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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen guten Tag und willkommen zum letzten Kapitel!

Viel Spaß!

P.S.: Am Ende wartet noch eine kleine Überraschung Komplett anzeigen

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Kapitel 49 - Dulacre

Kapitel 49 – Dulacre

 

-Zorro-

Über das leise Piepsen in seiner Hand hinweg betrachtete er die ruhige Landschaft, die stetig dunkler wurde.

Schließlich wurde abgenommen und für eine Sekunde versagte ihm die Stimme.

„Hey“, sprach er dann, klang glücklicherweise so unbeeindruckt wie sonst auch.

„Kannst du frei sprechen?“, kam dann auch die übliche Frage.

„Ja, kann ich.“

Dann grüßte ihn ein leises Aufatmen.

„Wie geht es dir, Lorenor? Ich habe auf deinen Anruf gewartet.“

„Ich bin müde“, antwortete er wahrheitsgemäß und schloss für einen Moment sein schweres Auge. Er war wirklich, wirklich müde und sehnte sich nach seiner Koje, aber wenn er ehrlich war, so hatte er sich tatsächlich noch mehr nach diesem Telefonat gesehnt – außerdem war es nicht so, als hätte er gerade die Kraft, wirklich noch bis zu seiner Koje zu schlurfen; nicht, dass er auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, wo die Sunny derzeit war.

„Aber ich denke, morgen wird es in allen Zeitungen stehen und daher wollte ich es dir selbst sagen.“ Er rieb sich den Nacken und sah zum Himmel auf, wo sich die ersten Sterne zeigten. „Kaido ist gefallen. Wir haben ihn besiegt.“

Eine Sekunde war es totenstill. Nichts war zu hören außer dem sanften Wind. Dann zerbrach ein zittriges Einatmen die Stille und Zorro ignorierte die glasigen Augen der Teleschnecke.

„Du wusstest es also“, schlussfolgerte er aus der ungewohnten Reaktion des anderen, doch die einzige Antwort, die er erhielt, waren laute, unstete Atemzüge.

So wartete er, wartete im angenehm frischen Nachtwind darauf, dass sich der Atem des anderen wieder beruhigen würde. Es störte ihn nicht, dort zu sitzen und die dunkle Welt zu beobachten. Er wusste nicht, ob er erwartet hatte, dass Dulacre es gewusst hatte, aber es überraschte ihn nicht und so saß er da und wartete.

Mit einem lauten Einatmen beendete der andere dann sein Schweigen.

„Danke“, entkam es ihm mit kratziger Stimme. „Ich danke dir, Lorenor.“

Zorro ließ das unkommentiert, schüttelte leicht den Kopf über ein leises Schniefen im Hintergrund. Der andere schuldete ihm keine Dankbarkeit.

„Warum hast du es nicht selbst getan?“, fragte er stattdessen und ignorierte weiterhin die Geräusche von der anderen Seite der Leitung. „Warum hast du ihn nicht selbst angegriffen?“

„Weil ich ihr vor langer Zeit versprechen musste, nie Rache zu üben, falls jemand sie töten sollte“, antwortete Dulacre mit brüchiger Stimme, die Zorro an die Zeit erinnerte, als der andere im Krankenzimmer der Thousand Sunny zu Gast gewesen war, „und dieses Versprechen war alles, was mir von ihr geblieben war. Ein totes Schwert und ein totes Versprechen waren alles, was sie mir in ihrem Tod hinterließ.“

Zorro betrachtete den Horizont im schwindenden Licht, doch der Mond war bereits aufgegangen.

„Und warum hast du es mir nicht gesagt?“

„Weil ich dich weder beeinflussen noch meine Rache durch dich ausüben wollte.“

Wieder schwiegen sie für eine ganze Weile.

„Wie geht es dir?“, fragte Zorro dann. „Hältst du dich auch gut an Choppers Ernährungsplan?“

Ein kratziges Lachen ertönte. „Ach, Lorenor. Ihr habt gerade einen der vier Kaiser gestürzt und du fragst mich nach meinem Speiseplan?“

„Na, eigentlich haben wir zwei gestürzt, aber wer zählt schon mit.“

„Tatsächlich? Oh, ich kann es kaum erwarten, morgen früh die Zeitung zu lesen.“

Nun zierte die Teleschnecke ein Grinsen, wie Zorro es mochte.

„Einen Wermutstropfen habe ich allerdings doch“, murrte er nun und betrachtete seine geschundenen Unterarme seines noch geschundeneren Körpers. „Ich glaube, ich habe mich etwas überschätzt. Ich werde doch etwas länger brauchen, ehe ich dich besiegen kann.“

Er mochte nicht, dass der andere darauf nicht antwortete. Zorro wollte ihn nicht enttäuschen, keine Zeitverschwendung sein, aber der vergangene Kampf hatte ihm seine Schwächen aufgezeigt und Zorro wusste, dass er noch nicht bereit war, dass er noch mehr Zeit brauchte, mehr, als er zuvor erwartet hatte, jetzt, da er die Wahrheit gesehen hatte.

„Und diese Erkenntnis zeigt mir, dass du mir langsam gefährlich nahekommst.“

Eine Gänsehaut glitt über seinen Rücken.

„Was?“

„Oh ja, du weißt nun, wie wir Monster kämpfen und erkennst deine Verfehlungen. Du hast den Abgrund gesehen, nicht wahr? Oh, endlich! Endlich bist du in der Lage, dein eigenes Können auf höchstem Niveau abzuschätzen und mein Können zu erfassen.“ Der andere flüsterte beinahe und Zorro spürte, wie sein Körper bebte. „Du weißt wirklich immer, wie du mich aufmuntern kannst. Ach, ich bin ganz aufgeregt. Wie müde bist du? Hast du noch die Energie, mir von deinem Kampf zu erzählen?“

Die Frage überraschte Zorro, denn jegliche Müdigkeit und Erschöpfung, die bis vor Minuten noch in seinen Knochen gesteckt hatte, war verschwunden und bevor er überhaupt wusste, was geschah, stolperte er beinahe über seine eigenen Worte, als sie nur so aus ihm heraussprudelten. Dulacre war die eine Person, mit der er über diesen Kampf hatte reden wollen. Als hätte er nur darauf gehofft, dass der andere ihn fragen würde.

Wie so oft schwieg Dulacre die meiste Zeit und hörte ihm zu, stellte interessierte Fragen und ermutigte Zorros Schilderung mit wortlosen Lauten der Zustimmung oder des Erstaunens.

Dann unterbrach Zorro sich selbst.

„Du wusstest es, oder?“ Doch dieses Mal war es eine Frage. „Dass ich es habe?“

„Du bist ein Lorenor, Thronfolger Alciels, und stellst mir ernsthaft diese Frage?“

Zorro würdigte diesen unnötigen Kommentar nicht mal einer Antwort, sondern zog nur eine Augenbraue hoch.

„Natürlich wusste ich, dass du die Veranlagung des Königs in dir trägst.“

„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, wiederholte er auch diese Frage. „Ich hatte dir doch gesagt, dass ich…“

„Du warst noch nicht bereit. Außerdem wollte ich dich nicht dieser Erfahrung berauben. Als Lehrmeister musste ich einen schmalen Grat gehen, dir das zu erklären, was du nicht wusstest, ohne dir die Möglichkeit zu nehmen, etwas selbst zu erfassen und zu begreifen. Je mehr ich dir erkläre, desto mehr nehme ich dir vorweg und desto geringer ist der Lerneffekt und dein Wachstum. Deshalb habe ich entschieden, dir nichts zu verraten, solange du es noch nicht aktiviert hattest.“

Leise schnaubend rieb Zorro sich den Nacken. „Das war also die eine Sache, die du mir nicht beibringen konntest.“

„Exakt.“

Tief aufatmend ließ er sich an der Reling hinabgleiten.

„Du bist so ein Mistkerl, weißt du das?!“

„Nah, damit kann ich leben, schließlich bin ich dein Mistkerl.“

„Lass so einen kitschigen Mist“, murrte er.

„Ach, das ist bereits kitschig für dich?“, entgegnete der andere mit einem herablassenden Unterton, während die kleine Teleschnecke leicht rosa wurde.

