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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben^^

tut mir leid, dass ich wieder kurzzeitig verschollen war, aber ihr wisst ja, dass ich seltenst länger als eine Woche weg bin (als würden die Kidnapper mich länger aushalten^^'). Dafür komme ich aber jetzt auch echt mit einer Bombe!

Also, habt viel Spaß und bis nächste Woche ;-) Komplett anzeigen

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Kapitel 40 - Vorboten

Kapitel 40 – Vorboten

 

-Zorro-

Es war ruhig. Bis auf das Widerhallen steter Tropfen aus weiter Ferne war nichts zu hören. Manchmal gesellte sich das unangenehme Geräusch von zischender und knisternder Elektrizität dazu, von einer flirrenden Lampe im Gang, die wohl bald den Geist aufgeben würde.

Es war dunkel. Die alten, teils zerbrochenen Lampen im Gang spendeten etwas Licht, aber zu wenig, um die dunklen Ecken zu erhellen, zu wenig, um kaum mehr als den Gang selbst in flackerndes, künstliches Licht zu tauchen.

Es war erbärmlich kalt. Bis auf Stein und Eisen gab es hier unten nichts, mit Ausnahme der knüppelharten, uralten Bretter, die wohl einst so etwas wie Schlafstätten dargestellt hatten, bevor sie mit der Zeit zerfallen waren. In einer Ecke an den Gitterstäben schimmelte etwas vor sich hin, was vielleicht ein Leinensack gewesen war vor langer, langer Zeit; vielleicht hatte irgendwer, der schon längst tot war, ihn mal als Decke genutzt.

Zorro wünschte sich, er hätte auch eine Decke, denn sein schmächtiger Körper zitterte ganz elendig vor Kälte, das dünne Mäntelchen und das feine Kleidchen fühlten sich eher klamm an und wärmten ihn überhaupt nicht. Allerdings hegte er auch deutliche Zweifel daran, dass dieses schimmelnde Etwas da am Boden ihm Erleichterung bringen würde.

Er sollte sich verwandeln. In seinem Körper würde er die feuchte Kälte deutlich besser ertragen können als jetzt, aber er tat es nicht. Der eine Grund war offensichtlich. Wenn er sich verwandeln würde, hätte er nicht viel mehr übrig zum Anziehen als seine Unterhose, ein viel zu kleines Kleidchen und ein dünnes Mäntelchen, was er auf keinen Fall tragen würde. Aber selbst, wenn es ihm egal sein würde, hier in dieser Zelle so gut wie nackt oder nur in Stofffetzen herumzuhocken, so gab es doch noch einen weiteren, nicht ganz so offensichtlichen, Grund. Zorro hatte keine Ahnung, ob er aufgeflogen war.

Das Letzte, an das er sich erinnerte, war das seltsame Gebilde in den Tiefen Mary Joas – was mit absoluter Sicherheit nicht Uranos gewesen war – in dessen Schlund er seinen Arm hatte stecken sollen.

Jetzt war er hier.

Da er in einem Kerker saß – zumindest vermutete er, dass er in einem Kerker saß, aber es sah auch schon ziemlich nach Kerker aus – standen seine Chancen wohl nicht ganz so gut. Nein, sie standen wohl wirklich schlecht. Was auch immer passiert war, vermutlich glaubten die fünf Weisen Eizens Worten, selbst wenn sie keine Beweise hatten.

Aber, und das konnte er halt nicht ausschließen, es war zumindest eine Möglichkeit, dass durch das, was auch immer in den Tiefen Mary Joas passiert war, die fünf Weisen nicht mehr daran glaubten, dass er ein wahrer Lorenor sein könnte; ganz gleich ob als Lady Loreen oder als Lorenor Zorro. In diesem Fall hatten sie ihn wahrscheinlich einfach deshalb eingekerkert, weil sie dachten, dass er mit Eizen doch gemeinsame Sache gemacht hatte, oder weil er zu viel gehört hatte. Im Zweifel hatten sie ihn auch einfach nur als Druckmittel gegen Dulacre eingekerkert, der wohl seinen Samuraititel verlieren würde.

Die Frage war also, wie lange er hier hocken musste. Aber er merkte, dass er über diese Frage nicht nachdenken wollte. Er wollte nicht darüber nachdenken, was erst passieren musste, damit er diesen Kerker wieder würde verlassen können.

Also hockte er hier in dieser klammen Dunkelheit, seine eigenen Hände kaum mehr als grobe Umrisse im flackernden Glimmen der sterbenden Glühbirnen, vergrub die tauben, zitternden Finger tief in den Armbeugen, während er am ganzen Körper fröstelte, und erlaubte sich, ein bisschen vor sich hinzuleiden.

Er hatte das hier nicht verdient. Nicht, nachdem er sich so viel Mühe mit dem Plan und dessen Umsetzung gemacht hatte. Nicht, nachdem er seine Crew und Dulacre eingeweiht hatte. Nicht, nachdem er sich extra in dieses dünne Kleidchen gezwängt und Eizen sogar freiwillig an die fünf Weisen verraten hatte und ihnen dann auch noch fügsam diese endlose Treppe hinunter gefolgt war.

Nein, Zorro hatte nicht verdient, jetzt hier zu hocken, ohne zu wissen, warum genau, was vorgefallen war oder was gerade außerhalb dieser Mauern oder irgendwo über ihm in deutlich wärmeren Räumen passierte. Leise wunderte er sich, ob die anderen Zellen um ihn herum leer waren oder ob Eizen in einer von ihnen steckte.

Das spärliche Licht im Gang offenbarte die kalten Gitterstäbe zweier gegenüberliegender Zellen, sowie die steinerne Wand zwischen ihnen, aber hinter den metallenen Mündern war nichts außer einer pechschwarzen Nacht. Wie viel Uhr war es eigentlich?

Er hatte kein Zeitgefühl, wusste nicht, wie lange er tatsächlich bei den fünf Weisen gewesen war, erst recht nicht, wie lange er ohnmächtig gewesen war; es könnten Minuten oder Tage gewesen sein. Er vermutete, dass er seit etwas mehr als zwei Stunden wieder bei Bewusstsein war, aber aufgrund der Kälte, die sich durch Fleisch und Knochen grub, fiel es ihm schwer, irgendeine andere Empfindung wahrzunehmen. War er hungrig? War er durstig? Wie lange fror er schon so?

Als einziger zeitlicher Indikator diente ihm das stete Wassertropfen irgendwo zu seiner Rechten den Gang hinunter, aber es fiel ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren. Er war erschöpft, die vergangenen Tage waren anstrengend gewesen, und die Kälte, die er zunächst nur als unerfreulich abgestempelt hatte, schien mit jeder Minute schlimmer zu werden.

Tief atmete er ein, erinnerte sich zurück an das ultimative Training des Samurais. Er wusste, dass er damals deutlich eisigere Temperaturen in beiden Körpern hatte aushalten müssen, deutlich widrigere Umstände hatte aushalten und überstehen müssen. Aber es war eine andere Situation gewesen. Wenn es nur die Kälte, nur die Feuchtigkeit, nur die Dunkelheit und das Sirren der alten Lampen wäre, dann wäre dies hier nicht ansatzweise mit seiner Ausbildung vergleichbar gewesen. Dann hätte er sich vermutlich auf dieser alten Baracke eines Bettes breitgemacht – und gehofft, dass das alte Holz das Fliegengewicht dieses schmächtigen Körpers würde tragen können – und hätte einfach eine Runde gepennt.

Aber er war benommen von der Ohnmacht, sein Körper erschöpft von einer Tortur, an die er sich nicht erinnern konnte und dessen einziger Zeuge der feste Verband um seinen Unterarm war. Beim Aufwachen hatte er das Pulsieren der Wunde darunter gefühlt, aber das tat er nicht mehr, zu erschöpft war sein Geist.

Das war tatsächlich das Problem. Zorro wusste, dass er alles aushalten konnte, was man von ihm verlangen würde. Selbst, wenn sein Körper an seine Grenzen kommen würde, er hatte die mentale Stärke, auch alles darüber hinaus zu überwinden. Aber daran fehlte es ihm gerade. Er war müde und erschöpft, nicht nur physisch, nein, vielleicht sogar physisch weniger als emotional, gedanklich, psychisch, und er wusste noch nicht mal, warum.

Ja, sein Termin mit den fünf Weisen, Eizen und dann auch noch Rihaku war eine Herausforderung ganz eigener Art gewesen und es hatte ihn auch überfordert, sein Kopf hatte sich beinahe überschlagen bei dem Versuch, alles zu verstehen und alles Geschehene zu verarbeiten. Aber das war nicht das Problem, zumindest glaubte er das.

Zwing mich nicht dazu, dein Blut zu vergießen.

Kopfschüttelnd entschied Zorro, diese seltsamen Stimmen in seinem Kopf zu ignorieren. Seit er aufgewacht war, tauchten sie immer wieder auf. Seltsame Worte, gesprochen von fremden und dennoch nicht unbekannten Stimmen. Wenn er die Augen schloss, sah er manchmal Gesichter. Aber darüber wollte er nicht nachdenken, denn je mehr er darüber nachdachte, desto stärker schienen seine Kopfschmerzen zu werden und desto mehr schienen diese Worte und Bilder zurückzukommen, als wäre es eine längst vergessene Erinnerung, die plötzlich von irgendetwas wieder aufgeweckt worden war.

Aber Zorro wollte nicht über so etwas nachdenken, nicht in irgendeine Vergangenheit zurückkehren, die er eh nicht mehr beeinflussen konnte. Alles, was er wollte, war…

Plötzlich war da ein Geräusch. Wie das Fauchen eines Tieres schallte es durch den Kerker, gefolgt von einem lauten Knall, wie das Zufallen einer Türe. Kaum einen Moment später hallten schwere Schritte am kalten Stein wider und kamen immer näher.

Zorro versuchte, die abgestumpften und erschöpften Sinne in diesem Körper zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht wirklich. Wer auch immer kam, würde kommen. Zorro hingegen war gerade so erschöpft, dass es ihm beinahe gleich war. Im strammen Tempo kamen die Schritte näher, es war vermutlich ein Soldat. Wenig überraschend, wenn man bedachte, dass er irgendwo in den Untiefen Mary Joas war, das aufgrund der anstehenden Reverie nur so von Soldaten wimmelte.

Er meinte, die Schritte zu erkennen, aber eigentlich war es ihm egal. Alles, was er irgendwie noch wahrnahm, war diese unaufhaltbare Kälte, die sich immer tiefer in ihn fraß.

Dann wurde das spärliche Licht vor seiner Zelle gebrochen. Aber Zorro sah nicht auf, er war zu müde, ihm war zu kalt.

„Oh, Grundgütiger.“

Sah er wirklich so erbärmlich aus? Zorro wusste es nicht. Aber es wunderte ihn schon, wie kalt ihm war und wie wenig es ihn interessierte, wer da vor ihm aufgetaucht war.

„Es ist also wahr“, flüsterte der Neuankömmling atemlos. „Ich wollte es nicht glauben, als ich hörte, dass Eizen verhaftet wurde. Ich kann es immer noch nicht glauben.“

Hatte er sich also verraten? Oder warum war der andere hier unten? Ganz toll, da hätte er sich auch gleich verwandeln können, um diese Kälte etwas besser auszuhalten. Aber jetzt war er zu müde, um sich noch zu verwandeln. Er war zu müde, um noch irgendetwas zu tun. Zum Glück war ihm keine Frage gestellt worden, es fühlte sich nach einer unüberwindbaren Kraftaufwendung an, den Mund zu öffnen und etwas zu sagen. Er konnte sich gar nicht vorstellen, diese erdrückende Stille mit seiner Stimme zu durchbrechen.

Ein lautes Klirren übernahm dies jedoch gerade, dröhnte unangenehm in seinen Ohren, zwang ihn dazu, nun doch den Kopf zu heben. Mit einem schrillen Quietschen fiel die Zellentür auf.

„Nun kommen Sie schon!“ Der Soldat hatte eine Hand nach ihm ausgestreckt, beinahe ein schwarzer Schatten vor dem flackernden Licht. „Sie müssen hier raus! Kommen Sie!“

Zorro verstand nicht, irgendetwas war seltsam. Ihm wurde die Möglichkeit zur Flucht geboten, die Zellentür war offen, er sollte es nutzen, er musste hier weg, er musste Mary Joa so schnell wie möglich verlassen. Aber alleine der Gedanke daran, aus dieser zusammengekauerten Position zu müssen, schien zu anstrengend. Warum war er so erschöpft, warum war sein Kopf so schwer?

Wir sehen uns auf Wa No Kuni!

Ruffy!

Was tat er hier?! Er musste nach Wa No Kuni! Ruffy verließ sich darauf, dass Zorro dort sein würde, wenn er mit den anderen den verdammten Koch eingesammelt haben würde! Warum also jammerte er hier vor sich hin?!

„Warten Sie, ich komme herein und helfe Ihnen. Der Stein des Elends muss Sie schon zu sehr erschöpft…“

Entschieden stemmte Zorro die winzigen Hände auf die dürren Oberschenkel und kämpfte sich auf. Wer war er denn, dass er sich besiegen lassen würde? Seine Knochen mochten brechen, sein Fleisch bluten, aber nie würde er aufgeben, nie würde er nachgeben. Er hatte in seinem Leben schon alles verloren, seine Freunde, seine Zukunft, selbst seinen eigenen Körper, aber er würde sich nicht erlauben, sich einfach so aufzugeben. Nicht, solange noch irgendwer an ihn glaubte, nicht, solange Ruffy noch an ihn glaubte.

Schnaufend kam er zum Stehen. Sein Körper war immer noch kalt, immer noch steif und schwer, als wäre er auf dem tiefen Grund eines eiskalten Sees. Aber selbst das würde ihn nicht aufhalten.

„Sie sollten nicht hier sein“, knurrte er und seine sonst so weiche Stimme klang ungewohnt rau, beinahe vertraut. „Sie begehen gerade Hochverrat.“

Der Vizeadmiral sah ihn an.

„Das ist mir gleich. Es ist nicht rechtens, Sie einzusperren, nur weil Sie für Eizen gearbeitet haben. Sie sind unschuldig und ich werde nicht zulassen, dass Sie…“

Zorro schlug die Hand des anderen weg.

„Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe“, knurrte er und merkte, wie mit jedem Wort wieder mehr Leben in seinen kalten Körper stieg, „aber Sie sollten nicht hier sein.“

„Aber… Lady Loreen, ich…“

„Sie irren sich, Homura“, murrte Zorro und versuchte, den Gang in die Richtung hinunterzueilen, aus welcher der Soldat eben gekommen war, aber seine Beine folgten nur langsam seinen Befehlen, als müsste er sich durch Morast kämpfen, „ich habe zwar nicht mit Eizen gemeinsame Sache gemacht, aber denken Sie ja nicht, dass ich unschuldig wäre. Ich habe ihn verraten und Sie werden es bereuen, wenn Sie…“

Er blieb stehen. Dort am so weit entfernten Ende des Ganges öffnete sich unter lautem Knarzen ein kleines Fenster strahlenden Lichtes, gebrochen von einem schwarzen Schatten. Dann fiel das schwere Eisentor zu und ein weiterer Soldat schritt forschen Schrittes und mit wehendem Mantel auf sie zu, als würde ein Sturm heranziehen.

„Jiroushin“, murmelte der Vizeadmiral hinter Zorro. „Er hatte den gleichen Gedanken wie ich.“

„Was tust du hier?!“, knurrte Zorro, während Jiroushin mit jedem Schritt näher kam. Sein Gesicht eine harte Maske, so ungewöhnlich für den sonst so sanften Mann. „Ich habe dir gesagt, dass du…“

„Halt die Luft an“, unterbrach der Blondschopf ihn kühl und kam vor ihm zum Stehen, musterte einen Moment erst Zorro und dann Homura hinter ihm.

„Du solltest nicht hier sein, Nataku. Ich schätze deine Hilfe, aber du solltest jetzt gehen. Verschwinde und verschaff dir ein Alibi.“

„Jiroushin, willst du mich verarschen?“ Der andere machte einen Schritt nach vorne und zeigte sich ausgesprochen impulsiv für seinen Namen als kalte Klinge der Gerechtigkeit. „Du machst doch das gleiche wie ich. Du bist auch hier, weil du…“

„Du hast keine Ahnung, warum ich hier unten bin!“ Hart hallte die Stimme des friedvollen Kriegers von Stein und Metall wider, ebenfalls deutlich kratzbürstiger als es für ihn üblich war. „Nataku, du bist im Begriff, dich der Weltregierung zu widersetzen, um einen Gefangen entgegen den Anweisungen zu befreien, aus persönlichen Motiven. Gehe nun, wenn du die Marine nicht verraten willst!“

„Und was ist mit dir?“, entgegnete Homura unbeeindruckt. „Hast du nicht genau das gleiche vor? Willst du Lady Loreen nicht helfen, nur aus dem Grund, weil sie Dulacres ein und alles ist?“

„Nein!“

„Nein?“

Doch Jiroushin sah nicht mehr seinen Kollegen an, sondern wandte sich Zorro zu.

„Es hat begonnen“, erklärte er nun fast schon anteilslos. „Du magst es hier unten nicht spüren können, aber der Untergang hat begonnen.“

Lorenor, denkst du, es wäre klug, wenn deine Crew anwesend sein würde, wenn ich die Weltregierung angreife, die dich gefangen hält und dich vielleicht beabsichtigt zu töten?

„Dulacre ist auf dem Weg?“

„Er ist schon fast da. Ich habe es gespürt und es ist eindeutig er, so eine Macht hat nur er.“

„Wovon redest du, Jiroushin?“ Homura packte ihn am Unterarm. „Was meinst du damit? Du glaubst doch nicht, dass…“

„Ich wiederhole mich, Nataku. Du bist im Begriff, die Marine zu verraten. Ich allerdings nicht. Ich tue, was getan werden muss, um die Weltregierung zu beschützen. Der Drache kommt, um seinen Schatz zurückzuholen, den ihm die fünf Weisen geraubt haben, und ich bin nicht bereit, meine Kameraden für einen einzelnen Menschen brennen zu sehen.“ Dann warf er Zorro plötzlich seinen Seesack zu, den er wohl die ganze Zeit mit sich gehabt hatte. „Zieh dich um, die Zeit des Versteckspielens ist vorbei; ich kann mir im Zweifel nicht leisten, dich beschützen zu müssen, also musst du das selbst übernehmen. Und bete, dass du und ich ihn noch irgendwie aufhalten können.“

Der grobe Stoff des Seesacks war unerwartet warm in Zorros Händen.

„Was redest du für einen Irrsinn, Jiroushin?!“, bellte Homura atemlos. „Was meinst du damit, dass Dulacre kommt?! Selbst, wenn er von Lady Loreens Verhaftung erfahren haben sollte, so wird er dieses Missverständnis gewiss mit Worten regeln wollen. Selbst Dulacre ist nicht verrückt genug, um die…“

„Er kommt, Nataku, und er ist wütend, so wütend, wie ich ihn für Jahrzehnte nicht erlebt habe. Er kommt nicht her für Verhandlungen.“

„Und du glaubst, dass ein einziger Mann – selbst wenn es ein Samurai sein sollte – ausreicht, um Mary Joa zu stürzen?“

„Ob ein einziger Mann dafür reicht, kann ich nicht sagen. Aber wir sprechen hier nicht von einem gewöhnlichen Mann, sondern von Mihawk Dulacre, und ich habe genügend Monster in meinem Leben gesehen, um diese Chance nicht riskieren zu wollen.“

„Dennoch, was du da sagst, ist…“

„Es reicht jetzt“, murrte Zorro und spürte, wie die Bewegung langsam in seine Glieder zurückkehrte. „Wir verschwenden hier unnötig Zeit damit, über Fakten zu diskutieren, die wir nicht ändern können.“

Ernst sah er Jiroushin an und schulterte seinen Seesack.

„Danke für meine Sachen, ich werde mich umziehen.“ Dann begutachtete er Homura. „Sie sollten lieber gehen. Was jetzt kommt, wollen Sie weder sehen noch wissen.“

Ohne auch nur Homuras Widerspruch abzuwarten, drehte Zorro sich um und ging die paar Meter zu seiner Zelle zurück. Als er sie betrat, konnte er dieses Mal ganz deutlich das Elend und Leid spüren, ließ sich davon aber nicht mehr beeindrucken.

Während die beiden Soldaten sich stritten, entledigte Zorro sich im Schutz der Zellenwand sorgsam seiner Klamotten und zwang dann seinen Körper dazu, sich zu verwandeln. Es schien ungewöhnlich schmerzvoll, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.

Zorro überlegte nicht, warum Jiroushin gekommen war, warum er entschieden hatte, dass Zorro sich verwandeln sollte. Er überlegte gar nicht, nicht über Beweggründe, nicht über Homuras Anwesenheit oder darüber, wie viel Zeit vergangen war.

Seine Gedanken waren klar und ruhig, während er sich anzog und Lady Loreens Klamotten in den Seesack stopfte. Es war die Ruhe vor dem Sturm und wenn Ruffy jetzt hier wäre, würden sie einander angrinsen, während Lysop in der Ecke wimmern würde, ob er mitkommen müsse, ehe Nami ihn mitschleifen würde. Franky wäre super gespannt auf den Kampf, während Robin ihren Galgenhumor zum Besten geben würde, den Zorro immer sehr amüsant fand.

Während er sorgsam seine Schwerter an seiner Schärpe befestigte, hörte er Brooks lachende Stimme in seinem Kopf und wie Chopper sich selbst Mut zusprach, um die eigene Angst durch Kampffreude zu überwinden. Mit einem Schmunzeln überlegte Zorro was für spannende Kämpfe Chopper wohl gerade mit Ruffy, Nami und Brook erlebte.

Kurz strich er über Josei, welches er im Seesack lassen musste, dann griff er nach seinen Ohrringen und nahm sich Zeit, sie richtig anzulegen, als wäre es eine hochkomplexe Aufgabe.

Wetten, dass ich vor dir auf Wa No Kuni ankommen werde, Koch.

Einen Moment bildete er sich ein, Zigarettenqualm zu riechen.

Ach, pass besser auf, dass du nicht wieder aus Versehen abkratzt, Marimo.

Wenn er das hier nicht überstehen sollte, würde er sie nicht wiedersehen. Diese Genugtuung würde er dem verdammten Kartoffelschäler nicht gönnen.

Wir sehen uns auf Wa No Kuni!

Entschlossen schritt er aus der Zelle, bereit, sich seinem Monster eines Sozius zu stellen, nicht bereit, dabei draufzugehen.

„Können wir, Jiroushin?“, grinste er und rieb sich den Nacken, genoss seinen eigenen Körper, die Tiefe seiner Stimme, die Anspannung seiner Muskeln und den fassungslosen Blick Homuras.

„Was… was zur…?“

„Was denn? Überrascht?“ Ja, Zorro war niemand, der für Rache lebte, aber verdammt nochmal, dieser Mistkerl hatte diesen Moment so was von verdient, und wenn sie nicht größere Schlachten zu schlagen hätten, würde Zorro nun seine Schwerter ziehen und seine hart erarbeitete Revanche einfordern. „So sieht man sich wieder, Homura. Wobei, wir sind uns ja die vergangenen zwei Jahre immer wieder über den Weg gelaufen, nicht wahr?“

„Unmöglich… aber wie…?“, flüsterte Homura fassungslos, hinter ihm Jiroushin, dessen Gesicht keinerlei Regung zeigte. „Ich hörte von dem Kopfgeld, aber ich dachte, es sei ein Hochstapler. Das ist unmöglich, meine Klinge tötet, immer!“

Im nächsten Atemzug prallte die kalte Klinge der Gerechtigkeit gegen Zorros Kitetsu. Unbeeindruckt hielt Zorro der Kraft des Vizeadmirals stand.

„Homura, glaub mir, ich hätte wirklich Lust auf diesen Kampf, ich würde dir gerne zeigen, was ich die vergangenen zwei Jahre gelernt habe. Aber das Ding ist, Dulacre ist auf dem Weg und er scheint auch einen Kampf zu wollen, daher wiederhole ich, was ich dir schon einmal gesagt habe: Warum sollte ich mich mit einem drittklassigen Schwertkämpfer abgeben, wenn ich den besten haben kann.“

Die grauen Augen des anderen weiteten sich.

„Nein?! Das kann nicht…“

„Zur Seite!“

Im nächsten Moment stolperte der Vizeadmiral unter Zorros Blick zurück, fiel gegen die Gitterstäbe. Zorro hatte keine Zeit, sich mit ihm zu beschäftigen, leider.

„Nochmal Danke für die Hilfe.“ Dann schritt Zorro an ihm vorbei, zu Jiroushin, der ihn kühl ansah. „Jiroushin hat Recht, besorg dir ein Alibi und überlass Dulacre uns. Du könntest eh nichts tun, denn dich würde er selbst im besonnenen Zustand umbringen wollen.“

Dann blieb Zorro stehen und sah zu Homura zurück, der sich wieder aufrichtete. Endlich standen sie einander nochmal richtig gegenüber. Homura hatte Dansei auf ihn gerichtet, doch das Schwert wollte nicht kämpfen, wusste es besser als sein Meister.

„Wegen dir musste meine Crew ziemlich viel Scheiße durchmachen, nur weil du Dulacres Spielzeug kaputt machen wolltest. Aber weil ich nicht so ein Arsch bin wie du, werde ich dich heute verschonen. Wir sind jetzt quitt, verstanden? Aber solltest du meiner Crew noch einmal zu nahe kommen, werde ich mich dir wieder in den Weg stellen, und dieses Mal wirst du den Kampf nicht gewinnen.“

„Lorenor Zorro“, flüsterte Homura, „ich wusste, dass du zu einem Monster werden würdest, wie Dulacre eines ist.“

„Natürlich.“ Zorro nickte Jiroushin zu und gemeinsam gingen sie dem eisernen Tor entgegen. „Schließlich braucht es ein Monster, um ein anderes zu besiegen.“

Homura folgte ihnen nicht, Zorro fragte sich nicht warum, fragte nicht, warum Jiroushin jetzt kam, fragte nicht, ob Jiroushin gewollt hatte, dass Homura es herausfinden würde. Zorro fragte nichts, er brauchte nichts zu fragen, alles, was er wissen musste, war, dass Dulacre auf dem Weg war, und wenn sie Pech hatten, dann war er nicht mehr der, den sie kannten.

Hinter dem schweren Eisentor grüßte ihn ein ebenso leerer und düsterer Gang wie der, den sie gerade hinter sich gelassen hatten. An beiden Seiten war eine Vielzahl von Türen, doch genau vor ihnen ragte eine altertümliche Wendeltreppe auf.

Wenige Sekunden später stapften sie die schier endlos wirkenden Treppenstufen hinauf, Zorro wusste nicht, wo genau Jiroushin ihn hinführte, aber nach oben schien schon mal eine ganz gute Richtung zu sein.

„Ich habe Perona fortgeschickt und Shanks eine Nachricht zukommen lassen“, murrte Jiroushin nun, so ungewohnt ernst, „direkt nachdem ich von deiner Verhaftung gehört habe. Er ist der Einzige, den ich kenne, der Dulacre in einem solchen Zustand vielleicht aufhalten könnte. Aber ich habe keine Ahnung, wo er sich derzeit aufhält. Ich bezweifle, dass er es rechtzeitig schaffen wird, und selbst wenn, sollten die zwei hier einen wahrhaften Kampf ausführen, wird Mary Joa so oder so fallen.“

Zorro beobachtete den anderen von der Seite.

„Ganz ehrlich, ich bin zwar dankbar, dass du mir hilfst, aber warum bist du überhaupt noch hier?“, murrte er. „Du hättest gemeinsam mit Perona fliehen sollen. Dulacre wird nicht wollen, dass du…“

„Sprich nicht weiter!“ Jiroushin war stehengeblieben, er bebte am ganzen Körper und als er Zorro ansah, konnte er die Wut, nein, die pure Verzweiflung in diesen leuchtendgrünen Augen sehen. „Du bist nicht in der Position, meine Entscheidungen zu kritisieren!“

Dann wandte er den Blick ab.

„Ist dir überhaupt bewusst, was du getan hast? Was du zu verantworten hast?“ Jiroushin schüttelte den Kopf, blonde Locken wippten in alle Richtungen. „Grinst wie ein Honigkuchenpferd, als würdest du dich auf das, was kommt, freuen. Gibst lockere Sprüche zum Besten, als wäre das hier ein Spiel. Hast du auch mit diesem Grinsen, mit solchen Sprüchen, meine Kameraden auf den Senichi-Inseln ausgelöscht?“

„Jiroushin…“

„Ich mag dich leiden mögen, Zorro, aber gerade verachte ich dich. Wieder bringst du meine Kameraden in Gefahr. Wegen dir werden Dulacre und ich uns nun als Feinde gegenüberstehen. Wegen dir wird er nun mir liebgewonnene Kameraden töten. Und wegen dir könnte es sein, dass ich meinen besten Freund verliere, der Mann, für den ich sogar bereit bin, meine Moral und meine Werte zu hintergehen. Also spiel dich nur auf, aber merke dir, dass du nicht der Held in dieser Geschichte bist. Du zwingst mich, diese Entscheidungen zu treffen, also wage es nicht, mich deshalb zu kritisieren.“

„Bist du fertig?“ Zorro verschränkte die Arme. „Oder willst du mir noch irgendetwas anderes an den Kopf werfen? Ich bin ganz Ohr.“

„Willst du mich eigentlich…?!“

„Komm von deinem hohen Ross herunter, Jiroushin“, entgegnete Zorro unbeeindruckt. „Ich werde mich für mein Verhalten nicht entschuldigen und ich bereue keiner meiner Entscheidungen. Wenn du mit deinen nicht klarkommst, dann geh jetzt nach Hause.“

„Du…“

„Und ich bin nicht bereit, mich hier als Sündenbock hinstellen zu lassen. Dulacre hat entschieden und wenn er seine Kontrolle aufgeben sollte, dann ist auch das seine Entscheidung.“ Er überbrückte die Stufen, die sie trennten, und sah kühl zu Jiroushin hinauf. „Also mach mir nur so viele Vorwürfe, wie du lustig bist. Aber glaub nicht, dass mich das in irgendeiner Form beeindruckt. Ich schätze dich, ganz gleich, was du von mir denkst, aber ich sehe nicht ein, mir jetzt ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen, nur weil du deine Gefühle nicht ertragen kannst.“

Dann zuckte Zorro mit den Schultern, drückte Jiroushin zur Seite und setzte seinen Weg fort, obwohl er keine Ahnung hatte, wo dieser ihn hinführen würde.

„Ach, und um das klarzustellen. Ich bin kein Held, habe ich nie für mich in Anspruch genommen. Aber ich habe mich bewusst dazu entschieden, ein Monster zu werden, also sei nicht so geschockt, wenn ich mich wie eines verhalte.“

„Wie kannst du nur so kalt sein?“ Zorro blieb stehen und sah zu Jiroushin hinab. „Ich dachte, auch du hättest zumindest einen Funken Moral in dir. Ich dachte, du hättest auch deine Prinzipien. Warum also handelst du nun so und freust dich auch noch darauf? Wie kannst du dem mit einem Grinsen entgegengehen? Du könntest sterben, Dulacre könnte sterben, wir alle könnten sterben, ist dir das gleich? Ich dachte, du liebst ihn. Warum macht es dich nicht emotional, dass er sterben könnte, dass er sich verlieren könnte?“

Leise schnaubte Zorro auf.

„Ich glaube, du überschätzt mich, Jiroushin. So weit denke ich nicht. Ich habe meine Prinzipien und auch, wenn ich nicht aus Lust an der Freude anderen beim Sterben zusehe, so gibt es doch Dinge, für die ich alles in Kauf nehmen und alles tun würde. Ich habe kein Interesse daran, dass deine Kameraden sterben, mir wäre es lieber sie würden überleben, ganz ehrlich, und ich werde auch versuchen Dulacre mit allem, was ich habe, aufzuhalten. Aber erwarte nicht von mir, dass ich Angst habe, denn das wird nicht passieren.“ Er zuckte mit den Schultern und schritt weiter, hörte, wie der andere ihm folgte. „Wenn heute der Tag gekommen ist, an dem Dulacre oder ich oder wir beide sterben sollen, dann ist das so. Der Tod macht mir keine Angst; wir sind Schwertkämpfer. Der Tod gehört zum Schwertkampf dazu, und wenn Dulacre bereit ist, ein solches Risiko einzugehen, dann ist das seine Entscheidung.“

„Ich verstehe dich einfach nicht“, murrte Jiroushin ein paar Stufen unter ihm. „Wie kannst du keine Angst davor haben, was jetzt passieren wird?“

Zorro blieb stehen, endlich hatte er das Ende der schier endlosen Treppe erreicht, vor ihm nichts weiter als eine recht unbeeindruckend aussehende alte Holztür.

„Ich könnte dich das gleiche fragen, Jiroushin.“ Nun sah er zu dem anderen hinab. „Du bist ein Schwertkämpfer, wieso ziehst du den Schwanz ein, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat? Noch ist nichts passiert, noch leben doch alle, das heißt wir können noch alles beeinflussen, wir haben noch alle Möglichkeiten. Also ist die eigentliche Frage an einen Schwertkämpfer wie dich, wieso brennst du nicht voller Erwartung, zu sehen, wie stark der beste Schwertkämpfer der Welt wirklich ist, wie stark er ist, wenn er alle Fesseln abstreift? Willst du nicht auch wissen, wie weit du mit ihm mithalten kannst? Wie stark ist wohl ein echter Angriff mit Yoru? Werde ich es mit nur einem Schwert überhaupt annehmen können oder sollte ich direkt aufs Ganze gehen?“

„Zorro?“

„Du willst, dass ich mir Sorgen mache? Dass ich Angst um ihn oder vor ihm habe? Jiroushin, ich erbebe regelrecht vor Vorfreude. Noch nie habe ich ihn ernsthaft kämpfen sehen, ohne dich als Schiedsrichter, mit Yoru in der Hand. Wenn der Tod dafür der Preis sein soll, dann sei es so, ich biete mein Leben dar, so wie ich es schon einmal getan habe. Und ich akzeptiere und respektiere, dass Dulacre sein Leben riskiert, um diesen Weg zu gehen. Er hat entschieden, Mary Joa anzugreifen, und wenn er dabei stirbt, dann war das sein Weg, sein Weg als Schwertkämpfer.“ Mit diesen Worten riss er die Türe auf. „Aber du vergisst eines. Ich habe dir damals versprochen, dass ich nicht zulassen werde, dass er draufgeht, und an diesen Worten hat sich nichts geändert. Ich habe ihn noch nicht besiegt und selbst wenn, ich erlaube ihm nicht, einfach so zu sterben, schließlich ist er mein Partner und das sollte mir doch zumindest irgendeine Form des Mitspracherechts geben!“

Dann schritt er entschieden hinaus und geradewegs auf eine riesige Plattform, die im Himmel zu sein schien. Verwirrt blieb er stehen. Bis auf das altertümliche Geländer vor ihm und das riesige Schloss hinter ihm, aus dem er gerade herausgekommen war, konnte er nur Himmel und Wolken sehen. Irgendwie lag eine seltsame Ladung in der Luft, als ob ein Gewitter bevorstehen würde.

„Wo sind wir?“ Fragend sah er Jiroushin an, der neben ihn schritt. Der scharfe Wind riss an ihren Kleidern, ernst sah der Soldat ihn an, schien wohl noch über seine Worte nachzudenken.

„Dieser Ort hier heißt Zwischen Himmel und Hölle. Früher wurden die Verurteilten von dieser Plattform aus in ihren Tod geworfen, das ist allerdings schon sehr lange her.“

Zorro folgte dem anderen, der mit wehendem Marinemantel auf das Geländer zuschritt.

„Und warum sind wir dann hier?“

„Es ist der einzige Ort in Mary Joa, von wo man aus über die Red Line hinaus hinab aufs Meer sehen kann, mit Ausnahme der oberirdischen Häfen natürlich. Aber die sind schwer bewacht, anders als dieser Ort hier. Darüber hinaus ist es gerade der einzige Ort in ganz Mary Joa außerhalb der Kerker, wo ich dich hinbringen kann, ohne entdeckt zu werden.“

„Wie meinst du das?“, murrte Zorro und stellte sich neben den anderen. „Was bringt uns das, wenn ich hier bin?“

Mit verschränkten Armen beugte er sich leicht über das Geländer hinweg, kalte Böen schlugen ihm ins Gesicht, und es mochte sein, dass da unten irgendwo das Meer war, aber Zorro hatte eher das Gefühl in ein bodenloses Nichts zu starren.

„Weil dies unsere einzige Möglichkeit sein wird, Dulacre aufzuhalten, ehe er Mary Joa angreift“, erklärte Jiroushin und nickte dem Horizont entgegen.

Aber so weit musste Zorro gar nicht schauen. Um sie herum war der Himmel bis auf vereinzelte weiße Wattewölkchen strahlendblau, es musste mitten am Tag sein, aber dort direkt vor ihnen, gefühlt nahegenug, dass Zorro es greifen konnte, wuchs ein Gewitteramboss empor, der sich unter dem Aufblenden unzähliger Blitze immer weiter auf sie zu bewegte.

Kaum, dass Zorro ihn gesehen hatte, meinte er diese seltsame Elektrizität auf seiner Haut fühlen zu können, die er vorher als Gewitter abgetan hatte. War das…?

„Was du da spürst, diese Energie, das ist Dulacre. Ich würde ihn immer erkennen, ganz gleich, wie weit entfernt er noch ist.“

Die kleinen Härchen auf Zorros Unterarmen stellten sich auf. So etwas hatte er noch nie gespürt, die Spannung in der Luft war nichts im Vergleich zu der in seinem Körper, denn trotz der Entfernung hatte Zorro beinahe das Gefühl, als würde der andere direkt vor ihm stehen, als würde er versuchen, Zorro alleine mit seinem Willen zu erdrücken.

„Die meisten Soldaten können es nicht wahrnehmen, nicht wie wir“, bemerkte Jiroushin, „und die wenigen, die es tun, werden es auf unwichtige Wetterphänomene schieben. Wer würde schon damit rechnen, dass wir angegriffen werden; hier oben herrscht immer ein falsches Gefühl der Sicherheit, ähnlich wie auf Kuraigana.“

„Was also ist dein Plan?“, murrte Zorro und starrte auf den Gewitteramboss, wissend, dass dort unten, mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, irgendwo ein winziges Boot mit einer riesigen Persönlichkeit auf sie zu kam.

„Ich werde dich runterwerfen.“

„Was?“

Überrascht sah er auf. Zum ersten Mal an diesem Tag zeigte Jiroushin ein halbes Grinsen.

„Der einzige Weg, um Hawky aufzuhalten, ist dich zu ihm zu bringen, ehe er angreifen kann. Aber die oberirdischen Häfen werden schon seit Tagen für die Ankunft der Staatsoberhäupter vorbereitet und der unterirdische Hafen wird komplett von der Marine blockiert. Dort sind viel zu viele Menschen, als das ich dich unauffällig herausschmuggeln könnte. Daher warten wir, bis Hawky nahe genug sein wird, und mit etwas Glück, fängt er dich auf.“

Zorro schluckte. Er hatte nicht gewusst, dass Jiroushin etwas von Galgenhumor verstand. Leise gluckste er auf.

„Und sollte irgendwer mich sehen oder die Wahrheit über Lady Loreen wissen, wird es so aussehen, als hättest du einfach nur den Schwerverbrecher, der für die G6 verantwortlich war, ausschalten wollen.“ Dann sah er wieder über das Geländer hinab. „Aber selbst für mich ist dein Plan etwas waghalsig“, gestand er mit einem schiefen Grinsen ein.

„Ich weiß“, bemerkte der andere und nun lächelte er absolut ehrlich und für einen Moment war er wieder der schalkhafte Spaßvogel, den Zorro kannte.

„Warte mal, machst du das absichtlich? Willst du mir damit eine Lektion erteilen, oder was?“

Nun verschränkte Jiroushin seine Arme und sein Blick hatte etwas vertraut Spielerisches an sich, was Zorro immer zur Vorsicht riet.

„Naja, zumindest fessle ich dir nicht die Hände oder gieße deine Füße in Beton, aber vielleicht denkst du in der Zukunft dann erstmal etwas besser nach, ehe du meine Kameraden wieder in Lebensgefahr bringst, junger Mann.“

„Hör auf deine Erziehungsratgeber an mir auszuprobieren, dein armes...“

Plötzlich unterbrach sie eine Erschütterung und für einen Moment schien die ganze Erde, ja sogar die Luft, zu erbeben.

„Was zur Hölle?“, flüsterte Zorro, während er sich gleichsam wie Jiroushin am Geländer festhielt. Dieser sah aschfahl auf das endlose Meer unter ihnen.

„Was soll das? Er ist doch noch viel zu weit weg?“

„Wovon redest du? Sag mir nicht, dass das…“

„Höchste Instanz! Ich rufe euch an!“ Obwohl es unmöglich sein sollte, hallte Dulacres Stimme wie ein einziges Donnergrollen über das Plateau hinweg, als würde er direkt vor Zorro stehen oder seine Stimme über eine Lautsprecherteleschnecke verbreiten. „Gebt meinen Sozius frei! Ich warne euch nur ein einziges Mal, ich bin nicht für Verhandlungen hergekommen, und solltet ihr nicht innerhalb der nächsten Sekunden euren Willen zur bedingungslosen Kooperation zeigen, so werde ich angreifen!“

Nach der unerwarteten Lautstärke war es nun dröhnend still. Zorro und Jiroushin sahen einander einfach nur an, ihre Herzschläge zu laut, wie Glockenschläge.

„Wie lange wird er brauchen, um nah genug für einen Angriff zu sein?“, fragte Zorro nach einigen Atemzügen. „Muss er nicht irgendwie erstmal die Red Line…“

BOOM!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DoD
2022-07-08T19:37:21+00:00 08.07.2022 21:37
„Warum sollte ich mich mit einem drittklassigen Schwertkämpfer abgeben, wenn ich den besten haben kann.“

Petty! Und ich feiere es!
Aber fast noch mehr, dass Zorro sich gegenüber Jirou zu Falki bekennt, ihn als Partner bezeichnet. Und alles, die nicht vorhandene Angst, Jirous Wut und vorllam Mihawks Energie. Ich hab‘s dir scconmal gesagt, ich würds begrüssen, wenn er seine Kontrolle verliert.
Antwort von:  Sharry
10.07.2022 20:09
Du willst nicht wissen, wie viele Jahre ich darauf gewartet habe, diesen Satz ein zweites Mal schreiben zu dürfen (ich kann es dir aber sagen, fast 6 Jahre, the pettiness is mine^^')
Aber ja, dieses ganze Kapitel hat Spaß gemacht (bzw das hier bis 42, die waren ursprünglich nämlich mal eines)
Antwort von:  DoD
11.07.2022 01:12
Vielleicht lesen sie sich deswege auch so flüssig - ich kann mir deine Freude beim Tippen richtig vorstellen😅
Von: RuffysKreationen
2022-06-11T15:34:22+00:00 11.06.2022 17:34
Stein des Elends...das klingt richtig fies, aber passend für die Weltregierung O.o
Da hat Homura nicht schlecht gestaunt...haha :'D
Jirou hat auch sehr interessante Ideen...werfen wir einfach mal Zorro runter...
Oh yeah, da macht es schon Boom! Mihawk ist schon krass drauf XD
Antwort von:  Sharry
18.06.2022 09:11
Heyhey^^
Ja klar, natürlich muss die Weltregierung irgendetwas gemeines in ihren Kerkern haben, sonst wird es den Gefangenen ja noch langweilig -_(°-°)_- Aber langweilig wird es für Zorro ganz gewiss nicht ;-P

Ganz liebe Grüße


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