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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben^^

ich wünsche euch ein ganz schönes Wochenende und ganz viel Spaß mit dem neuen Kapitel!

Liebe Grüße
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 36 - Loyalität

Kapitel 36 – Loyalität

 

- Zorro –

„Puh, endlich. Das war ganz schön umständlich.“ Ächzend schloss Jiroushin die Türe hinter sich. „Aber es scheint alles gut gegangen zu sein. Ich denke nicht, dass wir aufgeflogen sind. So hektisch, wie da draußen alle herumrennen, hat sich keiner für dich interessiert. Es stimmt halt doch, Kleider machen Leute.“

Zorro nickte nur augenrollend und ließ den Seesack neben sich zu Boden fallen, ehe er die Marinekappe abnahm und ebenfalls zu Boden segeln ließ. Er rieb sich durchs Gesicht, aber die Anspannung in seinen Muskeln wollte nicht nachlassen. Nun war er da, auf Mary Joa, und langsam schien die Sache ernst zu werden. Die Verkleidung als Marinesoldat half da auch nicht wirklich, zumindest blutete er dieses Mal nicht wie ein Schwein.

„Wo zur Hölle bist du gewesen?!“

Überrascht schauten er und Jiroushin auf, als die Türe zu einem der Schlafsäle aufschlug und niemand anderes als Perona hineingeflogen kam, so aufgebracht, dass mehrere Geister aus ihr emporschwebten.

„Perona?“, entkam es ihnen einstimmig.

„Was machst du denn hier?“, murrte Zorro. „Wolltest du nicht nach Moria suchen?“

„Was ich hier mache?“, entgegnete sie unbeeindruckt und schwebte auf ihn zu, einen Zeigefinger mahnend erhoben. „Aufpassen, dass deine Abwesenheit nicht auffällt. Mihawk hat mich angerufen und verdammt nochmal, was meinst du, wie kompliziert das alles war. Ich musste mich als Loreen ausgeben und so tun, als wäre ich krank. Weißt du, wie schwierig es war, diesen Eizen und seine Leute abzuwimmeln?!“

„Warum?“, fragte Zorro und hielt ihrem Blick kühl stand, wobei er sich bemühte ihren Geistern nicht zu nahe zu kommen. „Eizen wusste, dass ich nicht da bin und…“

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass er Spaß an der ganzen Schmierenkomödie hatte“, unterbrach sie ihn ungehalten, „und mich fragt natürlich keiner! Ich hab wirklich Besseres zu tun, als mich um deine Probleme zu kümmern, kapiert?“

Entnervt rollte Zorro mit den Augen. Wenn Perona sich einmal in Rage geredet hatte, war es das Einfachste, sie einfach so lange nörgeln zu lassen, bis sie sich beruhigte – etwas, was Dulacre nie hinbekam – aber gerade heute kostete es ihn wirklich Geduld. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass der Vizeadmiral es anscheinend lustig fand, wie Perona ihn zusammenstauchte.

Mehrere Minuten ging ihre Schimpftirade, in der sie sich über alles Mögliche aufregte, aber Zorro las zwischen den Zeilen, dass sie die Suche nach Moria wohl entweder aufgegeben hatte oder hatte müssen, aber auch das interessierte ihn nicht wirklich. Während sie nun darüber sprach, dass Kanan ihm Kleidung geschickt hatte, entschied er einzugreifen.

„Okay, das reicht jetzt“, murrte er, als sie endlich mit den Füßen den Boden berührte. „Ich danke dir für deine Hilfe, aber du musst jetzt verschwinden.“

„Was?!“ Schon trennten Schuhe und Teppich wieder einige Zentimeter. „Wie kommst du darauf, dass du…?“

„Perona“, unterbrach er sie und verschränkte die Arme, „es wird wahrscheinlich gefährlich werden und du wärest in der Schusslinie.“

Dann wandte er sich Jiroushin zu.

„Kannst du sie irgendwie zum Sabaody Archipel schmuggeln?“

Der Soldat nickte knapp und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. „Sollte kein großes Problem sein, morgen früh gibt es eine Fähre für Verwaltungsangestellte. Wenn du dich dementsprechend anziehst, solltest du nicht groß auffallen, Perona.“

„Und was mach ich dann da?“, fragte sie immer noch recht aufgebracht.