„Sag mal“, murmelte Zorro dann und entschied, das Thema zu wechseln, „jetzt bist du dran mit erzählen.“

„Nein, warte“, widersprach der andere, „wir waren noch nicht fertig. Du…“

„Ich habe genug für heute geredet“, hakte Zorro direkt ein und konnte ein leises Gähnen nicht verhindern. „Den Rest kann ich dir später erzählen. Aber was ist mit dir? Du wurdest angegriffen.“

„Ach, dieses kleine Intermezzo kann man doch keinen Angriff nennen. Nicht mal den Strand haben sie erreicht“, seufzte der andere und klang so überheblich, wie Zorro ihn kannte. „Es war eine kurze Ablenkung, gewiss, aber überaus langweilig. Nicht genug, um…“

„Hey, Falkenauge! Wo bleibst du denn?!“ Eine laute, leicht lallende Stimme unterbrach den ehemaligen Samurai und fast zeitgleich stöhnte ebendieser entnervt auf.

„Merkst du nicht, dass du störst? Ich telefoniere gerade“, fauchte Dulacre in einem so zickigen Unterton, wie Zorro ihn selten gehört hatte.

„Oh! Sag bloß! Ist das etwa… ist das etwa Lorenor?!!!“

Zorro mochte gar nicht, in was für einem Singsang sein Name fiel und er entschied, für den Moment den Mund zu halten und diese Vermutung nicht zu bestätigen.

„Du störst und bist betrunken. Verschwinde, Rothaar! Ich habe dir gesagt, du sollst es unterlassen, meine Privatsphäre zu stören.“

„Aber du warst heute total doof und hast viel zu früh aufgehört!“

„Lass mich los!“ Es hörte sich nach einem halbernsten Handgemenge an, wobei Dulacre schon ziemlich angepisst klang. „Ich habe dir gesagt, dass ich auf einen Anruf warte! Außerdem werde ich nicht mit dir kämpfen, solange dein Alkoholpegel Beckmans IQ übersteigt.“

„Ich habe meinen Namen gehört“, ertönte nun eine weitere, deutlich tiefere Stimme.

„Beckman, endlich! Entferne deinen Kapitän aus meinen privaten Räumlichkeiten. Tze, Piratenpack.“

„Bist du nicht selbst ein Pirat, Mihawk?“

„Jetzt verschwindet einfach! Und Rothaar, denk dran, pünktlich bei Sonnenaufgang, komm nicht zu spät oder ich versenke dein Schiff.“

Die tiefe Stimme lachte leise, während der rote Shanks etwas Unverständliches vor sich hin nuschelte.

„Ich denke nicht, dass er es pünktlich schaffen wird, und du warst doch eh nie der Frühaufsteher. Fangt nach dem Mittagessen an, dann wird er auch nicht mehr ganz so verkatert sein.“

„Was auch immer, nicht mein Problem, wenn dieser Narr seine eigenen Grenzen nicht kennt.“

„Gute Nacht!“

„Verschwindet! Argh!“ Laut stöhnte Dulacre auf und Zorro kämpfte immer noch damit, nicht laut loszulachen.

„Du… du hast Besuch?“, fragte er und es kostete all seine Willenskraft, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. „Und habe ich das richtig gehört? Ihr kämpft miteinander?“

Erneut seufzte Dulacre auf und Zorro konnte sich bildlich vorstellen, wie er sich die Haare raufte.

„Was habe ich mir da nur ins Haus geholt?“, fluchte er leise. „Ich dachte ja, nach deiner Crew könnte ich so einiges aushalten, aber das… Ach, was tue ich mir hier nur an?“

Dulacre tat Zorro beinahe leid, aber er war viel zu neugierig, um auf das Klagen des anderen eingehen zu können.

„Noch einmal, ihr kämpft miteinander?“

„Wenn er sich nicht gerade betrinkt oder seinen Kater ausschläft“, knurrte der andere offensichtlich entnervt. „Dieser Trunkenbold scheint auch gerne zu vergessen, dass selbst er älter wird. Aber er trinkt immer noch in rauen Mengen, könnte selbst dir Konkurrenz machen.“

„Du warst nie dabei, wenn ich ernst mache“, entgegnete Zorro mit einem leisen Grinsen, woraufhin der andere nur verächtlich schnaubte.

