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I`ll never find another you

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Disclaimer: Harry Potter, Severus Snape und Co. gehören J. K. Rowling.
Dies ist eine Fanstory. Sie dient nur zum Lesen und keinerlei kommerziellem Zweck. Die Rechte an dieser Geschichte liegen bei mir.
Story-Art: etwas AU, Fantasie & minimal angehauchtes Slash
Pairing: SS/HP
Zeitpunkt: nach der Finalen Schlacht Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Es war vorbei, endlich vorbei ... Sie hatten es tatsächlich geschafft. Der Krieg war vorbei, der Dunkle Lord tot, doch zu welchem Preis? Er blickte müde und resigniert über die zerstörten Türme und Mauern, sah die immer noch schwelenden Feuer und spürte Verzweiflung in sich aufsteigen. So viele Freunde waren im Kampf gestorben, hatten sich für ihn und ihre Sache geopfert. Wenn er nur an die ganzen Schüler dachte, die dort unten auf den Hügeln lagen, weil sie auch gegen Voldemort gekämpft hatten, wurde ihm schlecht. So viele Tote, so viele Verletzte, so viel Leid, unnützes Leid.
 

Er dachte an Sirius, daran wie seine Eule Hedwig bei der Flucht aus dem Lingusterweg getötet wurde und an Mad-Eye Moody, wie er nach einem Fluch getroffen aus großer Höhe von seinem Besen fiel, weiter wanderten seine traurigen Gedanken zu Dobby, der sich ebenfalls für die gute Sache geopfert hatte. Dann musste er an Tonks Vater denken, der auf der Flucht vor Todessern einen Fluch abbekam und starb. Mit Crabbe war er zwar nie befreundet, doch in dem Dämonenfeuer zu verbrennen hatte er nicht verdient, selbst wenn er es selbst verschuldete. Mehr und mehr zog sich sein Hals zusammen, wenn er daran dachte, dass viele Schüler nun Waisen oder Halbwaisen waren, dass sie ohne Vater und Mutter aufwachsen mussten. Dass ihre Eltern jetzt genau wie seine damals, durch diesen Verrückten gestorben waren. Und warum das alles?

Nur weil er es in diesen vorherigen Aufeinandertreffen mit Voldemort nicht geschafft hatte ihn auszuschalten oder gar zu töten. Auch wenn er eigentlich nicht der Typ zum Töten war, doch dann wäre es gar nicht erst zu diesem schrecklichen Krieg gekommen und viele der Opfer hätte man retten können. So wie Fred, der bei einer Explosion starb oder seinen Mentor, Direktor Dumbledore, der ihm fast ein wenig ein gutmütiger Großvater war, der jedoch von Professor Snape mit dem Todesfluch getötet wurde. Er seufzte und ließ seine Augen weiter über die Rauchschwaden wandern, sah Hagrids eingestürzte Hütte, den verbotenen Wald und musste mehrmals schlucken, als er die Heulende Hütte nun, bis auf ihre letzten Bretter abgebrannt, erblickte. Was er dort vor Stunden gesehen hatte erschütterte ihn jetzt noch zutiefst. Besonders wenn Harry daran dachte, dass er und Hermine dem Tränkemeister nur nach geschlichen waren, um ihn zu belauschen. Um ihn endgültig zu stellen ...
 

Und als Harry ihn dort mit dem Dunklen Lord sah bestätigten sich seine schlimmsten Befürchtungen, als er hörte wie Voldemort den Tränkemeister lobte wäre er am Liebsten auf den Professor losgestürmt und hätte ihm einen Fluch nach dem Anderen auf den Hals gehext. Dabei hatte Dumbledore dem Anderen doch völlig vertraut und der hinterging ihn, tötete ihn und verriet sie alle an den Dunklen Lord.

Langsam wurde es dunkel und während der Schwarzhaarige dort so am Fenster stand, hinaus schaute, nahm die zerstörte Landschaft um Hogwarts etwas surreales an. Unwirklich schön wirkte es beinahe. Es stand für einen großen Verlust allerdings auch für einen großen Sieg!
 

Jetzt musste nur noch ein weiteres Wunder passieren. Trotz seiner bleiernen Müdigkeit suchte Harry sich keine Schlafmöglichkeit. Nein, er würde nicht schlafen können bis er wusste, ob der Tränkemeister überleben würde. Wieder sah der junge Mann, wie sich diese riesige Schlange auf seinen Professor stürzte, ihm den Hals zerriss und wie dann das Blut in Strömen floss, hörte ihn aufschreien und dann röcheln. Es war schrecklich, Gift war ein schrecklicher Tod. Nachdem Voldemort verschwunden war trat er aus seinem Versteck und war zu dem Älteren gekrochen, welcher sich an ihm festgekrallt hatte wie ein Ertrinkender an den rettenden Baumstamm. Da war ihm erst bewusst geworden, wie fasziniert er bereits seit dem ersten Tag von diesem undurchsichtigen Mann gewesen war und als dieser ihm seine Erinnerungen gab, war Harry so verwirrt, dass er nicht wusste, was er nun tun sollte. Sollte er hier bleiben damit er beim Sterben nicht alleine war oder ihn, der Dumbledore so eiskalt ermordet hatte, einfach verlassen? Er entschied sich für das Erste und hörte, wie er etwas zu ihm sagte. „Sie haben die Augen ihrer Mutter!“
 

Harry drehte sich zu einem von den schmalen Betten auf der Krankenstation in Hogwarts und starrte die darauf liegende Person stumm an. Schaute auf die selbst jetzt in der tiefen Bewusstlosigkeit noch streng wirkenden Gesichtszüge, die dunklen Augenbrauen, begutachtete seine große Nase, die schönen Lippen, seine geschlossenen Lider unter denen sich diese eindrucksvollen schwarzen Augen befanden. Das kantige Kinn, welches dem Gesicht die markante Note verlieh. Er war vielleicht nicht der hübscheste Mann, aber er hatte Ausstrahlung und er war loyal. Nein, er war der Loyalste, dem Harry je in seinem Leben begegnet war.

Er betrachtete den blutgetränkten Verband, der kaum die riesige Halswunde verbarg und schweifte dadurch mit seinen Gedanken wieder ab zu den letzten Momenten in der Heulenden Hütte. Spürte wieder das Blut an seinen Händen runter laufen und wie der Andere in seinen Armen krampfte, wie dessen Atem schwerer und der feste Griff immer schwächer wurde. Wie die schwarzen Augen stumpf wurden, bevor sie sich schlossen und er entgeistert auf den Körper vor sich starrte.
 

