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Marriage

von

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Gefühle, Gedanken und Gespräche

Als sie erwacht war, hatte er noch tief und fest geschlafen. Das brachte sie direkt zum lächeln. Er wachte also doch nicht immer ganz automatisch um halb sieben auf, wie er behauptet hatte.
 

Eine Weile hatte sie einfach dagelegen, ihn betrachtet und sich an die vergangenen gemeinsamen Stunden erinnert. Sofort hatte sie sich etwas verlegen gefühlt. Aber seit gestern fühlte sie sich viel verbundener mit ihm.
 

In dem Morgenlicht, das durch die Glasfensterfront fiel, funkelte der Diamant an ihrem Finger in unendlichen Farben und sie betrachtete auch ihn eine Weile. Es erfüllte sie nicht mehr mit so viel Widerwillen ihn zu tragen. All die Zeit war ihr dieser Ehering wie eine Fessel vorgekommen. Doch auch diese Wahrnehmung hatte sich ein wenig geändert. Gerade fand sie den Ring einfach nur hübsch, anstatt ihn wie sonst immer als Symbol ihrer Unfreiheit zu sehen.
 

Schließlich hatte sie sich vorsichtig aufgerichtet, die seidene Bettdecke war von ihrem Körper geglitten, sie hatte vorsichtig ihre Beine aus dem Bett gehoben und war leise aufgestanden. Sie wollte ihn nicht wecken. Sie hatte während ihrer ganzen Ehe noch nicht erlebt, dass er einmal ausgeschlafen hatte.
 

Doch nun hatte sie dringend ins Bad gemusst. Und außerdem hatte sie das Gefühl gehabt unbedingt Duschen zu müssen.
 

Ihr Koffer mit ihren Sachen stand immer noch unausgepackt neben dem Bett, dort wo der Mitarbeiter des Hotels ihn abgestellt hatte, aber im Bad fand sie Duschlotion, Pflegeprodukte und frische Handtücher bereitliegen.
 

Sie drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete in dem großen Spiegel überrascht ihren Hals. Sie fuhr mit den Fingern über den Fleck, den er dort hinterlassen hatte. Das war auch noch nie passiert. Doch obwohl ihr das eigentlich ein wenig unangenehm war, verspürte sie vor allem Belustigung darüber, dass er sich eben doch nicht immer kontrollieren konnte. Und sie empfand ein bisschen albernen Stolz darüber, dass sie ihn dazu gebracht hatte sich ein wenig gehen zu lassen.
 

"Wie kindisch von dir", sagte sie leise und ein wenig vorwurfsvoll zu ihrem Spiegelbild. "Du bist erwachsen und keine sechzehn!"
 

Trotzdem verschwand das Lächeln nicht von ihrem Gesicht und sie nahm die Finger wieder von ihrer Haut und wandte sich ab.
 

Sie gönnte sich eine ausgiebige Dusche, rasierte und pflegte wie jeden Tag ihre Haut und genoss den Moment für sich. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, war auch im Bad alles sehr luxuriös und komfortabel und heute konnte sie auch das einfach genießen, anstatt sich bloß über das zu ärgern, was sie nicht haben konnte.
 

Sie zog einen der beiden flauschigen weißen Bademäntel an, die dort bereit hingen und tupfte ihre Haare gründlich mit einem Handtuch ab, ganz behutsam, damit sie schön und gesund blieben. Sie wollte sie so trocknen lassen. Zum einen fielen sie dann immer schön und die Hitze des Föhns würde ihre Haare ohnehin bloß beschädigen. Zum anderen hoffte sie, dass er vielleicht immer noch schlief. Und von dem Geräusch des Föhns würde er wohl ganz sicher aufwachen.
 

Sie öffnete leise die Tür und trat wieder ins Zimmer. Er schlief tatsächlich noch, er schien sich nicht einmal bewegt zu haben. Er musste sehr müde sein.
 

Sie ging leise zum Bett hinüber, setzte sich auf der von ihm entfernten Seite auf die Bettkante und betrachtete ihn wieder. So wie er das vielleicht auch manchmal bei ihr getan hatte, kurz bevor er morgens gegangen war. Sie dachte an das Foto auf seinem Schreibtisch. Nach wie vor fand sie das etwas übergriffig und unpassend. Aber so souverän er auch immer auftrat, was sie anging schien er manchmal ein wenig unbeholfen zu sein.