„Mir egal“, murrte Zorro nur. Er konnte sich jetzt nicht auch noch mit ihren Problemen beschäftigen. „Such Moria oder lass dich von Shakky in eines der Handelsschiffe setzten, die nach Kuraigana fahren. Du solltest hier nur weg.“

Sie öffnete den Mund und war offensichtlich drauf und dran, ihn anzufauchen, doch dann klappte sie ihn wieder zu und sah Zorro ernst an.

„Du meinst das ernst“, murmelte sie, „es könnte wirklich gefährlich werden.“

Er entgegnete nichts und hielt ihrem Blick einfach nur stand.

„In Ordnung“, gab sie dann nach, nicht ansatzweise so kleinlaut, wie sie es früher getan hätte. „Ich werde zurück nach Kuraigana reisen, bevor es ernst wird, wollte eh sehen, wie der Kirschbaum blüht.“

 

Wenige Minuten später kam Zorro zurück in den Aufenthaltsraum, nun nicht mehr in der Marineuniform, die Jiroushin ihn geborgt hatte, sondern in einem simplen, hochgeschlossenen Kleid, welches Perona ihm aufgedrängt hatte. Er würde sich heute noch mit Eizen treffen und Perona hatte darauf bestanden, ihm genau zu erklären, welche Klamotten er für welchen Termin anziehen sollte – als wäre das wirklich das Wichtigste – und wie er sich zu frisieren und schminken hatte, weil sie ja nicht dabei sein würde. Nicht, dass Zorro beabsichtigte, irgendwas davon in die Tat umzusetzen. Einzig und alleine an das dünne Jäckchen sollte er denken, es war gefühlt das einzige Kleidungsstück mit Taschen, und irgendwo musste er ja das Tondial unterbringen.

Seufzend streckte er sich und warf Jiroushin einen Blick zu, der auf einem der vielen Sofas saß und die langen Beine vor sich ausgestreckt hatte.

„Sorry, dass wir dir schon wieder Umstände machen“, meinte er ehrlich und nickte zum Ankleidezimmer, in dem Perona gerade vor sich hinwütete.

„Ach, mach dir keine Gedanken. Ich bin es ja gewohnt“, entgegnete der andere mit einem schiefen Grinsen, doch Zorro erkannte sofort, dass es falsch war. „Denk du nur ja an Comil heute Abend; er war nicht begeistert davon, dass ich ihm einfach einen Besuch bei dir aufzwinge, ohne irgendeine Erklärung. Er hat ein paar kryptische Andeutungen gemacht, aber darauf bin ich bewusst nicht eingegangen. Ich will gar nicht wissen, worum es geht. War übrigens ziemlich schwer, überhaupt ein Zeitfenster für ihn zu finden. Eizen hat dich ab morgen komplett eingeplant und er war nicht besonders freundlich, als ich ihn darum bat, einen deiner Termine freizuhalten. Ich denke, wenn ich nur irgendein dahergelaufener Marinesoldat wäre und nicht auch Vertreter meiner Insel, hätte er mich hochkant rausgeworfen.“

Zorro antwortete nicht, sondern hockte sich auf einen Stuhl und zählte gefühlt die Sekunden, bis es endlich losgehen würde, während er mit der kleinen Kreuzkette um seinen Hals spielte.

„Kann ich dich was fragen?“ Jiroushin sah ihn ernst an. „Warum bestehst du so darauf, uns alle wegzuschicken? Ich bin dein einziger Verbündeter in diesen Mauern. Wenn jemand dich enttarnen sollte, bin ich der Einzige, der dir helfen könnte.“

„Ganz ehrlich? Weil es so für alle das Beste ist“, murmelte er und sah nun ebenfalls auf, dachte an jenes Gespräch zurück, als Dulacre ihm offenbart hatte, wie er Zorro zur Hilfe kommen wollte, sollte es nötig sein. „Glaub mir, falls mein Plan schiefgeht, dann wirst weder du noch ich in der Lage sein, irgendetwas groß beeinflussen zu können.“

Der Vizeadmiral schwieg, doch dann weiteten sich entsetzt seine Augen und er senkte den Blick.