~ ~ Flashback ~ ~
 

„Hermine, bitte ... ich muss ... mir das ansehen ... vielleicht ist es ja etwas wichtiges.“
 

„Aber, Harry, ... du glaubst doch nicht, dass dieser Widerling ...“, weiter kam sie nicht, da Harry wild seinen Kopf schüttelte und sie wütend fixierte. „Ich muss hoch in Dumbledores Büro, es hat bestimmt einen Grund. Bitte, Mine, schliess die Wunde grob und bring ihn danach hier weg, dann geh zu Ron und den Anderen. Ich komm nach!“
 

„Gut!“ Meinte die Braunhaarige wobei sie ihre Nase rümpfte.
 

Harry lief los, stürmte durch den Hof, die zwei unteren Flure entlang und hastete die Treppe hinauf wobei er allerdings einen kleinen Umweg laufen musste, da sich kurz bevor er den Treppenabsatz erreichte, sich diese drehte und er wieder zurück und auf der anderen Seite hoch musste. Endlich stand er vor dem Wasserspeier vor Dumbledores Büro.
 

„Mist!“, stampfte er mit dem Fuß auf. „Was ist denn jetzt wohl das Passwort? Ob McGonagall das von Dumbledore gelassen hat?“ //Probieren kann ich es ja//, dachte er sich.
 

„Schokopudding.“
 

Schon schwang der Speier zur Seite und gab die kleine Treppe in das Büro des Direktors frei. Schnell lief er die letzten Stufen hoch, stellte sich vor das Denkarium und öffnete behutsam die Phiole. Mit vor Aufregung klopfenden Herzen goss er die Erinnerungen hinein, atmete tief und senkte seinen Kopf in die Schwaden ...
 

~ ~ Flashback Ende ~ ~
 

Erschöpft zog Harry den einzigen Stuhl, den er hier auf der Krankenstation finden konnte näher an das schmale Bett. Nachdem er sich einmal in alle Richtungen gestreckt hatte sank er auf den Stuhl und hing weiter seinen trüben Gedanken nach, er war sich nämlich in den letzten Stunden klar geworden, dass sie diesen Sieg niemals errungen hätten, wenn es diesen mutigen Mann nicht gegeben hätte. So dachte der Goldjunge abermals über das nach, was er im Denkarium gesehen hatte und was es bedeutete.
 

~ ~ Flashback ~ ~
 

Er sah zwei fröhlich miteinander lachende und redende Kinder, ein schwarzhaariger Junge und ein rothaariges Mädchen ... Severus Snape und seine Mutter, Lily, die von diesem schon damals sehr verehrt wurde. Er war dabei, wie Snape seiner Mutter etwas über Magie und über ihre Begabung erklärte. Sah, wie rührend der junge Snape sich um sie kümmerte, später in Hogwarts waren sie ebenfalls noch befreundet, wenn auch nur noch locker da beide in unterschiedlichen Häusern waren und Lily sich mehr und mehr James Potter zu wandte. Spürte aber auch gewisse Gefühle seitens Snapes für Lily. Er sah auch den verhängnisvollen Tag an dem Snape seine Mutter als „Schlammblut“ betitelte und damit ihre Freundschaft zerbrach. Dennoch blieben Gefühle von Snapes Seite.
 

~ ~ Flashback Ende ~ ~
 

Ein trauriger Blick auf den bewusstlosen Mann und ein leichtes Kopfschütteln folgten seiner Frage, „Warum haben Sie sie beleidigt, wenn Sie sie so geliebt haben, Sir? Nur weil sie Sie nicht wollte?“, flüsterte er leise. „Mir ist klar, dass Sie nur wegen ihr all diese Gefahren auf sich genommen haben, obwohl ...“, brach er traurig den Satz ab und atmete tief ein, fast so, als ob er Mut sammeln musste.
 

„Ich wünschte, Ihr würdet mich nicht so hassen.“
 

Einen Augenblick verharrte er still neben dem Krankenbett, blickte über die unzähligen Verletzten, die hier auf den Betten lagen. Teilweise sogar auf dem Boden nächtigten, wenn sie nicht so schwer verletzt waren. Schließlich landeten seine grünen Augen jedoch wieder bei der Person neben ihm und Harry dachte erneut an die Bilder, die Snape ihm gesandt hatte.
 

~ ~ Flashback ~ ~
 

In dieser Szene sah er Snape, der nach der Ermordung seiner Eltern völlig verzweifelt bei Dumbledore im Büro stand und Abbitte leistete. Sah und hörte, wie er versprach wenigstens sein Leben, also Harrys, zu schützen. Obwohl Harry aussah wie sein Vater hat Snape sich an sein Versprechen gehalten, welches er dem Direktor gab.

Ebenso die Tatsache, dass die silberne Hirschkuh, die ihm den Weg zum Schwert von Godric Gryffindor zeigte, von Severus geschickt wurde, war etwas besonders. Denn es wurde dem Goldjungen irgendwie ganz wohlig warm. Er wusste noch ganz genau, wie er sich in diesem Moment fühlte, sicher, beschützt und auf eine unbestimmte Art geliebt.
 

~ ~ Flashback Ende ~ ~
 

Verstohlen schaute Harry sich um und als er sah, dass niemand in seine Richtung blickte, strich er vorsichtig über den Arm des Ohnmächtigen, verweilte kurz am Handgelenk ... als wollte er sich davon überzeugen, dass das Herz des Älteren noch schlug und streichelte dann mit seinem Daumen sanft über dessen Hand.
 

„Draußen feiern sie. Sie sind ausgelassen und rufen, „Endlich kein Krieg mehr. Jetzt haben wir das „Gelobte Land“. Doch mir wird gerade klar, dass es dieses „Gelobte Land“ ohne Sie überhaupt nicht gäbe, Professor. Was hätte ich denn ohne Sie gemacht? Ich brauchte Sie, um den Dunklen Lord zu besiegen. Ohne Sie und ihre Hilfe wäre nichts von alle dem passiert.“ Seufzte er, denn er merkte, wie ihm die Kehle eng wurde. Spürte, dass er diesen beeindruckenden Mann nicht verlieren wollte. Auch wenn er lange gebraucht hatte, um sich selber klar zu werden, das er an diesem undurchsichtigen jedoch auch wundervollen und loyalen Menschen hing. Nun war es ihm völlig klar!
 

There's a new world somewhere

They call The Promised Land

And I'll be there some day

If you will hold my hand

I still need you there beside me

No matter what I do

For I know I'll never find another you
 

Unruhig stand Harry auf, ging wieder zum Fenster und setzte sich dort auf den Sims. Auf den Ländereien rund um Hogwarts brannten immer noch vereinzelte Feuer, doch aus der Bitterkeit und der Tränen der letzten Tage war nun ein Freudengeschrei geworden. Von überall her klangen die Siegesgesänge allerdings war dem Schwarzhaarigen nicht nach feiern. Erst musste Poppy ihm sagen, dass Severus das Nervengift von Nagini überleben würde, erst dann konnte er sich entspannen.

