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Schlange und Löwe vertragen sich nicht

von

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Die beugsame Löwin

Der Zug ratterte über die Schienen und bahnte sich langsam seinen Weg durch die Landschaft gen Norden, fort von London. In den Abteilen herrschte reges Treiben und die Gänge waren erfüllt mit freudigem Gelächter und dem Geplapper von Schülergruppen, die sich gegenseitig von ihren Sommerferien erzählten. Weit hinten im Zug saß ein schwarzhaariges Mädchen, zusammen mit ihren Freunden und Verwandten und fuhr ihrem letzten Schuljahr in Hogwarts entgegen. Im kommenden Juni würde sie ihre UTZs absolviert haben und das Schloss für immer verlassen. So fuhr sie mit gemischten Gefühlen ins neue Schuljahr, wehmütig, die beste Zeit ihres Lebens bald hinter sich lassen zu müssen und voller Vorfreude, einen neuen Lebensabschnitt im Anschluss zu beginnen.

„Hey,“ ein rothaariger Junge knuffte sie in die Seite und riss sie aus ihren Gedanken. Die Schwarzhaarige zuckte zusammen und blickte zu dem Jungen rüber.

„Alles okay, Flora?“ Der Rothaarige sah sie besorgt an.

„Ja klar, Charlie,“ entgegnete das Mädchen und lächelte ihren Sitznachbarn an. „Ich musste nur gerade daran denken, dass es unser letztes Schuljahr ist. Ich werde Hogwarts vermissen.“ Eine Traurigkeit schlich sich in ihre Stimme.

Charlie schüttelte den Kopf. „Man Florentina, das Schuljahr hat noch nicht einmal richtig angefangen und du denkst bereits über das Ende nach?“

Florentina zuckte mit den Schultern.

Ein Grunzen und das Lachen von zwei weiteren rothaarigen Kindern zog die Aufmerksamkeit der beiden anderen auf sich.

Die beiden Jungen, offensichtlich Zwillinge, lachten über ein Mädchen mit bonbonrosa Haaren, die immer wieder ihre Gestalt veränderte, so wie sie es gerade mochte und in dem Moment zierte eine Schweinenase ihr hübsches Gesicht.

Florentina schüttelte lächelnd den Kopf. „Irgendwann vergisst du noch, wie dein richtiges Gesicht aussieht, Tonks.“

Die Angesprochene ließ die Schweinenase verschwinden und grinste Florentina breit an. „Mach dich mal locker, Flo! Du klingst schon genau wie meine Mutter!“

Ein rosa Schimmer legte sich auf die Wangen der Schwarzhaarigen und sie murmelte: „Ich bin nicht wie deine Mutter…“ während die drei Jungen um sie herum laut lachten.

Grummelnd zog Florentina ein Buch aus ihrem Rucksack und versteckte sich dahinter, während die anderen weiter juxten und feixten.
 

Der Zug fuhr weiter übers Land, während die Sonne langsam unterging. Der Tag neigte sich dem Ende und als der rote Hogwartsexpress schließlich im Bahnhof Hogsmeade zum Stehen kam, dämmerte es bereits. „Fred, George! Vergesst eure Rucksäcke nicht!“ rief Florentina, während die Zwillinge, mit ihren Koffern bepackt, schon aus dem Abteil jagten. Die Schwarzhaarige verdrehte die Augen, schulterte, zusätzlich zu ihrem eigenen Gepäck, die Rucksäcke der Zwillinge und ging Charlie und Tonks hinterher.

Florentina kletterte unbeholfen aus dem Zug, das zusätzliche Gewicht der Taschen der Zwillinge brachte sie ins Wanken und so stolperte sie, von der letzten Stufe auf den Bahnsteig. Dabei rempelte sie einen vorbeilaufenden Jungen an, der ebenfalls ins Wanken kam. Er fluchte laut, als ihm sein Koffer aus der Hand glitt und laut zu Boden fiel. Glücklicherweise schnappten die Verschlüsse nicht auf und es blieb ihm erspart all seine Habseligkeiten vom Bahnsteig wieder aufzusammeln.

„Oh Gott, tut mir leid!“ rief Florentina, als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden und sich vergewissert hatte, dass ihrem Kater nichts passiert war.

„Pass doch besser auf!“ giftete der schwarzhaarige Junge sie sauer an und fixierte sie mit seinen leuchtend grünen Augen. Es dauerte einen Moment, bis die beiden einander im Halbdunkel erkannten. Die Augen des Schwarzhaarigen verfinsterten sich.

„Das hast du mit Absicht getan!“ zischte er und funkelte Florentina böse an.

Florentina funkelte nicht minder wütend zurück. „Ich zerstöre deine Illusion nur ungern, aber ich habe wichtigeres zu tun, als meine Zeit mit einem aufgeblasenen Schnösel zu verschwenden.“
 

„Alles okay?“ Charlie kam auf Florentina zugelaufen. Als er den Jungen ihr gegenüber erblickte, stellte er sich neben Florentina und ein dunkler Schatten legte sich auf sein Gesicht. „Zabini.“

„Weasley,“ entgegnete der Angesprochene.

Kurz wurden weitere böse Blicke ausgetauscht, bis eine große Gestalt neben ihnen auftauchte.

„Hee, ihr versperrt den Weg! Seht zu, dass ihr wegkommt!“ Hagrid, der Wildhüter von Hogwarts, sammelte auf dem Bahnsteig die Erstklässler für ihre Überfahrt auf dem See ein und Fred und George sprangen fröhlich um ihn herum.

„Dürfen wir auch noch mal mit?“

„Nee…“

„Oh ja bitte! Das war lustig letztes Jahr!“

„Nur für Erstklässler…“ murmelte der Wildhüter genervt in seinen Bart, während er seine Laterne weiter durch die Dunkelheit schwang.

Florentina drückte Charlie den Käfig mit ihrem Kater in die Arme, packte die Zwillinge genervt am Kragen und zog sie zu sich. „Entschuldige, Hagrid!“

„Hier.“ Sie drückte den Zwillingen ihre Rucksäcke in die Arme und schob die Jungen neben Charlie. Dann sah sie sich noch einmal um und lächelte verächtlich.

„Also dann, Zabini. Man sieht sich ja im Unterricht, leider.“

Eilig schob Florentina die Zwillinge vor sich her zu den Kutschen und Charlie folgte ihnen. Sie verstauten die Koffer und Taschen und Florentina kletterte zu den anderen auf die Sitzbänke. Dankend nahm sie Charlie den Käfig wieder ab und hielt ihn während der Fahrt auf ihrem Schoß fest.
 

Im Schloss angekommen überließen sie ihr Gepäck den Hauselfen und machten sich direkt auf den Weg zur Großen Halle. Doch als sie gerade durch die breite Flügeltür treten wollte, rief jemand ihren Namen.

„Prewett!“

Irritiert sah die Schwarzhaarige sich um und blickte in das griesgrämige Gesicht von Professor Snape.

„Professor…“

„Mitkommen.“

„Was? Aber…warum?“ fragte Florentina irritiert. Ihr fiel kein Grund ein, warum der Professor für Zaubertränke sie noch vor offiziellem Beginn des Schuljahres sprechen wollte. Sie hatte die Schulregeln nicht gebrochen, bisher jedenfalls nicht und die Strafen, für Untaten aus vorangegangenem Schuljahr, alle verbüßt.

„Fragen Sie nicht so blöd, tun sie es einfach,“ entgegnete Snape, drehte sich mit wehendem Umhang um und hielt weiter Ausschau.

„Zabini!“ rief er kurze Zeit später und beorderte den bleichgesichtigen Slytherinschüler zu sich. Florentina sah sich nach ihrem Cousin Charlie um, der ein paar Meter entfernt stehen geblieben war und wartete. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Professor Snape richtete und ihm folgte.
 

Snape führte Zabini und Florentina schweigend hinunter in die Kerker. In dem Kopf des Mädchens ratterte es ununterbrochen, doch ihr fiel noch immer keine Erklärung für die bizarre Situation ein. Dass Snape sie vor der Großen Halle abgefangen hatte, hatte Florentina ohnehin schon sehr verwirrt, doch dass ausgerechnet einer von Snapes Lieblingsschülern auch dabei war, gab ihr noch mehr Rätsel auf.

Im Büro des Lehrers für Zaubertränke blieb sie unschlüssig stehen, bis Snape sie aufforderte Platz zunehmen. Sie ließ sich langsam auf einem der Stühle sinken, während Zabini sich auf dem freien Platz neben ihr fallen ließ und Snape um den Schreibtisch herum zu seinem Stuhl ging.

„Professor…“ begann Florentina erneut, doch Snape würgte ihre Worte mit einer Handbewegung ab.

„Ich werde gar nicht erst um den heißen Brei herumreden. Zabini, ich habe vergangene Woche eine Eule von ihrer Mutter erhalten,“

Der Angesprochene sah Snape nun eine Spur aufmerksamer an.

„Es ist kein Geheimnis, dass sie nicht der beste Schüler sind und offensichtlich macht Ihre Mutter sich große Sorgen, um Ihren Abschluss und dass sie den Ruf der Familie besudeln. Sie hat mich gebeten, Ihnen Nachhilfe zu besorgen.“

„Oh…“ Zabini ließ seine Schultern hängen, sein Blick huschte kurz zu dem schwarzhaarigen Mädchen neben sich, es war ihm offensichtlich unangenehm, dass sie dies mitbekam. Florentina presste ihre Lippen fest aufeinander, am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Zabini tat ihr gegenüber immer so, als wäre er etwas Besseres und seine blasierte Art ging ihr tierisch auf die Nerven. Doch sie beherrschte sich, zumindest in Gegenwart von Professor Snape.

Dieser wandte seine Aufmerksamkeit nun dem schwarzhaarigen Gryffindormädchen zu. „Bedauerlicherweise muss ich zugeben, dass Sie, Miss Prewett, die beste UTZ-Anwärterin sind und wohl als Einzige, neben dem hohen Unterrichtsanforderungen, in der Lage sind, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Der Schulleiter und Professor McGonagall haben ihr Einverständnis erklärt, dass ich Sie mit dieser Aufgabe betrauen darf. Der Schulleiter ist sogar der Überzeugung, dass es Sie davon abhalten könnte, wieder mal diverse Schulregeln zu brechen. Diese Ansicht vertrete ich nicht, ich bin sicher, Ihnen wird es trotzdem gelingen ausreichend gegen die Regeln zu verstoßen und anschließend wie immer Ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“

Florentina wollte protestieren und öffnete bereits den Mund, doch erneut würgte Snape sie mit einer schnellen Handbewegung ab.

„Niemand kann Sie dazu zwingen, aber bevor sie diese Aufgabe ablehnen, bedenken Sie, dass Zabinis Mutter über ein unfassbares Vermögen verfügt und bereit ist, Sie gut zu entlohnen. Gold,“ er hielt kurz inne und musterte die Schwarzhaarige mit krausen Lippen von oben bis unten: „dass Sie und Ihre Mutter, wie wir alle wissen, gut gebrauchen können.“
 

Florentinas Wangen glühten rot und sie funkelte Snape zornig an. Doch ehe sie reagierte, überdachte sie schnell ihre Möglichkeiten. Sie hatte wenig Lust das Schuljahr damit zu verbringen, dem blasierten Affen neben sich den Unterrichtsstoff der vergangenen Jahre beizubringen. Aber leider hatte Professor Snape recht und sowohl sie wie auch ihre Mutter konnten das Gold gut gebrauchen und dass Zabinis Mutter in Gold schwamm, wusste jeder. Seitdem ihr Vater tot war, konnten sie sich kaum über Wasser halten. Florentinas Mutter schaffte es nur selten ihre Trauer zu überwinden und zur Arbeit zu gehen. Allein ihrer Tante und ihrem Onkel war es zu verdanken, dass Florentina überhaupt die Schule beenden konnte, obwohl die beiden selbst auch nicht viel hatten und eigentlich jedes Bisschen für ihre sieben Kinder benötigten.

Also schluckte das schwarzhaarige Mädchen ihren Stolz hinunter und nickte.

„In Ordnung,“ sagte sie knapp.

Professor Snape lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nickte zufrieden. „Gut, gut. Nun, wie Sie beide das ganze vonstattengehen lassen möchten, ist natürlich Ihnen überlassen. Aber ich denke, zweimal die Woche sollten Sie sich schon treffen.“

Zabini stand empört auf. „Moment mal, Professor. Habe ich da gar kein Mitspracherecht!?“

Snape zog seine rechte Augenbraue nach oben und sah spöttisch zu seinem Schüler auf. „Mister Zabini, wenn Sie Ihren Abschluss machen möchten, sollten Sie die Nachhilfe von Miss Prewett wirklich nicht ablehnen. Eine bessere Chance werden Sie nicht bekommen, ihren Mangel an Intelligenz und Selbstdisziplin der vergangenen Schuljahre auszugleichen.“

Der Slytherinjunge ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken, presste die Lippen fest aufeinander und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. „Schön!“ sagte er schließlich. „Aber montags und donnerstags habe ich Quidditch.“

„Und ich dienstags und samstags. Also bleiben Mittwoch und Freitag.“

„Meinetwegen,“ grummelte der Schwarzhaarige.

„Fantastisch,“ entgegnete Florentina sarkastisch.
 

Snape schickte beide zurück zum Festessen, welches, sehr zum Bedauern von Florentina, schon fast beendet war. Ihr Magen knurrte und um ihre schlechte Laune zu vertreiben, reichte eine Portion Nachtisch definitiv nicht aus.

Noch immer zornerfüllt ließ sich das Schwarzhaarige Mädchen neben ihrem Cousin Charlie fallen.

„Was wollte Snape?“ fragte dieser besorgt und schob einen vollen Teller mit Fleisch und Gemüse, den er für sie gerettet hatte, zu ihr hinüber. Florentina lächelte den Rothaarigen dankbar an und machte sich schnell über das Essen her.

Während sie anschließend eine große Schüssel Schokoladenpudding löffelte, berichtete sie ihm, von ihrem Nachhilfeprojekt.

Charlie zog die Nase kraus. „Ausgerechnet Zabini?“

Florentina nickte. „Ausgerechnet Zabini,“ bestätigte sie seufzend.

Nach dem Essen lauschten sie geduldig der obligatorischen Rede des Schulleiters Albus Dumbledore und machten sich dann müde auf den Weg in ihren Gemeinschaftsraum. Florentina wollte einfach nur noch in ihr Bett, sich in ihre weiche Decke kuscheln und den Tag hinter sich lassen.

Pass auf, wo du hinfällst

Die Wochen zogen schnell vorüber und durch die zusätzliche Arbeit der Nachhilfe, neben dem Unterricht, Hausaufgaben und Quidditch, hatte Florentina kaum noch Freizeit, geschweige denn mal eine Pause zum Durchatmen.

Bald schon war Oktober und sie hatte sich, wie vereinbart, jede Woche zweimal mit Zabini getroffen und ihm in diversen Fächern Nachhilfe gegeben. Snape stellte ihnen den Klassenraum für Zaubertränke dafür zur Verfügung, wofür beide sehr dankbar waren. Sowohl Zabini wie auch Florentina konnten sich besseres vorstellen, als von ihren Mitschülern in der Bibliothek beobachtete zu werden, während sie zusammen lernten.

 

Florentina musste schnell zugeben, dass der Slytherinjunge nicht so dumm war, wie es nach außen wirkte, seine schlechten Noten mussten also einen anderen Grund haben. Die Schwarzhaarige vermutete, dass er einfach nur faul war und seine schulische Leistung für seine Zukunft als nicht so wichtig erachtete. Immerhin hatte seine Mutter es auch geschafft, nur durch ihr gutes Aussehen, Ruhm und Reichtum zu erlangen – und durch ihre auf mysteriöse Art und Weise verstorbenen Ehemänner. Man konnte ihr in keinem Fall etwas nachweisen, doch alle waren sich sicher, dass sie ihre Finger irgendwie mit im Spiel hatte.

Wenn einem ein solches Leben vorgelebt wurde, warum sollte man sich da noch die Mühe machen, einen guten Schulabschluss zu erlangen?

 

„Hast du bisher auch nur eine Sekunde in Geschichte der Zauberei aufgepasst?“ fragte Florentina am Freitag vor Halloween, als sie wieder mal zusammen im Kerker saßen. Wieder einmal fragte sie sich, wie Zabini überhaupt die ZAGs in all den Fächern geschafft hatte.

„Ist das eine ernstgemeinte Frage?“ entgegnete Zabini genervt und sah das Mädchen an.

„Natürlich! Du willst deinen UTZ in dem Fach ablegen, aber du weißt rein gar nichts darüber.“

„Erstens weiß ich sehr wohl ein bisschen was darüber und zweitens ist Geschichte der Zauberei das langweiligste Fach der Welt.“

Die Schwarzhaarige lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und seufzte tief. „Wie soll ich dir etwas beibringen, wenn du dich dagegen wehrst?“

Zabini legte seine Feder ab und warf dem Mädchen einen wütenden Blick zu. „Vielleicht gibst du dir auch einfach nur keine Mühe, weil du mich nicht leiden kannst.“

„Okay, schön!“ rief Florentina wütend, sprang von ihrem Stuhl auf und lief vor dem Tisch auf und ab. „Wenn du zumindest ein bisschen was weißt, erinnerst du dich ja bestimmt wenigstens daran, was Professor Binns am Montag erzählt hat?“

Der Schwarzhaarige hob einen Arm und rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Ähm… irgendwas von Muggeln die verirrt waren und dann in der Sonne verbrannten, oder sowas?“

Florentina blieb stehen, schloss einen kurzen Moment die Augen und rieb sich die Stirn, während sie tief durchatmete.

„Tja, zumindest kam die Sonne vor,“ sagte sie schließlich und warf Zabini einen ungläubigen Blick zu. Dann ging sie zu den Leuchtern und löschte die Lichter.

„Was hast du vor?“ fragte Zabini in die Dunkelheit hinein. „Wenn du mir hier was antust, weiß Snape sofort, dass du es warst!“

„Ach halt die Klappe,“ giftete Florentina zurück.

„Lumos,“ murmelte sie und rief das Licht mit ihrem Zauberstab.
 

Sie streckte ihren Arm der Decke entgegen, um nicht geblendet zu werden und trat zurück an den Tisch, an dem Zabini nach wie vor saß und sie misstrauisch beobachtete.

„Professor Binns erzählt und seit Wochen von den Legenden der Muggel, die es aus wahren Begebenheiten der Zaubererwelt in ihre Welt geschafft haben. Natürlich abgewandelt und völlig absurd, aber doch steckt ein Fünkchen Wahrheit in ihnen.“

„Und warum musstest du dafür das Licht löschen?“ knurrte Zabini verärgert und verschränkte die Arme vor der Brust.

Florentina verdrehte die Augen, ignoriere ansonsten seinen Einwand. „Am Montag hat Binns uns die Geschichte von Dädalus uns seinem Sohn Ikarus erzählt,“ begann das Mädchen und malte mit Hilfe ihres Zauberstabes Bilder in die Dunkelheit.

„Dädalus und Ikarus wurden von König Minos in das Labyrinth des Minotauros auf Kreta gesperrt. Als Strafe, weil Dädalus, der Architekt des Labyrinths, dem alten Theseus verhalf den Ariadnefaden zu verwenden. Der Ariadnefaden wies Theseus den Weg durch das Labyrinth.“

Kunstvoll ließ Florentina einen Irrgarten aus Licht in der Dunkelheit erscheinen.

„Dadurch konnte er den Minotauros von König Minos finden und ihn töten.“

Die Lichter zeigten nun den Kampf des Minotauros gegen einen Mann, der schließlich siegte und das Wesen umbrachte.

„Minos wurde natürlich wütend, aber Theseus war schon geflohen, also blieb dem König von Kreta nichts anderes übrig, als sich mit der Strafe von Dädalus zu begnügen. Da ihm das aber nicht reichte, sperrte er dessen Sohn mit in das Labyrinth.“

Florentina machte eine Pause und das Labyrinth, in dem nun zwei Männer zu sehen waren, verblasste langsam.

„Man könnte meinen, die Strafe sei nicht unbedingt die Schlimmste, da der Minotauros Vater und Sohn ja nichts mehr antun konnte. Aber,“

Das Labyrinth verschwand endgültig und Florentina malte mit dem Licht die Insel Kreta, mit dem Meer drumherum und vielen Schiffen. „Minos kontrollierte die See rund um Kreta und ebenso das Land, sodass es für Dädalus und Ikarus kein Entkommen von der Insel gab, dazu verdammt ewig in dem Labyrinth zu leben. Dädalus konnte den Gedanken aber nicht ertragen, dass sein Sohn seinetwegen niemals die Freuden des Lebens kennenlernen würde und so überlegte er sich, wie sie dennoch von der Insel fliehen konnten. Da weder der Land- noch der Seeweg eine Option waren, bastelte Dädalus Flügel aus Federn und Wachs, für sich und seinen Sohn, um über die Lüfte in die Freiheit zu gelangen.“

Kurz wurde es dunkel, dann sah man zwei Männer mit Flügeln, die offenbar flogen.

