Zum Inhalt der Seite

Love is in the palace

Adventskalender: Türchen 10
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Oneshot

Die Hochzeitsvorbereitungen waren voll im Gange.

 

Überall landeten Blumensträuße – weiße Blüten, so rein wie der Schnee. Sie standen in durchsichtigen Vasen, in denen selbst das Wasser kaum zu erkennen war. Jeder gab sich große Mühe, alles perfekt herzurichten. Die Angehörigen oder Freunde sahen alle hübsch zurecht gemacht aus, sie tuschelten und lachten und Kinder jagten einander hinterher, bis sie von Eltern zurecht gewiesen wurden.

 

Evander stand am Rande des Geschehens, er wippte auf seinen Fußsohlen vor und zurück, fast so nervös, als würde er hier heiraten – was er nicht tat.

Er war eine Persönlichkeit, für die kein so großes Tamtam gemacht werden würde. Als bester Freund und Leibwächter des Prinzen von Blomsterdal, trug er dennoch eine wichtige Rolle.

 

Zum einen den Schutz des Prinzen, zum anderen musste er diesen beruhigen.

 

Von Beidem war er kurzzeitig befreit, weil der Prinz angekleidet wurde und dabei ein Gespräch mit seinem Vater dem König hielt, kein Ort an dem Evander derzeit sein sollte. Daher beobachtete er die Vorbereitungen und alle Gäste mit Argusaugen, auch wenn er hier keine Gefahren vermutete. Seit ihrer Anreise, hatte er sich hier willkommen geheißen gefühlt. Es wurde kaum ein Unterschied zwischen dem Prinzen und ihm gemacht – was erfrischend und erschreckend zugleich war.

 

Der König von Sneachta behandelte Jeden gleich, mit seiner warmherzigen Art und seine Kinder und die Königin, waren genauso.

 

Natürlich gab es dennoch bestimmte Dinge, die im Umgang auffielen. Der König erzählte immer wieder, wie er mit vorherigen Verehrern seiner Tochter umgesprungen war, eindeutige Drohungen in die Richtung von Blomsterdals Prinzen, die bei Evander nur für schmunzeln sorgten, für seinen Freund für ein nervöses Grundgefühl.

 

Diese Vereinigung zwischen zwei Reichen, war ohnehin ein kleines Wunder.

 

Blomsterdal und Sneachta, lagen mindestens 14, wenn nicht sogar 20, Tagesreisen entfernt. Es hatte in den letzten Jahren keine Treffen gegeben. Dennoch würde es jetzt eine Hochzeit geben – weil die Prinzessin von Sneachta dabei geholfen hatte, einen Überfall auf den Prinzen von Blomsterdal zu vereiteln.

Normalerweise sollte es andersherum sein, aber Sneachta war in vielen Fällen, komplett anders als alles, was Evander als normal empfunden hatte. Es war erfrischend.

 

Vielleicht auch ein wenig einschüchternd, aber hauptsächlich erfrischend.

 

Für ihn war es auf jeden Fall kein Wunder, dass sein Freund sich Hals über Kopf in die Prinzessin verliebt hatte, Selenio hatte immer schon eine Schwäche für starke Frauen gehabt und Eira war alles, was man unter stark sehen konnte.

 

Außerdem war sie wunderschön, nichts was sich Evander wagen würde, laut auszusprechen. Doch ihr fast schneeweißes Haar, verbunden mit den eisblauen Augen, war schon etwas atemberaubendes. Also war er gleichermaßen neugierig wie Selenio, sie in ihrem Kleid zu sehen. So wie ihre Mutter darüber schwärmte, musste es wunderschön sein.

 

„Evander?“, die zaghafte Stimme eines Dienerin des Palastes, drang zu ihm durch. Er würde sich noch daran gewöhnen müssen, dass man ihn hier mit Vornamen ansprach. „Der Prinz ruft nach Ihnen.“

 

Mehr brauchte es nicht, damit er sich auf den Weg machte. Mit einem Dank, für die Mitteilung, zog er an der Dame vorbei, ließ die Vorbereitungen für die Hochzeit hinter sich und suchte das private Gemach des Prinzen auf.

