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die Hölle steht Kopf

Ausschnitte aus dem Leben der Lia Kim
von

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03|die Hölle

Unser neues Leben startete mit einem riesigen Rundgang durch die halbe Hölle. Nur die wichtigen und interessanten Abteilungen. Den Rest würden wir ohnehin nach und nach kennen lernen. Seniors persönlicher Buttler- er erinnert mich immer wieder an eine Fusion aus Schildkröte und Pinguin- übernahm die Führung, angefangen damit wie wir die Hölle durch den Personaleingang betreten. Es ist ein simples Vorgehen. Man wählt auf seinem Smartphone die Ziffern 666 und wenn man eine Zugangsberechtigung besitzt landet man urplötzlich in einem tristen, kalt wirkenden, grauen Eingangsbereich mit nichts weiter als einem brennenden Loch im Boden in der einen Ecke, einem uralten Telefon mitten an der Wand, einem Fahrstuhl am Ende des Raums und einen gegenüber des Telefons sitzenden durchtrainierten Dämonen, dessen Gesicht vor unserem Amtsantritt zuvor NIE, wirklich NIE hinter einer gigantischen Zeitung hervorgeschaut haben soll, auf der stets in gigantisch großen Buchstaben Titel prangern wie ‘neuster Höllentratsch‘, ‘Next Top Dämon‘ oder ‘was geschah in der letzten Episode von DÄMON 0-8-15 - auf der Suche nach Akephalos Kopf‘. Durch das Telefon kann man die Hölle wieder verlassen.

Der Muskelprolet stellt sicher, dass man nicht versehentlich unerwünschten Besuch mitbringt oder hinausschmuggelt und das brennende Loch, - nun ja, durch das klettern all die Dämonen zurück die man ganz ausversehen- WIRKLICH ganz ausversehen abgemurkst, beziehungsweise denen man aus reinem Selbsterhaltungstrieb eine Kugel durch den Kopf gejagt hat. Betritt man den Fahrstuhl findet man tatsächlich eine stinknormale Fahrstuhlkabine mit der langweiligsten und langatmigsten Musik aller Zeiten vor. Der einzige Unterschied ist die gigantische Schalttafel die sich vom Boden bis zur Decke erstreckt und einen zumindest in der Theorie einmal durch die komplette Hölle schicken könnte, wenn es nicht verboten wäre.

Mister Schildkrötenpinguin vermittelte uns mit seiner quakenden Stimme mehr als eindringlich dass DIESER Fahrstuhl nur rein dazu da ist um ins Höllenzentrum zu gelangen. Da DIESER Fahrstuhl der einzige ist der eine direkte Verbindung zur Eingangshalle besitzt. Um eventuelle Wartezeiten oder gar Fahrstuhlstaus zu verhindern, solle man sich damit nur ins Zentrum begeben und anschließend einen der zig anderen Fahrstühle aufsuchen um schlussendlich sein Ziel zu erreichen. Das Höllenzentrum gleicht ungefähr einem unterirdischen Einkaufzentrum. Links und rechts sind die verschiedensten kleine Läden aufgereiht. Von der neusten Mode bis hin zum kleinen Unterweltimbis wie ‘Teds Todeswurst‘ gibt es quasi alles. Die unterschiedlichsten Gestalten kreuzten unsere Wege- nichts unbedingt unerwartetes, wenn man bedenkt wo wir uns gerade befanden. Was für Damien und mich allerdings doch etwas gewöhnungsbedürftig war, sind nach wie vor die Lichtquellen. Alle paar Meter reiht sich ein brennender Papierkorb auf. Bei dem regen Verkehr der dort immer herrscht für Damien und mich nicht unbedingt ein Wohlgefallen, da wir im Gegensatz zu scheinbar allen anderen bei Berührung durchaus Feuer fangen können, was meinen neu gewonnenen Ehegatten natürlich prompt am ersten Tag auch geschah. Daher suchen wir seit dem Einstieg in unser Amt nach dem passenden Formular eine weniger schmerzhafte Lichtquelle anzufordern, als eine unzählige Anzahl an menschenverachtenden Minihöllenfeuern. Womit wir nun zum Thema Höllenfeuer alias das Fegefeuer kommen. Offensichtlich scheint Seniors Pokerrunde nicht die einzig dumme Idee des großen Herrschers über Unterwelt und Tod gewesen zu sein. Der gute Herr hatte nämlich scheinbar schon immer ein reges Talent dafür die Hölle in eine Art Misskredit zu stürzen. Eine seltsame Vorstellung, die ich immer noch versuche zu verarbeiten, da ich wie vermutlich jeder andere auch, davon ausgegangen war, dass weder Himmel noch Hölle irgendwelcher Regeln untergeordnet sind, geschweige denn irgendwelchen Finanzen.
 

Aber ganz offensichtlich gibt es so etwas wie eine Art unabhängige Finanzbehörde, die jedes Vorgehen beider Seiten genauestens beobachtet und klare Bedingungen schafft. Alles ist in deinem Job erlaubt, solange du die richtigen Formulare ausfüllst und dein Vorhaben finanzieren kannst. In der Hölle herrscht allerdings die unangefochtene Verschwörungstheorie, dass diese Behörde Gottes Intrige ist um sich einen Vorteil im alles wehrenden Wettkampf der zwei Großmächte Himmel und Hölle zu verschaffen. Denn das ist es was die Erde und ihre Bewohner für das Höllenpersonal sind- ein gigantisch großes Spielfeld mit rund 7,8 Milliarden Spielfiguren in einem seit Jahrhunderten wehrenden Kriegsspiel. Wie dem auch sei, so oder so schien Teufel Senior nicht unbedingt der talentierteste Spieler auf dem Spielfeld zu sein und so musste er auf Einsparungen zurückgreifen um weiterhin im Spiel zu bleiben. Demnach kann man sich wohl meine tiefsitzende Enttäuschung vorstellen, als wir bei der Besichtigung des gigantisch großen und unsagbar grausamen Fegefeuers den wohl mickrigsten Kamin aller Zeiten vorfanden in mitten des gefühlt größten Brennmaterialhaufens den ich je zu Gesicht bekommen habe.

Seitdem blutet mein Herz jedes Mal erneut, wenn das Fegefeuer in meiner geliebten Dämonenjäger- TV-Serie thematisiert wird. Wie konnte Senior ausgerechnet beim Fegefeuer einsparen, wo es doch so viel anderen unnötigen Mist in der Hölle zu sehen gab, dessen Existenz man einfach wegrationalisieren hätte können? Wie zum Beispiel die nutzlose Idee einer Horrorclownschule. Ja, die gibt es wirklich und befindet sich mitten im Höllenzentrum an der vierundsiebzigsten Ecke Namens Bloodlake Street. Genauso platziert, dass egal wo man hin will IMMER daran vorbei muss. Und IMMER hocken einige Horrorclowns davor und testen ihre neu erlernten Techniken an vorbeigehenden Passanten aus. Vorzugsweise an MIR! Ein Zustand der sich erst etwas relativiert hat, seitdem ich mehr als einen von ihnen mit dem kleinkalibrigen Einweihungsgeschenk des ehemaligen Höllenoberhauptes, ein Fahrticket durch das brennende Loch im Eingangsbereich verschafft habe. Es soll ein sehr unangenehmer und extrem kräftezehrender Vorgang sein durch das Loch im Boden der Eingangshalle zurückzukehren, weshalb Dämonen meist darauf verzichten ihre Streitereien untereinander mit einem Gnadenstoß zu beenden. Ähnlich wie bei Männern die unausgesprochene Regel, dass ihre Kronjuwelen heiliges unantastbares Land sind.
 

