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Die Tragödie in der Buchhandlung

von

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Auflösung

~ Takagi ~

 

Sato seufzte laut vor sich hin, als sie ihr Notizbuch wieder wegsteckte. Der Fall bereitete ihr mehr Kopfzerbrechen als ihr lieb war, und die Tatsache, dass Conan sich mit seinen Hinweisen mehr als deutlich zurückhielt, war ihr ebenfalls keine Hilfe. Sie befanden sich in einer Sackgasse, so viel stand für die junge Frau fest. Zwar wollte Sato es ungern zugeben, doch für sie war die Zeit reif, unter dem heutigen Tag einen Schlussstrich zu ziehen. Dies würde auch mit sich bringen, ihren Kollegen mit dieser unschönen Wahrheit zu konfrontieren, welche ihm mit Sicherheit nicht gefallen würde. Doch da mussten sie beide durch, das brachte ihr Beruf nun einmal mit sich. Ob es ihm gefiel oder nicht, war zweitrangig.

Innerlich darauf vorbereitend, dass Takagi dagegen Protest einlegen würde, drehte Sato sich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. Doch was sie dort sah, brachte sie aus dem Konzept. Jegliches Wort, dass sie sich zurechtgelegt hatte, geriet in Vergessenheit. In seinem Blick lagen keine Fragen, keine Unsicherheit, sondern Wissen und Entschlossenheit. Ein Anblick, der Sato mehrere Herzschläge lang erröten ließ, bevor sie wieder zu sich fand.

„Ich kann mir denken, was du jetzt sagen möchtest, Miwako, aber ich denke, es ist nicht nötig, dass wir für heute abbrechen. Nein, ich denke, wir können den Fall heute lösen, nachher den Bericht schreiben und uns dann für unseren gemeinsamen Urlaub morgen vorbereiten“, sagte Takagi mit einer derartigen Selbstsicherheit in der Stimme, dass es Sato die Sprache verschlug.

Gin dagegen hatte seine Worte nicht verloren.

„Sieh mal einer an, Sie wollen also tatsächlich den Fall gelöst haben? Ist die Polizei am Ende etwa doch noch kompetent? Na, da bin ich mal gespannt, was Sie denn so herausgefunden haben“, sagte er mit hochgezogener Augenbraue und verschränkten Armen.

Takagi dagegen atmete tief ein und aus, um sich nicht von Gins Provokationen aus der Ruhe bringen zu lassen.

„Sie haben Recht, Herr Kendaichi, ich kann mit Fug und Recht behaupten, den Fall mittlerweile gelöst zu haben. Wenn Sie mir nun gestatten, werde ich den Täter überführen und auch die entsprechenden Beweise liefern“, sagte Takagi so selbstsicher er konnte. Gin warf ihm einen verachtenden Blick zu, bevor er verstummte. Gänzlich hatte der junge Polizist ihn nicht überzeugen können und so wollte Gin sich die Showeinlage, die sich ihm nun bieten würde, alles andere als entgehen lassen.

„In Ordnung, da ich nun die Aufmerksamkeit aller anwesenden Personen habe, möchte ich zunächst die Fakten durchgehen, die uns allen bekannt sind, bevor ich den Täter bekannt gebe“, sagte Takagi und räusperte sich stark. Langsam kroch ein ungutes Gefühl über seinen Rücken.

Ich hoffe nur, dass ich mich nicht irre. Ich hoffe, ich habe Conans Hinweise und Zeichen richtig gedeutet. Denn sonst könnte sich das Ganze hier in eine falsche Richtung entwickeln und das will ich um jeden Preis verhindern.

Er sah sich noch einmal in die Runde um, doch da selbst Gin keine Einwände zu haben schien, setzte Takagi mit seiner Erklärung an.

„Gut, vielen Dank, dass Sie mir alle so aufmerksam zuhören. Wie Sie ja alle bereits wissen, wurde das Opfer Herr Kitai hier in seinem eigenen Buchladen umgebracht, genauer gesagt in seinem Lager dort hinten, auf der anderen Seite des Verkaufsraums“, sagte Takagi und deutete in die ungefähre Richtung.

„Dass es Mord ist, steht für die Kollegen und uns beiden klar. Offenbar hatte jemand Herrn Kitai hinterrücks mit einem dünnen Seil oder ähnlichem erdrosselt, bis Herrn Kitai die Luft ausgegangen war. Das Opfer dürfte sofort tot gewesen sein, so blieb ihm keine Zeit, einen Hinweis oder gar eine Sterbenachricht zu hinterlassen. Was bedauerlich ist, aber leider viel zu oft Realität. Anschließend hat der Täter sämtliche Spuren verwischt und die Tatwaffe erfolgreich entsorgen können. Zwar besteht auch die Möglichkeit, dass er die Mordwaffe noch bei sich trägt. Allerdings wäre das bei einer Personenkontrolle schnell aufgekommen, ein Risiko, dass der Täter vermutlich nicht eingehen wollte.“

Wieder warf Takagi einen Blick in die Runde, doch jeder hörte ihm mehr oder weniger gebannt zu, wollte wissen, wen Takagi nun schlussendlich des Mordes verdächtigen würde. Als er für einen kurzen Moment zu Conan sah, lächelte der kleine Junge ihn aufmunternd an. Als würde er versuchen, Takagi den letzten Rest an Mut zu geben, den dieser im Augenblick benötigte.

„So viel zum Tathergang, keine sonderlich neuen Informationen, dessen bin ich mir bewusst“, sagte Takagi mit fester Stimme und sah dabei Gin direkt in die Augen, doch dieser reagierte nicht. Weder verbal noch mit seiner Körpersprache.

Takagi sah nun die anderen nacheinander an, versuchte, etwas in ihren Gesichtern zu erkennen, worauf er bauten konnte. Doch was auch immer er versuchte zu erkennen, er sah es nicht.