„Dädalus ermahnte seinen Sohn, der Sonne nicht zu nah zu kommen, da er sonst abstürzen würde und erst ging auch alles gut, doch dann wurde Ikarus übermütig und stieg immer höher und höher. Bis Ikarus schließlich zu nah an die Sonne flog, das Wachs seiner Flügel schmolz und er ins Meer hinabstürzte.“

Die Lichtbilder zeigten einen Mann, der fiel und sich auflöste, als er aufschlug. Kurz blieb es dunkel und vollkommen still im Klassenraum für Zaubertränke, dann ging Florentina zu den Leuchtern hinüber und machte Licht. Sie drehte sich um, Zabinis Blick lag fest auf ihr, doch sie konnte ihn nicht deuten.

 

Sie ging langsam zu dem Tisch zurück, auf ihre Wangen legte sich ein rosa Schimmer. „Naja…“ begann sie. „So jedenfalls…“

„Das ist doch Schwachsinn!“ rief Zabini da.

Florentina zuckte erschrocken über die Lautstärke des Slytherinjungen zusammen, dann sah sie ihn überrascht an.

„Es kann doch niemand wirklich glauben, dass jemand mit Flügeln nur aus Wachs und Federn von einer Insel geflohen ist?“ empörte sich Zabini.

Florentina ließ sich auf einen der Stühle fallen und sah Zabini, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, an. „Das ist die Legende, die die Muggel sich erzählen, natürlich ist das so nicht passiert. Aber das ist der springende Punkt bei den Legenden der Muggel: Tatsächliche historische Ereignisse werden in Laufe der Zeit so verfälscht, dass am Ende meist nur noch eine hübsche Geschichte übrigbleibt, ohne viel von der Wahrheit zu enthalten. Es ist durchaus möglich, dass es kurz nach den Ereignissen mal eine Erzählung gab, die eher dem entsprach, was tatsächlich passiert war, aber das weiß man nicht so genau.“

„Tze, Muggel…“ sagte Zabini kopfschüttelnd. „Und was ist wirklich passiert?“ Die leuchtend grünen Augen von Zabini fixierten das schwarzhaarige Mädchen neugierig und sie erwiderte seinen Blick kurz.

Er hat schöne Augen dachte die Schwarzhaarige. Erschrocken über ihre eigenen Gedanken senkte sie schnell den Blick.

„In Wirklichkeit war das alles ein bisschen unspektakulärer, aus magischer Sicht jedenfalls.“ Sie sah kurz auf, die Augen des Schwarzhaarigen lagen nach wie vor auf ihr. Florentina ließ den Blick durch den Raum schweifen und räusperte sich. „Der Minotauros war ein altes magisches Wesen, eigentlich sehr friedlich. Minos gelang es, das letzte seiner Art einzufangen und zwang es, für ihn, andere Menschen auf grausame Art und Weise zu töten. Das Labyrinth diente als Gefängnis für den Minotauros. Dädalus und Theseus schlossen sich zusammen, um das arme Tier zu befreien. Ariadne, die Tochter von Minos gelang es hierfür den Faden herzustellen, der nach ihr benannt wurde und mit dessen Hilfe Theseus durch das Labyrinth gelangen konnte. Doch der Minotauros wollte nicht befreit werden, er ertrug es nicht mit der Last seiner Taten weiterzuleben und bat Theseus ihn zu umzubringen. Theseus folgte dem Wunsch des Wesens und floh anschließend mit Ariadne. Ursprünglich sollte Dädalus mit seinem Sohn Ikarus auch mitkommen, doch Minos bekam Wind von ihrer Aktion und hielt die beiden auf. Sie lieferten sich ein Duell und Ikarus, der auf Wunsch seines Vaters mit einem Besen fliehen sollte, wurde von einem Fluch getroffen, der ihn ins Meer stürzen ließ, dort ertrank er. Wie Dädalus es schaffte zu überleben ist nicht bekannt und der Ariadnefaden gilt als verlorener magischer Gegenstand, keiner weiß, was damit passiert ist.“ Florentina zuckte unbeholfen mit den Schultern und wandte ihren Blick schließlich wieder Zabini zu. Er sah nachdenklich drein, den Blick auf den Tisch geheftet.
 

„Und das hat Binns uns alles am Montag erzählt?“ fragte er nach einer Weile und musterte Florentina.

„Ähm…naja…“ sie zögerte und lief rot an. „Nicht ganz so ausführlich…“ gab sie dann zu und rieb sich den Nacken. „Möglicherweise habe ich in der Bibliothek noch ein bisschen was dazu gelesen…“ sagte Florentina leise und lächelte Zabini verlegen an. Dessen Augen zuckten überrascht und wenn man genau hinsah, konnte man einen rosa Schimmer auf den Wangen des Jungen erkennen, denn in diesem Moment durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass das schwarzhaarige Gryffindormädchen verdammt attraktiv war, mit ihren blauen Augen und ihrem schüchternen Lächeln. Doch stets bemüht gemein zu ihr zu sein, einfach weil sie eine Gryffindor war, hatte er diese Tatsache bisher gekonnt ignoriert.
 

Florentina unterdrückte ein Gähnen und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich denke, wir sollten für heute schlussmachen.“

„Gibt es noch mehr von diesen Legenden?“

Überrascht über die plötzlich geweckte Neugierde des Slytherinjungen, hielt Floretina inne ihre Unterlagen zusammenzusuchen und hob den Blick. „Ähm ja, klar. Ganz viele.“ Sie seufzte. „Du solltest wirklich anfangen, in Geschichte der Zauberei zuzuhören.“

Zabini grinste sie an. „Vielleicht.“

Florentina schüttelte den Kopf und hielt ihm ihre Unterlagen hin. „Du kannst sie übers Wochenende haben. Ich bin schon fertig mit dem Aufsatz für Montag. Gib sie mir einfach Mittwoch wieder.“

„Ernsthaft?“ fragte Zabini ungläubig.

Florentina nickte. „Ja.“

„Danke, Prewett.“

Sie packten schweigend ihre Sachen zusammen und Zabini ließ Florentinas Unterlagen zusammen mit seinen eigenen in seiner Tasche verschwinden. An der Tür zum Klassenzimmer blieb er noch einmal stehen und sah sich zu der Schwarzhaarigen um. „Weißt du, wenn Binns so wie du unterrichten würde, würde ich immer zuhören.“

Florentina verharrte in ihrer Bewegung, hob ungläubig den Kopf und sah gerade noch, wie Zabini durch die Tür verschwand. Kurz fragte sie sich, ob er ihr gerade tatsächlich ein Kompliment gemacht oder ob sie das nur geträumt hatte. Sie schüttelte den Kopf. Sie brauchte dringend mehr Schlaf.

 

 

Am Montagmorgen stand Florentina gähnend vor dem Klassenzimmer für Geschichte der Zauberei und wartete zusammen mit Charlie darauf, dass Professor Binns sie einließ. Es war noch recht früh und außer ihnen beiden hatte sich noch niemand vor dem Raum eingefunden. Zur Überraschung beider Gryffindorschüler war ausgerechnet Zabini der nächste der auftauchte, dabei waren die Slytherins sonst grundsätzlich alle spät dran.

Florentina hasste das, vor allem aber hasste sie es, dass sie seit den ZAGs mit den anderen Häusern unterrichtet wurden und sie sich so in jedem Fach mit ein paar Slytherins herumschlagen musste. 

 

Zabini sah sich kurz um und trat dann auf Charlie und Florentina zu. Er kramte in seiner Tasche, während er der Schwarzhaarigen einen flüchtigen Blick zuwarf. „Ich dachte, du willst deine Unterlagen vielleicht schon eher wieder haben.“

Er zog das Pergament aus seiner Tasche und wollte es dem Mädchen reichen, doch in diesem Moment kamen ein paar seiner Mitschüler um die Ecke. „Heee, Will!“ rief ein blonder Junge laut. „Was machste denn bei den Gryffindors?“

Es war offensichtlich, dass Zabini sich augenblicklich unwohl fühlte. Sein Blick huschte unsicher zwischen seinen Hauskameraden und Florentina hin und her, das Pergament noch immer fest in seinen Händen. Kurz warf er der Schwarzhaarigen einen entschuldigenden Blick zu, dann zog er seine Hand zurück und grinste die anderen Slytherins breit an. „Prewett hat ihre Aufzeichnungen verloren. Ich frage mich, was ich damit am besten anstelle.“

„Zabini!“ rief Charlie laut und funkelte den Schwarzhaarigen zornig an. „Gib sie ihr wieder.“ Doch der Slytherinjunge grinste unbeirrt weiter. „Ich denke nicht, Weasley.“

Florentina, die bisher gar nicht reagiert hatte, trat einen Schritt auf Zabini zu und streckte eine Hand aus. „Gib sie mir wieder… bitte,“ sagte sie ruhig.

Zabini sah sie an und kurz leuchtete in seinen Augen ein kurzer Schimmer der Reue auf, ehe er einmal blinzelte, sich zu seinen Kameraden drehte und höhnisch lachte. „Hört ihr, wie sie mich anfleht? Nur wegen ein paar Fetzen Pergament.“

Die anderen Slytherinschüler brachen in lautes Gelächter aus. Ein paar Hufflepuff, die mittlerweile aufgetaucht waren, beobachteten die Szene unbehaglich.

„Vielleicht sollte ich es verbrennen?“ überlegte Zabini laut.

Florentina ballte die Fäuste und lief, vor Wut, rot an. „Wag es nicht, Zabini!“ rief sie zornig. Doch unter den jubelnden Rufen der Slytherin erzeugte Zabini einen Funken mit seinem Zauberstab und setzte das Pergament in Brand.

Neben Florentina zückte Charlie seinen Zauberstab und wollte einen Fluch auf Zabini werfen, doch das schwarzhaarige Mädchen reagierte instinktiv, trat blitzschnell auf den Slytherinjungen zu und rammte ihn die Faust ins Gesicht.
 

„AHHH…“ schrie Zabini und hielt sich die schmerzende Stelle. Florentina stand bebend vor Wut vor ihm und wollte erneut ausholen.

„Was ist hier los?“ quiekte da eine Stimme hinter ihnen und Professor Binns schob sich zwischen den Schülern hindurch.

Schlagartig veränderte sich die Szene. Die Slytherinschüler, die Zabini zuvor angefeuert hatten, sahen unbekümmert fort und taten so, als hätten sie mit all dem nichts zu tun. Charlie ließ seinen Zauberstab sinken und sah mit aufgerissenen Augen zu Professor Binns. Florentina senkte die Faust, Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, die verglühenden Pergamentreste zu ihren Füßen und Zabini setzte eine Miene, wie ein verprügelter Hund, auf. „Professor, sie hat mich einfach geschlagen!“ rief er laut an Binns gewandt.

„Erzähl nicht so ein Scheiß!“ entgegnete Florentina und ihre Wut flammte neu auf.

„Er hat all ihre Aufzeichnungen verbrannt!“ verteidigte Charlie das Verhalten seiner Cousine.

„Ich denke, das klären Sie später besser mit Ihren Hauslehrern! Ich werde Professor Snape und Professor McGonagall darüber informieren. Wir machen jetzt Unterricht,“ quiekte Binns, trat einen Schritt zur Seite und bedeutete seinen Schülern in das Klassenzimmer einzutreten. „Müssen Sie Ihre blutige Lippe behandeln lassen?“ fragte Binns an Zabini gewandt. Dieser ging wütend an Florentina und Charlie vorbei und knurrte: „Geht schon.“

„Schön, schön,“ erwiderte Professor Binns. Nicht weniger wütend dreinblickend folgten Charlie und Florentina dem Slytherinjungen in das Klassenzimmer und suchten sich Plätze möglichst weit weg von ihm.

 

„Was macht deine Hand?“ fragte Charlie leise, während Professor Binns vor der Tafel hin und her schwebte und seinen eintönigen Monolog runterbetete.

Florentina warf einen Blick auf ihre geschwollenen Knöchel, das Halten der Feder bereitete ihr Schmerzen und sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie die Beherrschung verloren hatte. „Tut etwas weh, aber geht schon. Zabini hat Glück, dass ich ihn nicht noch eine verpassen konnte.“ Ihr Blick verfinsterte sich und sie fixierte wütend den schwarzhaarigen Jungen, der missmutig dreinsah und dem immer noch Blut von seiner Lippe tropfte.

Charlie grinste breit. „Netter Schlag übrigens.“

Florentina seufzte. „Bill wäre wohl stolz auf mich.“

„Und ob!“ lachte Charlie leise und Florentina konnte nicht anders, als auch ein wenig zu grinsen.

 

Noch vor dem Mittagessen wurden die drei Unruhestifter von ihren Hauslehrern zusammengerufen. Im Büro von Professor McGonagall erklärten die drei den beiden Hauslehrern was passiert war.

„Bitte sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist, Zabini,“ presste Snape zwischen seinen Zähnen hervor und sah seinen Schüler zornig an.

Der Angesprochene blickte finster drein. „Ich hatte keine andere Wahl“

Florentina schnaubte laut neben ihm. „Du hättest mir die Sachen einfach wiedergeben können!“

„Das reicht!“ rief Professor McGonagall.

„Miss Prewett, Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass ein Faustschlag nicht die angemessene Reaktion auf Mister Zabinis Verhalten war, so unangemessen es auch gewesen ist.“ Professor McGonagall sah Florentina über ihre Brille hinweg ernst an.

„Das stimmt, Professor. Ich hätte Charlie den Fluch aussprechen lassen sollen,“ entgegnete Florentina kühl.

„MISS PREWETT!“ entrüstete sich McGonagall, während Charlie sich ein Lachen nicht verkneifen konnte.

McGonagall schnaubte verärgert. „Nachsitzen, würde ich meinen! Und zwar sowohl für Sie, Miss Prewett, wie auch für Sie…“ sie wandte den Kopf und sah Charlie an. „Mister Weasley. Soweit ich weiß, kann unser Wildhüter ein bisschen Hilfe gut gebrauchen und ein wenig Arbeit, ohne Magie, an der frischen Luft wird Ihnen guttun, sich wieder eines Besseren zu besinnen!“

Sie schloss kurz die Augen, ehe sie sich an Zabini wandte. „Was Sie angeht, Mister Zabini, ist es nicht meine Aufgabe, Sie zu bestrafen. Aber,“ ihre Augen huschten kurz zu Snape. „Ich bin sicher, dass Professor Snape mir zustimmt, dass auch Ihnen ein wenig Arbeit an der frischen Luft nicht schadet.“

Professor Snape sah seine Kollegin mit neutraler Miene an. „Natürlich, Minerva.“

McGonagall nickte zufrieden. „Ich werde Sie drei benachrichtigen, sobald ich mit Hagrid die Details besprochen habe, und jetzt sehen Sie zu, dass Sie verschwinden. Und wehe Ihnen, mir kommen heute noch mehr Beschwerden zu Ohren!“

Schweigend verließen die drei McGonagalls Büro, doch bevor ihre Wege sich trennten, wandte Florentina sich noch einmal an Zabini.

„Du bist echt das Allerletzte,“ zischte sie leise und rauschte mit Charlie davon.

 

Am Mittwochabend wartete Zabini eine ganze Weile vor dem Klassenraum für Zaubertränke auf das schwarzhaarige Gryffindormädchen. Doch nach fast einer Stunde gestand er sich ein, dass sie nicht kommen würde und er es gründlich verbockt hatte.

„Toll gemacht William…“ flüsterte er leise zu sich selbst und starrte finster drein.

Er war so blöd gewesen. Florentina hatte es in den letzten Wochen geschafft, dass er sich im Unterricht wirklich bemühte und sogar seine Hausaufgaben pünktlich machte. Doch am meisten hatte ihn die letzte Nachhilfestunde beeindruckt, als Florentina ihm die Muggellegende erzählt hatte. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, dass Geschichte der Zauberei wirklich gut sein konnte.

Zabini seufzte laut und machte sich auf den Rückweg zu seinem Gemeinschaftsraum. Er hatte es einfach so richtig verbockt, wie so oft und an ihrer Stelle wäre er auch nicht aufgetaucht.

 

Am Freitagabend saß Florentina allein in der Bibliothek und versuchte ein paar ihrer Hausaufgaben zu erledigen. Sie wollte möglichst viel schaffen, da am nächsten Tag ein Besuch in Hogsmeade Anstand, wofür sogar das Quidditchtraining ausfiel, und außerdem am Abend das Halloweenfest stattfinden würde.

Doch ärgerlicherweise schweiften ihre Gedanken immer wieder zu dem Slytherinjungen. Obwohl er es nicht anders verdient hatte, hatte Florentina ein schlechtes Gewissen, dass sie die Nachhilfe mit Zabini einfach ausfallen ließ. Nicht nur, dass er wohlmöglich seine Prüfungen nicht schaffte, sie ließ auch die Chance ungenutzt ihrer Mutter finanziell unter die Arme zu greifen und ein bisschen Geld an ihre Tante und ihren Onkel zurückzuzahlen.

Florentina seufzte und lehnte sich weit über ihr Buch für Zaubertränke. Der Aufsatz für Snape hatte es wirklich in sich und sie konnte es sich nicht leisten, dabei unkonzentriert zu sein. Doch ein dunkler Schatten legte sich über ihre Buchseite, sodass sie nicht genau lesen konnte, was es mit der Affodillwurzel auf sich hatte. Das Mädchen grummelte und sah verärgert auf. Sie wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie erkannte, dass Zabini vor ihr stand.

„Darf ich?“ fragte der Slytherinjunge leise.

„Hast du keine Angst, dass dich jemand sehen und dann denken könnte, du würdest dich mit einer Gryffindor gut verstehen?“ entgegnete Florentina bissig. Doch da sich das Mädchen einen winzigen Tisch in der hintersten Ecke des freizugänglichen Bereiches zum Arbeiten gesichert hatte, war es recht unwahrscheinlich, dass zufällig jemand vorbeikam.

 

Zabini sah Florentina mit einem schuldbewussten Blick aus seinen grünen Augen heraus an. „Florentina…“ begann er leise. Die Angesprochene sah überrascht drein, ihren Vornamen hatte der Schwarzhaarige noch nie benutzt.

„Es tut mir leid, okay?“ fuhr er fort und senkte den Blick.

Florentina schnaubte verächtlich. „Und ich soll dir jetzt einfach so verzeihen? Du hast meine gesamten Aufzeichnungen verbrannt.“

Sie schüttelte den Kopf. Sie würde hart bleiben und nicht auf seine Schönlingsmasche hereinfallen.

„Nein, das erwarte ich gar nicht,“ antwortete Zabini und sah wieder auf. „Ich wollte dir nur etwas geben.“

Er hob seine Tasche auf den Schoß, öffnete sie und kramte darin herum. Schließlich zog er einen Stapel Pergament heraus und reichte ihn ihr.

„Hier. Ich hatte deine Aufzeichnungen bereits komplett abgeschrieben, die wollte ich dir nur geben.“

Überrascht nahm Florentina den Stapel Pergament entgegen. Zabini stand auf. „Also dann, schönes Wochenende, oder so.“ Dann ging er fort, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

Florentina blätterte den Stapel Pergament durch und stellte fest, dass es tatsächlich ihre sämtlichen Mitschriften waren, Wort für Wort. Nachdenklich starrte sie auf die Stelle, an der Zabini eben hinter einem der Regale verschwunden war. Irgendwann seufzte Florentina, klappte ihr Buch zu und machte sich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum, dieser Tag war definitiv für sie gelaufen.

 

Am nächsten Morgen erwachte Florentina schon früh, sie nutzte die Zeit, um in Ruhe duschen zu gehen, ehe sie sich auf den Weg in die Große Halle zum Frühstück machte. Charlie saß bereits mit seinen Brüdern Percy, Fred und Georg auf den Bänken. Neben den Zwillingen hatte ihr Klassenkamerad Lee Jordan Platzgenommen.

„Bringst du uns was von Zonkos mit?“ riefen die Zwillinge aufgeregt, als das schwarzhaarige Mädchen sich neben Charlie fallen ließ.

„Vergesst es,“ antwortete Percy an Florentinas Stelle. „Florentina weiß, dass ihr damit nur Unsinn anstellt.“

„Sorry Jungs,“ sagte Florentina schulterzuckend. Doch in einem unbeobachteten Moment streckte sie den Daumen nach oben und zwinkerte den Zwillingen zu. Die beiden sprangen fröhlich lachend auf und riefen: „Bis später!“

 

„Das hab ich gesehen,“ sagte Charlie, als er neben Florentina den Weg ins Dorf hinablief.

„Was denn?“ entgegnete seine Cousine unbekümmert.

Charlie lachte: „Ach komm, mir ist das doch egal.“

Florentina fing an zu grinsen. „Muss Percy ja nicht wissen.“

Charlie nickte. „Von mir jedenfalls nicht.“

Die Schwarzhaarige verschränkte ihre Arme hinter dem Kopf und lächelte Charlie an. „Und? Gehst du heute auf ein Date?“

„Nee. Mit Mädchen hab ich es doch nicht so…“ er hielt kurz inne und dachte nach. „Oder sie nicht mit mir, wer weiß das schon so genau.“

Florentina lachte. „Na vielleicht liegt das an deiner Vorliebe zu den feuerspuckenden, schuppenbesetzten Tieren.“

Charlie grinste verlegen und ein rosa Schimmer legte sich auf seine Wangen. „Ich weiß gar nicht, was du meinst.“
 

In Hogsmeade besuchten Cousine und Cousin zunächst den Honigtopf, ehe sie anschließend bei Zonkos Halt machten. Florentina kaufte ordentlich für die Zwillinge ein und ließ die Sachen in ihrer Tasche verschwinden. Charlie wollte anschließend in den Federladen, doch die Schwarzhaarige wollte noch kurz bei Derwisch und Banges vorbei, schon mal Ausschau nach einem Geburtstagsgeschenk für Charlie halten. Außerdem hatte auch Tonks bald Geburtstag und auch wenn die Schwarzhaarige schon ein paar Stinkbomben bei Zonkos für ihre Freundin gekauft hatte, wollte sie noch einen Satz neue Koboldsteine dazu verschenken.

 

Also trennten Charlie und Florentina sich und verabredeten sich für später in den Drei Besen, ehe sie gemeinsam zurück zur Schule wollten.

Florentina schlenderte durch die Regale des Ladens, überlegte, nahm verschiedene Gläser in die Hand und musterte die verschiedenen Objekte darin eingehend, als sie jemand unsanft anrempelte.

„Autsch!“ rief Florentina und blickte auf ihre Hände hinab. Heiße, rote Flüssigkeit hatte sich, aus dem Glas, das sie in der Hand hielt, über ihre Haut ergossen. „Geht’s noch?“

„Entschuldige,“ murmelte der schwarzhaarige Junge und wollte schnell weiter, doch als er das Mädchen erkannte, blieb er stehen. „Oh…“

„War ja klar…“ entgegnete Florentina, sah missmutig drein und versuchte das klebrige Zeug von ihren Händen abzuschütteln.  „Wer sonst sollte mir den Tag versauen?“

Zabini sah sich unschlüssig um, dann holte er ein Taschentuch hervor und hielt es dem Mädchen hin. „Hier, versuch mal, es damit abzuwischen.“

„Fantastische Idee,“ entgegnete Florentina augenrollend, nahm Zabini aber das Tuch ab und versuchte wenigstens ein bisschen der roten Masse abzubekommen. Doch wie sie vermutet hatte, tat sich durch das Abwischen gar nichts und sie stand weiterhin mit roten Händen da.

Zabini zog die Stirn kraus. „Schätze ohne Wasser wird das nichts.“

„Ach was.“ Entgegnete Florentina kühl und schenkte ihm einen geringschätzigen Blick. Zabini sah sich um, griff nach Florentinas Arm und zerrte sie mit sich. „Komm. Dahinten gibt’s bestimmt irgendwo ein Waschbecken.“

Als das Mädchen sah, dass Zabini den hinteren Bereich des Ladens ansteuerte, wehrte sie sich gegen seinen Griff.

„Da dürfen wir nicht rein!“ sagte sie und zeigte auf ein Schild, dass den Mitarbeiterbereich vom Öffentlichen trennte. Doch der Slytherinjunge ignorierte ihre Einwände und zog sie einfach mit sich. Sie gingen eine Treppe hinunter, direkt in den dunklen Keller.

„Zabini…“ sagte Florentina leise. „Ich glaube nicht, dass es hier Wasser gibt. Außerdem sollten wir nicht hier sein.“

„Stell dich nicht so an,“ sagte der Schwarzhaarige, betrat das Kellergewölbe und sah sich um. „Ha!“ rief er und steuerte auf eine Ecke zu, in der sich tatsächlich ein Waschbecken befand.

 

Florentina wusch sich gründlich die Hände, während Zabini sich in dem Gewölbe umsah.

„Wow!“ Zabini pfiff beeindruckt durch seine Zähne. „Der alte Quince versteckt hier aber allerhand Zeug!“

Das Gryffindormädchen trocknete sich die Hände ab und sah sich um. Zabini war hinter einem der Regale verschwunden.

„Zabini!?“ rief sie leise in den Raum hinein. „Meine Hände sind wieder sauber, wir sollten gehen.“

„Quatsch!“ kam es aus einer der Regalreihen. Florentina zögerte, dann ging sie in die Richtung, aus der Zabinis Stimme erklang. Sie betrachtete neugierig die Regale.

„Die sind oben aber nicht ausgestellt,“ stellte sie fest und blieb vor einem der Regalreihen stehen.

„Nee, Quince scheint hier einen Ausstellungsraum für speziellere Kunden zu haben.“

„Lumos,“ murmelte Florentina leise, ließ ihren Zauberstab aufleuchten und besah sich die oberen Regale, die zuvor im Dunkel gelegen hatten. Erschrocken quiekte sie laut auf, ließ ihren Zauberstab fallen, der sofort erlosch.

Zabini trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Mund.

„Pssst!“ sagte er leise und lockerte den Griff um Florentinas Mund. Im selben Moment hörte man Schritte aus der Ferne.

 

„Ist hier jemand?“ rief eine Stimme in das Gewölbe hinein.

Die beiden verhielten sich mucksmäuschenstill, bis die Person den Keller wieder verließ.

„Was war das denn?“ fragte Zabini leise und sah Florentina wütend an.

„Tut mir leid,“ antwortete das Mädchen. Aber aus einem der Gläser starrten mir Augen entgegen. Menschliche Augen.“ Sie hielt kurz inne und sah sich nach ihrem Zauberstab um. „Ich glaube der alte Quince handelt mit verbotenen Zaubertrankzutaten und magischen Gegenständen,“ sagte Florentina, während sie ihren Zauberstab weitersuchte.

Zabini erblickte den Zauberstab, bückte sich und musste halb unter eines der Regale kriechen, um mit den Fingern an das Stück Holz zu gelangen. Schließlich ertasteten seine Finger das Objekt und er schloss es fest in seiner Hand ein, während er unter dem Regal hervorkroch.

„Hab ihn!“ rief Zabini euphorisch zeitgleich ertönte ein lautes Rumpeln. Er sah sich um, von Florentina war nichts zu sehen.

„Hallo?“ rief er leise in den dunklen Raum hinein.

„Ich bin hier unten!“ rief Florentina von weit weg und hustete. „Gott, ist das staubig hier.“

„Lumos,“ murmelte Zabini und ließ seinen eigenen Zauberstab aufleuchten. Vor ihm erstreckte sich mit einem Mal ein schwarzes Loch im Boden. Ganz offensichtlich eine Falltür, durch die Florentina soeben durchgefallen war. Zabini hielt den Zauberstab in das Loch. „Geht’s dir gut?“

„Geht schon! Aber ich komme hier nicht wieder raus, glaube ich.“

„Warte mal, ich gucke, ob ich dir irgendwie helfen kann.“

„Oh, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich hier nicht zurücklassen würdest. Danke!“ entgegnete Florentina und wartete.

 

Erneut erklangen Schritte, die sich dem Kellergewölbe näherten und da Zabini keine bessere Idee hatte, tat er das Einzige, was ihm gerade einfiel.

„Achtung! Ich komm zu dir runter!“ rief er und ehe das Mädchen reagieren konnte, hatte er sich schon durch das dunkle Loch im Boden fallen lassen. Dummerweise hatte sie auch keine Zeit gehabt zur Seite zu treten, sodass der Schwarzhaarige sie bei seiner Landung mit zu Boden riss.

„Auu…“ stöhnte Florentina leise und war irritiert über das Gewicht, das plötzlich auf ihr lastete. Zabini hob den Zauberstabarm und spendete so ein wenig Licht. Er war auf ihr gelandet und sie lagen beinahe Nase an Nase. Der Slytherinjunge suchte den Blick des Mädchens.

„Alles okay?“ fragte er leise und dem Mädchen schlug ein angenehmer Zitronenduft entgegen.

„J-ja…“ antwortete Florentina und spürte, wie ihr merklich wärmer wurde, sich der Nähe des Jungen nur allzu bewusst. Seine grünen Augen reflektierten das Zauberstablicht und leuchteten förmlich in der Dunkelheit.

Florentinas Herzschlag beschleunigte sich und ihre Wangen färbten sich rot. Dieser verdammte Zabini…  dachte sie. Warum muss er auch so gut aussehen?

Doch Zabini erging es nicht viel anders, als er in das Blau von Florentinas Augen sah, die ihn wie ein Saphir anstrahlten.

„Kannst du nicht aufpassen, wo du hinfällst?“ fragte Florentina bissig.

 

Doch Zabini bekam keine Gelegenheit zu antworten, über ihren Köpfen ertönte ein lautes „Klick“ und mit einem Blick an die Decke stellten sie fest, dass die Falltür sich von allein wieder geschlossen hatte.

Wieder in der Realität angekommen sagte Florentina leise: „Na prima.“

Zabini räusperte sich, stützte sich mit den Händen neben dem Mädchen auf dem Boden ab und hievte sich hoch. Er streckte Florentina seine freie Hand entgegen, sie ergriff sie und er half ihr auf die Füße.

„Danke,“ murmelte sie leise.

Zabini nickte stumm und hielt Florentina ihren Zauberstab entgegen.

„Lumos,“ murmelte die Schwarzhaarige und gemeinsam erhellten sie das Loch, in das sie gefallen waren.

„Tja, ich schätze, da kommen wir nicht mehr hoch,“ sagte Zabini, den Blick auf die geschlossene Falltür gerichtet.

„Wohl nicht,“ entgegnete die Schwarzhaarige und sah sich in der Umgebung um. „Aber ich glaube wir sind in einer Art Geheimgang gelandet. Schau mal.“

Zabini drehte sich um und starrte in einen dunklen Gang. „Ich weiß ja nicht,“ murmelte er leise.

„Haben wir eine andere Wahl?“ entgegnete Florentina und warf dem Slytherinjungen einen fragenden Blick zu.

Zabini seufzte. „Na schön.“

Die Geschichte von Schlange und Löwe

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinanderher, während ihre Zauberstäbe in die Dunkelheit leuchteten und spärlich den steinigen Tunnel beleuchteten.

„Was meinst du, was der alte Quince mit dem ganzen Zeug anstellt?“ fragte Zabini irgendwann.

Florentina zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das wirklich wissen will. Aber es sah mir nicht nach normalen magischen Gegenständen aus. Noch viel weniger will ich wissen, wo er das ganze Zeug herhat.“

„Bist du sicher, dass es menschliche Augen waren? Nicht vielleicht doch von einem Tier?“

„Ich weiß, was ich gesehen habe, Zabini,“ entgegnete Florentina hitzig.

„Schon gut. War ja nur ne Frage.“

Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und bekam ein schlechtes Gewissen. Sie war es so gewohnt, mit Zabini zu streiten, dass sie kaum anders reagieren konnte.

„Tut mir leid,“ seufzte sie. „Vielleicht irre ich mich auch, und sie stammen von einem Tier.“

Zabini zog einen Mundwinkel nach oben.

„Prewett entschuldigt sich, dass ich das noch erleben darf,“ sagte er höhnisch.

Sofort verfinsterte sich Florentinas Gesichtsausdruck. „Gewöhn dich lieber nicht daran.“

 

Die beiden Hogwartsschüler verfielen wieder in Schweigen, während sie dem Weg weiter folgten, der kein Ende zu nehmen schien. Dann teilte sich der Weg unerwarteter Weise und die beiden blieben stehen, unschlüssig, welchem Pfad sie folgen sollten.

„Links oder rechts?“ fragte Zabini leise und sah zu dem Mädchen.

„Keine Ahnung…“

„Was meinst du wo die Wege hinführen?“

Florentina schwieg, dachte nach, legte dann den Zauberstab auf ihre flache Hand. „Weise mir den Weg,“ sagte sie leise und sah zu, wie der Zauberstab begann sich zu drehen.

„Was…?“ begann der Slytherinjunge doch in dem Moment verharrte der Zauberstab und zeigte mit der Spitze in eine Richtung.

„Das ist der Vier-Punkte-Zauber. Ganz nützlich. Er verwandelt den Zauberstab in eine Art Kompass.“

„Das heißt die Spitze zeigt nach Norden?“ fragte Zabini neugierig.

Florentina nickte. „Ja. Und wenn da Norden ist,“ sie zeigte mit der Hand in die Richtung, in die der Zauberstab wies.

„führt der Weg,“ ihre Hand bewegte sich, bis ihr Finger auf eine der Abzweigungen zeigte.

„nach Osten. Im Osten von Hogsmeade liegt Hogwarts. Wir könnten also Glück haben und in der Nähe des Schlosses rauskommen, wenn wir dem Weg folgen.“

„Und wenn wir kein Glück haben?“

„Tja…“ Florentina zuckte mit den Schultern. „Dann habe ich leider keine Ahnung, wo wir landen. Aber wenn wir dem anderen Weg folgen, kommen wir ziemlich sicher irgendwo im Verbotenen Wald an. Darauf würde ich lieber verzichten.“

Zabini nickte. „In Ordnung. Auf den Wald verzichte ich auch lieber. Also der rechte Weg.“

Florentina schlang die Finger wieder fest um ihren Zauberstab und hielt ihn in die Höhe, damit er wieder Licht auf die Umgebung werfen konnte. Die beiden setzten sich in Bewegung.

 

„Ist ein bisschen gruselig, oder?“ fragte Zabini, dem die Stille zwischen ihnen langsam unangenehm wurde.

Das Mädchen grinste. „Passt doch ganz gut zu Halloween.“

Der Slytherinjunge verdrehte die Augen. „Euch Gryffindors versteh ich wirklich nicht.“

„Der Angst immer mutig ins Auge blicken!“

„Als du im Keller vor dem Regal gekreischt hast, klang das aber anders.“

„HEY!“ Florentina stieß Zabini ihren Ellenbogen in die Seite.

„Aua!“ sagte dieser entrüstet und warf dem Mädchen einen Seitenblick zu, ein breites Grinsen auf den Lippen.

Auf Florentinas Lippen legte sich ebenfalls ein Lächeln. „Entschuldigung übrigens, für deine kaputte Lippe.“

Zabini zog überrascht die Augenbrauen hoch und hob seine freie Hand an seinen Mund, tastete vorsichtig mit einem Finger an seiner Lippe entlang, wo sich noch immer eine kleine Borke befand.

„Schon gut,“ sagte er leise. „Ich hatte es nicht anders verdient.“

„Schön, dass du es einsiehst.“

„War nen netter Schlag.“

„Danke.“

Florentina blieb stehen und sah Zabini an, der kurz darauf ebenfalls anhielt und das Mädchen mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Was ist?“

Die Schwarzhaarige zögerte, schüttelte dann den Kopf. „Ach nichts.“

„Komm schon, sag es einfach. Ich werd‘s schon verkraften.“

„Ich frag mich nur, warum du immer so gemein bist? Eigentlich bist du doch gar nicht so…“ sagte Florentina zögerlich.

„Wer sagt, dass ich das nicht bin?“ Zabini lächelte, doch in seinen Augen leuchtete ein trauriger Schimmer auf.

„Naja…“ Das Mädchen räusperte sich verlegen. „…du hast letztens einer Mitschülerin was aufgehoben und bist hinter ihr her, weil sie es nicht bemerkt hatte. Und einmal hab ich gesehen, wie du einen kleinen Jungen getröstet hast, und…“

Florentina hielt inne und sah zu Zabini auf, der näher zu ihr getreten war. Kurz fragte sie sich, ob er schon immer so groß gewesen war, doch der intensive Blick des Jungen vertrieb jegliche Gedanken aus ihrem Kopf. Wieder schlug ihr ein Hauch von Zitrone entgegen, zusammen mit etwas herberem. Sie sog den Duft ein, was Zabini mit einem höhnischen Grinsen zur Kenntnis nahm. 

 

„Beobachtest du mich etwa?“ fragte Zabini leise.

„Ich…was?“ ein rosa Schimmer legte sich auf Florentinas Wangen.

„Warum sollte ich dich beobachten, Zabini?“ fragte Florentina bemüht neutral, während sie seinem Blick weiter standhielt. „Wir sind im selben Jahrgang, ich bekomme zwangsläufig mehr von dir mit, als mir lieb ist.“

Der Junge zog seine Augenbrauen zusammen und suchte in den blauen Augen des Mädchens nach der Wahrheit, doch sie war gut darin, keine Regung zu zeigen. Sie verharrten noch einen kurzen Moment in dieser Position, dann trat Zabini einen Schritt zurück.

„Will…bitte,“ sagte der Junge leise und ließ seinen Zauberstabarm etwas sinken, sodass sein Gesicht im Halbdunkeln lag.

„Wie bitte?“ fragte Florentina nach, sicher, sich verhört zu haben.

„Ich hasse es, wenn man mich Zabini nennt. Das ist der Name einer meiner Stiefväter, nicht meiner.“

Überrascht über die Offenheit ihres Gegenübers ließ Florentina ebenfalls den Zauberstabarm sinken, sodass die Lichter nur noch den Boden zu ihren Füßen beleuchteten.

„Oh…“ sagte sie leise. „Das wusste ich nicht.“

„Woher auch?“

„Aber deine Mutter heißt auch Zabini, oder nicht?“

„Ja.“ Der Schwarzhaarige hob den Zauberstab, drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung. „Noch jedenfalls. Bis sie wieder heiratet und mein Bruder und ich einen neuen Stiefvater bekommen. Oder sie behält den Namen wieder. Ihr gefällt Zabini.“

Florentina lief eilig hinter dem Jungen her. „Das heißt…?“ setzte sie zögerlich an, traute sich aber nicht, die Frage zu beenden. Zabini fuhr ruckartig herum, den Zauberstab hoch erhoben und Florentina lief geradewegs in ihn hinein. Er packte sie am Arm und verhinderte so, dass sie von ihm abprallte und rücklings zu Boden fiel.

 

„Das heißt, dass mein leiblicher Vater tot ist, ebenso der leibliche Vater meines Bruders und Theodor Zabini, dessen Namen wir tragen. Und der arme Kerl, den sie jetzt an der Angel hat, wird es wohl auch nicht mehr lange machen, wenn sie erst verheiratet sind.“ Seine Stimme war fest und seine Augen zeigten keine Regung, doch der Griff, mit dem er Florentina festhielt, schnürte ihr förmlich das Blut ab und tat weh. Als er es bemerkte, löste er seine verkrampften Finger und ließ sofort von dem Mädchen ab.

„Tut mir leid,“ sagte er leise und ließ seine Schultern hängen.

„Mein Vater ist auch tot,“ entgegnete Florentina.

„Man lernt mit dem Schmerz zu leben, aber er wird nie weggehen,“ sagte sie sanft und schenkte dem Jungen ein trauriges Lächeln. „Es ist okay, so zu fühlen.“

„Nox,“ murmelte Zabini, löschte seinen Zauberstab und ließ die Hand sinken. Tränen hatten sich in seinen Augenwinkeln gesammelt und er ertrug den Gedanken nicht, dass das schwarzhaarige Mädchen dies bemerkte. Zu groß war seine Angst, dass sie ihn damit aufziehen würde, er hatte ohnehin schon zu viel erzählt.

„Tja, das sieht meine Mutter allerdings anders,“ sagte Zabini, bemüht darum die Fassung nicht zu verlieren.

„Nox,“ sagte auch Florentina leise und ließ die Hand sinken, akzeptierte, dass Zabini einen Moment brauchte.

 

„Hör mal…“ sagte Florentina irgendwann in die Dunkelheit hinein, nachdem sie eine ganze Weile still dagestanden hatten.

„Ich weiß nicht, ob die Gerüchte über deine Mutter stimmen, und es geht mich auch nichts an. Mag ja sein, dass deine Mutter keine Gefühle mehr zu deinem verstorbenen Vater hegt, oder nie wirklich welche für ihn hatte. Aber das gibt ihr nicht das Recht, dir deine Gefühle für ihn abzusprechen. Er war schließlich dein Vater.“

„Ich kannte ihn kaum…“

„Das ist doch egal. Deswegen kannst du ihn trotzdem lieben und vermissen. Ich war auch erst acht Jahre alt, als mein Vater von Du-weißt-schon-wem ermordet wurde und ehrlich gesagt ist es dadurch nur noch viel schlimmer, weil da permanent die Gedanken sind, wie es sein könnte, wenn er noch da wäre. Vor allem, wenn ich andere mit ihren Vätern sehe.“

Wieder breitete sich eine Stille zwischen den beiden aus, bis Florentina ihren Zauberstab hob und wieder aufleuchten ließ. „Lumos.“

„Lass uns weitergehen, sonst hängen wir hier noch ewig fest.“

Zabini sagte nichts, ließ seinen eignen Zauberstab aber ebenfalls aufleuchten und folgte dem Mädchen.

 

„Ist das der Grund, warum ihr so wenig Geld habt?“ fragte Zabini schließlich und betrachtete den Rücken des Mädchens. Der Weg war mittlerweile schmaler und steiler geworden und bot nicht mehr ausreichend Platz, um nebeneinander herzulaufen.

Die Schultern des Mädchens versteiften sich offensichtlich, doch sie antwortete trotzdem. „Ja,“ sagte sie knapp, seufzte dann und setzte erneut an: „Meine Mutter hat durch den Tod meines Vaters ihre Zauberkräfte verloren. Dadurch kann sie ihren Job nicht mehr ausführen.“

„Was? Sowas geht?“ fragte Zabini überrascht.

„Im St. Mungo haben sie uns gesagt, dass sowas passieren kann, wenn man emotional zu sehr erschüttert wird.“

„Und sie hat ihre Kräfte nie wiederbekommen?“

Florentina schüttelte den Kopf. „Sie hat den Tod meines Vaters nie richtig verkraftet. Eine Weile konnten wir von dem Ersparten meiner Eltern leben aber nach zwei Jahren war fast alles aufgebraucht und meiner Mutter blieb nichts anderes übrig, als einen Job in der Muggelwelt anzunehmen. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass sie sich in der Muggelwelt sehr unwohl fühlt. Sie verliert andauernd eine Anstellung, findet eine Neue, die meist noch schlechter bezahlt wird als die vorangegangene und das bisschen Geld, was dabei rumkommt, steckt sie meistens in Alkohol.“

Florentina holte tief Luft, hielt sie einen Moment an und atmete dann laut aus.

„Ich geh in den Ferien selbst in der Muggelwelt Jobben, um wenigstens die nötigsten Rechnungen bezahlen zu können…und um ein bisschen Geld zu haben…“

„Oh…“ war alles, was Zabini sagte, als er merkte, dass Florentina nicht mehr weitersprach. Nicht gerade geistreich, doch ihm fiel in dem Moment nichts besseres ein. Er starrte weiter auf den Rücken des Mädchens und ging, in Gedanken versunken, hinter ihr her.

 

Der Weg wurde noch steiler und Florentina stützte sich mit der freien Hand auf dem Boden ab, fühlte sich zunehmend unwohler in dem immer enger werdenden Tunnel. Dann verharrte sie und sah auf. „Hier geht’s nicht weiter.“

„Was?“

„Hier ist sowas wie eine Falltür.“

Sie drehte sich zu Zabini um und gab ihm ihren Zauberstab. „Leuchte mal. Ich versuch sie zu öffnen.“

Der Junge hob seine Hand, die beide Zauberstäbe hielt, so hoch wie es ging und Florentina stemmte sich mit beiden Händen und ihrer Schulter gegen den verschlossenen Durchgang.

„Da passiert nichts…“ presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.  Sie streckte ihre Hand nach unten, ließ sich von Zabini den Zauberstab zurückgeben und hob das Licht an, sodass sie bessere Sicht hatte. „Es scheint tatsächlich eine Falltür zu sein.“

„Alohomora,“ murmelte sie leise und tippte mit dem Zauberstab gegen das Holz.

„Aber sie will einfach nicht aufgehen,“ informierte sie den Jungen.

„Kennst du keinen Zauberspruch?“ fragte Zabini genervt. „Du weißt doch sonst für alles einen.“

„Oh haha…“ Das Gryffindormädchen dachte angestrengt nach. „Ich könnte die Falltür in die Luft sprengen, aber möglicherweise sprenge ich dann noch mehr weg und wir kommen hier nie wieder raus.“

„Ganz toll.“

„Schlag du doch was vor,“ sagte Florentina gereizt und sah zu Zabini hinab, der auf dem schrägen Weg mehr unter als hinter ihr verharrte.

„Lass mich mal versuchen,“ sagte der Slytherinjunge, löschte seinen Zauberstab und versuchte an Florentina vorbeizuklettern. Das Mädchen hielt den Arm mit ihrem leuchtenden Zauberstab möglichst hoch und versuchte sich, so weit wie es ging, an die Wand zu drücken, während Zabini neben sie kletterte. Der Weg war so schmal, dass er seinen Körper an ihren Pressen musste, damit die beiden aneinander vorbeikamen. „Sorry,“ murmelte er leise, verharrte einen kurzen Moment, als sie sich auf Augenhöhe befanden und ihre Nasen sich fast berührten.

 

Seine Haut fing an zu kribbeln, als ihr Atem seine Wange kitzelte. Sie roch ein bisschen nach Blaubeere und irgendwie mochte er diesen Geruch, das irritierte ihn.

Zwar war er schon mit vielen Mädchen ausgegangen und der ein oder anderen war er auch nähergekommen, doch eine solche Reaktion war völlig neu für ihn und er musste sich eingestehen, dass ihn das Mädchen mit den strahlendblauen Augen faszinierte. Mehr noch, irgendwas hatte ihn dazu gebracht ihr von seinem Vater zu erzählen. Das hatte er bisher bei niemanden getan.

Zabini blinzelte schnell, räusperte sich und drückte sich dann weiter an ihr vorbei, während sie den Weg ein wenig nach unten rutschte, um ihm Platz zu machen.

Der Junge drückte sich mit aller Kraft gegen das Holz, bis es schließlich mit einem Ächzen nachgab.

„Ich hab’s!“ rief Zabini, zog seinen Zauberstab und leuchtete durch die Falltür. Dahinter verbarg sich eine kurze Leiter.

„Geht es da endlich raus?“ fragte Florentina und versuchte einen Blick nach oben zu erhaschen.

„Hier ist ne Leiter, aber die hat nur 4 Sprossen. Ich guck mal, was danach kommt.“

Er steckte den Zauberstab zwischen seine Zähne und erklomm mühelos die Leiter. Oben angekommen, drückte er gegen harten Stein, der nachgab und sich etwas bewegte.

Zabini drückte den Stein wie eine Art Deckel auf und blinzelte in einen hell erleuchteten Gang.

„Ich glaube wir sind im Schloss,“ sagte er nach unten an Florentina gewandt und machte sich dann dran endgültig aus dem Tunnel zu klettern.

Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass er gerade aus einer Steinfigur geklettert war, dann beugte er sich über den Steinrand und streckte Florentina, die mittlerweile die ersten Sprossen der Leiter hinaufkletterte, eine Hand entgegen.

 

Das Mädchen ergriff die Hand und ließ sich von Zabini aus der Figur helfen.

„Danke,“ sagte sie und klopfte ein wenig Staub von ihren Klamotten. Sie richtete sich auf und sah sich um. „OH,“ sagte sie, als sie erkannte, wo sie sich befanden. „Wir sind im fünften Stock, an der Figur von Gregor dem Kriecher bin ich schon öfter vorbeigekommen.“

Zabini schüttelte lächelnd den Kopf. „War ja klar, dass du auch noch weißt, wer dieser merkwürdige Kauz ist.“

Florentina streckte ihm die Zunge raus, versuchte so ihre Verlegenheit und rosa angelaufenen Wangen zu überspielen. Zabini war es natürlich trotzdem aufgefallen, normalerweise hätte er die Chance ergriffen und sie weiter aufgezogen, doch er beließ es einfach dabei, schob seine Hände in die Hosentaschen und schenkte dem Mädchen ein Lächeln.

„Also,“ begann er unschlüssig. „Schätze, man sieht sich dann!?“

Florentina schob ihren Zauberstab in eine ihrer Taschen, hob den Kopf und lächelte. „Mittwoch, würde ich sagen.“

Zabinis Augenbrauen fuhren überrascht nach oben. „Wir machen weiter mit der Nachhilfe?“

Das Mädchen zuckte mit den Schultern und setzte eine neutrale Miene auf. „Wie du weißt, brauche ich das Geld.“

Zabinis Mundwinkel sanken augenblicklich nach unten und er sah Florentina missmutig an. „Klar. Na dann, bis Mittwoch.“

„Außerdem, habe ich mich daran gewöhnt, dich so oft zu sehen, Will.“ Fügte Florentina schnell hinzu und lächelte sanft. Zabinis Blick erhellte sich schlagartig, doch ehe er etwas entgegnen konnte, war das schwarzhaarige Gryffindormädchen ohne ein weiteres Wort davongerauscht.

Er schüttelte den Kopf, grinste und machte sich dann in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg zu den Kerkern.

 

 

Florentina lief zügig durch die Gänge und achtete darauf, den Lehrern aus dem Weg zu gehen. Sie vermutete einen komischen Anblick abzugeben. Zabini war mit Staub und Dreck überdeckt gewesen und sie ahnte, selbst auch nicht besser auszusehen.

„Drachenleber,“ nannte Florentina das Passwort, als sie vor der Fetten Dame stand. Das Porträt nickte, schwang zu Seite und gab den Blick auf den Gryffindor-Gemeinschaftsraum frei.

Florentina kletterte eilig hindurch und stapfte zu ihren Cousins hinüber, die alle gemeinsam in einer der Sitzecken saßen. Percy war in ein Buch vertieft, während Charlie eine Runde Zauberschach mit George spielte und Fred zusah.

Als Charlie seine Cousine erblickte, stand er auf und sah sie neugierig an. „Wo bist du gewesen? Ich habe eine Ewigkeit auf dich in den Drei Besen gewartet.“

„Sorry,“ entgegnete Florentina, kramte in ihrer Umhängetasche und stellte einen Beutel neben George ab. „Hier, für euch.“

Die Zwillinge jubelten begeistert. Sofort war das Schachspiel vergessen und sie eilten davon. Percy warf seiner Cousine einen missbilligenden Blick zu. „Wenn Mom das erfährt, wird sie nicht begeistert sein.“

Florentina lächelte Percy an. „Na, dann erzähl es ihr doch einfach nicht, Percy.“

Der Rothaarige schürzte die Lippen, widmete sich dann wieder seinem Buch.

„Also, wo bist du gewesen?“ fragte Charlie erneut und musterte das Mädchen von oben bis unten. „Du siehst aus, als wärst du durch irgendwelche Drecklöcher gekrochen.“

„Fast.“ Sagte Florentina und seufzte.

„Ich geh erst duschen, ja?“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist fast Zeit fürs Festessen und ich habe wirklich wirklich Hunger.“

„In Ordnung,“ entgegnete Charlie, trat einen Schritt zur Seite und machte ihr so den Weg zu den Schlafsälen frei.

„Danke,“ sagte Florentina lächelnd und ging.

 

Später beim Festessen erzählte Florentina Charlie ganz genau, was alles passiert war, sogar, dass sie fand, dass Zabini gut roch. Vor Charlie hatte sie keine Geheimnisse, er war nicht nur ihr Cousin, sondern auch ihr bester Freund und sie wusste, er würde sie nicht auslachen, egal, was er selbst davon hielt.

„Und du meinst, der alte Quince handelt mit illegalen Sachen?“ fragte Charlie leise, als Florentina ihre Erzählung beendet hatte.

Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ausschließen würde ich es jedenfalls nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass das Geschäft mit magischen Gegenständen nicht so floriert, wenn keine Schüler im Dorf sind.“

„Hm…“ Charlie sah nachdenklich durch die große Halle. „Vielleicht hast du Recht. Das würde auch eine Aussage von Hagrid heute in den Drei Besen erklären.“

Florentina zog eine Augenbraue hoch und sah ihren Cousin misstrauisch an. „Du hast dich mit Hagrid getroffen und ich dachte du wärst vor Sorge fast gestorben?“

Ertappt liefen Charlies Ohren rot an. „Naja weißt du…“ begann er verlegen. „Hagrid war allein und da hab ich mich zu ihm an den Tisch gesetzt. Irgendwann kam dann noch ein Bekannter, der mit Drachen arbeitet, …“

Florentina fing an zu Lachen. „Und wann hast du gemerkt, dass ich nicht mehr komme?“

Charlie rieb sich den Nacken und lächelte verlegen. „Später, als ich es hätte merken sollen.“ Das Mädchen schüttelte grinsend den Kopf. „Du und deine Drachen.“

„Meinst du, wir müssen jemanden von deiner Entdeckung erzählen?“ fragte Charlie, um das Thema zu wechseln.

Florentina hob die Schultern. „Weiß nicht, denke nicht. Eigentlich geht es uns nichts an, oder? Außerdem wissen wir es ja nicht mit Sicherheit.“

„Stimmt.“

Das Mädchen stützte die Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte ihre Hände und warf einen Blick zum Slytherintisch, an dem Zabini sich mit einem Mitschüler unterhielt.

„Ich kann mir irgendwie auch nicht vorstellen, dass davon keiner weiß. So groß ist Hogsmeade schließlich nicht,“ sagte Florentina dann, drehte den Kopf und sah Charlie an. „Vielleicht sollten wir ausnahmsweise unsere Nase nicht überall reinstecken.“

Charlie grinste. „Wie langweilig.“

„Schon,“ Florentina grinste ebenfalls. „Aber Fred und George in Zaum zu halten, Quidditch und die UTZ beschäftigen uns doch schon genug.“

Charlie warf seufzend einen Blick zu seinen beiden jüngeren Brüdern, die ihre Köpfe schon wieder mit Lee Jordan zusammengesteckt hatten und irgendetwas ausfraßen.

„Ich schätze, mit Fred und George hast du wohl recht…“

Dieses verfluchte Herz

„Wie war die Nachhilfe, zitronig?“ fragte Charlie, am Freitagabend im Gemeinschaftsraum, als Florentina auf ihn zukam.

Die Schwarzhaarige verdrehte die Augen, zuckte mit den Schultern und ließ sich in einen der Sessel fallen. „War okay.“

Doch wenn sie ehrlich war, war es mehr als okay. Seit dem Hogsmeadebesuch hatte das Verhältnis von Florentina und Will sich eindeutig verändert. Sie waren sowas wie Freunde geworden, wenn auch nur in der Zeit, die sie zusammen im Klassenzimmer für Zaubertränke verbrachten. Zabini zeigte seitdem richtiges Interesse an dem Unterrichtsstoff und die beiden führten viele gute Diskussionen. Die Schwarzhaarige gab es nur ungerne zu, aber sie mochte die Zeit mit dem Slytherinjungen, sie genoss es schon fast. Sehr zu ihrem Unmut musste sie sich eingestehen, dass sie auch Zabini immer mehr mochte und sowas wie Gefühle für ihn hegte. Es ärgerte sie, dass sie sich jetzt selbst zu den Mädchen zählen musste, die bei Zabinis Lächeln dahinschmolzen, mehr als einmal hatte er sie damit nun schon aus dem Konzept gebracht. Aber wenigstens blieb ihr der schwache Trost, dass sie nicht dumm zu kichern anfing, wenn sie Will erblickte und sie auch nicht die Fähigkeit verlor klar zu denken.

 

Florentina starrte in das Kaminfeuer und mit jedem Gedanken verfinsterte sich ihr Blick. Charlie stupste sie mit seiner Feder an. „Hey! Alles gut?“

Das Mädchen blinzelte, rieb sich mit beiden Händen über das müde Gesicht und sah den Rothaarigen mit einem aufgesetzten Lächeln an. „Jaa…klar. Ich bin nur furchtbar müde. Ich denke, ich geh einfach ins Bett. Immerhin haben wir morgen ein wichtiges Spiel.“

Charlie nickte langsam, bedachte Florentina mit einem nachdenklichen Blick. „Tut mir leid, ich wollte dich nur ein wenig aufziehen.“

Die Schwarzhaarige kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel und schloss kurz die Augen, ehe sie Charlie erneut ansah. „Schon gut, ich weiß, wie du es meinst.“ Sie schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. „Aber ich bin wirklich einfach ziemlich müde.“

„Okay. Dann schlaf dich aus.“

„Du auch, Charlie. Bis morgen.“

Florentina hievte sich aus dem Sessel, schleppte sich die Treppen zu den Schlafsälen hoch und verschwand im Bett, in der Hoffnung, wenigstens ein wenig Schlaf zu finden.

 

Am Morgen quälte Florentina sich nach einer unruhigen Nacht aus dem Bett, schlüpfte in ihren Umhang und machte sich auf dem Weg zum Frühstück. Es waren nicht viele Schüler anwesend, die meisten würden wohl erst später aufstehen, doch die Quidditchteams mussten immer etwas früher am Stadion sein.

Florentina ging zum Gryffindortisch und ließ sich neben Fred und George fallen. „Morgen,“ murmelte sie müde und goss sich ein Glas Saft ein.

„Du siehst furchtbar aus!“ sagte Fred laut.

„Fred!“ ermahnte Charlie seinen kleinen Bruder.

„Du könntest der Grauen Dame Konkurrenz machen!“ fügte George hinzu.

„George!“ rief Charlie.

„Danke, Jungs,“ sagte Florentina trocken und gähnte. Sie nippte an ihrem Saft, ehe sie sich den Teller mit Rührei und Speck belud.

„Also,“ begann Florentina und betrachtete die Zwillinge. „Euer erstes offizielles Spiel für Gryffindor. Seid ihr aufgeregt?“

„Nee,“ antwortete George kopfschüttelnd.

„Nööö,“ entgegnete Fred.

„Das wird super!“ riefen beide begeistert. Florentina nickte zufrieden und schenkte den beiden ein Lächeln. „Sehr gut.“

„Ravenclaw kann einpacken,“ grinste Charlie.

Die Zwillinge waren in diesem Jahr als Treiber in die Gryffindor Quidditchmannschaft berufen worden. Viele meinten, Charlie, der Kapitän der Gryffindors, würde seine Familie bei der Aufstellung der Mannschaft bevorzugen, da neben ihm nun die Zwillinge und seine Cousine in der Mannschaft waren. Aber Florentina wusste, die Rufe würden verklingen, sobald der Rest des Hauses sah, wie die beiden mit den Klatschern umzugehen wussten. Sie selbst spielte ziemlich erfolgreich als Jägerin und warf nicht selten die meisten Tore für ihr Haus. Doch insgeheim beneidete sie Charlie um die Sucherposition, auch wenn sie sich eingestehen musste, dass ihr Cousin dieser Aufgabe besser nachkam, als sie es je gekonnt hätte.

 

 

Nach einem nervenaufreibenden Spiel trennten sich Gryffindor und Ravenclaw 210 zu 80 und die siegreiche Mannschaft wurde auf den Schultern der restlichen Gryffindors zurück zum Schloss getragen. Wieder im Gemeinschaftsraum wurde direkt die Siegesfeier für den Abend geplant.

„Wir steuern eine Überraschung bei!“ riefen die Zwillinge, hielten sich ansonsten aus der Planung raus.

Fred und George verzogen sich in eine Ecke, kramten ein Pergament hervor und begannen heftig zu diskutieren. Florentina beäugte die beiden misstrauisch, schlich auf sie zu und wagte einen Blick über die Schultern der beiden.

„Ist das eine Karte von Hogwarts?“ fragte das Mädchen, nachdem sie einen ausgiebigen Blick auf das Pergament geworfen hatte.

Die Zwillinge zuckten überrascht zusammen, ihre Ohren nahmen eine rote Färbung an und sie sahen zu ihrer Cousine auf, während ihre Hände versuchten das Pergament schnell zu verstecken.

Florentina sah die beiden lächelnd an. „Ach kommt, mir könnt ihr es doch erzählen.“

Fred und George tauschten einen Blick aus, sahen sich kurz um, ob noch jemand in der Nähe war und nickten dann. Das schwarzhaarige Mädchen ließ sich neben die beiden fallen und betrachtete die Karte, die George wieder ausgebreitet hatte.

„Wir haben die Karte letztes Jahr bei Filch geklaut.“

Florentina zog missbilligend eine Augenbraue hoch. „Irgendwann haben wir herausgefunden, wie sie funktioniert. Sie zeigt das komplette Schloss, inklusiver der Namen der Menschen, die sich in der Nähe befinden.“ Fred deutete mit dem Zeigefinger auf die drei Punkte, welche die Namen der Zwillinge und den ihrer Cousine trugen.

Florentina beugte sich etwas weiter über die Karte und starrte auf ihre Namen. „Das ist Wahnsinn!“ Das Mädchen klang begeisterter, als sie sein sollte.

„Hier,“ sagte George. „Es sind sogar ein paar Geheimgänge verzeichnet, aber wir haben noch nicht alle erkunden können.“

„Ihr wisst, dass eure Eltern wenig davon halten würden? Die Karte ist beeindruckend, aber dass ihr einfach aus dem Schloss Ein- und Ausgehen könnt, wie ihr möchtet, gefällt mir nicht.“

Die Zwillinge machten große Augen. „Du wirst ihnen doch nicht davon erzählen, oder? Oder Charlie?“ fragte Fred.

„Oder noch schlimmer: Percy?“ ergänzte George.

 

Florentina schüttelte den Kopf. „Nein, keine Angst. Aber versprecht mir, die Geheimgänge nicht zu benutzen.“

„Auch nicht, wenn du dabei bist?“ fragte George mit einem breiten Grinsen.

„Dieser hier führt direkt in den Honigtopf, wir wollten Butterbier für heute Abend holen.“

Die Schwarzhaarige zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete den Geheimgang, der von der buckeligen Hexe im dritten Stock aus dem Schloss führte.

„Habt ihr noch andere Gänge erforscht?“ fragte sie leise.

Die Zwillinge schüttelten den Kopf. „Der hier,“ George zeigte auf eine Stelle außerhalb des Schlosses. „Liegt direkt unter der Peitschenden Weide.“

„Als nächstes wollten wir diesen hier erkunden.“ Fred zeigte auf eine Stelle im fünften Stock, die mit „Gregor der Kriecher“ beschriftet war.

„Wenn ich mit euch nach Hogsmeade gehe, versprecht ihr mir dann, keinen der anderen Gänge zu erforschen?“ fragte Florentina und sah die Zwillinge eindringlich an.

Die Zwillinge tauschten erneut Blicke aus.

„In Ordnung,“ antworteten sie gleichzeitig.

Florentina nickte zufrieden.

Sie wusste, die beiden würden sich nicht ewig an ihr Versprechen halten, aber sie war sich sicher, dass sie es zumindest Vorerst tun würden, vorausgesetzt, sie selbst würde die Bedingungen des Deals erfüllen.

Also machte Florentina mit den Zwillingen aus, sich später bei der buckligen Hexe zu treffen, sie wollte sich erst noch umziehen.

 

Eine halbe Stunde später kletterten sie zu dritt in den Buckel der Hexe und machten sich auf den Weg nach Hogsmeade. Sie waren so lange unterwegs, dass es Florentina wie eine Ewigkeit vorkam. Bei dem Gedanken an den Rückweg seufzte sie, sie war ohnehin schon so müde vom Quidditchspiel. Doch es half alles nichts. Wenn die Zwillinge sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, dann waren sie nicht davon abzubringen, da war es besser, wenn man sich darauf einließ und ein Auge auf die beiden warf. Etwas, das Percy einfach nicht verstand. Er versuchte die Zwillinge mit tadelnden Worten und der Drohung ihrer Mutter alles zu petzen, im Zaum zu halten. Das funktionierte einfach nicht. Charlie war im Umgang mit Fred und George deutlich gelassener, ließ ihnen oft freie Hand und hatte von den Brüdern wohl den besten Draht zu den beiden. Aber auch ihm erzählten sie bei weitem nicht alles und logen ihn öfter an. Lediglich bei ihrer Cousine hatten Fred und George irgendwann beschlossen, dass sie vertrauenswürdig sei und auch, wenn sie meist nicht auf sie zukamen, um von ihren Plänen zu erzählen, antworteten sie Florentina wahrheitsgemäß, wenn sie fragte. Und die Schwarzhaarige tat viel dafür, dass das auch so blieb. Sie verpetzte die beiden nicht an deren Mutter, behielt Geheimnisse für sich und manchmal bedeutete es eben auch, mit den Zwillingen durch dreckige Geheimgänge zu laufen und verbotene Sachen zu tun. Sollte jemand misstrauisch werden, konnte sie immer noch sagen, dass sie den Geheimgang im fünften Stock benutzt hätte, den sie zufällig mit Zabini entdeckt hatte.

Glücklicherweise verlief ihr kleiner Ausflug nach Hogsmeade ohne nennenswerte Zwischenfälle und das Dreiergespann machte sich schnell auf den Rückweg.

Wieder im Schloss sah Florentina zu, dass sie vor der Feier noch unter die Dusche kam und auch den Zwillingen riet sie, sich von Staub und Dreck zu befreien.

Doch niemand wunderte sich über die Köstlichkeiten aus dem Dorf, vermutlich dachten alle, sie würden, so wie die ganzen Snacks, aus der Hogwartsküche stammen und so wurde es eine fröhliche und ausgelassene Feier.

 

Am Montagmorgen kam Professor McGonagall an den Tisch der Gryffindors, um Charlie und Florentina die Termine für ihre Strafarbeit mitzuteilen.

„Aber Professor!“ empörte sich Charlie. „Dienstags ist Quidditchtraining!“

„Das ist mir bewusst, Mr. Weasley, vielen Dank,“ entgegnete McGonagall trocken. „Aber Sie die Strafe entsprechend Ihrem Kalender verbüßen zu lassen, wäre dann ja wohl keine Strafe. Mr. Zabini wird dafür am Donnerstag nicht am Training teilnehmen können. Es ist eine faire Lösung. Seien Sie beide morgen um 19 Uhr bei Hagrid.“

Charlie nickte finster und Professor McGonagall rauschte davon.

„Ich fass es nicht,“ grummelte der Rothaarige und sah zu seiner Cousine, die missmutig auf ihren Teller starrte.

„Für dich ist es nur ein Trainingsabend,“ sagte sie leise. „Aber ich muss die ganze Woche mit Zabini verbringen.“

„Oh…“ entgegnete der Rothaarige leise.

„Ja…Oh.“

 

 

Am Dienstagabend machte sich Florentina zusammen mit Charlie auf den Weg zur Hagrids Hütte. Als sie dort ankamen, stand Zabini bereits mit dem Wildhüter vor der Tür und blickten ihnen abwartend entgegen. Sie begrüßten einander und alle drei Hogwartsschüler lauschten Hagrids Ausführungen über ihre Aufgabe.

„Das ist ein Scherz?“ fragte Florentina Hagrid, als dieser geendet hatte und starrte den Hünen mit großen Augen an. „Du willst nicht wirklich, dass wir in den Wald gehen?“ 

„‘Türlich, ist doch nix dabei. Dumbledore will nur nich, dass ihr da allein reingeht. Aber mit mir is schon ok.“ 

Auch Charlie zog zweifelnd eine Augenbraue hoch und Zabini schien ebenfalls unglücklich über ihre Aufgabe zu sein. Doch keiner der beiden sagte ein Wort und Florentina beugte sich ihrem Schicksal. 

„Jetzt wo das geklärt wär‘, Florentina, du kannst mit Zabini gehen und ich geh mit Charlie.“ 

„Was?“ fragte das Mädchen irritiert.

„Wir gehen nicht zusammen?“ fragte Zabini.

„Nee, dann schaffn wa nicht alles. Und denkt dran, keine Zauberei.“ 

Florentina und Charlie tauschten Blicke miteinander aus.

„Hagrid…“ begann Charlie leise. „Ich weiß ja nicht, ob das so eine gute Idee ist…“ 

„Geht nich anders. Wir ham zwei Lichtungen wo die Plangentinien wachsen und nur ein kleines Zeitfenster zum Pflücken,“ antworte der Hüne und hielt Zabini und Florentina eine Laterne entgegen. „Hier. Damit ihr Licht habt.“ 

„Aber wenn uns ein Monster angreift, dürfen wir schon Magie benutzen?“ 

„‘Türlich, nur nicht zum Pflücken der Pflanzen, dann verlieren sie ihre Wirkung.“ 

„Aber es gibt keine Monster im Wald, oder?“ fragte das schwarzhaarige Mädchen unsicher. 

„Nee, die meisten Tiere sind harmlos, solang ihr denen nicht zu nah kommt,“ antwortete Hagrid und gab Zabini noch einen Eimer. 

„Fantastisch,“ seufzte Florentina, wandte sich dann an Zabini. „Na dann…“ 

Sie warf einen letzten Blick zu Charlie. „Wir sehen uns später!“ rief dieser über seine Schulter, ehe er mit Hagrid im Wald verschwand.“ 

 

 „Können wir nicht einfach sagen, wir haben den Weg nicht gefunden?“ fragte Zabini und betrachtete zweifelnd den Pfad, der tief in den Wald führte. 

„Ich wünschte, wir könnte,“ antwortete Florentina und setzte sich in Bewegung. „Aber ich fürchte, damit kommen wir bei McGonagall nicht durch.“

„Na prima…“ murmelte Zabini und lief eilig hinter dem Mädchen her.

„Du kennst ausreichend Zaubersprüche, falls wir angegriffen werden, oder?“ fragte der Slytherinjunge, während sie immer tiefer in den Wald eindrangen.

Florentina schüttelte leicht den Kopf. „Ernsthaft Will, du könntest die gleichen Zaubersprüche, wenn du im Unterricht aufpassen würdest.“

Er schloss grinsend zu dem Mädchen auf. „Niemals, das weißt du. Niemand kennt so viele Zaubersprüche wie du.“

Florentinas Wangen färbten sich leicht rosa. „Ach Quatsch.“

Sie liefen schweigend durch den Wald, lauschten in die Nacht hinein, die Nerven bis zum Zerreißen angespannt. Nach einer Weile lichteten sich die Bäume und Mondlicht erhellte die Umgebung.

Florentina sah sich nach Zabini um, er atmete erleichtert aus.

„Den Hinweg hätten wir schon mal,“ flüsterte er leise und das Mädchen neben ihm nickte.

„Hier,“ sie hielt ihm einen der Eimer entgegen, sowie ein scharfes Messer. „Möglichst weit unten abschneiden.“

„Schon klar,“ entgegnete Zabini. „Hagrid hat das tausendmal erklärt, ich bin nicht dumm, Prewett.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund.

Florentina lächelte ebenfalls. „Dann bist du wohl einfach nur unglaublich gut darin, dich dumm anzustellen, Zabini.“

„Hey!“ Seine Stimme wurde etwas lauter, Florentina legte mahnend ihren Zeigefinger an die Lippen.

„Lass uns zusehen, dass wir hier schnell wieder wegkommen.“

Zabini nickte und sie machten sich gemeinsam an die Arbeit.

 

Als die Eimer gefüllt und das Plangentinienfeld fast leer war, beschlossen die beiden, dass es an der Zeit war den Wald zu verlassen und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Wieder trauten sie sich nicht miteinander zu reden und spitzten die Ohren, um warnende Geräusche frühzeitig wahrnehmen zu können.

Auf einmal stolperte Florentina, der Eimer rutschte aus ihrer Hand und sie fiel unsanft zu Boden. „Autsch.“

„Alles okay?“ Zabini hockte sich mit besorgtem Blick neben sie.

Das Mädchen nickte. „Nichts passiert, bin nur unsanft mit dem Knie aufgeschlagen.“

Er nickte, richtete sich auf und streckte Florentina seine Hand entgegen, welche sie dankbar ergriff. Seine Haut fühlte sich warm und weich an und seine Hand passte perfekt in ihre. Florentinas Herz pochte mit einem Mal laut gegen ihre Brust.

Zabini zog Florentina auf die Füße, betrachtete sie einen Moment und vergaß dabei ganz, ihre Hand loszulassen. Die Wangen des Mädchens liefen unter Zabinis Blick rosa an und Florentina sah schnell zu Boden, dabei war es ohnehin zu dunkel, als dass er es hätte sehen können.

„Danke,“ murmelte sie leise und zog ihre Hand zurück. Zabini räusperte sich verlegen, wollte etwas sagen, doch ein Rascheln schreckte die beiden auf und sie sahen einander mit aufgerissenen Augen an.

 

Florentina schob ihre Hand in den Umhang und wollte ihren Zauberstab ziehen, doch Zabini packte sie am Arm und zog sie so leise wie möglich ins Dickicht und hinter einen großen Baum.

„Wir haben die Eimer vergessen, Hagrid…“ begann Florentina flüsternd.

„Pssst,“ machte Zabini, drückte sie leicht mit seinem Körper gegen den Baum, den Mond in seinem Rücken und legte dem Mädchen einen Finger auf die Lippen.

Ein schlurfendes Geräusch erklang, Florentina sah den Slytherinjungen mit großen Augen an. Florentina spürte die Wärme, die von Zabinis Körper ausging, ein Hauch von Zitrone schlich sich in ihre Nase und benebelte sie. Sie vergaß, dass sie mitten im verbotenen Wald standen, hinter einem Baum. Der Mond spendete gerade so viel Licht, dass Florentina die Augen des Schwarzhaarigen erkennen konnte, aber zu wenig, um seinen Blick zu deuten. 

 

Zabini sah sie an, den Finger immer noch auf ihren Lippen. Da war er wieder, dieser süße Duft nach Blaubeere. Er zögerte, nahm den Finger von den Lippen der Schwarzhaarigen, legte ihr stattdessen die Hand an den Hals und strich mit seinem Daumen sanft über ihre Wange. Der Mond spendete nur wenig Licht durch das Dickicht der Bäume, doch es reichte, um die blauen Augen des Mädchens zum Funkeln zu bringen. Sie sah ihn an, mit diesem erwartungsvollen Ausdruck, den er schon so oft in den Augen von Mädchen gesehen hatte und gleichzeitig überrascht und irritiert. Längst hatte er vergessen, dass sie beide im Verbotenen Wald, dicht gedrängt hinter einem Baum standen und darauf warteten, dass die herangenahte Gefahr verschwand.

Er zögerte, atmete unauffällig ihren Duft ein, näherte sich dann langsam. 

 

„Wenn du mich jetzt küsst, verprügele ich dich, William,“ zischte Florentina leise. Als Zabinis Gesicht sich dem ihren näherte, war sie aus ihrer Starre erwacht und hatte zurück in die Realität gefunden. Dies war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt und außerdem war der Kerl, von dem sie so gerne geküsst werden wollte, ausgerechnet Zabini. Der Hogwartsschwarm schlechthin, der schon unzählige Mädchen geküsst hatte. Für den es nichts Besonderes mehr war. Auf keinen Fall wollte sie zu diesen unzähligen Mädchen dazuzählen, eine Nummer auf seiner Liste werden und so übernahm ihre Vernunft wieder die Oberhand. 

 

Zabini zog den Kopf und auch seine Hand zurück.

„Hatte ich nicht vor,“ sagte er leise und versuchte zu verbergen, dass ihm ihre Zurückweisung einen kleinen stich versetzte. 

Zabinis Hand brannte auf Florentinas Haut nach und hinterließ ein Gefühl von Sehnsucht in ihr. Doch sie drängte ihre Gefühle bei Seite und lauschte in die Nacht hinein.

„Hörst du noch was?“ fragte sie flüsternd. 

Zabini schüttelte den Kopf, doch vorsichtshalber verharrten sie noch einen Augenblick in ihrer dicht aneinandergedrängten Position. Vielleicht auch, weil beide die Nähe des anderen noch nicht aufgeben wollten. 

 

Doch schließlich trat Zabini einen Schritt zur Seite und wagte einen Blick auf den Weg. Florentina umklammerte vorsichtshalber ihren Zauberstab, bereit ihn zu ziehen und einen Fluch abzugeben.

„Ich denke, die Luft ist rein,“ flüsterte Zabini. Möglichst leise setzten sie einen Fuß vor den anderen und versuchten so lautlos wie möglich auf den Weg zurückzukehren. Ihre Eimer standen noch genauso da, wie sie sie zurückgelassen hatten, nur mit dem Unterschied, dass etwas Schleimiges an ihnen klebte. 

„Irghs,“ gab Florentina von sich, als sie die Eimer betrachtete.

„Das sieht aus, als wäre eine Riesenschnecke einmal darüber gekrochen,“ flüsterte sie angewidert, zog ein Taschentuch aus ihrer Tasche, legte es um den Henkel und hob den Eimer hoch. 

„Wahrscheinlich gibt es sowas hier wirklich,“ entgegnete Zabini, zog ebenfalls ein Taschentuch aus seiner Tasche und tat es dem Mädchen gleich.

„Hoffentlich haben die Pflanzen nichts abbekommen,“ murmelte Florentina und sie setzten ihren Weg gemeinsam fort. 

 

„Alles in Ordnung?“ fragte Charlie besorgt, als sie endlich an Hagrids Hütte ankamen. Florentina nickte, während Zabini Hagrid die Eimer entgegenstreckte. „Wir hatten Besuch von was Schleimigen, hoffentlich gehen die Pflanzen trotzdem.“

Hagrid betrachtete die Eimer. „Ach, das is nur bisschen Schleim. Seid wohl na Riesenschnecke begegnet, wa?“

„Das ist wirklich von einer riesigen Schnecke?“ fragte Zabini ungläubig.

Hagrid gluckste. „Sicher. Was’n sonst?“

Doch weder Florentina noch Zabini antworteten darauf.

„Also dann,“ sagte Hagrid. „Sehn wa uns Donnerstag.“

Die Schwarzhaarige verdrehte die Augen. „Kann es kaum erwarten…“ murmelte sie, aber so leise, dass nur Zabini sie hören konnte, der neben ihr stand und sie daraufhin angrinste.

Charlie stieß seiner Cousine unsanft den Ellenbogen in die Rippen. „Lass uns endlich gehen.“

Florentina löste ihren Blick von Zabini und nickte.

Sie gingen zu dritt zum Schloss zurück, als ihre Wege sich trennten, blieben sie kurz stehen. „Also dann, wir sehen uns morgen, schätze ich,“ sagte Zabini, sah Florentina zögernd an und warf dann einen kurzen Blick auf Charlie.

„Bis morgen, Will,“ entgegnete die Schwarzhaarige, schenkte Zabini noch ein Lächeln, ehe sie mit Charlie davon ging.

 

Charlie betrachtete seine Cousine eingehend, während sie auf dem Weg zum Gryffindorturm waren. „Ich weiß, ich hab gesagt, es ist mir egal, mit wem du… aber Zabini, ernsthaft?“

Florentina verdrehte die Augen. „Da ist nichts zwischen ihm und mir.“

Charlie lachte laut auf. „Ja klar, ich bitte dich.“

Die Schwarzhaarige blieb stehen. „Was soll das denn bitte heißen?“

Charlie blieb ebenfalls stehen. „Das man schon blind sein muss, um nicht zu bemerken, WIE ihr euch anseht.“

„So? Wie sehen wir uns denn an?“

Der Rothaarige zuckte mit den Schultern und grinste breit. „Naja…begierig irgendwie.“

Florentina erstarrte und lief rot an. „D-das stimmt nicht!“

Charlie lachte und versetzte ihr einen leichten Stoß mit seiner Schulter. „Schon gut, Cousinchen, du brauchst dich nicht dafür schämen.“

„Wir hätten uns heute beinahe geküsst…“ murmelte Florentina kaum hörbar und mit hochrotem Kopf.

„Was kam dazwischen?“

„Meine Vernunft.“

Charlie lachte auf. „Vielleicht solltest du einfach mal ein bisschen unvernünftig sein.“

Die Schwarzhaarige seufzte. „Charlie, wir reden hier immer noch von William Zabini, für ihn wäre ich doch nur irgendeine Nummer auf seiner Liste.“

Charlie zuckte mit den Schultern. „So wie er dich ansieht, glaube ich das nicht. Aber du hast recht, wir reden hier von Zabini. Na komm.“

Er legte einen Arm um Florentina und zog sie kurz an sich, ehe sie sich wieder in Bewegung setzten.

 

Am Mittwochabend gab Florentina Zabini wie immer Nachhilfe. Sie übten ein paar Zauber für Zauberkunst und ebenso ein paar Verwandlungen für McGonagall. Zabini wurde von Mal zu Mal besser und sie hatten bereits einige seiner Defizite aufgearbeitet. Florentina war zuversichtlich, dass er ein paar der UTZ Prüfungen gut schaffen würde, wenn er sich weiter Mühe gab.

 

Am Donnerstag verbüßten sie ihren zweiten Abend Nachsitzen bei Hagrid. Sie durften ganz unspektakulär einige der Beete umgraben, natürlich ohne Zauberkraft. Am Ende waren sie durchgeschwitzt, müde und ausgelaugt. Charlie, Zabini und Florentina hatten nur wenig bei der Arbeit gesprochen und verabschiedeten sich im Schloss mit einem knappen „Bis morgen“ voneinander.

 

Bei der Nachhilfe am Freitag wiederholten Zabini und Florentina noch mal einige der Zaubersprüche und schließlich beendeten sie den Abend früh, um noch ein wenig Freizeit zu haben, die ihnen die ganze Woche über nicht vergönnt gewesen war.

Sie räumten die Sachen zusammen, dabei fielen der Schwarzhaarigen einige der Büche zu Boden. Sie bückte sich danach und wäre dabei fast mit Zabinis Kopf zusammengestoßen. Er hatte sich ebenfalls hinuntergebeugt, um ihr zu helfen.

Sie sahen einander an und Florentina musste an Charlies Worte denken, während sie in die leuchtend grünen Augen starrte. Augenblicklich wurde ihr warm und ihre Wangen zierte ein gut erkennbares rot.

Zabini verlor sich in dem dunklen blau von Florentinas Augen und ein Meer von Gefühlen durchströmte ihn. Nicht zum ersten Mal stellte er fest, dass das Mädchen vor ihm Reaktionen in ihm auslöste, die er von sich nicht kannte. Er hatte das Gefühl, wirklich etwas für sie zu empfinden. Das verwirrte ihn und so groß auch sein Verlangen war, die Schwarzhaarige an sich zu ziehen und seine Lippen auf ihre zu pressen, er ließ es bleiben.

 

Zabini wandte den Blick ab, griff nach den Büchern und legte sie zurück auf den Tisch. Dann schnappte er seine Tasche.

„Ich muss los, wir sehen uns,“ sagte er ausdruckslos und verschwand, ohne ein weiteres Wort oder sich noch einmal umzudrehen durch die Tür.

Florentina sah ihm irritiert nach, blinzelte und richtete sich dann auf. Ihr Herz klopfte unerträglich laut gegen ihre Brust, sie atmete tief ein und aus und verfluchte sich dafür, wie ihr Körper auf Zabini reagierte.

Über sich selbst jammernd und fluchend trat sie den Rückweg zum Gryffindor Gemeinschaftsraum an. Eigentlich wollte sie die gewonnene Zeit nutzen, um an ihren Hausaufgaben zu arbeiten. Doch stattdessen spielte sie den ganzen Abend Zauberschach gegen Charlie und war ihm dankbar, dass er sie von dem verflucht gutaussehenden Slytherinjungen ablenkte.

 

Den Samstagmorgen wollte Florentina eigentlich nutzen, um ihre Hausaufgaben für die kommende Woche zu erledigen, doch Charlie überredete sie nach dem Frühstück mit zum Quidditchfeld zu kommen, um das Spiel Hufflepuff gegen Ravenclaw anzusehen.

„Dem Gegner zuzusehen ist wichtig!“ meinte Charlie. „Damit wir uns die perfekte Strategie gegen Hufflepuff überlegen können.“

Florentina hatte schnell nachgegeben, da sie wusste, dass Charlie sonst keine Ruhe geben würde und so machten sie sich nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg zum Quidditchfeld.

Nach der Vorstellung der Spieler passierte eine ganze Weile gar nichts. Es war ein fast schon langweiliges Spiel, in dem beide Teams abwechselnd ein Tor warfen aber ansonsten nichts Spannendes passierte. Nach einer Weile verlor Florentina das Interesse daran, dem Spiel weiter zu folgen und sie ließ ihren Blick mit Hilfe ihres Fernglases durch die Gegend schweifen. Bis ihre Augen den Slytherinjungen erblickte und automatisch an ihm hängen blieben. Ihr Herz machte einen Satz und ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie sein charmantes Grinsen sah.

Dann fiel ihr das Grinsen schlagartig aus dem Gesicht. Ein Mädchen hatte sich mit ins Bild geschlichen. Sie gab Zabini einen Klaps gegen die Brust, dann beugte sie sich zu ihm und küsste ihn.

Florentina schluckte laut, ließ das Fernglas sinken und versuchte zu ignorieren, dass dieser Anblick ihr Herz in tausend Teile zerspringen ließ.

„Was ist los?“ fragte Charlie neben ihr. „Hast du einen Geist gesehen?“

Florentina starrte stumm auf die Gegenüberliegende Seite. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkel und sie versuchte sie verzweifelt wegzublinzeln. Sie schüttelte den Kopf. „Alles gut,“ murmelte sie leise und wandte den Blick endlich ab. Doch Charlie hatte sich längst das Fernglas geschnappt und sah auf die gegenüberliegende Tribüne.

„Oh…“ sagte er leise, als er Zabini und Lydia Carmichael, ein Ravenclawmädchen, erblickte. Er senkte das Fernglas und wandte sich zu seiner Cousine um, doch Florentina war bereits verschwunden. Er seufzte leise. Und ich Idiot habe ihr noch geraten einfach mal auf ihre Vernunft zu pfeifen…

„Verdammt Zabini!“ sagte er laut und starrte wütend zur anderen Seite.

 

Dieser verdammte Zabini… Florentina lief über das Schlossgelände und wischte sich mit ihrem Ärmel die Augen trocken, als sie jemand ansprach.

„Flo! Oh… alles in Ordnung?“

Die Schwarzhaarige sah auf, erblickte Tonks mit feuerroten Haaren und besorgten Gesichtsausdruck vor sich. 

„Alles okay…“ murmelte Florentina, konnte aber nicht verhindern, dass ein Schluchzen aus ihr herausdrang. 

Tonks Blick verfinsterte sich. „Wen muss ich verprügeln?“

Auf Florentinas Gesicht legte sich ein trauriges Lächeln. „Danke, Tonks, das weiß ich zu schätzen. Aber es ist alles in Ordnung.“

Tonks seufzte theatralisch. „Na gut, aber falls du es dir anders überlegst, ich bin bereit.“ 

Die Schwarzhaarige lächelte ihre Freundin an. „Danke. Charlie ist noch unten am Spielfeld, da warst du doch auf den Weg dorthin, oder?“

Tonks nickte. „Ja, bin ein bisschen spät dran. Wir sehen uns in Kräuterkunde?“

„Klar.“ 

Tonks drehte sich um und lief weiter über das Gelände hinunter zum Quidditchfeld, während Florentina sich auf den Weg in ihren Gemeinschaftsraum machte.

Wie konnte das denn passieren?

Das Schuljahr schritt weiter voran und eh Florentina sich versah, war es nur noch eine Woche bis zu den Weihnachtsferien.

Die letzten Wochen hatte sie mühsam versucht sich bei der Nachhilfe Zabini gegenüber freundlich, aber distanziert zu geben. Ansonsten versuchte sie ihm aus dem Weg zu gehen, vor allem, wenn er mit Lydia unterwegs war. Ihr Herz zog sich jedes Mal zusammen, wenn sie die beiden zusammen im Unterricht oder zufällig irgendwo im Schloss sah. Die Schwarzhaarige verfluchte sich dafür, aber ändern konnte sie ihre Gefühle nicht.

 

„Fährst du über Weihnachten nach Hause?“

Der schwarzhaarige Slytherinjunge riss sie aus ihren Gedanken und sah sie aus seinen grünen Augen an.

Florentina hob den Kopf und erwiderte seinen Blick. „Mh?“

„Weihnachten, nach Hause?“

„Ach so…nee, ich bleibe ausnahmsweise hier. Ich freue mich auf die Ruhe im Schloss. Und du?“

Zabini zuckte mit den Schultern. „Ich würde lieber bleiben, aber ich muss nach Hause, geht nicht anders.“

„Verstehe…“ murmelte Florentina leise und sah auf den Tisch hinab.

Der Slytherinjunge lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und seufzte. „Was ist los, Florentina?“

„Nichts, wie weit bist du mit dem Kapitel?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust, zog eine Augenbraue hoch und sah die Schwarzhaarige zweifelnd an. „Und weil nichts ist, benimmst du dich in letzter Zeit so merkwürdig?“

Florentinas Wangen färbten sich rosa und sie senkte verlegen den Blick. „Können wir bitte einfach weitermachen?“

„Nein, nicht, bis du mir nicht erzählt hast, was los ist.“

Die Schwarzhaarige legte ihre Hände auf die Tischplatte und stand auf. „Wenn du nicht lernen willst, dann werde ich jetzt gehen.“ 
 

Sie stopfte ihre Sachen schnell in ihren Rucksack, schwang ihn über ihre Schulter und steuerte die Tür an.

Zabini beobachtete sie überrascht. „Florentina…“ sagte er leise, als sie sich gerade umdrehte und vom Tisch wegging. Er stand schnell auf, fasste das Mädchen am Handgelenk und hielt sie zurück.

„Lass. Mich. Los.“ knurrte Florentina leise und sah Zabini finster an.

Der Junge zuckte zurück. „Ich weiß echt nicht, was mit dir los ist. Wir haben uns doch gut verstanden, aber seit ein paar Wochen bist du so merkwürdig.“

„Wenn du nicht allein darauf kommst, ich werd’s dir nicht erzählen,“ giftete die Schwarzhaarige und ballte ihre Fäuste.

Zabini ließ die Schultern hängen und sah Florentina traurig an. „Ich dachte, wir wären Freunde…“ sagte er leise.

Florentina schluckte schwer und ihre Miene veränderte sich. Sie ließ ihre Arme hängen und starrte traurig zu Boden. „Du weißt genau so gut wie ich, dass wir keine Freunde sein können,“ sagte sie leise. Sie blinzelte und einzelne Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln, tropften zu Boden.

„Weinst du?“ fragte Zabini, betrachtete überrascht die nassen Punkte auf dem Boden und machte Anstalten erneut nach Florentinas Arm zu greifen. Doch die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, drehte sich weg. „Ich muss los, wir sehen uns…“

Florentina verließ den Klassenraum und ließ den Schwarzhaarigen verwirrt zurück.
 

Donnerstagmorgen stand Florentina vorm Spiegel und seufzte. Sie war blass und hatte dicke Ränder unter den Augen.

Zwei Tage noch, dann sind Ferien… dachte sie müde, drehte ihrem Spiegelbild den Rücken zu und machte sich auf den Weg zum Frühstück.

„Du siehst furchtbar aus,“ begrüßte Charlie sie am Gryffindortisch.

Die Schwarzhaarige unterdrückte ein Gähnen. „Danke, nett von dir.“

Charlie grinste breit. „Immer wieder gerne.“

Florentina verdrehte die Augen, ließ sich neben ihm auf der Bank fallen, schaufelte sich den Teller mit Speck und Eiern voll und fing an zu Essen.

„Wie war eure letzte Nachhilfe vor den Ferien?“ fragte er leise, sodass es niemand mitbekam.

Das Mädchen zuckte mich den Schultern. „Ging so.“

„Also nicht so gut,“ stellte er fest.

„Also nicht so gut,“ bestätigte sie. „Er wollte wissen, was in den letzten Wochen mit mir los war und, dass er dachte, wir wären Freunde…“ murmelte sie leise, fixierte ihren Teller und seufzte.

„Und was hast du ihm erzählt?“

„Ich bin gegangen und hab ihm gesagt, wir könnten keine Freunde sein.“

„Oh…“

„Ja, oh.“

 

„Heeeey, Florentina, Charlie!“ rief eine Stimme und ein Mädchen mit rosa Haaren kam auf die beiden zugelaufen.

„Tonks,“ sagte Florentina, schloss kurz die Augen und schenkte ihrer Freundin dann ein Lächeln.

Charlie nickte ihr zu. „Nymphadora.“

Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich schlagartig. „Nenn mich nicht so!“ rief sie aufgebracht und schlug dem grinsenden Rothaarigen auf die Schulter. „Schon gut, schon gut,“ sagte dieser und hob abwehrend die Hände.

Die Schwarzhaarige stand auf. „Wir müssen los, oder?“

Charlie und Tonks standen ebenfalls auf und die drei Freunde machten sich zusammen auf den Weg zu Kräuterkunde.

Tonks hakte sich bei Florentina unter und lächelte sie an. „Eigentlich wollte ich wissen, ob du heute mit zum Koboldsteinklub kommst!?“

„Ähm…“ begann Florentina, versuchte schnell eine Ausrede zu finden, aber leider fiel ihr nichts ein. „Klar…“

„Super!“ rief Tonks begeistert.

 

Als sie das Schloss verließen erblickten sie Zabini und Lydia, die ebenfalls auf dem Weg zu den Gewächshäusern waren. Lydia klammerte sich an den Arm des Slytherinjungen, sah ihn von der Seite mit großen Augen an und lachte über etwas, das er erzählt hatte.

Charlie stieß seine Cousine mit der Schulter an und schenkte ihr einen mitleidigen Blick.

„Geht schon,“ murmelte Florentina leise und versuchte die beiden einfach zu ignorieren.

Während des Unterrichts suchte die Schwarzhaarige sich einen Platz möglichst weit weg von Zabini und Lydia, doch ihr entging nicht, dass der Slytherinjunge immer wieder einen Blick zu ihr rüber warf.

Mitten während des Unterrichts kam er zu Florentina herüber und tat so, als würde er sich einen der leeren Blumentöpfe holen, die sich im Regal hinter dem Mädchen stapelten.

„Können wir kurz reden?“ murmelte er leise und sah sich unauffällig um, ob sie irgendjemand beobachtete.

„Ich habe wirklich keine Lust auf diese Scharade. Wenn es dir unangenehm ist, dass uns jemand sehen könnte, wie wir miteinander sprechen, dann: Nein, wir können nicht kurz reden.“
 

Sie steckte die Pflanze etwas zu energisch in den Blumentopf und die Knospen öffneten sich, verteilten eine stinkende und ätzende Flüssigkeit auf Florentinas Händen.

„Scheiße,“ fluchte die Schwarzhaarige und versuchte das ekelige Zeug von ihren Händen zu schütteln.  „Scheiße, scheiße, scheiße…“ fluchte sie weiter, während die Flüssigkeit sich langsam durch ihre Haut ätzte und sich Tränen in Florentinas Augen sammelten. Zabini starrte geschockt auf das Szenario, wusste nicht, was er tun sollte.

„Miss Prewett!“ rief Professor Sprout aufgeregt und eilte zu ihrer Schülerin hinüber. Die Professorin schob Florentina zum nächsten Waschbecken, drehte das Wasser auf und reinigte vorsichtig die Hände ihrer Schülerin.

„Warum tragen Sie keine Handschuhe?“ fragte sie aufgebracht.

„Vergessen…“ schluchzte Florentina leise, während ihr Tränen aus den Augen liefen.

Professor Sprout seufzte, stellte das Wasser ab und begann, Florentinas Hände in ein Tuch zu wickeln. „Schon gut, meine Liebe, schon gut. Nichts, was Madam Pomfrey nicht wieder hinbekommen würde.“

Sie hielt die Hände ihrer Schülerin, während sie den Kopf nach links und rechts drehte. „Mister Zabini!?“ rief sie laut.

Der Angesprochene kam herüber. „Ja, Professor?“

„Sie waren in der Nähe, haben sie auch etwas abbekommen?“ fragte Sprout und betrachtete den Slytherinjungen.

Zabini schüttelte den Kopf. „Nein, ich war weit genug weg.“

„In Ordnung. Bitte begleiten Sie Miss Prewett in den Krankenflügel.“

„Ähm…“ Sein Blick huschte zu Florentina, die ihren Kopf zur Seite gedrehte hatte und es tunlichst vermied ihn anzusehen. „Klar…“

 

Zabini schnappte sich seine eigene Tasche zusätzlich zu Florentinas Rucksack und die beiden gingen zusammen aus dem Gewächshaus.

„Tut es sehr weh?“ fragte er leise.

Florentina presste ihre Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

„Geht schon,“ presste sie hervor und hielt den Blick stur geradeaus.

„Klar...“

Im Krankenflügel eilte Madam Pomfrey herbei, noch ehe sich die Tür hinter den beiden Schülern geschlossen hatte.

„Was ist passiert?“ fragte sie geschäftig, richtete ihre Brille auf der Nase und betrachtete Florentina. Die Schwarzhaarige streckte ihr die in Tüchern eingewickelten Hände entgegen und erklärte, was passiert war. Madam Pomfrey nickte und wickelte langsam die Hände des Mädchens aus.

„Kind, sie müssen unglaubliche Schmerzen haben,“ sagte sie, während sie die Wunden betrachtete. Die ätzende Flüssigkeit hatte ganze Arbeit geleistet und einen Großteil der Haut angesenkt.

Florentina biss die Zähne zusammen, als Madam Pomfrey vorsichtig ein Stück des Tuches löste, dass sich in einer der Wunden verfangen hatte.

„Es geht…“ presste sie hervor und konzentrierte sich darauf, dass ihr nicht schlecht wurde.

Madam Pomfrey hob den Blick und betrachtete Zabini. „Haben Sie auch etwas abbekommen?“

Der Slytherinjunge schüttelte den Kopf.

„Gut, Sie können zurück in den Unterricht, Mister Zabini. Lassen Sie die Tasche einfach hier.“

Zabini sah die Schulschwester zögernd an, aber ehe er reagieren konnte, hatte Madam Pomfrey Florentina bereits an den Schultern gepackt und schob sie zu einen der freien Betten hinüber.

 

Zum Abendessen durfte Florentina den Krankenflügel wieder verlassen. Ihre Hände waren bandagiert, um ihre frisch nachgewachsene Haut noch zu schonen. Die Schwarzhaarige betrat die große Halle und marschierte zielstrebig zum Gryffindortisch hinüber. Die Zwillinge hoben aufgeregt den Blick, als sie sich neben ihnen auf die Bank quetschte.

„Stimmt es, dass du dich mit Zabini angelegt hast?“ fragte George. „Und dass er dir daraufhin ätzenden Eiter über die Hände gekippt hat?“ ergänzte Fred. Charlie, der ihnen gegenübersaß, fing an zu prusten.

Florentina sah die beiden stirnrunzelnd an. „Wer erzählt denn sowas?“

„Tonks,“ antworteten die Zwillinge gleichzeitig.

„Wer sonst?“ murmelte die Schwarzhaarige. „Nein, an den Gerüchten ist nichts dran,“ sagte Florentina laut. „Ich habe in Kräuterkunde einfach nicht vernünftig aufgepasst.“

Die beiden ließen enttäuscht die Schultern hängen. „Schade.“

Das Mädchen verdrehte die Augen, konnte sich ein Grinsen über die enttäuschten Gesichter aber nicht verkneifen.

„Alsooo…“ versuchte Charlie ein Gespräch mit seiner Cousine zu beginnen. „Er hat dich zum Krankenflügel gebracht?“

Florentina schob sich die Gabel in den Mund, zuckte mit den Schultern und deutete auf ihren vollen Mund. Demonstrativ schob das Mädchen sich direkt eine volle Gabel hinterher.

Charlie schüttelte den Kopf. „Dann frag ich dich eben später.“

 

Als Florentinas Teller leer war, warf sie schnell einen Blick auf ihre Uhr, sah Charlie entschuldigend an und stand auf. „Son Pech, ich muss los. Bin mit Tonks verabredet.“

„Aber…“ begann Charlie, doch da hatte Florentina schon ihre Tasche genommen und war zum Hufflepufftisch rüber gelaufen.

Die Schwarzhaarige tippte Tonks auf die Schulter. „Wollen wir?“

Tonks strahlte ihr entgegen. „Klar!“ Sie stand auf und die beiden Freundinnen machten sich auf den Weg zum Koboldsteinklub.

Vertieft in ihr Gespräch betraten sie den Klubraum.

„Was will die denn hier?“ fragte eine schnippische Stimme und deutete auf Florentina.

Tonks stockte, drehte ihren Kopf und betrachtete Lydia Carmichael. „Bitte?“

„Was sie hier will?“

„Hallo Lydia, ich freue mich auch dich zu sehen,“ sagte Florentina und schenkte dem Ravenclawmädchen ein falsches Lächeln.

„Flo begleitet mich heute, ist doch nichts dabei,“ sagte Tonks, griff nach Florentinas Arm und zog sie mit sich.

Lydia folgte den beiden, blieb neben ihnen stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber Florentina ist kein Mitglied.“

„Was ist dein Problem?“ fragte Tonks bissig.

„SIE ist mein Problem!“ entgegnete Lydia laut. Florentina starrte sie irritiert an. „Ich hab dir doch gar nichts getan?“

Lydia trat näher an die Schwarzhaarige heran. „Halt dich gefälligst von William fern!“ zischte die bedrohlich.

Florentina zog eine Augenbraue hoch. „Ich gebe ihm Nachhilfe, mehr nicht,“ entgegnete sie gelassen.

„Das hoffe ich für dich.“ Lydia funkelte sie böse an.

 

„Was ist hier los?“ fragte ein blondes Mädchen und kam zu den dreien herüber. „Ich dulde keinen Streit im Klub.“

„Schon gut, Mel,“ sagte Tonks an die Klubkapitänin gewandt. „Lydia wollte gerade gehen und uns in Ruhe spielen lassen.“

„Eigentlich,“ begann Lydia. „Habe ich Tonks darauf hingewiesen, dass sie nicht andauernd Nichtmitglieder mitbringen kann.“

Die Kapitänin sah irritiert zwischen den Mädchen hin und her. „Das ist doch nur Florentina, ist doch kein Problem.“

Tonks grinste, Florentina versuchte unbeteiligt zu gucken und Lydias Miene verfinsterte sich noch mehr. „Sie kann doch noch nicht mal vernünftig spielen,“ zischte sie beleidigt.

Tonks verschränkte ihre Arme. „Natürlich kann sie spielen, sogar besser als du.“

„Oh, die fantastische Florentina kann also auch noch besser Koboldsteine spielen als alle anderen?“

Florentina, sah irritiert zwischen den beiden hin und her. Tonks ballte die Fäuste und starrte Lydia wütend an.

„Hier wird sich nicht gestritten,“ sagte Mel, streckte ihre Arme aus und hielt die beiden streitenden Mädchen auseinander. „Wenn ihr was zu klären habt, macht das gefälligst beim Spielen.“

Tonks Miene erhellte sich und sie grinste Lydia an. „Wie wäre es, wenn Flo und du das beim Turnier klärt? Nach Weihnachten?“

„Das Turnier ist nur für Mitglieder,“ zischte Lydia zwischen ihren aufeinandergepressten Zähnen hervor.

„Kein Problem,“ sagte Mel. „Flora muss ja nur kurz das Formular ausfüllen.“

„Äh…“ versuchte Florentina sich einzumischen.

„Oder hast du etwa Angst?“ fragte Tonks Lydia spöttisch.

„Ich werde euch vernichten, alle beide,“ antwortete Lydia entschlossen, warf ihre Haare in den Nacken und dampfte davon.

Florentina seufzte. „Ich will doch gar nicht…“ murmelte sie leise.

Mel strahlte die Schwarzhaarige begeistert an. „Ich hol dir ein Antragsformular.“

Tonks schlug ihrer Freundin freudig auf die Schulter. „Du wirst sie plattmachen.“

Florentina ließ die Schultern hängen. „Komm ich da irgendwie wieder raus?“

Das Hufflepuffmädchen schüttelte den Kopf. „Nein, auf keinen Fall.“

Die Schwarzhaarige seufzte erneut. „Prima…“

Sie streckte die Hand aus und nahm Mel das Antragsformular ab, dass sie ihr strahlend entgegenstreckte.

 

Wieder im Gemeinschaftsraum setzte Florentina sich auf den Boden und lehnte sich an den Sessel, in dem Charlie saß.

„Was ist passiert?“ fragte er, senkte sein Buch und sah seine Cousine an.

Die Schwarzhaarige grummelte. „Ich bin jetzt Mitglied im Koboldsteinklub.“

„Was?“

„Und nehme am großen Turnier nach den Ferien teil.“

„Was?“

„Lydia hat mich, oder vielmehr Tonks provoziert und das ist jetzt das Ergebnis davon.“

„Oh…verstehe.“

Florentina hob den Kopf. „Wie, du verstehst? Ich versteh das nicht. Ich habe Lydia überhaupt nichts getan.“

Ein Lächeln schlich sich auf Charlies Gesicht. „Überleg mal, Zabini ist montags und donnerstags beim Quidditch und mittwochs und freitags gibst du ihm Nachhilfe, schon das ganze Schuljahr. Das heißt, du verbringst vermutlich deutlich mehr Zeit mit ihm allein, als die beiden und sie sind zusammen.“

„Ja und?“

„Lydia ist eifersüchtig.“

„Mir doch egal.“

Charlie lachte. „Klar.“

„Ist doch echt nicht mein Problem, dass die Ziege damit nicht klarkommt,“ sagte die Schwarzhaarige zickig.

„Also verbringen wir die Ferien mit Koboldstein spielen?“ fragte der Rothaarige grinsend.

Florentina seufzte und stand auf. „Ich muss noch die Nachhilfeaufgaben für Zabini fertigstellen.“

„Das ist keine Antwort!“ rief Charlie ihr nach.

Florentina warf einen finsteren Blick zurück. „Ja, ich werde sie von ihrem dämlichen Thron schubsen.“

Charlies helles Lachen begleitete die Schwarzhaarige bis hinauf in den Schlafsaal.

 

Der letzte Unterricht vor den Ferien fand am Freitag in Zaubertränke statt. Florentina betrat zusammen mit Charlie das Klassenzimmer und sie begaben sich zu ihrem üblichen Arbeitsplatz. Als sie am Tisch der Slytherins vorbeikamen, ließ Florentina unauffällig einen Zettel auf Zabinis Platz fallen.

Nach dem Unterricht trödelte die Schwarzhaarige noch eine Weile beim Einpacken ihrer Sachen. Charlie ging, wie abgesprochen, schon vor. Florentina sah sich um, Zabini hatte den Zettel offenbar gefunden, denn er trödelte ebenfalls, schickte seine Freunde schon vor. Schließlich blieben die beiden allein mit Professor Snape zurück. 

„Zabini, Prewett, beeilen Sie sich!“

„Ähm, dürften wir noch einen Moment im Raum bleiben, Professor?“ fragte Florentina schüchtern. „Alleine?“

Snape warf den beiden einen abschätzigen Blick zu und beschloss, dass er mit dem was zwischen ihnen vor sich ging auf gar keinen Fall etwas zu tun haben wollte. „Von mir aus, aber beeilen sie sich.“

„Danke, Professor,“ sagten Florentina und Zabini gleichzeitig.

Snape schürzte die Lippen und rauschte mit wehendem Umhang davon.

 

„Also, was gibt’s, Florentina?“ fragte Zabini zurückhaltend.

Die Angesprochene öffnete ihre Tasche und hielt ihm ein paar Zettel entgegen. „Ich habe dir ein paar Übungsaufgaben zusammengestellt. Für die Ferien.“

Der Slytherinjunge streckte seine Hände aus und nahm die Aufgaben entgegen. „Danke.“

„Klar.“

Zabini verstaute die Zettel in seiner Tasche, legte sich den Riemen wieder über die Schulter und betrachtete Florentina unschlüssig.

„Also dann,“ fing das Mädchen an. „Schöne Ferien.“

„Florentina…“ Zabini griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest.

Die Schwarzhaarige sah auf, blickte direkt in diese unverschämt schönen grünen Augen. Zabini schluckte schwer als er den traurigen Schimmer in den meerblauen Augen erkannte. „Ich…“ begann er, trat einen Schritt auf sie zu und vergaß, was er sagen wollte.

„Ich sollte gehen…“ flüsterte Florentina, während sie weiterhin Zabinis Blick festhielt.

Zabini legte eine Hand an ihre Wange, näherte sich mit immer flacher werdendem Atem ihrem Gesicht. Sein Herz schlug schnell und er spürte, wie seine Wangen warm wurden. Kurz war er darüber verwirrt, schob die Gedanken aber schnell beiseite, überwand die letzten Zentimeter und legte seine Lippen auf Florentinas.

Das Mädchen sah Zabini mit großen Augen an, während er ihr immer näherkam. Ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus, als ihre Lippen sich berührten. Ihre Augen schlossen sich, Florentinas Hände griffen in Zabinis Nacken und sie erwiderte den Kuss.

Zabini ließ seine Tasche zu Boden fallen, schlang seine Arme um Florentinas Taille und zog sie fest an sich, während sie sich wild küssten.

 

Atemlos lösten die beiden sich voneinander und der Slytherinjunge legte seine Stirn an Florentinas. Einen kurzen Moment verharrten sie so, beide mit geschlossenen Augen und einem Grinsen auf den Lippen. Dann wurde der Schwarzhaarigen bewusst, was gerade passiert war und sie riss erschrocken die Augen auf.

„Oh Gott!“ rief sie, schubste Zabini von sich und starrte ihn verwirrt an.

„Oh Gott,“ sagte sie erneut, drehte sich um, griff nach ihrer Tasche. Zabini umklammerte ihr Handgelenk, die Schwarzhaarige drehte sich zu ihm, gab ihm eine schallende Ohrfeige und rauschte ohne weiteres Wort davon.

7 von 13 - Schnips und Sieg

Die ganzen Ferien verdrängte Florentina was passiert war. Zwar hatte sie Charlie davon erzählt - ihr war auch gar nichts anderes übrige geblieben, da sie nach dem Kuss heulend in den Gemeinschaftsraum gerannt kam – aber die beiden sprachen nie darüber. Charlie wollte seine Cousine nicht bedrängen, er wusste, wenn Florentina so weit war, würde sie auf ihn zukommen. Doch die Schwarzhaarige gab sich Mühe, einfach gar nicht daran zu denken.

Die meiste Zeit verbrachte sie mit Lernen und abends übte sie mit Charlie Koboldstein spielen, bis sie müde wurde und ins Bett ging.

Doch nach Weihnachten war schnell Silvester und nach Silvester waren die Ferien schnell vorbei und ehe die Schwarzhaarige sich versah, begann der erste Schultag.

Florentina ging erst in letzter Sekunde zu Geschichte der Zauberei, um Zabini nicht vor dem Klassenraum zu begegnen.

Der Slytherinjunge saß bereits auf seinem Platz. Als Florentina hereinkam, sah er auf und folgte ihr mit seinem Blick, bis sie sich gesetzt hatte. Das Mädchen versuchte Zabini nicht zu beachten und achtete darauf, während des gesamten Unterrichts nicht in seine Richtung zu sehen. Am Ende der Stunde stopfte sie schnell ihre Sachen in die Tasche und rauschte wieder davon.

 

In der Mittagspause hatten Charlie und Florentina sich schnell ein paar Sandwichses gemacht und streiften beim Essen durch die Gänge.

Sie bogen um eine Ecke und Florentina blieb wie erstarrt stehen, als sie Zabini und Lydia erblickte, die knutschend im Gang standen.

Charlie räusperte sich laut und die beiden fuhren erschrocken auseinander.

Der Slytherinjunge suchte Florentinas Blick, doch sie wich ihm weiterhin aus. Lydia strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Florentina mit hochgezogener Nase an. „Prewett, bereit für das Turnier am Wochenende?“

Florentina setzte ein falsches Lächeln auf. „Ich werde dich fertig machen, Carmichael.“

„Tse, das werden wir ja sehen.“ Lydia griff nach Zabinis Hand und zog ihn mit sich, vorbei an Florentina und Charlie.

 

Florentina seufzte, ließ die Schultern hängen und sah ihren Cousin müde an. „Kannst du mich morgen Abend beim Training bitte einfach vom Besen schubsen?“ 

Der Rothaarige schenkte ihr ein trauriges Lächeln, legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie kurz an sich. „Du packst das schon.“

Florentina seufzte erneut. „Klar.“

„Freu dich einfach auf den Moment am Wochenende, wenn Lydia klar wird, dass sie gegen dich keine Chance hat und du die neue Hogwarts-Koboldstein-Meisterin wirst.“

„Ich freue mich wirklich, dass ihr alle so fest an mich glaubt. Aber Lydia ist wirklich gut. Sie hat den Titel nicht umsonst seit ihrem ersten Schuljahr jedes Jahr gewonnen.“

Charlie zuckte mit den Schultern. „Na und? Du bist besser. Du hast dich halt eben nur für Quidditch statt für Koboldsteine entschieden.“

„Schätze, das werden wir am Samstag sehen…“ murmelte die Schwarzhaarige wenig zuversichtlich.

 

Mittwochabend drückte Florentina sich lange im Gemeinschaftsraum herum, unschlüssig, ob sie zur Nachhilfe gehen sollte, oder nicht.

„Vielleicht kommt er ja gar nicht?“ meinte Charlie irgendwann. „Dann bist du deiner Pflicht wenigstens nachgekommen und kannst keinen Ärger dafür bekommen.“

Florentina nickte und machte sich schließlich doch auf den Weg zu den Kerkern. Sie war spät dran und hoffte inständig, Zabini sei nicht da oder schon wieder gegangen. Doch ihre Hoffnung wurde in dem Moment zerstört, als die die Tür zum Klassenzimmer für Zaubertränke aufzog und den Slytherinjungen erblickte, wie er über seine Unterlagen gebeugt am Tisch saß.

Florentina presste die Lippen aufeinander, ging zu dem Tisch und ließ sich Zabini gegenüber fallen. „Hey Will,“ sagte sie leise und weil sie ihn nicht ansehen wollte, heftete sie ihren Blick auf die Unterlagen vor Zabini.

„Florentina,“ sagte der Junge monoton, ohne seinen Kopf zu heben.

Die Schwarzhaarige runzelte die Stirn. „Sind das die Aufgaben, die ich dir für die Ferien gegeben habe?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie ihm die Zettel unter den Fingern weg und betrachtete die Aufgaben.

 

„Du hast keine der Aufgaben vernünftig gelöst!“ rief Florentina verärgert und sah den Slytherinjungen das erste Mal richtig an.

Zabini verschränkte seine Arme vor der Brust, presste seine Zähne fest aufeinander und seine Miene verfinsterte sich etwas. „Es waren Ferien,“ sagte er knapp, als würde das alles erklären.

Florentina klatschte ihm die Blätter wütend vor die Nase. „Wenn du kein Bock hast, dann sag es einfach und wir lassen das Ganze sein. Aber ich bin es leid so viel Arbeit hier reinzustecken und von dir kommt einfach gar nichts.“

Sie machte Anstalten wieder aufzustehen, doch Zabini legte eine Hand auf ihre und drückte sie leicht.

„Bitte…“ er hob den Blick, schlagartig wurde ihm unangenehm warm und ein rosa Schimmer legte sich auf seine Wangen. „Ich hatte keine Zeit in den Ferien,“ nuschelte er verlegen und sah das Mädchen traurig an. Florentina hielt inne, bemerkte, wie müde Zabini aussah und dass er dicke Ränder unter den Augen hatte. Sie zögerte, ließ sich dann zurück auf den Stuhl sinken.

„Was ist los?“ fragte sie leise.

Zabini zog seine Hand zurück, setzte sich aufrecht hin, rieb sich die Stirn und starrte auf den Tisch hinab.

„Ich wollte wirklich für die Schule arbeiten,“ sagte er leise. „Und ich bin dir unendlich dankbar, dass du die ganze zusätzliche Arbeit auf dich nimmst.“ Er hob kurz den Blick, senkte ihn aber sofort wieder.

„Aber?“ fragte Florentina leise.

„Aber ich musste mich um meinen kleinen Bruder kümmern. Meine Mutter war mit ihrem neuen Mann im Urlaub, statt ihre Kinder zu versorgen. Über Weihnachten. Blaise ist doch erst 10…“

Florentina schloss die Augen und kniff sich in den Nasenrücken. Sie seufzte, hob die Lider und betrachtete Zabini. „Deswegen hast du gesagt, du musst nach Hause und kannst in den Ferien nicht im Schloss bleiben.“

Zabini lächelte schief. „Ich dachte, du hättest mir an dem Tag gar nicht zugehört.“

 

„Will…“ begann Florentina leise und legte eine Hand auf seine. „Ich weiß, dass das eine schwere Situation ist und vermutlich machst du dir gerade permanent Sorgen, wie es deinem Bruder geht, aber das hier ist wichtig. Du bist wichtig. Dein Abschluss ist wichtig.“

Zabini schnaubte. „Was bedeutet schon mein Abschluss, wenn ich eigentlich bei meinem Bruder sein und ihm helfen müsste.“

„Du hast die besten Chancen ihm zu helfen, wenn du deinen Abschluss machst und einen vernünftigen Job findest. Dann kannst du Blaise vielleicht zu dir holen.“

Tränen sammelten sich in den grünen Augen des Jungen, doch er blinzelte sie schnell fort und setze eine finstere Miene auf. „Das schlimmste ist, dass er sie anhimmelt. Blaise… er versteht gar nicht, was für eine furchtbare Frau sie ist.“

„Hast du denn versucht, es ihm zu erklären?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, er denkt, es wäre so geplant gewesen, dass wir in den Ferien allein sind.“

„Dann kann er es auch nicht wissen, oder?“ fragte Florentina sanft.

„Nein…“ murmelte Zabini mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Er hob den Kopf und suchte Florentinas Blick. Als er die blauen Augen gefunden hatte, wurde sein Gesichtsausdruck weicher. „Wieso nur fällt es mir so leicht mit dir über solche Dinge zu sprechen?“

Florentina versuchte gleichgültig auszusehen, nicht zu viel in seine Worte hineinzuinterpretieren und zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich, weil es egal ist, was ein Gryffindormädchen über dich denkt.“

Auf Zabinis Lippen legte sich ein sanftes Lächeln, er schüttelte den Kopf und sah die Schwarzhaarige weiter unbeirrt an. „Nein, das ist es nicht.“

 

Florentina lief rosa an, senkte den Blick. „Du solltest vielleicht lieber mit deiner Freundin darüber reden…“ murmelte sie leise und wollte ihre Hand zurückziehen.

Doch Zabini drehte seine Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. „Wir sind nicht mehr zusammen.“

Florentina hob den Kopf. „Was? Wann? Am Montag wart ihr doch noch…“

„Gestern,“ unterbrach Zabini sie. „Sie wollte, dass ich nicht zum Training gehe, damit wir mehr Zeit zusammen haben. Ich hab ihr als Gegenvorschlag unterbreitete, dass sie ja stattdessen auf den Koboldsteinklub verzichten könne. Daraufhin wollte sie, dass ich die Nachhilfe mit dir sausen lasse, so wichtig sei das schließlich nicht, naja…“ Er brach ab und zuckte unbeholfen mit den Schultern. „Schätze, da wurde mir bewusst, dass ich nicht mehr mit ihr zusammen sein möchte.“

„Verstehe,“ sagte Florentina, unsicher, was sie sonst antworten sollte.

Zabini ließ seine Finger locker und zog seine Hand zurück. „Also,“ ergriff er erneut das Wort. „kannst du mit bitte helfen, die Aufgaben zu lösen?“

 

Die restliche Nachhilfe verbrachten die beiden damit, die Aufgaben zusammen durchzugehen. Zabini gab immer erst eine Antwort, ehe Florentina ihm die Lösung erklärte. Zur Überraschung beider, konnte er viele der Fragen fast vollständig beantworten, ohne noch einmal in seine Unterlagen zu sehen.

Beide waren darauf bedacht freundlich miteinander umzugehen. Doch wenn Zabini etwas in den Büchern nachschlug, warf Florentina ihm immer einen nachdenklichen Blick zu. Sie war irritiert über die Offenheit des Jungen, wusste nicht, wie sie das einordnen sollte. Außerdem hatte keiner von ihnen ihren Kuss vor Weihnachten auch nur ansatzweise erwähnt und das ganze schwebte unangenehm zwischen ihnen.

 

Zabini überlegte immer wieder, wie er das Thema anschneiden sollte, während Florentina ihrerseits in den Büchern blätterte. Doch zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst abgewiesen zu werden. Er mochte dieses Mädchen, er mochte sie so sehr. Ihre langen schwarzen Haare, ihre blauen Augen, der leichte Duft nach Blaubeere, ihr Lachen, all das brachte ihn um den Verstand. Konnte er das alles vor Weihnachten noch nicht einordnen, hatte er mittlerweile begriffen, dass er verknallt war. Verknallt in dieses Gryffindormädchen, dass er doch eigentlich so ätzend fand. Er konnte nur schwer damit umgehen, so hatte er sich definitiv noch nie gefühlt.

 

Am Ende der Nachhilfe lächelte Florentina Zabini aufmunternd an. „Das klappt doch eigentlich ganz gut, gute Voraussetzungen für die Abschlussprüfungen.“

„Danke,“ entgegnete Zabini und ihm wurde bewusst, dass dies für den Tag seine letzte Gelegenheit war. Doch er zögerte einen Moment zu lange und Florentina verabschiedete sich bereits von ihm, als er noch keine Entscheidung getroffen hatte.

Mit hängenden Schultern sah er dem Mädchen nach, während sie sich immer weiter vom Klassenzimmer entfernte.

 

Als Florentina durch das Porträt der Fetten Damen getreten war, atmete sie hörbar aus und ließ die Schultern hängen. Sie schlurfte zu ihren Verwandten rüber, die sich in einer Ecke tummelten und, bis auf Percy, Zauberschach spielten. Fred spielte gegen Charlie und George verlor seine Partie gerade gegen ihren Freund Lee Jordan.

Florentina ließ sich auf den Boden fallen und lehnte sich an den Sessel, in dem Percy saß und las.

Charlie sah kurz auf. „Alles okay?“

Florentina nickte stumm und starrte auf das Spielbrett. Kurz darauf erhellte sich ihr Blick und sie grinste Charlie an. „Du verlierst,“ stellte sie fest. Charlie hob überrascht die Augenbrauen und studierte das Schachbrett eingehend. „Verdammt!“ sagte er laut und schaute seinen Bruder entgeistert an. Fred grinste ihm breit entgegen. „Florentina hat mir neue Züge beigebracht.“

Die Schwarzhaarige hob entschuldigend die Schultern, konnte sich ein breites Grinsen aber nicht verkneifen. Charlie sah sie finster an. „Ich muss wohl mal wieder aufmerksamer spielen,“ grummelte er leise.

 

Die Schwarzhaarige zog ein Buch aus der Tasche und vertiefte sich in die Lektüre für Kräuterkunde. Nach einer Weile stupste Charlie sie an der Schulter an, legte den Kopf schief und betrachtete sie eingehend. „Wirklich alles in Ordnung? Ich glaube du liest die gleiche Seite jetzt ungefähr zum zehnten Mal.“

Sofort wurde Florentinas Kopf knallrot und sie klappte das Buch ertappt zu. In Gedanken war sie noch einmal den Abend durchgegangen und überlegte, was sie von all dem halten sollte.

 

„Lydia und Will haben sich getrennt,“ sagte sie schließlich zu Charlie, nachdem sie sich umgesehen und festgestellt hatte, dass fast keiner mehr im Gemeinschaftsraum anwesend war.

Charlie setzte sich dicht neben sie, sodass ihre Schultern sich berührten und lehnte sich ebenfalls am Sessel an. Er winkelte ein Bein an, legte seinen Arm auf dem Knie ab und starrte ins Feuer des gegenüberliegenden Kamins.

„Das ist doch gut, oder nicht?“ fragte er leise.

Florentina zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ist es das? Hat es überhaupt eine Bedeutung? Es ändert doch nichts.“

Charlies Miene wurde nachdenklich und sie schwiegen eine Weile.

„Ich denke, er mag dich,“ sagte er schließlich. „Er weiß es vielleicht nur selbst noch nicht.“

Florentina winkelte ihre Beine an und umklammerte sie mit ihren Armen, das Kinn auf den Knien abgelegt. „Mhh…“ gab sie als Antwort und starrte nun ebenfalls in das lodernde Feuer des Kamins. „Aber es ändert nichts daran, dass er ein Slytherin ist und ich eine Gryffindor.“

Charlie drehte seinen Kopf und sah seine Cousine überrascht an. „Ja und? Eigentlich hatte ich gedacht, dass gerade du dich nicht an solchen Sachen aufhängst.“

„Tu ich auch nicht…“

„Aber?“

„Er schon.“

Charlie lächelte. „Vielleicht wird er uns beide ja noch überraschen.“

Florentina zog eine Augenbraue hoch. „Ja, klar.“ Sie stand auf, streckte sich, ließ dann die Arme baumeln. „Ich geh mal ins Bett. Gute Nacht.“

„Gute Nacht,“ entgegnete Charlie, noch immer lächelnd.

Florentina schüttelte den Kopf, während sie fortging, aber Charlies Optimismus zauberte ihr ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen.

Vielleicht hat er ja recht… dachte sie und verschwand im Schlafsaal.

 

Auch am Freitag bei der Nachhilfe sprachen die beiden nicht über den Kuss und alles was irgendwie zwischen ihnen schwebte und ehe sie sich versahen, war der Abend schon vorbei und ihre Wege trennten sich wieder. Zabini ging frustriert zurück in seinen Gemeinschaftsraum und Florentina ging so deprimiert wie sie war direkt ins Bett und versuchte Schlaf zu finden, immerhin stand am nächsten Tag das Koboldsteinturnier an.

