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The Bloodless

von

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Prolog

Fasziniert und gleichermaßen entsetzt beobachtete der alte Mann den Reiter, welcher auf ihren Hof zu hielt. Bereits von weitem konnte er erkennen, dass es sich um keinen einfachen Reisenden handelte. Kaum einer besuchte diesen abgelegenen Hof und für einen Botenreiter war er zu gemächlich unterwegs. Mit jedem weiteren Schritt, den das graue Pferd in seine Richtung machte, fühlte er sich unbehaglicher.

Kalter Schweiß stand ihm schon bald auf der Stirn, als er sich ängstlich an seinen Stecken klammerte. Seine Aufgabe als Ältester war es, Reisende nach ihrem Anliegen zu fragen. Schon oft kam er dieser Aufgabe nach, aber in diesem Moment war es ihm schon fast, sich zu wünschen er wäre letzten Winter gestorben. Nur um nicht mit diesem einem reden zu müssen.
 

Zaum- und Sattellos marschierte der graue Hengst die Straße entlang. Doch das ungewöhnlichere war auf seinem Rücken. Ein Mann, das Alter schwer zu schätzen, mit schneeweißen langen Haaren und einer ungesunden dunkelgrauen Haut. Gehüllt in einen langen schwarzen Mantel, welcher scheinbar aus lauter Rabenfedern bestand. Durch das farblose äußere stachen die Augen des Reiters erst richtig hervor. Ein tiefes Violett, beinahe leuchtend.
 

Noch einmal straffte der alte Mann seine Schultern, versuchte das Zittern seiner alten Knochen zu unterdrücken.

„Was führt euch zu uns Reisender?“ Klang seine Stimme schon immer so schwach?

„Ich sah eure Apfelbäume, verkauft ihr etwas von den Früchten?“ Melodisch und freundlich, jedoch mit einem Nachhall von Gefahr erklang die Stimme des Fremden.

„Natürlich, Herr.“ Schnell beauftragte er ein paar der Bewohner das gewünschte zu bringen. Standen sie doch alle in sicherer Entfernung und beobachteten die Szene. Wobei ‚sichere Entfernung‘ wohl ein dehnbarer Begriff war, wie ihm durch den Kopf schoss.
 

Der Fremde saß locker auf seinem Tier, als hätte er alles unter vollster Kontrolle. Zur Erleichterung aller zog er, sobald er seinen Sack Äpfel und drei Apfelkuchen hatte, wieder seiner Wege. Ohne sich groß um die Menschen zu kümmern ritt er langsam über die Felder davon.
 

„Marten! Was hat ein Dunkelelf hier verloren? Noch dazu am helllichten Tage?“ Mit einer Schaufel bewaffnet gesellte sich sein Neffe zu ihm.

