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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

es ist Samstag und das bedeutet, werft euch in einen schicken Fummel! Wir treffen die fünf Weisen ;-)

Habt Spaß! Komplett anzeigen

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Kapitel 38 - Verrat

Kapitel 38 – Verrat

 

-Zorro-

„Lady Loreen, willkommen.“

Rang, Name, Titel, Hierarchie, all das war Zorro grundsätzlich einerlei – abgesehen von dem einen Kapitän, dem er folgte, und dem einen Titel, den er verfolgte – und er war niemand, der sich schnell von irgendwem beeindrucken ließ, zumindest nicht, wenn es sich nicht um einen Kampf handelte.

Aber gerade glitt eine Gänsehaut über seine dünnen Ärmchen, als sich alle fünf Augenpaare auf ihn richteten. Den Blonden und den Schwertkämpfer hatte Zorro in den vergangenen zwei Jahren bereits getroffen, die anderen jedoch nicht, und irgendwie war es doch etwas anderes, ihnen allen auf einmal gegenüberstehen zu müssen. Vielleicht aber auch nur, weil er nicht er selbst sein durfte und jede Sekunde, jeden Atemzug auf seine Mimik, seine Worte, seine Gesten achten musste. Es wäre vielleicht anders, wenn er ihnen einfach als er selbst gegenüberstehen könnte und wenn er ihnen einfach sagen könnte, was er von ihnen hielt – nicht besonders viel, um ehrlich zu sein – dann würden sie ihn vermutlich nicht sonderlich beeindrucken. Aber gerade durfte er nicht er selbst sein, er musste Lady Loreen sein. Zorro durfte sich nicht verraten!

Also neigte er den Kopf und verbeugte sich.

„Vielen Dank, dass Sie so großzügig waren, mir diese Audienz zu gewähren“, sprach er, wusste, dass er genau jetzt so gut schauspielern musste wie noch nie zuvor, auch wenn es vielleicht bereits vergebens war.

Auf Geheiß richtete er sich auf und erhielt nun zum ersten Mal die Möglichkeit, seine Gastgeber zu mustern. Nur drei der Männer saßen auf den protzigen grünen Sofas, dahinter standen der Blonde und der Lockenkopf, beide mit verschränkten Armen. Glücklicherweise konnte Zorro keine der seltsamen Schatten sehen, aber das hieß nicht, dass nicht doch einer von ihnen die gleiche Fähigkeit wie Eizen besaß, aber ganz gleich ob diese Männer nun wussten, wer er in Wirklichkeit war oder nicht, zumindest Eizen würde er heute stürzen müssen, zumindest das lag in seiner Hand.

„Nicht doch, nicht doch, mein Kind“, sprach der Mann in der Mitte, mit langem, weißen Haar und ebenso weißen und langem Bart, doch entgegen seiner Worte klang er abweisend und kalt, als wäre dieses Gespräch unter seiner Würde. „Mihawk Gat informierte uns darüber, dass Sie uns etwas von äußerster Dringlichkeit mitzuteilen haben, was die Sicherheit der Reverie betreffen würde. Natürlich können wir solche Warnungen nicht ignorieren, erst recht nicht, wenn die Reverie so kurz bevorsteht.“

„Ich danke Ihnen“, zeugte Zorro erneut seine falsche Demut und neigte kurz den Kopf. Er hatte Mihawk Senior nichts über seine Beweggründe für die Audienz gesagt. Vermutlich hatte Dulacre also wirklich Recht behalten – natürlich, dieser Mistkerl eines Samurais irrte sich so gut wie nie, verdammter besserwisserischer Vollidiot – und vermutlich wussten die fünf Weisen Bescheid.

„Nun dann, Lady Loreen“, sprach der Blondschopf, wenn irgendwie möglich noch abweisender als der andere – Zorro hatte ihn noch nie leiden können und gerade erinnerte er sich auch wieder warum – und schlug einen unruhigen Takt auf seinen Unterarm, „so wie Sie, sind auch wir so kurz vor der Reverie sehr beschäftigt und haben einige Audienzen vorzubereiten und abzuhalten. Ich möchte Sie also bitten, sich kurz zu fassen.“

„Natürlich, es ehrt mich, dass Sie mir Ihre kostbare Zeit opfern.“ Doch dieses Mal neigte Zorro seinen Kopf nicht, sondern spannte seinen Rücken noch etwas mehr an und straffte seine Schultern. „Ich bin hier, um Rishou Eizen des Hochverrats zu bezichtigen.“

Er wusste nicht, was genau er erwartet hatte, aber doch zumindest irgendetwas, irgendeine Form der Reaktion, als er den so ziemlich mächtigsten Politiker der Welt vor seinen Lehnsherren anprangerte, doch nichts geschah.

