Zum Inhalt der Seite

Tale of Tsukiko (月子のお話 - Tsukiko no ohanashi)

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Luka lächelte. Er sollte Recht behalten. Das Essen hier, war so gut, wie der Geruch es versprach. Zudem wurde es schnell gebracht und nun saß er vor einer großen köstlich duftenden Schale von Udon Nudeln. Schon vorhin als er den ersten Löffel probierte, war er sich vorgekommen, als sei er im Himmel. Es gab doch wirklich nur wenig Besseres als eine hervorragend zubereitete Nudelsuppe. Und dazu etwas Fleisch und Gemüse. Die einfachen Gerichte waren eben doch immer die besten. Nach diesem großartigen Essen würde er nachher sicher gut schlafen können. Und das hatte er sich verdient, besonders wenn er an das dachte, was in den letzten Tagen alles passierte.

»Schmeckt es euch?«, wollte Tsukiko wissen, die, ohne dass er es bemerkte, zu ihm getreten war.

 »Ja.« Luka nickte.

 »Das ist schön.« Für einen Moment sah sie aus, als wolle sie etwas sagen, doch stattdessen drehte sie sich um und ging zurück.

Luka runzelte die Stirn. Dieses Mädchen war schon seltsam. Wenn sie etwas wollte, sollte sie es ihm sagen. Es für sich zu behalten brachte schließlich keinen weiter. »Wie auch immer«, murmelte er und machte sich daran den Rest seiner Nudelsuppe zu essen.

»Verzeiht, Herr«, riss Tsukiko Luka, nachdem er sein Essen beendet hatte, erneut aus seinen Gedanken. »Aber ihr müsst Euch, wenn Ihr bei uns übernachten möchtet, noch eintragen.«

»In Ordnung.« Er nahm sein Katana und stand elegant von seinem Platz auf und folgte ihr zu dem Tresen. Dort lag eine zusammengerollte Schriftrolle. Daneben stand ein Federkiel und Tintenfass, welche Tsukiko vorhin vermutlich bereitgelegt hatte.

»Bitte tragt dort euren Namen ein«, bat sie ihn. »Und für wie lange möchtet ihr hier bei uns übernachten?«

»Vorerst nur ein paar Tage«, antwortete Luka.

Tsukiko nickte und notierte drei Tage. Dann reichte sie Luka den Federkiel.

Dieser nahm ihn an und schrieb in fein säuberlicher Schrift seinen Namen auf die Pergamentrolle.

»Also dann, herzlich willkommen Hikari-san«, meinte Tsukiko, als sie den Namen las.

Luka seufzte. »Mein Name ist nicht Hikari.«

 »Aber da steht doch-«

»Ich heiße Luka«, fiel er ihr ungeduldig ins Wort. »Das bedeutet Licht, deshalb wird wird das Kanji Hikari benutzt.«

»Einfach nur Luka?«, erkundigte Tsukiko sich und klang eindeutig verwirrt. »Und wie ist Euer Familienname?«

Luka zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Familie.« Er hoffte sehr, dass sie nicht weiterfragen würde.

»Hat nicht jeder eine Familie?« Natürlich fragte Tsukiko weiter. »Und seid ihr nicht ein Samurai? Oder irre ich mich und ihr habt das Katana gestohlen?«

»Ich habe das Dōtanuki in allen Ehren von meinem Meister erhalten«, sagte er und wollte damit jetzt endgültig das Thema abschließen. Was ging es sie schon an, wer er war? Nichts.

***

Tsukiko konnte nicht anders als Hikari, nein Luka, mit großen Augen anzusehen. Sie war fest davon ausgegangen, dass er zu den Samurai gehörte. Denn so weit sie wusste, war es niemand sonst erlaubt, Schwerter wie seines zu tragen. Allen anderen würden dazu wahrscheinlich auch gar nicht fähig sein.  Abgesehen von so Leuten wie ihr, nämlich Ninjas. Obwohl diese normal eher Dolche und Wurfsterne anstatt von Katana. Weil diese vor allem viel einfacher zu transportieren waren. Außerdem trug er vorhin, wenn sie sich recht erinnerte, sein Katana nicht an der Seite, wie es der Brauch war, sondern auf den Rücken geschnallt. Das war etwas, was sie noch bei niemand zuvor gesehen hatte. Jedenfalls nicht bei einem Samurai. Wenn sie seinen Worten trauen durfte, war er das gar nicht. Die Frage war nur: Was war er dann?

