ich merkte, wie Jake nervös zusammenzuckt. Es schien ihm merklich unangenehm zu sein, dass auch nun seine jüngste Schwester seine körperliche Nähe suchte. Doch hatte er keine andere Wahl, als dies über sich ergehen zulassen.

Strafe musste sein….

„Du brauchst gar nicht so zu heulen! Ich hab’ dir die ganze Zeit gesagt, dass Jake lebt und zurückkommen wird.“, tadelte mich Lillys verweinte Stimme.

„Ja, hast du.“, antworte ich und begann wieder heftig an zu weinen. „Aber ich habe mir doch solche Sorgen gemacht.“

„Ich doch auch“, entgegnete Lilly unter noch mehr Tränen als vorher. Auch sie drückte sich verzweifelt an Jake.

„Das darfst du nie wieder tun“, richtete ich meine Worte nun an Jake. Mir war bewusst, dass Lillys und meine Konversation so stattgefunden hatte, als wäre er nicht gerade direkt neben uns stehen.

„Nie, nie, nie wieder.“, beteuerte ich und versuchte dabei streng zu klingen. Doch die Erleichterung hatte meine Stimme übernommen.

„Wehe, du tust uns das noch mal an!“, auch Lillys Versuch, ihn zu disziplinieren, scheiterte mit ihrer Freude über den Umstand, ihn endlich auch in den Armen halten zu können.

„[MC]…, Lilly…“, hauchte Jake unsicher.

„Also ich störe eure Dreisamkeit echt ungern.“, räusperte sich Dan. „Aber Hackerboy, oh Hackerboy! Du hast uns soooo einiges zu erklären!“

„Das stimmt wohl…“, antwortete Jake fast schon kleinlaut und löste vorsichtig seinen Arm von mir. Dabei erreichte er aber nur, dass ich mich noch fest an ihn drückte.

Es fühlte sich für mich schon fast so an, als würde er wirklich wieder verschwinden und das musste ich definitiv verhindern.

„Aber nicht hier.“, sagte Jake ruhig.

„Pff, als ob wir dich ohne Erklärung einfach so mitnehmen würden.“, lachte Dan gehässig auf.

„Natürlich nehmen wir ihn mit!“, jetzt war ich es, die sich von Jake gelöst hatte und Dan böse anfunkelte.

„Ich werde sicherlich nicht einfach so einen gesuchten Schwerverbrecher in unser Haus lassen.“, argumentierte Dan.

„Jake ist doch kein-“ begann ich und wurde so gleich von Dan unterbrochen.

„Kleines, ich erinnere dich nur zu gerne daran, dass das FBI am Grimrock war, um deinen Boyfriend festzunehmen.“, Dan legte eine besonders abwertende Bedeutung auf das Wort „Boyfriend“.

„Fein, dann pack ich meine Sachen und geh mit Jake.“, keifte ich patzig zurück.

„[MC]“, versuchte Jessy mich mit ihrer sanften Stimme zu beschwichtigen und an meine Vernunft zu appellieren. Doch sie handelte sich von mir den genauso bösen Blick ein, den ich gerade Dan zugeworfen hatte.

Jake wieder gehen zulassen, stand für mich überhaupt nicht zur Diskussion!

Innerlich brodelte ich, genauso wie damals, als alle so bereitwillig zugestimmt hatten Jake in die Minen zuschicken. Für die anderen, außer Lilly, war Jake immer noch diese komischen, gruseligen Hacker, mit dem sie am liebsten nichts zu tun gehabt hätten. Keiner von ihnen sah, wie selbstlos Jake sich die ganze Zeit über verhalten hatte. Klar musste er Maßnahmen zu seinem eigenen Schutz einrichten. Doch anstatt dass er sich komplett rausgehalten hatte, als diese ganze Geschichte zu brenzlig für ihn wurde, ist er geblieben.

„Und dann fahren wir erst mal in meine Wohnung und sehen weiter.“, mischte sich nun auch Lilly.

„Ja, machen wir so.“, wandte ich mich zu Lilly.