„Fest steht, dass das Opfer den Täter kannte und dass der Täter sich unter uns befinden muss. Möglicherweise hatte er darauf gehofft, dass man den Fall als ungelöst zu den Akten legen würde oder dass wir gar auf die Idee kämen, dass es jemand unbekanntes war. Jemand, der den Laden verlassen hatte. Doch da an diesem Tag nicht sehr viel Kundenverkehr in diesem Geschäft herrschte, musste sich der Täter am Ende auf sein Alibi verlassen. Er konnte nicht einfach gehen, ohne dass es aufgefallen wäre. Besonders, da sich Frau Izanagi die ganze Zeit über an der Kasse befand und damit einen sehr guten Blick auf den Ausgang hatte. Dass sie es nicht sein kann, wurde ausreichend durch die meisten Anwesenden hier belegt.“

Er nahm sich eine kurze Pause, versuchte unter den drei Verdächtigen eine Reaktion zu sehen, doch noch immer blieb diese aus. Bis sich Herr Yagami unsicher meldete und seine Hand hob.

„Er? Wollen Sie damit sagen, dass der Täter einer von uns dreien ist?“, fragte er und deutete erst auf sich, dann auf seine zwei Mitverdächtigen. Takagi sah ihm direkt in die Augen, als er antwortete.

„Ja, dessen bin ich mir nun ganz sicher. Und ich weiß mittlerweile, wer von ihnen dreien das ist. Aber bevor ich auf den Täter zu sprechen komme, möchte zu noch ein paar Worte über den Mord an sich verlieren. Wie Sie wissen, ist das Opfer von hinten erwürgt worden, dort drüben im Lager“, sagte Takagi und deutete grob in die erwähnte Richtung.

„Der Täter hatte ein leichtes Spiel, da das Opfer mit dem Überfall wohl nicht gerechnet hatte. Das Opfer wurde damit überrascht, hatte aber nicht mehr genug Zeit, sich zu wehren und verstarb dann schließlich. Vermutlich hatte es nicht gerade die beste Kondition, was dem Täter sicherlich in die Hände gespielt haben dürfte.

Anschließend hat der Täter die Waffe entsorgt und sich wieder ganz normal in den Verkaufsraum zu den anderen gesellt. Da keiner von Ihnen drei ein vollständiges Alibi hat, zumindest keins, das durch eine andere Person abgedeckt ist, kommt somit jeder von Ihnen dafür in Frage. Jeder von Ihnen wäre dazu in der Lage gewesen, kurz ins Lager zu verschwinden und dort Herrn Kitai umzubringen.“

 

Wieder eine kurze Pause, wieder ein kurzer Blick. Und wieder hatte sich an den Mienen der betreffenden Personen nichts geändert. Was Takagi dazu veranlasste, mit seinem Monolog fortzufahren.

„Es ist immerhin allgemein bekannt, dass Herr Kitai den Großteil seiner Arbeitszeit mit logistischen Aufgaben verbringt, weshalb es niemanden wundert, wenn er für ein paar Stunden verschwindet. Zwar fällt es auf, wenn er nicht kommt, um die Kunden zu begrüßen. Doch selbst das hat nicht ausgereicht, dass jemand auf die Idee kam, nach ihm zu sehen. Erst, als Herr Yagami explizit nach ihm gefragt hatte, wurde die Tat aufgedeckt. Ich kann mir vorstellen, dass es sonst noch länger gedauert hätte, möglicherweise bis zum Feierabend, bis Herrn Kitais Leichnam entdeckt worden wäre. Darauf hatte der Täter wohl gehofft.“

Als Takagi zum erneuten Mal die Verdächtigen unter die Lupe nahm, erkannte er auf Gins Gesicht ein Grinsen, welches er nicht zuordnen konnte. Ein Lächeln, so bösartig und abstoßend, wie er es zu Lebzeiten noch nie gesehen hatte.

„Verstehe, das ist bisher das Ergebnis ihrer Ermittlungen. Mit Verlaub, das ist schon ein wenig dürftig. Was ist denn mit der Waffe, was soll das überhaupt gewesen sein? Denken Sie wirklich, dass jemand ein dünnes Seil mit sich führt und es sich dann einfach in Luft auflöst? Abgesehen davon passen wir alle drei von den Körpergrößen her nicht, oder wollen Sie etwa andeuten, dass das Opfer kurzzeitig gewachsen ist? Wer ist denn nun der Täter und wie er hat er es gemacht?“, sagte Gin verächtlich.

Der will mich doch nur provozieren, damit ich einen Fehler mache, den er dann ankreiden kann. Aber nicht mit mir, junger Mann, nicht mit mir. Das kannst du gerne mit jemand anderen versuchen, bei mir wird es nicht funktionieren.

Takagi schluckte jegliche Flüssigkeit, die sich in seinem Mund gesammelt hatte, hinunter und versuchte, so standhaft wie möglich zu wirken. Gin sollte keine Macht über ihn haben und das wollte er den jungen Mann auch wissen lassen.

„Ich kann verstehen, dass diese Fragen Ihnen alle unter den Fingernägeln brennen, nicht nur Herrn Kendaichi. Und ich werde sie auch nicht mehr länger unnötig warten lassen. Wie ich bereits sagte, der Täter hatte die Waffe entsorgt und sich dann wieder unter die anderen Kunden gemischt. Da er den Laden nicht verlassen konnte, hatte der Täter also nicht die Möglichkeit die Waffe außerhalb des Ladens loszuwerden. Es musste also hier drinnen geschehen. Da der Täter wusste, dass man den Tatort am genauesten untersuchen würde, hatte sich dafür entschieden, das Tatwerkzeug an einer anderen Stelle loszuwerden. An einer Stelle, auf welche man nicht sofort kommen würde.“

Mit einem kurzen Lachen fiel Gin dem jungen Polizisten erneut ins Wort.