Ganz bestimmt aber kein Einsiedler oder irgendein mittelloser Wanderer. Das konnte und wollte sie nicht glauben. Auch wenn es vermutlich unhöflich war, so nahm sie sich dennoch die Zeit ihn näher zu mustern.

Lukas Haar war schwarz und fiel ihm ein wenig zerzaust, was ihn gleichzeitig verwegen aussehen ließ, ins Gesicht. Auch dass er sie mit einer kleinen Klammer an der rechten Seite zusammengesteckt hatte, änderte nicht viel daran. Seine Augen, die sie verhalten ansahen, waren kohakushokuno – bernsteinfarben. Nie zuvor, war Tsukiko jemanden mit einer derartigen Augenfarbe begegnet. Zudem schien ihr, als wäre da etwas, dass Luka umgab, was, so absurd es klingen mochte, nicht von der dieser Welt war.

»Würdest du bitte aufhören mich anzusehen, als sei ich ein exotisches Tier?«

Tsukiko zuckte zusammen. »Oh«, entfuhr es ihr und konnte quasi fühlen, wie knallrot ihr Gesicht vor Verlegenheit anlief. »Verzeihung.«

 »Ich bin es inzwischen gewohnt.« Es klang mehr resigniert als verärgert. »Was aber nicht heißt, dass es mir gefällt.«

»Ich wollte Euch nicht anstarren Luka-san. Es ist nur ... Ich bin noch nie jemanden wie Euch begegnet«, sagte Tsukiko wahrheitsgemäß.

 Er seufzte. »Glaub mir, dass höre ich nicht zum ersten Mal. Aber es gibt Dinge, die kann man nicht ändern.«

»Was meint Ihr damit?« Tsukiko verstand kein Wort, von dem, was er sagte.

»Nicht wichtig.« Er schüttelte den Kopf. »Jetzt zeige mir bitte endlich mein Zimmer. Ich bin müde.«

***

Obwohl Luka, genau wie er es Tsukiko sagte, müde war, lag er doch eine ganze Weile wach. Zu viel Sorgen zogen wie ein Wespenschwarm durch seine Gedanken. Was zum Beispiel war aus Kuroha geworden? Er hatte sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Dabei hielt sie sich sonst immer in seiner Nähe auf. Doch war inzwischen fast eine Woche vergangen, seit sie sich zuletzt bei ihm blicken ließ. Andererseits, vielleicht war es gut, dass sie ihn nicht begleitete. Wäre das der Fall, hätte Tsukiko ihn sicher noch seltsamer gefunden, als ohnehin schon. Denn ohne Zweifel hatte sie hier in dem kleinen Dorf nie jemand gesehen, der mit einem Baumfalken reiste. Davon abgesehen war Kuroha auch nicht sein Haustier. Sondern vielmehr seine Begleiterin. Sie war eines Tages einfach da gewesen und von da an leistete sie ihm Gesellschaft. Zwischendurch ging sie ihrer Wege, wie jetzt zum Beispiel. Doch sie kehrte immer wieder zurück. Dass sie so lange fort blieb, konnte nichts Gutes bedeuten. Zudem genoss es Luka sie bei sich zu haben. Sie redete einem nicht mit unnötigen Nichtigkeiten das Ohr ab. Sie gab nie dumme Kommentare, wenn mal etwas schief lief. Und da Luka selbst niemand war der, gerne geschweige den viel sprach, waren sie für einander wie geschaffen. Den Namen Kuroha hatte er ihr gegeben. Eine passende Bezeichnung, wie er fand, denn die Kanji von Kuro standen für die Farbe schwarz und die von Ha für das Wort Feder. Und genau solche hatte sie. Schwarz wie die Nacht. Was sie quasi zu seinem Gegenpol machte. Denn immerhin schrieb Luka sich mit den Kanji Hikari, was für Licht stand. Dennoch waren sie beide Freunde. Zumindest soweit man mit einem Vogel befreundet sein konnte.

»Es gibt keinen Grund sich Sorgen zu machen. Sie wird mich finden«, flüsterte Luka in die Dunkelheit und löschte die Kerze, die neben seinem Futon stand.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück