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Das Schicksal eines Helden

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, an alle die gerade lesen!

Diese Geschichte habe ich vor ca. 10 Jahren begonnen, dann pausiert. Nach all dieser Zeit habe ich diese wieder durchgelesen und die Motivation zum Schreiben ist wieder erwacht. Da mir aber manches nicht mehr gefallen hat und mir mein Vergangenheits-Ich nicht verraten hat, wohin die Reise gehen hätte sollen, wurde die alte FF gelöscht und beginne sie erneut.
Natürlich ist der ursprüngliche Text geblieben, aber es werden definitiv Änderungen passieren, sowie ein neuer Weg eingeschlagen (da ich den Alten nicht mehr kenne, haha).

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1. Kapitel here we go!

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Aussichtslos

<Gefangen! Aussichtslos! Gefangen! Aussichtslos!>

Diese Worte kreisten unermüdlich in seinem Kopf herum, als er durch den Raum tigerte. Er wusste nicht, wie er sich befreien sollte, konnte er nun auch seine Magie nicht mehr einsetzen. Der Krieg war vorbei und somit vorläufig auch seine Schulzeit. Er war nun volljährig und trotzdem saß er hier fest.
 

Seine Kindheit, die es nicht einmal wert gewesen war, dass man sie so bezeichnete, hatte er in diesem von ihm so verhassten Haus zusammen mit seinen einzigen noch lebenden Verwandten verbracht. Sein Onkel und seine Tante verabscheuten alles was mit Magie zu tun hatte und deshalb auch ihren „gestörten“ Neffen.
 

Und trotzdem hatten sie ihn aufgrund seiner Zauberei gefürchtet und seine Volljährigkeit herbeigesehnt, doch dann war etwas passiert, dass alles verändert hatte. Da die Todesser auch in der Muggelwelt gewütet hatten und nicht vor Morden an Muggeln zurückgeschreckt hatten, hatten die Auroren mit den Gedächtnisveränderungen mehr als genug zu tun. Doch etwas war schiefgelaufen. Anscheinend konnten sich einige Opfer dieser Vorsichtsmaßnahme entziehen und nun war der Gedanke verbreitet worden, dass die Zauberwelt Magie nur zur Zerstörung der Nicht-Magier einsetzen wollte.
 

Deshalb boomte der Handel mit Sicherheitsgeräten gegen Magie. Obwohl die Dursleys ihn noch immer fürchteten, wollten sie ihn doch nicht als Hauselfen oder Putzfrau, wie sie es bezeichnen würden, gehen lassen. <War ja auch viel praktischer.>, dachte er bitter. Und nun hatten sie sein Zimmer abgeriegelt, sodass er sich nicht mithilfe von Magie befreien konnte. Sowohl die Tür als auch die Fenster. Sogar das ganze Haus war nun Magie-resistent.
 

Wütend schritt Harry durch das Zimmer und trat gelegentlich gegen den Schrank oder etwas, das er gerade erreichen konnte. „Sei gefälligst leise, Bursche!“, brüllte da auch schon sein Onkel Vernon vom Nebenzimmer. Schnaubend ließ sich Harry aufs Bett fallen und versank in einer leise gefluchten Schimpftirade. Wenn er nur weg könnte, aber er wusste nicht wie.
 

<Ich will hier weg! Ich wollte doch nur noch einmal zurückkommen, um den Blutschutz ein letztes Mal zu stärken so wie Dumbledore es mir geraten hatte.> Dumbledore hatte gemeint, dass der Blutschutz für sein weiteres Leben auch nach dem Krieg sehr hilfreich sein würde. Er wollte verschwinden, doch er konnte ja noch nicht einmal apparieren. Zumindest nicht alleine und ohne Hilfe. Während der Kriegszeit hatte er diesen Teil seiner Ausbildung vernachlässigen müssen.
 

„VERDAMMT!“, schrie er und kniff seine Augen fest zusammen. Plötzlich spürte er ein komisches Gefühl, als würde er durch einen Gartenschlauch gezwängt. Ihm wurde die Luft abgeschnitten und er hatte schon Angst zu ersticken, doch schon war es auch wieder vorbei. Er konnte wieder atmen und plötzlich nahm er den Geruch von frischem Gras wahr. Er bemerkte, dass er mit dem Gesicht auf dem Boden lag und hob seinen Kopf in die Luft. Er musste sich kurz orientieren und da sah er vor sich einen weißen Pfau stehen, der ihn neugierig beäugte.
 

<Wo, bei Merlins Bart, bin ich nur gelandet?>

Warum muss immer mir sowas passieren?

Etwas benommen hievte sich Harry langsam auf die Fersen. Dabei beobachtete er den Pfau genau. Man konnte ja nie wissen wie diese majestätischen Geschöpfe reagierten. Er blieb in der Hocke und sah sich unauffällig um.
 

Er befand sich in einem riesigen Garten umgeben von hohen Hecken. Im Hintergrund hörte er das leise Plätschern von Wasser. Vermutlich ein Brunnen. Um ihn herum stolzierten noch mehr Pfaue, die anmutig den Garten durchquerten.
 

Rechts von ihm bemerkte er einen breiten Kiesweg, der zu einem stattlichen Herrenhaus mit Rautenfenstern führte. Auf den Rasen fiel Licht, das aus den Fenstern drang. Da es bereits dämmerte, wirkte das Haus wie ein Riese, der vor einem brennenden Hintergrund stand.
 

Vorsichtig richtete er sich auf und drehte sich einmal um die eigene Achse. Ihm kam der Ort bekannt vor und doch wollte ihm einfach nicht einfallen weshalb. Der Anblick ließ ihn frösteln und ein mulmiges Gefühl stieg in ihm auf. Mit diesem Haus verband er schlechte Erfahrungen, das wusste er jetzt. Er schlich sich leise an die Fassade des Hauses heran. Neben einem Fenster presste er sich gegen die Wand und blickte sich kurz um. Als er niemanden entdecken konnte, spähte er durch das Glas. Er legte seine Hände ans Fenster und versuchte so das Innere besser zu sehen.
 