„Und wo soll diese Stelle denn bitte sein? Hier im Verkaufsbereich? Wollen Sie nun wirklich alle Bücher und Regale durchsuchen, in der Hoffnung, dass der Täter das Werkzeug dort versteckt hat? Wäre das denn nicht arg auffällig? Also bitte, Herr Polizist, das ist doch wirklich etwas weit hergeholt, finden Sie nicht?“

Nein, hier im Laden hat er es sicherlich nicht versteckt, das wäre wirklich viel zu auffällig. Aber bei sich kann der Täter es ja auch nicht mehr haben, immerhin kann er ja nicht riskieren, dass es bei ihm gefunden wird, sollte es zu einer Durchsuchung kommen. Denk nach, Takagi, denk nach.

Er spürte ein leichtes Drücken seiner Hand, wie sich kleine Finger in die seine für ein paar Sekunden bohrten. Unauffällig blickte er zu Conan hinunter, welcher dagegen in eine bestimmte Richtung zu sehen schien. Takagi folgte Conans Beispiel und sah nun ebenfalls in diese Richtung. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er erkannte, was der kleine Junge ihm damit mitteilen wollte.

„Nun, das mag auf dem ersten Blick so sein. Aber wenn Sie der Täter sind, dann wollen Sie ja nicht mit der Waffe am Körper erwischt werden. Damit bei einer möglichen Durchsuchung erwischt zu werden, wäre alles andere als vorteilhaft. Also hat der Täter den einzigen Ausweg genommen, den er in diesem Moment gesehen hat“, sagte Takagi und deutete auf die Toiletten.

„Wollen Sie damit sagen, der Täter hat die Waffe bei den Toiletten entsorgt?“, mischte sich nun Herr Haruta ein und Takagi nickte ein wenig.

„Ja, genau das möchte ich damit sagen. Möglicherweise hat der Täter die Mordwaffe im Mülleimer dort versteckt, aber ganz ehrlich, wenn ich der Täter wäre, ich hätte die Mordwaffe die Toilette hinuntergespült. Immerhin war sie klein und handlich genug, dass es möglich war, ohne gleich die Toilette zu verstopfen. Damit war die Waffe aus dem Haus und man würde sie nicht so schnell finden.“

 

Während fast alle anwesenden Personen, abgesehen von Conan und Gin, in die Richtung der Toilette blickten, hatte letzterer den kleinen Jungen im Auge.

„Und auf diese glorreiche Idee sind Sie gekommen, weil der kleine Junge dort rüber gesehen hat? Kann es sein, dass Sie eigentlich keine Ahnung haben und hier nur irgendwelche Dinge zusammenfantasieren, damit Sie uns beeindrucken können? Hoffen Sie dadurch, dass der Täter sich deshalb zu erkennen gibt? Am Ende könnte sogar das Kind problemlos den Fall lösen, wenn es den nötigen Grips dazu hätte. Wäre ja lustig, wenn dem so wäre“, sagte Gin und dieses Mal lächelten nicht nur seine Lippen. Sein Witz schien ihm ganz gewaltig zu gefallen, so viel konnte Takagi erkennen. Vorsichtig schob er Conan hinter sich, um eine schützende Mauer zwischen dem Jungen und dem Studenten zu bilden.

„Nein, das war nur Zufall, ich bin mir sicher, dass mir der Junge damit nur sagen wollte, dass er auf die Toilette muss. Oder, das ist doch so, nicht wahr, Conan?“, sagte er vorsichtig zu ihm herunter und dieser schien erst unsicher abzuwägen, bevor er mit dem Kopf schüttelte.

„Sehen Sie, es war einfach nur ein Zufall. Und nein, ich bin hier nicht am herumfantasieren, ich werde gleich auf das kommen, was ich eigentlich die ganze Zeit über ansprechen möchte.“

Kaum hatte er den Blick von Conan genommen, sah er alle drei Verdächtigen noch einmal an. Musste sich noch einmal von einer gewissen Tatsache überzeugen. Takagi schloss die Augen und atmete tief ein. Beim Ausatmen öffnete er seine Augen wieder, sein Blick war voller Entschlossenheit.

„Ich werde nicht weiter um den heißen Brei herumreden, dazu fehlt uns allen am Ende die Zeit. Dennoch, es gibt da etwas, das Sie mir erklären könnten. Etwas, was mir zuerst nicht offensichtlich war, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto merkwürdiger erscheint es mir. Nun, wie Ihnen bekannt ist, befinden wir uns in den letzten Atemzügen des Sommers, mit dazugehörigen Temperaturen. Können Sie mir nun also erklären, warum Sie bei derartigen Wärmeverhältnissen mit einem Kapuzenpullover unterwegs sind, Herr Haruta?“

Überrascht blickten sämtliche Augenpaare von Gin weg zur angesprochenen Person. Diese zuckte ein wenig zusammen, versuchte sich dennoch so gut es ging zusammenzureißen. Doch diese kleine Reaktion schien Takagi zu genügen.

„Was soll das denn jetzt? Was hat meine Kleidung denn bitte mit dem Fall zu tun? Gut, es ist noch ziemlich warm draußen, aber deswegen kann ich trotzdem herumlaufen, wie ich es möchte. Möglicherweise stört mich die zusätzliche Wärme nicht, das können Sie doch nicht wissen“, gab er nun pampig als Antwort zurück. Takagi, der mit dieser Reaktion gerechnet hatte, seufzte laut vor sich hin.

„Natürlich steht es Ihnen frei, anzuziehen, wonach Ihnen der Sinn steht, gar keine Frage. Dennoch ist es mehr als fragwürdig. Zumal Sie ja auch in einer Änderungsschneiderei arbeiten. Ich bin nicht sehr bewandert in diesem Berufsfeld, hatte jedoch auch privat mal mit einer zu tun. Und soweit ich weiß, arbeitet man dort gerne mal mit hohen Temperaturen, unabhängig von der Jahreszeit. Da kann es im Sommer, mit den ganzen heißen Bügeleisen und Mangelmaschinen, ziemlich ungemütlich werden. Nein, auf der Arbeit haben Sie den Pullover nicht getragen, den haben Sie sich erst angezogen, bevor Sie hierhergekommen sind.“

Keichi Haruta sah an sich hinab, betrachtete seinen Pullover, bevor er ein verächtliches Schnauben von sich gab.