 

Sneachta war ein Reich, dass von Schnee und Eis umringt war, das ganze Jahr über. Natürlich gab es Monate, in denen es wärmer war als sonst, aber Sonne suchte man hier größtenteils vergebens. Der Palast für sich, war eine andere Art von Hingucker – es wirkte wie die Aneinanderreihung von Kristallen, die sich zu einem Palast verbunden hatten, als wäre nichts davon von Menschenhand geplant gewesen. Man würde hier drinnen wohl erfrieren, wenn Menschen nicht dafür gesorgt hätten, Bereiche so zu gestalten, dass man ein Feuer im Kamin entzünden konnte, ohne das etwas kaputt ging. Evander verstand die Architektur dahinter nicht, aber sie war so beeindruckend, wie alles andere hier.

 

Auch wenn der ganze Palast sehr kühl gehalten war, war es angenehm eingerichtet wurden. Kuschelige Teppiche, aus Tierfell und Gemälde an der Wand, Ornamente die man irgendwie in die kristallisierten Wände rein gekratzt hatte.

 

Das Gemach des Prinzen, lag entfernt vom Hauptsaal, indem die Hochzeit stattfinden würde. Evander kündigte sich mit einem Klopfen an, wartete darauf hereingebeten zu werden, bevor er sich schließlich ins Zimmer hinein wagte.

Selenio war zurechtgemacht, wie es normalerweise nur bei Geburtstagen der Fall war. Sein rotes Haar war ordentlich zurückgekämmt und zu einem lockeren Zopf gebunden. Er trug einen Anzug, der reinweiß war und rote Verzierungen an manchen Stellen hatte.

 

Überraschenderweise war er derzeit alleine, was unnötige Gepflogenheiten sofort aus Evanders Kopf schwinden ließ.

 

„Alles in Ordnung, Selenio?“, machte Evander auf sich aufmerksam und sofort ertönte ein erleichtertes Aufatmen.

 

„Ja, natürlich“, der Prinz schüttelte seine Hände, als ob er damit etwas bewirken könnte. „Nur nervös, wie sieht es draußen aus?“

 

„Großartig. Um nicht zu sagen, wunderschön. Alles läuft gut.“

 

„Das ist gut“, seufzte sein Freund, immer noch eindeutig nervös. „Ich muss dich darum bitten, etwas... Eira zu überbringen.“

 

„Solange es kein Kuss ist“, denn dann würde er wohl nur noch im Kerker landen.

 

„Ich habe mich über die Bräuche hier informiert“, redete Selenio einfach weiter, vermutlich zu nervös, um Witze zu reißen oder dergleichen. „Deshalb habe ich etwas... Das hier.“

 

Evander staunte nicht schlecht, als sich der Prinz wegdrehte, um etwas in die Hände zu nehmen. „Das ist doch... von deiner Mutter?“

 

Evander hatte die Königin als Kind kennengelernt, leider war sie verstorben, an einer Krankheit, welche die besten ihrer Ärzte nicht hatten heilen können. Er erinnerte sich kaum daran, aber er wusste, wie schlimm der Tod für ganz Blomsterdal gewesen war.

 

„Ja“, Selenio hielt die Kette in seinen Händen, sah sie lange an. „Es ist ein Brauch, dass sich das Ehepaar gegenseitig etwas schenkt, bevor die Hochzeit richtig anfängt. Dies ist für Eira.“

 

„Und du bist dir da sicher? Sie gehörte deiner Mutter und dein Vater...“

 

„Er ist damit einverstanden. Vater sagte, dass Eira ihn an Mutter erinnert und sie ist perfekt, als neue Trägerin davon. Es ist perfekt, für unsere Ehe.“

 

Evander betrachtete seinen Freund, dann nickte er und lächelte ihm aufmunternd zu: „Die Idee ist sehr gut, Selenio. Ich werde ihr die Kette überbringen.“

 

„Vielleicht passt sie ja auch zum Kleid und... du weißt schon?“

 

„Verstehe schon“, behutsam nahm er die Kette entgegen, sie war schwer und wunderschön, auch wenn das verarbeitete Material kaum zu dem eisigen Reich hier passte. „Ich mache das sofort. Oder brauchst du mich noch?“

 

„Nein, geh ruhig. Ich versuche ruhig zu werden.“

 

„Viel Erfolg.“

 

Er hatte Selenio nie so nervös gesehen.