Was er hinter der Glasscheibe erkennen konnte, ließ ihn panisch zurückweichen. Nun wusste er, wo er sich befand. Er hatte den Saal mit seiner langen Tafel, dem Kronleuchter und dem riesigen Kamin gesehen. Die Erinnerungen an jene schreckliche Nacht, in der Hermine gefoltert und Dobby getötet worden war, schlugen wie eine riesige Welle über ihm zusammen. Er stolperte rückwärts ohne darauf zu achten wohin er lief. Plötzlich stieß er mit dem Fuß gegen einen Stein und verlor dabei das Gleichgewicht, sodass er unsanft auf dem Hosenboden landete.
 

„Ich weiß, dass unser Haus beeindruckend ist, aber deshalb brauchst du nicht vor mir zu Boden gehen, Potter!“, ertönte da hinter ihm eine belustigte Stimme. Ein Hauch Hohn schwang außerdem darin mit. Harry riss den Kopf nach oben und blickte geradewegs in Draco Malfoys Gesicht. „Draco! Sei nicht so unhöflich zu unserem Gast!“, sprach da eine andere, weibliche Stimme hinter ihm. Harry spähte etwas um Malfoy herum und erkannte Narzissa Malfoy.
 

Sie kam auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. Misstrauisch beäugte er ihre Hand, ergriff sie jedoch nicht. Immer noch sprachlos starrte er die beiden Malfoys an. „Nun! Wenn du dir schon nicht helfen lässt, darf ich dich dann wenigstens bitten mir zu folgen?“, ergriff Narzissa das Wort, als er nach einigen Minuten noch immer nichts gesagt hatte.
 

Skeptisch runzelte er die Stirn. „Du bist doch sonst nicht so ein Feigling, Potter!“, höhnte Draco mit einem Grinsen. „Draco, benimm dich! Seinetwegen hat die Tyrannei des Dunklen Lords endlich ein Ende und wir können wieder normal als Familie leben.“, wies ihn Narzissa zurecht. Harry musste sich zusammenreißen, dass ihm der Mund nicht aufklappte so sehr erinnerte sie ihn an Mrs. Weasley.
 

„Und nun komm!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und Malfoy packte ihn am Unterarm und zog ihn in die Höhe, da er immer noch auf dem Boden hockte. Dann gab er ihm einen Schubs, damit er sich endlich bewegte. Harry folgte Narzissa, noch immer schockiert über die ganze Situation.
 

<Warum muss mir immer so was passieren?>, dachte er bitter.

Das Schicksal hasst mich!

Als Narzissa die imposante Eingangstür öffnete, traten sie in eine riesige Eingangshalle, die mit Marmor ausgelegt war. Ein langer, roter Teppich bedeckte den Boden und ließ den Raum noch beeindruckender wirken. Zahlreiche Portraits hingen an der Wand, er hatte jedoch keine Zeit, um diese weiter zu betrachten, denn Malfoy schob ihn schon energisch weiter.
 

Noch immer Malfoys Hände im Rücken spürend versuchte Harry die Eindrücke zu verarbeiten. Wie konnte das alles nur an einem Abend geschehen? Vor einer halben Stunde saß er noch ganz verzweifelt in seinem Zimmer und wünschte sich nichts sehnlicher, als aus diesem Alptraum, der da hieß „Dursleys“, verschwinden zu können und nun war er im Anwesen der Malfoys und wurde durch ihr Haus geführt, als wäre er auf einer Fremdenführung an einem berühmten Ort.
 

Ja, es war richtig, er hatte verschwinden wollen, doch nicht zu den Malfoys! Konnte er nicht einfach erwachen und feststellen, dass er bei den Weasleys im Fuchsbau war? Warum quälte ihn das Schicksal nur immer so?
 

Während er so vor sich hin grübelte, merkte er gar nicht, dass sie dem Saal, an dem er, Ron und Hermine einige der schlimmsten Stunden ihres Lebens verbracht hatten, immer näherkamen. Erst als Malfoy ihn losließ, bemerkte er vor sich das breite, prunkvolle Eichentor. Mit einem Wink von Narzissas Zauberstab öffnete es sich und gab langsam den Blick auf den Saal frei. Die Tafel, der Kronleuchter, der Kamin…alles war noch genauso wie an jenem grauenhaften Abend. Das Einzige, was sich verändert hatte, war der Gesamteindruck. Der Raum wirkte freundlicher und heller, als zuvor. Und trotzdem schafften es auch hunderte von Kristalllustern nicht das unangenehme Rumoren in seinem Magen zu verscheuchen.
 

Als Harry sich nicht bewegte, schob Malfoy ihn erneut voran. Da Harrys Füße fest im Boden verankert schienen, erzeugten seine Schuhe ein unangenehmes Quietschen auf dem Mamorsteinboden. „Nun, Harry, das ist unser Empfangssaal für besondere Gäste, zu denen du ja auch zählst. Ich denke, du kennst diesen Raum noch…“, sagte Narzissa immer leiser werdend. Zur Antwort ließ Harry ein Knurren hören, das tief aus seiner Kehle zu kommen schien. Etwas beschämt sah Narzissa zur Seite und konzentrierte sich auf den Mann, der an der Stirn der langen Tafel saß.
 

„Harry Potter! Wie schön dich gesund und munter wiederzusehen!“, erhob dieser seine Stimme und lächelte ihm kühl zu. Harrys Kopf schoss zur Seite und sah in einem hohen Lehnstuhl Lucius Malfoy sitzen. Es war der Stuhl, in dem einst Lord Voldemort gesessen hatte. Dieser Aspekt und die Tatsache, dass Lucius ihn seelenruhig angrinste, waren wie ein Schlag in die Magengrube. Als hätte es die Zeit vor der Schlacht um Hogwarts nie gegeben. Als wäre dieser Mann nicht Seite an Seite des Dunklen Lords gestanden und hätte versucht ihn und seine Freunde zu vernichten. Er hatte Harry nie leiden können und nun sprach er mit ihm als wäre er ein freudig erwarteter Gast.
 

Die Wut kroch so schnell in ihm hoch, dass ihm gar nicht bewusst war, wie er seinen Zauberstab aus der Tasche seiner Jacke zog und ihn auf Lucius richtete. Seine Hand begann zu zittern während all die Erinnerungen wieder hochkamen und ihn mit einer Wucht überrollten, die stärker nicht sein könnte. Mit Lucius Worten vermischten sich Hermines Schreie, Bellatrix kreischendes Lachen und Dobbys letzte qualvolle Atemzüge. Harry taumelte ein paar Schritte nach vorne, überwältigt von dem Maß an grauenhaften Geräuschen. Es war als hätten diese nie dieses Zimmer verlassen und nur darauf gewartet bis er es wieder betreten würde.
 

Er konnte nicht mehr klar denken. Am Ende der Tafel sah er schemenhaft eine Gestalt sich aus dem gebieterischen Thron erheben. Er wollte sich auf diese Person stürzen, ihr all den Schmerz zufügen, die sie ihm zugefügt hatte. Er wollte Rache! Dieses Mal würde es keine Morde geben. Niemand würde mehr seinetwegen sterben müssen. Niemand! Niemals wieder!

Das Kreischen, Schreien und Lachen wurde immer lauter und lauter.

Er kniff die Augen zusammen, versuchte den Lärm auszublenden und hoffte, betete es möge endlich enden. Seine damalige Unzulänglichkeit Dobby und Hermine nicht helfen zu können, schlug über ihm zusammen.
 

„NIE MEHR! NIEMALS!“, schrie Harry und riss die Augen wieder auf. „SECTUMSEMPRA!“
 

Ein roter Blitz schoss aus seinem Zauberstab, der Lucius nur knapp verfehlte, da sich ein Arm um seine Taille schlang und ihn zu Boden warf. Er sträubte sich gegen die Person und versuchte unter dem Körper, der ihn zu Boden drückte, freie Bahn auf den ehemaligen Todesser zu bekommen.
 

„SECTUMSEMPRA! STUPOR! CONFRINGO...!“
 

Die Zaubersprüche prallten an den Wänden und Gegenständen ab, sodass sie andere Gegenstände trafen. Glas zersplitterte, entsetzte Rufe überschlugen sich. Harry rang mit der Person über ihm und wollte gerade erneut zu einem Fluch ansetzen, als ihm jemand den Zauberstab entriss.
 

„Fixiere seinen Kopf!“, herrschte jemand in seiner Nähe. Harry spürte starke Hände auf seinem Kopf, die sich wie ein Schraubstock anfühlten. Er wand sich, konnte jedoch nicht mehr viel ausrichten. Das Letzte, was Harry mitbekam, war das Gefühl seines Kiefers, der gewaltsam auseinandergedrückt wurden und ein Gefäß, das an seine Lippen gesetzt wurde. Eine kalte Flüssigkeit rann seine Kehle hinunter und die Lider wurden ihm schwer. Seine Sicht verschwamm mehr und mehr.
 

Bevor seine Augen zufielen, spürte er noch eine klare Flüssigkeit, die seinen Augenwinkel verließ und langsam über seine Wange rollte.

Verdammt!

Er lief durch einen langen, schmalen Gang. Die Fliesen und Wände waren tiefschwarz und ließen kein Licht durchdringen. In seinem Inneren spürte er die Panik, die langsam in ihm hochkroch. Er wusste, dass er sich beeilen musste. Weshalb genau, konnte er nicht sagen, doch die Gewissheit war einfach da. Wissentlich, dass etwas Schlimmes geschehen würde, sollte er zu spät kommen, ließ ihn noch um eine Spur schneller laufen. Endlich sah er vor sich ein Licht auftauchen. Das Ende des Tunnels war nahe und doch wusste er, dass dort erst der richtige Kampf beginnen würde. Vor dem gleißenden Licht konnte er Gestalten ausmachen. Menschen lagen auf einem Haufen übereinander und auf ihnen stand eine einzelne Person, um dessen Schultern sich eine riesige Schlange wand. Ein irres Lachen erklang. „Du bist zu spät, Potter! Deine Freunde sind tot! Und was willst du jetzt machen, nachdem du an ihrem Tod schuld bist, ERLÖSER aller Zauberer und Hexen?“, rief die Gestalt hämisch und das kreischende Lachen ertönte erneut. „NEIN! Du LÜGST! Sie sind NICHT TOT! Sie sind NICHT TOT!“ Er bemühte sich noch schneller zu laufen, um sie zu retten. Er würde es schaffen. Sie waren bestimmt nur betäubt oder ohnmächtig! Er stolperte und fiel zu Boden. Als er aufblickte, sah er direkt in Lupins und Sirius ausdruckslose Gesichter. Ihre Augen starrten blicklos an die Decke. Neben ihnen konnte er Freds leblosen Körper ausmachen, der auf dem von Tonks lag. „Nein, nein, nein…das darf nicht wahr sein!“ „Du bist an ihrem Tod schuld! Sieh es endlich ein und komm zu mir auf die dunkle Seite. Wenn du dich mir freiwillig anschließt, werde ich dein erbärmliches Leben verschonen.“, flüsterte die grausame Stimme nahe an seinem Ohr. „NEIN! NIEMALS! Lieber STERBE ICH!“ „Wie du willst!“ Das Einzige, das er noch sah und spürte, war ein grüner Lichtblitz und seine eigenen Tränen, die er für seine geliebten Freunde vergoss…

 

Sein eigener Schrei ließ ihn in die Höhe fahren. Blinzelnd sah er sich um und bemerkte, dass er in einem riesigen Himmelbett saß. Wie war das möglich? Gerade eben war er doch noch in diesem Gang gewesen und nun lag er hier auf einer weichen Matratze. Seine Sicht war verschwommen, da man ihm die Brille abgenommen hatte.