„Oh, ich verstehe“, flüsterte er beinahe heiser und schüttelte leicht den Kopf. Plötzlich erhob er sich und schritt auf und ab.

„Jiroush…“ Die Worte blieben Zorro regelrecht im Halse stecken, als der andere ihn ansah.

„Gibt es keinen anderen Weg?“, flüsterte er. „Ist das wirklich der einzige Weg?“

Zorro schwieg.

„Dir muss doch bewusst sein, was das bedeuten kann, was ihr hier aufs Spiel setzt.“ Jiroushin schüttelte den Kopf. „Ihr seid doch wahnsinnig, alle beide, wahnsinnig.“

„Das heißt, er hat es wirklich noch nie getan.“ Zorro erhob sich ebenfalls und verschränkte die Arme. „Er ist noch nie wirklich zum Monster geworden, so wie ich damals.“

„Nicht, dass ich es je erlebt habe“, bestätigte Jiroushin mit heiserer Stimme. „Zorro, wenn er das wirklich tun sollte, dann… es ist nicht wie mit dir damals. Er war stark genug, dich aufzuhalten, und du wurdest nur von deinem Monster übermannt, du hast deine Kontrolle verloren und nicht freiwillig aufgegeben. Aber wer wäre stark genug, ihn aufzuhalten in einem solchen Zustand? Wenn Dulacre seine Kontrolle einfach aufgibt, kann es sein… es kann sein, dass er niemals zurückkommen wird.“

Ja, das stimmte, Zorro war sich dem nur zu gut bewusst. Nein, sicher gewusst hatte er es bis gerade nicht, aber er hatte es geahnt, befürchtet. Erinnerte sich zu gut an sein eigenes Training und an…

„Zorro, das dürft ihr nicht tun.“ Der andere kam auf ihn zu. „Du hast ihn nicht erlebt, damals als der Tod seiner Mutter und seiner Schwester ihn gebrochen hat. Damals hat er nicht nur seine absolute Kontrolle verloren, sondern einen Teil seiner selbst. Wenn ihr…“

„Jiroushin“, unterbrach er den anderen. „Du weißt genau wie ich, dass diese Entscheidung nie bei mir lag.“

Der andere sah ihn mit glasigen Augen und zusammengepressten Lippen an.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass Dulacre ein erwachsener Mann ist, der seine eigenen Entscheidungen treffen kann und ich ihm da nicht reinreden werde, selbst wenn ich sie absolut idiotisch finden sollte.“

Nun biss Jiroushin sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. Er schien sich wirklich nur zu sehr bewusst zu sein, was für ein Risiko der Samurai eingehen würde, vielleicht konnte er dieses Risiko sogar besser einschätzen als Zorro.

„Aber ich habe dir auch gesagt, dass ich nicht zulassen werde, dass er durch seine eigene Dummheit draufgeht. Was auch immer passiert, ich werde da sein und ihn im Zweifel aufhalten. Aber ja, es könnte haarig werden, deshalb solltest du zusammen mit Perona die Kurve kratzen und…“

„Nein“, widersprach der andere ihm todernst, „ich werde nicht gehen.“

„Aber Jiroushin, du…“

„Du willst ihn aufhalten, du? Bist du denn verrückt? Mal abgesehen davon, dass du ihn selbst in einem normalen Kampf noch nicht besiegen könntest, bist du doch derjenige, gegen den er mehr als alle anderen kämpfen will. Nein, du wirst ihn nicht aufhalten können, im Gegenteil, dein Anblick allein würde wahrscheinlich ausreichen, um ihn vollends den Verstand verlieren zu lassen. Der Einzige, der ihn - wenn überhaupt - in einem solchen Zustand vielleicht noch aufhalten könnte, bin ich.“ Er klang bitter. „Und wenn ich versage, wird er dich töten, Mary Joa dem Erdboden gleichmachen und vielleicht nie mehr er selbst werden. Aus meiner Treue zur Marine und meiner Loyalität zu Dulacre ist es für mich unmöglich, Mary Joa zu verlassen. Ich hoffe, du verstehst das, Zorro, aber selbst, wenn nicht, wird es nichts an meiner Entscheidung ändern.“

 

Seine Nackenhaare stellten sich auf, als es an der Türe klopfte.