„Sich betrinken ist kein Wettkampf, Lorenor.“

„Aber wenn, würde ich gewinnen.“

„Unverbesserlich.“

„Du weichst mir aus“, ließ er sich nicht ablenken. „Shanks ist auf Kuraigana? Seit wann? Warum? Was ist auf deiner Seite los?“

„Stur wie eh und je“, murrte Dulacre, aber er klang nicht mehr ganz so schroff wie vor wenigen Sekunden, sondern etwas versöhnlicher. „Es ist eigentlich deine Schuld.“

Zorro hob nur eine Augenbraue an und würde sich diesen Schuh ganz gewiss nicht anziehen.

„Du hast mich inspiriert, meine Entscheidungen der Vergangenheit zu überdenken und daher habe ich entschieden, etwas zu verändern.“ Er klang überraschend sanft, nicht halb so hochmütig wie er normalerweise klang, wenn er Zorro von seinen verworrenen Gedanken erzählte. „Weißt du, ich war immer etwas neidisch auf dich, Lorenor.“

Diese Aussage überraschte Zorro nun deutlich mehr als der unerwartete Zwischenruf des roten Shanks.

„Ich fand uns immer etwas gegensätzlich. Als Mihawk besitze ich nicht nur erstklassiges Talent, sondern wurde auch von den Besten der Besten unter bestmöglichen Bedingungen ausgebildet. Du hingegen, talentiert natürlich, aber vielleicht noch nicht mal das Ausnahmetalent schlechthin, unter zweitklassigen Lehrmeistern, drittklassigen Bedingungen, man sollte meinen, du würdest Jahrzehnte brauchen, um auch nur annähernd mein Niveau zu erreichen.“

Zorro rollte innerlich sein Auge, da war sie wieder, die Dulacre‘sche Selbstbeweihräucherung, die er für einen Moment beinahe vermisst hatte.

„Dennoch hattest du immer etwas, was mir gefehlt hat. Diesen verbissenen Ehrgeiz konnte ich lange nicht nachvollziehen, weil ich mich nie dafür hatte einsetzen müssen, den Schwertkampf lernen zu dürfen, so wie du. Es wurde meiner Familie entsprechend sogar von mir erwartet und ich war gut, daher… Aber ich habe mich gefragt, wie gut könnte ich wohl sein, wenn ich auch nur einen Funken deines Ehrgeizes besitzen würde. Weder du noch ich werden je die Perfektion erreichen, die ich erstrebe, aber ich frage mich, wie nahe ich ihr kommen kann, wenn ich beginnen würde, Einsatz zu zeigen, so wie du es stets getan hast.“

„Du hast entschieden, zu trainieren?“

„Nun ja, Trockenübungen langweilen mich immer noch viel zu sehr, daran hat sich nichts geändert, aber ja, ich habe entschieden, dass ich meine Grenzen noch lange nicht erreicht habe, dass es mir nicht mehr reicht, einfach nur der beste Schwertkämpfer der Welt zu sein. Diesen Titel habe ich schon vor langer Zeit erlangt und es ist für mich an der Zeit, mir ein neues Ziel zu setzen, wonach ich mich strecken kann. An anderen messen war für mich seit jeher belanglos – weil ich so oder so besser bin – aber ich möchte sehen, wie weit ich kommen kann und das, mein lieber Sozius, motiviert mich tatsächlich sehr. Es ist lange her, dass ich meine letzten Grenzen überwunden habe und ich bin gespannt, ob ich das noch einmal kann.“

Erneut spürte Zorro eine Gänsehaut über seine einbandagierten Unterarme kribbeln. Der andere mochte es nicht einen Traum nennen, aber es war dem doch ganz ähnlich. Vielleicht konnte er wirklich nicht das erreichen, was er sich ersehnte, aber wer wusste das schon…

„Du willst also stärker werden?“, fragte er. „Oder willst du noch mehr?“

„Ah, gut erkannt, Lorenor“, feixte der andere. „Ganz recht, Stärke allein wäre ein viel zu eintöniges Ziel für mich. Nein, ich habe damals nach einer langen Zeit des Versagens aufgegeben. Aber damals war ich jung und unerfahren, nicht gewohnt, Dinge nicht auf Anhieb zu können, und frustriert. Aber du hast mich inspiriert, Stunden voller sinnlosem Fleiß, fruchtlose Trainingseinheiten, wer weiß was ich schaffen kann, wenn ich bereit bin, mich diesen Herausforderungen stoisch zu stellen.“

„Du willst deine Kontrolle wiedererlangen“, flüsterte Zorro atemlos.

„Du solltest dich wahrlich beeilen, Lorenor. Je länger du brauchst, desto mehr Zeit habe ich, dieser Perfektion nahe zu kommen und auch, wenn Rothaar ein Nagel zu meinem Sarg ist, so ist er doch der beste Trainingspartner, den ich derzeit haben kann. Er liebt den Kampf, ähnlich wie du, und er ist nervig penetrant wie dein Kapitän, und er war hocherfreut, als ich ihm sagte, dass er mir helfen muss, meine fehlende Motivation und mangelnde Disziplin zu überwinden. Also beeil dich, denn ich habe vor, besser zu werden, als ich je war.“

„Du Arsch“, murmelte Zorro und konnte ein Grinsen nicht verhindern, während sein noch erschöpfter Körper sich bereits wieder nach einem Kampf sehnte, nach diesem Kampf sehnte, seine Gier war erwacht, „du verdammter Mistkerl.“

Leise lachte der andere auf.

„Du solltest dich geehrt fühlen, Lorenor. Ich habe mich noch nie auf einen Gegner vorbereitet und war noch nie gewillt, für einen Kampf zu trainieren. Aber Rothaar wird mir helfen, Grenzen zu überwinden, die noch nie jemand überwunden hat, also denk ja nicht, dass dein kleines Scharmützel gegen Kaido auch nur annähernd mit dem mithalten kann, was dich erwarten wird.“

„Ach, du Scheiße“, flüsterte Zorro, als ihm bewusst wurde, was das bedeutete und wie die Gier in ihm wuchs, während seine geschundenen Knochen sich beschwerten. Er wollte so sehr kämpfen. „Du machst es echt spannend.“

„Ich will dir ein würdiger Gegner sein, Lorenor, mehr als nur einmal. Auch ich will tausendmal gegen dich kämpfen, aber ich habe nicht vor, tausendmal zu verlieren, also muss ich einen Weg finden, dich zu besiegen, ohne dich zu töten.“

Zorro konnte ein gespielt entrüstetes Schnauben nicht verhindern. „Dabei hatte ich mich doch so sehr darauf gefreut, zu sehen, was passiert, wenn du deine Kontrolle verlierst und deine ganze, uneingeschränkte Macht zeigst.“

„Du missverstehst, Lorenor, wenn ich meine Kontrolle wiedererlangen sollte, müsste ich auch in der Lage sein, sie jederzeit aufgeben zu können, ohne Gefahr zu laufen, mich zu verlieren. Ich werde dir also jedes einzelne Mal meine ganze Kraft darbieten können.“

Da war wieder diese Spannung zwischen ihnen, die Zorro so mochte, auch wenn er wusste, dass er sie derzeit nicht würde lösen können – nicht, dass sein Körper das gerade mitmachen würde – aber er konnte es kaum erwarten. Er fragte sich, was genau im Kopf des anderen abging, dass er sich nach über 15 Jahren entschieden hatte, doch wieder mit Shanks zu kämpfen, zu trainieren, um sich auf Zorro vorzubereiten, um noch mehr zu werden, als er doch bereits schon war.

„Du verstehst es jetzt“, flüsterte er, „du verstehst jetzt, warum ich nicht aufhören kann, zu trainieren.“

„Ja, das tue ich, Lorenor“, bestätigte Dulacre beinahe flüsternd. „Du hast es in mir erweckt, meinen Ehrgeiz, so wie du damals Jiroushins Kampfeslust erweckt hast. Also mach dich bereit; denn wer Wind sät, wird Sturm ernten.“

„Glaubst du wirklich, so ein schlechtes Sprichwort würde mich beeindrucken? Wenn überhaupt bin ich jetzt nur noch mehr motiviert, denn ich habe dir fünfzehn Jahre verbissenen Ehrgeiz voraus.“

Der andere lachte leise.

„Wie dem auch sei, heute solltest du nicht mehr trainieren. Du solltest dich etwas ausruhen und danach würde ich mich über einen Anruf freuen, um den Rest deines Abenteuers zu hören.“

In der Sekunde, als Dulacre es erwähnte, merkte Zorro wieder, wie erschöpft er wirklich war.

„In Ordnung“, murmelte er, „aber du kannst auch einfach anrufen, wenn du willst. Ich befürchte, dass ich sonst wieder Tage durchschlafen werde, so müde, wie ich gerade bin.“

 

Er betrachtete die Welt um sich herum im kalten Licht des Mondes. Obwohl Dulacre ihn aufgefordert hatte, endlich ins Bett zu gehen, hatten sie sich doch noch über dies und jenes unterhalten – und Zorro hatte sich bereits vorgenommen beim nächsten Gespräch noch mehr über das Training des anderen mit Shanks zu erfahren, er war wirklich neugierig – und nun konnte er seinen geschundenen Körper nicht überzeugen, sich aufzuraffen und ins Bett zu gehen. Vielleicht sollte er einfach hier schlafen, aber so müde er war, schlafen konnte er nicht.

In ihm brodelten die Gefühle, die Erwartung, die Dulacre in ihm geweckt hatte, die Neugierde, aber auch das Wissen, dass er noch lange nicht da war, wo er sein musste, wo er sein wollte. Vielleicht war er naiv gewesen, aber er hatte schon gehofft, gegen Kaido doch etwas mehr ausrichten zu können, und Dulacre würde er sich ganz alleine stellen. Es war noch ein langer Weg und so sehr es Dulacre nach diesem Kampf gierte, so sehr gierte es auch Zorro danach, wenn nicht, dann sogar noch mehr.

Sich durchs Gesicht reibend, lehnte er sich gegen das harte Holz in seinem Rücken, doch die Bilder des vergangenen Kampfes, Dulacres Stimme der vergangenen Stunden, all das füllte seine Gedanken und er konnte das Hamsterrad in seinem Kopf nicht anhalten.

„Hey, war das Falki?“

Plötzlich blieb es stehen.

„Mhm…“

„Cool, wie geht es ihm? Hab lange nichts mehr von ihm gehört.“

„Er trainiert“, bemerkte Zorro, während der andere sich neben ihn warf, aber etwas vorsichtiger als für gewöhnlich, „mit Shanks.“

„Oh, ist das gut oder schlecht?“

Grinsend zuckte Zorro mit den Schultern. „Ich werde noch mehr trainieren müssen, noch viel mehr.“

„Shishishi, das klingt doch sehr gut.“

„Mhm…“ Zorro seufzte. „Tut mir leid, dass ich die letzte Zeit so kompliziert gemacht habe, Käpt’n.“

„Wovon redest du?“, fragte Ruffy und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue und unschuldigem Blick an. „Es war doch alles so wie immer.“

Schmunzelnd schüttelte Zorro den Kopf und genoss die körperliche Nähe Ruffys, der seinen Kopf auf Zorros Schulter ablegte. Eine ganze Weile saßen sie da und schwiegen einfach nur. Zorro mochte die angenehme Atmosphäre, mochte das Schweigen. Mit Ruffy war es genau andersherum als mit Dulacre. Während es ihm leichtfiel, mit Dulacre zu sprechen, und die Unterhaltungen auch mochte, brauchte er keine Worte mit seinem Kapitän und das fühlte sich ebenso richtig an.

„Aber ich war wirklich erleichtert, als ich hörte, dass du Wa No Kuni erreicht hattest“, murmelte Ruffy und Zorro sah überrascht zu ihm hinab. „Ich wusste natürlich, dass du alles packen kannst und deinen Spaß haben wolltest, aber Robin hat ja gesagt, dass es nicht wirklich ums Kämpfen geht und… und ich hatte Sorge, dass du irgendwo hingehen würdest, wo ich dich nicht mehr finden kann.“

Zorro schwieg und sah einfach nur zum Himmel empor. Es war ungewöhnlich für Ruffy, so mit ihm zu reden, und Zorro wusste genau, weshalb er es tat. Anders als bei Dulacre, verstand er Ruffy genau, ohne, dass er dessen Gedanken auch nur ansatzweise in Worte fassen konnte oder musste.

„Erinnerst du dich, als wir von den G6-Soldaten angegriffen wurden“, sprach Ruffy so selten ernst und Zorro nickte nur. „Da gab es einen Moment. Du hast mich so seltsam angesehen und ich… Für einen Moment dachte ich, ich würde dich verlieren.“

Zorro erinnerte sich an jenen Moment. Damals hatte er seine eigenen Kräfte noch nicht unter Kontrolle gehabt und war so verzweifelt gewesen, dass er überlegt hatte, sie einzusetzen, obwohl es ihn den Verstand hätte kosten können. Bei seinem Glück hatte Homura ihn jedoch vorher aufgehalten, aber das war der Moment gewesen, in dem Zorro sich verloren hatte, ohne es überhaupt zu wissen. Später hatte Zorro seine Crew und seinen Körper verloren, aber in jenem Moment hatte er einen Teil seiner Selbst verloren, ohne es überhaupt verstanden zu haben.

„Aber du hast mich gefunden“, sagte Zorro. „Sowohl auf Sarue als auch auf Wa No Kuni hast du mich wiedergefunden.“

„Ja!“, strahlte Ruffy ihn plötzlich an. „Weil du mich so laut gerufen hast.“

Schweigend schloss Zorro sein Auge und lehnte sich gegen das harte Holz; er war so müde und es war ein schöner Abend.

„Zorro?“

„Hmm?“

„Bitte geh nirgendwohin, wo ich dich nicht finden kann.“

Leise lachte er auf und stieß den anderen leicht mit seiner Schulter an.

„Keine Sorge, mein Käpt’n, ich habe nicht vor irgendwohin zu gehen. Ich werde dir folgen, solange du willst.“

„Ach, das beruhigt mich, schließlich hast du echt einen schlechten Orientierungssinn.“

„Glashaus, Ruffy, Glashaus.“

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben, das wars, die Geschichte ist fertig, es fehlt nur noch der Epilog (der auch übernächste Woche kommt, keine Sorge ^^')
Aber... das Ding ist, ich schreibe ja an dieser Geschichte schon recht lange (2015 hab ich mit dem Abtippen begonnen um genau zu sein o.o), ehe sie fertig war, und auch nachdem ich fertig war haben mich unsere zwei Schwertkämpfer nicht wirklich in Ruhe gelassen. Bedeutet, es gibt einige Szenen, die es nicht in die Triologie geschafft haben (Alternative Versionen, rausgeschnittene Szenen und Szenen aus der Zeit nach dem 3. Teil) und ich hab jetzt einfach entschieden, diese in Form einer One-Shot Sammlung zu veröffentlichen.
Der erste OS kommt am Tag nach dem Epilog und danach sehen wir weiter ;-)
Ich hoffe natürlich, den ein oder anderen von euch auch da wiederzusehen und solltet ihr irgendwelche Ideen haben, oder Szenen, die ihr euch immer mal gewünscht habt, lasst es mich ruhig wissen und vielleicht tauchen sie dann irgendwann in der One-Shot Sammlung auf ;-)

Als kleinen Vorgeschmack erwartet euch nächste Woche ein solches Kapitel, welches das ein oder andere, was noch nicht abgeschlossen war, aufgreift.

Ich wünsche euch damit und mit dem Epilog ganz viel Spaß und vielleicht liest man sich ja wieder ;-)

Also bis nächste Woche! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: RuffysKreationen
2022-08-14T08:26:24+00:00 14.08.2022 10:26
Ein schöner Abschluss! Ich bin ja jetzt genauso gespannt auf den finalen Kampf, wenn Mihawk sogar extra dafür trainiert! Allein da würde ich gerne sehen, wie freudig Shanks mitmacht XD
Und ein sehr süßes Ende mit Käpt'n :3
Ich freue mich auf jeden Fall auf die One-Shots! :D


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