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The Whisper of Water

von

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1.

Ihre Lungen füllten sich mit Wasser und brannten schmerzhaft. Es fühlte sich an als würde sie von Innen heraus, bei lebendigem Leib verbrennen, als sie immer panischer versuchte zu atmen und nicht der rettende Sauerstoff, sondern das brennende Wasser in ihre Lungen drang. Sie versuchte drängend das Wasser zu durchbrechen, aber kein Schwimmzug, wie energisch sie ihn auch tat, brachte sie der erlösenden Wasseroberfläche näher.

Annika riss ihre Augen in dem Moment auf, in dem sie kurz davor war aufzugeben und fühlte sich einen Moment lang völlig orientierungslos ehe sie begriff, dass es nur ein Traum war. Sie befand sich noch dort, wo sie Stunden vorher eingeschlafen war. Nämlich auf der Couch, die Marc gehörte. Sie atmete schwer, war aber erleichtert und strich sich den Schweiß mit ihrer Handfläche von der Stirn. Sie erinnerte sich, dass sie Marcs Couch im Internet gefunden hatte, wo er sie kostenlos zur Verfügung stellte für Couchsurfer, wie sie aktuell eine war. Couchsurfing ist ein internetbasiertes Netzwerk rund um kostenlose Gastfreundschaft und es bot sich für Annika an, wo sie doch im Moment einen Städtetrip durch ganz Deutschland unternahm.

Als Annika mit ihrem Abitur durch war, wollte sie endlich raus aus der kleinen Stadt, in der sie aufgewachsen war und die Welt entdecken. Dabei entschied sie sich fürs erste, ihr Heimatland zu erkunden und da kam es ihr gerade recht, dass ihr eine Freundin davon erzählte, dass es Menschen gab, die ihre Couch kostenlos zur Verfügung stellten. Denn so kam man auch den Menschen der jeweiligen Region viel näher, als man es in einem Hostel oder Hotel geschafft hätte.

Nach dem Saum ihres T-Shirts greifend, wischte sie sich damit noch einmal über ihre verschwitzte Stirn und strich sich danach einige feuchte, braune Haarsträhnen aus dem Gesicht, während sie sich langsam in eine sitzende Position begab. Sie griff ihr Smartphone, was auf dem Couchtisch gelegen hatte und seufzte schwer. Die Geisterstunde war gerade erst vorüber und die ganze Nacht stand quasi noch vor ihr. Annika wusste, nach diesem Traum, der sie seit Monaten immer mal wieder heimsuchte, würde sie nicht mehr einschlafen können. Sich den Nacken massierend, stand sie unentschlossen auf, leuchtete sich mit dem Licht ihres Smartphones den Weg in die Küche, wo sie den Lichtschalter betätigte und das Chaos, des vergangenen Abends, welches in der Küche herrschte, einfach ignorierte.

Annika erinnerte sich, dass Marc nach ihrer Ankunft darauf bestanden hatte, dass sie gemeinsam mit ihm und seiner Freundin zu Abend aß und mit ihnen einige Gläser Hochprozentiges geplättet hatte. Es war ein wundervoller, spaßiger Abend und Annika spürte jetzt noch leicht den Alkohol in ihrem Körper. Sie trat an einen der Küchenschränke heran und nahm sich aus dem, in dem sie Stunden vorher die Gläser gesehen hatte, ein Glas heraus, hielt es unter den Wasserhahn der Spüle und war für einen Moment wieder inmitten ihres Traumes, als das Wasser aus dem Hahn geschossen kam.

