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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Samstagabend euch allen,

ohne viele Umschweife wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel und ein ganz schönes Wochenende^^

LG
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 30 - Pläne

Kapitel 30 – Pläne

 

-Mihawk-

„Wie gedenkst du zur Reverie zu kommen und wie kommst du zurück?“ Nico Robin zeigte sich kaum erstaunt, als hätte sie das meiste des bisherigen Gesprächs vorausgesehen. Nicht, dass es Dulacre überraschte. Außerdem hatte sie Recht, Lorenors Plan war bisher ein reiner Flickenteppich.

„Das weiß ich noch nicht so ganz genau“, murmelte Lorenor auch zugleich und bestätigte Dulacres Gedanken. „Ich hatte überlegt, mich vielleicht von der Marine als Lady Loreen auf Dress Rosa aufsammeln zu lassen. So wie ich uns kenne, wird die so oder so früher oder später auftauchen.“

„Hört sich nicht besonders vielversprechend an“, bemerkte der Lockenkopf zurecht kritisch.

„Nun ja, ich denke, wir sollten Jiroushin informieren“, erwog Dulacre und sah Lorenor an, der seinem Blick unbeeindruckt standhielt. „Aufgrund der Reverie müsste er sich bereits in der Nähe aufhalten und, da ich als Samurai während der Reverie nicht auf Mary Joa willkommen sein werde, würde ich es bevorzugen, wenn du zumindest seine Unterstützung hättest.“

„Ich dachte an Comil“, widersprach Lorenor, „jeder weiß, dass Jiroushin immer noch mit dir befreundet ist. Wenn das hier schief läuft, will ich nicht, dass er mit reingezogen wird. Außerdem wird Comil keine seltsamen Fragen stellen, die ich nicht beantworten kann.“

Dulacre schnalzte mit der Zunge, während die Crew zwischen ihnen hin und her sah, als würden sie ein Pingpongspiel verfolgen.

„Nein. Ich vertraue Comil nicht, ganz gleich was du sagst, und Jiroushin kann gut auf sich Acht geben.“

„Du vertraust niemandem und du weißt, dass Jiroushin dir kaum einen Wunsch abschlagen wird. Wenn du ihn fragst, wird er es tun. Aber falls es zum Putsch kommt, sollte er nicht in der Nähe sein; er hat ein Kind, vergiss das nicht.“

„Sollte Jiroushin selbst diese Bedenken äußern, soll es mir recht sein, aber ansonsten werde ich etwas anderem nicht zustimmen, und dir sollte bewusst sein, dass ich nie zulassen würde, dass Jiroushin etwas passieren könnte.“

Lorenor sah ihn ernst an, schien seine Worte gedanklich auseinanderzunehmen.

„In Ordnung“, knurrte er. „Aber nur, wenn er zustimmt.“

„Wer ist denn dieser Jiroushin?“, fragte Doktor Chopper mit großen Knopfaugen.

„Ein Freund“, erläuterte Dulacre.

„Sein einziger, wenn man Shanks nicht mitzählt“, warf Lorenor mit einem hämischen Unterton ein.

„Ich bitte dich, als wäre ich diesem Narren in irgendeiner Form freundlich gesinnt“, erinnerte Dulacre ihn augenrollend.

„Ich sag’s ja, beschissener Charakter.“

„Vielleicht bin ich auch einfach nur etwas anspruchsvoller in der Wahl meiner Freunde.“ Lorenors aufkommende Reaktion unterbrechend wandte er sich wieder dem jungen Doktor zu. „Er ist Vizeadmiral der Marine und in Kenntnis von Lorenors Konstitution. Er wird ein Auge auf ihn haben und kann ihm im Notfall zur Seite stehen. Er ist ein hervorragender Stratege und darüber hinaus auch ein fähiger Kämpfer, jedoch nicht von Lorenors – und erst recht nicht meinem – Kaliber.“

„Woher weiß der denn Bescheid?“, murrte Cutty Fram, ganz offensichtlich unzufrieden darüber, dass ein Fremder mehr wusste als die Crew bis vor wenigen Minuten. „Er ist doch von der Marine? Er wird ja wohl nicht mit einem Schulterzucken akzeptiert haben, dass Zorro noch lebt und als kleines Fräulein bei der Weltregierung ein und aus geht.“

„Weil er zu Besuch kam, als ich gerade in dieser Gestalt hier trainiert habe“, erläuterte Lorenor nicht minder grob und begutachtete sein Crewmitglied mit einem genervten Blick, „und er war damals alles andere als begeistert. Aber er ist in Ordnung; hat das Herz am richtigen Fleck.“

Nickend stimmte Dulacre dem zu. Langsam merkte er, dass das ganze Gerede nun doch anstrengend für ihn wurde und er hatte die leise Befürchtung, dass seine Stimme ihn bald verraten würde. Aber er teilte die Meinung Nico Robins, dieses Gespräch war zu wichtig, als dass ihn so eine Kleinigkeit aufhalten würde. Lorenor war selten so fügsam wie heute, dies musste ausgenutzt werden, bevor er es sich wieder anders überlegen würde.

„Okay, und dieser Jiroushin kann dich auch wieder zurückbringen, oder?“ Der Smutje hinter Lorenor zündete sich eine neue Zigarette an. Er hatte sich mittlerweile beruhigt, aber die unterschwellige Anspannung konnte Dulacre seinen Bewegungen deutlich ansehen. „Auch wenn es mich anpisst, Falkenauge hat Recht: So oft wie du dich auf der Sunny verläufst, habe ich so meine Zweifel, dass du es alleine zurück nach Dress Rosa schaffst.“

„Willst du etwa Stress, K…“

„Natürlich wird er Lorenor danach auch dorthin bringen, wo auch immer er hin muss“, unterbrach Dulacre seinen Wildfang direkt, als dieser drauf und dran war sich wieder zu erheben, „und im Gegensatz zu Lorenor hat er einen guten Orientierungssinn. Die einzige Schwierigkeit dürfte wohl sein, dass Lorenor so ein Kriegsschiff direkt zu euch führen wird. Aber nun gut, an solche Probleme solltet ihr wohl gewöhnt sein.“

„Wird niemand Fragen stellen?“, warf der Lockenkopf mit deutlich zu hoher Stimme ein. „Ich meine, fällt es nicht auf, wenn ein Kriegsschiff direkt nach der Weltkonferenz Mary Joa verlässt und geradewegs Kurs auf eine Piratencrew nimmt?“

„Um eine passende Ausrede wird Jiroushin sich schon kümmern. Es ist nicht unüblich, dass einige Soldaten zum Ende der Reverie hin abgezogen werden, um die Heimreiserouten der Abgesandten zu sichern. Außerdem wird dies kurz nach eurem Kampf gegen de Flamingo sein. Ein perfekter Vorwand, um euch anzugreifen.“

„Was?!“

„Natürlich setzt dies voraus, dass Lorenor erfolgreich Eizen hintergehen kann und seinerseits nicht in irgendeine Falle läuft“, sprach Dulacre unbeeindruckt weiter.

