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Sieben

Draco x Ginny
von

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E I N S

 

Eine Weasley. Ganz offensichtlich. Sein Vater hatte ihm alles erzählt, was man über diese Familie wissen musste. Lucius Malfoy bezeichnete die Weasleys daheim immer wieder als Schande für die Zaubererschaft. In Hogwarts hatte er bereits in seinem ersten Schuljahr mit vieren von dieser Sorte Bekanntschaft gemacht und Draco stimmte mit seinem Vater mal wieder überein: Er hasste diese Familie!

 

Dieses Mal stand er jedoch zum ersten Mal einer weiblichen Weasley gegenüber. Eigentlich wollte Draco bei Flourish & Blotts nur einen Blick auf den berühmten Gilderoy Lockhart werfen, von dem andauernd gesprochen wurde, als er Potter und seine Anhängsel erblickte. Natürlich musste sein Erzfeind sich mal wieder in den Mittelpunkt drängen und versuchen auf dem Titelblatt zu landen. Reichte ihm nicht schon die Aufmerksamkeit in Hogwarts? Nein, jetzt musste er sich auch noch in der Winkelgasse in seinem Ruhm sonnen. Die Gelegenheit ihn auf die Palme zu bringen packte er ebenso am Schopfe wie einige Wochen später die Alraunen im Kräuterkundeunterricht. Doch bevor es richtig lustig werden konnte, mischte sie sich ein. Offensichtlich schien sie nicht zu wissen, wer er war, als sie sich töricht zwischen ihn und seine Nemesis stellte. Draco hätte von diesem Mut beeindruckt sein können, hätte sie ihm damit nicht eine weitere Angriffsmöglichkeit gegeben.

 

Der Hass in ihren Augen amüsierte ihn, und das nur, weil er lediglich die Wahrheit ausgesprochen hatte, etwas, was sich anscheinend sonst keiner zu sagen traute. Vor ihr brauchte er sich nicht im Geringsten zu fürchten, denn dieser kleine schmächtige Zwerg, der ihm gerade bis zu den Schultern ging, besaß weder die Körpergröße noch die magische Ausbildung, um ihm gefährlich zu werden. Ein Duell würde er locker gewinnen, vermutlich sogar mit verbundenen Augen. Noch dazu schien sie wie ein offenes Buch für ihn zu sein. Ihren wunden Punkt hatte sie ihm bereits offenbart. Noch eine Sache, die die Welt ebenso wenig brauchte, wie einen weiteren Weasley: einen weiteren Harry-Potter-Anbeter.

 

Sie würde niemals in der gleichen Liga spielen, wie er. Dazu war sie zu unbedeutend. Dafür war sie zu arm. Denn in dieser Welt regierten berühmte Namen und Geld, das wusste er. Glücklicherweise besaß Draco Malfoy beides.

 

Seine Augen wanderten über ihre Kleidung und er rümpfte unwillkürlich die Nase. Noch dazu dass er diesen Kleidungsstil überhaupt nicht widererkannte, die Hose und der Pullover wirkten nicht nur einige Nummern zu groß, sondern auch noch abgetragen und dreckig. Das lange rote Haar war glanzlos und gehörte unbedingt mal wieder geschnitten. Ihr Auftreten war alles andere, als elegant. Und auch die Bücher, die sie in ihrem Kessel trug, wirkten nicht gerade neu. Ob ihr bewusst war, wie sie aussah?

 

Ihm fiel dazu nur ein Wort ein:

 

Erbärmlich.

 
 

*

 
 

Z W E I

 

Draco wünschte Weasley wäre immer so klein und leicht aus dem Konzept zu bringen geblieben, doch je älter sie wurde, umso größer schienen ihr Mut und ihr Selbstbewusstsein zu werden.

 

Als sie nach Hogwarts kam war sie zu einer willkommenen Alternative zu den üblichen Gryffindors geworden, die er vorzugsweise ärgerte. Wie oft er sie zum Heulen gebracht hatte konnte er schon gar nicht mehr zählen. Bei ihr war es immerhin ein doppelter Triumph: Nicht nur eine Gryffindor, die er verspotten konnte, sondern auch eine Weasley.