„Verstehe, verstehe, Sie sind also nicht nur ein normaler Polizist, sondern auch von der Modepolizei, alles klar. In Ordnung, dann habe ich eben Kleidung an, die nicht zum aktuellen Wetter passt. Nun würde ich gerne von Ihnen wissen, was das Ganze mit dem Fall zu tun hat. Sagen Sie uns nun endlich, wer der Täter ist. Oder können Sie das etwa doch nicht?“

Wie zuvor bei Gins Versuchen, Takagi aus der Spur zu bringen, ließ er nun auch Herrn Harutas Worte an sich abprallen. Stattdessen sah er diesem mit klarem Blick in die Augen.

„Dann beantworten Sie mir doch bitte eine Frage: Wo befindet sich die Kordel Ihres Pullovers? Und kommen Sie mir bitte nicht mit einer Ausrede wie, dass Ihre Waschmaschine sie gefressen hat.“

 

Für den Bruchteil einer Sekunde weiteten sich Herrn Harutas Pupillen, eine weitere Bestätigung, dass sich Takagi auf dem richtigen Weg befand. Auch schien es den Verdächtigen immer weiter zu verunsichern.

„Was… was möchten Sie denn damit sagen? Solche Kordeln gehen schnell verloren. Wenn Sie mal einen Pullover eine längere Zeit besitzen, kann es gut sein, dass die mal herausrutschen, das ist hier auch der Fall.“

Doch Takagi schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme und musste sich ein Lächeln verkneifen.

„Das kann gut sein, ja. Es könnte aber auch sein, dass sie die Kordel herausgenommen haben, um damit etwas bestimmtes zu erledigen. Sie haben die Kordel benutzt und konnten Sie sie anschließend nicht wieder zurück in die Pullover stopfen. Ich kenne diese Dinger, ich selbst besitze mehrere solcher Pullover und weiß, was für ein Zeitfresser es sein kann, wenn man sie nur ein Stück durch diese kleine Lücke durchschieben muss. Was für ein Aufwand muss es dann also sein, die komplette Kordel dort einmal wieder durchziehen zu müssen? Vor allem, wenn man diese Zeit eigentlich nicht hat, weil man jederzeit erwischt werden könnte bei seiner Tat?“

Takagi streckte den Arm aus und deutete auf den Mann, welcher zunehmend nervöser wurde. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und seine Körperhaltung war alles andere als sicher.

„Daher musste alles ganz schnell gehen, nicht wahr? Sie haben sich mit Herrn Kitai im Lager getroffen und als er Ihnen den Rücken zudreht hatte, mit der Pullover Kordel von hinten erdrosselt. Die Schnur haben Sie anschließend in der Kundentoilette heruntergespült, damit man die Mordwaffe nicht mehr auffinden und auf sie zurückführen könnte.“

Erschrocken legte Frau Izanagi ihre Hände auf ihr Gesicht, Herr Yagami begann sie zu stützen, als ihre Beine nachgaben und sie langsam gen Boden sank.

Gins Gesichtsausdruck war unverändert und während Herr Haruta sich um ein Pokerface bemühte, konnte Takagi den Schweiß auf dessen Gesicht glänzen sehen.

Habe ich dich. Jetzt muss ich dich nur noch dazu bringen, die Tat zu gestehen.

Es dauerte mehrere Sekunden, bis Herr Haruta sich wieder gefasst hatte und sich wieder so weit unter Kontrolle, dass er in der Lage war etwas zu erwidern.

„Das ist ja alles ganz interessant, was Sie mir da unterstellen, Herr Polizist. Sie scheinen sich Ihrer Sache ja sicher zu sein. Aber wie soll ich ihn den bitte umgebracht haben? Laut Ihrem Kollegen war es jemand, der sich in etwa auf der gleichen Höhe befand wie Herr Kitai selbst, aber wie Sie von mir gehört haben, bin ich genau zehn Zentimeter kleiner als er. Haben Sie darauf eine Antwort?“, spuckte er die letzten Worte fast schon aus.

Wieder schüttelte Takagi mit dem Kopf.

„So groß ist der körperliche Unterschied auch wieder nicht, Sie könnten Ihn sicherlich auch mit ihrer normalen Körpergröße ermorden, wenn Sie wollten. Aber um die Tat auf jemand anderen zu verschieben, der größer ist als Sie, haben Sie einfach ihre Körpergröße geändert und zack, schon sollten wir denken, dass der Mörder mindestens 170 Zentimeter groß ist. Die Art, wie die Würgemale auf dem Hals des Opfers platziert waren, sollte uns das glauben lassen. Bevor Sie noch etwas einwenden, Sie haben sich sicherlich auf eine der vielen Kisten, die sich im Lager befinden gestellt und damit die Lücke von den rund 10 Zentimetern geschlossen. Anschließend haben sie die Kiste unter den anderen verschwinden lassen, damit ihre Schuhabdrücke darauf nicht auffallen. Ich bin mir sicher, wenn man die Kisten noch genauer untersucht, wird man früher oder später fündig werden.“

Erneut verschlug es für einen kurzen Moment Herrn Haruta den Atem, bevor sich dazu zwang, sich zu beruhigen. Doch so sehr es versuchte, seine zitternden Hände ließen sich nicht beruhigen. Mehrmals ballte er sie zu Fäusten, in der Hoffnung, das Zittern auf diese Weise stoppen zu können.

„Werden Sie etwa schon nervös? Geben Sie es zu, dass Sie es waren und Sie machen es für uns alle leichter“, sagte Takagi, blieb jedoch an der Stelle stehen, an der er sich zusammen mit Conan befand.