„Und selbst, wenn dies der Fall ist, bedeutet das nicht, dass Zorro direkt danach wieder zu uns zurückkehren kann“, bemerkte nun Nico Robin und rieb sich gedankenverloren den Nacken. „Derzeit ist Lady Loreen doch als Moderatorin der Weltkonferenz vorgesehen, nicht wahr? Zumindest stand das in der Zeitung. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Eizen verhaftet und Zorro nicht entlarvt wird, dann müssen wir damit rechnen, dass Zorro vermutlich die ganze Zeit seine Tarnung als Lady Loreen aufrechterhalten muss, weil ebendiese angehalten sein wird, die Reverie zu leiten.“

„Ganz Recht, Nico Robin. Selbst, wenn die Weltregierung Lorenor misstrauen sollte, könnte es sein, dass sie Lady Loreen die Reverie moderieren lassen. Zum einen zum Schein, zum anderen aber auch aus ganz praktikablen Gründen; schließlich wurde die Veranstaltung fast ausschließlich von Eizen, seiner Assistentin Rihaku und Lady Loreen geplant und niemand kennt die Abläufe so gut wie diese drei.“ Tief atmete Dulacre ein, sein Rachen fühlte sich mit jeder Minute wieder rauer an, aber das nahm er in Kauf. „Es kann sogar sein, dass Lorenor noch ein paar Tage länger bleiben muss, vielleicht sogar offiziell gegen Eizen aussagen soll, und dies wird er alles nicht vermeiden können, ohne sich selbst zu verraten. Also sollten wir damit rechnen, dass er nicht nur für die Woche der Weltkonferenz fort sein wird, sondern beträchtlich länger, zuzüglich der Reisezeit natürlich. Natürlich nur, sofern Lorenors Verrat Erfolg haben sollte und wir keine unbekannten Faktoren übersehen haben.“

„Mann, ist das nervig“, murrte Lorenor und rieb sich die Schläfen, als wäre er nicht der Grund, warum sie dieses Gespräch führten. Dulacre überlegte währenddessen, ob er ihm seine Vermutungen über seinen Vater und Rihaku mitteilen sollte, allerdings wusste er nicht, wie wahrscheinlich seine Überlegungen bezüglich Eizen und der Weltregierung waren.

Je länger er darüber nachdachte, desto mehr zweifelte er daran, dass es Lorenor nützen würde, seine Theorien zu hören. Der Jüngere war niemand, der sich Schachzüge für alle Eventualitäten überlegte – gewiss nicht, sonst wären sie ja jetzt nicht in diesem Schlamassel – dafür hatte er eine hervorragende Auffassungsgabe, Einfallsreichtum und Reaktionsgeschwindigkeit. Vielleicht wäre es sinnvoller, Lorenor mit seinen eigenen Waffen kämpfen zu lassen. Dulacre sollte also weiterhin sehr bedacht wählen, was er vor dieser Crew äußerte und was nicht, so wie er es die vergangenen Minuten bereits getan hatte, schließlich brauchten sie nicht alles über den ersten Vertrag und die Weltregierung zu wissen. Außerdem konnte er nicht leugnen, dass eine gewisse Neugierde in ihm entfacht war, die er nur zu gerne gestillt sehen würde.

„Von wie vielen Tagen reden wir hier?“, fragte nun die Navigatorin und forderte seine Aufmerksamkeit ein. „So wie sich das anhört, wird Zorro wahrscheinlich über zwei Wochen unterwegs sein, oder? Eher noch länger und wir haben nicht viel Zeit noch große Pläne vorzubereiten, schließlich steht die Reverie kurz bevor.“

„Korrekt“, bestätigte Dulacre mit einem Nicken. „Zusätzlich müssen wir auch noch berücksichtigen, dass Lorenors Audienz bei den fünf Weisen nicht während der Reverie stattfinden wird, sondern vorher. Du kannst also nicht erst am Tage der Reverie auf Mary Joa ankommen. Dies bedeutet, dass du am besten so schnell wie möglich aufbrichst.“

„Erst nachdem wir uns um de Flamingo gekümmert haben.“

Eine Sekunde sahen sie einander ernst an, ehe Dulacre aufseufzte.

„Das habe ich schon befürchtet. Nun gut, von Dress Rosa bis Mary Joa braucht man mit einem Kriegsschiff nur wenige Tage. Dementsprechend sind zwei bis drei Tage wohl noch hinnehmbar. Innerhalb dieser Zeit sollte es Jiroushin auch möglich sein, hierhin zu gelangen“, sprach Dulacre weiter und rieb seinen Bart nachdenklich. „Die letzte fehlende Komponente ist also die Herausforderung, eine Audienz bei den fünf Weisen zu erhalten. Ich gehe davon aus, dass du diese bereits beantragt hast; immerhin kann eine Genehmigung schon mal gut und gerne mehrere Monate dauern. Hat man dir schon den Termin mitgeteilt?“

Nein, etwas stimmte hier nicht. Wie konnte Dulacre das entgangen sein? Er verfluchte seinen langsamen Geist, es hätte ihn doch direkt auffallen müssen, als Lorenor das Tondial vorgebracht hatte, welches eine Aufnahme von vor wenigen Tagen beinhaltete. Vielleicht hatte Lorenor seinen Plan auch erst ab dann begonnen auszuführen? Nein, so naiv konnte selbst Lorenor nicht sein. Und dennoch, Lady Loreen war vor kaum mehr als zwei Jahren das erste Mal auf der politischen Bühne aufgetaucht, die Spitze der Weltregierung kannte im Zweifel noch nicht mal diesen Namen.

„Sag, Lorenor, wen hast du überhaupt als Bürgen vorbringen können? Ich zweifle daran, dass Jiroushin dazu genügend Einfluss hätte – selbst, wenn du ihn dazu bringen könntest, so etwas mir vorzuenthalten – und auch daran, dass du ohne Bürgen überhaupt eine Audienz erhalten würdest.“

Lorenor sah ihn klar an.

„Ich hab auch noch keine.“

„Was?“ Mit Dulacre stimmten einige Crewmitglieder ein, doch er war nicht der erste, der das Wort ergreifen konnte.