 

Mädchen zum Weinen zu bringen gelang ihm ohnehin sehr einfach: Man musste nur etwas zu ihrem Aussehen oder Gewicht sagen und schon flossen die Tränen. Bei Weasley war es allerdings anders. Da musste er nur über ihre Familie herziehen oder über ihre Armut. Wenn das nicht funktionierte zog er immer noch seinen Trumpf aus dem Ärmel und das war Harry Potter. Ihre Vernarrtheit war so offensichtlich. Selbst wenn sie für den Retter der Welt unsichtbar blieb, er sah es ganz genau. Denn er behielt sie genau im Auge, so wie alle seine Feinde.

 

Weasley hatte sich schon immer gewehrt. Seit ihrer ersten Begegnung. Er wollte Angst in ihren Augen sehen, wie bei den anderen Schülern, doch statt Angst bekam er Trotz und statt Tränen schleuderte sie ihm Flüche entgegen, nicht nur mit ihrem Zauberstab sondern auch mit ihrem vorlauten Mund. Manchmal zweifelte er daran, ob sie tatsächlich ein Mädchen war, so burschikos, wie sie sich benahm. Vielleicht war das bei dem ärmeren Volk so. Sie hatten einfach keine Manieren. Woher sonst sollte sie all diese Schimpfwörter kennen, die selbst Crabbe und Goyle zum Staunen brachten.

 

Immer wenn er sich mit ihr anlegte tauchte plötzlich wie aus dem Nichts einer ihrer Brüder auf, um sie zu beschützen. In Hogwarts gab es vermutlich mehr Weasleys als Ratten. Es ärgerte ihn tierisch, denn er wartete ungeduldig auf den Moment, in dem er über sie triumphieren würde, auf den Moment, wenn sie auf dem Boden lag, zu seinen Füßen, und einsah, wo ihr Platz war. Sie sollte vor Angst erzittern, wenn sie ihn sah.

 

Deshalb ließ er keine Gelegenheit aus, sie zu verspotten, sie zu reizen und sie zu verfluchen. Seiner Meinung nach stand es ihr nicht zu, die gleiche Schule zu besuchen, wie er. Immerhin gab sie sich mit Schlammblütern ab und besaß noch dazu nicht einen Knut. Was für ein Glück für die Weasleys, dass Dumbledore keine Schulgebühren verlangte, denn dann würden sie irgendwo in der Gosse hocken und mit Steinen spielen, während er im Zaubetränkeunterricht bei Snape lernte, wie man flüssiges Glück zusammenbraute.

 

Doch leider hatte er kein Glück, das merkte er spätestens, als es ihr gelang ihn mit ihrem Flederwichtfluch in den Krankenflügel zu befördern. Was für eine Demütigung! Wütend brütete Draco in seinem Krankenbett vor sich hin und arbeitete bereits an einem Plan, es der vorlauten Gryffindor heimzuzahlen. Ungestraft würde sie nicht damit davonkommen.

 

Eins stand fest – sie war:

 

Herausfordernd.

 
 

*

 
 

D R E I

 

Quidditch! Jetzt spielte sie auch noch Quidditch! Ihr blasiertes Grinsen war kaum zu ertragen. Was hatte dieses Mädchen dafür getan, um in die Mannschafft aufgenommen zu werden? Draco schüttelte sich bei dem Gedanken daran. Seiner Meinung nach sollte es Hexen ohnehin nicht erlaubt sein Quidditch zu spielen – da war er sich übrigens mit den anderen Slytherins einig. Noch dazu eine Weasley! Wie um alles in der Welt sollte sie es gelernt haben so gut zu fliegen, wenn sie keinen Knut übrig hatte für einen tauglichen Rennbesen? Im Gegensatz zu seinem Vorzeigestück flog sie jedenfalls nur auf einem der klapprigen Schulbesen. Er hatte ja nicht viel erwartet, als sie als Potters Ersatz das Spielfeld betrat, doch als er sie dann tatsächlich fliegen sah, wäre er beinahe geplatzt vor Wut …

 

Weasley wagte es doch tatsächlich gut zu sein und – im Gegensatz all seiner Erwartungen – tatsächlich den Schnatz zu fangen! Ihm war ganz perplex der Mund aufgeklappt und er hatte mehr als blöd aus der Wäsche geguckt. Wenn das nicht mit rechten Dingen zulief! Irgendein Zauber musste dahinter stecken, denn er konnte es sich nicht eingestehen, dass sie tatsächlich Talent besaß. Am liebsten hätte er sie erwürgt oder noch besser vom Besen geschubst, damit sich solch ein Desaster nicht noch einmal wiederholte! Da war selbst seine gute Laune über die Tatsache, dass Potter lebenslanges Quidditchverbot erhalten hatte, schneller wieder verpufft, als Longbottom seine dämliche Kröte verlor. Was nützte es ihm, wenn Gryffindor dann trotzdem noch gewann?

 

Es war zum Haare raufen! Diese Weasley war ihm eindeutig ein Dorn im Auge. Er zuckte immer noch ängstlich zusammen, wenn er in den Kerkern dunkle Schatten herumflattern sah – glücklicherweise stellten sich die befürchteten Fledermäuse meist als verirrte große Motten heraus. Noch dazu, dass sie einfach so völlig anders war, als alle Mädchen, die er kannte, in all den Jahren schaffte sie es immer wieder ihn zu überraschen. Sie wagte es, ihm Paroli zu bieten und konnte einigermaßen gut mit dem Zauberstab umgehen.

 

Und doch stritt er sich mit ihr viel lieber, als mit anderen Gryffindors, oder mit allen Ravenclaws und Hufflepuffs zusammen, gerade weil sie sich ihm zu Wehr setzte. Ihr vorlautes Mundwerk war irgendwie erheiternd. Sie setzte die Messlatte enorm hoch. Die anderen Schüler zu schikanieren machte ihm keinen Spaß, wenn sie sich nicht einmal die kleinste Mühe gaben etwas zu erwidern, sondern einfach ihr Schicksal kampflos annahmen und sich schnellstmöglich aus dem Staub machten. Die Auseinandersetzungen mit Weasley waren wie ein Ventil, durch das er all seinen angestauten Zorn auslassen konnte.

 

Seine grauen Augen beobachteten sie von der Zuschauertribüne aus, wie sie auf ihrem Besen in der Luft flog und stolz lächelnd der jubelnden roten Menge zuwinkte. Bei dem Anblick hätte er kotzen können.

 

Ein Wort schoss ihm durch den Kopf:

 

Widerlich.

 
 

*

 
 

V I E R

 

Ihm war schon immer klar gewesen, dass er nach Slytherin wollte. Die Eigenschaften dieses Hauses waren ihm in die Wiege gelegt worden. Das Haus Gryffindor verspottete er deshalb, weil es sich von Tradition an so gehörte. Die eingebildeten und risikofreudigen Deppen machten es ihm allerdings auch nicht gerade schwer, sich über sie lustig zu machen. Weshalb Draco allerdings nie in das Haus der Löwen gepasst hätte merkte er spätestens bei der Schlacht in Hogwarts.

 

Während er beobachten konnte, wie sich zahlreiche seiner Mitschüler mutig in den Kampf stürzten versuchte er sich nur irgendwo im Schloss zu verstecken, während er zu Merlin betete mit dem Leben davon zu kommen. Crabbe war inzwischen in den Flammen des Dämonfeuers verbrannt und er wollte seinem Freund nicht unbedingt in den Tod folgen. Schon in seinem sechsten Schuljahr hatte er feststellen müssen, dass er alles andere war als mutig. Draco war ein Feigling. Eindeutig.