Außer an dem Tag, als er um Eiras Hand gebeten hatte.

 

Da er nie im Gemach von Eira war, musste Evander ein paar Mal nachfragen, damit er den Raum fand. Davor stand der König, der mit seiner Frau redete und lachte.

 

„Sir“, sprach er ihn förmlich an.

 

„Oh, Evander, Junge!“, warmherzig klopfte der König ihm auf die Schulter. „Was tust du hier? Ich dachte, Selenio würde dich nicht aus seinem Gemach lassen, so nervös wie er war.“

 

„Er ist sehr nervös“, zu lügen war unnötig, man sah es sofort bei Selenio. „Aber er gab mir die Aufgabe ein Geschenk an Eira zu übergeben. Ich möchte natürlich nicht in einem ungelegenen Zeitpunkt kommen, aber es liegt Selenio sehr am Herzen.“

 

„Natürlich“, die Königin mischte sich ein, sie trug warme Felle über ihr enges, blaues Kleid. „Es gibt auch von Eira ein Geschenk, dass überbracht werden sollte. Aber es braucht mehr als eine Person dafür. Warte hier einen Moment.“

 

Sie löste sich von ihrem Mann, um zu ihrer Tochter zu gelangen, die Aufregung wirkte hier kaum. Alle wirkten entspannt und als würde jeden Tag eine Hochzeit stattfinden.

 

„Darf ich einen Blick auf das Geschenk werfen?“, neugierig beäugten ihn die Augen des Königs. Mit einem Lächeln breitete er die Kette aus, dass sie perfekt auf seinen Händen lag. „Wirklich wunderschön. Hat sie eine besondere Bedeutung für den Prinzen?“

 

„Die Kette gehörte seiner Mutter“, verriet Evander. „Der Prinz hoffte, dass die Kette zum Kleid passen könnte.“

 

„Das wird sie bestimmt.“

 

„Komm rein, Evander“, die Königin stand an der Tür und mit einem respektvollen Nicken in die Richtung des Königs, kam er ins Gemach der Prinzessin von Sneachta.

 

Er versuchte das Gemach nicht zu sehr zu betrachten, weil er das als unhöflich empfand. Eira stand vor einem großen Spiegel, um ihr herum zwei Damen, die wohl damit beschäftigt waren, sie zurecht zu machen. An ihrer Seite stand jedoch noch Jemand.

 

Evander musste gestehen, dass er darauf gehofft hatte, die Person nicht so schnell wieder zu sehen. Sobald die Königin auf ihn aufmerksam machte, befreite sich Eira von all den Händen an ihr, um sich stattdessen strahlend wie eine Sonne auf ihn zu konzentrieren.

 

„Hallo Evan!“, grüßte sie ihn direkt, sie wirkte aufgeregt, aber anders als Selenio. „Wie geht es Selenio? Ich hoffe er klettert nicht durch ein Fenster um zu entkommen?“

 

Evander lachte leicht: „Daran würde er niemals nachdenken, er verehrt dich.“

 

Stolz hob Eira ihr Kinn und zeigte damit die leeren Stellen an ihrem Hals – perfekt für eine Kette.