„Soll das heißen, dass der ganze Plan von vornherein zum Scheitern verurteilt ist?“, fragte der Lockenkopf mit offensichtlicher Panik in der Stimme. „Zorro hat noch nicht mal einen Antrag gestellt und du sagst, dass man das Monate im Voraus machen muss?! Darüber hinaus sagst du, er braucht einen verdammten Bürgen? Wie sollen wir das denn jetzt noch hinbekommen? Geht das denn jetzt überhaupt noch? Aber… aber du bist doch ein Samurai, oder nicht? Du gehst doch bei den fünf Weisen ein und aus, kannst du da nicht was machen? Und sagtest du eben nicht, dass du ein Nachfahre von denen bist, die die Weltregierung gegründet haben? Solltest du nicht genügend Einfluss haben?“

Was für eine naive Frage. Er schenkte dem Lockenkopf ein schiefes Schmunzeln, welcher panisch immer weiter und weiter redete, bis Cutty Fram ihn mit einigen lauten Hey, Hey zum Schweigen brachte.

Dulacre hingegen konnte sich noch nicht mal über Lorenors Verhalten ärgern. Er hätte dies erwarten müssen, schließlich war sein ehemaliger Schützling niemand, der vorausschauend handelte. Also lag es nun an ihm, eine Lösung zu finden. Schmunzelnd wandte er sich dem Lockenkopf zu, der aussah, als würde er einem Herzinfarkt nahestehen; wieder eine kleine Herausforderung, vor die sein kleiner Wildfang ihn stellte.

„Es stimmt, dass ich als Mihawk recht großen Einfluss genieße, aber ich bin ein Pirat – ein Gesetzesloser - und aufgrund meines Titels als Samurai bin ich auf der Reverie erst recht nicht willkommen. Selbst, wenn ich meinen Titel mit sofortiger Wirkung aufgeben, zur Marine zurückkehren und meine Pflichten als Mihawk während der Weltkonferenz wahrnehmen wollen würde, so würde ein solches Vorhaben doch sehr verdächtig wirken. Im Zweifel würde mein Eingreifen Lady Loreens Stellung sogar untergraben, solange ich nicht offiziell begnadigt wurde. Auch wenn ich meinen Vertrag damals noch mit den fünf Weisen höchstpersönlich geschlossen habe – anders als andere in diesem Raum -“ er sah Trafalgar Law ganz direkt an, der seinen Blick mit zu Schlitzen verengten Augen begegnete, „so werden sie dies mit Sicherheit nicht einfach aus der Güte ihres Herzens heraus tun, nicht wenige Tage vor der Weltkonferenz. Selbst als Notfallplan wäre ich als Bürge eine äußerst zweifelhafte Wahl.“

„Was bedeutet das also?“, murrte der Smutje. „War diese ganze Diskussion jetzt nicht mehr als heiße Luft? Kann doch nicht sein, dass ihr nach all der Scheiße niemanden kennt, der dem Marimo einen verdammten Termin bei diesen alten Säcken verschaffen kann!“

„Du bist ganz schön anmaßend, Smutje, oder hast du bisher schon irgendetwas sinnvolles beigetragen?“

„Es gibt jemanden“, murmelte Lorenor und sein Tonfall ließ Dulacre aufmerksam werden. Dann sah er Dulacre an, sein Blick klar, aber seine Lippen zusammengepresst, und Dulacre konnte es nicht fassen. Lorenor hatte doch wohl nicht...?

„Nein.“

„Hast du eine andere Idee?“

„Nein!“

„Jetzt stell dich nicht so an. Er hat seine Hilfe angeboten und ist ja nicht so, als würde es dich kümmern, wenn er unter die Räder kommen würde.“

„Nein!“

„Verdammt noch mal! Hast du eine bessere Idee?!“

„Fujitora schuldet mir noch einen Gefallen und im Zweifel werde Ich von meinem Titel zurücktreten.“

„Das ist keine Idee! Du hast gerade eben noch selbst gesagt, dass dies ein beschissener Plan wäre, weil die fünf Weisen dich nie im Leben so schnell be…“

„Ich werde den Erfolg dieses Trauerspiels einer Strategie nicht von einem Dilettanten abhängig machen.“

„Er ist ein hochdekorierter Marineoffizier und hat genügend Einfluss, dass er deine Begnadigung bei den fünf Weisen beantragen könnte. Er ist die offensichtliche Wahl! Du hast selbst gesagt, dass er damals Anwärter zum nächsten Ad…“

„Ich werde dein Leben nicht jemandem wie ihm anvertrauen!“

„Jetzt tu nicht so, als wäre er…“

„Verdammt noch mal!“ Die Navigatorin unterbrach sie und schlug zum wiederholten Male auf den Tisch. „Wenn ihr euch schon streitet, dann wenigstens so, dass wir auch verstehen, was los ist! Um wen geht es?!“

Für einen Moment schwiegen sie beide.

„Mihawk Gat“, sprach Lorenor dann schließlich, „Dulacres Vater.“

„Dann lehne ich mich hier mal aus dem Fenster und behaupte, dass die Vater-Sohn-Beziehung nicht gerade eine von den Guten ist?“, bemerkte Cutty Fram und sah Dulacre über seine Sonnenbrille hinweg an. „Scheinst von ihm nicht besonders begeistert zu sein, oder?“

„Er ist ein Versager, schwach in Geist und Körper. Lorenor, wenn du deinen Plan auf seine Schultern stützen willst, können wir gleich zum letzten Mittel greifen und die Weltregierung selbst stürzen. Es wäre das absolut Dümmste, was du tun könntest, mal ganz abgesehen davon, dass selbst er so kurzfristig keinen Termin mehr ermöglichen können wird.“

„Ich habe ihn bereits gefragt.“

Der Smutje stieß einen seltsamen Laut aus, eine Mischung aus stockendem Atem und Auflachen, aber Dulacre fand die Situation gar nicht amüsant.

„Er ist derzeit auf Mary Joa, um die Sicherheitsvorkehrungen für die Reverie vorzubereiten, und als er erfuhr, dass ich mit Eizen einen Termin auf dem Sabaody Archipel haben würde, hat er mich dort abgefangen, um ungestört außerhalb der Mauern von Mary Joa mit mir reden zu können, wobei es wie immer nur um irgendein Familiendrama ging, in das ich echt nicht hineingezogen werden will.“ Lorenor sah ihn immer noch an „Aber daher dachte ich, es wäre klug, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, und habe ihn gefragt. Natürlich habe ich ihn nicht gesagt warum, aber er war nur zu gewillt zu helfen.“

Lorenor begegnete weiterhin seinem Blick, ehe er einmal schluckte.

„Das heißt, du hast einen Audienztermin?“, fragte die Navigatorin.