 

Außerdem liefen ihm noch unaufhörlich stumme Tränen über die Wangen und es war schwer zu begreifen, dass das kürzlich Gesehene alles nur ein Albtraum gewesen sein sollte. Er fühlte sich hilflos, konnte nicht sagen, was nun Realität und Albtraum war. Sicher war, dass all diese Menschen gestorben waren und das nur seinetwegen. Die Tränen wollten und wollten nicht aufhören, doch es störte ihn nicht.

 

Plötzlich spürte er einen weichen Stoff auf seiner Wange, der sanft seine Tränen aufsaugte. Verblüfft sah er auf und blickte direkt in das Gesicht eines kleinen Mädchens. Er war so überrascht, dass er sie einfach nur anstarren konnte. Sie störte es nicht und trocknete auch noch seine andere Wange. Dabei machte sie einen leisen Laut, der ihn unbewusst ruhiger werden ließ. „Shhhhh…“ Harry war sprachlos und plötzlich erkannte er ihr Gesicht. Es war das kleine blonde Mädchen auf eines der Portraits in der Eingangshalle. Doch was tat sie hier? „Besser?“ Er konnte nur nicken, doch das reichte ihr anscheinend, denn sie strahlte ihn zufrieden an.

 

„Maisie? Mum sucht dich! Außerdem hat Dad dir doch gesagt, dass du dich von diesem Zimmer fernhalten sollst!“, ertönte da eine schnarrende Stimme.

„Aber Dray er war doch soooo traurig!“ Es herrschte kurz Stille und Harry sah schnell zum Fenster hinaus, um zu verhindern, dass Malfoy sehen konnte, wie rot er im Gesicht wurde. „Geh jetzt, Maisie, sonst wird Dad sauer!“, wies er sie in einem Ton an, der keinen Widerspruch duldete.

 

„Ach, menno!“, grummelte sie und ging Richtung Tür. „Bis dann! Und nicht mehr weinen, hörst du?“, verabschiedete sich Maisie von Harry und verschwand durch die Tür.

<Nicht sehr hilfreich!>, dachte Harry bitter als ihm bewusst wurde, dass Malfoy nun wusste, dass er geheult hatte. Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken und es herrschte wieder Stille. Harry wagte es nicht Malfoy anzusehen.

 

-Dracos Sicht-

Als Maisie das Zimmer verlassen hatte, musste Draco erst einmal verarbeiten, was sie gerade gesagt hatte. Ja, er selbst hatte mitbekommen, dass es Potter ziemlich schlecht ging, das hatte man schon alleine an seiner Reaktion gestern im Saal gesehen. Es war, als würde ein anderer Mensch vor ihm stehen. Der Goldjunge Gryffindors war zwar bekannt dafür ein Hitzkopf zu sein, doch wahllos Flüche durch die Gegend zu schießen, obwohl keine unmittelbare Bedrohung bevorstand, war selbst für ihn ungewöhnlich. Es stimmte schon…sein Vater hatte Potter nie leiden können, als er noch von den Ansichten des Dunklen Lords überzeugt war, doch das hatte sich im schon vor der Schlacht um Hogwarts geändert. Er hatte nur noch an seiner Seite gestanden, da er Angst um seine Familie hatte und keinen Ausweg sah, sie heil aus diesem Krieg zu bekommen, sollte er sich Voldemort widersetzen. Auch er selbst hatte erkannt, dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, der Falsche war. Natürlich war all das keine Entschuldigung für die schlimmen Dinge, die sein Vater im Auftrag des Dunklen Lords getan hatte, trotzdem hatte niemand Potter einen Anlass gegeben sich bedroht zu fühlen. Was war also in ihn gefahren?

Nachdem sie ihm den Schlaftrank eingeflößt hatten, hatte er beim Vorbeigehen gequälte Laute aus dem Zimmer gehört. Dass es wirklich so schlimm um seinen ehemals selbsternannten Erzfeind stand, hätte er nie gedacht. Potter war immer eine starke Persönlichkeit gewesen, das hatte Draco bereits in ihrem ersten Schuljahr am eigenen Leib erfahren, als der Schwarzhaarige sein Freundschaftsangebot bei Mme Malkins abgelehnt hatte. Damals empfand er dies als Affront. Wer wollte nicht mit einem Malfoy befreundet sein, bei dem Einfluss, den seine Familie in der Zauberwelt hatte!? Obwohl er ihn dafür gehasst hatte, hatte ihn diese Charakterstärke doch beeindruckt, wenn er es sich auch nicht eingestanden hätte. Eigentlich hatte Draco Potter immer aufgrund dieser vermeintlichen Stärke gehasst. Er konnte nicht begreifen, wie jemand, der von Geburt an wie der letzte Dreck behandelt wurde, so sein konnte wie der schwarzhaarige Gryffindor. So treu, loyal und verdammt hilfsbereit zu jedem, der in Not geraten war. Trotz all der Feindseligkeiten, die die Beiden einander angetan hatten, hatte Potter ihn während der Schlacht vor dem sicheren Feuertod gerettet und somit seine ganze Familie. Hätte er dies nicht getan, hätte auch seine Mutter niemals den Dunklen Lord über Potters Zustand angelogen. Draco dachte immer, dass der Erlöser der Zauberwelt locker mit all dem Leid umging, das andere in den sicheren Abgrund stürzen würde. Hatte er sich geirrt?

 

Anscheinend ja, wenn er sich Potter so ansah, wie er leichenblass und mit verquollenen Augen im Bett saß und es vermied ihn anzusehen. Es war merkwürdig, aber irgendwie hatte ihn das Geschehene doch ziemlich mitgenommen und dass obwohl er Potter einmal zu seinem Erzfeind ernannt hatte. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie fühlte er diesen Hass nicht mehr. Potter sei Dank, konnten er und seine Familie, sowie alle Zaubererfamilien in der magischen Welt wieder ein normales Leben führen und doch konnte er ihm einfach nicht zeigen, dass er nun anders über ihn dachte.