Erst vor wenigen Minuten waren Jiroushin und Perona aufgebrochen und nun würde es endlich beginnen. Wenn das vergangene Gespräch Zorro eine Sache noch deutlicher gemacht hatte – nicht, dass er der Erinnerung bedurfte – dann, dass er auf keinen Fall scheitern durfte.

Das Problem war nur, selbst wenn er alles richtig machte, konnte es sein, dass er bereits aufgeflogen war. Selbst wenn er es schaffen sollte, Eizen auszuspielen und an die fünf Weisen auszuliefern, so hieß das noch lange nicht, dass er gewonnen hatte. Aber dafür musste er erst einmal Eizen überstehen und genau dieser stand nun vor der Tür und schenkte ihm sein übliches Lächeln.

„Meine werte Lady Loreen“, grüßte der Politiker ihn, während Zorro widerwillig zur Seite trat und ihn hereinließ, „ich bin ja so froh, dass es Ihnen endlich wieder besser geht.“

Doch zu Zorros Überraschung war er nicht alleine. Hinter ihm, eine weiße Akte in der Hand und in einem perfekt sitzenden Nadelstreifenanzug, kam Frau Rihaku ins Zimmer. Wie immer, wenn Eizen oder ein anderer Politiker anwesend war, zeigte ihr Gesicht kaum eine Regung, eine Maske der Professionalität. Selbst ihre mandelförmigen Augen offenbarten keine Spur von Freundlichkeit, während sie Zorro kurz nickend begrüßte und dann hinter sich die Tür schloss.

Er hatte sie schon das ein oder andere Mal alleine angetroffen und in solchen Momenten hatte sie sich meist ganz anders gegeben, als Zorro sie sonst kannte, viel nahbarer und freundlicher. Anders als Eizen wusste sie natürlich nicht, wer Zorro in Wirklichkeit war und so hatte sie ihm – also Lady Loreen – schon öfters ihre Hilfe angeboten und schien ihm recht wohlgesonnen. Aber ganz gleich, wie herzlich sie ihn in privaten Momenten behandelt hatte, sobald andere dabei waren, zeigte sie kaum persönliche Empfindung und so begegnete sie auch jetzt Zorro nur mit einem kühlen Blick.

Dementsprechend war es weniger ihr Verhalten als ihre generelle Anwesenheit, die Zorro überraschte. Er war es gewohnt, dass sie bei den Terminen vor oder nach Versammlungen dabei war, meist auch bei organisatorischen Gesprächen in Eizens Räumen. Aber wenn Eizen Zorro in seinem eigenen Zimmern aufsuchte, dann eigentlich immer allein, um mit ihm unter vier Augen sprechen zu können, um Dinge sagen zu können, die er nicht sagen konnte, wenn andere anwesend waren.

Und Zorro hatte erwartet, dass Eizen heute mit ihm allein würde reden wollen, um zumindest ein paar abfällige Kommentare über seine Crew fallen zu lassen, aber hauptsächlich, weil er Dulacres Vermutung teilte, dass der alte Mann nicht nur von Dulacres Besuch auf der Thousand Sunny wusste, sondern diesen vielleicht sogar selbst durch seinen Brief provoziert hatte. Die Frage war dann nur, ob Eizen dies beabsichtigt hatte und Dulacre ihm volle Kanne in die Falle gelaufen war, oder ob er nicht erwartet hatte, dass selbst Dulacre so etwas tun würde, und deshalb von dessen Aktion überrascht worden war. So oder so hatte Zorro mit einem lauten Eizen gerechnet, euphorisch oder fuchsteufelswild.

So war es dann jedoch ein seltsamer Moment, als sie sich alle einfach an den Tisch setzten und ein für Zorro relativ belangloses, langweiliges Gespräch über die nächsten Tage führten, wobei Rihaku ihm mehrere Unterlagen überreichte, sie Terminkalender abglichen und in ödem Smalltalk über die vergangenen Tage sprachen.