Doch Herr Haruta blieb ihm eine Antwort schuldig, das Gesicht zu einer Fratze verzogen, blickte er Takagi mit einem eiskalten, abschätzigen Blick an.

„Nervös? Wegen falschen Anschuldigungen werde ich doch nicht nervös. Im Gegenteil, ich bin sehr aufgebracht, weil Sie mir hier unterstellen, dass ich Herrn Kitai ermordet haben soll, dabei bin ich unschuldig. Ich bin ein langjähriger Kunde dieser Buchhandlung, das werden die meisten hier ihnen bestätigen können. Sie haben Sich da wirklich was Nettes zusammengereimt, was zufällig passen würde, das muss ich Ihnen schon lassen. Am besten sollte ich Beschwerde gegen Sie einreichen, bei Ihren Vorgesetzten, allein schon für die Verleugnungen. Sagen Sie schon, was für ein Motiv hätte ich? Dass ich mal einen Buchrabatt nicht bekommen habe, oder was?“

Zwar lachte Herr Haruta vor sich hin, klang dabei alles andere als selbstsicher dabei, das entging Takagi nicht.

 

Ihm selbst dagegen war nicht zum Lachen zumute. Mit einem ernsten Blick sah er erst Herrn Haruta, dann auf den Boden hinunter.

Das Motiv? Welches Motiv könnte er gehabt haben? Darüber bin ich mir nach wie vor nicht sicher…, wenn ich nicht gleich etwas finde, dann rennt uns noch die Zeit davon. Dann wird Miwako den Fall für heute als erledigt erklären und wir können unseren Urlaub vergessen… Moment, Zeit? Hatte Conan da nicht etwas gesagt?

„Sie wollen wissen, welches Motiv Sie gehabt hätten? Nun, ich würde sagen, dass Sie und das Opfer in einer tieferen Verbindung standen als die eines Verkäufers und einem Kunden. Oder wie würden Sie es erklären, dass Sie beide reinzufällig das gleiche Uhrenmodell am Arm besitzen? Die Farbe mag zwar unterschiedlich sein, aber das Modell ist immer noch das Gleiche. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Armbanduhren ist nicht von der Hand zu weisen“, sagte Takagi und deutete auf das linke Handgelenk des Verdächtigen. Diese blickte ebenfalls auf seine Uhr hinab und begann wieder zu lachen.

„Meine Uhr wollen Sie als mein Motiv verkaufen? Ist das Ihr Ernst? Sind Sie wirklich so verzweifelt, dass Sie nun versuchen Seemannsgarn zu spinnen? Dieser junge Student hat recht, so unsympathisch er mir auch sein mag. Die Polizei von heute ist zu nichts mehr zu gebrauchen, an Ihrer Stelle würde ich mich schämen!“

Um seine Meinung zu untermauern, verschränkte er die Arme und stampfte mit dem Fuß laut auf. Takagi machte sich bereit etwas zu sagen, als ihm Sato zuvorkam.

„Nun, ich denke, mein Kollege ist da einer richtig guten Spur auf dem Weg. Zwar kann es natürlich auch Zufall sein, dass Sie und das Opfer ausgerechnet das gleiche Uhrenmodell gekauft haben. Dennoch gibt es an der Uhr noch eine andere Tatsache, die Sie mir noch erklären müssten. Soweit ich weiß, sind derartige Uhren nicht gerade günstig und ich gehe mal davon aus, dass es ein Original ist. Ich habe so viele Fälschungen davon bei meinen Kollegen gesehen, dass ich sie aus mehreren Metern Entfernung sofort erkennen könnte. Die Uhr an ihrem Arm ist definitiv ein Original.“

Kaum hatte Sato das ausgesprochen, ging sie auf Herrn Haruta zu und packte seinen Arm, hob ihn hoch, so dass jeder sein Handgelenk mit der Uhr sehen konnte.

„Die Preisklasse dieser Uhr liegt eigentlich weit über dem, was ein normaler Änderungsschneider verdient, oder ein Buchhändler. Nun, sagen Sie mir, wie zwei einfache Arbeiter ohne Erbe oder Schenkungen sich derart teure Uhren leisten können? Immerhin muss man mehrere Millionen Yen hinlegen, um auch nur eine Uhr dieser Marke sein Eigen nennen zu können. Oder wollen Sie behaupten, jemand hätte Ihnen die Uhr zu Weihnachten geschenkt oder Sie hätten sie zufällig auf der Straße gefunden?“

Sichtbar um Worte und Fassung ringend, griff sich Herr Haruta an den Hals, sowohl sein Schweißfluss als auch seine Atmung hatten stark zugenommen. Doch bevor er überhaupt zu Wort kommen konnte, legte Sato nach.

„Nein, Sie müssen mir nichts mehr sagen, Ihre Reaktionen sind mir Antwort genug. Ich vermute mal, das sie beide, Herr Kitai und Sie, einen kleinen Nebenverdienst hatten, der Ihnen am Ende diese schicken Uhren spendiert hat. Was war es, womit haben Sie so viel Geld bekommen? Der Verkauf von Drogen oder Hehlerware? Was auch immer es war, es ist eines Tages etwas passiert und es herrschte auf einmal Uneinigkeit zwischen Ihnen. Damit ihr gemeinsames wie auch schmutziges Geschäft nicht auffliegt, musste Herr Kitai als Mitwisser und Komplize aus dem Weg geräumt werden. Nur blöd, dass Sie damit genau das Gegenteil erreicht haben. Versuchen Sie sich nicht, da herauszureden. Allein Ihr Gesichtsausdruck und ihr Puls, den ich an ihrem Arm spüren kann, sprechen eine deutliche Sprache.“

Herr Haruta blickte kraftlos von Sato zu Takagi und wieder zu Sato zurück. Schließlich ließ er den Kopf sinken.