Annika hielt sich krampfhaft an dem Spülbecken fest und atmete tief und langsam ein und wieder aus, während das Wasser in dem Glas über lief und das Wasser ihre Haut berührte. Was Annika scharf die Luft einatmen ließ und das volle Glas beinahe ins Waschbecken beförderte. Sie hielt es aber fest, stellte den Wasserhahn mit zittrigen Fingern aus, kippte leicht etwas von dem Wasser im Glas ab und hob es zum trinken an ihre Lippen. Sie trank, die Panik, die in ihr aufkeimte ignorierend, Schluck für Schluck. Es fiel ihr nicht leicht, doch mit jedem bedachten Schluck den sie tat, um sich nicht zu verschlucken, wovor sie noch mehr Angst hatte, als dem Wasser im Glas selbst, wurde es langsam besser. Nachdem sie das Glas ausgetrunken hatte, füllte sie es erneut auf, ohne dieses Mal einen halben Panikanfall zu haben und atmete erleichtert durch. Sie setzte sich danach mit dem aufgefüllten Glas an den Küchentisch wo sie zuvor am Abend noch gezecht hatten und konnte es nicht verhindern, dass die Erinnerungen an jenen Vorfall, aus dem der Traum seine Wirklichkeit schöpfte, wieder zu ihr zurückkamen. Seit jenem Tag war Annika nicht mehr die selbe, die sie vor dem Vorfall gewesen war. Unter anderem, um wieder zu sich selbst zu finden, hatte sie sich für die Reise entschlossen und wenn sie ehrlich mit sich selbst war, hätte der Traum sie schon viel eher heimsuchen müssen, dachte sie. Denn immerhin ging es ja darum, gerade diese Geschichte endlich zu verarbeiten und zu vergessen, damit sie unbeschwerter leben konnte. Doch ihre bisherige Reise war viel zu aufregend und spaßig gewesen, dass Annika den eigentlichen Grund unbewusst, ziemlich verdrängt hatte. Wann immer sie einen Moment der Ruhe hatte, war sie am Planen ihrer nächsten Schritte auf der Reise, anstatt sich damit zu beschäftigen.

Annika malte mit ihrem Finger die Konturen des Glases nach und betrachtete die leeren Alkoholflaschen und schob es auf den Alkohol, dass der Traum sie gerade in dieser Nacht heimgesucht hatte. Vielleicht hatte der Alkohol sie feinfühliger für ihr Unterbewusstsein gemacht, dachte sie gerade, als sie Schritte im Flur hörte und wenige Augenblicke später Sandra, die Freundin von Marc, verschlafen in der Küche stand.

»Hab Geräusche gehört«, begann Sandra zu erklären und ging zum Kühlschrank. »Kannst du nicht schlafen? Oder hast du schlecht geträumt? Willst du vielleicht einen Kakao mit Schuss haben? Ich wollte mir gerade einen machen, wenn mir zu viel durch den Kopf geht, hilft mir das beim wieder einschlafen.«

Annika sah Sandra entschuldigend an. »Tut mir Leid, wenn ich es war, die dich weckte«, murmelte sie. »Es war ein schlechter Traum, der mich jetzt schon eine ganze Weile verfolgt«, gestand sie Sandra dann und fuhr sich durch die Haare, die mittlerweile wieder getrocknet waren. »Hilft das denn sicher?«, fragte sie und meinte damit den Kakao, weil sie schon öfter gehört hatte, man solle sich bei Schlafproblemen ein warmes Getränk machen.

»Es schadet jedenfalls nicht«, erwiderte Sandra schulterzuckend und grinste Annika dann schief an. »Jedenfalls nicht mehr, als die Menge Alkohol, die wir zuvor schon vernichtet haben. Mich überrascht es ehrlich, dass du Marc so unter den Tisch saufen konntest.«

»Ich hab deutlich langsamer getrunken und zum Teil manchmal nur vorgetäuscht zu trinken, als er mich ermunterte, noch mehr zu trinken«, gestand Annika und Sandra lachte leise, als sie die Milch und die Flasche Amaretto aus dem Kühlschrank nahm.

»Es war schon ein ziemlich spaßiger Abend. Wir müssen unbedingt in Kontakt bleiben und mal wieder was zusammen machen«, grinste Sandra und sah Annika dann fragend an: »Willst du darüber reden, was in dem Traum passiert ist, dass er dich nicht mehr schlafen lässt?«

Annika nickte, als Sandra vorschlug, man müsse in Kontakt bleiben und nahm noch einen Schluck von ihrem Wasser ehe sie abwägte, was sie sagen konnte.

»Es ist eine lange Geschichte. Ich glaube nicht, dass das während einer Tasse Kakao erzählt ist«, sagte sie dann und klang nachdenklich. Unschlüssig, ob sie mehr erzählen wollte.