In Anbetracht Zorros Anspannung über die kommenden Ereignisse fühlte sich dieses Treffen mehr als unwirklich an. Nichts an Eizen zeugte von einer möglichen Unzufriedenheit darüber, dass Dulacre die Wahrheit über Lady Loreen wusste. Jedoch ließ er in einem Nebensatz Dress Rosa fallen. Aber selbst da warf er Zorro keinen vielsagenden Blick zu oder machte eine mehrdeutige Bemerkung, sondern erklärte einfach nur, dass der derzeitige Trubel auf Mary Joa auch damit in Verbindung hing, weil dieser Vorfall ein hohes Aufgebot an Marine verursacht hatte, die zum Teil auch für die Absicherung der Reverie vorgesehen waren. Im nächsten Satz sprach er dann von der kommenden Nacht, in der eine Vielzahl von Kriegsschiffen auslaufen würden, um die in den nächsten Tagen anreisenden Staatsoberhäupter in Empfang zu nehmen, und Dress Rosa war vergessen.

Erst, als Frau Rihaku das Gespräch über die Eröffnungsfeier mit einem überraschten Seufzen unterbrach, merkte Zorro, dass der andere ihn über sein Monokel hinweg böse anfunkelte.

„Es tut mir sehr leid“, erklärte sie in ihrer üblichen ruhigen Manier, während sie ihre Unterlagen durchblätterte. „Ich kann die Unterlagen über die Eröffnungsrede nicht finden.“

„Ach, das ist mein Vergehen“, bemerkte Eizen mit offensichtlich falschem Bedauern. „Ich wollte sie gestern Abend noch einmal überarbeiten und habe wohl vergessen, sie zurückzulegen. Wären Sie so freundlich, sie zu holen, Frau Rihaku?“

„Natürlich, ich werde mich beeilen“, sprang sie sofort mit einer Eleganz auf, die selbst die Piratenkaiserin in den Schatten stellen würde, und eilte von dannen.

Zorro war sich ziemlich sicher, dass der alte Politiker die Rede absichtlich aus den Unterlagen genommen hatte. Er hatte also doch vor, Zorro nochmal in seine Schranken zu weisen, aber Zorro war sich nicht sicher, ob er das nochmal mitmachen würde. Wenn ihn die Zeit bei seiner Crew eines gelehrt hatte, dann, dass er es leid war, sich verstellen zu müssen und wenn Eizen jetzt die Maske fallen lassen würde, würde Zorro es vielleicht auch mal tun.

Die Türe fiel hinter Rihaku ins Schloss.

„Nun, erzählen Sie mal, Liebes, was haben Sie Ihrer Anstandsdame erzählt, dass sie Ihre Abwesenheit gedeckt hat?“ Eizen sah ihn weiterhin an, nun zeigte er das angriffslustige Grinsen, welches Zorro absolut nicht abhaben konnte und nun würde der Teil des Gespräches beginnen, weshalb Zorro schon die ganze Zeit so angespannt war. „Und was haben Sie dem werten Konteradmiral Cho erzählt, dass er Sie hergebracht hat?“

Ein falsches Wort und Eizen würde wissen, dass die zwei in sein Geheimnis eingeweiht waren. Also schwieg Zorro und hoffte, dass Eizen sich seine Fragen selbst beantworten würde, wie er es ja meist tat.

„Was sind Sie denn jetzt auf einmal so schweigsam? Eben hatten Sie noch keine so schwere Zunge“, sprach Eizen weiter, aber nun grinste er nicht mehr. „Sind Sie so erzürnt darüber, dass ich Sie von Ihren kleinen Abenteuern mit Ihren kriminellen Freunden abhalte?“

Er sah Zorro ganz offen an, seine unscheinbaren Augen blitzten rot auf, und Zorro war sich ganz sicher, dass trotz des Schauspiels während Rihakus Anwesenheit Eizen offensichtlich doch nicht die Ruhe in Person war. Nicht, dass Zorro das überraschte. Eizen hatte Dulacre von Anfang an nicht für voll genommen und ihn die ganze Zeit unterschätzt. Er hatte also vermutlich nicht damit gerechnet, dass Dulacre sich von seinem Brief würde provozieren lassen und es stieß ihm wahrscheinlich sauer auf, dass er ihn falsch eingeschätzt hatte. Aber erneut entschied Zorro, zu schweigen. Schon oft hatte er bemerkt, dass es sinnvoller war, Eizen reden zu lassen, als sich selbst durch unbedachte Äußerungen zu verraten. Je länger er den Politiker reden ließ, desto weniger würde er selbst erklären müssen.

„Allerdings bin auch ich etwas unzufrieden, Liebes. Habe ich nicht extra Ihren Steckbrief damals aufheben lassen, damit wir das leidige Thema Lorenor Zorro abschließen können und die Welt Sie aus den Augen verliert? Und nun haben Sie es geschafft - nur wenige Tage vor Ihrer alles entscheidenden Rede - erneut in die Schlagzeilen zu kommen, mit dem Sturz eines Samurais noch dazu; unpassender könnte die ganze Situation nicht sein.“

Er klang tatsächlich ungewohnt verstimmt, allerdings über ein ganz anderes Thema, als Zorro erwartet hatte und so fragte er nur perplex: „Sie haben die Aufhebung damals veranlasst?“

Zorro erinnerte sich gut daran, als er bereits wenige Wochen nach der G6 seinen eigenen Aufhebungsvermerk gelesen hatte, erinnerte sich an den Streit, den er danach mit dem Samurai geführt hatte, dieses Gefühl der Hilflosigkeit, in jenem Moment auch noch das letzte bisschen, was ihn ausgemacht hatte, nun endgültig verloren zu haben.

„Natürlich. In dem Moment, als ich Sie auf der Versammlung der fünf Inseln sah, begann ich mir eine Strategie zurecht zu legen. Mir war bewusst, dass wenn der Tod von Lorenor Zorro zügig offiziell bestätigt werden würde, diese Neuigkeit von dem wenige Tage später stattfindenden Marineball überschwemmt werden würde, und so war es auch und der krönende Abschluss war die Vernichtung der Strohhutbande, so wie es sein sollte. Für Jahre hat keiner mehr über den Zerstörer der G6 nachgedacht, es wurde vergessen, dass die Leiche nie gefunden wurde, dass die Crewmitglieder überlebt haben könnten. Lorenor Zorro und die Strohhüte waren nicht mehr als eine unliebsame Anekdote der Geschichte.“

Eine Gänsehaut glitt über Zorros Unterarme und gleichsam schlug sein Herz schneller.

„Das alles haben Sie eingefädelt?“

„Was? Haben Sie etwa wirklich gedacht, dass dies alles Zufälle seien, Liebes? Was für eine Naivität. Ich wusste, dass Sie irgendwie den werten Mihawk überreden würden, den Strohhüten auf Sarue zu helfen, und das war mir nur recht. Ich wollte nicht, dass die Strohhüte gefangen genommen werden und das Thema der G6 immer und immer wieder in der Zeitung auftaucht, bis schließlich jedem ein Prozess gemacht werden würde. Außerdem war das Risiko viel zu groß, dass ich Sie durch eine verzweifelte Rettungsaktion verlieren würde. Nein, ich musste sichergehen, dass die Strohhüte verschwinden, ohne dass sie sterben, denn ansonsten hätte ich ja mein Druckmittel gegen Sie verloren, und natürlich wusste ich von Bartholomäus Bärs Verbindung zur Revolutions Armee und Monkey D. Dragon. Es war wahrlich zu einfach.“

Konnte es sein, dass Zorro diesen Mann die ganze Zeit unterschätzt hatte? Woher wusste er all das? Und wie zum Teufel wollte er all das angestellt haben?

„Nein, es war nicht einfach, es war perfekt, die perfekte Aufführung einer perfekten Komposition. Der erste Akt war ein voller Erfolg.“ Plötzlich erhob Eizen sich und schritt durch den Raum. „Und dann reißt Ihnen im ersten Lied des zweiten Aktes direkt eine Saite, weil Sie so unbedacht spielen!“

Zorro mochte keine Metaphern, aber er war sich ziemlich sicher, dass Eizen auf Dress Rosa anspielte.