„Noch nicht, aber er versprach, dass er einen spätestens am Tag vor der Reverie ermöglichen würde. Vor einigen Jahren galt er als nächster Admiral und…“ Lorenor brach ab und neigte leicht den Kopf. „Hast du einen Schlaganfall oder warum bist du so verdächtig ruhig?“

Dulacre wusste nichts zu sagen. Kopfschüttelnd sah er seinen ehemaligen Schützling an.

„Na komm schon, so schlimm wird es schon nicht werden, dass dir jetzt sogar die Stimme versagt. Er ist…“

„Wie kannst du nur so naiv sein?“, fragte Dulacre, ohne auch nur zu versuchen, laut zu werden. „Von all den Dingen, die du getan und vor mir verschwiegen hast – und glaub mir, dieser Plan, mit dem du dich brüstest, ist wirklich schwach. Kaum zu glauben, dass ich dich zwei Jahre im strategischen Denken geschult habe, und das ist alles, was dabei rausgekommen ist - war dies wahrscheinlich das Dümmste, was du hättest tun können.“

„Was? Was für einen Scheiß redest du denn jetzt schon wieder?!“ Mit einer schnellen Handbewegung verwarf Lorenor seinen Einwand. „Jetzt mal ganz ehrlich. Ich weiß, dass es nicht der beste Plan ist – aber danke, dass du nicht eine Gelegenheit auslässt, mir das unter die Nase zu reiben, als hätte ich keine anderen Probleme – und ich weiß, dass du diesen Kerl nicht abhaben kannst, aber ich habe dir schonmal gesagt, dass du nicht jedes Mal so ein Drama machen brauchst, nur weil ich…“

„Du hast dich verraten.“

„Was?“

„In dem Moment, als du meinen Vater darum batest, dir eine Audienz zu ermöglichen, hast du dich verraten, und er wird dich durchschaut haben.“

„Wovon redest du?“, murrte Lorenor aufgebracht. „Woher soll dein Vater irgendetwas wissen? Es ist nichts Ungewöhnliches vor einer Weltkonferenz um ein inoffizielles Gespräch mit den fünf Weisen zu bitten, das weißt du, und meiner Wortwahl hätte er nichts…“

„Du hast einen absoluten Anfängerfehler begangen, Lorenor. Denk doch einmal darüber nach. Du arbeitest für Eizen, den Mann, der bei den fünf Weisen ein- und ausgeht, wie es ihm passt, der dich einigen von ihnen bereits vorgestellt hat, und du bittest jemanden anderen darum, für dich zu bürgen? Viel offensichtlicher könntest du deine Beweggründe nicht zeigen. Es wäre sogar sicherer gewesen, Eizen selbst zu bitten. Darüber hinaus weiß mein Vater über den Namen Lorenor vermutlich mehr, als uns allen lieb ist, vielleicht sogar mehr als das, was wir hier besprochen haben und er hat bereits Verdacht geschöpft, dass Lady Loreen ebenfalls eine Lorenor sein könnte. Außerdem hat er viele Jahre für Eizen gearbeitet und eigens die Soldaten für dessen Leibgarde ausgewählt. Er weiß genau, wie machtbesessen Eizen ist und vermutlich weiß er auch über Uranos Bescheid. Nein, eher noch ist er sogar derjenige, der Eizen diese Informationen beschafft hat.“ Seufzend rieb er sich durchs Haar. Der Tag war anstrengend gewesen und forderte seinen Tribut von Dulacres angeschlagenem Körper. „Mein Vater mag ein wichtigtuerischer Nichtsnutz sein, aber er war immer schon belesen und klug. Ihn in deine Strategie einzubeziehen, war ein großer Fehler, den wir wahrscheinlich nicht ausmerzen können.“

„Warte, was?“ Der Musikant lehnte sich mit geweiteten Augenhöhlen vor. „Bedeutet das, dass er Zorro bereits verraten hat?“

Lorenor starrte ihn mit versteinerter Miene an, als ihm offensichtlich bewusst wurde, was für Konsequenzen sein unbedachter Fehler hatte.

„Vermutlich. Natürlich nicht an Eizen, aber an seine Lehnsherren. Dies bedeutet im Zweifel, dass auch die fünf Weisen über alles Bescheid wissen. Sollte mein Vater Lorenor durchschaut haben, dann wissen sie, dass Lorenor Zorro und Lady Loreen ein und dieselbe Person sind, dass Lorenors Blut in der Lage sein könnte, Uranos zu aktivieren und dass Eizen vorhat, die Weltregierung zu stürzen, sollte es möglich sein. Aus diesem Grund war mein Vater sich so sicher, dass er dir einen Termin verschaffen könnte. Selbst die fünf Weisen wären nicht dumm genug, sich die Chance entgehen zu lassen, die mächtigste Waffe der Welt aktivieren zu können.“

„Verdammte Scheiße“, murmelte der Koch und begann auf und ab zu wandern. „Dann war’s das doch jetzt, oder nicht? Selbst, wenn der Marimo Eizen mit dem Tondial ausliefern könnte, ändert es doch nichts daran, dass er so oder so auffliegen wird, oder? Wir haben alle Trümpfe gespielt und am Ende wissen die fünf Weisen trotzdem alles. Die ganze Scharade und Geheimniskrämerei vom Marimo waren also umsonst? Großartig. Und was ist die Alternative? Wenn der Marimo nicht geht, werden Eizens Meuchelmörder aktiv und wenn er geht, wird er entweder von Eizen oder den fünf Weisen für Uranos eingelagert.“

Eine unangenehme Anspannung glitt durch den Raum.

„Ich sehe das anders“, murmelte Lorenor dann, sein Gesicht immer noch eine harte Maske und er legte eine Hand auf den Tisch. „Selbst, wenn die fünf Weisen und Dulacres Vater mich durchschaut haben sollten, sie haben keine Beweise, und sie können mich nicht zwingen, mich in meine wahre Gestalt zurückzuverwandeln. Denn auch, wenn ich mich irgendwann in Lady Loreen verwandeln muss, in dem Körper kann ich problemlos für immer bleiben.“

„Und was soll das bringen?“, fragte Cutty Fram, aber Dulacre verstand, oder zumindest hatte er eine Ahnung.

„Ganz einfach“, sprach Lorenor weiter. „Es kann sein, dass mein Blut in der Lage ist Uranos zu aktivieren, wie gesagt, keine Ahnung, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Lady Loreens Blut dazu nicht in der Lage ist, nicht wahr, Chopper?“

Gleich aller anderen Anwesenden richtete Dulacre seine Aufmerksamkeit auf den jungen Doktor, der genauso überrascht schien, angesprochen zu werden, wie Dulacre selbst. Leicht erschrocken hatte er beide Hufe hochgehoben und sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, während er Lorenor mit großen Knopfaugen ansah.

Doch dann plötzlich erhellten sich seine felligen Gesichtszüge und er wirkte noch flauschiger als zuvor.