 

„Also, Mutter sagte, es gäbe ein Geschenk für mich?“

 

„Ja, richtig“, Evander ging auf ein Knie runter, während er die Kette hob und ihr entgegenstreckte. „Ich überbringe dir hiermit das Geschenk von Prinz Selenio, es handelt sich um die Halskette seiner Mutter“, erklärte er aushändigend. „Er würde sich darüber freuen, wenn du es annimmst und zur Eheschließung trägst.“

 

„Es würde mich ehren, sie jetzt zu tragen“, sanft nahm die Prinzessin ihm die Kette aus den Händen und übergab sie an eine der Bediensteten, damit jene ihr die Kette direkt anlegen konnte. „Du kommst zu einem perfekten Zeitpunkt. Mein Bruder benötigt Hilfe dabei, mein Geschenk Selenio zu überbringen.“

 

Evander richtete sich wieder auf: „Was schenkst du ihm?“

 

„Sei nicht so neugierig!“, tadelte Eira ihn und blickte zur Seite. Unter einem Tuch versteckte sich wohl das angesprochenen Geschenk. Er konnte nur Tischbeine erkennen, die an Rollen endeten, damit es wohl einfacher zu transportieren war. „Selenio zeigt es dir dann sicherlich, aber bring es erst einmal weg. Robin will helfen.“

 

Natürlich wollte er das.

 

Evanders Blick heftete sich an den älteren Bruder von Eira. Ein Stückchen größer als die Prinzessin selbst, war Robin nach wie vor kleiner, als Evander. Robin unterschied sich von seiner Schwester, wie die Nacht vom Tag. Sein Haar war rabenschwarz und wurde ordentlich zurückgelegt, normalerweise würden sie wirr abstehen und dem Prinzen den gewissen Charme geben. Davon abgesehen hatte er dunkle, grüne Augen, mit gelben Flecken um der Pupille herum. Die Erinnerung daran, reichte aus um bei Evander für Bauchkribbeln zu sorgen.

 

„Los jetzt, Selenio soll es sehen, bevor wir heiraten!“

 

Evander nickte hektisch und machte sich schließlich daran, mit Robin den rollenden Tisch zu schieben und das Ding darauf abzustützen, damit nichts kaputt ging. Die Königin selbst öffnete ihnen die Tür, ehe sie am König vorbei zogen um weiter zu kommen. Der Tisch an sich ließ sich einfach rollen, schwerer war es dabei wohl vorsichtig zu sein, damit sich die Rollen nicht am Teppich verhedderten oder das Ding darauf umfiel.

 

Er zog die Luft zischend ein, als plötzlich etwas stoppte und legte sofort die Arme um das Geschenk, ehe er zum Übeltäter blickte.

 

„Was soll das?!“, aufatmend ließ er vom Geschenk ab, seine Augen klebten am Prinzen selbst, der jedoch völlig unbeeindruckt zu ihm blickte.

 

„Willst du mich jetzt auf ewig ignorieren?“

 

„Ich ignoriere dich offensichtlich nicht.“

 

Evander war mit Selenio aufgewachsen, er war die Launen von Prinzen also gewöhnt.

 

„Du weißt was ich meine, Evan.“

 

Er konnte nichts dagegen tun zu erschaudern, auch wenn er von mehreren Personen bei diesem Spitznamen genannt wurde, war es doch nur bei Robin so, dass es eine Wirkung erzielte, die er lieber von sich weisen würde. „Was erwartest du von mir?“

 

„Eine Antwort auf meine Frage.“

 

„Ich werde dich nicht ewig ignorieren.“

 

Der Prinz warf ihm einen wütenden Blick zu: „Du weißt sehr genau, dass ich nicht diese Frage meinte!“

 

Wäre ja auch zu einfach gewesen. Evander leckte sich über die Lippen, er fühlte die Nervosität in seinem ganzen Körper, er könnte auf der Stelle mehrmals um den Palast rennen, nur würde ihm das nicht helfen. „Du weißt... so einfach ist das nicht.“

 

„Es ist aber auch nicht so schwer, wie du das darstellst.“

 

Das war ihm auch bewusst. Er könnte verneinen und damit alles beenden, aber sein Herz wurde bei dem Gedanken schwer und sein Blick in die Zukunft trüb, solange er es hinauszögern konnte, fühlte er sich zumindest etwas besser.