„Na große Klasse.“, meinte Dan nun. „Da macht Hackerboy euch schöne Augen und ihr rennt diesen Typen hinterher, als wäre er der einzige Mann auf der Welt.“

„Jake und ich sind-“, verteidigte Lilly sich, doch stockte sie kurz. „-nur Freunde.“ Doch Dan schien ihr dies nicht zu glauben und schenkte ihr einen skeptischen Blick. „Du warst eine der ersten, die Hackerboy angeblichen Namen kannten.“

„Weil sie meine und Jakes E-Mails von damals gelesen hatte.“, mischte Hannah sich nun in neutraler Stimme ein.

„Eben.“, keifte Lilly.

„Ich will wirklich keine Umstände machen.“, sagte Jake mit seinem Blick auf den Boden gerichtet.

„Tust du doch gar nicht!“, ich war immer noch genervt davon, dass es überhaupt zur Debatte stand, ob Jake nun mitkommen durfte oder nicht. Dabei merkte ich das meinen Stimme, das widerspiegelte, und Jake somit meine Frust über die Situation abbekam, also fügte ich in deutlich ruhiger Stimme hinzu: „Wirklich nicht.“

„Also ich bin dagegen, dass Hackerboy einfach so mitkommt.“, war es dieses Mal Dan, der eine Abstimmung forderte.

„Und ich dafür“, und schon war meine Stimme wieder im Angriffsmodus.

„So wie ich.“, sagte Lilly in genau demselben Angriffsmodus. „Meine und [MC] Entschluss steht eh‘ fest.“

„2 zu 1 für Hackerboy.“, grummelte Dan mehr über die Tatsache, dass seine beiden Freunde sich so stur auf seinen Einwand reagierten, als auf das tatsächliche Resultat der bisherigen Umfrage.

„3 zu 1“, sagte Hannah.

„Du schlägst dich auch auf seine Seite.“, hakte Dan ungläubig nach.

„Ja?“, fragte Hannah unsicher. „Jake ist ein alter Freund von mir, den ich um Hilfe gebeten hatte. Mitunter deswegen steht er doch gerade hier. Da kann ich ihn doch nicht einfach wegschicken.“

Mit einem erleichternden Lächeln wandte ich mich erst zu Hannah und dann zu Jake. Hannah hatte es bei mir erwidert und sich kurz danach mit demselben Lächeln an Jake gewandet.

Jake wiederum stand konzeptionslos da und schien überhaupt nicht greifen zu können, was gerade geschah. Er sah mich zurückhaltend, fast schon hilfesuchend an. Doch auch ich wusste nicht genau, wie wir dieser Situation entkommen sollten. Vor allem, wie ich Dans Misstrauen entkräftigen sollte.

Also richtete ich meinen Blick hilfesuchend, irgendwie automatisch zu den drei Personen, die sich noch nicht geäußert hatten. In der vergebenden Hoffnung, dass nur Dan derjenige war, der sich etwas querstellte.

„Tut mir leid [MC], aber Jake wird von der Regierung gesucht und dass kann uns ganz schön Probleme einhandeln.“, meinte Thomas kleinlaut.

Ich grummelte: „Konsequenzen haben dich aber nicht interessiert, als du in die Aurora eingebrochen bist.“

„Das war nur der Keller.“, entgegnete er weiterhin kleinlaut.

„Sehr gut Tommyboy! Wenigstens einer der noch mit Verstand.“, triumphierte Dan. „Also 2 zu 3 gegen Hackerboy.“

Ich war so wütend, aber hatte auch damit gerechnet. Thomas war halt ein absolutes Weichei. Überhaupt nicht bereit irgendein Risiko einzugehen. Außer vielleicht als es um Hannah ging. Aber auch da waren es mehr unüberlegte Handlungen als alles andere.

„Ich weiß auch nicht.“, meinte Jessy nun. Im Gegensatz zu Thomas enttäuschte mich Jessy Aussage.

Hatte sie mir nicht gesagt, als wir noch bei mir waren, dass wir nur noch Jake finden müssten und dass dann unsere Gruppe komplett wäre?

Und jetzt hegte sie angeblich Zweifel?

Obwohl sie schon so früh verstanden hatte, wie viel Jake mir bedeutete?