Unsere Führung führte uns noch viel tiefer in die Welt der Dämonen, vorbei an Wohnhäusern, die man in Wirklichkeit vielmehr Höhlen oder zerfallende Baracken nennen sollte, bis hin zum Monsterzoo, in dem sich sämtliche der gruseligsten, blutrünstigsten und bösesten Höllentiere befanden, die jede Mythologie oder Religion bislang hervorgebracht hatte. Unteranderem ein stolzes Rudel an Höllenhunden, deren Grausamkeit wirklich ein Scheiß im Gegensatz zu der in der Geschichte untergegangenen Höllenkatzen war. Man wird es kaum glauben aber Höllenhunde sind wohl erzogene Befehlsausführer mit denen man in ihrer Freizeit ausgiebig kuscheln und spielen konnte. Sie tun nichts was sie nicht tun sollen. Schickst du sie los um jemanden bestimmtes zu jagen und zu töten wirst du zu hundert Prozent genau dieses Ergebnis erzielen ohne Gefahr zu laufen, dass unbeteiligte versehentlich mit zu Schaden kommen. Schickst du allerdings auch nur eine einzige Höllenkatze mit dem gleichen Auftrag los, kann der Auftrag schon einmal in einem Blutbad enden, welches anschließend als politisch oder religiös orientiertes Attentat in die Geschichtsbücher eingeht, einfach weil die Katze keine Lust hatte Befehle zu befolgen. Denn NIEMAND schreibt einer Höllenkatze vor was sie zu tun oder zu lassen hat- Höllenkatzen sind stolze Freidenker und eben deshalb wurden sie in die Kategorie RISIKO eingeordnet und von jeder Art von Außeneinsätzen befreit, insofern nicht vorher ihre Fähigkeiten blockiert wurden. Sie dürfen nur noch als alltagstaugliche Taschenversion ihrer selbst, zum Beispiel in Form eines Pechsymbols in der Menschenwelt auftreten, daher auch die berühmte schwarze Katze. Dazu werden ihre übernatürlichen Fähigkeiten unterdrückt und sie auf Hauskatzengröße geschrumpft. So wie auch bei den drei kleinen Monstern die ich nun seit geraumer Zeit bei mir zu Hause beherberge. Pech, Schwefel und Pest. Doch nur weil ihnen ihre alles zerstörende Kräfte genommen wurden, macht es sie nicht weniger lästig oder gar gefährlich. Diese kleinen Fellknäule verstehen sich durchaus darin ihren anhaltenden Frust über ihre Situation zum Ausdruck zu bringen, denn ihre Zerstörungswut kennt keine Grenzen. Ich habe Glück, dass meine Mitbewohnerin zuvor keinerlei Erfahrungen mit stinknormalen Hauskatzen gesammelt hat und ansonsten ziemlich genügsam mit meinen Erklärungen, dass Katzen nun mal so sind, zu sein scheint. Judy, meine Mitbewohnerin und beste Freundin weiß nichts von meinem neu gewonnenen Doppelleben und ich tue gut daran, dass dies auch weiterhin so bleibt. Denn ich mag mir gar nicht vorstellen was für ein Chaos entstehen würde, wenn sie davon erfahren würde. Von den drei Quälgeistern komme ich am besten mit Pech klar.

Er ist erstaunlicherweise ein kleiner Sonnenschein, der sich darin versteht jeden auf Anhieb für sich einzunehmen und vergessen zu lassen was für ein frecher Kerl er eigentlich ist. Er hat es Faust dick hinter den Ohren und liebt es Judy zu provozieren indem er ihre Zimmereinrichtung liebend gern zum Einsturz bringt. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Anschließend schaut er sie mit den größten und unschuldigsten Kulleraugen die die Menschheit je zuvor gesehen hat an, so dass ihre einzige Waffe sich dagegen zur Wehr zu setzen darin besteht ihn für sage und schreibe dreißig lächerliche Minuten auszusperren, bis sie letztendlich einknickt und ihn doch wieder hereinlässt um kurze Zeit später das Spiel vom neuen zu beginnen. Ende vom Lied ist jedes Mal, dass Judy die Geduld verliert und versucht den dreisten Kater hinterher zu jagen während er strahlend zu mir gerannt kommt um sich seine Belohnungsstreicheleinheiten abzuholen, die ich ihm nicht mal verwehren kann, da mich ihr Disput doch ziemlich belustigt. Anders wiederum ist es bei Schwefel und Pest.

Schwefel vergöttert meine Mitbewohnerin. Und zwar so sehr, dass er stets um punkt fünf Uhr morgens das gesamte Haus zusammen schreit, damit sie ihn endlich in ihr Zimmer lässt. Bleibt sie übers Wochenende weg, was gar nicht so selten vorkommt, da sie das komplette Gegenteil meiner Wenigkeit ist, bestraft er mich für ihre Abwesenheit. Seine Bestrafung ist ein ausgiebiger und perfekt einstudierter Prozess. Zuerst stundenlanges Gejaule im Flur, gefolgt vom Versuch mich bei jeder Gelegenheit zu Fall zu bringen indem er mir in letzter Sekunde vor die Füße sprintet. Systematisches, in perfekten Streifen Abziehen der Tapete im Flur gefolgt vom zerkratzen der Wände rundum das Wohnzimmerfenster.

Fäden der Handtücher im Badezimmer ziehen, ausräumen des Regals um mich zu guter Letzt mit dem verachtungsvollsten Todesblick zu malträtieren während er sich schmollend auf den Sessel zurückzieht und zu einem Felldonut zusammen rollt. Pest ist dagegen in seinem Vorgehen sehr viel spontaner und nicht ansatzweise berechenbar.

Ich bin mir sicher in ihm schlummert das pure Böse, welches nur darauf wartet eines Tages herauszubrechen um die längst überfällige Apokalypse vom ursprünglich prophezeiten einundzwanzigsten Dezember 2012 nachzuholen. Uns beide verbindet eine wirklich intensive Hassliebe. In dem einen Moment reißt er die halbe Bude in seiner Zerstörungswut ein, hängt sich wie Tarzan an die Gardinen und schwingt hin und her, greift meine Füße an, beißt und kratzt mich, schmeißt mit Katzenstreu um sich, reißt Bilder von Wänden oder benutzt mein Gesicht als Sprungschanze. Im nächsten Augenblick streift er mir schnurrend und bettelnd um meine Beine und möchte stundenlang Schmusen und kuscheln. Und wehe man steht auf um auf die Toilette zu gehen. Dann trifft einen sein empörter Blick mitten ins Herz.
 