 

„Können wir später darüber sprechen?“, das Schnauben von Seiten des Prinzen aus, ließ Evander mehr sagen. „Nach der Hochzeit, in Ordnung? Wir sprechen danach, wenn gefeiert wird, können wir uns von der Feier etwas abspalten.“

 

Robin bedachte ihn mit intensiven Blicken, als würde er in seine Seele starren. Dann nickte er leicht. „Einverstanden.“

 

Evanders Herz klopfte nach wie vor viel zu schnell, aber zumindest konnten sie das Geschenk zu Selenio bringen und was es war... überraschte ihn genauso sehr wie seinen besten Freund.

 

„Oh wow... beeindruckend!“, staunte Selenio, etwas vor das Geschenk gehockt und auch Evander stellte sich dazu.

 

„Wie habt ihr das geschafft? Es ist wundervoll“, zaghaft fuhr er mit den Fingerspitzen über den Palast.

 

Der Kristallpalast, verbunden mit dem Reich von Blomsterdal, als Miniatur und dennoch so realistisch, dass es nur für staunende Blicke sorgen konnte.

 

„Meine Schwester hatte diese Idee, sie will damit zeigen, dass wir jetzt zusammengehören. Alle“, erklärte Robin. „Es war nicht leicht, aber... da ist es.“

 

„Das muss einen besonderen Platz in Blomsterdal bekommen!“

 

Evander nickte zustimmend, Eira würde mit Selenio nach Blomsterdal gehen. Natürlich würde Evander seinem Prinzen folgen. Auch wenn er andere Dinge im Kopf hatte, die ihn abhalten könnten.

 

 

~

 

 

Die Eheschließung war wundervoll. Selenio war die Nervosität aus weiter Entfernung anzusehen, als er vorne beim Pfarrer stand und auf seine Frau wartete. Eira sah in ihrem reinweißen Kleid wunderschön aus, es war enganliegend und hatte keine lange Schleppe, dennoch verzauberte sie den ganzen Raum mit ihrer Persönlichkeit.

 

Das Eheversprechen dauerte nicht lange, genauso wenig wie der Ringtausch. Das Essen dauerte dafür umso länger. Alle redeten miteinander, während Essen immer wieder neu an den Tisch gebracht wurde, ihre Gläser wurden immer wieder aufgefüllt, mit Wasser oder Wein. Für diese Momente schaffte Evander es, alles andere zu vergessen.

 

Nach der großen Mahlzeit, wurde alles aufgeräumt von den Bediensteten und es wurde Zeit für den Tanz des frisch verheirateten Paares.

Evander stand am Rand, beim Rest der Familie, während die Lichter gedimmt waren und die Musiker sanfte Musik spielten. Er musste nur kurz zuhören, um zu erkennen was er hörte – klares, sanftes Gespiele von Glocken. Das Brautpaar war wunderschön anzusehen, dennoch hatte Evander ganz andere Bilder im Kopf.

 

Als er Robin das erste Mal getroffen hatte, waren sie hier gewesen und dieselben Musiker hatten ihre sanfte Musik gespielt. Es war natürlich nur Gerede, wenn man hörte das alle Töchter und Söhne von Königspaaren wunderschön seien, aber Robin war genau das, was sich Evander vorgestellt hatte. Nur das es im Moment ihres Kennenlernens nochmal anders gewirkt hatte.

Robin hatte getanzt, nur für sich alleine, hatte er sich zur Musik bewegt und dabei so elegant gewirkt, dass es unmöglich war, sich nicht zu verlieben. Evander hatte minutenlang zugesehen, wie der Prinz getanzt hatte, solange bis jener fast ausgerutscht und gefallen wäre, dank des eisigen Boden. Natürlich war Evander zur Hilfe geeilt und ihn aufgefangen, ehe er gefallen war.

 

Ab diesem Moment war Evander endgültig diesem Prinzen verfallen und konnte überhaupt nichts dagegen tun. Es könnte Glück oder Pech sein, dass seine Gefühle erwidert wurden und sich ihre Beziehung zueinander rapide verändert hatte – zum Positiven.

 

Es waren Hände an seinen Schultern, die ihn aus seinen Gedanken schrecken ließen.

 

„Komm mit.“

 

Natürlich erkannte Evander die Stimme sofort wieder, er sah sich für einen Moment um, aber keinerlei Aufmerksamkeit lag auf ihnen, als folgte er... der Bitte, dem Befehl... wie man es auch nennen wollte. Es schien nicht so, als würde es alsbald auffallen, dass sie verschwanden und schließlich war es die eisige Luft von draußen, die ihn umgab, als sie auf einer Terrasse landeten. Außer ihnen war keiner hier, was weniger eine Überraschung war.

 

Sein Atem wandelte sich direkt in eisigen Rauch vor seinem Gesicht um, aber er betrachtete diesen nur kurz, bevor seine Aufmerksamkeit auf Jemanden lag, der viel wichtiger war.

 

„Hätten wir nicht an einen wärmeren Ort gehen können?“, Evander spürte bereits jetzt, wie er anfing zu zittern.

 

„Stell lieber keine Ansprüche, sonst führen wir dieses Gespräch vor allen Gästen.“

 

Beschwichtigend hob Evander die Hände hoch, sah weg von den leuchtenden, grünen Augen und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Er war dem Prinzen wohl eine Antwort schuldig, ewig konnte er es nicht vor sich herschieben.

 

„Also...“, fing er langsam an und ein einziger Blicke reichte aus, um zu sehen wie Robin die Augen verdrehte.

 

„Wenn du willst, können wir alles nochmal wiederholen“, schlug der Prinz vor.

 

Er wirkte weniger genervt, als mehr amüsiert und Evander runzelte die Stirn. Scheinbar sah man ihm die Fragen an, die ihm auf der Zunge lagen und es benötigte nur eine Bewegung, damit er verstand was der Prinz meinte.

 

„Nein, nein, steht schon auf!“, zischte er.

 

Leider brachte das nicht so viel. Robin kniete auf einem Knie vor ihm und griff fast etwas grob nach seiner rechten Hand und hielt sie mit seinen beiden Händen fest. Er rieb seine Hand ein wenig, scheinbar zum wärmen.

 

„Ich, Robin, Prinz von Sneachta und rechtmäßiger Nachfolger der Krone“, seine Stimme war eine Oktave tiefer, sein Blick fast etwas dunkler. „Möchte dich, Evander von Enger, Leibwächter von Selenio, dem Prinzen und rechtmäßigen Nachfolger der Krone von Blomsterdal“, redete er mit leiser Stimme weiter. „Darum bitten, mir die Ehre zu erweisen und mich zu heiraten.“

 

„Robin...“, das war nicht so unangenehm wie sich Evander das wünschen würde, natürlich klopfte ihm sein Herz bis zum Hals hoch, wie beim ersten Mal, als sie in dieser Position gewesen waren. Er hatte immer daran geglaubt, dass er knien würde, wenn er vorhatte zu heiraten. Aber der Prinz entnahm ihm dies ohne darüber nachzudenken.

 

„Ich werde dich jeden Tag ehren und stets lieben.“ Die Lippen des Prinzen waren eisig kalt, als er sie auf seine Hand drückte. Er schloss für einen Moment die Augen, nur um ihn danach direkt anzusehen, die Lippen wanderten hauchzart an seinem Handrücken hinauf, bis der Ärmel seiner Jacke ihn daran hinderte, auch über seinen Arm zu gehen.

 

Evander atmete schwer aus, mit seiner freien Hand griff er nach vorne und fuhr an Robins Wange vorbei, bis er zur Hälfte in das dunkle Haar landete. „Robin“, wiederholte er den Namen des Prinzen. „Ich denke nicht, dass ich das bin, was dein Reich an deiner Seite erwartet. Dein Vater wird mich hängen lassen.“

 

„So ein Unsinn. Mein Vater liebt dich genauso sehr wie Selenio. Hör auf damit das alles vorzuschieben“, streng sah der Prinz ihn an, immer noch auf dem Knie. „Ich möchte dich heiraten und ich möchte mein ganzes Leben mit dir verbringen. Ich habe nie zuvor eine Verbindung zu Jemanden, wie zu dir verspürt und ich möchte das alles verwirklichen, aber ich zwinge dich zu nichts. Ich verlange nur... eine klare Antwort, Evan.“

 

Und das war dass gute Recht von Robin. Evander atmete tief durch, sein Kopf war schon wieder dabei, diese Sache abzuwägen, doch er unterbrach sich selbst und zog den Prinzen zurück in die Aufrechte. Er sah bereits so etwas wie Traurigkeit, doch er ließ nicht zu, dass diese allzu stark über sie die hereinbrach. Stattdessen schob er seine Hände um das Gesicht von Robin und stürmte förmlich nach vorne, um ihre Lippen endlich nach Tagen wieder zu vereinigen.

 

Was auch immer er vorher gedacht hatte, spätestens jetzt wäre es wieder vergangen. Sein Körper explodierte fast vor Glücksgefühlen, er zog den Prinzen so dicht an sich, wie es möglich war und ließ sich im gleichen Moment nach hinten drücken, bis er am Geländer der Terrasse lehnte. Die Kälte um sie herum ausgeblendet, konzentrierte er sich nur auf die Lippen und den Körper an sich.

 

„War das jetzt ein-“

 

„Ja“, antwortete Evander, ehe der Prinz seinen Satz beenden konnte. „Ich ähm... heirate dich. Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, auch... wenn ich nicht weiß, was deshalb auf uns zukommt und mich das beunruhigt.“

 

Evander hatte immer einen Plan, deshalb war er auch ein so guter Leibwächter. Doch für Robin, würde er das an sich ändern. Zumindest für den Moment.

 

„Manchmal ist es gut, nicht zu wissen was passieren wird“, so etwas konnte nur ein Prinz sagen, der nie einen Krieg hautnah erlebt hatte. Robin führte eine der Hände wieder zu seinen Lippen, um seine Worte zu unterstreichen.

 

Evander war ganz anders aufgewachsen, er hatte schon als Kind kämpfen müssen – selbst wenn es damals nur ein Kampf mit dem Prinzen war, um einander abzuhärten. Er hatte sich niemals an der Seite einer königlichen Person gesehen, zumindest als nichts anderes als eine Leibwache. Jetzt gab es eine Option, die vermutlich Jeden überraschen würde.

 

„Lass uns reingehen... und tanzen!“

 

„Du meinst... vor allen?“

 

Robins Mundwinkel zuckten: „Natürlich. Nur weil wir nichts über unsere Zukunftspläne verraten, heißt es nicht, dass wir nicht tanzen dürfen. Also tun wir es.“

 

Ihr Fehlen schien nicht aufgefallen zu sein. Die Tanzfläche zierte nicht mehr nur das glücklich verheiratete Paar, sondern auch andere Gäste, selbst den König mit seiner Königin konnte er erkennen.

 

Er zögerte dennoch einen weiteren Moment, den sie von der Seite aus beobachtend verbrachten. Dann griff sich Evander ans Herz und richtete sich zur vollen Größe vor Robin auf. Er war ein Stückchen größer als der Prinz, aber dieser machte den Größenunterschied mit seinem Stolz schnell wett.

 

„Verleihen Sie mir die Ehre eines Tanzes, eure Hoheit?“ Selbst wenn er es gewohnt war, königliches Geblüt so anzusprechen, wirkte es jetzt wie eine Scharade und er fühlte sich zum Teil etwas lächerlich.

 

Robin nahm ihm das nicht übel, stattdessen griff er nach Evanders hingehaltener Hand: „Aber natürlich, Evan.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück