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Sunrise - Daisuga

von

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Sonnenuntergang

Valentinstag. Ich stehe in der Umkleide und sehe runter zu der Pralinenschachtel, die in meinem Spind auf dem Schulflur gelegen hatte. Die kleine Pappbox ist aufwändig mit Seidenpapier verziert und die Handschrift auf der Karte wirkt verspielt. Es ist ein Geschenk eines Mädchens, dass sich wirklich Mühe gemacht hat. Ich lasse den Kopf hängen.

„Was hast du da?“ Suga neigt sich von hinten über meine Schulter.

„Oh, ähm...“, erschrecke ich und lege beide Hände über die Schachtel vor mir.

„Sag bloß, du verheimlichst etwas vor mir.“ Seine Stimme ist herausfordernd. Ich seufze. Warum stelle ich mich so an? Vielleicht freut er sich ja auch für mich. Ich reiche ihm die Schachtel und er sieht sie sich an. „Willst du mit mir ausgehen?“, liest er vor.

„Yui hat mir tatsächlich Schokolade geschenkt.“ Er sieht zu mir auf und ich seufze erneut.

Dann verändert sich sein Blick. Ich kann zusehen, wie sich seine Augen mit Tränen füllen. Mein Atem stockt. Was ist mit ihm?

„Daichi...“, dringt es gepresst aus seinem Mund und ich ziehe mitfühlend die Augenbrauen zusammen. Meine Brust verengt sich spürbar. Ich kann es nicht ertragen, wenn er weint. Er streckt die Arme nach mir aus, während die ersten Wassertropfen seine Wangen entlang laufen. Sofort mache ich einen Schritt auf ihn zu und schließe ihn fest in meine Arme. Meine Hand schnellt an seinen Hinterkopf, während er sein Schluchzen an meiner Brust erstickt und seine Arme um mich schlingt. Ich streichle ihm über das Haar, schmiege meinen Kopf an seinen. Ist es falsch, dass ich seine Nähe genieße? Dass es mich berauscht, wie gut er riecht? Das ist alles jetzt nicht wichtig.

„Was hast du?“, flüstere ich in sein Haar, während ich ihn weiter an mich drücke.

Er presst sich gegen mich, kuschelt sein Gesicht an meine Brust. „Ich...“, erklingt seine gebrochene Stimme, von Tränen erstickt. „Ich kann nicht mehr...“

Besorgt lasse ich meine Hand an seinem Kopf liegen. „Wie meinst du das? Was kannst du nicht mehr?“, frage ich mit leiser Stimme.

Er atmet stoßartig durch, krallt die Finger in mein Shirt. „...lügen...“

Ich blinzle überrascht. „Was...wen lügst du denn an?“ Das passt gar nicht zu ihm.

Er schluchzt. „Dich.“

Mein Herz schlägt schneller. Er belügt mich? Dafür gibt es doch keinen Grund. Ich schlucke. „Warum machst du das?“, sage ich sanft, ohne einen Vorwurf in meiner Stimme.

„Weil ich dir nicht weh tun will...“ Ich merke, wie sich seine Fingerkuppen in meinen Rücken drücken. Er hat gerade Angst, das spüre ich deutlich.

„Das ist schon ok.“ Er schnieft. „Es ist mir lieber, du tust mir weh, als dass du mich belügst.“ Er kauert sich zusammen und ich streiche über seinen Rücken. „Ich vertraue dir. Bitte vertrau auch mir, Suga.“ Ich schließe die Augen und höre ihn durchatmen.

„Ok.“, haucht er und lehnt sich zurück. Er sieht schniefend zu mir auf und ich fahre mit dem Daumen über seine Wange, streiche ein paar Tränen aus seinem Gesicht. Ich weiß, diese Geste ist zu zärtlich, doch ich kann nicht anders. Er lässt es zu, schließt sogar die Augen. Ich lasse meine Hand an seiner Wange verharren.

„Was war deine Lüge?“, frage ich leise und er öffnet die Augen. Seine Hand legt sich über meine und er drückt meine Finger sanft gegen seine Wange. Mein Herz klopft schneller.

„Dass ich nur Freundschaft für dich empfinde.“ Ich sehe ihn geschockt an. …Was...? Seine Augen werden schmal und weitere Tränen fließen. Ich atme aus, mir fehlen die Worte. „Ich bin schon lange in dich verliebt.“ Er kneift die Augen zusammen, hält meine Hand mit zittrigen Fingern gegen seine Wange gedrückt. Ich spüre mein Herz gegen die Brust hämmern. „Als du mich geküsst hast, konnte ich es nicht mehr verbergen.“ Er öffnet die Augen, blickt mich zärtlich an. „Du hast mir die letzte Hemmung genommen, die Grenze überschritten.“ Er atmet leise ein. „Darum habe ich dich zurück geküsst. Weil ich es genossen habe, mich mal nicht verstecken zu müssen.“ Er sieht mich leidend an. „Ich liebe dich.“

Mein Herz macht einen Satz. Er... er liebt mich? Ich schüttel bedrückt den Kopf. „Warum sagst du etwas so Schönes, so traurig?“

„Weil wir nicht zusammen sein können.“ Er kneift die Augen zusammen.

Ich blinzel. „Warum denn nicht?“

Er öffnet langsam die Augen, sieht zu Boden. „Weil das nicht der Plan ist, den mein Schicksal für mich bereit hält.“

Ich sehe ihn fragend an, hebe eine Augenbraue. „Was für ein Plan?“

Er schluckt, hält den Blick gesenkt. „Ich werde heiraten und eine Familie gründen.“

Leise hauchend, atme ich aus. „Das ist dein Plan?“, frage ich sanft und er nickt. „Würde dich das glücklich machen?“ Ich bewege meine Finger an seiner Wange und er sieht mich an. „Ist das denn wirklich, was du willst? Eine Frau und Kinder?“

Sein Körper beginnt zu zittern, während es ihm sichtbar schwer fällt meinem Blick stand zu halten. Schließlich kneift er die Augen zusammen, presst seine Finger an meine und beginnt den Kopf zu schütteln. „Nein.“, dringt es gequält aus seinem Mund. Er schlägt die Augen auf, sieht mich überraschend fest an. „Ich will dich.“

Mein Herz überspringt einen Schlag und Wärme breitet sich in mir aus. Dann entspanne ich langsam mein Gesicht und ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen. „Dann mach einen neuen Plan.“ Er sieht mich mit großen Augen an. „Wir haben unser Schicksal selbst in der Hand.“ Seine Augen funkeln erstaunt. „Ich spüre ganz deutlich... mein Schicksal, bist du.“ Er atmet aus, hält mich in seinem Blick gefangen, doch ich mache nicht mal den Versuch mich daraus zu befreien. Ich will mich ganz und gar im warmen Braun seiner Augen verlieren. „Ich will mit dir zusammen sein.“

„Das will ich auch.“ Er drückt meine Finger in seiner Hand zusammen.

„Dann soll es so sein.“, sage ich sanft, schließe die Augen und küsse ihn sanft. Seine Lippen bewegen sich zögerlich unter meinen, bis er den Kuss erwidert. Vorsichtig lasse ich meine Hand in seinen Nacken gleiten und drücke ihn leicht an mich. Seine Arme legen sich um meine Schultern und auch er zieht mich an sich. Ich atme genussvoll durch und er fährt durch mein Haar. Das fühlt sich verdammt gut an.

Er lehnt sich zurück, hält die Augen noch einen Moment geschlossen als müsste er noch realisieren, dass das gerade wirklich zwischen uns passiert ist. Als er mich dann ansieht, ist sein Blick wohlig ruhig. Er lächelt und mir geht das Herz auf. „Ich liebe dich.“

Ich kann nicht anders als zurück zu lächeln. Das ist wie ein schöner Traum. „Ich liebe dich auch.“

Er lacht leicht auf, dann neigt er sich wieder vor und küsst mich zärtlich. Wow. Meine Hände wandern über seinen Rücken. Er fühlt sich so verdammt gut an in meinen Händen. Seine weichen Lippen drücken sich an meine, bewegen sich vorsichtig üben meinen Mund. Dann lehnt er sich wieder zurück und sieht kurz zu Boden, ehe sich unsere Blicke wieder treffen. Was hat er denn?

„Lass... lass uns das für uns behalten.“ Er senkt den Blick wieder und ich nicke zögerlich. Natürlich würde ich es gerne allen erzählen, dass wir jetzt ein Paar sind, aber ich verstehe auch, dass er das nicht möchte. Er war ja kaum bereit mir seine Gefühle zu offenbaren. Mein Schweigen scheint ihn allerdings dazu zu bewegen, weiter zu sprechen. „Es ist nicht, weil...“ Seufzend sucht er nach Worten. „Es würde mich nicht stören, wenn das Team davon weiß...“ Er sieht zu mir auf, mit unsicherem Blick. „Aber ich will auf keinen Fall, dass es meine Mutter erfährt.“ Überrascht presse ich die Lippen zusammen. Wieso das denn? „Je mehr Leute es wissen, umso schneller wird sie es erfahren...“ Ich öffne den Mund, doch bevor ich etwas sagen kann, spricht er weiter. „Sie mag dich Daichi.“ Er lächelt und ich lege den Kopf zu Seite. „Aber ihr Plan für mich sieht anders aus.“

Ich atme stoßartig aus, begreife sofort, was hinter seinen Worten steckt. „Als du eben vom Schicksal gesprochen hast, da meintest du sie. Oder?“

Er beißt sich auf die Lippe und sieht ertappt zur Seite. „Sie wünscht sich nichts mehr als Enkelkinder...“ Oh... „Sie will mich ständig mit Töchtern ihrer Freundinnen verkuppeln, neckt mich, wo sie kann, wann ich denn mal ein Mädchen mit nach Hause bringe und wann sie Oma wird...“ Ich schlucke. „Sie meint das nicht böse, nur... Es tut weh, ihr nicht die Träume erfüllen zu...“

Ich tätschle seinen Kopf. „...wollen.“, beende ich seinen Satz. Er nickt seufzend. Es bedrückt mich und gleichzeitig bin ich erleichtert, den Grund zu wissen, warum er mich bisher abgewiesen hat. "Suga, du vergisst da was.“ Er sieht zu mir auf. „Am Ende ist es dein Leben, nicht ihres.“ Er lässt den Kopf hängen und ich küsse seine Stirn, was ihn zum Lächeln bringt.

„Okay...“, haucht er selig. Ein kurzer Moment vergeht, in dem wir einfach still die Nähe des anderen genießen. „Ich denke... Asahi können wir es sagen.“ Sein warmer Blick trifft mich angenehm und ich nicke. Er wird es niemandem erzählen. Und ich bin mir zudem sicher, dass er sich für uns freuen wird.



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