 

Das Turnier begann am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück und fand in der Großen Halle statt. Es hatten sich überraschenderweise noch viele Spieler spontan angemeldet, außerdem konnte jeder der wollte, zusehen.

„Oh man, das ist soooo krass!“ rief Mel aufgeregt und lief auf Tonks und Florentina zu.

„Mh?“ fragte Tonks, während sie noch an einem Croissant vom Frühstück knabberte.

„Na es sind so viele Leute da, wie noch nie. Die Mitgliederzahl schieß auch in die Höhe! Das ist fantastisch! Und alles nur, weil sich herumgesprochen hat, dass Florentina Lydia vom Thron stoßen will.“

Florentina zog den Kopf ein. „Das alles war überhaupt nicht meine Idee…“ murmelte sie leise und versuchte die Blicke ihrer Mitschüler zu ignorieren. Doch Tonks grinste breit. „Ist doch super!“ rief sie aufgeregt und genoss es, dass auch sie von den Leuten, an denen sie vorbeikamen, angestarrt wurde. Florentina seufzte, meldete sich bei der Turnierorganisation an und studierte dann den Verlauf, der ihr gereicht wurde.

Vor ihr lagen eine Menge Spiele, die sie gewinnen musste, wenn sie tatsächlich im Finale gegen Lydia spielen wollte.

 

Um die Mittagszeit erschien auf den Haustischen, die an den Rand der Großen Halle geschoben wurden, viele Leckereien in Buffetform. Das Turnier wurde für eine halbstündige Pause unterbrochen, in der sich jeder, der noch dabei war, etwas ausruhen konnte.

„Du hast es fast geschafft!“ riefen Fred und George aufgeregt, als Florentina auf sie zu kam.

Sie zog die Nase kraus. „Fast ist gut, bis zum Finale sind es noch drei Spiele.“

„Aber bisher hast du alle easy geschlagen,“ sagte Charlie grinsend. Florentina kratzte sich verlegen an der Wange. Es stimmte zwar, was Charlie sagte, dass sie bisher keine Schwierigkeiten mit ihren Gegnern gehabt hatte, aber es war ihr trotzdem unangenehm, so gelobt zu werden.

Die Schwarzhaarigen hob den Kopf und sah sich in der Halle um. Es waren wirklich viel mehr Schüler anwesend als sonst beim jährlichen Koboldsteinturnier, hatte es tatsächlich damit zu tun, dass sie, oder vielmehr Tonks, Lydia quasi herausgefordert hatte?

Auf einmal fühlte Florentina sich überhaupt nicht mehr wohl, entschuldigte sich bei ihrer Familie und verließ die Große Halle, um einmal durchzuatmen. In der Eingangshalle lehnte sie sich an eine der Wände, stützte sich mit den Händen auf ihren Beinen ab und atmete langsam ein und aus.

 

Jemand hielt Florentina einen Becher mit Wasser entgegen und sie sah überrascht auf, direkt in leuchtend grüne Augen.

„Will…“ sagte sie verwundert, richtete sich auf und nahm den Becher entgegen. „Danke…“

Florentina sah sich um, ob sie allein waren.

„Nervös?“ fragte Zabini leise und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Die Schwarzhaarige strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und seufzte. „Ich weiß gar nicht, warum ich das überhaupt mache…“

Zabini lehnte sich an die Wand, schob seine Hände in die Hosentaschen und grinste Florentina an. „Soweit ich weiß, hast du dich mit Lydia gestritten und am Ende hast du behauptet, besser als sie zu sein und sie herausgefordert.“

Beinahe hätte Florentina das Wasser wieder ausgespuckt. „Das hat sie erzählt? Dass ich sie herausgefordert hätte?“

„Hast du nicht?“

„Oh Gott, nein! Sie hat nen riesen Aufriss gemacht, weil ich vor den Ferien mit beim Koboldsteinklub war, obwohl ich kein Mitglied war. Sie hat sich tierisch mit Tonks deswegen gezofft und das Resultat war, dass ich am Turnier teilnehmen muss.“

Zabini lachte. „Ja…das passt.“ Dann sah er Florentina aufmunternd an. „Aber du schlägst dich doch ganz gut.“

 

Das Mädchen zuckte kurz mit den Schultern, wandte den Blick von Zabini ab und biss sich auf die Unterlippe. Wie er da so an der Wand lehnte und sie anlächelte, fand sie unfassbar attraktiv. „Mal sehen, vielleicht schaff ich es ja tatsächlich ins Finale,“ sagte Florentina leise.

Zabini stieß sich von der Wand ab, stellte sich direkt vor die Schwarzhaarige und musterte sie. Florentinas Wangen färbten sich augenblicklich rosa. Der Junge legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen. Das Mädchen riss die Augen auf und sah Zabini überrascht an, ihr Herz schlug rasend schnell. Einen Moment sahen die beiden einander in die Augen und vergaßen alles um sich herum.

 

„Heeee Zabini“ rief eine Stimme von weitem.

Der Angesprochene drehte seinen Kopf, seufzte genervt und ließ seine Hand sinken, doch er machte keine Anstalten, Abstand von Florentina zu nehmen.

„Was?“ knurrte er wütend und sah zu seinen Freunden hinüber. Die beiden Jungs wirkten kurz irritiert, vor allem über die Anwesenheit des Gryffindormädchens, das schnell einen Schritt rückwärts machte, aber Zabini funkelte die beiden so wütend an, dass sie sich nicht trauten den Mund aufzureißen.

„Ähm… nicht so wichtig. Wir sehen uns später,“ sagte einer von beiden und sie gingen in Richtung Große Halle davon.

Zabini widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen vor sich, musste aber akzeptieren, dass der Moment vergangen war. Er seufzte leise und steckte seine Hände zurück in die Hosentaschen. „Mach sie fertig, okay?“

„K-klar…“ antwortete Florentina verwirrt und sah Zabini nach, der ebenfalls zur Großen Halle davon ging.

Florentina schloss die Augen, atmete einmal tief ein und aus, hob die Lider und machte sich dann selbst wieder auf den Weg zurück zum Turnier.

 

Während des Halbfinales versammelten sich immer mehr Mitschüler um Florentina und ihren Gegner. Robert, ein Sechstklässler aus Ravenclaw machte es der Schwarzhaarigen verdammt schwer. Sie spielten bereits eine halbe Stunde und es stand unentschieden. Sowohl er wie auch Florentina hatten bereits sechs Steine aus dem Kreis befördert. Robert war am Zug und Florentina betete stumm dafür, dass er es nicht schaffte den siebten Stein herauszukatapultieren. Sie und alle Umstehenden hielten angespannt die Luft an. Robert schnipste daneben, ein enttäuschtes Raunen ging durch die Reihe der Mitschüler, die den Ravenclawjungen anfeuerten, auf der anderen Seite ertönten freudige Rufe.

Florentina blies erleichtert die angehaltene Luft aus, nahm einen ihrer eigenen Steine und fokussierte sich auf die vor ihr liegende Aufgabe. Sie schnipste ihren Stein und traf, einen von Robert, der ins Rollen geriet. Florentina presste die Lippen aufeinander und beobachtete angespannt, was mit dem Stein passierte. Er kullerte nur langsam, rollte schließlich aus dem Kreis und bespritzte Robert mit einer stinkenden Flüssigkeit.

Die Umstehenden brachen in Jubel aus. Florentina ließ sich erleichtert gegen die Lehne ihres Stuhls fallen. Sie war so erschöpft, aber sie hatte es tatsächlich ins Finale geschafft und würde gegen Lydia antreten.

Die Schwarzhaarige legte ihre Hände auf die Tischplatte, stützte sich ab und erhob sich. „Gutes Spiel, Robert,“ sagte sie und nickte dem Ravenclawjungen zu.

„Hmpf,“ erwiderte dieser nur und versuchte die stinkende Flüssigkeit aus seinem Gesicht zu wischen.

 

Florentina entfernte sich von dem Spieltisch, dicht gefolgt von ihren Cousins. Fred und George sprangen aufgeregt um sie herum und jubelten laut. Percy murmelte ihr Tipps für das Finale zu, Charlie streckte ihr die Hand mit einem Schokoriegel darin entgegen.

Die Schwarzhaarige schenkte ihm ein müdes Lächeln und nahm die Schokolade entgegen. „Danke, Charlie.“ Sie packte den Riegel aus und biss hinein.

Anschließend hatte Florentina noch etwas Zeit, bis das Finale los ging und nutzte diese, um auf Toilette zu verschwinden. Sie wusch sich die Hände und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als die den Kopf hob, sah sie ihrem Spiegelbild entgegen und seufzte. Sie hatte noch keine Zeit darüber nachzudenken, was eben zwischen Zabini und ihr gewesen war.

Florentina war kurz überzeugt gewesen, der Slytherinjunge würde sie küssen, in der Eingangshalle, egal wer es sehen konnte. In dem Moment konnte sie sich nichts Schöneres vorstellen, doch dann war der Augenblick verflogen und Unsicherheit hatte sie ergriffen.

Das Mädchen seufzte erneut, spritzte sich noch einmal kaltes Wasser ins Gesicht und begab sich dann zurück in die Große Halle. Sie steuerte auf den Spieltisch zu, der extra in der Mitte des Raumes platziert wurde und setzte sich auf den für sie vorgesehen Stuhl.

 

Lydia grinste sie hämisch an, doch Florentina versuchte, so gut es eben ging, alles um sie herum auszublenden, auch die fiesen Kommentare ihrer Gegnerin.

Die Schwarzhaarige packte ihre Steine aus und wartete auf das Startsignal.

„Ich werde dich fertig machen, Prewett,“ sagte Lydia, als das Spiel endlich losging. Florentina schenkte ihr ein Lächeln. „Viel Erfolg, ich bin sehr gespannt, wie du das Anstellen wirst.“

Die beiden Mädchen lieferten sich ein unerbittliches Duell und schenkten sich nichts.

Lydia versuchte immer wieder die Schwarzhaarige mit hämischen Sprüchen aus dem Konzept zu bringen und vor allem, sie vor den Zuschauern bloßzustellen.

Doch am Ende schnipste Florentina den entscheidenden Stein und schaffte es Lydias siebten Stein aus dem Kreis zu befördern, ohne selbst in die Gefahr gekommen zu sein, zu verlieren.

„DU SCHUMMELST DOCH!“ rief Lydia laut und sprang aufgebracht vom Tisch auf.

Florentina stand ebenfalls auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Komm schon Lydia, sieh einfach ein, dass du verloren hast.“

Tonks jubelte laut und kam auf die Schwarzhaarige zugelaufen. „Du hast sie vom Thron gestoßen!“ rief sie begeistert und schloss das Gryffindormädchen so fest in ihre Arme, dass sie kaum Luft bekam.

„Tonks, du erwürgst mich,“ ächzte sie unter dem festen Griff und atmete erleichtert ein, als ihre Freundin sie losließ.

Florentina lächelte alle an, die ihr gratulierten, bedankte sich höflich und ließ im Anschluss die Siegerehrung über sich ergehen. Doch eigentlich wollte sie einfach nur ihre Ruhe. Sie hatte furchtbare Kopfschmerzen, war müde und erschöpft.

 

Bald nach der Siegerehrung löste sich die Menge in der Großen Halle auf, so interessant war Koboldsteine dann für die meisten doch nicht.

„Können wir endlich zurück in den Gemeinschaftsraum?“ fragte Florentina an Charlie gewandt.

„Hey, als amtierende Koboldstein-Meisterin, kannst du machen was du möchtest.“

„Haha…lustig.“

„Herzlichen Glückwunsch,“ er stieß mit seiner Schulter gegen ihre, während sie durch den Gang liefen.

„Danke,“ murmelte Florentina leise, kniff die Augen kurz zusammen.

„Alles in Ordnung?“ fragte der Rothaarige besorgt.

„Kopfschmerzen,“ murmelte Florentina müde. „Ich glaub ich leg mich bis zum Abendessen noch etwas hin.“

„War ein anstrengender Tag, oder?“

Die Schwarzhaarige nickte. „Ja…sehr.“

„Und was lief da eben mit Zabini?“ Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht.

Florentina zog die Augenbrauen zusammen, betrachtete misstrauisch ihren Cousin. „Was meinst du?“

Charlies Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Ich habe euch gesehen, in der Eingangshalle. Eigentlich wollte ich nach dir sehen, weil du so plötzlich verschwunden warst, aber offenbar warst du bereits in guten Händen.“

Die Schwarzhaarige lief rot an und räusperte sich. „Da war nichts… Also, naja…“ sie stotterte vor sich hin. „Irgendwie war da schon so ein Moment, aber dann kamen Freunde von Will vorbei und es hatte sich erledigt.“

„Oh…“ entgegnete Charlie und ließ enttäuscht die Schultern hängen.

Florentina lächelte traurig. „Ich weiß eh nicht, was ich davon halten soll.“

Charlie legte verständnisvoll einen Arm um ihre Schulter und so gingen sie die Gänge entlang. Im Gemeinschaftsraum winkte Florentina kurz den Zwillingen zu, durchquerte schnell den Raum und ging in ihren Schlafsaal, sie war so unfassbar erschöpft.

 

 

Den Sonntag verbrachten Florentina und Charlie damit, ihre Köpfe in die Bücher zu stecken, während draußen vor dem Fenster der Schnee fiel und das Schlossgelände immer mehr mit Schnee bedeckte. Es hatte bereits in der Nacht angefangen und der Himmel machte den gesamten Morgen keine Anstalten aufzuklaren, so versank das Schloss immer tiefer in Weiß.

Doch am Nachmittag suchte sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken und die Zwillinge und ihr Freund Lee Jordan liefen aufgeregt um Charlie und Florentina herum. „Kommt ihr mit raus? Schneeballschlacht?“ 

Nachdem die beiden zweimal verneint hatten, aber Fred und George keine Anstalten machten zu verschwinden, stimmten sie schließlich doch noch zu.

Ausgerüstet mit Schal, Mütze und Handschuhen traten sie auf das Schlossgelände hinaus und suchten sich einen Weg zum See hinunter. Dort war der beste Platz für eine ausgiebige Schneeballschlacht.

Sie bildeten zwei Teams, Charlie spielte zusammen mit Lee Jordan und George, während Florentina sich mit Fred zusammen eine hohe Schneemauer schuf, hinter der sie sich verstecken konnten.

Die Schwarzhaarige guckte seitlich hinter der Barrikade hervor und warf einen Schneeball nach George, sie traf ihn voll auf der Brust und er ließ sich theatralisch nach hinten fallen. Florentina und Fred lachten laut, doch da fegte ein Schneeball dem Mädchen die Mütze vom Kopf und ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich in Erstaunen.

„Na warte,“ sagte sie grinsend, verzog sich hinter die Schneemauer, zog ihren Zauberstab und verhexte die vorgeformten Bälle so, dass sie alle gleichzeitig in der Luft waren. Die Schwarzhaarige nickte Fred zu und ihr Cousin wagte einen Blick hinter die Mauer. Charlie blieb erschrocken stehen, er hatte sich gerade mit Lee Jordan hinter ihrer eigenen Barrikade hervorgewagt und wollte einen Angriff starten. Florentina sprang hoch und mit einer einzigen Bewegung feuerte sie alle Schneebälle gleichzeitig ab. Charlie wurde regelrecht unter einer Lawine begraben und alle brachen in schallendes Gelächter aus.

 

Immer mehr Schüler fanden den Weg aus dem Schloss und schlossen sich dem einen oder anderen Team der Schneeballschlacht an. Es entwickelte sich ein erbitterter Kampf, der sich bis in die Abenddämmerung zog.

Florentina warf einen Schneeball, doch Charlie lenkte ihn mit einem gekonnten Schwenk seines Zauberstabes ab. Stattdessen traf die weiße Kugel jemanden in der unmittelbaren Umgebung mitten im Gesicht.

Florentina und Charlie lachten laut auf, doch eine Sekunde später verstummten sie, als sie sahen, dass sie Zabini getroffen hatten. Charlie versteckte sich kichernd hinter einer der Schneebarrikaden, während Florentina den Slytherinjungen mit aufeinandergepressten Lippen ansah.

„Sorry!“ rief Florentina schließlich und wartete darauf, dass er sie anbrüllte.

Zabini war völlig überrascht stehen geblieben, sein Gesicht verzog sich verärgert, dann holte er tief Luft und zwang sich ruhig zu bleiben, als er sah, dass der Schneeball von Florentina gekommen war.

 

Er machte mit neutraler Miene einen Schritt auf die Schwarzhaarige zu, diese zog den Kopf ein und machte ihrerseits einen Schritt nach hinten. Der Slytherinjunge zog einen Mundwinkel hoch, machte noch einen Schritt auf das Mädchen zu und seine Augen verdunkelten sich etwas.

„Oh, oh…“ Florentina hob überrascht die Augenbrauen, begriff dann, machte auf den Absatz kehrt und lief schnell davon, dicht gefolgt von Zabini.

Er jagte sie eine Weile durch den Schnee und Florentina lief lachend davon und wich seinen Händen immer wieder gekonnt aus. Doch irgendwann hatte er genug, packte sie am Arm, blieb stehen und hielt sie dabei fest.

Durch das abrupte Abstoppen taumelte Florentina zurück, stieß direkt gegen Zabini, der das Gleichgewicht verlor. Zusammen fielen sie in den Schnee und die Schwarzhaarige landete direkt auf der Brust des Slytherinjungen. Die untergehende Sonne schenkte ihnen ihre letzten Strahlen des Tages und brachte die Augen beider zum Leuchten.

 

Zabini grinste sie an und Florentina kicherte, legte ihre Hände auf seine Brust, um sich abzustützen. Doch auf einmal veränderte sich der Ausdruck ins Zabinis Augen, wurde ernster, dunkler. Florentina verstummte, sah ihn schüchtern an als er eine Hand an ihre Wange legte und zuckte kurz zusammen. Er hatte vergessen Handschuhe anzuziehen, seine Finger waren eiskalt und Florentinas Wangen glühten förmlich.

Zabini hob den Kopf, Unsicherheit spiegelte sich in seinen Augen. Sein aufgeregter Atem schlug Florentina entgegen und sie konnte die leichte Note von Zitrone wahrnehmen, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Du bist nervös…“ stellte sie leise fest.

Zabini lächelte. „Ja…“ entgegnete er ebenso leise, ließ seinen Kopf zurück in den Schnee fallen und schloss die Augen. „Du machst mich verdammt nervös,“ sagte er mit fester Stimme und lächelte. „Und das macht mich verdammt glücklich.“

Florentina sah ihn perplex an. „I-ich…was?“

Der Slytherinjunge hob seine Lider, fixierte sie mit seinen leuchtend grünen Augen und grinste. Dann legte er seine Arme um das Mädchen, drehte sich mit ihr, sodass er auf ihr lag.

Einen Moment noch hielt er ihren Blick fest, hätte sie nur zu gerne geküsst, aber er fürchtete, erneut von ihr verprügelt zu werden, sollte er das versuchen. Also stützte er sich rechts und links von Florentina ab, schwang sich auf die Beine und streckte Florentina eine Hand entgegen. „Komm, es wird dunkel und es ist arschkalt. Wir sollten zum Schloss zurück.“

 

Enttäuscht ergriff die Schwarzhaarige seine Hand und ließ sich von ihm aufhelfen.

Sie hatte fest damit gerechnet, dass er sie endlich küssen würde. So wie vor Weihnachten. Ihre Wangen liefen rot an und sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte so sehr, dass er sie noch einmal küsste. Und seine Worte? Hatte nicht alles darauf hingedeutet?

Sie warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, während sie nebeneinanderher gingen. Er rieb sich die kalten Finger und blies warme Luft in seine Hände, hob überrascht die Augenbrauen, als er ihren Blick bemerkte.

Zabini blieb stehen. „Was ist?“

„Warum hast du mich nicht geküsst?“ platzte Florentina heraus, riss überrascht über ihre Worte die Augen auf und schlug sich eine Hand vor den Mund.

Kurz blieb es still, dann brach der Slytherinjunge in lautes Lachen aus.

Florentina senkte verletzt den Blick und Tränen stiegen in ihr auf. Als Zabini das sah verstummte er, trat dicht an sie heran, legte abermals eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. Eine einzelne Träne rann über Florentinas Wange und sie versuchte beschämt wegzusehen, doch Zabini wischte den Tropfen fort und ohne weitere Umschweife überbrückte er die Distanz zwischen ihnen, legte seine Lippen auf ihre und küsste sie. Erst ganz sanft, dann fordernder.

Atemlos lösten sie sich und legten ihre Stirn aneinander. „Ich hatte Angst, du würdest mir noch mal eine reinhauen…“

Florentina schloss grinsend die Augen. „Tut mir leid.“

Zabini lachte leise, zog seinen Kopf zurück und griff nach ihrer Hand. „Vielleicht können ein Löwe und eine Schlange ja doch ein gutes Paar sein.“

Florentina legte den Kopf schief, begriff dann und trat lächelnd einen Schritt auf Zabini zu. „Vielleicht…“ murmelte sie leise und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. 



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