„Ich hätte mir das Ganze wirklich nochmal überlegen sollen. Aber ich bin in Panik geraten, als er auf einmal meinte, dass er mit dem Geschäft aufhören möchte. Angeblich wären irgendwelche Leute von der Steuer hinter ihm her und er wollte erstmal die Füße stillhalten, möglicherweise für immer. Dabei war er es doch, der die Verbindungen aufgebaut hatte und auch das Lager für unsere Waren. Als er sagte, dass er aussteigen will, sah ich mich in Gefahr. Eines Tages hätte er auspacken können und dann wäre ich auch dran gewesen. Es ist so, wie Sie es sagten, ich musste ihn aus dem Weg schaffen. Es war eine Reflexreaktion und ich dachte, sie wäre gut genug durchdacht gewesen … nun, so kann man sich irren.“

Sato sah ihn an, während sie ihre Handschellen hervorholte und öffnete.

„Verraten Sie mir noch, was genau sie mit ihrem Komplizen verkauft haben?“, wollte sie von ihm wissen. Noch immer sah er sie mit trüben Blick an.

„Waffen, hauptsächlich aus Deutschland. Kitai war dafür verantwortlich, die Ware mit seinen Bücherbestellungen von seinem Kontakt aus dem Ausland zu bekommen und hat sie dann hier gelagert. Aus dem Grund hatte er auch auf einmal so viele fremdsprachige Bücher hier, denn diese werden üblicherweise bei der Einfuhr weniger streng kontrolliert. Hier haben wir uns dann auch oft getroffen, wenn ich einen Käufer gefunden hatte oder mehrere. Ansonsten ist alles so, wie ihr Kollege es gesagt hatte. Respekt, ich dachte wirklich, man könnte mich nicht erwischen…“

Dann sagte er nichts mehr und ließ sich wortlos von Sato die Handschellen anlegen.

 

~ Conan / Shinichi ~

 

„Vielen Dank, wir werden euch gleich ins Revier folgen, wir möchten hier noch ein paar Dinge erledigen. Und kontaktiert doch bitte die Kollegen von der Spurensicherung, die sollen sofort hierherkommen und die Spuren aufnehmen“, sagte Sato zu ihren Kollegen, kaum hatten sie den Täter in den hinteren Teil des Polizeiwagens verfrachtet. Der Kollege tippte kurz an seine Mütze, verbeugte sich höflich gegenüber seinen Vorgesetzten und fuhr mit seinem Auto davon. Sato und Takagi sahen dem Auto nach, letzterer warf einen vorsichtigen Blick auf die Uhr.

„So wie es aussieht, hatten wir noch mal Glück gehabt. Der Papierkram ist sicherlich in einer oder zwei Stunden erledigt und dann können wir uns ab morgen ein paar wohlverdiente, entspannte Tage gönnen. Jetzt erst recht“, sagte Takagi und lächelte seine Freundin und Partnerin an. Sato erwiderte das mit einem sanften Lächeln.

„Ja, das können wir wohl. Aber vorher müssen wir noch ein paar Dinge erledigen“, sagte sie, bevor sie mehrere kleine Kärtchen aus einem kleinen Etui herausholte. Damit wand sie sich an die restlichen, noch anwesenden Erwachsenen.

„Vielen Dank, dass Sie sich bis jetzt die Zeit nehmen konnten, aber dank Ihrer Mithilfe konnten wir den Fall dann schließlich aufklären. Im Grunde sind Sie nun befreit, dennoch wäre es besser, wenn Sie noch einmal kurz beim Präsidium für eine kleine Aussage bezüglich des heutigen Tages vorbeikommen könnten. Melden Sie sich einfach beim Schalter unten und zeigen Sie den Beamten dort diese Visitenkarten, die werden dann Bescheid wissen. Die Befragung wird von Kollegen durchgeführt werden, aber es ist nur rein für die Vollständigkeit der Dokumente. Selbst, wenn Sie das Gefühl haben, kaum etwas zu wissen, so ist etwas immer noch besser als gar nichts.“

Einzeln, einer nach dem anderen, erhielten sie von Sato die Karten, bevor diese wieder auf Abstand ging.

„Gut, wenn von Ihrer Seite aus keine Fragen mehr bestehen, oder irgendwelche Anliegen, dann sind Sie hiermit entlassen. Es tut mir leid, dass Sie das heute miterleben mussten, und ich hoffe, dass Sie sich bald von den Geschehnissen erholen können. Sollten Sie dennoch nachhaltige Probleme haben, oder eine psychologische Nachbetreuung benötigen, können Sie sich ebenfalls mit der Karte an unser Präsidium wenden. Vor allem Ihnen würde ich das raten, Frau Izanagi, Sie scheint das alles sehr mitgenommen zu haben.“

Frau Izanagi verbeugte sich dankbar in Satos Richtung, bevor sie sich bedankte.

„Vielen Dank, ich werde es im Hinterkopf behalten“, sagte sie und vermittelte den Polizisten das Gefühl, dass sie das Angebot ernsthaft in Erwägung ziehen würde.

„Alles Gute, liebes Tantchen!“, sagte Conan aufrichtig in ihre Richtung. Doch anstatt dem Jungen etwas zu entgegnen, ging die ältere Dame in das Geschäft hinein und kam wenige Minuten später mit einem Buch wieder hinaus. Einem Buch in schlichtem Purpur, welches bereits seine besten Jahre hinter sich hatte. Dieses Buch reichte sie dem kleinen Jungen, der sie verdutzt ansah.

„Bitte schön, mein Kleiner, dafür bist du doch extra zu uns gekommen. Nimm es ruhig, Herr Kitai hätte es sicherlich so gewollt. Immerhin gehört die Buchhandlung niemanden mehr, und du hattest das Buch bereits bei der Vorbestellung bezahlt, also … bleibt mir nicht viel, als dir viel Spaß beim Lesen zu wünschen.“

Sie wuschelte Conan mit der flachen Hand durch die Haare und er ließ es geschehen. Betroffen, aber auch glücklich, murmelte Conan ein freundliches „Danke schön“ vor sich hin, was Frau Izanagi für einen kurzen Moment zum Lächeln brachte.

„Frau Izanagi, soll ich Sie nach Hause begleiten? Es wäre für mich kein Umweg und ich könnte sichergehen, dass Sie heil bei sich ankommen würden,“ schlug Herr Yagami vor und Frau Izanagi nickte nur. Nachdem sie sich in einer kurzen Runde voneinander verabschiedet hatten, hakte sich die ältere Frau bei Herrn Yagami unter, bevor sie gemeinsam die Straße entlangliefen. Takagi, Sato und Conan blickten den beiden hinterher, bis sie nicht mehr in Sichtweite waren.

„Immer wieder schrecklich, wenn es zu einem Mordfall kommt, nicht wahr?“, meinte Takagi mit ernster Miene, woraufhin ihm Sato mit einem stummen Nicken antwortete. Ihre Hände fanden ihren Weg zueinander und als sie ihr Ziel gefunden hatten, drückten sie beide so fest sie konnten zu.

„Es gehört nun mal leider zum Leben eines Polizisten mit dazu. Vor allem in unserer Abteilung“, sagte sie und blickte sich ein wenig um.

„Was ist los, suchst du etwas?“, wollte Takagi von ihr wissen. Sato suchte noch ein wenig, bevor sie sich wieder zu Takagi zurückdrehte.

„Dieser Student, Jun Kendaichi. Ich habe gar nicht mitbekommen, wann er weggegangen ist. Vermutlich war das direkt, nachdem er meine Visitenkarte bekommen hatte. Aber um ehrlich zu sein, ich bin froh, dass er nicht mehr hier ist. Dieser stechende Blick und dieser kalte Ton … das war alles andere als angenehm, das kann ich dir sagen.“

Ja, Miwako, das war es wirklich nicht.

Halbherzig sah sich Takagi um, ob er nicht doch noch eine Spur des seltsamen Studenten sehen würde, doch auch er wurde nicht fündig. Und es war ihm nur all zu Recht. Stattdessen fiel sein Blick auf Conan, welcher nun vollkommen wieder wie er selbst wirkte. Takagi lächelte ihn an.

„Sag mal, Conan, möchtest du, dass ich dich schnell nach Hause fahre? Sonst bekommst du noch unnötig Ärger mit Ran oder deinem Onkel. Keine Angst, ich werde mit ihnen reden, damit du keine Strafe bekommst, nur, weil du in den Ermittlungen festgesteckt bist. Das geht doch für dich in Ordnung, oder, Miwako?“, fragte er den letzten Satz in ihre Richtung.

„Natürlich, die Jungs von der Spurensicherung kann ich auch alleine empfangen. Und jetzt beeil dich, bevor dir Conan noch auf dem Beifahrersitz einschläft“, sagte sie und zwinkerte Takagi an. Dieser verstand nicht ganz, was sie damit andeutete, aber es war ihm auch nicht so wichtig zu erfahren. Wichtiger war es, den kleinen Jungen endlich nach Hause zu bringen.

„Gut, dann lass uns gehen, wir haben das Auto da vorne um die Ecke geparkt“, sagte Takagi und bot Conan zum wiederholten Male an diesem Tag seine Hand an. Conan zögerte für einen Moment, doch dann ließ er sich darauf ein und legte seine kleine Hand in die von Takagi hinein.

Es wäre wirklich noch interessant, hätte ich in Erfahrung gebracht, welche Bücher Gin sich genau angesehen hat. Kaufen konnte er sie ja nicht, aber welche Informationen hatte er zu finden gehofft? Wurde er überhaupt fündig? Kann er überhaupt Deutsch lesen? Hoffentlich kann ich morgen nochmal in die Buchhandluch zurückkehren, um noch mehr zu erfahren … ich bin mir sicher, wenn ich mich dort umsehe, werde ich mehr erfahren können. Vielleicht kann mir ja dann auch der Professor helfen, was die Übersetzung angeht.

Während Conan seinen Gedanken nachging, führte Takagi sie beide zu dem Auto, welches er Stunden zuvor in einer Seitengasse geparkt hatte.

„In Ordnung, Conan, steig bitte ein und schnall dich an“, sagte Takagi und Conan folgte seine Anweisung. Dennoch konnte er seine Gedanken nicht von Gin und seinen Büchern lassen. Doch vor dem nächsten Tag würde er keine weiteren Antworten auf seine Fragen finden.

 

~ Gin & Wodka~

 

„Hey, was hast du da eigentlich in der Hand?“, fragte eine raue Stimme ihn, kaum, dass er sich in den Wagen gesetzt hatte. Kurz zuvor hatte ein Autoschlüssel seinen Besitzer gewechselt, denn Gin bevorzugte es, seinen geliebten Porsche selbst zu fahren. Dass Wodka ihn damit abholen durfte, war nur eine kurzzeitige Ehre, die nun ihr Ende gefunden hatte.

„Ach nichts, nur ein unwichtiger Zettel, den mir so ‚ne Polizistin in die Hand gedrückt hatte“, sagte er und holte sein Feuerzeug hervor. Mit welchem er sich erst eine Zigarette, dann die Visitenkarte anzündete. Letztere ließ er brennend aus dem offenen Autofenster fallen.

„Jetzt sag schon, was ist in der Buchhandlung passiert und warum warst du so lange weg? Hätte nicht gedacht, dass du den halben Tag dafür brauchen würdest“, fing Wodka an zu reden, erstarrte jedoch, als Gins kalter Blick seine Augen traf. Selbst durch seine Sonnenbrille hindurch hatte Wodka das Gefühl, als würde Gin ihm durch die Augen direkt in die Seele blicken.