Hatte sie nicht sogar, nachdem Jake und ich damals unsere Ermittlungen offengelegt hatte, dass sie sogar mittlerweile nachvollziehen konnte, warum ich ihn so mochte?

Und sollte ihr nicht als meine beste Freundin daran gelegen sein, dass ich glücklich bin?

Ich merkte nicht, mit welchem erbosten Gesichtsausdruck ich Jessy ansah.

„Ich will nur nicht, dass du schon wieder in Gefahr gerätst.“, sagte sie mit gesenktem Blick.

„Schon wieder?“, hakte ich sauer nach.

„Naja. Das FBI hat schonmal versucht, dein Handy zu hacken.“, erklärte sie sich.

„Und das haben sie seitdem nicht mehr versucht! Warum sollten sie es jetzt tun?“, keifte ich.

„Weil Hackerboy jetzt hier ist?“, warf Dan schnippisch ein.

„Meine Verfolger werden sich nicht mehr an [MC] wenden.“, sagte Jake trocken.

„Und warum bist du dir da so sicher?“, Dan hob eine Augenbraue.

„Weil ich damals klargestellt habe, dass meine Verfolger [MC] in Ruhe lassen sollen.“, Jake blieb ruhig.

Verwundert sah ich ihn an.

Was zum Teufel meinte Jake damit?

„Vorschlag zur Güte!“, mischte sich nun Cleo in die Diskussion ein. „Wir fahren alle gemeinsam zurück. Jake steht uns Rede und Antwort. Und dann entscheiden wir, wie es weitergeht.“

Erleichtert lächelte ich sie an.

„Versteht mich nicht falsch.“, sprach sie weiter. „Ganz wohl ist mir dabei nicht, Jake bei uns versteckt zuhalten. Aber nach allem, was passiert ist, sind wir ihm es auch schuldig, sich wenigstens zu erklären. Und eine Nacht sollte uns nicht in Gefahr bringen.“

Jake nickte auf diese Aussage hin.

„Meinetwegen!“, sagte Dan einsichtig. „Ist auch besser, als dass [MC] jetzt mit ihrem Hacker einem auf Bonney und Clyde macht.“

Ich sah erwartungsvoll zu Jessy und Thomas. Thomas zuckte nur mit den Schultern.

„Das klingt doch ganz vernünftig.“, stimmte Jessy schließlich doch zu. Auch wenn ich ihr ansehen konnte, dass sie kurz darüber gegrübelt hatte.

„Okay, dann fahren Jessy und Dan bei Cleo mit. Und wir bei Thomas.“, schlug Lilly die Aufteilung vor.

„Aber nur damit das klar ist, Hackerboy, Du beantwortest erst Fragen, wenn wir in der Hütte sind.“

Jake nickte.

Einige Minuten saßen wir nun auf der Rückbank von Thomas Auto. Lilly und ich jeweils einer auf der linken und auf der rechten Seite. Hannah hatte sich auf dem Beifahrersitz platziert. Jake durfte es sich auf dem Mittelplatz gemütlich machen. Jedoch war ich es nicht, sondern seine jüngste Schwester, die ihn neugierig musterte.

Wiederum war mein glasiger Blick aus dem Fenster gerichtet. Der Mann, den ich so sehr liebte, war nach über zwei Monaten wieder in mein Leben getreten.

Ich hatte Fragen.

So viele, die einfach nur wirr in meinem Kopf kreisten.

So viele Gefühle, die ich nicht einordnen konnte.

Es war so unerträglich still…

Nur mein Atem hallte noch in meinem Gehör und übertünchte sogar den laufenden Motor. Ich spürte durch meine Anspannung jeden einzelnen Muskel. Der Mann meiner Träume saß neben mir, aber ich hatte bis jetzt noch nichts zu Stande gebracht.

Außer eine Backpfeife und einen Weinkrampf.

Konnten sich nicht wenigsten Thomas und Hannah über irgendwas Belangloses unterhalten?

Jetzt wo immer mehr Ruhe in die Gegebenheit kam, verstand ich die Welt überhaupt nicht mehr. Alles fühlte sich zu gleich so real und surreal an. Es war in meinem Verstand angekommen, dass Jake nach zwei Monaten einfach so aufgetaucht war. Dennoch war da diese unwahrscheinliche Komponente, die alle meine Alarmglocken in meinem Gehirn aktivierten.