 

Er wollte ihm die Hand auf die Schulter legen, nur um zu zeigen, dass er dankbar war für das, was er getan hatte und doch sagte er folgendes: „Ach, der Erlöser ist also aus seinem Schönheitsschlaf erwacht!? Wie wäre es, wenn du uns diesen auch gewähren würdest? Hast wohl wieder nach deiner toten Mami gerufen.“

-Dracos Sicht Ende-

 

Als Harry hörte, was Malfoy zu ihm sagte, kochte die Wut so schnell in ihm hoch, dass er sie nicht mehr zurückhalten konnte. Er sprang aus dem Bett, packte Malfoy an den schmalen Schultern und beförderte ihn mit einem kräftigen Stoß gegen die Wand. Bevor der Slytherin realisieren konnte, was gerade passiert war, drückte er ihm den Unterarm gegen die Kehle.  „WAS WEISST DU SCHON, DU VERLOGENE SCHLANGE!? DU HAST JA KEINE AHNUNG!“

 

-Dracos Sicht-

Alles ging so schnell, dass er gar nicht reagieren konnte. Als ihm bewusst wurde, was soeben geschehen war, fühlte er die Wand im Rücken und Potters Unterarm auf seiner Kehle. Er war so erschrocken, dass er sich nicht rühren konnte und als Potter ihn dann plötzlich so anbrüllte, wurde ihm klar, was er ihm eigentlich an den Kopf geworfen hatte.

Als er sah, dass Potter nun wieder Tränen über die Wangen liefen, entwand er sich seinem Griff, was leichter vonstattenging, als er geahnt hätte. Für einen kurzen Augenblick starrte er seinen ehemaligen Mitschüler an, der nun mit hängendem Kopf und Händen in den Haaren vergraben vor ihm stand während unaufhörlich Tränen auf den Teppichboden tropften. Draco konnte den Anblick nicht mehr länger ertragen, verließ fluchtartig den Raum und knallte sie hinter sich zu. „Ich bin so ein Vollidiot!“, murmelte er, als er an der Tür herunterrutschte und reglos sitzen blieb.

-Dracos Sicht Ende-

Fragen über Fragen

Die salzige Flüssigkeit bahnte sich seinen Weg über seine Wangen und schien kein Ende zu nehmen. Es störte Harry nun, nachdem Malfoy aus dem Zimmer geflohen war, herzlich wenig. Es schien ihm ein schwacher Trost zu sein für all die Menschen, die seinetwegen gestorben waren.
 

Ja, er wusste, dass er daran schuld war und er nichts mehr daran ändern würde können. Alleine der Gedanke, dass jede einzelne Träne niemandem mehr helfen würde und so sinnlos war wie sich zu wünschen, dass alles nur ein Traum war, war schlimmer als körperlicher Schmerz.
 

Auf dem Boden fiel ihm plötzlich das Tuch auf, das Maisie benutzt hatte, um seine Tränen zu trocknen. Er nahm es in die Hand und betrachtete es nachdenklich. Malfoy hatte gesagt, dass Vater sauer sein würde, falls er sie in diesem Zimmer erwischen würde. Also war sie…seine Schwester. Diese Erkenntnis war wie ein Schlag vor den Kopf. Er hatte immer gedacht Malfoy sei ein Einzelkind. Doch Maisie war bestimmt schon 10-11 Jahre alt. Wie kam es, dass er das nicht wusste?
 

Vor sich hin grübelnd wischte er sich über die nassen Augen und merkte so erst, dass die Tränen nun endlich versiegt waren. Ob es daran lag, dass er nun etwas Anderes gefunden hatte, worüber er nachgrübeln konnte oder daran, dass er schon langsam dehydrierte und keine Tränen mehr produzieren konnte, wusste er nicht und es war ihm auch egal.
 

Noch immer perplex schlurfte er zurück zum Bett und ließ sich in die weichen Kissen fallen. Er hatte ja noch nicht einmal Gerüchte darüber gehört, dass Malfoys Familie doch nicht nur aus Vater, Mutter und Sohn bestand. Das ganze Nachdenken bereitete ihm Kopfschmerzen und förderte nicht gerade dazu bei, dass es ihm besser ging. Eine weitere Frage quälte ihn. Eine Frage, die viel mehr Gewicht hatte, als die über Malfoys Familienstammbaum. Wieso war er hier?
 

-Dracos Sicht–
 

Immer noch saß Draco vor der Tür seines ehemaligen Erzfeindes und fragte sich, warum er eigentlich jedes Mal das Falsche zu sagen pflegte. Konnte er nicht einmal seine große Klappe halten? So wie es aussah nicht.
 

Am liebsten hätte er seinen Kopf geradewegs gegen eine Mauer gedonnert. Was er aber schon deshalb nicht tat, weil das so gar nicht Malfoy-typisch wäre. Stattdessen legte er seinen Kopf in den Nacken und starrte die hohe Decke an, als wäre sie höchst interessant.
 

„Dray? Was machst du da?“, fragte ihn da eine hohe Stimme. Er sah zur Seite und blickte direkt in die eisgrauen Augen seiner kleinen Schwester, die sich neben ihn gesetzt hatte. „Ach nichts! Hab ich dir nicht gerade noch gesagt, dass du dich von dem Zimmer fernhalten sollst?“ „Aber Dray! Wieso denn?? Ich will doch Harry aufmuntern! Er ist doch so allein!“, meinte sie darauf bettelnd und mit einem Hundeblick, der alle nach ihrer Pfeife tanzen ließ.

<Später würde sie mal allen Männern den Kopf verdrehen>, dachte Draco schmunzelnd. Gerade wollte er ihr schon erlauben wieder zu Potter zu gehen, doch da stand plötzlich seine Mutter vor ihnen, die die Beiden aufforderte essen zu kommen.
 

Seufzend erhob sich Draco und half seiner Schwester auf die Beine.
 