„Ach so“, entkam es ihm atemlos, „die Blutproben.“

„Was für Blutproben?“, fragte Trafalgar Law, der hinter Doktor Chopper saß und so tat, als hätte er Anspruch auf ein Rederecht in dieser Unterhaltung.

„Zorro hat mir vor ein paar Tagen zwei Blutproben gegeben und mich darum gebeten ihm zu zeigen, wie man Blutgruppen ermitteln kann.“

Überrascht begutachtete Dulacre seinen Wildfang, wieder einmal hatte er ihn wohl unterschätzt; ausnahmsweise hatte er ja auch mal eine kluge Idee.

„Wofür das denn?“, murrte Cutty Fram, der offensichtlich immer noch nicht verstand.

„Das eine war meine Blutprobe“, erläuterte Lorenor, „die andere von mir als Lady Loreen.“

„Und wofür?“, wiederholte der Cyborg seine Frage.

„Lady Loreen ist nicht einfach Lorenors weibliche Seite“, bemerkte Dulacre, nicht gewillt nicht Teil dieses Gesprächs zu sein, obwohl sein Hals stetig rauer wurde, „sondern ein gänzlich anderer Körper. Während des Trainings ist schon aufgefallen, dass Lorenors Wunden unterschiedlich schnell heilen und seine Fähigkeiten in beiden Gestalten stark voneinander abweichen. Es ist kein dummer Gedanke, dass selbst das Blut in den Adern unterschiedlich sein könnte, und anscheinend ist dies auch der Fall.“

„Genau“, stimmte Doktor Chopper ihm zu. „Ich wusste zwar nicht, wem die zweite Blutprobe gehört, aber die erste stimmte mit Zorros Blutgruppe XF überein, die zweite hingegen war Blutgruppe S. Ich dachte, es wäre Lysops oder Robins Blut, und habe mir nichts weiter dabei gedacht. Es waren einfach zwei Blutproben verschiedener Menschen.“

Die wichtigste Information, die Dulacre daraus zog, war, dass Lady Loreens Blutgruppe seiner eigenen entsprach und Lorenor selbst eine absolute Alltagsblutgruppe hatte, für die es sehr leicht wäre, Spender zu finden.

„Aber an Zorros Blut ist dir nicht irgendetwas Seltsames aufgefallen, oder?“, stellte die Navigatorin die richtige Frage. „Irgendetwas, das darauf schließen lassen würde, dass an der Sache mit Uranos wirklich etwas dran sein könnte?“

Der junge Doktor schüttelte den Kopf.

„Nein, wenn ich ehrlich bin, ist mir bisher noch nie etwas Ungewöhnliches an Zorros Blut aufgefallen. Aber natürlich habe ich sein Blut auch bisher nur auf die üblichen Krankheitsindikatoren hin geprüft. Aufwendige Detailuntersuchungen waren bisher noch nie notwendig, aber das werde ich sofort nachholen.“

„Also, das heißt“, murrte der Smutje mit seiner nervigen Stimme, „dass selbst, wenn die fünf Weisen Uranos mit Lady Loreens Blut füttern, wahrscheinlich wird dieses Ding gar nicht darauf reagieren, weil es eben nicht Zorros Blut ist?“

Lorenor nickte.

„Das ist zumindest meine Hoffnung.“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich weiß, es ist riskant, aber mit dieser Aufnahme hätten die fünf Weisen so oder so erfahren, dass Eizen weiß, wer ich bin, daher macht es doch eigentlich keinen Unterschied, ob Mihawk Senior es vorher herausgefunden hat oder nicht. Das Wichtigste ist, dass sie Eizen verhaften und sein Netzwerk ausschalten. Sie selbst haben keinen Beweis gegen mich. Den einzigen Beweis, den sie hätten, wäre mein Blut, und wenn Lady Loreens Blut nicht funktioniert, haben sie eigentlich nichts gegen mich in der Hand, ganz egal was dein Vater denken würde. Ich weiß, der Plan hat seine Schwächen, um ehrlich zu sein zweifle ich tatsächlich, dass er funktioniert. Aber ich werde gehen, denn der Koch hat Recht. Wenn ich gehe, mag einiges schief gehen können, aber wenn ich nicht gehe, dann haben wir bereits verloren.“

Für einen Moment sagte niemand etwas, Dulacre war erschöpft, erschöpft von dieser ganzen ungünstigen Situation und dem Wissen, dass sie all das hätten verhindern können, wenn Lorenor sich nur getraut hätte, ihm die Wahrheit zu sagen, dann seufzte die Navigatorin.

„Ich glaube, du hast Recht.“ Sie rieb sich durchs Gesicht. „Also ehrlich, die Situation ist echt beschissen und ich finde die Vorstellung, dass du uns einfach so für mehrere Wochen verlässt und wir keine Ahnung haben werden, ob bei dir alles gut läuft, wirklich alles andere als toll. Aber im Endeffekt gefällt mir das so immer noch besser, als wenn du einfach so mir nichts dir nichts verschwunden wärest und wir überhaupt nichts gewusst hätten.“

„So wie andere?“, bemerkte Lorenor und schenkte ihr ein schiefes Grinsen.

„Spiel dich nicht so auf, Spinatschädel!“ Der Smutje verpasste ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Wenn nur irgendeine Kleinigkeit schiefgeht oder du dich über die fünf Weisen irrst, werden sie dich als Futterration für eine verdammte antike Waffe einlagern, und dann müssen wir am Ende ja doch in Mary Joa einfallen. So einen Mist hat noch keiner von uns verzapft.“

„Das wird nicht nötig sein, Smutje.“

„Was?!“ Nun starrte der Blondschopf ihn an. „Was meinst du damit, Falkenauge?“

Unbeeindruckt begegnete er diesem herausfordernden Blick, obwohl er doch sehr erschöpft war und die kommenden Worte nicht wirklich mit seiner derzeitigen Verfassung übereinstimmen wollten.

„Ist das nicht selbsterklärend, Smutje? Sollte Lorenor in Gefahr sein, werde selbstredend ich nach Mary Joa reisen.“

„Was denkst du eigentlich, wer…?“

„Du bist echt ein besessener Mistkerl.“ Dulacre wandte sich Lorenor zu, der nun ihn mit diesem gefährlichen Grinsen ansah und dabei leicht den Kopf schüttelte. „Du weißt doch, dass es die Aufgabe der Crew ist ein Crewmitglied zu retten, nicht wahr?“

„Das mag sein und ausnahmsweise hat mein Einwand nichts mit meiner mangelnden Achtung dieser Crew zu tun; es ist einfach der klügste Schachzug.“

„Ach, ist es das?“, bemerkte der Smutje aufschnaubend.