Mister Schildkrötenpinguin führte uns ins Anmeldezentrum, welches sich unmittelbar vor dem Haupteingang der Hölle befindet und in mehrere Teilbereiche unterteilt ist. Hier werden alle für die Hölle vorgesehenen Verstorbenen angemeldet, katalogisiert und ihrem Strafverfahren zugeordnet. Es stellte sich heraus, dass das Verhalten eines jeden einzelnen durchaus Einfluss auf den zukünftigen Werdegang nach dem Ableben hat und anhand von Statistiken und vorgegebenen Eckpunkten festgelegt wird ob man der Hölle oder dem Himmel zugeordnet wird. Wie diese Vorauswahl von statten geht wollte uns allerdings Niemand genau erläutern, vermutlich weil es keiner so genau versteht und alle nach Schema F arbeiten, so wie ich meiner Zeit in der Schule- einfach hinnehmen und nicht mehr darüber nachdenken. Was wir allerdings in Erfahrung bringen konnten ist, dass ein Mensch, der in jungen Jahren dazu neigt viele Fehler zu machen und Gemeinheiten zu tätigen durchaus die Möglichkeit besitzt, der Hölle und seiner damit verbundenen Strafe zu entgehen. ‘Das Gesamtpaket eines Lebens ist ausschlaggebend‘, erklärte uns ein Mitarbeiter. Was so viel bedeutet wie, nur weil du böses tust, heißt es nicht, dass du böse bist. Alles wird berücksichtigt, angefangen damit ob man aus seinen Fehlern lernt, ob man Reue zeigt, Selbstreflektion, geistige Erkrankungen besitz, Lebensumstände, bis hin zu Unsicherheiten, Ängsten und anderen Emotionen, ebenso wie Mut, gesellschaftliches Verhalten, Lebensfreude und so weiter, die negativen Handeln oder Denken entgegen wirken können. Man sammelt also sein ganzes Leben lang Plus –und Minuspunkte auf seinem Karma Konto, in der Hoffnung, dass die Pluspunkte am Ende überwiegen. Die KARMA-Studie führt dabei über jede Person genau Buch und versucht einem durch kleine Hindernisse Chancen zum Selbstausgleich zuzuspielen. Zumindest sollte es so sein, wenn nicht gerade irgendein dämlicher KARMA-Nerd mit deinem Konto Mist gebaut hat. Das Anmeldezentrum ist ein gigantisch großes Gebäude mit unsagbar vielen Etagen und Räumen vor denen sich endlos lange Warteschlangen aufreihen und auf die Bearbeitung durch einen der Sachbearbeiter warten, von denen jeder einzelne uns verzweifelt ans Herz legte niemals den Weg des Selbstmordes anzustreben, was Damien und mich unsichere und gleichzeitig verwirrte Blicke austauschen ließ. Es ist nämlich so. Beendest du mit purer Absicht, dein Leben vorzeitig und Selbstständig, sind alle deine im Leben gesammelten Pluspunkte sofort hinfällig und deine Bestrafung besteht darin, auf ewig in der Verwaltung zu sitzen. Für immer Verdammt, sich mit frisch Verstorbenen zu streiten, die der Meinung sind, dass ihre Anwesenheit hier ein Fehler sein muss, da sie ziemlich sicher in den Himmel gehören. Ein wirklich abschreckendes Beispiel, da ich schon in der Welt der Lebenden nicht sonderlich gut mit Menschen kann. Etwas anders läuft es im Serienkiller-Gang. Dort gibt es nur eine einzige Tür am Ende eines ewig langen Flurs mit ebenso nur einer einzigen Warteschlange. Dieser Flur befindet sich weit weg vom allgemeinen Geschehen, weit unten im Kellergeschoss. Hier beginnt die Bestrafung anders als bei allen anderen Verstorbenen bereits vor der Anmeldung. Die Sachbearbeiterin ist ein wahres Urgestein. Und ebenso bewegt sie sich. Jeder Satz, jede Bewegung, sogar jeder Atemzug gleicht der Trägheit eines Faultiers und hält gefühlte Minuten an. Ihr wuchtiger Körper passt kaum auf den kleinen knochigen Stuhl, der bei jeder kleinsten Bewegung jämmerlich knarzt, ihr faltiges Gesicht wirkt wie aus Stein gemeißelt, während ihre winzig kleinen Augen über den Rand einer dicken fetten Hornbrille blinzeln. Ich kann nicht sagen ob die Schlange an Serienmördern erschreckend lang ist, oder tatsächlich erstaunlich kurz, da einige von ihnen wohl schon Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte in dieser Schlange verweilen und darauf warten endlich bearbeitet zu werden. Zumindest lässt es ihre Kleidung vermuten. Alle paar Jahre soll es vorkommen, dass einer von ihnen die Geduld verliert und seinen Vordermann umbringt, einfach weil er seinem Blutdurst nicht mehr standhält oder sich erhofft schneller voran zu kommen. Ärgerlich, da dieser sich zur Strafe mit samt seinem Opfer wieder ans Ende der Schlange anstellen muss.
 