»Du lehnst es schon einmal nicht direkt ab«, erwiderte Sandra lächelnd. »Wir schmeißen dich schon nicht Vormittag raus, wenn du wegen uns spät ins Bett kommst.«

Annika beobachtete Sandra, wie diese einen Topf aus dem Schrank nahm, ihn auf den Herd stellte, die Milch hinein füllte und dann den Herd anmachte, während sie weiter darüber nachdachte, ob sie darüber reden wollte.

»Was ich damit sagen wollte ist, ich habe Zeit. Ich bin nicht wegen dir wach geworden, sondern tatsächlich wegen etwas ähnlichem und Marcs Schnarchen hat mich nicht mehr einschlafen lassen. Wenn du also darüber reden willst, nur zu. Man sagt mir, ich sei eine gute Zuhörerin.«

Annika lächelte Sandra an und schüttelte ihren Kopf. »Das können des Zuhörers ist nicht das Problem. Es ist einfach keine schöne Geschichte, die dahintersteckt«, erklärte sie und seufzte. »Ich träumte davon, zu ertrinken.« Die Worte laut auszusprechen, ließen sie für einen Moment wieder fühlen, was sie im Traum gefühlt hatte und sie musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht erneut panisch zu werden. Sandra fischte indes zwei Tafeln Vollmilchschokolade aus einem anderen Schrank, brach sie in kleine Teile und rührte sie langsam unter die schon leicht dampfende Milch. Als sich ihre Blicke begegneten, sah Annika ehrliches Mitleid in Sandras Augen aufflackern, ehe es durch einen neugierigen Ausdruck ersetzt wurde.

»Das toppt meinen Traum bei weitem und klingt ja echt nach einem ekligen Alptraum«, stellte Sandra fest und fuhr sich beschämt durch die roten, nach Annikas Geschmack viel zu kurzen, Haare. »Sorry wenn ich zu neugierig war und bin, aber was steckt hinter diesem Traum, weißt du das?«

Annika nahm noch einen Schluck Wasser und als sie spürte das sie dieses Mal nicht direkt Herzrasen bekam, trank sie erleichtert direkt noch einen Schluck und sah Sandra, die sie eigentlich kaum kannte, unschlüssig an.

»Hör mal, du musst nicht«, reagierte Sandra direkt, als wären Annikas Gefühle ein offenes Buch. »Ich meine, wir kennen uns ja erst ein paar Stunden und alles, wenn es ein heikles Thema ist.«

»Naja, es ist der Grund, wieso ich überhaupt erst hier bin und meine Reise begonnen habe«, gestand Annika ehrlich. »Nur hab ich das bis heute ziemlich erfolgreich verdrängt«, schob sie schief grinsend hinterher und ihre Finger spielten mit dem Glas – schoben es leicht hin und her.

Sandra sah interessiert drein, aber Annika konnte ihr auch ansehen, dass sie innerlich mit sich und ihrer Neugier kämpfte. Als die Milch im Topf zu kochen begann und ein aromatischer, schokoladiger Duft die Küche erfüllte, stellte Sandra den Herd aus, rührte aber noch eine Weile weiter, bevor sie die Flasche Amaretto nahm und einen großzügigen Schuss hinzugab. Mit zwei gut gefüllten, dampfenden Tassen trat sie einen Augenblick später zu Annika und stellte eine vor sie. »Das klingt nach einer Geschichte, die du noch niemanden erzählt hast«, stellte Sandra leise fest und setzte sich Annika gegenüber an den Tisch.

Annika sah zu ihrer Tasse und ein der herrliche Kakaoduft stieg Annika direkt in die Nase. Es roch, wie damals, bei ihrer Oma und für einen Moment fühlte sich Annika, als sei sie in die Vergangenheit gereist, statt in Sandras Küche zu sitzen. Sie fühlte sich direkt entspannter und nickte dann schließlich. »Alles weiß niemand. Manche Sachen aber schon.«

»Aber nur die Unwichtigen Dinge«, brachte es Sandra für sie auf den Punkt und Annika nickte abermals. Sie beobachtete Sandra, wie diese vorsichtig an ihrer Tasse nippte und wie ein Milchbart an Sandras Oberlippe zurückblieb. Das brachte sie zum Schmunzeln und sie machte sich selbst daran, von dem Kakao zu probieren, in dem sie vorher einige Male in die Tasse pustete. Sandra wischte sich gerade über ihre Oberlippe, als Annika die Tasse absetzte und fragte: »Denkst du, es könnte helfen, die Geschichte einmal ganz zu erzählen?«