„Natürlich. Wie Lorenor eben erklärt hat, wird niemand ihn zwingen können sich von Lady Loreen in seine wahre Gestalt zu verwandeln. Sollte Lady Loreen – und eben nicht Lorenor Zorro - aber nun gefangen genommen werden, entweder, weil die fünf Weisen Eizen nicht glauben und Lady Loreen aus anderen Gründen verhaften, oder weil sie Eizen glauben, es aber nicht beweisen können, wäre euer Eingreifen auffallend ungünstig. Sollte die Strohhutbande höchstpersönlich Lady Loreen retten, könnte Lorenor genauso gut direkt gestehen. Ich allerdings – Falkenauge, Lady Loreens Verlobter, wenn man den Zeitungen Glauben schenken mag – es wäre überhaupt nicht verdächtig, wenn ich ihn befreien würde.“

„Meinst du wirklich, ich würde einen auf Jungfrau in Nöten machen?“, warf Lorenor unbeeindruckt ein.

„Warte mal“, warf die Navigatorin ein, „also nein. Vielleicht hast du Recht und unser Eingreifen würde Zorro auffliegen lassen. Aber hey, wir reden gerade darüber die Heilige Stadt Mary Joa anzugreifen, da können wir doch keine Rücksicht mehr darauf nehmen, dass jemand die Wahrheit hinter Lady Loreen herausfindet, und du hast eben selbst gesagt, dass selbst du dir Verbündete holen würdest, wenn du Mary Joa angreifen würdest.“

„Falsch“, korrigierte er sie sofort, doch seine Stimme klang mittlerweile nicht mehr so hart, wie er gerne hätte, und ihm entging der alarmierte Blick des jungen Doktors nicht, aber davon ließ er sich nicht aufhalten. „Meine Aussage war, dass ich mir sehr gut überlegen würde, ob ich im Alleingang einen Putsch durchführen würde, allerdings hauptsächlich, weil es sich nach sehr viel langweiligem Aufwand anhört und ich kein Interesse daran habe, mir sinnlose Arbeit aufzuhalsen.“

„Aber…“

„Ich habe nie gesagt, dass ich allein nicht in der Verfassung wäre Mary Joa zu stürzen.“ Er neigte leicht den Kopf. „Denn ich denke, dass ich das durchaus bin.“

„Jetzt übertreibst du aber“, knurrte der Smutje, „vorgestern bist du noch fast an einem Glas Wein abgekratzt und jetzt meinst du hier einen auf dicke Hose machen zu müssen?“

Leise lachte Dulacre auf, doch er sah Lorenor an.

„Lorenor, denkst du es wäre klug, wenn deine Crew anwesend sein würde, wenn ich die Weltregierung angreife, die dich gefangen hält und dich vielleicht beabsichtigt zu töten?“

„Zorro?“, fragte der junge Doktor, Lorenor jedoch sah Dulacre mit unverhohlener Überraschung an, was Dulacre ein Schmunzeln entlockte. Er konnte regelrecht sehen, wie Lorenor sich an vergangene Gespräche und Momente erinnerte. Dann schüttelte der Jüngere leicht den Kopf, aber auch wenn seine Lippen es nicht zeigten, Dulacre konnte das Funkeln in diesem tiefen Grün sehen, als Lorenor verstand.

„Du bist ein besessener Mistkerl, weißt du das?“, murmelte er dann erneut, aber dieses Mal war da kein genervter Schalk in seiner Stimme, er klang bitterernst.

„Wovon zum Teufel redet ihr?“ Der Lockenkopf sah verwirrt zwischen ihnen hin und her.

„Dulacre hat Recht“, sprach Lorenor und wandte sich den anderen zu, unterbrach die Spannung, die in ihrem Blickkontakt gelegen hatte. „Also ganz ehrlich, wir haben zurzeit doch eh genug am Hals, und – auch wenn es mich nervt – glaube ich, dass ich Lady Loreen noch nicht auffliegen lassen sollte. In den vergangenen zwei Jahren, habe ich einige Menschen getroffen, denen das arge Probleme bereiten könnte. Außerdem wüsste dann die ganze Welt meinen Schwachpunkt und darauf kann ich echt gut verzichten, gerade wenn man bedenkt, dass wir uns mit einem Kaiser anlegen wollen. In unserer jetzigen Lage können wir uns auch eigentlich gar nicht leisten, an zwei Fronten zu kämpfen, erst recht nicht gegen die Weltregierung. Wir sollten uns unsere Kräfte einsparen.“

Dann sah er einmal in die Runde.

„Mir ist bewusst, dass ich zu einem echt ungünstigen Zeitpunkt mit noch einem Problem ankomme, und ich will nicht wirklich, dass wir meinetwegen vom ursprünglichen Plan abweichen müssen. Sollte es wirklich zu einem Rettungsmanöver kommen, dann wäre es klüger, Hilfe von außerhalb anzunehmen, damit wir… damit ihr euch im Zweifel auf Kaido konzentrieren könnt.“  

„Aber Zorro…“

„Nichts aber, Lysop. Wir alle kennen die Fakten und wir alle wissen, dass wir nicht mal eben noch Mary Joa angreifen können. Ich habe Mist gebaut, das ist nun mal so, und sollte… sollte ich Hilfe benötigen…“ Es schien beinahe, als würden diese Worte Lorenor größere Überwindung kosten als das Eingeständnis über sein Alter Ego. „… dann wäre es mir echt lieber, ihr würdet einfach an unserem Plan festhalten und darauf vertrauen, dass dieser besessene Mistkerl mir schon helfen wird.“

„Du denkst wirklich, dass ein einziger vermaledeiter Samurai dich erfolgreich aus Mary Joa befreien könnte?“, murrte der Smutje. „Selbst, wenn wir Falkenauge vertrauen würden, Marimo – und ich sage, wenn – ist das überhaupt eine Möglichkeit? Ja, du hast Scheiße gebaut und ja, es ist beschissen, wenn wir vom Plan abweichen müssen und keiner von uns hier hatte einen Angriff auf die Heilige Stadt höchstpersönlich als Verdauungsspaziergang eingeplant. Aber wie realistisch ist dieser Notfallplan überhaupt? Wir reden davon Mary Joa anzugreifen und dafür soll eine Einmannarmee reichen?“

„Keine Ahnung.“ Schulterzuckend sah Lorenor erst den Smutje an, ehe er sich Dulacre zuwandte. Doch sein Blick war weder zweifelnd noch verunsichert, eher misstrauisch und Dulacre spürte, wie genau das eine innere Erregung in ihm weckte; es gierte ihm nach einem Kampf. „Dulacre, jetzt mal ernsthaft, glaubst du wirklich, dass du das alleine packen würdest?“

Er schenkte seinem Wildfang ein ehrliches Lächeln.