Egal wie wütend und frustriert ich über Dan Reaktion war, blieben seine Worte von gestern Abend in meinem Ohr. Das FBI würde niemanden für eine Kleinigkeit suchen. Es war erschreckend, wie egal mir dieser Fakt doch eigentlich war. Dabei konnte ich nicht einmal beantworten, ob ich selbst so blind vor Liebe war, dass ich das Offensichtliche nicht sehen wollte. Oder ob ich Jake damals wirklich geglaubt hatte, dass er zu den Guten gehörte.

Fakt war, dass ich rein gar nichts über ihn wusste. Weder etwas über sein Verbrechen noch irgendetwas anderes über seine Vergangenheit.

Genauso war es aber auch Fakt, dass ich Jake so sehr liebte. So sehr, dass ich an dem vermeintlichen Verlust zerbrochen bin. Mir war es erschreckend egal, wie schnell und bestimmend ich mich gegen meine Freunde gestellt hatte für ihn. Dabei waren es doch gerade sie, die alles darangesetzt hatten, dass es mir wieder besser ging. Sie waren es, die mich vor weiterem Unheil bewahren wollten.

Doch im Verhältnis zu dieser Selbstsüchtigkeit fehlte mir der Mut, die dementsprechende Nähe zu suchen. Ich hasste mich für meine Verlegenheit, für die Unsicherheit, die all meine Gedanken kontrollierte. Dabei hatte ich mich doch nur wenige Minuten zuvor wie ein emotionsgesteuerter Roboter verhalten. Genauso schnell, wie ich von tosender Wut in ein Meer von Tränen gefallen war, wünschte ich mir jetzt, dem Mann neben mir meine Zuneigung zeigen zu können.

Wo war dieser verdammte Knopf für Verliebtheit?!

Kurz erhaschte ich einen Blick.

Für kaum zwei Sekunden…

Dann hatte ich mich panisch wieder zum Fenster gedreht.

Mein Gesicht spiegelte sich im Fenster, und ich sah die verlegene Röte auf meinen Wangen.

Aber das war nicht das Einzige.

Jake schüchterne Blick, der sich just in dem Moment, in dem ich mich abgewandt hatte, zu mir umgedreht hatte, spiegelte sich ebenso in der Glasscheibe.

Seine Grübchen…

Dieser Anblick hatte meinen Herzschlag beschleunigt, genauso wie es mein negatives Gedankenkarussell tat. Nichts lag mir ferner, als nicht mit Jake zusammen sein zu wollen. Doch dann waren jetzt zum ersten Mal die Zweifel, welche ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, real. Ich merkte, wie meine Unterlippe leicht zu zittern beginn, doch mit nur einem Seufzen schaffte ich, es den nächsten Weinkrampf zu unterdrücken.

Ich spürte, wie dies Jake veranlasste kurz zu mir rüber zusehen. Doch als ich meine Augen in seine Richtung bewegten, sah ich, wie er wieder beschämt seine Füße ansah.

Mein nervöses Schlucken hallte ungewöhnlich lange in meinen Ohren nach. Dass Jakes Handrücken meinen berührte, verstärkte nur noch die Geräuschkulisse in meinem Inneren. Mein Herz raste so unglaublich schnell, bis es erschrocken einen Schlag aussetzte. Seine Finger hatte er mit meinen verhakt. Für eine Millisekunde, als die Überraschung meinem Kopf schlagartig zu ihn gewandt hatte, starrten wir uns an. Doch genau so schnell wie dieser Moment gekommen war, hatten wir auch schon peinlich berührt unsere Köpfe wieder abgewandt.

Nur der Griff meiner Hand verfestigte sich.

Damit er überhaupt nicht auf die Idee kam, diese jemals wieder loszulassen.

Auch wenn ich es nicht sehen konnte, wusste ich, dass es ihm ein Lächeln auf seine Lippe gezaubert hatte. Das spürte ich einfach bei ihm.