Lange hielt er es auch nicht am Fenster aus, irgendwie fühlte Harry sich zu weit weg vom Krankenlager des Tränkeprofessors. Also schlich er wieder zu seinem Stuhl, setzte sich und betrachtete den wie tot dort liegenden Körper. Innerlich stöhnte der Schwarzhaarige auf, raufte sich die Haare, wenn er gewusst hätte, was er nun wusste, wäre er dazwischen gehechtet als die Schlange zubiss anstatt zu warten bis Voldemort sich aus der Heulenden Hütte verzog.
 

Etwas zusammen gesunken saß er auf dem unbequemen Holzstuhl und dachte an seine erste Begegnung mit dem Tränkemeister. Wie er dort auf dem Stuhl in der großen Halle gesessen und still vor sich hin gebetet hatte, dass der „Sprechende Hut“ ihn nur nicht nach Slytherin stecken möge. Er konnte sich noch gut an die Aufregung erinnern als der Hut meinte, er könne nach Slytherin oder Gryffindor... und er wählte schließlich Gryffindor. In diesem Augenblick war es ihm als würde er von schwarzen Augen regelrecht erdolcht, und jetzt wusste er warum! Er sah aus wie sein Vater, benahm sich wie sein Vater und er ging in das selbe Haus wie sein verhasster Vater, James Potter. Und trotzdem hatte Severus Snape sein Versprechen gehalten, die ganzen Jahre lang. Der Dunkelhaarige gähnte verschämt wenn er daran dachte, wie oft Snape in den Nächten wegen seiner Spionagetätigkeit zu irgendwelchen Todessertreffen musste und dann am nächsten Tag höchstwahrscheinlich mit Schmerzen seinen Unterricht erteilte. Wieder schweiften seine Gedanken ab und er schaute blicklos auf das Fußende des Bettes.
 

~ ~ Flashback ~ ~
 

Er sah wie Severus wegen unzureichender Informationen vom Lord mit verschiedenen schwarz - magisch Flüchen traktiert wurde. Er erfuhr so auch, dass Snape Voldemort nur vage von seinem Auszug aus dem Lingusterweg berichtet hatte, allerdings kein Sterbenswort über die Planung und die ganzen Doppelgänger verlor. Weswegen er später auch wieder einmal grausam unter dem Cruciatus leiden musste.

Durch Severus und seine Erinnerungen wurde er gewahr, dass er selber zu einem Horkrux geworden war. Somit hatte der Zaubertrankmeister ihm alles mitgeteilt, was für seinen Sieg von Bedeutung war.

Seltsamerweise spürte er da auch eine Verzweiflung, sie ging von den Erinnerungen aus und verwirrte ihn völlig. Er bemerkte, wie verzweifelt der Ältere sich bei Dumbledores Aussage fühlte. „Letztendlich muss Harry sich selbst opfern, um Voldemort wieder sterblich zu machen.“ Severus sah sein Lebensziel als gescheitert an. Doch irgendwie schwang noch ein anderer merkwürdiger Unterton in den Gefühlen, die der Jüngere empfing, mit.
 

~ ~ Flashback Ende ~ ~
 

There is always someone

For each of us they say

And you'll be my someone

For ever and a day

I could search the whole world over

Until my life is through

But I know I'll never find another you
 

„Ich verdanke Ihnen so viel, Sir, hoffentlich kann ich Ihnen das noch persönlich sagen.“ Betreten schluckte er, kaute nervös auf seiner Unterlippe und griff noch einmal verstohlen nach der Hand seines ehemaligen Hass - Professors. Ließ sie aber schnell wieder los, fast so, als ob er sich verbrannt hätte legte er seine gefalteten Hände in seinen eigenen Schoß. Lange konnte er allerdings nicht ruhig auf dem unbequemen Stuhl sitzen bleiben, er war so unruhig und wäre am Liebsten ständig auf der überfüllten Krankenstation auf und ab gelaufen. Verstohlen blickte Harry immer wieder zur Seite auf das Bett seines Professors und kam nach einigem hin und her überlegen zu dem Schluss, dass Severus Snape diese Welt noch nicht verlassen durfte, etwas musste passieren. Während er sich gerade überlegte, wie er am Besten beginnen sollte, trat eine durchscheinende Gestalt auf die Krankenstation und sah sich fragend um. Suchend wanderten die gütigen Augen über die ganzen Verletzten, die sich auf der Station stapelten. Für einen Augenblick wurde der Ausdruck im Gesicht des Geistes traurig, da er fürchtete das sein vorzüglich ausgedachter Plan nicht funktioniert hatte. Dann jedoch erblickten seine Tränen getrübten Augen hinten in der hintersten Ecke einen jungen Gryffindor, der betrübt am Bett eines bestimmten Tränkeprofessors saß und immer mal wieder verstohlen dessen Hand zärtlich drückte. Verschmitzt lächelte der ehemalige Direktor in sich hinein. „Oh, wie schön, wie schön. Ein Platz für alles und Alles hat seinen Platz! Wie wahr.“
 

It's a long, long journey

So stay by my side

When I walk through the storm

You'll be my guide, be my guide
 

Ohne etwas von dieser Beobachtung zu bemerken, fing Harry nach langer Überlegung an seinen Plan in die Tat umzusetzen. Zwar widerstrebte es ihm sehr seinen Platz an Snapes Seite auch nur für einen Augenblick zu verlassen, aber wenn er nach einem geeigneten Gegenmittel suchen wollte musste er zwangsweise jetzt die Bücher mit den schwarz - magischen Zaubern aus den Kerkern, die Merlin sei Dank noch standen, holen. Mit einem traurigen Gesichtsausdruck stand der Schwarzhaarige auf, ging mit gesenktem Kopf zur Tür und als er dort ankam legte Harry bedächtig seine Hand auf den Knauf. Langsam drehte er ihn, blickte noch einmal auf das blasse Gesicht seines Tränkemeisters und trat dann schnellen Schrittes aus der schweren Holztür. Harry eilte die vielen Stufen hinunter in die Kerker Hogwarts, hoffte inständig, dass „Drachenzahn“ noch immer das Passwort für Snapes Quartiere war, wo sich seit Beginn des Krieges die Bücher mit den schwarz - magischen Flüchen und Sprüchen befanden, da McGonagall solch gefährliche Lektüre nicht mehr in der Bibliothek, nicht einmal in der „Verbotenen Abteilung", verwahren wollte.
 

Außer Atem stand er vor der dunklen rotbraunen Tür aus unbehandelter Lärche und betete stumm, dass Snape das Passwort nicht aus irgendeinem Grund verändert hatte. „Drachenzahn“, rief er laut.

Einen Moment lang tat sich nichts, doch dann klackte die Tür auf, gab den Zutritt frei. Harry betrat nun die Privatgemächer von Severus Snape und war verblüfft, zwar war es eher dunkel und schlicht, allerdings spiegelte der Raum die Persönlichkeit dieses Mannes genau wider. Dieses Wohnzimmer war in warmen braun Tönen gehalten, auf dem Boden vor dem dreisitzigen Ledersofa lag ein weißes Lammfell, gegenüber stand noch ein Sessel in dem ein Buch lag und auf dem Kamin stand eine Schale mit Flohpulver. Daneben, wie nicht anders zu erwarten, ein großes Regal mit vielen Büchern, sodass man sich beinahe in einer Bibliothek wähnen konnte. Dadurch wurde Harry wieder an sein eigentliches Vorhaben erinnert und blickte schnell auf die nach Alphabet sortierten Bücher, unter denen sich so manches wertvolle Unikat befand. Leider nicht die Gesuchten allerdings wusste Harry, dass sie hier irgendwo sein mussten. Daher ging er ins nächste Zimmer, das Schlafzimmer.
 

Hier stand der Schwarzhaarige und musste lächeln, dort stand ein für die Zauberwelt typisches Himmelbett bezogen mit der typischen grünen Slytherinbettwäsche, welche allerdings keine silbernen Streifen zierte sondern von roten durchbrochen war. Nach einem kurzen Moment begann er hier zu suchen und fand unter einem Illusionszauber des Professors versteckt dann schließlich die fünf Bücher in einem Karton zusammen mit ein paar alten Bildern von Lily und Severus, als sie noch Kinder waren. Das Letzte war in ihrem ersten Jahr in Hogwarts aufgenommen worden ... Außerdem lag noch eine Gryffindor - Krawatte in dem äußerst ramponiert wirkenden Karton. Ungeachtet der Krawatte griff Harry nach den Büchern, verkleinerte sie und stopfte diese danach in die Tasche seines Umhangs, da er nun schnell wieder zurück auf die Krankenstation wollte. Tief in seinem Innern brannte die Sorge und die Ungewissheit, wie es dem Professor ging machte ihn schier verrückt.
 

If they gave me a fortune

My treasure would be small

I could lose it all tomorrow

And never mind at all

But if I should lose your love, dear

I don't know what I'll do

For I know I'll never find another you
 

Kaum zehn Minuten später war er bereits wieder im vierten Stock und stand vor dem Bett des Älteren. Allerdings hatte sich an dessen Zustand nichts geändert, blass und regungslos lag Severus Snape dort auf dem schmalen Bett. Lediglich den Verband hatte Poppy in der Zwischenzeit gewechselt, da er nicht mehr von Blut triefte. Deprimiert setzte Harry sich wieder neben Snapes Bett, kramte nach den Büchern, welche er mit einem eleganten Winks seines Zauberstabs vergrößerte. Harry begann zu lesen, sorgsam suchte er alle Bücher durch: „Basilisken – Basiliskengift – Basiliskenhaut – Basiliskenzahn – C – D – E – F – G – H … – U – Verbotene Flüche, verdammt... in diesem steht auch nichts“, fluchte Harry leise. Enttäuscht griff der Gryffindor nach dem Letzten, das noch neben seinem Stuhl lag.
 

Der Schwarzhaarige hatte allerdings kaum noch Hoffnung in diesem schmalen Buch die Lösung seines Problems zu finden, zwar hatte er für viele der schrecklichsten, dunklen und verbotenen Flüche Heilzauber gefunden. Bis jetzt leider kein Wort über magisch veränderte Schlangen.
 

„Halt“, rief Harry überrascht aus, „Ist das etwa ihr Buch, Sir? Das Zaubertrankbuch des Halbblutprinzen?“ Ein freudiges Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, weil er wusste, dass Snape dort viel seines Wissens niedergeschrieben hatte. Kurz dachte er an seinen Erfolg beim Brauen des „Tranks der lebenden Toten“, den er mit Hilfe der Bemerkungen in Snapes Buch als Einziger perfekt gebraut hatte und somit das Fläschchen „Felix Felicis“ von Slughorn gewann. In einer andächtigen Geste strich Harry über den alten, ausgeblichenen Einband und öffnete hoffnungsvoll das alte Buch. Eifrig stöberte er in den Seiten herum, las sich die Anmerkungen durch und stieß nach einiger Zeit auf ein paar interessante Informationen, die Snape sich nach dem Tod von Dumbledore machte.

„Sir, Sie schreiben hier von einem Trank ... einem Trank gegen Schlangengift. Doch wo ist er? Unten im Labor?“, Verzweifelt suchte Harry einen Ansatzpunkt in den Notizen. „... Bei jedem Schlangenbiss und dem entsprechenden Heiltrank samt dem dazu gehörenden Zauber muss immer folgendes beachtet werden, es gehört bei jeder Schlange noch jeweils eine Personenbezogene Zutat hinzu gefügt!“, entgeistert starrte Harry auf Snapes feine Handschrift. „Nein, bitte nein, woher soll ich denn wissen was wegen Nagini ...“, er wurde ganz leise, „Und vor allem, wie soll ich wissen, was bei dir wichtig ...“, resigniert brach Harry ab.
 

Während der Schwarzhaarige fast an diesem neuen Rätsel verzweifelte, trat die durchscheinende Person näher an ihn heran, legte sanft seine Hand auf Harrys Schulter und plötzlich glaubte der Gryffindor eine Wärme in sich zu spüren. Eine Wärme, wie er sie immer gespürt hatte, wenn er sich mit Direktor Dumbledore unterhielt oder wie damals, als der alte Zauberer ihm in seinem Büro im Denkarium einige Erinnerungen gezeigt hatte. Harry hob seinen Kopf und erblickte hinter sich Dumbledores Geist, welcher ihn großväterlich anlächelte. Ein Strahlen trat in die grünen Smaragde und Harry fragte. „Direktor, wie ... was ... ich meine, was machen Sie denn hier, Sir?“ „Ach, Harry, verzweifele nicht. Aegroto, dum anima est, spes est* und ich denke, in Bezug auf Nagini kann ich dich auch beruhigen. Severus hat Voldemort und seinem Vieh nie getraut und bereits vor einiger Zeit einen Heiltrank gebraut. Es ist die kleine Phiole mit dem bläulichen Trank“, antwortete der Alte. „Aber ... ja aber ... warum hat er den denn dann nicht genommen und sich geheilt, als Voldemort weg war? Er hätte mir doch auch dann noch alles erklären können. Warum, bei Merlins Bart, hat er sich nicht gerettet?“, begehrte Harry mit Tränen in den Augen auf. „Mein lieber Junge, vielleicht hat er ihn deshalb nicht genommen, weil er wusste, dass dieser Trank ihn so niemals gerettet hätte. Es muss schließlich immer etwas für diese Person ganz spezielles hinein, etwas was den Trank für diesen Menschen so einzigartig macht. Und ich schätze, Severus hat geglaubt dieses besondere Etwas niemals gewinnen zu können!“, offenbarte ihm Dumbledore geheimnisvoll.
 

„Wie kann ich ihn retten? Was muss ich noch finden? Was ist noch so wichtig?“, wollte der Dunkelhaarige wissen. „DAS, mein lieber Harry, musst du selbst herausfinden doch ich bin mir sicher, wird nicht lange dauern, wenn du auf dein Herz hörst.“ Verwundert sah Harry Dumbledores Geist an, der im nächsten Moment verschwand. Harry schaute noch einmal kurz von rechts nach links dann stand der Goldjunge auf und griff sich Snapes Umhang, der unten über dem Bettgestell hing. Harry suchte in allen Taschen nach der kleinen Phiole, schließlich fand er sie in der linken Brusttasche. Aufmerksam betrachtete er die bläulich schimmernde Flüssigkeit, ging in Gedanken abermals die Worte seines früheren Direktors durch und versuchte krampfhaft auf sein Herz zu hören.
 

„Verdammt, verdammt, verdammt!“, wütend begann Harry vor Severus` Bett hin und her zu laufen, fuhr sich frustriert durch seine dunklen Haare und überlegte krampfhaft was dem Tränkeprofessor wichtig sein könnte. „Was ist Ihnen wichtig? Was lieben Sie denn, Sir?“, schniefte Harry leise, während Tränen über seine Wangen rollten. „Vielleicht sollten Sie den Trank trotz allem schon mal nehmen, vielleicht haben Sie ja den Trank bereits fertiggestellt und Dumbledore wusste es nur nicht“, hilflos brach Harrys Stimme.

Nach einiger Zeit entschloss er sich dem Professor den Trank zu verabreichen, alles war besser als ihm beim Sterben zu zusehen. Behutsam entkorkte er die Phiole und dann, als er sich über Snape beugte tropfte plötzlich eine Träne in die offene Phiole. Erschrocken sah Harry auf die Flüssigkeit, die augenblicklich ihre Farbe veränderte, erst wurde sie grün und dann schimmerte sie silbrig wie der Mond. „Gib es ihm“, forderte ihn der ehemalige Direktor, der wieder hinter ihm stand nun auf, „Severus hat so viel für Hogwarts getan, er hat so viel für den Orden getan und viele Opfer gebracht, dass er verdient zu leben und zu lieben!“ Harry nickte und setzte das Glas behutsam an die schmalen Lippen, schüttete langsam den Trank in Severus` Mund und massierte vorsichtig seinen Hals, um den Professor zum Schlucken zu animieren. Danach streichelte der junge Gryffindor noch einmal kurz über Snapes Brust und setzte sich dann wieder auf den Stuhl. Jetzt begann die Ungewissheit ob dieser Trank Severus retten konnte oder ob doch alles umsonst gewesen war.
 

„Direktor Dumbledore, glauben Sie denn, dass dieser Trank ihn retten kann?“, wollte Harry hoffnungsvoll wissen.
 

Daraufhin grinste ihn der Grauhaarige nur vielsagend an und strich sich durch seinen langen Bart. „Pass gut auf ihn auf, man muss es annehmen wie es kommt ...“, mit diesen Worten machte er Anstalten durchs Gemäuer zu verschwinden und Harry allein zulassen. „Direktor, aber ich werde fast verrückt mit all diesen ungeklärten Gedanken und dieser Angst“, grummelte der Schwarzhaarige Dumbledore an. „Mein lieber Harry, omnis amans amens*!“ „Verdammt, Direktor, nun quasseln Sie doch nicht ständig so geheimnisvoll und dann auch noch immer auf Latein!“ Aber darauf schmunzelte der Grauhaarige nur und glitt durch die Mauer.

Die nächsten beiden Tagen saß der Schwarzhaarige stets an Snapes Bett und hoffte auf positive Veränderungen. Er traute sich nicht seinen Platz zu verlassen, so aß er nichts, trank kaum etwas, damit er nicht aus Versehen irgendeine Regung von dem Tränkemeister verpasste. Nach über fünfzig durchwachten Stunden, dem anstrengenden Kampf gegen Voldemort und der Sorge, die seit fast vier Tagen ununterbrochen an ihm zehrte, konnte er seine Augen nicht mehr offen halten. Gegen seinen Willen sank sein Kopf auf Severus` Krankenlager und er schlief ein. Harry schlief tief und fest. Nur vereinzelt rollte eine stumme Träne aus seinem Augenwinkel.
 

But if I should lose your love, dear

I don't know what I'll do

For I know I'll never find another you, another you, another you...
 

Am Morgen des vierten Tages wurde Snape langsam wieder wach, verwirrt nahm der Tränkemeister die typischen Gerüche der Krankenstation wahr und öffnete seine dunklen Augen. Irritiert blickte er sich um, versuchte sich an die letzten Augenblicke nach Naginis Biss zu erinnern. Doch da war nur Leere. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung neben sich, sah Harrys dunklen Schopf, der auf dessen Unterarme gebettet, neben sich auf dem Bett ruhte.
 

„Har-... Potter?“, zweifelnd sah er sich den Schlafenden an. Seine klugen Augen glitten über die überfüllte Station, die vielen schwerverletzten Schüler und fand endlich Madame Pomfrey. „Wie darf ich das denn bitte verstehen?“, krächzte er die Krankenschwester von Hogwarts kühl an, was ihm allerdings in seiner momentanen Lage nicht recht gelang. „Oh, wie erfreulich. Oh, wie schön, Sie sind wieder bei Bewusstsein. Und ich hatte schon solche Sorge, Severus“, rief sie glücklich über sein Erwachen aus. „Ist Voldemort besie-...“, ächzte Severus etwas außer Atem. Nachdem Severus einen tiefen Atemzug genommen hatte fragte er weiter, „Oder was hat das ganz hier zu bedeuten? Was tut Potter hier?“, fragend blickte er auf den Gryffindor. „Ja, ja. Dieser schreckliche Krieg ist vorbei, Mr. Potter hat Voldemort besiegt und ...“, „Ich verlange zu erfahren, warum Potter hier ist“, kam es bitter von dem Älteren. „Er saß die ganzen letzten vier Tage nur bei Ihnen, Severus. Er hat nichts gegessen, egal wie sehr ich ihn auch darum gebeten habe. Er hat auch nicht geschlafen bis jetzt", lächelte Poppy mit amüsierten Blick auf den schlafenden jungen Mann, „Er saß einfach nur da und wurde von Stunde zu Stunde verzweifelter.“
 

„...?“, blinzelte er die Krankenschwester an, „Wie bitte? Har-... Potter hat die ganze Zeit hier bei mir verbracht?“ Poppy nickte warm und drehte sich um, um verschiedene Schmerztränke für Snape aus ihrem kleinen Büro zu holen. Severus betrachtete den abgerissen wirkenden jungen Mann, dessen Kopf auf seinem Bett lag. „So, dann hast du es also geschafft, Harry, und Dumbledores Plan hat funktioniert. Das freut den alten Kauz bestimmt, wenn er das erfährt.“ „So, so... alter Kauz“, ertönte hinter dem Kopfende von Severus` Bett plötzlich die Stimme Dumbledores. „Albus, was tust du hier? Warum bist du nicht in deinem Bild im Schulleiter - Büro?“, wollte Snape wissen. „Tja, mein Bester, ich wollte mal wieder nach Harry sehen und mich erkundigen, wie es dir geht“, erläuterte der Graubärtige sein Erscheinen. „Dann ... dann war Potter also tatsächlich die ganze Zeit über hier? Dann habe ich mir das nicht nur eingebildet?“, meinte Severus. „Aber das hat Poppy dir doch schon gesagt, mein Lieber.“ „Aber, wieso habe ich überhaupt überlebt, Albus? Es war doch geplant, dass ich Har-... Potter meine Erinnerungen gebe und dann versuche dieses Mistvieh von Schlange erledige, damit Potter freie Bahn zu Voldemort hat. Allerdings ist mir der Dunkle Lord dabei zuvor gekommen und hetzte mir dieses ekelhafte Vieh auf den Hals. Daher, Albus, warum lebe ich noch?“, regte sich Snape irritiert auf. „Oh, jetzt ist er wieder Potter?“, grinste der Grauhaarige, „Er hat dir deinen Heiltrank, den du in deinem Umhang immer bei dir trugst, gegeben.“ „Aber der Trank war doch unvollständig“, entgegnete der Tränkemeister verwirrt.
 

„Nur solange bis Harry das Wichtigste hinzugefügt hat“, schmunzelte Dumbledore. Verständnislos schaute Snape zu der durchscheinenden Gestalt des ehemaligen Direktors und hob seine Augenbraue. „Das ist ... unmöglich. Woher sollte er ... das wissen ...?“, flüsterte der Schwarzhaarige stockend. „Fata viam invenient, mein lieber Junge, fata viam invenient*!“, antwortete Dumbledore daraufhin mit einem wissenden, verschmitzten Gesichtsausdruck.
 

In diesem Augenblick erschien Madame Pomfrey mit ein paar Tränken sowie einem leichten Frühstück für den Tränkeprofessor. „So, Severus, nun nehmen Sie erst einmal ihre Tränke, erst den Schmerztrank und hier noch ein Blutbildungstrank, dann nach dem Frühstück den Schlaftrank, damit Sie sich noch etwas ausruhen. Außerdem werde ich Ihnen jetzt wieder eine starke Heilsalbe auf die Wunde auftragen und einen neuen Verband anlegen“, mit einem freundlichen Lächeln ließ sie das Tablett auf das kleine Nachttischen neben seinem Bett schweben und fischte nach den Phiolen in ihrer Schürze. Wortlos trank er die widerlich schmeckenden Tränke und gab ihr danach die leeren Phiolen zurück. „Danke, Madame Pomfrey, würden Sie mich jetzt bitte allein lassen?“, schnarrte er kalt. „Ich bin in meinem Büro, falls Sie was brauchen“, antwortete sie beleidigt, „Wechsel ich eben später ihren Verband“, und ging mit einem Kopfschütteln davon.

Ohne das Frühstück anzurühren saß Severus noch immer in seinem Bett und betrachtete den tief schlafenden Harry Potter. „Dann hat mich mein Gefühl nicht getäuscht, ich war die ganze Zeit über nicht alleine. Du warst hier, du warst tatsächlich bei mir und dabei habe ich geglaubt, es wäre nur eine letzte Erinnerung, die ich krampfhaft versuche festzuhalten. Etwas, was ich versuche festzuhalten, damit ich dich niemals vergesse“, flüsterte das Slytherinoberhaupt sanft. Severus schwieg eine Weile, beobachtete stumm die gleichmäßigen Atemzüge des Jüngeren und war tief im Inneren einfach nur glücklich, dass Harry seinen schweren Kampf gewonnen und entgegen Dumbledores Plan selbst überlebt hatte. Ohne das Severus es merkte, regten sich langsam wieder Harrys Lebensgeister, schlaftrunken öffnete er seine Augen ein Stückchen und konnte kaum glauben, was er sah. Snape war wach und schaute ihn gedankenverloren an. Der junge Gryffindor konnte das Gefühl, das ihn durchströmte gar nicht beschreiben. Ein, zwei Minuten blinzelte er nur ungläubig den Zaubertranklehrer an und wartete auf eine Reaktion von Snape. Doch als keine schnippische Bemerkung kam, nahm er all seinen Gryffindor Mut zusammen und sprach den Schwarzäugigen an. „Professor? Sir, wie geht es Ihnen?“ Ein kleines Zucken durchlief Snapes Körper und seine Augen fokussierten sich schnell auf den Jüngeren. „Ah, Potter, endlich wach?“, schnarrte Snape. Sofort nahm Harry seine Arme vom Bett des Professors, „Es tut mir leid, Sir. Ich ... ich wollte nicht so un-... unverschämt sein und einfach hier ...“, stammelte Harry mit roten Wangen.
 

//Interessant//, dachte Severus, //Der sonst so unerschrockene Harry Potter mal ganz verlegen. Interessant.// „Ich gehe davon aus, dass Sie nicht vorhaben noch weiter in meinem Krankenbett zu schlafen und da es ungewöhnlich Umstände waren, sei es Ihnen ausnahmsweise verziehen, Mr. Potter“, meinte der Schwarzhaarige in einem merkwürdigen Tonfall. „Das bringt mich aber zu einem anderen Thema. Was tue ich hier auf der Krankenstation und warum sitzen Sie hier an meinem Bett?“, verlangte der Tränkemeister zu erfahren. Harry knetete verlegen seine Hände und blickte zu Boden. „Nun, nachdem Sie in der Heulenden Hütte bewusstlos geworden waren habe ich Mine, also Miss Granger, gebeten Sie schnell grob zu verarzten und irgendwo im Schloss zu verstecken. Dann ... dann bin ich mit ihren Erinnerungen in das Büro des Direktors gelaufen ... und habe sie mir angesehen. Als mir klar war, wer Sie wirklich sind und was Sie alles für Dumbledore, für Hogwarts, den Orden und ... und für ... für mich getan hatten“, fügte Harry kläglich hinzu, „Da fühlte ich mich schrecklich. Doch diese Wut half mir vielleicht auch bei meinem Kampf gegen Voldemort, denn als ich ihm gegenüber stand sah ich plötzlich wieder, wie er diese Schlange auf Sie hetzte und ...“, hier brach Harrys Stimme.
 

Severus zog unbemerkt von Harry seine rechte Augenbraue hoch und musterte seinen Schüler still. //Was hat das zu bedeuten?// Doch weiter nachdenken konnte er nicht, da Harry bereits wieder angefangen hatte zu sprechen. „Später, nachdem der Kampf geendet hatte brachte ich Sie hier auf die Krankenstation und ließ Sie von Madame Pomfrey richtig verarzten. Allerdings meinte sie, dass sie wenig Hoffnung hätte, da es kein Gegengift gäbe“, mit einem verdächtigen Glitzern in den Augen, welches Severus stutzig werden ließ, stockte der junge Held kurz in seiner Erzählung, bevor er tief einatmete und dann weitersprach. „So habe ich ... ich habe ohne ihre Erlaubnis ihre privaten Gemächer betreten und nach den fünf Büchern aus der „Verbotenen Abteilung“ gesucht.“ Harrys Ohren glühten regelrecht, als er Snape beichtete, dass er so ohne Erlaubnis dessen Räume betreten hatte. Snape verengte seine dunklen Augen und starrte den jungen Mann vor sich wortlos an. //Nein, wenn er die Bücher ... dann ... nein, er darf nicht.// „Sie haben einfach in meinen Privatsachen geschnüffelt, Potter?“, erboste sich plötzlich der Tränkeprofessor. „Entschuldigung, Sir, es ... es tut mir ja auch leid, ... aber ich brauchte die Bücher. Ich musste doch etwas finden, damit ich Sie ret-...“, der Schwarzhaarige biss sich auf die Zunge und sprang hektisch auf. In seinem Gefühlschaos versuchte er zur Tür zu gelangen, wurde aber von Snapes leiser jedoch fester Stimme gestoppt. „Potter!“ Sofort blieb Harry mit hängendem Kopf stehen.
 

„Nun gut, Mr. Potter, Sie haben die Bücher gefunden.“ „Ja, Sir. Und die Bilder von Ihnen und ... und meiner Mutter“, ein sanftes Lächeln trat auf sein Gesicht, während er daran dachte. //Ja, Lilys Bilder waren auch noch in der Schachtel.// Schmunzelte Snape verstohlen. „Sir? Dürfte ich Sie etwas fragen?“, fragend blickte Harry den Älteren schüchtern von der Seite an. //Nein, hoffentlich hat er nicht die Krawatte ... // „Was wollen Sie wissen, Mr. Potter?“, fragte Snape mit einem minimalen Zittern in der Stimme, doch Harry war so aufgeregt, dass ihm das nicht auffiel. „Sie haben sie sehr geliebt, nicht wahr, Sir? Also, meine Mutter ... Man hebt ja nicht umsonst so viele Jahre ein paar alte Bilder auf.“ Severus wog bedächtig seinen Kopf und meinte dann nach einiger Zeit, „Die Zeit heilt bekanntlich nicht alle Wunden, sie rücken nur mit den Jahren immer mehr in den Hintergrund und etwas anderes wird dann immer wichtiger! Nun wüsste ich aber gern, wie ich überlebt habe wenn Poppy kein Heilmittel hatte. Denn in den Büchern steht definitiv kein Spruch oder Trank, der mich hätte retten können.“
 

Wieder nahmen Harrys Wangen einen leichten Rotton an. „Direktor Dumbledore hat mir gesagt, dass Sie bereits einen Trank gebraut haben und diesen auch immer bei sich trugen. Ohne ihn wäre ich bestimmt verzweifelt, da in den verflixten Büchern nur kryptische Hinweise standen“, gestand der Gryffindor leicht sauer ein. Harry strich sich über seinen verletzten Arm, an dem er einige Flüche abbekommen hatte und erzählte weiter. „Als ich ihren Trank hatte war nur immer noch das Problem, dass noch die Personenbezogene Zutat hinzu musste und ...“ „Und was haben Sie dann noch hinzugefügt, Potter?“, schnarrte Snape skeptisch. Jetzt wurde Harry sehr nervös, kaute unsicher auf seiner Unterlippe und schaffte es nicht dem forschenden Blick seines Lehrers standzuhalten. „Na ja, also ähm ... als ich mich einfach entschieden hatte, dass es besser wäre, wenn ich Ihnen wenigstens den Heiltrank gäbe auch ohne diese Zutat, nun ja, da tropfte aus Versehen etwas in ihren Heiltrank“, Harry war zum Schluss hin immer leiser geworden und schielte aus den Augenwinkeln immer wieder vorsichtig zu Snape, der ihn jetzt ganz entsetzt ansah. „Soll das heißen, Sie haben den Trank verunreinigt?“, ereiferte sich der Dunkelhaarige. „Also, es ist etwas sehr eigenartiges passiert“, antwortete der Jüngere kleinlaut, „Denn als ich mich über Sie beugte, um Ihnen den Trank zu verabreichen rann ein Träne über mein Gesicht und ... und ... und tropfte dann in die Phiole“, wieder machte Harry eine kleine Pause. //Er hat meinetwegen geweint. Meinetwegen, deshalb lebe ich noch.//
 

„Ich dachte zuerst, dass ich ihren Trank versaut hätte. Sir, auch wenn Sie es mir bestimmt niemals glauben werden, aber dann meinte Direktor Dumbledore, dass ich Ihnen den Trank geben sollte. Na ja, und dann ... dann hab ich das getan und den Rest kennen Sie, Sir. Ich hab`s vergeigt, anstatt über ihre Genesung zu wachen, penn ich ein und ...“, deprimiert brach er ab. Zärtlich betrachtete Severus den Jüngeren, //Warum? Warum, Harry? Dir steht doch die gesamte Magische Welt zur Verfügung und selbst in der Muggelwelt könntest du frei wählen.//

„Danke, Pot-... Harry.“ Bei diesen Worten strahlten Harrys Smaragde, da der Professor ihn noch nie bei seinem Vornamen genannt hatte. //Diese Augen. Lilys Augen. Aber sein Lächeln ist besonders, so lächelt nur er.// Tief atmete Severus durch und versuchte nun wieder seine Gefühle in den Griff zu bekommen. „Professor? Könnten Sie mir vielleicht ein wenig über ...“, nervös stoppte er bei seiner Frage, „Könnten Sie mir ein wenig über ihre schlimme Tätigkeit beim Dunklen Lord erzählen?“ „Wieso fragen Sie mich gerade nach den Todessern und Voldemort?“, verlangte Snape zu wissen. „Na ja, es muss doch schrecklich für Sie gewesen sein, dass der Lord Sie bei ihrer Bitte meine Mutter zu verschonen so hinterging und das Sie dann trotzdem immer vor ihm knien mussten. Sie sind so gebildet und stolz, da muss das doch sehr erniedrigend für Sie gewesen sein, Sir. Es tut mir so leid für Sie, dass Sie das alles erdulden mussten nur damit ...“, nuschelte Harry. „Es war ein notwendiges Übel. Schließlich habe ich den Tod deiner Eltern verschuldet, wenn Dumbledore sich nicht damals für mich eingesetzt hätte, wäre ich heute in Askaban. Außerdem bin ich der beste Okklumentiker und Legilimentiker neben Voldemort und somit der Einzige, der die Geheimnisse sicher bewahren konnte“, stellte Snape hinter einer kalten Maske verborgen fest. „Hat er Sie oft gestra-...“, Harry leckte sich über seine trockenen Lippen, „Also ich meine, wurden Sie oft mit dem „Cruciatus“ gestraft?“ Severus, der den Jüngeren aufmerksam beobachtete sah, wie der Goldjunge vermehrt schluckte und in den wunderschönen grünen Augen Tränen schimmerten. „Es war meine Aufgabe“, entgegnete er ausweichend, da er Harry aus irgendeinem Grund nicht noch mehr Kummer bereiten wollte.
 

„Haben Sie auch vielen Dank, dass Sie mir bei meiner Suche nach dem Schwert von Godric Gryffindor geholfen haben, ohne Sie und ihren Patronus - Zauber hätte ich es nicht entdeckt. Und dabei dachte ich zuerst, es wäre meine Mutter gewesen“, verhalten grinste der Schwarzhaarige und kratzte sich hinterm Ohr. „Und wenn ich durch Sie nicht erfahren hätte, dass ich selber ein Horkrux bin und um Voldemort wieder sterblich zu machen selbst sterben muss, hätte ich mich niemals auf seinen Handel eingelassen. Ich hätte krampfhaft nach einer anderen Lösung gesucht und damit wahrscheinlich viele Menschen in ihr Unglück gestürzt. Was ich so schon getan habe, es gab so viele Opfer ... viel zu viele“, äußerte Harry mit einem resignierten Blick zum Fenster. „Wie konntest du denn dann Voldemort trotzdem besiegen“, fragte Snape mit lauernder Stimme und angehobener Augenbraue. „Ich fand mich nach dem Todesfluch in einer Art Zwischenwelt wieder, wo auch Direktor Dumbledore war, er erzählte mir meine, wie soll ich sagen, „ganze Lebensgeschichte“ und auch erklärte er seinen scheinbaren Verrat. Wie geplant, war ich nicht tot, weil ein Teil des Schutzes von Lily auch in Voldemort lebte, seit dieser mein Blut zur Wiederauferstehung benutzt hatte. So lebe das Opfer von Lily Potter in Voldemort weiter, und ich konnte nicht sterben, solange Voldemort lebte. Bei diesem erneuten Versuch, mich zu töten, war nur der siebte und letzte Horkrux von Voldemorts Seele in mir vernichtet worden. Jetzt hatte ich die Wahl zwischen Weiterleben und Kämpfen oder dem Tod“, bei dieser Erinnerung legte sich ein Schatten auf das schöne sonst so fröhliche Gesicht, „zurück im Leben, stellt ich mich tot. Voldemort belegt meinen vermeintlich toten Körper mit dem Cruciatus-Fluch, doch ich spürte keine Schmerzen, da ich, wie Dumbledore mir gesagt hatte, der wahre Meister des Elderstabes bin, mit dem der Fluch ausgeführt wurde. Ich wurde von Hagrid, den die Todesser gefangen genommen hatten, zum Schloss getragen. Begleitet wurden wir von Voldemort und seinen Anhängern. Da der Dunkle Lord sich nun sicher wähnte, hatte er den magischen Schutzkäfig um Nagini aufgehoben. So konnte dann Neville dieses Mistvieh töten, das Ihnen das“, verstohlen deutet Harry auf Severus` Hals, „angetan hat. Doch Voldemort war viel zu abgelenkt, sodass er Naginis Tod gar nicht mitbekam und da die anderen Widerstandskämpfer sich nicht ergeben wollten, wurde er mit der durchgeknallten Bellatrix wieder in Kämpfe verwickelt. Später prallte dann ein weiterer „Avada“, den er mit dem Elderstab ausführte ohne Wirkung auf ihn zurück.“
 

„Faszinierend, wirklich beeindruckend“, murmelte Severus, dem teilweise bei der Erzählung etwas anders geworden war. //Dumbledore hatte also recht, Harry ist der Meister des Elderstabs. Ich hab mir ganz umsonst Sorgen gemacht.//

„Ich ... also, ich wollte mich auf jeden Fall ... nun ich ... wollte mich bedanken, dass Sie so ... dass sie mich beschützt haben. DasSie ... dasSiemichmitihremLebenbeschützthaben ...“, ratterte er schnell runter und wollte schon aufspringen, doch da griffen lange, schlanke Finger nach seiner Hand und hielten ihn bestimmend fest. Harry schluckte, schaute verstohlen aus dem Augenwinkel zu Snape, der ihm fest in die Augen blickte, während er sanft mit dem Daumen über seinen Handrücken strich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Song -> I`ll never find another you // Olsen Brothers

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Übersetzung: Latein => Deutsch

1. Aegroto, dum anima est, spes est ~ Für den Kranken besteht Hoffnung, solange er atmet.
2. Omnis amans amens ~ Jeder Liebende ist verrückt.
3. Fata viam invenient ~ Das Schicksal findet seinen Weg. Komplett anzeigen

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