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Tale of Tsukiko (月子のお話 - Tsukiko no ohanashi)

von

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»Du willst ihn doch nicht etwa einfach  so hier liegen lassen?«, erkundigte Ryuji sich bei ihr, nachdem er endlich bei ihr ankam, als hätte sie den Verstand verloren. »Das wird nur für unnötigen Aufruhr sorgen.«

Tsukiko verschränkte die Arme vor der Brust. »Was soll ich denn tun? Ihn wiederbeleben kann ich nicht. Und weit weg bringen auch nicht. Immerhin geht bald wieder die Sonne auf.«

»Dein Vater wird alles andere als begeistert sein«, prophezeite er ihr.

»Ich weiß.« Tsukiko seufzte. »Aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Wenn ich nur wenigstens wüsste wie unser Freund hier heißt ...« Fahrig tastete sie die Kleidung des Toten ab. Dann entdeckte sie etwas. Und zwar ein Zeichen, dass ihr sämtliches Blut in ihren Adern zum Erfrieren brachte und nur wieder deutlich machte, dass sie bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte. Dort auf seiner Jacke waren sie aufgestickt: Drei Malvenblätter in einem Kreis. Das Kamon, Familienwappen, von keiner anderen Familie als die des berühmten Tokugawa-Clans.

Ohne ein weiteres Mal nachzudenken, griff Tsukiko danach und riss es ihm mit einem Ruck von der Jacke ab. Ryuji hatte Recht. Wenn sie ihn hier liegen ließ, würde es genug Ärger geben. Doch sollte heraus kommen, dass es sich um einen Angestellten der Tokugawa handelte, was auch immer er für ein Amt innehaben mochte, würde der Ärger und all die Probleme ein ungeahntes Maß annehmen.

 »Ich werde langsam nochmal zurück gehen«, teilte sie Ryuji dann mit. »Mein Vater wird wissen wollen, was hier passiert ist. Außerdem geht bald die Sonne auf. Und ein wenig Schlaf will ich noch bekommen. Immerhin haben wir auch einen Gast.«

»Echt jetzt?« Ryuji sah sie mit großen Augen an. »Jemanden den ich kenne?«

 »Nein.« Tsukiko schüttelte den Kopf. »Er nennt sich Luka und ist heute Abend kurz vor Sonnenuntergang bei eingetroffen. Aber von wo er genau kommt, weiß ich nicht.«

»Luka? Ein ungewöhnlicher Name.« Ryuji runzelte die Stirn. »Ist er ein Samurai?«

Tsukiko zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ein Katana besitzt er auf jeden Fall.« Sie seufzte. »Aber irgendwas ist seltsam an ihm.«

»Das hört sich nicht gut an«, meinte Ryuji. »Soll ich doch mit zu euch? Was wenn er etwas im Schilde führt?«

Tsukiko winkte ab. »Nein. Das denke ich nicht. Er wirkt auf mich als würde er sich lieber nicht um die Angelegenheiten anderer kümmern wollen, sondern nur um sich selbst.« Sie dachte an Luka. Er war ihr so vorgekommen, als ob er nichts weiter wie in Ruhe gelassen werden wollte. Auch gesprochen hatte er nicht viel. Sondern lediglich das Nötigste. Doch wie ein Plünderer oder ähnliches zwielichtiges Gesindel war er ihr nicht erschienen. Sie musste sich eingestehen, dass sie das nur noch neugieriger machte.

»Du hast dir den Brief wirklich nicht schon durchgelesen?«, erkundigte sich ihr Vater am nächsten Morgen bei Tsukiko.

»Selbstverständlich nicht. Es gibt immerhin so etwas wie ein Briefgeheimnis«, erinnerte diese ihn. »Außerdem war es schließlich ein Auftrag und-« Weiter kam sie nicht.

 »In diesem Fall hättest du eine Ausnahme machen können«, meinte ihr Vater. »Immerhin ist das hier eine ernste Angelegenheit. Und es geht uns durchaus etwas an, wer dieser Mann genau war.«

Tsukiko seufzte. »Ich weiß nicht. Irgendwas ist seltsam.«

»Gerade dann, hättest du den Brief auf jeden Fall öffnen sollen. Immerhin verdienen wir zu wissen, worum es bei dieser ganzen Sache geht. Ansonsten-« Ihr Vater hielt inne, als die die Tür zur Gaststube aufging.

Auch Tsukiko blickte nun auf. Nun sah sie auch den Mann, der eintrat.

 

Sie schätzte ihn auf etwa Mitte bis Ende zwanzig Jahren. Er trug einen dunkelblau gefärbten Reisekimono aus einfachem Leinenstoff, an seiner Hüfte hingen ein Tachi und Wakizashi Katana, was ihn ohne Missverständnis als Samurai auswies. Seine dunkelbraunen und zerzausten Haare hingen ihm in die Stirn. Als er Tsukiko entdeckte, lächelte er.

 »Guten Morgen, junge Dame«, begrüßte er sie und verneigte sich kurz vor ihr. »Mein Name ist Yamagawa Taro und ich hätte da ein paar Fragen, wenn es gestattet ist.«

 Tsukiko blinzelte irritiert.

»Du brauchst auch wirklich keine Angst vor mir zu haben«, versicherte er ihr freundlich, in einem beinahe sanften Ton.

»Was gibt es denn?«, erkundigte Tsukiko sich, obwohl sie schon die Antwort zu kennen glaubte.

»Ich bin gerade auf Durchreise und ...« Er unterbrach sich. »Wie heißt du eigentlich?«

Tsukiko konnte fühlen, wie ihr Gesicht vor lauter Verlegenheit rot anlief. »Mein Name ist Tsukiko.«

»Schön dich kennenzulernen, Tsukiko-chan«, erneut verbeugte Taro sich vor ihr. »Ich bin ganz in der Nähe von eurem Gasthaus über einen toten Samurai gestoßen. Er kann noch nicht viele Stunden tot sein. Weißt du vielleicht etwas darüber?«

Also hatte ich doch Recht, schoss es ihr durch den Kopf. »Nein«, sagte Tsukiko und hoffte, dass er es damit bewenden ließ.

»Sicher?«, hakte Taro nach. »Dir ist sicher klarn, dass es ein schweres Verbrechen ist, jemanden zu töten. Vor allem dann wenn es sich um einen Samurai oder Daimyo handelt. Oder womöglich noch höher rangige Person.« Er blickte sich um. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier viel unbemerkt bleibt.«

»Trotzdem, es ist alles andere als höflich, wie Ihr mit Tsukiko-san sprecht«, erklang auf einmal eine verärgerte Stimme. »Wenn Ihr nichts anderes zu sagen habt, könnt Ihr wieder gehen.«

Tsukiko wirbelte herum. Nicht weit hinter ihr stand Luka.
 

»Wer seid Ihr, dass Ihr denkt, dass Euch das etwas angeht?«, wollte Taro, nicht mehr ganz so höflich wissen.

»Mein Name ist Luka«, stellte dieser sich vor. »Auch wenn Ihr es mir nicht glauben werdet: Ich bin um einige Ränge höher als Ihr.« Seine Stimme klang eisig. »Und ich sage Euch, lasst Tsukiko-san in Ruhe. Ansonsten werdet Ihr es noch bereuen. Das kann ich euch versichern.«

»Wollt Ihr mir drohen?« Taro blickte ihn herausfordernd an.

Luka schüttelte den Kopf. »Bis jetzt ist es lediglich eine Warnung. Was Ihr mit ihr macht, ist Eure Sache.«

Erst jetzt fiel Tsukiko auf, dass Luka wie am Tag zuvor, sein Katana auf dem Rücken trug. »Luka-san Ihr müsst wirklich nicht ...«

 »Ist schon gut. Mach dir keine Sorgen.« Luka lächelte ihr zu. »Es wird sich bestimmt alles klären.« Er sah hinüber zu Taro. »Nicht wahr, Yamagawa-san ?«



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