„Nichts Besonderes. Aber wenigstens konnte ich zwei Punkte bestätigen. Zum einen der Teil mit den Waffen, einer der Typen meinte zwar, dass sie größtenteils deutsche Waffen reingeschmuggelt haben, aber ich denke nicht, dass sie besseres ins Land gebracht haben, was wir nicht schon längst besitzen. Aber der andere Punkt war wesentlich erfolgreicher.“

Mit diesen Worten griff er in seine Jackentasche und holte ein paar Bücher hervor, die er wenige Stunden zuvor noch intensiv studiert hatte. Wodka nahm ihm eins ab, blätterte ein wenig herum und klappte es wieder zu.

„Und das kannst du lesen? Ist das nicht alles auf Englisch oder so?“

„Deutsch, die sind alle auf Deutsch“, korrigierte Gin ihn knurrend und nahm ihm wieder das Buch ab, bevor er es zusammen mit den anderen auf die Rückbank legte.

„Und die kannst du lesen? Die können unsere Leute lesen?“, wollte Wodka nun von ihm wissen. Gin sah ihn kurz schweigend an.

„Natürlich“ war seine kurze Antwort. „Diese Bücher sind immens wichtig für die weitere Zukunft unserer Organisation. Die Deutschen sind wirklich weit, was den Bereich der Hirnforschung und der Inneren Medizin angeht, von denen können wir uns noch die eine oder andere Scheibe abschneiden.“

Dabei begann er zu lächeln, was Wodka einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Doch er versuchte, sich das so gut es ging nicht anmerken zu lassen.

„Ja, gut, das kann ich verstehen“, sagte er und Gin wusste sofort, dass Wodka log. Doch an seiner Laune änderte das nichts. Dazu kannte er Wodka viel zu gut.

„Dann ist ja in Ordnung“, meinte er nur, drehte den Schlüssel im Schloss und startete den Porsche, welcher mit einem zarten Knattern und Schnurren antwortete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und damit ist die FF beendet. Es hat eine ziemlich lange Zeit gedauert, aber ich bin froh, dass ich es jetzt geschafft habe :-)
Vielen lieben Dank an alle, die sie gelesen und favorisiert haben. Besonders lieben Dank an Mangafan0 und deine lieben Kommentare! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2022-09-11T14:55:27+00:00 11.09.2022 16:55
Hallo,
Ich hatte mir deine FF schon länger „gemerkt“, bin aber erst jetzt zum Lesen gekommen, als sie quasi schon abgeschlossen war.
Zu aller erst: ich fands erfrischend mal was ohne Romance zu lesen. Ist ja doch eher selten.😁
Es hat sich alles sehr schön flüssig und bildlich gelesen. Vor Allem die Gedankengänge von Conan und Takagi wirken sehr authentisch in diesem Fandom.
Nett fand ich die kleine Nebenstory, dass Sato und Takagi in den Urlaub fahren wollen und befürchten, dass ihnen die Zeit davonläuft.
Aber am allerbesten war natürlich die „Beziehung“ zwischen Conan und Gin. Schon allein, wie Conan ihn entdeckt. Das Monster in Menschengestalt😁😱 Und auch die kalte Ignoranz, die Gin ausstrahlt und damit alle in seiner Umgebung beeinflusst, hast du gut getroffen. Für meinen Geschmack hat er nur etwas zu viel geredet 😅

Ich freue mich aufs nächste!
Antwort von:  KiraNear
12.09.2022 12:37
Hallo Centranthusalba,

Das macht doch nichts, ne FF hat ja kein Verfallsdatum oder so ;-)
Ich komme auch nicht immer dazu, ne FF sofort zu lesen und muss sie mir dann für später aufheben. So hattest du es dann noch besser, weil du dann die vollständige Geschichte hattest und das ist doch schon mal super!

Ich bin jetzt nicht so tief drin, was die anderen Detektiv Conan FFs angeht, aber wenn ich mir überlege, was ich bisher dazu geschrieben habe, kann ich es mir vorstellen^^°
Ist aber bei anderen Fandoms oft genauso, da ist Romance auch die #1, was die Genres angeht.

Auf jeden Fall möchte ich mich für deinen Kommentar bedanken, ich war überrascht, aber auch erfreut und ich find es super, dass dir die FF gefallen hat :-)
Die Interaktionen zwischen Takagi und Conan waren auch im Canon in besonderen Momenten, wie bei dem Fall mit dem Bombenleger, als sie in den Aufzug festgesteckt waren, ziemlich interessnt und genau solche Momente wollte ich hier drin dann auch haben.
Ohja, die Beiden haben mir irgendwie leid getan, vor allem Takagi, weil er sich schon so darauf gefreut hat und dann passiert sowas XD
Monster in Menschengestalt, ja, das passt wirklich ziemlich zu dem. Musste auch dran denken, als sie sich das erste Mal begegnet sind, da merkte Shinichi auch schon: Ok, der Typ hat Dreck am Stecken, das steht sowas von fest O_o
Was Gin angeht und dass er zu viel redet, das Gefühl hatte ich zeitweise beim Schreiben auf. Auf der anderen Seite, er hatte von allen Anwesenden keine Lust drauf, da noch länger festzusitzen als möglich und hatte sich gedacht: Vllt kann ich ja eher gehen, wenn ich die Polizei zur Höchstleistung anstachele. Weil ganz ehrlich, wenn ich so jemanden als Verdächtigen hätte, würde ich auch schauen, dass ich so schnell wie möglich von ihm wegkomme >_<

Ich hab zwar noch ein paar Detektiv Conan FFs aus der Challenge, die ich schreiben möchte, aber ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wann ich dazu kommen werde, weil ich davor noch an dem einen oder anderen Projekt sitzen werde. Aber ich habe mir schon was für die nächste Charakter/Stichpunkte-Auswahl was einfallen lassen. Zu viel möchte ich nicht verraten, aber beim nächsten Mal wird Kogoro Mori im Mittelpunkt stehen :-)

Auf jeden Fall vielen lieben Dank für deinen Kommentar, deine Meinung und auch deine Rückmeldung bezüglich der Story und den Charakteren, das hilft sehr und füllt mich mit Freude^^

Lg,
Kira


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