- Dracos Sicht Ende –
 

Er dachte vor und zurück und die Gedanken drehten sich schon im Kreis, doch im fiel beim besten Willen nicht ein, warum er hier gelandet war. Wäre es nicht viel logischer gewesen, wenn er zu Menschen gekommen wäre, die er gerne hatte? Wie den Weasleys zum Beispiel? Außerdem war es ihm ein Rätsel wie er hier überhaupt hingekommen war. Es hatte sich wie Apparieren angefühlt, aber die Dursleys hatten doch einen Magieschutz um das gesamte Haus gelegt. Wie war das also möglich?
 

Die Schmerzen hämmerten schon unerträglich gegen seinen Kopf und stöhnend legte er seinen Arm über die Augen.

„Brauchst du einen Trank gegen die Schmerzen?“, fragte da eine Stimme plötzlich. Erschrocken setzte sich Harry im Bett auf und riss seinen Kopf zur Seite, was er besser nicht getan hätte. In seinem Kopf explodierte eine Welle aus Schmerzen und er presste gequält seine Hände gegen die Schläfen.

„Hier trink!“, meinte die Stimme, die er als die von Narzissa Malfoy erkannt hatte, erneut. Sie hielt ihm einen grünlichen Trank vor die Nase und blickte ihn erwartungsvoll an. Harry sah sie aus zusammengekniffenen Augen skeptisch an. Er war nicht scharf darauf einen Trank von einer ehemaligen Todesserin anzunehmen, zumal er nicht einmal wusste, was in diesem war und ob die Malfoys selbst etwas damit zu tun hatten, dass er hier war.
 

„Komm schon! Dann geht’s dir besser. Es will dir in diesem Haus niemand etwas Schlechtes!“ Harry zog eine Augenbraue nach oben und glaubte sich verhört zu haben. Narzissa sprach wohl von der Gegenwart, obwohl er das nicht glauben konnte nach alldem was geschehen war. Unbewusst presste er seine Lippen fest zusammen und drehte den Kopf etwas zur Seite.
 

„Du kannst mir ruhig glauben! Wir bereuen, dass wir dem Dunklen Lord gefolgt sind und nicht den Mut hatten uns gegen ihn zu stellen. Doch du musst wissen, dass wir auch Angst um unsere Familie hatten, Lucius und ich. Du hast es uns ermöglicht wieder eine normale Familie zu sein und dafür danken wir dir. Wir wollen dir wirklich nichts Böses, nicht mehr! Glaub mir!“, erklärte Mrs. Malfoy in einem freundlichen Ton.
 

Harry konnte nicht glauben, was er hörte. Als das Gesagte zu ihm durchsickerte, wurde sein Blick düster. Narzissa glaubte doch wohl nicht, dass er ihr so mir nichts dir nichts einfach glauben würde und alles wieder Friede-Freude-Eierkuchen sein würde. „Niemals!“, zischte er deshalb und versuchte aus dem Bett zu kommen.
 

„Ich werde dich in deinem Zustand nicht gehen lassen. Auch wenn du mir nicht glauben willst, sage ich die Wahrheit! Das wirst du noch herausfinden können in der Zeit, die du bei uns sein wirst.“, meinte Narzissa seufzend, drehte sich um und verließ den Raum. Harry sah ihr nach und setzte gerade seine Füße auf den Boden, als er auch schon ein Klicken hörte, das von der Tür herrührte.
 

Entsetzt starrte Harry zur Tür und eilte auf sie zu, als er sich endlich wieder bewegen konnte. Er drückte die Klinke, doch wie er sich gedacht hatte, bewegte sich die Tür keinen Zentimeter. Er rüttelte daran, als würde er nicht glauben, was er da gerade erlebte. Nach einer Weile gab er das sinnlose Zerren und Rütteln auf und sank auf den Boden. Er legte seine Stirn an das Holz und schloss erschöpft seine Augen. Wie konnte Mrs. Malfoy behaupten, dass sie ihm nichts Böses wollten, wenn sie ihn dann in diesem Zimmer einsperrte? Meinte sie wirklich, dass er ihr so vertrauen würde?
 

Fast hätte er bitter aufgelacht, ob dieser unwirklichen Situation. Sein Schädel brummte nun umso mehr und er hatte schon das Gefühl er würde jeden Moment bersten wollen. Kamen die Schmerzen wirklich nur vom Nachgrübeln?
 

Er erwischte sich dabei, wie er verstohlen zu dem Gebräu auf seinem Nachttisch spähte. Sollte dieser Trank wirklich gegen Schmerzen sein? Mühsam rappelte sich Harry auf und wankte zum Bett zurück. In ihm drehte sich alles und schwerfällig ließ er sich auf die Matratze fallen. Er atmete schwer und die Schmerzen bereiteten ihm Übelkeit. Es kam ihm vor, wie in der Nacht als er die Vision von Mr. Weasley hatte, der von Nagini gebissen wurde.
 

Eine neue Woge aus Schmerzen ließ ihn aufschreien. Ehe er es realisiert hatte, hatte er zu dem Kelch gegriffen und führte ihn nun zitternd zu seinen Lippen. Noch ehe er darüber nachdenken konnte, ob das die richtige Entscheidung war, hatte er auch schon die kalte Flüssigkeit hinuntergeschluckt. Er konnte gerade noch das Gefäß abstellen, bevor ihm auch schon die Augen zufielen.
 

-Dracos Sicht –
 

„Meinst du wirklich, es war eine gute Idee das Zimmer abzusperren?“, meinte seine Mutter zu seinem Vater. „Wenn du es nicht getan hättest, hätte er doch sofort versucht zu entkommen. Und dann hätten wir ihn nicht mehr schützen können! Das weißt du ganz genau, Narzissa!“
 

Ein Schrei ließ Draco erschrocken herumfahren und in die Richtung blicken aus der dieser gekommen war. Seine kleine Schwester wollte schon aufspringen und zum Zimmer von Potter eilen, doch sein Vater sagte streng: „Hier geblieben! Er wird schon den Trank nehmen. Da bin ich mir sicher! Dann wird es ihm besser gehen!“ Zweifelnd sah Draco seinen Vater an, der siegessicher lächelte.
 