Sandra zuckte erst mit den Schultern, fuhr mit ihrem Zeigefinger nachdenklich den Tassenrand nach und sagte dann schließlich: »Vielleicht hilft es, die Last, die du mit dir herumträgst zu teilen, damit es schon etwas leichter wird und du motivierter bist, dich auf den Rest der Reise mit dem Grund dieser zu beschäftigen?«

Annika sah Sandra nachdenklich an und blieb an der roten Strähne hängen, die von Sandras Ohr ab stand. Es klang logisch und doch, war sie sich nicht sicher. Sie hatte eine unbeschreibliche Angst, verurteilt zu werden, für das was geschehen ist und für die Person die sie war. Sich auf die Unterlippe beißend, versteifte sie sich leicht. Dann sah sie Sandra im nächsten Moment entschlossen an und fragte: »Beurteilst du Menschen für ihre Vergangenheit?«

»Nein, warum sollte ich?«, fragte Sandra verblüfft. Annika entspannte sich wieder ein wenig und wich Sandras Augen aus. Sie fixierte die Wanduhr, welche ein Sonnendesign hatte.

»Ich war eine schlechte Person, damals«, murmelte Annika, wandte ihren Blick von der Wanduhr ab ohne die Zeit wahrgenommen zu haben und nippte an ihrer Tasse. Sie bildete sich ein, dass er sogar wie bei ihrer Oma schmeckte, natürlich minus dem Amaretto. Vermutlich hätte ihre Oma sie nun verächtlich angesehen und ihr gesagt, dass man guten Kakao nicht mit solchem Teufelszeug verdünnte.

»Ich glaub dir das nicht und wenn, liegt das sicher im Auge des Betrachters«, erwiderte Sandra und sah Annika mitfühlend an. »Und wenn es so ist wie du sagst, hast dich das Erlebnis sicher so geprägt, dass du dich verändert hast und außerdem«, führte sie weiter aus und grinste nach dem letzten Wort, »lassen Marc und ich keine schlechten Leute kostenlos bei uns übernachten.«

»Und so viel Alkohol frei Haus ausgeben vermutlich auch nicht«, scherzte Annika und dachte nach, wo sie am besten beginnen könnte zu erzählen und erinnerte sich langsam an einen Moment, der ihr passend erschien.

»Ich liebte das Wasser, seit ich denken kann und war in meiner Schulzeit in einem Schwimmverein. Es war am Anfang mehr eine Spaßsportstunde, die sich dort nach und nach zu einem Club entwickelt hatte. Später, als unser Team ziemlich gut wurde und wir einige Wettbewerbe gewannen, hat die Schule aus dem Club einen Verein gemacht. Ich schwamm zu der Zeit locker schon mehr als 10 Jahre und war ziemlich gut darin«, begann Annika zu erklären und fragte sich, ob das am Ende eingebildet rüberkam.

»Oh cool, du bist also eine richtige Sportlerin? Ich dachte mir schon, als du ankamst, dass du Sport machst, aber direkt mit Verein und Wettbewerb hätte ich nicht gedacht«, staunte Sandra und Annika schüttelte ihren Kopf. Tief einatmend erwiderte sie: »Ich war, ich bin es aber nicht mehr. Ich mach zwar noch ein bisschen was ab und zu im Fitnesscenter, aber ich habe nach dem Vorfall damals mit dem schwimmen aufgehört. Ich kann das nicht mehr. Ich bekomme zum Teil schon eine Panikattacke, wenn es nur anfängt zu regnen und ein Wassertropfen meine Haut berührt.«

Alles, was sie Sandra gerade erzählte, war noch nicht einmal die eigentliche Geschichte, die Annika gleich erzählen würde und doch wurde sie nicht gedrängt und begegnete vollstem Verständnis dafür, dass sie so zögernd erzählte.

»Ich hab kurz nach meinem Schulabschluss eine Einladung ins deutsche Nationalteam erhalten, habe ich ausgeschlagen«, erzählte sie weiter und nippte noch einmal an ihrem Kakao. »Stattdessen habe ich mir von dem Geld was ich über die Jahre erspart habe ein Auto gekauft, meinen Führerschein gemacht und die Reise begonnen, auf der ich mich momentan befinde.«

»Wow«, stieß Sandra aus und piff anerkennend. »Dann musst du aber schon ziemlich gut gewesen sein. Hast du wegen der Angst einmal an eine Therapie gedacht? Oder willst du ganz sicher nie wieder schimmen? Ich meine, wenn du so gut warst, wäre es doch schade und sicherlich war noch dein Traum, irgendwann einmal bei Olympia mitzumachen, oder?«

Annika zuckte mit den Schultern. »Ja, es war mein Ziel, aber  irgendwie auch nicht wirklich, wenn das irgendwie Sinn macht. Ansonsten wirst du es verstehen, wenn ich durch bin, mit meiner Geschichte. Ich war in Behandlung, dadurch kann ich mich mittlerweile wieder duschen und alles, was man sonst im Haushalt mit Wasser macht tun, ohne direkt zusammenzubrechen. Aber die Vorstellung an ein Schwimmbad, einen See oder das Meer, treibt mir jedoch immer noch den Schweiß aus den Poren«, erklärte sie und wischte sich zur Verdeutlichung ihrer Worte über die schweißnasse Stirn.

»Natürlich, wenn ich es wirklich wollen würde, könnte ich die Angst davor sicherlich auch überwinden. Aber ich werde vermutlich nie wieder so befreit schwimmen können, um an Wettbewerben teilzunehmen und vorzeigbare Erfolge zu erringen.«

Sandra nickte und sagte einen Moment später sehr aufrichtig: »Das kann ich verstehen und es tut mir unglaublich Leid.« Es tat gut, wie viel Verständnis Sandra zeigte, denn nicht jeder hatte das. Sie tranken eine Weile schweigend, ohne das es unangenehm wurde und um das zu unterstreichen, nahm Annika direkt noch ein paar mehr Schlucke und sah Sandra direkt an. »Ich denke, du hast recht«, sagte sie lauter als geplant und musste schief grinsen. »Aber wenn ich die ganze Geschichte hier jetzt wirklich erzähle, brauch ich noch ein paar mehr Schüsse Amaretto in meiner Tasse.«

Sandra stand wortlos auf, holte den Topf mit dem Rest Kakao und die Flasche Amaretto an den Tisch.

»Rauchst du?«, fragte Sandra, während Annika den Amaretto öffnete und sich ein paar mehr Schlucke des Alkohols nachgoss. Sie sah, wie Sandra zum Schrank ging, eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug hervorholte und dann die Balkontür öffnete. »Ansonsten, wenn nicht, würde es dich stören, wenn ich eine Rauche?«

Annika stand auf und hielt die Hand auffordernd in Richtung der Schachtel. Sie hatte eigentlich vor einer Woche, nach zwei Monaten intensivem rauchen damit aufgehört gehabt. Aber jetzt gerade, bei all den Erinnerungen, die ihr kamen, konnte sie diesem Angebot einfach nicht widerstehen. Sandra reichte ihr eine Zigarette und gemeinsam traten sie auf den Balkon, wo sie von kühler Septembernachtluft empfangen wurden. Der Nachthimmel schien bewölkt, aber selbst wenn, durch die Lichter der Stadt, wären Sterne ohnehin schlecht zu erkennen. Sandra zündete sich ihre Zigarette an, reichte Annika das Feuerzeug und sah sie abwartend an.

»Willst du schon einmal weiter erzählen, oder erst wenn wir wieder drin sind?«, fragte Sandra, nachdem Annika den ersten Zug genommen hatte und den Rauch fasziniert in die Nacht geblasen hatte, als sich augenblicklich ein befriedigendes Gefühl in ihr einstellte. Sie zögerte einen Herzschlag lang, als der Geschmack nach Rauch sie zu ekeln begann, aber sie nahm einen weiteren Zug von der Zigarette und sog den Rauch tief in ihre Lungen. Sie widerstand dem Drang zu Husten und zuckte als Antwort schließlich mit den Schultern und ließ den Rauch ihren Lungen entweichen.

»Ich kann auch jetzt schon weiter erzählen. Am besten beginne ich dann in den Sommerferien, vor meinem letzten Schuljahr.«



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