 

Die kleine Weasley war genau das Gegenteil davon. Bereits zuvor hatte sie damit auf sich aufmerksam gemacht, dass sie sich gegen Ungerechtigkeiten zu Wehr setzte. Deshalb war es für ihn nicht überraschend gewesen, als sie damals Mitglied in dieser von Potter angeführten Armee gewesen war oder dass sie gegen das verrückte Geschwisterpaar der Carrows rebelliert hatte. Vielleicht war sie auch einfach nicht ganz dicht, weshalb sonst hatte sie versucht zusammen mit Longbottom das Schwert von Gryffindor zu stehlen?

 

Nicht ganz dicht zu sein und Mut zu haben war vielleicht ein und dasselbe, weshalb sonst stellte sie sich ausgerechnet einer der gefährlichsten Todesserinnen in den Weg? Draco konnte seinen Augen kaum trauen, als er sah, wie sich das junge Mädchen gemeinsam mit Granger und Lovegood mit Bellatrix Lestrange duellierte. Seit er seine Tante das erste Mal getroffen hatte, hatte sie ihm eine ungeheure Angst eingejagt. Sie war nicht nur verrückt, sondern auch äußerst skrupellos und die Okklumetik-Stunden bei ihr waren alles andere als angenehm gewesen. Weasley hatte keine Chance, das musste ihr klar sein, und doch kämpfte sie entschlossen.

 

Wie gebannt starrte Draco auf die Frauen, die sich bekämpften, geschockt und gespannt zugleich. Weasley bewegte sich wie eine Amazone: unerschrocken und gefährlich. Sie schwang schon beinahe graziös den Zauberstab und wehrte sich gekonnt gegen die Flüche der Todesserin. Er wusste einfach nicht, was er davon halten sollte. Draco versuchte den Gedanken zu unterdrücken und schämte sich schon beinahe dafür, aber er hoffte, dass Weasley dieses Duell gewann. Ihre Entschlossenheit und ihr Mut waren beneidenswert und hinterließen einen bleibenden Eindruck bei ihm. Seine Augen hingen an jeder ihrer Bewegungen.

 

Dazu passte nur eine Beschreibung:

 

Beeindruckend.

 
 

*
 

F Ü N F

 

Weasley hatte ihr Können während ihrer letzten Jahre in Hogwarts mehrmals bewiesen und nicht nur als Sucherin sondern vor allem als Jägerin eine gute Figur gemacht. Deshalb war Draco nicht sehr überrascht, als er zu hören bekam, dass ausgerechnet sie in der Mannschaft der Holyhead Harpies aufgenommen wurde. Was blieb, war die Eifersucht. Inzwischen war Draco erwachsen genug, um reflektieren zu können, dass es oft Eifersucht gewesen war, die ihn all die Jahre dazu gebracht hatte nicht nur sie sondern auch ihren Bruder, sowie Potter und Granger zu verspotten. Wie sehr hatte er sich immer gewünscht eines Tages Mitglied einer berühmten Quidditchmannschaft zu sein, ein Spieler, der von jedem bejubelt wurde und von dem sich die Kinder voller Stolz Poster in ihr Zimmer hängten?

 

Hingegen aller Aussagen war Draco nicht schlecht im Quidditch gewesen. Doch solch ein großes Talent, um tatsächlich in einer Liga zu spielen, besaß er leider nicht. Dass es dann ausgerechnet einmal wieder ein Weasley war, der ihn übertrumpfte, kratzte auch heute noch stark an seinem Ego.

 

Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, einem der Spiele der Holyhead Harpies beizuwohnen. Einer seiner Freunde hatte zwei Freikarten erstanden. Draco mochte Quidditch nach wie vor und er hatte ohnehin sehr viel Freizeit, weshalb er sich eines Samstagabends im Stadion wiederfand und dem Spiel gegen die Falmouth Falcons zusah.

 

In den letzten Jahren hatte er mehr oder weniger verfolgt, was seine ehemaligen Mitschüler nach Hogwarts mit ihrem Leben anstellten. Nicht nur aus seinem eigenen Haus. Seit der Schlacht in Hogwarts hatte sich viel für ihn verändert. Vor allem seine Einstellung gegenüber einigen bestimmten Gryffindors, die ihm das ein oder andere Mal das Leben gerettet hatten. Trotzdem schämte er sich ein wenig, hier zu sitzen und Ginevra Weasley – inzwischen kannte er ihren Vornamen – dabei zu beobachten, wie sie ein Tor nach dem anderen erzielte. Die Frauenmannschaft erlangte schnell die Führung und ließ die Falmouth Falcons ziemlich alt aussehen.

 

Immer noch schaffte es der Rotschopf ihn zu überraschen und er fragte sich, wie sich wohl heute ein Aufeinandertreffen der beiden abspielen würde. Doch an diesem Abend begnügte er sich damit, ihr beim Fliegen zuzuschauen. Sie flog so schnell, dass sein Blick ihr kaum folgen konnten. Ein Farbgemisch aus Rot und Grün. Welch eine Ironie, dass sie nun die Farben seines Hauses trug.

 

Schnell und wendig wich sie jedem Klatscher und jedem Gegner aus. Zielsicher fing sie jeden Quaffel und warf sie durch die Torringe, als gäbe es keinen Hüter, der sie bewachte.

 

Sie war wirklich gut.

 

Während des gesamten Spiels hingen seine Augen fast nur an ihr.

 

Er konnte es nun zugeben – sie war:

 

Faszinierend.

 
 

*
 

S E C H S

 

Ginevra standen nicht nur grüne Quidditchumhänge sondern auch dunkelblaue Abendkleider. Inzwischen konnte die erwachsene Frau sich nämlich durchaus vernünftige Kleidung leisten, im Gegensatz zu ihrer Kindheit, als sie die abgetragenen Pullover ihrer Brüder tragen musste. Seit ihrer ersten Begegnung bei Flourish & Blotts hatte sich viel verändert, stellte Draco fest. Nun besaß sie nicht nur Geld, sondern auch einen berühmten Namen. Nicht nur die Quidditchmagazine waren voll von ihr. Jede junge Hexe träumte davon, so schön und so cool wie sie zu sein. Mittlerweile war es sein Name, der an Ansehen verloren hatte. Der Name Malfoy machte immer noch Eindruck, allerdings keinen positiven. So vieles hatte sich zwischen ihnen verändert und doch würden sich einige Dinge niemals ändern.

 

Er konnte es einfach nicht lassen, sie mit einem blöden Spruch zu reizen, als er sie eines Abends auf einer Veranstaltung traf, umgeben von berühmten Persönlichkeiten, festlicher Musik und reinstem Luxus. Seltsamerweise war er derjenige, der sich nun fehl am Platze fühlte. Trotz aller Zweifel überkam ihn wieder seine übliche Selbstsicherheit, die ihn dazu brachte, ihr die Worte zuzuraunen. Ganz wie in alten Zeiten. Statt empört zu reagieren grinste Ginny nur kokett und erwiderte mit einer lieblich gesäuselten Beleidigung, die schon beinahe unter die Gürtellinie ging. Doch statt sich angegriffen zu fühlen konnte er nur belustigt lächeln. Es war, als begrüßten sich zwei alte Freunde, die ihre eigene Sprache sprachen.

 

Sein Blick wanderte einmal über ihren Körper und studierte jede ihrer Kurven, beäugte jede ihrer Sommersprossen sowie das rote Weasleyhaar, welches nun elegant hochgesteckt war und ihn früher immer angewidert hatte. Dieses Kleid, das sie trug, war wirklich atemberaubend schön und schmeichelte ihrer Figur. Für einen Moment fragte er sich, wie sie wohl ohne diesen teuren Fummel aussehen würde. Die kleine Weasley war inzwischen erwachsen geworden.

 

Als seine Augen wieder zu ihren wanderten musste er feststellen, dass sie seinen musternden Blick durchaus bemerkt hatte. Ihre Mundwinkel hoben sich leicht und in ihre braunen Augen trat ein Funkeln, das ihn voll und ganz in ihren Bann zog. Sie ging an ihm vorbei, nicht ohne mit ihrer Hand noch einmal flüchtig über seine Brust zu streichen, eine federleichte Berührung, kaum spürbar und doch schien er noch minutenlang nichts anderes als ihre Finger zu fühlen, die sich durch den Stoff seines Hemdes brannten.