Draco sah noch einmal zur Tür, hinter der es nun ungewöhnlich still geworden war und der Gedanke, wie schlecht es seinem ehemaligen Schulkollegen ging, ließ ihn schaudern. Potter musste sowohl seelisch als auch körperlich ein Wrack sein. Insgeheim hoffte er, er würde sich irren und es ging ihm doch nicht so schlecht wie es den Anschein hatte.
 

<Das ist also das Schicksal eines Helden!>, dachte er bitter, <wenn man das schon vorher wüsste, würden bestimmt nicht so viele Menschen davon träumen einmal als Held einer großen Schlacht hervorzugehen, im wahrsten Sinne des Wortes.>
 

Sich einmal kurz schüttelnd wandte sich Draco schließlich, als nichts mehr aus dem Zimmer zu vernehmen war, seinem Essen zu.
 

- Dracos Sicht Ende -

Die Wahrheit rückt näher...

Die Zeit und die Tage vergingen, ohne dass er sagen konnte, wie lange er sich schon in Malfoy Manor befand. Jeder Tag schien wie der Vorherige zu sein und noch immer wusste er nicht, warum er hier festgehalten wurde.
 

Da er nichts gegen seine Situation ausrichten konnte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse, die er im Zimmer erlebte. Die Albträume kamen in regelmäßigen Abständen und waren jedes Mal wie ein weiterer Krieg, den er durchleben musste. Seine Freunde starben erneut vor seinen Augen und er war machtlos. Obgleich er nun in den Träumen immer wieder versuchte ihnen mithilfe seines Zauberstabes zu helfen, fing dieser jedes Mal in seiner Hand zu schmelzen an und rann als heiße Masse seinen Arm entlang. Obwohl es Unsinn war, hatte er auch versucht ohne Zauberstab zu helfen, was natürlich nicht das Geringste brachte, da er nicht mal einen Meter an Todesser oder Voldemort herankam, ohne selbst von einem Todesfluch getroffen zu werden.
 

Die Träume zermürbten ihn und führten ihm jedes Mal aufs Neue seine damalige Unzulänglichkeit vor Augen. Sie zerrten an seinen Nerven und seiner Seele. Die unzähligen Gesichter der Opfer von Voldemort spukten ihm sowohl in der Nacht, als auch am Tag durch den Kopf und da er hier festsaß, konnte er ihnen weder entkommen, noch sich irgendwie ablenken. Er hatte das Zimmer gründlich untersucht und durchstöbert, doch es gab nichts außer dem Bett, der Nachtkommode, einem Schrank mit einer überschaubaren Auswahl an Kleidung zum Wechseln und einem Schreibtisch, in dem sich jedoch nichts befand. Also konnte er sich nur mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigen, die ihn deprimierter und verzweifelter werden ließen und ihn immer näher in den tiefen Abgrund in sich zogen.
 

Auch die Situation, die ihm vor kurzem passiert war, wiederholte sich. Es kam nun häufiger vor, dass er mit seinem Bewusstsein schon aus dem Schlaf zurückgekehrt war, er jedoch keine Kontrolle über seinen Körper hatte. Meist wurde er durch plötzlich lauter werdende Geräusche oder einer Berührung aus diesem Zustand gerissen, wofür er jedes Mal aufs Neue dankbar war. Er fürchtete diese Momente, in denen er im wahrsten Sinne des Wortes in seinem Körper gefangen war. Die dunkelsten Gedanken wurden in ihm aufgewirbelt und er konnte ihnen nicht entkommen.
 

Er wurde von Tag zu Tag verzweifelter und konnte nichts gegen die Last, die auf ihm lag, unternehmen. Oft saß er zusammengekauert in seinem Bett und starrte vor sich hin, während alles, was er im Krieg erlebt hatte auf ihn einprasselte wie saurer Regen und ihn sowohl innerlich als auch äußerlich auffraßen.
 

Es gab nur kurzzeitig Momente, in denen er allem entfliehen konnte. Diese ergaben sich, wenn er von Maisie besucht wurde. Sie kam jeden Tag, um ihn aufzumuntern. Sie war ihm schon ans Herz gewachsen, obwohl sie eine Malfoy war und ihre Eltern ihn hier festhielten. Doch sie konnte ja wohl am wenigsten etwas für seine Situation, deshalb genoss er einfach ihre Besuche, die viel zu schnell wieder vergingen, da ihr ihre Eltern nicht erlaubten lange bei ihm zu bleiben.
 

Die „Besuche“ von Draco und seinem Vater Lucius lenkten ihn ebenfalls für kurze Zeit ab, da er sich bemühte herauszufinden, was er verbrochen hatte, um hier festgehalten zu werden. Die einzige plausible Erklärung für Harry war, dass Lucius nun die Macht über die Zaubererwelt übernehmen wollte und ihn auf seine Seite ziehen wollte. Doch Lucius stritt dies vehement ab, schwieg jedoch auch beharrlich, was Harry in seiner Annahme nur noch mehr bestätigte. Denn würde er Harry aus dem Weg schaffen wollen, hätte er dies längst getan und würde ihn nicht hier in seinem Haus in einem eher luxuriösen Zimmer behalten und mit Köstlichkeiten, gewiss von Hauselfen gekocht, durchfüttern.

Kam Draco mal vorbei, hatte Harry immer das Gefühl, als wollte er ihm etwas Wichtiges mitteilen, doch jedes Mal, wenn er ihm etwas entlocken wollte, presste Malfoy die Lippen zusammen und machte einen verbissenen Gesichtsausdruck, der ihm sagte, dass es keinen Sinn hatte, weiterzufragen. Dann ging er dazu über Malfoy zu triezen, in der Hoffnung vielleicht so irgendetwas zu erfahren, doch lange ließ sich der Malfoy-Spross nicht darauf ein und verschwand mit wutverzerrtem Gesicht aus dem Zimmer.
 

Resigniert musste Harry dann wieder mit dem fertig werden, was ihn jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde quälte.

Heute war es besonders schlimm. Andauernd hörte er folgenden Satz in seinem Kopf hallen: „Du hast deine Freunde für dich sterben lassen!“ Vermischt mit irrem Gelächter kreiste dieser Gedanke, diese Tatsache immer und immer wieder in seinem Bewusstsein auf und ab.

Als er es nicht mehr aushielt, sprang er aus dem Bett und lief im Zimmer auf und ab. Doch weder die Bewegung, noch der Rhythmus seiner Schritte konnten ihn ablenken, geschweige denn die Worte zum Schweigen bringen. Vielleicht war gerade dieser Satz so hartnäckig, weil er wahr war. Hätte er sich sofort ausgeliefert, wären nicht so viele Menschen getötet worden, die sich vor ihn gestellt hatten, weil er Zeit brauchte, um das Diadem von Ravenclaw zu finden. Er hatte zu viel Zeit vergeudet, zu lange überlegt, was anderen das Leben gekostet hatte.
 

Ein Lichtblitz schoss durch seinen Kopf und ließ ihn die Augen zukneifen. Wie ein Zug rasten nun die Gesichter seiner gefallenen Freunde auf ihn zu. Er keuchte gepeinigt auf und lief schneller durch den Raum. „Aufhören, aufhören, aufhören…“, murmelte er vor sich hin und presste dabei die Hände gegen seine Schläfen. Unangenehm pochte sein Kopf und die Kopfschmerzen, die nun auch immer häufiger auftraten, kehrten zurück.
 

Die Wucht der Erinnerungen ließen ihn auf die Knie sinken. Er kauerte sich auf den Boden und umschlang die Beine mit seinen Armen. Den Kopf legte er auf die Knie. Die Tränen, die aus seinen Augen quollen, tropften unaufhörlich auf seine Hose.
 

Tränen, umsonst vergossen, die keinem Menschen mehr helfen konnten, bahnten sich den Weg über seine Wangen und fielen ohne etwas an den Geschehnissen ändern zu können. Ein Zittern durchlief seinen Körper und binnen kurzer Zeit schlotterte er am ganzen Körper.
 

Er wusste nicht, wie lange er hier saß, zusammengekauert wie ein Häufchen Elend, als ihn zwei Arme unter den Achseln packten und ihn hochzogen. Noch immer zitternd und schluchzend konnte er sich nicht auf seinen wackligen Beinen halten und wurde so halb tragend, halb über den Boden ziehend aus dem Raum gebracht.
 

Er war noch immer so in seiner Trauer gefangen, dass er erst merkte, dass man ihn woanders hingebracht hatte, als er auf einen weichen Stuhl gesetzt wurde und vor ihm ein Kelch mit einer grünen Flüssigkeit auf den Tisch gestellt wurde. Doch er konnte nicht aufhören zu zittern und auch nicht die Tränen verhindern. „Harry! Trink!“, sagte eine sanfte Frauenstimme nahe seinem Ohr. Er schüttelte den Kopf. Er wollte nicht! Wollte in Ruhe gelassen werden! Er hatte es nicht verdient, dass es ihm gut ging, während zahlreiche Familien nun mit einem, vielleicht auch mehreren Verlusten zurechtkommen mussten.
 

„Es wird dir besser gehen, glaub mir! Komm…trink!“ Der Kelch wurde an seine Lippen geführt, doch er kniff sie zu. Die weiche Stimme redete weiter aufmunternd auf ihn ein, bis ein unwirsches Stimmengewirr erklang und sich zwei Hände auf sein Gesicht legten. Bevor er registrierte, was nun geschah, wurde ihm mit Druck der Kiefer auseinandergedrückt. Widerstand war zwecklos und schon im nächsten Moment lief ihm die grünliche Flüssigkeit kalt die Kehle hinunter.
 

Er verschluckte sich und musste husten. Es dauerte ein paar Minuten bis er sich beruhigt hatte und bis der Trank half. Die Gedanken und Gefühle, die Trauer wurden zurückgedrängt und er bekam wieder einen klaren Kopf. Es war als hätte man ihn gerade vom Abgrund eines Sees an die Oberfläche gezogen. Noch etwas zitternd wischte er sich die verbliebenen Tränen aus den Augen und sah sich dann um.
 

Er befand sich in einem schönen, behaglichen Kaminzimmer, das mit wunderschönen alten Möbeln bestückt war und geradezu zu einem gemütlichen Beisammensein einlud. Dann erblickte er Lucius sich gegenüber in einem gleichen Ohrensessel sitzen. Nachdenklich beobachtete er Harry, sagte jedoch nichts. Unangenehm berührt sah sich Harry weiter im Zimmer um, um dem forschenden Blick zu entgehen. Neben Lucius saßen Narzissa und Draco auf einer bequem aussehenden Couch und auch sie beobachteten ihn. Narzissas Blick war aufmunternd und mütterlich. Auf Dracos Gesicht glaubte Harry Entsetzen und Mitleid zu erkennen, doch sicher war er sich nicht, da er sofort wieder die typische Maske aufsetzte, die Gefühlsregungen nicht zuließen.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit begann Lucius zu sprechen. „Nun, Harry…wir können nicht länger schweigen. Du wirst nun erfahren, warum du bei uns bist!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
War ein kurzes erste Kapitel. Ich hoffe trotzdem es hat euch gefallen.

Meinungen/Anregungen/Gedanken herzlichst willkommen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein bisschen dramatisch, ich weiß *lach*
Aber ich fands passend.

Meinungen/Anregungen gerne erwünscht :)

TBC Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
TBC

Über Anregungen/Meinungen/Kritiken würde ich mich sehr freuen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars mal wieder!

Lasst gerne einen Kommentar da - freue mich über jede Meinung/Kritik/Anregung ;-) Komplett anzeigen
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