„Ich hatte vorgehabt, Ihnen und Ihrer gesamten Crew Immunität anzubieten, schließlich werden Sie ja die Symbolfigur unseres neuen Zeitalters; es wäre ein angemessener Preis gewesen, Ihre Kumpane zu begnadigen, nachdem die Welt sie bereits vergessen hatte.“ Er wandte sich Zorro wieder zu, sein missbilligender Blick musterte ihn eindringlich. „Aber dies ist nun nicht mehr möglich. Ich muss sagen, ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, Liebes. Ich hatte wirklich erwartet, dass Sie etwas mehr mitdenken würden und den Schutz Ihrer Crew nicht so einfach aufs Spiel setzen würden.“

Aufseufzend schüttelte Eizen den Kopf, hob sein Monokel hoch und rieb sich den Nasenrücken.

„Aber das war wohl zu viel von mir erwartet. Ich hätte wissen müssen, dass trotz all meiner Bemühungen Sie immer noch einfältig und schlicht denken. Nicht, dass bei einem solchen Lehrmeister etwas anderes zu erwarten wäre. Entgegen seines Rufes ist der werte Mihawk enttäuschender Weise nicht besonders geistreich, hat nicht mal bemerkt, wem er Geleit und Schutz geboten hat, hat nicht mal bemerkt, dass er sich in einem ihm so verhassten Piraten verliebt hat.“

Jetzt würde es kommen! Natürlich, das alles war nur der Auftakt gewesen, jetzt würde Eizen es also ansprechen. Zorro wappnete sich, die Lügen und Ausreden, die er zusammen mit Dulacre und Robin erdacht hatte, aufzusagen und hoffte, dass er überzeugend sein würde.

„Aber nun gut, ich bin nicht hier, um Sie so kurz vor dem Ziel zu entmutigen. Dass der werte Mihawk Ihr kleines Geheimnis nicht weiß, hat letzten Endes uns beiden in die Karten gespielt. Wie besprochen, hatte ich ihm einen Brief schicken lassen, in dem ich Ihnen ein Alibi für die vergangenen Tage gegeben habe und seine fehlende Reaktion zeigt, dass er wirklich keinerlei Verdacht schöpft, also scheinen Sie zumindest ihm gegenüber Ihre Rolle gut gespielt zu haben.“

Was?

Zorro war verwirrt, mehr als verwirrt.

Doch Eizen sprach ungehindert weiter.

„Und das kommt natürlich uns beiden zugute. Wie ich Ihnen bereits mitgeteilt habe, ließ ich ihn als Reserve zuteilen, sodass er während der Reverie weder Kuraigana verlassen noch nach Mary Joa reisen darf. Es ist ein perfekter Plan, um sein Einschreiten zu verhindern, sodass weder unser kleiner Putsch noch Ihr kleines Geheimnis durch ihn gefährdet werden. Selbst, wenn er gerufen werden sollte, bei seinem Eintreffen werden Sie bereits an der Spitze der Macht stehen und er wird nichts tun, was Ihnen nicht zugute kommen würde.“

Nun war sein übliches Grinsen wieder da. Aber Zorro war immer noch verwirrt. Konnte es sein, dass Eizen nicht die Wahrheit wusste? Aber wie? Zorro selbst hatte die ominösen Gestalten gesehen, die sie immer wieder beschattet hatten. Es war unmöglich, dass Eizen nicht wusste, dass Dulacre an Bord der Thousand Sunny gewesen war. War das hier eine Falle?

„Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie Sie den Vizeadmiral und Ihre Anstandsdame überredet haben, Sie zu decken? Wie haben Sie es geschafft, dass Cho Sie von Dress Rosa hierhin gebracht hat?“

Lass dir was einfallen!

„Ich… ich sollte ihn treffen!“, platzte er unüberlegt heraus und entschied spontan, einfach mal mitzuspielen.

„Wie bitte?“ Eizen neigte leicht den Kopf und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ich… ich tat so, als würde ich Dulacre vermissen“, log er sich um Kopf und Kragen. „Ich konnte Dulacre ja schlecht selbst fragen, mich von Dress Rosa hierhin zu bringen, sonst hätte er alles herausgefunden, daher musste ich jemand anderen finden, der mir helfen würde.“

Er konnte nicht verhindern, dass er gehetzt klang, aber wichtiger war, dass er eine passende und vor allem glaubhafte Ausrede fand.