So wie ich es immer getan hatte…

Und dieses Wissen machte mich mutiger. Ohne wirklich weiter darüber nachzudenken, legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. So spürte ich auch, wie er schwer ein und ausatmete. Lilly tat es mir gleich, als sie meine Geste der Zuneigung gesehen hatte.

Jake fing an, über meinen Handrücken mit seinem Daumen zu streicheln.

Vielleicht um selbst seine Anspannung etwas zu lösen…

Jake hatte es bei mir mit dieser simplen Berührung geschafft, all meine Zweifel wegzuwischen.

Auch wenn erst nur vorerst. Das war mir bewusst. Doch konnte ich gerade zu sehr dieses wohlig warme Gefühl genießen, welches meinen Körper durchströmte.

„Jake? Wo sollen wir den deine Sachen abholen?“, unterbrach Hannah die Stille und wurde zu gleich geschockt von Thomas angesehen. Nicht nur, dass es mir Sorgen machte, da er definitiv viel zu lange seinen Blick eben nicht auf den Straßenverkehr gerichtet war. Sondern auch verstand ich nicht, woher Thomas plötzliche Angst kam.

Etwa weil Dans Bedingung war keine Fragen zu stellen?

Wirklich darüber nachdenken konnte ich nicht, da Jake zügig auf die Frage antwortete.

„Nirgends.“, sagte er steif.

Ich richte ihn mich auf und sah ihn genauso irritiert an, wie ich mich gerade fühle.

„Der Umweg wird kein Problem sein.“, richtete Hannah sich nicht nur mit liebevoller Stimme an ihn, sondern hatte sich auch noch lächelnd zu uns umgedreht. „Ich denke eh nicht, dass weder [MC] noch meine kleine Schwester zulassen, dass du wieder gehst. Und du kannst dir Hotelkosten sparen.“

Jake schwieg kurz, bis er darauf knapp antwortete: „Ich habe schon alles bei mir.“

Daraufhin sah er beschämt zu Boden und machte Anstalten seine Hand aus meiner zu lösen. Der Widerstand, auf den er meinerseits traf, ließ ihn kurz zu mir blicken, jedoch wandte er diesen schnell wieder ab.

„Aber das kann doch nicht alles sein, was du dabeihast?“, sprach Hannah die Frage aus, die uns allen in den Kopf herumschwirrte.

„Dan hat doch gesagt, dass wir jetzt noch keine Frage stellen soll.“, sagte Thomas, der wirklich von Dan eingeschüchtert wurde.

Doch Hannah ließ sich von Dan überhaupt nicht beeindrucken: „Wir müssen schon wissen, was wir jetzt noch für Jake kaufen müssen.“, kam es schnippisch von ihr.

„Es ist nicht nötig, sich Umstände zu machen.“, nuschelte Jake.

„Mach dich nicht lächerlich! Wir halten eben bei Supermarkt. Was brauchst du? Zahnbürste? Deo? Frische Unterwäsche?“

„Es ist wirklich nicht nötig.“, beteuerte Jake.

***

„Hannah hat mir gerade eine Nachricht geschickt.“, berichtete Cleo. „Sie kaufen wohl noch ein paar Sachen für Jake.“

„Na ganz große Klasse.“, stöhnte Dan auf. „Was kommt als Nächstes, sollen wir dem Herrn noch eine zusätzliche Spa-Behandlung zukommen lassen.“

Cleo seufzte. „Ich versteh dich. Vor allem hatten wir doch eigentlich gesagt wir entscheiden das später, ob Jake bleiben darf oder nicht“

„Aber stattdessen holen [MC] und Lilly auch noch Hannah in den Hackerboy Fanclub.“, fügte Dan hinzu.

„Ihr versteht auch nicht, warum Lilly so fasziniert von Jake ist, und [MC] vollkommen okay damit ist, oder?“, wollte Jessy wissen.

„Nee, keinen Plan!“, antwortete Dan.

„Aber ich finde es auch seltsam.“, fügte Cleo hinzu.

„Auch das Jake so einfach aufgetaucht ist.“, meinte Jessy fast schon schüchtern.

„Und wie!“, bestätigte Dan.

„Und wie zu erwarten hinterfragte [MC] das Ganze überhaupt nicht.“, war eine weitere Ergänzung seitens Cleo.

„Sie ist halt Hals über Kopf über in ihn verliebt.“, meinte Jessy.

„Und ignoriert dabei die ganzen Red Flags, die der Typ mit sich bringt!“, ließ Dan seinen Unmut freien Lauf. „Ist ja nicht so, dass ich von meiner Mutter zu genüge die Ausreden für meinen Erzeuger kenne. Und [MC] macht genau dasselbe.“

„Oh mein Jakey-lein hat euch bedroht, aber das meint er doch gaaar nicht böse. Er ist eigentlich gar nicht so. Das macht er doch nur, weil er mich so dolle lieb hat.“, äffte Dan [MC] übertrieben nach, in dem er seine rechte Hand unter sein Kinn legte und extrem mit den Augen klimperte.

„Und gerade deswegen solltest besonders du wissen, dass es überhaupt nichts bringt mit ihr zureden. [MC] wird komplett ablocken und wir werden sie nur weiter in seine Arme treiben.“, sagte Cleo.

„Na ganz große Klasse, das heißt, wir haben eigentlich keine andere Wahl als Hackerboy bei uns aufzunehmen.“ Dan gefiel dieser Gedanke ganz und gar nicht.

„Ich fürchte, ja“, sagte Cleo in ruhiger Stimme.

„Ist alle Male besser, als dass sie nachher zerstückelt im Wald liegt.“, stimmte Dan zu.

„Was?!“, quiekte  Jessy „Glaubt ihr wirklich Jake würde so was tun? Ich meine er sieht jetzt wirklich nicht so aus…“

„Du meinst, weil er aussieht wie der herbste Waschlappen?“, lachte Dan auf. Es war einer seiner ersten Gedanken, als er den Hacker gesehen hatte. Bei seinem Äußeren wirkte harmlos, eher wie jemanden, der seine Schulzeit wohl öfters von anderen in einen Spin gesteckt wurde. Nicht dass Dan jemals so etwas getan hatte, noch so ein Verhalten bei anderen befürwortete.

„Naja, ich meinte eher…unscheinbar?“ Jessy war sich nicht sicher, ob sie das richtige Wort verwendet hatte.

„Sind das nicht gerade die schlimmsten? Ich würde wetten, das haben Leute auch über Ted Bundy gesagt.“, ergänzte Dan.

„Wir müssen jetzt auch nicht gleich den Teufel an die Wand malen.“, lenkte Cleo die Unterhaltung wieder auf eine sachliche Ebene. „Mit als erstes sollten wir abklären, wie weit wir in Gefahr geraten, wenn wir Jake bei uns versteckt halten. So sehr, wie ich [MC] auch schützen möchte, ich habe wenig Lust, mich mit den Beamten des Federal Bureau of Investigation anzulegen.“

„Ja, das macht das Ganze noch komplizierter.“, stöhnte Jessy auf.

„Definitiv.“, bestätigte Dan knapp.

„Dann sollte er uns definitiv sagen, warum er jetzt so plötzlich bei uns aufgetaucht war.“, versuchte Cleo, die ganzen Fragen zu sortieren.

„Ja, das war irgendwie komisch. Und auch gruslig.“, schüttelte es Jessy.

„Der ganze Kerl ist unheimlich!“, konnte Dan seine Abneigung nicht verbergen.

„Und vor allem sollte er uns sagen, warum er uns [MC]s Nummer geschickt hat.“, erläuterte Cleo einen weiteren offene Punkt.

„Guter Punkt!“, lobte Dan aufrichtig.

„Glaubt ihr, denn Jake war das mit der Nummer?“, fragte Jessy verdutzt.

„Hannah hatte ja gesagt, dass sie ihr Handy nicht mehr hatte. Und wer sonst sollte es gewesen sein, außer Jake? Mal davon ab, dass das ganze am ehesten zu ihm passen würde.“

„Jaaa.“, stöhnte Jessy. „Ich meine, ich hab’ das damals schon mal vermutete. Aber [MC] meinte, dass er dafür keinen Grund gehabt hätte.“

„Und diesen Grund soll Jake uns jetzt erklären!“, meinte Cleo bestimmt.



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