 

Den ganzen Abend über suchten seine Augen die ihren. Als stünde er unter einem magischen Bann, dem er sich nicht entziehen konnte. Niemand sonst interessierte ihn, weder die Rede des Gastgebers noch das dekadente Essen. Jede Einladung zum Tanzen wurde von ihm ausgeschlagen. Es gab nur eine, mit der er tanzen wollte.

 

Lächelnd nahm sie seine Einladung an. Als seine Hand ihre ergriff, um sie zur Tanzfläche zu führen, schien sie endlich ihr Ziel gefunden zu haben. Den ganzen Abend über ließ er sie nicht mehr los.

 

Er konnte sich nicht helfen – sie war:

 

Unwiderstehlich.

 
 

*
 

S I E B E N

 

Sein Leben lang hatte man ihn darauf vorbereitet, dass dieser Tag einmal kommen würde. Stets stand dieses ungewisse Datum weit entfernt in der Zukunft, bis es plötzlich da war. Dass er einmal heiraten würde war seit seiner Geburt für ihn vorbestimmt gewesen, immerhin erwartete man von ihm einen Erben zu zeugen, dass jedoch sie es sein würde, die er einmal heiraten würde, hätte er nie erwartet. Früher hätte er genügend Gründe gefunden, die dagegen sprachen, doch mittlerweile interessierte ihn keiner dieser Gründe mehr. All die Jahre über hatte er gedacht, sie zu kennen, zu wissen, wer sie war. Allem Anschein nach hatte er sich geirrt. Entweder hatte sie sich verändert, womöglich aber auch er, aller Wahrscheinlichkeit nach sogar sie beide, woran sonst sollte es liegen, dass ihn all die Kleinigkeiten, die ihn früher so sehr gestört hatten, nun nicht mehr interessierten. Endlich hatte er sie richtig kennengelernt. Er liebte ihren liebevollen Charakter und ihr feuriges Temperament, liebte es mit ihr zu streiten und liebte es sich mit ihr zu versöhnen. Vor allem liebte er es sie zu lieben.

 

Es gab Tage, da trieb sie ihn in den Wahnsinn und doch konnte er sich nicht vorstellen morgens neben einer anderen Frau aufzuwachen. Es überraschte ihn jeden Tag aufs Neue, dass sie ebenso empfand wie er. Dass er nach all den Jahren der Angst und Verzweiflung nun endlich auf eine unbeschwerte Zukunft blicken durfte. Dabei hatte er gedacht, er hätte nach all seinen Fehlern solch ein Glück nicht verdient. Denn Fehler hatte er in der Vergangenheit genug gemacht. Aber ihre Liebe war bedingungslos.

 

Den Moment, als sie im Brautkleid vor ihm stand, würde er sein Leben lang nicht vergessen. Es war nicht nur das imposante Kleid, das sie zum Strahlen brachte. Ihr glückliches Lächeln überstrahlte alles und jeden anderen im Raum. Noch nie hatte er sie so glücklich gesehen. Und es verschlug ihm die Sprache bei den Gedanken daran, dass er der Grund dafür war. Eine flammendrote Lockenpracht fiel ihren Rücken hinunter, leicht verdeckt von einem langen Schleier. Die Rosen in ihrem Blumenstrauß waren in dem gleichen Rot, wie ihr Haar. Die großen braunen Augen ließen ihn keine Sekunde aus den Augen, als wären sie beide die einzigen Anwesenden. Noch nie hatte er etwas Schöneres gesehen, als die Zuversicht und die Freude auf die gemeinsame Zukunft in ihrem Blick.

 

Den Namen Weasley hatte er nie gemocht. Sein Familienname stand ihr viel besser. In wenigen Momenten würde sie eine Malfoy sein.

 

Langsam beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr:

 

„Du bist …“

 

… wunderschön.“



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