Gestern schien es ihn wirklich gefreut zu haben, dass sie glücklich gewesen war. Vielleicht hatte es ihn manchmal traurig gemacht, dass sie immer so traurig ausgesehen hatte. Vielleicht war ihm das Lächeln, das ihr ihr Traum wohl auf ihr Gesicht gezaubert hatte, so wertvoll vorgekommen, dass er den Moment mit diesem Foto hatte einfangen wollen. Auf jeden Fall hatte sie in den letzten Tagen festgestellt, dass er sehr viel einfühlsamer sein konnte, als sie es ihm zugetraut hätte.
 

Sie war nicht so dumm zu glauben, dass nun einfach alles perfekt laufen würde, nur weil sie einen zauberhaften Abend und eine berauschende Nacht gehabt hatten. Aber sie hatte immerhin endlich einen Zugang zu ihm gefunden. Er ließ sie endlich an sich heran, er war bereit sich zu entschuldigen, Schwäche zu zeigen und ihr Zugeständnisse zu machen.

Das Gespräch gestern im Wasser hatte sie als sehr positiv empfunden. Er war ehrlich und offen gewesen und sie hatte seine Sichtweise und seine Standpunkte nachvollziehen können.

In Zukunft würde sie vielleicht besser mit ihm über Dinge reden können. Und das war die Basis, um Kompromisse finden zu können.
 

Während sie ihn so betrachtete, hatte sie das erste mal das Gefühl, dass er ihr Mann war und dass sie nun auf eine gewisse Weise zusammen gehörten.
 

Er regte sich nun doch und drehte sich vom Rücken auf die Seite. Aber er schlief weiter. Er hatte gesagt, seine Arbeit sei frustrierend gewesen. Vielleicht hatte er eine harte Woche gehabt. Und die Ereignisse der letzten Tage hatten vielleicht auch ihm zugesetzt.
 

Die Uhr an der Wand zeigte an, dass es nun viertel vor Elf war. Langsam war sie sehr hungrig.
 

Sie stand auf, öffnete leise ihren Koffer und nahm frische Klamotten heraus, die sie im Bad anzog. Ihre Haare waren nun fast schon trocken und sie band sie zu einem lockern Knoten hoch. Sie drehte prüfend den Kopf hin und her. Wenn sie den Kragen des Kleides ein wenig zurechtzupfte, konnte man den Fleck an ihrem Hals kaum sehen. Sie trug noch ein leichtes Make-Up auf und ging wieder zurück ins Zimmer.
 

Dort kniete sie sich vor dem Bett neben ihre Handtasche und zog vorsichtig ihr Smartphone heraus. Sie hatte es beinahe erwartet und war nicht überrascht eine Nachricht von ihrer Mutter zu sehen. Zweimal angerufen hatte sie auch. Doch Sakura kam nicht dazu die Nachricht ihrer Mutter zu öffnen, denn in diesem Moment schien Sasuke wach zu werden.
 

Sie hob den Kopf und sah ihm dabei zu, wie er sich aufsetzte.
 

"Guten Morgen!", sagte sie mit einem leichten Lächeln.
 

Die Decke war von seinem Oberkörper gerutscht und die nackte Haut und seine hübschen Muskeln ließen sie an die letzte Nacht denken. Sie fühlte sich promt ein wenig verlegen.
 

Er sah kurz zu ihr und dann zu der Uhr an der Wand.
 

"Guten Morgen", sagte er, immer noch ein wenig verschlafen. "Wie lange bist du schon wach?"
 

"Eine Weile, aber ich wollte dich ausschlafen lassen. Ich dachte, du kannst es vielleicht gebrauchen. Schließlich hast du endlich mal frei."
 

Er fuhr sich mit einer Hand einmal durch die Haare und betrachtete sie. Sie fand, dass er entspannt und zufrieden wirkte und das ließ sie wieder leicht lächeln.
 

"Nett von dir", sagte er und bewegte kurz seinen Kopf einmal zu jeder Seite, bis es leicht knackte. "Da du schon geduscht und angezogen bist, nehme ich an, du bist ebenfalls ziemlich hungrig und möchtest Frühstück?"
 

"Ja!", sagte sie lachend. "Ich verhungere!"
 

"Soll ich was bestellen oder möchtest du nach unten gehen?"
 

"Ich würde gerne nach unten gehen", sagte sie vorsichtig. "Und du?"
 

Sie wollte gerne mehr von diesem Ort hier sehen und sie hatte nun schon eine ganze Weile in diesen Räumlichkeiten verbracht, während er noch geschlafen hatte.
 

"Ich gehe duschen. Gib mir fünf Minuten."
 

Damit verschwand er mit seiner Reisetasche im Bad.
 

Sakura senkte ihren Blick wieder auf ihr Smartphone. Sollte sie ihre Mutter zurückrufen? Lust dazu verspürte sie keine. Sie glaubte zu wissen, was kommen würde. Sie drückte auf die ungelesene Nachricht. Dort stand bloß:
 

"Sakura, ruf mich bitte zurück."
 

Sie seufzte. Vielleicht war es ja wichtig? Aber eigentlich war sie sich ziemlich sicher, dass es das nicht war. Trotzdem drückte sie auf 'Anrufen'. So richtig wusste sie selbst nicht warum sie das tat. Vielleicht einfach, weil sie nie wirklich eine rebellische Phase gehabt hatte und sie aus Gewohnheit das tat, was man ihr sagte.
 

Einen Moment später bereute sie es schon, als ihre Mutter zwar fragte, wie es ihr ging, aber ihr das mehr wie eine Formalie vorkam.
 

"Dein Vater hat gestern mit Sasuke gesprochen und er meinte er sei ihm sehr kühl und kurz angebunden vorgekommen. Da habe ich mich natürlich gleich gefragt, ob es dir gut geht!", sagte ihre Mutter.
 

Sie klang ein wenig besorgt. Allerdings fragte Sakura sich, ob das nun Sorge um sie war oder Sorge um die gute Beziehung zu den Uchihas.
 

"Es ist alles in Ordnung", antwortete Sakura bloß.
 

Sie hatte darüber nachgedacht ihre Eltern auf ihre Lüge und ihr manipulatives Verhalten anzusprechen. Aber jedes Mal, wenn sie daran dachte, überforderte sie das so sehr, dass sie einfach aufhörte sich damit zu beschäftigen. Vielleicht weil sie sich immer noch so sehr nach der Liebe und Zuneigung ihrer Eltern sehnte, die sie nie bedingungslos bekommen hatte und nur, wenn sie sich wie gewünscht verhielt.

Einerseits ärgerte sie das. Sie hatte doch allen Grund wütend zu sein. Andererseits fühlte sie sich einfach nicht so sicher und oder zugehörig zu jemand anderem, dass sie bereit war ihr Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Familie zu riskieren, indem sie Streit anfing.

Doch vielleicht würde es mit Sasuke nun besser werden, vielleicht würde sie sich mit den Uchihas in Zukunft besser verstehen, wenn sie nun aufhörte sich dort zu isolieren und vielleicht würde sie sich auch sicherer fühlen, wenn sie ihre Freundschaft zu Naruto und Hinata würde ausbauen können. Dann vielleicht würde sie irgendwann die Kraft haben ihren Eltern zu sagen, wie enttäuscht sie von ihnen war. Und dann würde sie sich vielleicht endlich etwas lösen können und sich mutiger und erwachsener fühlen können.
 

"Sakura, wenn etwas nicht stimmt mit euch, dann kannst du es mir ruhig sagen", fuhr ihre Mutter fort. "Ich weiß doch selbst, dass es in einer Ehe nicht immer einfach ist! Ich könnte dir Tipps geben!"
 

'Ja', dachte Sakura sarkastisch, 'nur helfen dir deine Tipps ja nicht einmal in deiner eigenen Ehe!'
 

Aber sie sagte bloß: "Wir verstehen uns immer besser. Er ist für dieses Wochenende mit mir in die Berge gefahren. Es ist wunderschön hier. Du müsstest die Wolken sehen, wie sie-"
 

"Er ist mit dir übers Wochenende weggefahren?", unterbrach ihre Mutter sie überrascht.
 

"Wieso sagst du das so?", fragte Sakura, verletzt, dass sie ihr gar nicht zuhörte.
 

"Naja", sagte ihre Mutter. "Dann will er dich wahrscheinlich in guter Stimmung haben, weil er irgendwas mit dir besprechen will."
 

"Ich-", sagte Sakura überfordert. "Nein. Nein Mama, das glaube ich nicht, er wollte einfach nur nett sein, denke ich."
 

In diesem Moment kam Sasuke, bekleidet mit einer dunklen Jeans und einem eng anliegenden schwarzen Pullover wieder aus dem Bad. Das stand ihm gut, auch wenn es ungewohnt war, ihn einmal nicht in einem seiner Anzüge zu sehen. Er zog leicht eine Augenbraue hoch, vielleicht sie ihn gemustert hatte. Sakura sah rasch wieder auf ihre Beine.
 

"Männer mit so viel Geld und Macht sind selten einfach nur nett Sakura!", sagte ihre Mutter streng. "Du und deine Träumereien! Sei bitte einfach aufmerksam und bemühe dich gut um ihn! Das ist deine Aufgabe als Ehefrau!"
 

"Ich muss jetzt Schluss machen Mama", sagte Sakura bloß.
 

Wie sie erwartet hatte, hatte ihr dieses Gespräch nun ein wenig die Laune verdorben.
 

"Achte einfach darauf, dass du dich richtig-", fing ihre Mutter an, aber Sakura hatte gerade das Gefühl es einfach nicht mehr ertragen zu können. Und darum tat sie etwas, was sie noch nie getan hatte. Sie nahm einfach das Smartphone von ihrem Ohr und drückte mit ihrem Finger auf den roten Balken, um den Anruf zu beenden.
 

Sasuke war zu seinem Nachttisch gegangen, hatte sich seinen Geldbeutel und sein Smartphone in die Hosentasche gesteckt, seine Armbanduhr angezogen und sah nun zu ihr herüber, während er den Verschluss der Uhr schloss.
 

"Gibt es ein Problem?", fragte er sachlich, wie es seine Art war.
 

Sakura steckte ihr Smartphone zurück in ihre Handtasche und richtete sich rasch wieder aus ihrer knienden Haltung auf.
 

"Nein", sagte sie lächelnd.
 

Er kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Gestern Abend war alles so merkwürdig leicht und selbstverständlich gewesen. Nun, im Hellen und am Morgen, war der Zauber des Moments wieder verflogen und sie fremdelte ein bisschen und wusste nicht so recht wie sie sich verhalten sollte. Und der Anruf ihrer Mutter hatte sie bloß zusätzlich verunsichert.
 

"Um was ging es?"
 

Er versuchte ihren Blick einzufangen, also riss sie sich zusammen und sah ihn richtig an.
 

"Sie wollte bloß hören, wie es mir geht. Ich habe ihr erzählt, dass wir übers Wochenende weggefahren sind und dass es hier sehr schön ist." Sie bemühte sich um ein leichtes Lächeln. Sie wollte nicht darüber reden.
 

"Warum siehst du dann so traurig aus?", fragte er sachlich und musterte sie prüfend.
 

Das überforderte sie nun auch und sie machte unwillkürlich einen kleinen Schritt zurück. Er zog wieder leicht eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen hoch.
 

Sakura riss sich zusammen. "Ich denke, dass sie bloß angerufen hat, weil mein Vater ihr nach eurem Gespräch gestern im Auto gesagt hat, dass sie überprüfen soll, ob wir beide ein Problem miteinander haben."
 

"Charmant", sagte er kühl.
 

Das brachte sie dazu nun wirklich leicht lächeln zu müssen.
 

"Sie hat gesagt, dass du vermutlich nur mit mir weggefahren seist, weil du mich in guter Stimmung haben willst, weil du irgendetwas von mir möchtest."
 

Sie bemühte sich ihm fest in die Augen zu sehen.
 

"Und?", fragte er. "Denkst du das auch?"
 

"Nein!", antwortete sie rasch.
 

Aber stimmte das überhaupt? Sie hatte den Gedanken ja eigentlich auch schon gehabt. Sie hatte sich auch schon gefragt, ob er bloß einfach erreichen wollte, dass sie sich in ihn verliebte, damit sie die Pille absetzen würde. Er hatte gesagt, dass er sie behalten wollte. Sie schien ihm wichtig zu sein, auf seine merkwürdige, besitzergreifende Art. Aber dass er sie behalten konnte war offenbar für ihn nur möglich, wenn sie das erfüllte, was Madara und die anderen erwarteten. Darin waren sie alle sehr deutlich gewesen. Sie glaubte ihm, dass er ihr nichts antun wollte. Aber das hieß für ihn dann, dass er sie irgendwie davon überzeugen müsste, die Antibabypille freiwillig abzusetzen. Und er glaubte vielleicht, dass sie das tun würde, wenn er sie nur genug umwarb.
 

"Gut", sagte er zufrieden und musterte mal wieder ihr Gesicht.
 

Dann hob er seine Hand, legte sie sanft an ihr Kinn, beugte sich zu ihr und gab ihr einen kurzen Kuss.
 

"Wir sind verheiratet", sagte er ruhig. "Du gehörst nun zu mir. Deine Mutter hat kein Recht sich in unsere Ehe einzumischen."
 

Sie nickte. "Ja, ich weiß."
 

Aber was war mit ihm? Mischte seine Familie sich nicht genauso übergriffig in ihre Ehe ein? Wenn nicht gar noch sehr viel mehr?
 

"Es war toll gestern", sagte er mit einem leichten Lächeln.
 

Sie musste ebenfalls lächeln, wenn auch ein wenig verlegen.
 

"Ja!", sagte sie.
 

Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, dann griff er mit seiner anderen Hand nach ihrem Gesicht und küsste sie noch einmal. Wieder ganz sanft, aber dieses Mal länger und sie ging darauf ein. Der Körperkontakt und die Berührung ließ das Fremdheitsgefühl wieder verschwinden, das sie eben noch verspürt hatte.
 

"Ich habe mehr Lust auf dich als auf Frühstück", raunte er in ihr Ohr und sie überlief wieder ein Schauer. Er zog sie noch fester an sich.
 

"Aber", murmelte er und er klang belustigt und gab ihr einen Kuss auf den Hals, "ich muss ganz dringend etwas essen, sonst kippe ich gleich um!"
 

Sie musste lachen. Seine Lippen kitzelten auf ihrer Haut.
 

"Ja!", sagte sie und sie hörte selbst, dass sie wieder fröhlicher klang. "Ich auch!"
 

Er richtete sich wieder auf und sah sie zufrieden an.
 

"Gut", sagte er. "Gehen wir."
 

Der Frühstücksaal hatte ebenfalls eine Glasfensterfront, allerdings waren die Scheiben hier durch die hohe Saaldecke viel größer als in der Suit. Auch hier war der Ausblick einfach atemberaubend.
 

Obwohl es schon beinahe Mittag war, war der Saal noch gut besucht. Sakura vermutete, dass es keiner der Gäste hier mit dem Aufstehen besonders eilig hatte. Wer hier her kam, der wollte wohl entspannen. Denn etwas anderes konnte man an diesem abgelegen Ort kaum tun.
 

Sie wurden direkt an der Tür von einem Mitarbeiter begrüßt und zu einem Tisch gebracht. Sie bekamen sogar einen Platz auf einem zwei Stufen hohen Podest direkt an den Fenstern.
 

Während Sasuke Kaffee für sie beide bestellte, sah Sakura fasziniert nach draußen. Im Hellen war der Ausblick beinahe noch fantastischer. Zwar fehlten so die Lichter und die damit einhergehende magische Stimmung, die der Ort bei Dunkelheit gehabt hatte, aber es war ein schöner, sonniger Herbsttag und man konnte nun weit sehen.
 

Überall gab es hohe, hellgraue, glatte Steinfelsen und auf den Felsvorsprüngen wuchsen knotige asiatische Kiefern und kleine Bäume mit rötlichem Laub von der Sorte, die sie schon in der Eingangshalle gesehen hatte. Von hier aus konnte sie zwei Wasserfälle sehen. Einer stürzte in einiger Entfernung in die Tiefe, ein anderer, etwas kleinerer, verzweigte sich über einem nahen Felsen in viele kleine Verästelungen und floss in einen kleinen Gebirgsbach in der Nähe des Parkplatzes.
 

Sie bestellten sich ein Frühstück von der Karte und Sakura war so hungrig, dass sie sich zumindest bei den ersten Bissen bewusst an ihre gute Erziehung erinnern musste, um langsam zu essen. Da sie sich zum Essen normalerweise eher überwinden musste, freute sie sich über ihren Appetit, aber vermutlich hatte sie in der letzten Nacht einfach viel Energie verbraucht.
 

Sasuke schien es ähnlich zu gehen. Sein Benehmen litt ebenfalls nicht, aber sie hatte den Eindruck, dass sie beide vorerst zufrieden damit waren, sich einfach nur auf ihr Essen zu konzentrieren.
 

Eigentlich wollte sie ihn etwas fragen, aber mit vollem Bauch war man ruhiger, also wartete sie, bis er ebenfalls mit seinem Frühstück fertig war.
 

Als man schließlich das Geschirr abgeräumt hatte, legte sie behutsam ihre Finger um ihre zweite Tasse mit heißem Kaffee und wandte ihren Blick weg von der fantastischen Aussicht und zurück zu ihm.
 

"Kann ich dich etwas fragen?"
 

"Selbstverständlich", sagte er. Er stellte sein Wasserglas weg und sah sie aufmerksam an.
 

"Möchtest du eigentlich Kinder?"
 

Das hatte sie sich die ganze Zeit schon gefragt. Was seine und ihre Familie wollten war klar. Dass sie selbst das zumindest aktuell nicht wollte, war auch klar. Aber sie hatte keine Ahnung wie er überhaupt zu diesem Thema stand.
 

"Ja, ich denke schon", sagte er und musterte sie prüfend. "Wieso fragst du mich das?"
 

Sakura zuckte ein wenig verlegen mit ihren Schultern. "Ich weiß nicht, einfach nur so schätze ich. Die Frage hat nichts zu bedeuten. Ich dachte nur, dass wir einfach noch nie darüber geredet haben."
 

"Ich dachte, das wäre klar, so wie ich mich seit unserer Hochzeit verhalten habe", sagte er mit einem leichten Stirnrunzeln.
 

"Ja", erwiderte sie zögernd. "Ich habe mich bloß gefragt, ob du das vielleicht nur tust, weil deine Familie das von dir erwartet."
 

"Ich verstehe", antwortete er, nun ein wenig nachdenklich. "Ja, ich denke das hat mit meiner Familie zu tun. Aber alle meine Entscheidungen haben irgendwie mit meiner Familie zu tun. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, was ich tun würde oder wollen würde, wenn ich nicht diese Familie hätte. Denn ich bin Teil davon, also ist das irrelevant. Für meine Familie ist es wichtig, dass das Nachwuchsthema geklärt wird und für mich ist es das auch."
 

"Aber warum?", fragte Sakura. "Warum ist das für deine Familie so derart wichtig? Wir sind doch noch jung!"
 

"Madara hat seine Gründe", sagte er bloß. "Und ich muss sagen, dass ich die rein rational bestens nachvollziehen kann. Er wird uns nicht ewig Zeit geben. Ein wenig allerdings schon. Ich war bei ihm und habe ihn darum gebeten. Er hat keinen Zeitraum genannt, aber er hat mir zugesichert, dass wir Zeit bekommen, um uns richtig kennenzulernen."
 

"Oh", sagte sie. Es erleichtete sie das zu hören, denn das war wohl momentan das Beste, was sie würde bekommen können. "Das ist gut, schätze ich."
 

Er lächelte leicht. "Ja."
 

"Ich frage mich noch etwas", fuhr sie fort. "Stört es dich denn nicht, dass sie sich so in dein Leben einmischen? Du hast vorhin gesagt, dass meine Mutter kein Recht dazu hat. Aber deine Familie hat ein Recht dazu zu entscheiden wie dein Leben verlaufen soll und damit auch Meines? Warum? Weil ich nun deinen Nachnamen trage? Ist meine Familie nun unwichtig und nur Deine darf in meinem Leben eine Rolle spielen?"
 

Er musterte sie nachdenklich.
 

"Wenn du es so formulierst, klingt das nicht besonders schön", sagte er schließlich. "Aber ja, wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist das für mich und meine Familie wohl ein bisschen so."
 

"Das ist nicht in Ordnung finde ich", sagte sie ruhig aber entschieden. "Damit tust du wieder so, als würde ich nun einfach dir gehören. Ich weiß, für viele vergangene Jahrhunderte war das nach einer Hochzeit auch mehr oder weniger so. Und irgendwie scheint ihr das alle ziemlich altmodisch zu sehen. Genau wie meine eigene Familie auch. Aber heutzutage, zumindest hier in diesem Land, in unserer aufgeklärten, modernen Gesellschaft, sollte das eigentlich nicht mehr so sein. Wie ich schon sagte, Naruto und seine Freunde und die Leute, die ich im Studium kennengelernt habe, würden das als sehr rückständig betrachten."
 

Er schien über ihre Worte nachzudenken, während er sie musterte.
 

"Vielleicht", sagte er schließlich ausweichend. "Aber ehrlich gesagt habe ich mir über sowas noch nie wirklich Gedanken gemacht. Einfach weil es für mich persönlich nicht nötig oder relevant erschien. Ich bin bisher auch niemandem begegnet, der solche Fragen aufgeworfen hat. Viele Frauen wären mit ihrer Rolle an meiner Seite einfach zufrieden. Der Luxus, die Annehmlichkeiten, die gesellschaftliche Stellung, vielen würde das gefallen. Und ich sehe gut aus, ich benehme mich höflich und respektvoll und ich bin treu. So schlimm bin ich nicht."
 

"Also findest du, dass ich einfach zu viel will?", fragte sie leise. Das war das, was ihr ihre Familie auch ständig sagte.
 

"Nein", sagte er ruhig. "Das wollte ich damit nicht sagen. Du willst nicht viel, du willst bloß etwas anderes. Das verstehe ich. Es ist meine Schuld, dass ich trotzdem unbedingt dich wollte, obwohl ich so etwas schon befürchtet hatte. Ich hätte mich einfach für eine Frau entscheiden können, die mit dieser Rolle zufriedener gewesen wäre. Aber ich sagte ja, ich war selbstsüchtig."
 

Sie schwiegen eine Moment. Sakura blickte in ihre Tasse und dachte, dass sie an diesem Punkt schon gewesen waren.
 

"Warum?", fragte sie leise. "Warum bist du denn so fixiert auf mich? Du hast gesagt ich wäre auch anderen aufgefallen, sogar deinem Bruder. Ist das alles wegen meinem guten Aussehen? Sind Männer so oberflächlich?"
 

Darüber schien er nachdenken zu müssen, denn er antwortete nicht gleich.
 

"Ich kann nur für mich sprechen", sagte er schließlich. "Ich weiß nicht, was in anderen vorgeht. Ja, irgendwo fand ich einfach, dass du die schönste Frau bist, die ich je gesehen hatte und ich wollte dich für mich. Aber ich sagte schon im Auto, dass es etwas komplexer ist. Ich kann es nicht richtig ausdrücken, fürchte ich. Aber ich wollte eben keine andere. Es war einfach ganz klar für mich, dass du es sein musstest. Ich entscheide normalerweise immer möglichst rational. Ich höre immer auf meinen Kopf. Und dieses eine Mal habe ich das nicht getan. Ich weiß nicht, ob das nun richtig oder falsch war. Es hat sich für mich richtig angefühlt. Und das tut es noch. Ich hätte bloß gerne, dass es für dich auch so wäre. Aber darauf habe ich wohl nur bedingt einen Einfluss."
 

Sie hatte während er sprach wieder ihren Kopf gehoben und ihn angesehen.
 

"Du bist wirklich merkwürdig", sagte sie einfach.
 

Das war ihr gerade so in den Sinn gekommen und wieder, genau schon wie am Abend zuvor im Pool, hatte sie ihren Gedanken einfach ausgesprochen. Sowas tat sie sonst nie. Sonst achtete sie immer genau darauf, was sie sagte und sie überlegte meist lange, ob sie überhaupt etwas sagte.
 

Er lachte leise.
 

"Du bist auch merkwürdig."
 

Fast gegen ihren Willen verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln.
 

"Können wir einen Spaziergang zu dem Wasserfall dort machen?", fragte sie und deutete hin. "Er sieht so wundervoll aus!"
 

"Selbstverständlich", sagte er mit einem leichten Lächeln. "Es gibt hier noch mehr schöne Orte. Ich zeige sie dir, wenn du das möchtest."
 

Draußen führten viele schmale, verschlungene Pfade über die Felsen und an den hübschen Bäumen vorbei. Kleine Flechten und andere robuste Pflanzen wuchsen in den Spalten zwischen den Steinen und es gab viele Vögel.
 

Während sie neben ihm her ging und sich all das ganz verzaubert ansah, fühlte sie sich gut. Und weil ihr plötzlich gerade danach war, griff sie ganz vorsichtig nach seiner Hand.
 

Kurz warf er ihr einen überraschten Blick zu, aber dann schloss er sofort seine Finger um ihre Hand.
 

Er sah hinab auf die steinernen Stufen vor sich, ein leichtes Lächeln aufs seinem sonst meist so kontrollierten Gesicht. Das brachte auch sie zum Lächeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Diaspora
2022-05-09T21:11:10+00:00 09.05.2022 23:11
Oi oi oi jemand scheint sich langsam zu verlieben :)

Schönes Kapitel! Hatte dich schon vermisst am Wochenende :D
Antwort von:  writer
10.05.2022 17:46
Hihi! Ich habe euch auch vermisst, aber wurde zu sehr sozial eingespannt! :D
Von:  xXSakuraHarunoXx
2022-05-09T18:00:54+00:00 09.05.2022 20:00
Tolles kapi freue mich auf die nächste.
ist schön das sie mit einnader reden.
Antwort von:  writer
10.05.2022 17:46
ja :) :)
Von:  Studio
2022-05-09T17:39:02+00:00 09.05.2022 19:39
Yes, ein neues Kapi!!!
Ich finde es gut wie du Sakuras Gefühle beschrieben hast, dieses Befremdliche in der Helligkeit! Ein Schritt nach dem anderen. Sakuras Mutter hat bestimmt wegen ihrem Vater angerufen... also würde sie es wirklich interessieren... eher nicht so... Auf Sasukes Antwort bzgl. ob er Kinder haben will, dass hab ich mir schon gedacht... Bin schon gespannt was wirklich hinter Madaras Gründe für erhofften baldigen Nachwuchs ist... Irgendwie kann ich mir auch vorstellen, dass die Itachi Sache damit ebenfalls zusammen hängt... In so einer traditionsgeprägten Familie würde der ältere Sohn ja sicherlich auch als erstes heiraten, oder?
Schön zu sehen, dass Sakura sich aber jetzt tatsächlich traut Sasuke diese Fragen zu stellen und er antwortet!
Ich glaube ganz unrecht hat Sakuras Mutter (und sie selbst) nicht, was der Grund für das Wochenende ist. Sasuke hat sicher nur von Madara frei bekommen, damit sie sich schneller kennenlernen und dann der Nachwuchs kommt... Also zu mindestens von Madaras Seite aus ist das voll kalkuliert.
Sakuras "Job" ist ein nächstes heikles Themaauf dass ich noch gespannt warte!
Freu mich schon riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeesig aufs nächste Kapi!!!
LG
Antwort von:  writer
10.05.2022 17:46
Ahhh so ein guter Kommentar schon wieder!! Und ich gebe dir sehr recht mit allem!
Von:  Rina2015
2022-05-09T14:25:27+00:00 09.05.2022 16:25
Ich habe eine Vermutung bezüglich der Schwangerschaft aber ich behalte sie noch für mich... Malschauen ob ich richtig liege 😊😁
Ihre Reaktion im Bad war so herzlich 😊😊😊😊
Du hast das richtige Tempo beim Schreiben für Ihr Kennenlernen gefunden 😁😁😁 die zwei sind einfach so süß zusammen 😊😁

Antwort von:  writer
10.05.2022 17:44
Hihi! Wir werden sehen!
Danke für das Feedback zum Geschehen, das freut mich! :)
Von:  becci123
2022-05-09T12:17:40+00:00 09.05.2022 14:17
Tolles Kapitel! Hab es gestern total vermisst aber mache dir natürlich keine vorwürfe🦧🤣
Antwort von:  writer
10.05.2022 17:44
Hihi! Dafür habe ich mich heute umso mehr bemüht ein Kapitel fertig zu bekommen!
Von:  LikeParadise
2022-05-09T11:43:10+00:00 09.05.2022 13:43
Was für ein wundervolles Kapitel. Ich bin froh, dass einige Fragen besprochen wurden. Aber das mit der Schwangerschaft ist trotzdem noch ein Rätsel. 😃 Warum es Madara so wichtig ist und er anscheinend Zeitdruck hat. 🤔 Ich bin gespannt, wenn wir irgendwann die Auflösung bekommen, was denn die Gründe sind.

Antwort von:  writer
10.05.2022 17:43
Ahh ja, bis dahin dauert es vielleicht noch ein bisschen, damit die Geschichte noch etwas länger geht. :D
Von:  Talyia92
2022-05-09T11:38:01+00:00 09.05.2022 13:38
An seinen Ansichten muss er wohl noch etwas arbeiten 😁 oder sie sich dran gewöhnen 😂 die sind tzd voll süß zusammen 😍
Antwort von:  writer
10.05.2022 17:42
haha ja!


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