„Dies ist ein schwerer Vorwurf“, sprach nun der Lockenkopf, „insbesondere, wenn man bedenkt, dass Rishou Eizen Sie als Mentor unter seine Fittische genommen hat, um Sie in die Welt der Politik einzuführen.“

„Und das ist genau der Grund, warum ich nicht schweigen kann“, entgegnete Zorro, versuchte vergebens, einen demütigen Ton beizubehalten. „Es mag sein, dass ich einen Vertrag mit Eizen geschlossen habe, aber meiner Loyalität gilt dieser Welt und einer gerechten Zukunft und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendwer dies gefährdet.“

Nun spielte es Zorro in die Karten, dass Lady Loreen als idealistische Weltverbesserin von vielen bewundert und verehrt wurde, obwohl er selbst dies eher belächelte, auch wenn Dulacre ihn regelmäßig damit aufzog, dass seine wahren Weltansichten dem wohl ganz ähnlich seien, was Zorro bereits aus Prinzip ablehnte.

„Und Eizen tut dies?“, fragte der Mann mit dem Feuermal auf der Stirn. „Das fällt mir doch recht schwer, zu glauben.“

„Ich verstehe Ihre Zweifel“, nickte Zorro, „und mir ist auch bewusst, wie schwer mein Vorwurf ist und da ich weiß, dass mein Wort allein nicht genug sein kann, damit Sie mir glauben können, möchte ich Sie bitten, folgender Tonaufnahme für wenige Minuten Gehör zu schenken.“

Als er Lysops Tondial aus der Tasche seines dünnen Mantels zog, konnte er zum ersten Mal sehen, wie die fünf Weisen Blicke miteinander austauschten. Damit hatten sie anscheinend nicht gerechnet.

„Nun gut, Sie sind ein großes Risiko eingegangen, Ihren Mentor hinter seinem Rücken anzuklagen, nur damit wir Ihnen zuhören. Wir erlauben Ihnen, die Aufnahme abzuspielen, um uns von Ihren Vorwürfen zu überzeugen. Wir sind sehr neugierig, was Sie uns zeigen wollen“, sprach der kahlköpfige Schwertkämpfer, „aber sollten Sie uns nicht überzeugen, werden Sie für Ihren Verrat bestraft werden. Ich hoffe, das ist Ihnen bewusst.“

Es sollte ihn einschüchtern, aber tatsächlich waren solche Drohungen das ihm Vertrauteste an diesem ganzen Gespräch.

„Ich bin mir sicher, dass Sie in ein paar Minuten verstehen werden, warum ich dieses Risiko eingehen musste, meine Herren“, entgegnete er mit klarer Stimme und mit einem erneuten Knicks, weil er wusste, dass seine Worte sonst zu hochmütig klingen würden, weil es genau das war, was der verdammte Samurai gesagt hätte.

Auf das Nicken des Blondschopfes drückte er den Knopf und dann wurden sie alle ganz still, während Eizens und Lady Loreens Stimme durch den Raum waberten.

Egal wie oft Zorro diese Aufnahme hörte, er würde sich nie an dieses Stimmchen gewöhnen, das wohl das seine war. Sich vom Tondial zu hören, klang noch tausendmal schlimmer, als seine weibliche Stimme sich so oder so für ihn anfühlte, so weich, so zerbrechlich, so schwach.

Aber bewegungslos stand er da und hielt das Tondial in die Höhe, während Eizen über seine Absichten prahlte und von Zorros Mutter und der Verwerflichkeit der Weltregierung sprach. Doch dieser Moment gab Zorro die Möglichkeit, die fünf Weisen ausführlich zu begutachten. Sie alle regten sich nicht, doch auf der Stirn des Blondschopfes bildete sich mit der Zeit eine Zornesader ab und mit jeder verstreichenden Minute schien sie mehr anzuschwellen.

Ja, deswegen mochte Zorro ihn nicht, er war einer dieser Kerle, die ihre Aggressionen nicht im Griff aber dafür ein zerbrechlich schwaches Ego hatten. Dulacre hätte wahrscheinlich seinen Spaß, ihn mit Worten zu brechen, und Ruffy würde ihn wohl auslachen, Zorro fand ihn nur nervig.

Dann fiel sein Blick auf den Schwertkämpfer, derjenige der fünf Weisen, der Zorro am meisten interessierte. Seiner Körperhaltung war anzusehen, dass er sicherlich ein ausgezeichneter Krieger sein musste, ungeachtet seines bereits fortgeschrittenen Alters. Aber fast noch beeindruckender war sein Schwert, das in der Scheide an seinem Kimono ruhte. Zorro hatte schon die Stimmen einiger Schwerter vernommen, aufbrausende, blutgierige wie Josei oder das Kitetsu der dritten Generation, ruhige und besonnene wie Wado-Ichi-Monji oder sein ehemaliges Schwert Yubashili, erhabene und reine wie Shuusui oder Shigule von Tashigi und dann natürlich auch noch Yoru. Die Stimme des Black Swords war so einzig und mächtig, dass Zorro sie mit kaum etwas vergleichen konnte.

Aber dieses Schwert dort vor ihm klang ähnlich, alt und weise und doch ganz anders. Während Yorus Summen so vereinnahmend und betörend war, dass Zorro am liebsten in seiner Stimme versinken wollte, bereitete dieses Schwert ihm allmählich Kopfschmerzen und erweckte in ihm Widerstände, die er nie zuvor gegenüber einer Waffe verspürt hatte. Je länger er der Stimme dieses Schwertes ausgesetzt war, desto unangenehmer wurde sie ihm. Zu Beginn des Gespräches hatte er sie kaum bemerkt, aber nun, da niemand der Anwesenden sprach, schien sie mit jeder Sekunde lauter und eindringlicher zu werden. Er hatte das Bedürfnis, so viel Abstand wie möglich zwischen dieses Schwert und sich zu bringen. Yoru hatte ihn immer willkommen geheißen, ihm deutlich gezeigt, wie sehr es sich nach seinem Blut sehnte und ihn dennoch geduldig unterrichtet. Dieses Schwert hingegen gab ihm das Gefühl, als würde Zorros reine Anwesenheit ihm größte Qualen bereiten, als würde er mit seiner reinen Anwesenheit die Ehre dieses Schwertes beschmutzen. Zorro wusste nicht, warum oder woher er sich so sicher war, aber er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass dieses Schwert ihn aus tiefster Inbrunst verachtete und solch starke Gefühle hatte er noch nie von einem Schwert gefühlt, nicht mal von Josei, dessen Griff immer brennend heiß war, ganz gleich, wann Zorro es ergriff. Nicht mal von Yoru, dessen Wesen eine einzige Naturgewalt war.

Plötzlich bemerkte er den Blick des kahlköpfigen Schwertkämpfers auf sich. Natürlich musste er bemerkt haben, wie Zorro das Schwert angestarrt hatte und nun verengten sich leicht seine Augen, während er mit einer Hand über die Scheide seiner Waffe glitt. Für einen Moment schien es sich zu beruhigen, doch dann wurde es noch aggressiver und ganz offensichtlich hatte der alte Mann das nicht erwartet, denn für einen Moment wandte er den Blick ab, um seine Waffe zu betrachten.

Das laute Klicken vom Ende der Aufnahme ließ Zorro aufschrecken und auf einmal wurde ihm wieder bewusst, in was für einer Situation er sich befand. Er hatte keine Zeit, sich von irgendeiner Waffe ablenken zu lassen.

Offensichtlich wütend wollte der Blondschopf sprechen, doch der Lockenkopf unterbrach ihn mit einem einzigen Blick und sah dann Zorro an.

Keiner sagte ein einziges Wort, irgendwie war es ziemlich schräg. Zorro wusste nicht, ob sie von ihm erwarteten, etwas zu sagen, allerdings schien der Blick des Lockenkopfes ihm etwas anderes zu bedeuten. Außerdem wirkte der Blonde so, als würde er beim leisesten Geräusch sofort explodieren.

Also schwieg Zorro, wirklich nicht sicher, was das hier sollte, während das Schwert des Kahlkopfes langsam wieder lauter wurde.

Es vergingen mit Sicherheit fünf Minuten – und fünf Minuten waren verdammt lang, wenn man in einer Audienz vor den fünf Weisen stand, niemand auch nur ein Wort sagte, alle einen anstarrten und ein verdammtes Schwert vor sich hinzeterte, dass Zorro beinahe übel davon wurde – und dann plötzlich pochte es drei Mal laut an die Türe hinter Zorro und jedes Mal machte sein Herz einen Satz. Er hatte keine Ahnung, was nun folgen würde, und das zeternde Schwert überlagerte seine Sinne.

Er wagte noch nicht einmal, sich umzudrehen, während Schritte durch den Raum hallten und die Türe wieder zufiel.

„Meine Herren.“

Neben ihm stand verdammt noch mal Eizen! Neben ihm stand verdammte Scheiße noch eins Eizen!

Zorro wusste, dass er gerade darin versagte, seine Mimik zu kontrollieren, während er den Politiker anstarrte, der sich tief verneigte und ihn danach jedoch unbeeindruckt über sein Monokel hinweg musterte, als würde es ihn überhaupt nicht wundern, dass Zorro anwesend war, und, als würde es ihn überhaupt nicht wundern, dass Zorro ihn wie ein Gespenst anstarren musste.

Warum zum Teufel war Eizen da?! Warum zur Hölle stand dieser Mistkerl gerade neben ihm, obwohl Zorro ihn gerade verraten hatte, und zeigte dieses blasierte kleine Lächeln, als gäbe es nichts auf der Welt, was ihm gefährlich werden könnte?

„Mir war nicht bewusst, dass Lady Loreen auch dieser Audienz beiwohnen würde“, sprach er dann in diesem gelassenen Ton weiter. „Ich entschuldige mich für meine lückenhafte Vorbereitung und offensichtlich muss ich mich verspätet haben, wenn Sie die werte Dame bereits hereingebeten haben.“

„Eizen“, sprach nun der alte Mann mit dem langen weißen Haar und Bart, „Sie wissen, warum wir Sie sprechen wollten?“

„Natürlich.“

„Und was ist Ihre Antwort auf unsere Frage?“

„Laut meinen Informanten beabsichtigt König Kobra auf der Reverie die Entlassung der sieben Samurai der Meere zu beantragen. Dies ist der Grund, warum er um eine Audienz gebeten hat, um sich Ihre Unterstützung und Genehmigung zu sichern.“

Verdammte Scheiße! Auch das noch?!

Was zur Hölle ging hier vor sich? Was meinte Eizen damit? Die Samurai sollten aufgelöst werden? Das konnte er doch nicht ernst meinen? War das nur ein Ablenkungsmanöver? Warum sollte der alte Kobra das… Na gut, nach Crocodile war  das schon nachvollziehbar, aber warum sagte Eizen das jetzt? Warum jetzt, obwohl Zorro ihn gerade verraten hatte? Ging er wirklich davon aus, dass die fünf Weisen Zorro deshalb dahaben wollten? Hatte er deshalb so getan, als hätte er von Dulacres Ausflug nichts gewusst? War das hier vielleicht alles nur ein Trick? Wollten er ihn verunsichern? Wollten er ihm so drohen? Was hatte all das verdammt nochmal zu bedeuten?!

„Das ist nicht die Antwort auf unsere Frage“, entgegnete nun der Blondschopf mit bissiger Stimme und zum ersten Mal glitt so etwas wie Überraschung über Eizens Gesicht und dann etwas, was Zorro nicht einordnen konnte, als Eizen ihn ansah.

„Me..meine Herren?“ Er fing sich zu schnell und nichts blieb von dem Moment der Unsicherheit. „Es tut mir leid, es muss ein Missverständnis vorliegen. Ich dachte, Sie hatten mich gebeten, Informationen über König Kobras Absichten hinter seiner kurzfristig beantragten Audienz zu ermitteln. Ist dies nicht der Grund für diesen Termin? Ist der Grund hinter Lady Loreens Anwesenheit nicht derjenige, dass sie mit einem der Sieben Samurai liiert ist und so ein Gewissenskonflikt bestehen könnte?“

Vielleicht hatte Eizen deshalb Zorro so deutlich gemacht, wie gut es wäre, wenn Dulacre auf Kuraigana bleiben würde, weil er wusste, was auf dieser Reverie passieren würde, aber warum hatte er das Zorro dann nicht vorher gesagt? Er verstand gar nichts mehr und gerade war eindeutig keiner dieser Momente, in denen es egal war, ob Zorro den Überblick behielt oder nicht. So schwierig hatte er sich das ganze doch nicht vorgestellt. Verdammte Scheiße, was tat er hier überhaupt?!

„Nein“, sprach der Mann mit dem Feuermal, „Wir wurden darüber informiert, dass wir auf der Reverie mit einem Putsch zu rechnen haben, deshalb ist Lady Loreen anwesend. Sie haben nicht zufälligerweise etwas davon gehört, Eizen?“

Dieses Mal verriet nichts, was in Eizen vorging.

„Ganz recht“, sprach er direkt, wieder so gelassen wie zuvor, während Zorros Gedanken Purzelbäume sprangen und er keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging und was er denken sollte. „Wie ich Sie bereits letzten Monat warnte, wurde mir berichtet, dass die Revolutionsarmee sich formiert hat. Es ist mit einem Angriff zu rechnen.“

Nun lachte er sogar leicht. Dieser verdammte Mistkerl lachte, während er doch gerade in Zorros Falle rennen sollte, wohingegen Zorro das ungute Gefühl hatte, dass ihm zu viel entging, zu viel, was er wissen sollte.

„Es tut mir leid, wenn unbedachte Äußerungen meiner doch recht emsigen Novizin Sie beunruhigt haben sollten. Sie hat ein sehr großes Pflichtgefühl und Ihre Loyalität lässt sie zuweilen etwas übereifrig handeln, allerdings ist sie manchmal etwas ungeschickt in ihrer Wortwahl. Ich bin mir sicher, dass dies nur ein Missverständnis ist.“ Dann wandte Eizen sich Zorro zu und zum ersten Mal konnte er die Wut in diesen Augen sehen, aber Zorro hatte keine Ahnung, ob Eizen dachte, Zorro hätte sich verplappert, ob er Zorro gerade übers Ohr haute oder bereits begriffen hatte, was Zorro hier versuchte zu tun. „Nun entschuldigen Sie sich schon, Liebes. Wegen Ihrer Unbedachtheit vergeuden wir nun die Zeit dieser Herrschaften? Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen.“

„Sie haben Recht“, sprach der Lockenkopf, bevor Zorro auch nur eine Ahnung hatte, wie er reagieren sollte. „Die junge Dame legt eine beeindruckende Loyalität an den Tag, damit hat sie uns allen ungeachtet ihrer Ausdrucksform imponiert.“

Ach, hatte er das? Sie hatten doch kaum zwei Worte gewechselt. Zorro hatte nicht das Gefühl, hier irgendwen zu beeindrucken, er hatte eher das Gefühl, am komplett falschen Ort zu sein.

„Aber ihre Loyalität gilt nicht Ihnen, Rishou Eizen, oder sollte ich lieber sagen Eizen D. Rishou?“

Plötzlich veränderte sich das Gesicht des Politikers, erst starrte er fassungslos die fünf Weisen an, dann Zorro.

„Wie… wie bitte?“

„Diese Audienz dient dazu, einen Verräter aus unseren eigenen Reihen auszumerzen“, erläuterte der Schwertkämpfer, „und zwar Sie. Eizen D. Rishou, Sie sind wegen Hochverrates verhaftet.“

Das Monokel zerbrach am Boden. Eizens Augen wurden groß und sein Gesicht eine fahle Maske. Zum ersten Mal seit langer Zeit wurde Zorro bewusst, wie alt der Politiker neben ihm war.

„Aber… aber da muss ein Missverständnis vorliegen.“ Dieses Mal fing Eizen sich nicht, seine Stimme bebte. Es war das allererste Mal, dass Zorro das Gefühl hatte, dass Eizen nicht alles unter Kontrolle hatte, seine Worte nicht perfekt zurechtgelegt hatte. „Ich weiß nicht, was diese junge Dame Ihnen erzählt hat, meine Herren, aber…“

„Lady Loreen hat eigentlich gar nichts gesagt“, unterbrach der Blondschopf nun Eizen und er zitterte am ganzen Körper vor Zorn. „Es waren Ihre eigenen Worte, Eizen. Sie selbst haben uns verraten, wie Sie vorhaben die Tyrannei von uns diktatorischen Narzissten mit Gotteskomplex zu beenden. Sie selbst haben uns von Ihrem Verrat berichtet.“

Eizen war wie erstarrt, seine Augen weit aufgerissen, sein Mund leicht geöffnet. Ohne Brille und Monokel wirkte er nun einfach nur wie ein alter Greis, dem jeden Moment das Gebiss herausfallen würde.

„Ihr Fehler war“, sprach dann der Mann mit dem Feuermal, „Ihre Novizin in Ihren Plan einzuweihen, Eizen. Denn sie hat alles aufgenommen und uns vorgespielt.“

Plötzlich starrte Eizen Zorro an. Offensichtlich hatte er keine Ahnung gehabt. Warum also hatte Zorro immer noch dieses beschissene Gefühl, dass ihm etwas entging, dass die Dinge nicht ganz zusammenpassten, und das, obwohl der Plan bisher doch perfekt aufgegangen war?

„Wir wissen alles, von Ihnen, von Uranos und von Lorenor Zorro.“

„Lassen Sie mich er…“

„Sie haben genug erklärt!“ Der Schwertkämpfer erhob sich, nun schwieg sein Schwert zum ersten Mal. „Und ich habe genug gehört. Ich brauche keine weiteren Erläuterungen und Rechtfertigungen. Bringen Sie ihn weg!“

Wie auf Geheiß öffnete sich eine schlichte Tür zur Linken der fünf Weisen.

„Liebend Gerne!“

„Aber…“ Eizen wurde leichenblass und Zorro hatte das Gefühl so langsam gar nichts mehr zu kapieren.

Deswegen also!

Niemand anderes als Frau Rihaku kam herein. Für einen Moment sah sie zu Zorro hinüber und der Hauch eines Lächelns glitt über ihre Lippen, dann jedoch fielen ihre mandelförmigen Augen auf Eizen und ja, dieser Blick konnte töten.

„Ich… ich verstehe nicht, Rihaku, was tun Sie hier? Sie sind mir loyal. Sie sind…“, stammelte Eizen und Zorro stimmte ihm in allen Punkten zu. Was zur Hölle tat sie hier?

„Ich bin was?“, entgegnete sie bissig und schritt durch den Raum, als wäre er ihr Reich. „Wenn Sie immer noch glauben, dass ich Ihre loyale Untergebene wäre, dann habe ich meine Rolle wohl nur zu gut gespielt.“

„Was… was meinen Sie? Sie… Sie sind doch nicht…?“

Vor Eizen blieb sie stehen, reckte herablassend ihr Kinn.

„Oh doch, genau das bin ich und Ihnen ist es nicht mal aufgefallen“, entgegnete sie mit schneidendem Hohn. „All die Jahre habe ich all das getan, was Sie von mir verlangten, ganz gleich wie nieder die Arbeit war, und ich habe mich kein einziges Mal beschwert und Sie haben sich nie gefragt, warum? Warum ich all das getan habe, ganz gleich wie verwerflich oder erniedrigend es war? Sie denken, Sie hätten ein Netz aus Informanten und Zuarbeitern gewoben? Sie denken, mit Ihren schwächlichen Versuchen von Erpressung und Betrug würden Sie die Fäden in der Hand halten? Ich bitte Sie, das waren immer schon alles meine Leute, mein Puppentheater.“

„Was?“

„Oh, seien Sie doch nicht so überrascht“, entgegnete der Lockenkopf augenrollend und ignorierte Rihakus Worte. „Haben Sie wirklich geglaubt, Sie wären der Erste, der versuchen würde, uns zu verraten, nachdem er sich in unsere Reihen eingeschlichen hat? Sie mögen gut im Täuschen sein und ein noch besserer Taktiker, aber irren Sie sich nicht, wir hatten Sie von Anfang an im Auge. Wir haben alles kontrolliert, was Sie getan haben und tun wollten, welche Informationen Sie erlangten und welche Sie davon weitergaben, wen Sie trafen und wen nicht, all das lag nie in Ihrer Kontrolle. Beziehungsweise, Sie selbst haben diese Kontrolle abgegeben, als Sie anfingen, Ihre Aufgaben an Rihaku zu delegieren.“

Eizen war nun leichenblass. Zorro jedoch stand daneben und fühlte sich wie ein unbeteiligter Zuschauer, der den ersten Akt verpasst hatte. Würde es auffallen, wenn er jetzt einfach gehen würde? Er hatte doch seinen Plan durchgezogen. Konnte ihm doch scheißegal sein, dass die fünf Weisen Eizen immer schon verdächtigt hatten und das Rihaku offenbar ihr Maulwurf gewesen war. Doch genau ihre Augen lagen nun wieder mit diesem wissenden Blick auf Zorro, also blieb er, genau auf seiner Stelle, neben Eizen, genauso unwissend und ahnungslos, wie der Politiker.

„Nein“, flüsterte ebendieser, „das ist nicht möglich. Ich habe Sie doch überprüfen lassen.“

„Natürlich haben Sie das, von unseren Leuten“, bestätigte der Lockenkopf. „Aber Sie können sich geehrt fühlen, dass Rihaku entschieden hatte, sich Ihrer selbst anzunehmen.“

„Es war eine ganz schöne Tortur“, sprach sie weiter mit einem Augenzwinkern und ganz ungezwungen, wenn man bedachte, dass die fünf Weisen anwesend waren, vor denen selbst Dulacre sich benehmen würde… vielleicht. „Ihre Arroganz und Ihre Speichelleckerei war so schwer zu ertragen, und wie Sie die ganze Zeit davon ausgingen, Sie hätten Macht und Einfluss. Dabei war es meine Macht, mein Einfluss, meine Leute und Sie wollten meine Leute dafür verschwenden ein paar Mönche im West Blue und eine Königstochter auf der Grand Line zu bewachen, weil Sie dachten, jemanden kontrollieren zu können, der von Anfang an nicht von Ihnen kontrolliert wurde? Wissen Sie, wie aufwendig es ist, ein Netzwerk an Geheimagenten, Spitzeln und Spionen zu unterhalten? Ich habe meine Einheiten über Jahrzehnte aufgebaut und gehegt und gepflegt und Sie wollten meine Leute für persönliche Feldzüge missbrauchen und als Babysitter für irgendwelche Gören verkommen lassen.“

Im nächsten Moment zog sie ein paar Handschellen hervor und ließ sie um ihren Zeigefinger kreisen.

„Auf diesen Moment habe ich Jahre gewartet, Eizen, so viele Jahre, die ich Ihre Untergebene gespielt habe, während Sie mir ein Geheimnis nach dem anderen anvertraut haben und heute, heute verrate ich Ihnen meines.“ Grob packte sie Eizens Arme und kalt schlugen die Ketten zu. „Wissen Sie, ich bin keine einfache Verwaltungsangestellte und das hätte Ihnen auffallen müssen. Schließlich habe ich Ihnen Informationen besorgt, die niemand wissen konnte, schließlich habe ich Ihre dubiosesten Aufgaben durchgeführt, ohne auch nur ein einziges Mal zu zögern, aber Sie haben nicht mal nachgefragt, weil Sie dachten, dass es Ihr Name wäre, der mir Schloss und Türe geöffnet hätte. Aber Sie irren sich, es war nicht Ihr Name, Eizen, es war meiner.“

Dann lag ihr Blick plötzlich auf Zorro und ihr Grinsen wuchs, als würde sie wollen, dass er all das hörte, als würde sie es genießen, nicht nur Eizen sondern auch Zorro seine Unwissenheit vorzuführen. Und damit hatte sie eindeutig Erfolg, er hatte absolut keine Ahnung, was gerade passierte. Aber eine leise Gewissheit überkam ihm, dass die Dinge nun doch noch etwas komplizierter werden könnten. Schöne Scheiße!

„Schließlich bin ich Rihaku Minekura, Befehlshaberin von Cipherpol.“

„Das reicht jetzt, Rihaku, wir haben keine Zeit für Ihre persönliche Fehde. Bringen Sie ihn weg.“

Noch einen Moment länger lag ihr Blick auf Zorro, als wollte sie ihm etwas ganz Bestimmtes sagen, was er jedoch nicht verstand – nicht, dass er gerade auch nur irgendetwas von diesem ganzen Mist verstand - dann nickte sie den fünf Weisen zu und zog den immer noch erstarrten Eizen hinter sich her zu der Tür, aus der sie gekommen war.

„Nein“, flüsterte der Politiker und erwachte langsam aus seiner Starre, „nein! Sie sind mir loyal! Sie sind meine Assistentin! Sie sind…“

„Ich bin diejenige, die Sie nun in eine hübsche Zelle bringen wird, in der Sie auf Ihr Urteil warten können.“

Eizen starrte Zorro an, als wäre er ein Geist, als wäre all das, was gerade geschah, nicht mehr als ein furchtbarer Albtraum, unmöglich Realität, während Rihaku ihn einfach weiter mit sich zog.

Doch Zorro war nicht weniger schockiert. Er verstand kaum noch, was vor sich ging, doch bevor er auch nur etwas sagen konnte, erhoben sich die Männer vor ihm.

„Das Tondial, bitte“, bemerkte der Mann mit dem Feuermal, schritt auf Zorro zu und streckte die Hand aus, „und wenn Sie uns bitte begleiten würden.“

Zorro zögerte. Er hatte keine Ahnung, wohin sich das gerade alles entwickelte, aber er hatte das ungute Gefühl, dass sein toller Plan vielleicht doch nicht alle Eventualitäten miteinberechnet hatte, während er Lysops Tondial aus der Hand gab, so wie er seinen ganzen Plan aus der Hand zu geben schien. Nein, wenn er ehrlich war, hatte er gerade das dringende Bedürfnis, eine Notbremse zu ziehen und für einen Moment auszusteigen. Er verstand gar nichts mehr, allerdings war es mehr als offensichtlich, dass sein Plan vermutlich nie sein eigener gewesen war.

„Darf ich fragen, wohin?“, fragte er, dankbar dafür, dass seine Stimme deutlich gefasster klang, als er es gerade war.

„Natürlich dürfen Sie das“, entgegnete der Schwertkämpfer und trat ebenfalls auf ihn zu. Augenblicklich begann sein Schwert zu zischen und Zorro vermisste seine Schwerter, die mit Sicherheit passend reagiert hätten. „Uns allen hier ist sehr wohl bewusst, warum Sie heute zu uns gekommen sind. Wie Sie bemerkt haben, wussten wir schon seit geraumer Zeit, dass Eizen uns hintergehen wollte.“

„Warum haben Sie ihn dann schalten und walten gelassen?“

Nun neigte der Schwertkämpfer leicht den Kopf.

„Weil uns sein Plan interessiert hat und wir wussten, dass dieser Sie zu uns führen würde, und wir sind gespannt darauf zu sehen, ob er Recht hatte. Wir sind gespannt, zu sehen, wer Sie wirklich sind und ob in Ihnen wirklich das Blut eines wahren Lorenors fließt.“

Ein kalter Schauer glitt Zorro über den Rücken. Sie hatten es also die ganze Zeit gewusst und es darauf angelegt, dass Eizen ihn hierhin bringen würde, nach Mary Joa, ohne Dulacre. Sie hatten es geplant, von Anfang an, Eizens Verrat, Zorros Falle, all das hatten sie von Anfang an miteinkalkuliert. Warum? Warum sollten sie so etwas tun? Nur damit er heute hier stehen würde?

„Sie sollten sich geehrt fühlen, denn Sie werden gleich einer der wenigen Menschen sein, die eines der wohlbehütetsten Geheimnisse Mary Joas leibhaftig zu Gesicht bekommen.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dasy
2022-05-28T06:43:01+00:00 28.05.2022 08:43
OK, dann bin ich mal so lieb und lasse Dich nicht doch noch eine Woche auf meinen Kommentar warten:
Zumindest mit Rihaku hatte ich recht, aber Ciperpol hätte ich nie erwartet. Und Wieso meldet sie sich dann bei Mihawk???
Jetzt kann ich nur hoffen, dass sie Zorro nicht zwingen können, sich zu verwandeln, weil: die Maschine sehen und erklärt bekommen ist das eine, selbst zu einem Teil davon zu werden und dann vielleicht als "Notfallvorrat" eingelagert zu werden, ist doch etwas ganz anderes.
Und warum mag dieses Schwert Zorro nicht?
Du siehst, ich bin gespannt wie Flitzebogen. Dein Schreibstil ist unheimlich mitreisend und die Ideen zu dieser Geschichte unglaublich. Ich freue mich aufs nächste Kapitel und wünsche Dir ein schönes Wochenende!
Dasy
Antwort von:  Sharry
28.05.2022 21:17
Oh, das ist ja ganz lieb von dir ;-) Dafür gibt es dann auch direkt ein neues Kapitel, damit du Nachschub bekommst ;-P
Ja, dein Gefühl wegen Rihaku war auf jeden Fall nicht ganz unbegründet, aber wieso sollte sie sich bei Mihawk melden?
Na, ich denke, ein paar Fragen werden im nächsten Kapitel beantwortet werden, aber andere mit Sicherheit nicht.

Vielen Dank für deine Worte. Es freut mich total, dass dir die Geschichte und auch der Schreibstil gefällt^^

Dir auch noch ein ganz tolles Wochenende!
Von: RuffysKreationen
2022-05-22T11:06:13+00:00 22.05.2022 13:06
Uff! O.o
Joa, dass Eizen plötzlich dazustoßen würde...aber DAS geschieht ihm jetzt recht! XD voll hintergangen!
Aber wie es nun mit Zorro weitergeht, wird immer spannender...was kann denn jetzt noch schiefgehen, haha...Mihawk kann sich wohl schon mal bereitmachen *hust*
Antwort von:  Sharry
28.05.2022 21:15
Hey^^
Vielen Dank für deinen Kommi
Tja, wer Spiele mit doppelten Boden spielt, muss halt damit rechnen, dass andere das auch tun könnten ;-)
Ach, was sollte denn jetzt noch schiefgehen? Solange Zorro nur gut mitspielt, wird ihm schon nichts passieren...

Ganz liebe Grüße


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