„Also habe ich so getan, als hätten ich mich heimlich mit Dulacre auf Dress Rosa getroffen, was natürlich niemand wissen durfte, weil er Kuraigana derzeit nicht verlassen darf und weil ich ja eigentlich hier sein sollte. Also bat ich Perona, sich für mich auszugeben, und Jiroushin, mich zurückzubringen. Sie sind beide absolute Romantiker und hätten das nie in Frage gestellt.“

„Ah“, nickte der Politiker beflissen, „ich verstehe, das ist gar nicht mal so dumm von Ihnen gewesen. Ach, nach Ihrer enttäuschenden Handlung mit Ihrer Crew beruhigt es mich doch, zu sehen, dass Sie nicht ganz kopflos handeln, Liebes.“

Zorro wollte etwas entgegnen, doch in diesem Moment klopfte es an der Türe und Rihaku kam herein, die Rede, die Zorro zur Eröffnung halten sollte, in ihrer Hand. Sie atmete, als wäre sie die ganze Strecke gerannt oder zumindest sehr eilig auf ihren Hacken gestelzt, was nicht überraschend war, schließlich war Eizens Büro direkt bei den Räumlichkeiten der fünf Weisen, am anderen Ende des Schlosses.

„Oh, Sie haben sich aber sehr beeilt, Frau Rihaku“, bemerkte Eizen und bot ihr ihren Stuhl an. „Ich bitte Sie, sich nicht zu überanstrengen.“

„Aber nicht doch, Herr Eizen, wie Sie wissen, würde ich alles für Sie tun“, entgegnete sie und ihre Körperhaltung zeigte die Anspannung einer Soldatin, die vor einem Admiral salutierte, ehe sie Eizens Aufforderung folgte und sich wieder hinsetzte.

„Gemach, meine Liebe, gemach.“ Dann nahm er ihr die Rede ab und sah zwischen ihr und Zorro hin und her. „Ich begrüße Ihrer beider Enthusiasmus. Aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass die Reverie erst bevorsteht. Die nächsten Tage werden noch viel abverlangen, von uns allen dreien, daher ist es wichtig, dass wir unsere Kräfte schonen und effizient arbeiten. Die Arbeit der letzten Monate würde bedeutungslos, sollten wir nun nicht in der Lage sein, diese Reverie erfolgreich durchführen zu könne.“

Ganz klar lagen seine Augen nun auf Zorro, während Rihaku ihm regelrecht an den Lippen hing.

„Ich bin Ihnen beiden wirklich dankbar für Ihre Loyalität und ich verlasse mich auf Sie. Lassen Sie uns aus dieser Konferenz das Ereignis des Jahrhunderts machen.“

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dasy
2022-05-14T07:00:21+00:00 14.05.2022 09:00
Endlich angekommen. Doch keine Kleider von Nami, dafür aber Perona mit ihren Geistern.
Und Eizen hat wirklich keine Ahnung? Ich wäre noch etwas vorsichtig, ob der nicht auch schauspielert.
Auf jeden Fall wird es spannend.
Schönes Wochenende, Dasy
Antwort von:  Sharry
15.05.2022 21:46
Ach, da sind ja noch mehr Kommentare^^ freut mich total.
Tja, die Frage ist wohl, was Eizen weiß und was nicht ;-P
Von: RuffysKreationen
2022-05-08T09:11:18+00:00 08.05.2022 11:11
Ich hab ja eher so das Gefühl, dass Zorro Mihawk aufhalten könnte :o wird zwar schwer, aber er schafft das schon. Hoffen wir mal, dass er nicht komplett die Kontrolle verliert *hust* Perona ist mal wieder super :D
Aus Eizen werde ich echt nicht schlau. Der weiß doch mit Sicherheit mehr und glaubt dieses schäbige Theater von Zorro nicht O.o
Antwort von:  Sharry
15.05.2022 21:09
Danke für deinen Kommi^^
Tja, hoffen wir einfach, dass Zorro Mihawk gar nicht aufhalten braucht. Wer weiß schon, was Eizen noch so vorhat ;-)


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