„Das war kein Dunkelelf Thomas, das war ein Mischling. Die können bei Tage reißen.“, belehrte der Alte ihn sofort. „Aber sein erscheinen bedeutet normalerweise nichts Gutes.“
 

~~~
 

Genüsslich noch einen Apfel kauend sprang er schließlich von seinem Pferd ab. Mitten auf den Wiesen, in der nähe eines Waldrandes.

„Diese Stelle ist genauso gut wie jede andere Aiphatón. Wir schlagen hier unser Lager auf.“, meinte er ruhig und klopfte seinem Hengst den Hals. Dieser schnaubte kurz und trabte ein Stück weiter um zu grasen. „Pest, Cholera, schaut ob ihr etwas Essbares findet. Und macht es nicht kaputt!“, beschied er mit Blick gen Himmel, wobei er letzteres etwas strafend anfügte.

„Wir doch …“

„… nicht!“

Kam die Antwort von zwei krächzenden Stimmen.
 

Gemütlich am Feuer sitzend und den Hasen bratend, den seine beiden Raben gefangen hatten, beobachtete der Halb-Dunkelelf seine Umgebung. Nicht, dass er mit Problemen rechnete, aber er liebte die freie Natur. Die weiten Ebenen fast so sehr, wie die dichten Wälder. Keine Menschen um ihn herum, die ihn mit Angst, oder Missgunst betrachten.

Umso irritierter war er, als er einen einzelnen Wagen ausmachte, der genau auf seine Feuerstelle zu hielt. Sollte nicht seine Aura alleine bereits jeden von seinem Platz fernhalten? Jetzt doch etwas wachsamer beobachtete er das Näherkommen.

„Pest, Cholera, haltet euch bereit.“, mehr als ein Flüstern war es nicht, das er in die Richtung seiner beiden Raben richtete.

„Wir sind …“

„… immer bereit.“

Leicht nickend, nahm er die Antwort zur Kenntnis und beobachtete weiter das Maultier, welches gerade zum halten kam.

„Guten Abend der Herr. Darf ich mich an euer Feuer gesellen?“, fragte ein junger Mann, während er von seinem Wagen kletterte.

„Natürlich, am Feuer ist genug Platz. Der Hase dauert allerdings noch etwas.“

Der Fremde, gekleidet wie ein einfacher Händler, strahlte eine solche Ruhe aus, dass auch er selbst seine Vorsicht wieder verlor. Es war seltsam, kaum hatte er bisher eine solche Zufriedenheit gefühlt, wie in der Nähe dieses Reisenden.

Schon bald war am Feuer eine recht lockere Stimmung entstanden, auch wenn bisher nicht über mehr als die Straße selbst gesprochen worden war.

„Ein interessantes Pferd habt ihr da, ein Taliser nicht wahr? Solche Tiere sieht man selten. Schon gar nicht in Verbindung mit einem Halbdrow.“

Irritiert hob er seinen Kopf und richtete etwas seinen Federmantel. Das ein einfacher Händler die Bezeichnung kannte, kam kaum vor.

„Aiphatón ist mein treuer Gefährte, genauso wie meine beiden Raben. Aber ja, ein Taliser-Hengst.“, antwortete er wahrheitsgemäß, war er doch noch viel zu verblüfft.

Plötzlich zückte der Reisende ein dickes, in weißen Leder gebundenes Buch und eine Feder und schlug die erste Seite auf, welche noch nie einen Flecken Tinte gesehen zu haben schien.

„Ich reise umher und sammle Geschichten. Wie sieht es aus Wanderer, möchtest du mir deine erzählen?“ Seine Stimme hatte einen ernsten Tonfall angenommen, war aber nach wie vor so beruhigend, sodass er sich nicht bedroht fühlte.

„Meine Geschichte? Die ist nichts für Jungfrauen, oder möchtegern Abenteurer.“, meinte er nun mit einer spur Bitternis.

„Keiner wird sie lesen, bis ihr die Freigabe gebt. Mein Wort darauf. Man sollte nur anfangen sie nieder zu schreiben, bevor man sich nicht mehr an die Anfänge erinnern kann.“

Alte Weisheit und Erfahrung schwang in den Worten mit.

„Das wird lange werden.“, versuchte er es nochmal abzuwenden. War sich dabei jedoch selbst nicht mehr sicher, ob er nicht einfach reden wollte. Noch nie zuvor hatte er seine Geschichte wirklich erzählt. Bruchstücke ja, aber sein ganzes Erlebtes?

„Wir haben Zeit. Bedenke nur, das wird deine Geschichte. Belüge dich nicht selbst.“

Kurz herrschte Stille zwischen ihnen. Einer schaute erwartungsvoll auf seine Feder, der andere in den Nachthimmel und doch in weite Ferne.

„Mein Name ist Carmondaí. Ein Halbdrow, aufgewachsen in Vladishall. Dann wollen wir wohl beginnen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Usurpator
2021-07-04T23:27:16+00:00 05.07.2021 01:27
Na, das fängt ja schon mal gut an. 😮
Du verstehst es wirklich gut, bereits in einem Prolog eine geheimnisvolle Stimmung auf zu bauen.

Mir gefällt schonmal die Rasse des Protagonisten. Dunkelelfen übernehmen diese Rolle eher selten...
Auch die Namen machen wirklich was her, vor allem Pest und Cholera... geile Namen für Raben!

So, nun bin ich angefixt... Zeit weiter zu lesen 😉
Von:  Boahencock-
2021-06-28T03:38:23+00:00 28.06.2021 05:38
Gurdmorng!

Wie versprochen,les ich jetzt das Kapitel, und was ich so lese hört sich interesant an.😊😊😊😊

Das sind ja mal Namen für Raben Pest, Cholera.

Bestimmt ist er kein einfacher Händler.
Carmondaí seine Geschichte erzählen.
Bin Gespannt wie es weiter geht.

😼😉😼





Von:  Vigeta_Lord_d_T
2021-06-27T05:12:53+00:00 27.06.2021 07:12
Halb dunkelelf🙂🙂🙂🙂 schon mal interessant
. Hat der für die Äpfel und Kuchen bezahlt????

Pest, Cholera nicht gerade erfreuliche Namen für so Edele Vögel wie Raben!
Taliser Hengst!!!! A ja .???? Was zum TARTARROS ist das ????

Carmondaí und seine Geschichte.

Oke na da bin ich mal gespannt wie das weitergeht. Bin auf alle Fälle dabei. 😈😈😈😈
Antwort von:  Cuddlytoy
27.06.2021 08:56
Hehe, das is absolute absicht. Ich hab mit dem prolog in der mitte der geschichte begonnen und so getan, als würde man den großteil wissen. Das erklärt sich aber alles nach und nach, keine sorge. Freut mich aber, dass du gleich hier her gefunden hast!


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