„Sollte es notwendig sein, gewiss. Weißt du, es gibt einen Grund, warum ich bisher noch nicht einen einzigen Kampf verloren habe, und damit meine ich weder meine absolut überlegenen Fähigkeiten in Kampftechnik, strategischem Denken und Krafteinsatz.“

„Angeber“, kommentierte Lorenor absolut unbeeindruckt.

„Wie du dich hoffentlich erinnerst, habe ich dir ja bereits erklärt, dass Kontrolle die wahren Kräfte einschränkt. Aufgrund meiner mangelhaften Kontrolle habe ich so in einem jeden Kampf einen zwangsläufigen Kräftevorteil. Allerdings sollte ich vielleicht klarstellen, dass mangelhafte Kontrolle nicht das gleiche ist, wie überhaupt keine Kontrolle.“ Er konnte sehen, wie Lorenors Auge groß wurde, und das bescherte ihm ein Schmunzeln. „Es stimmt natürlich, dass wenn meine Blutgier geweckt wird, ich überaus gefährlich werde, aber warum meinst du, war Jiroushin dennoch in der Lage mich aufzuhalten, während du bei einem Kontrollverlust weder ansprechbar warst noch Erinnerungen zurückbehalten hast?“

„Wovon zum Teufel redest du?“, kam es von Cutty Fram, aber Dulacre ignorierte ihn.

„Die Antwort ist denkbar einfach, meine Kontrolle mag rissig sein, Lorenor, aber seit jenem Kontrollverlust, der meine Fähigkeiten beschränkt hat, habe ich meinem Monster nie mehr freie Hand gelassen, weder willentlich noch unwillentlich.“ Nun zeigte er sein Grinsen ganz offen. „Also natürlich hat der Smutje Recht, dass ein Angriff auf Mary Joa selbst mir die Möglichkeit einer Niederlage einräumt. Aber ich hasse es, zu verlieren und daher werde ich das auch nicht, ganz gleich, was ich dafür tun muss.“

Einen langen Moment sah Lorenor ihn einfach nur an, dann lachte er leise auf und rieb sich durchs Gesicht. Einige seiner Crewmitglieder wechselten verwirrte Blicke.

„Verdammte Scheiße“, flüsterte er, „jedes Mal, wenn ich denke, dass ich dir näher komme, haust du so einen Mist raus. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass unvollständige Kontrolle nicht das Gleiche ist wie keine gar Kontrolle? Verdammt nochmal, als ich damals die Kontrolle verloren habe, konnte ich dir noch nicht mal einen Kratzer zufügen und du willst mir sagen, dass du die ganze Weltregierung im Alleingang plattmachen kannst?“

Nun zuckte Dulacre mit den Schultern.

„Ich mag Herausforderungen und vielleicht würde diese mich ausnahmsweise mal nicht langweilen.“

„Könntet ihr mal so reden, dass wir alle mitreden können?“, murrte die Navigatorin mit zusammengekniffenen Augen. „Was soll denn jetzt dieser Mist da von Kontrolle?“

„Egal, das tut jetzt nichts zur Sache“, reagierte Lorenor ebenso mürrisch und wandte sich seinem Crewmitglied zu. „Aber ganz ehrlich, ihr solltet nicht da sein. Wenn ich Glück habe, wird er mich nicht…“

„Nun gut, ehe unsere Schwertkämpfer hier noch mehr in ihre eigene Welt abtauchen, sollten wir also festhalten, dass wir nun zumindest einen groben Plan zusammengestellt haben“, unterbrach Nico Robin ihn mit einem fast schon liebevollen Lächeln und zeigte ganz deutlich, dass sie Dulacres Zweifel in das Gelingen des Planes deutlich teilte und Lorenor nicht erlauben wollte, noch mehr Skepsis hervorzurufen, „und Mihawk Falkenauge wird im Falle des Falles die hochwohlgeborene Lady Loreen retten, während wir anderen mit unseren ursprünglichen Plan fortfahren werden, als wäre nichts gewesen. Irgendwelche Einwände als Allianzmitglied, Law?“

Offensichtlich überrascht, überhaupt angesprochen zu werden, lehnte Trafalgar sich zurück und zeigte ein schiefes Grinsen.

„Und wenn, würde es doch eh nichts ändern, oder?“

„Gewiss nicht“, stimmte Nico Robin ihm lächelnd zu und klatschte einmal in die Hände. „Sehr schön, dann war dies ja durchaus ein produktives Gespräch.“

Für einen Moment schwiegen sie alle, während die Archäologin so klang, als hätte sie gerade die Schulstunde beendet und ihre Klasse in die Pause entlassen.

„Mann“, murrte nun Cutty Fram genau wie ein verzweifelter Schüler aus der letzten Reihe, „mir raucht jetzt echt der Schädel.“

„Mir auch“, beschwerte sich der Lockenkopf und juckte seine krausen Haare, „ich weiß gar nicht, was mich mehr stresst…“

„Zorro“, sprach dann Trafalgar Law, der nicht im Mindesten erschöpft wirkte, „ich habe noch einige Fragen bezüglich Lady Loreen.“

Dulacre beobachtete sie, wie sie anfingen, mehrere Gespräche nebeneinander aufzubauen. Die Navigatorin schalt gerade den Kapitän, der augenscheinlich dem Gespräch nicht zugehört hatte, während Nico Robin sich leisen Wortes mit dem Musikanten unterhielt. Der Smutje auf der anderen Seite hatte sich diesen Moment ausgesucht, um sich mit Lorenor anzulegen, aber keiner der anderen Crewmitglieder schien sich daran zu stören, sodass diese Kabbelei anscheinend nichts Ungewöhnliches zu sein schien. Trafalgar Law, der sich wohl ignoriert vorkam, hatte sich von dem Sofa erhoben, und ging um den Tisch herum, um Lorenor erneut seine Frage zu stellen.

Dulacre auf der anderen Seite bemerkte zum ersten Mal ein seltsam starkes Gefühl der Erschöpfung, welches nun seine Aufmerksamkeit einholte. Diese Diskussion war langatmig und vielschichtig gewesen, von der emotionalen Achterbahn der letzten Stunden wollte er gar nicht reden, aber an sich nichts, was er nicht gewohnt war. Dennoch fühlte er sich ausgelaugt, auf eine Art, die ihm nicht bekannt war. Sein rauer Hals störte ihn kaum, das Ziepen in Brust- und Bauchbereich war unangenehm, dennoch nichts, was er näher beachten würde. Aber gerade in diesem Moment entschied er, sich in die verschiedenen Gespräche nicht einzubringen, aber nicht, weil er nichts mehr zu sagen hatte – oh nein, er hatte noch einiges, was er aussprechen wollte – sondern weil sein Geist langsamer arbeitete als bisher.

Er hatte das Gefühl, dass seine Sinne nach und nach immer stumpfer wurden, wie nach einer Nacht mit zu viel Alkohol, ohne den angenehmen Nebel der Trunkenheit.

„Herr Mihawk.“ Überrascht schaute er zur Seite, als der junge Doktor an seinem Hemdärmel zupfte. „Ich denke, es ist Zeit für Ihre Untersuchung.“

Zum ersten Mal war Dulacre fast dankbar für die etwas übertriebene Fürsorge des Schiffarztes. Nickend erhob er sich und folgte Doktor Chopper wortlos ins Krankenzimmer, sich Lorenors Blick auf seinem Rücken sehr bewusst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dasy
2022-04-27T06:11:30+00:00 27.04.2022 08:11
Endlich ist die Anspannung weg und alle unterhalten sich wieder wie "Normal".
Gut dass es Nico Robin gibt. Sonst würden einige Diskussionen voll an die Wand laufen.
Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass Mihawks Vater so derart schnell und viel Durchblick hat. jetzt bin ich richtig gespannt, wie das wohl ausgehen wird. Ich hatte ja kurz auf Vivi als Bürgen getippt.
Zorro kann ja auch mit Rebecca mitfahren, denn genauso sicher, wie die Marine gegen sich haben sie die Königsfamilie immer hinter sich (vorausgesetzt, die sind nicht selbst daran Schuld, dann aber die Nachfolgeregierung)
Na, jetzt lese ich erst mal das nächste Kapitel.

Liebe Grüße, Dasy
Antwort von:  Sharry
30.04.2022 11:59
Ja, was würden wir alle ohne Robin tun. Sie scheint auch eine der wenigen zu sein, die Dulacre mal runterholt, wenn er sich wiedermal aufregt.
Ich hatte tatsächlich auch mal drüber nachgedacht, Vivi in den Raum zu werfen, aber ich wusste nicht, ob denen allen bewusst war, dass sie anreisen würde (und natürlich würden die Strohhüte sie nicht in Gefahr bringen wollen, ganz unabhängig davon, ob sie sie wirklich erreichen könnten, daher hatte ich entschieden, sie erstmal außen vor zu lassen)

Wünsche dir noch viel Spaß mit den kommenden Kapiteln;-)

Ganz liebe Grüße
Von:  DoD
2022-03-20T22:12:21+00:00 20.03.2022 23:12
Ich will beinahe, dass der Plan schiefgeht, weil ich will, dass Falki ausrastet. Du hast die Handlung in den letzten zwei Kapiteln recht vorangetrieben, ohne auf dein umfangreiches zitieren von Begebenheiten zu verzochten, wie Zorro an Nami oder Falki an Law. Die überaus feindselige Bezihung der beiden ist durchaus interessant. Und ich würd mich über ein Gespräch zwischen Nico und Falki ebenfalls freuen, vor allem, weil du erstere so gut triffst in deiner Beschreibung- und sie diejenige ist, die am meisten mit Zorros Abstammung etwas anfangen kann, bzw, überhaupt versteht, wie wichtig es ist.
Ich freu mich auf die nächsten Kapitel. Auch, weil es mir scheint, das Falkis und Zorros Beziehung einiges gelöster ist - und tiefer wird, ohne, dass du darauf expliziet eingehst.
Antwort von:  Sharry
21.03.2022 22:06
Hallöchen nochmal!
Und danke für deinen Kommentar und deine lieben Worte!
Ja, wir kommen langsam vorwärts (es sind ja auch nur noch grob... 20 Kapitel oder so^^' Wir werden noch etwas beschäftigt sein), weil Zorro endlich mal den Mund aufmacht, hoffentlich nicht zu spät...
Ach, ich glaube Dulacre und Law verbindet eine wunderbare Feindschaft und irgendwie möchte ich mal eine Partyszene mit den beiden und einem betrunkenen Sanji schreiben, ich glaube, das könnte ganz lustig werden^^
'... das Falkis und Zorros Beziehung... tiefer wird, ohne, dass du darauf explizit eingehst' *Verbrennt die nachfolgenden Kapitel* ;-)
Ganz liebe Grüße
Antwort von:  DoD
28.03.2022 23:44
'... das Falkis und Zorros Beziehung... tiefer wird, ohne, dass du darauf explizit eingehst' *Verbrennt die nachfolgenden Kapitel* ;-)

Ich hoffe doch, dass mehr kommen mag. Was ich eigentliche bemerkt habe und es vielleicht nicht gut ausgedrückt habe, ist folgendes:
Es fühlt sich organisch an, ihre Entwicklung. Es ist nicht im Fokus, weil sonst so viel passiert, aber es nimmt Raum ein, weil es wichtig ist, dass es Raum einnimmt. Ich mag das Pairing halt auch, ich mag die Tiefe, sie sie haben, die Beleidigung, die mehr sind als das. Wahrscheinlich hättest du die gesamte FF ohne einen expliziten Hinweis schreiben können, und dennoch wäre ich ok damit, weil der gegenseitige Respekt und die Achtung meistens da ist- und oft auch der Streitpunkt per seh ist.
Ich freu mich aber auch darauf, zu sehen, wie sie sich weiterentwickeln.
Antwort von:  Sharry
08.04.2022 21:39
Alles gut, ich hab dich schon richtig verstanden, aber es war halt so lustig, weil ich jenes Kapitel gerade durchgearbeitet hatte, als ich deinen Kommentar gelesen hab ;-)
Und vielen Dank für deine Worte. Ja, ich glaube, es entwickelt sich so, weil es nicht von mir geplant war, sondern die zwei das so entschieden haben (wenn man es denn so nennen kann, Mihawk war ja doch etwas sehr frustiert mit sich selbst^^') und ich bin dann halt einfach dem irgendwann gefolgt, weil alles andere sich nicht richtig angefühlt hätte.
Aber ja, es wird noch einiges passieren ;-)
Von: RuffysKreationen
2022-03-20T11:09:40+00:00 20.03.2022 12:09
Wow, also in Mary Joa kann ja eigentlich nur alles schiefgehen :o
Würde ich aber sehr gerne sehen, wie Mihawk dort einfach alles und jeden erledigt :3 scheinbar hat er aber doch noch gesundheitliche Probleme. Spannend, ob das alles klappen wird o.o
Antwort von:  Sharry
20.03.2022 16:50
;-P Ach, glaubst du? ;-)
Naja, es wäre nicht überraschend, wenn unser lieber Mihawk nochmal austicken würde, der Geduldigste ist er ja nicht gerade...
Danke für deinen lieben Kommi^^


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