Nachdem wir beim Anmeldezentrum alles Sehenswerte zu Gesicht bekommen hatten ging es wieder zurück ins Höllenzentrum, auf direkten Weg in unsere Privaträume, sowie Damiens Arbeitszimmer und mehrere Büros sowie Verhandlungsräume, welche alle samt eher unspektakulär wirkten, aber auf ihre ganz eigene Art einen gewissen Scharm ausstrahlen. Alle Räume hatten etwas Rustikales an sich und deren Möbel erinnerten an die Einrichtung, welche man nur noch aus alten Krimis kannte. Dunkles, edles Holz, alte Kamine, gigantische verstaubte Kronleuchter, Wände voll mit uralten Schätzen in Form von Büchern und Bildern. Überall gab es was zu entdecken und begutachten. Allein das Arbeitszimmer erinnerte an ein uraltes Arbeitszimmer des größten Mafiosos aller Zeiten. Eine leichte Note von Zigarrenrauch und Pfeifentabak lag noch immer in der Luft und hatte sich in die Kissen des uralten Sofas festgefressen. Als wir dort ankamen, rannte ein Haufen aufgeregter Gnome immer wieder von A nach B um alles Mögliche in diesem Raum auszumessen während ein weiterer, der das Geschehen unter stätigen Gezeter überwachte, mehrere gigantische Möbelkataloge unserer aktuell größten Möbelhäuser auf der Erde durchblätterte. Offensichtlich war man der Meinung gewesen, dass man eine optische Anpassung aller Räumlichkeiten an die neuen Herrscher tätigen müsste, da Menschen es für gewöhnlich hell und fröhlich mochten. In der Welt der Lebenden war es der Zeitig Trend, seine Wohnungen hell und offen einzurichten. Weiße Möbel im Landhausstiel, zu netten Kontrastfarbenden Wänden und Dekorationsartikeln wie Lichterketten, Kerzen, verschnörkelte Bilderrahmen und unsagbar vielen Pflanzen die den Raum einladend und lebendig erscheinen ließen. Ein Stil der meinem Geschmack durchaus in die Hände spielte. Aber halt auch ein Stil, der nichts im Vergleich zu dem war, was sich in diesem Moment vor uns erstreckte. Der Gnom mit den Katalogen stürzte sich sofort nachunserer Sichtung auf uns um Damien und mir Unmengen an Fragen zu Geschmack und Einrichtungswünschen zu stellen. Doch Damien interessierte sich nicht groß für die Raumgestaltung seines künftigen Arbeitszimmers, so wie die Gestaltung sämtlicher Räume in unserer Hauptzentrale beziehungsweise dem Höllenschloss. Er war noch immer viel zu sehr damit beschäftig, zu verarbeiten was ihm hier eigentlich geschehen war und hoffte insgeheim immer noch darauf, dass sich alles als ein verrückter Traum entpuppte. So überließ er alle Entscheidungen mir und ich versuchte dem kleinen Mann zu verstehen zu geben, dass wir alles so beibehalten wollten wie es war. Ich bin mir nicht sicher ob ich dem kleinen Gnom damit nun einen Gefallen getan oder ihn eher wütend gemacht hatte. Er starrte mich eine gefühlte Ewigkeit an. Atmete einmal tief durch und fing an neue Befehle zu zetern, welche schlussendlich dafür sorgten, dass allesamt durch zur Tür hinaus flüchteten. Er selbst sammelte murmelnd die rumliegenden Kataloge ein, warf sie alle samt in den Kamin, verbeugte sich kurz vor uns und verließ schnurstracks den Raum. Aber wie dem auch sei. Ich bin bis heute stolz darauf diese wunderschöne Einrichtung gerettet zu haben. Und wie sich im Nachhinein herausstellte, sammelte ich mit dieser winzig kleinen und eigennützigen Entscheidung unzählige Pluspunkte bei Teufel Senior für ‘unsagbar guten Geschmack‘.



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