Zum Inhalt der Seite

Ausflug der (un)gewöhnlichen Art

Reisebekanntschaften mit Vampiren,Geistern und Dämonen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aus und vorbei...

Okey, da bin ich. Ist jetzt wirklich total schwer, einen Punkt in meiner überarbeiteten Version zu finden, damit noch alles verständlich ist.

Also gehen wir am Besten im Verlauf der hier online gestellten Version, einfach ein "wenig" in der Zeit zurück. Und zwar an jenem Punkt, in dem Duncan erzählt, wie es begonn. Wann er zum ersten Mal Cyrus traf. Doch diesmal lässt er es für sich Revue passieren anstatt es Sybille zu erzählen.
 

Sybille hatte diesen Traum, jenen, in dem sie auf dem Friedhof ist und Fiamma, Boris und Duncan beobachtet. Während sie schläft, stehen ihre Freunde um ihr Bett, zusammen mit Mathilda, die ihr zu helfen versucht. Als Sybille aufschreckt, das Bild von Duncan in ihrem Kopf, so grausam und gefährlich, verweist sie ihn augenblicklich aus ihrem Zimmer. Er geht.
 

~*~*~*~
 


 

Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst. Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen; denn die Liebe genügt der Liebe.

(Khalil Gibran)
 

Duncan kann nirgendwo hin, denn der Tag herrscht nun. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich in die Dunkelheit zu flüchten - in seine Gruft. So nah und doch so fern von Sybille. Gott, wie er sie hasst! Teufel, wie er sie begehrt! Wutschnaubend lässt er sich auf sein Bett fallen und verschränkt die Arme hinter den Kopf. Er kennt sie noch nicht lange, eigentlich kennt er sie überhaupt nicht. Er weiß nur, wie sie schmeckt - wie sie riecht - wie sie sich anfühlt. Sie sah ihn immer nur mit angsterfüllten oder scheuen Blicken an, doch nie so voller Hass. Nein, schlimmer noch... Voller Gleichgültigkeit. Was hat sie gesehen? Was weiß sie?

Der für ihn notwendige Schlaf überfällt ihn, erlöst ihn von seiner Pein, Antworten auf die vielen Fragen zu finden und zieht in eine andere Welt... In die Welt der Träume, wo er mit Bildern von längst Vergangenem konfrontiert wird...
 

[...]In einer kleinen Taverne, in einem verschlafenen Nest, in der Nähe von Dublin, in Irland. Anfang Winter. Die Straßen waren aufgeweicht, von tiefen Furchen und Eindrücken gezeichnet. Regen schwängerte die Luft, machte sie noch mächtiger, frischer. Ein Mann betrat das Gasthaus. Ein grob gesponnener, zerschlissener Umhang verhüllte seine leicht gebeugte Gestalt. Das Gesicht bleich und schmal, doch die Augen lebendig und er sah sich in der Schenke um. Trotz seines erbärmlichen Eindruckes hatte man das Gefühl, er würde sich hier jedem gegenüber überlegen fühlen, der Herr sein und nicht ein Wandersmann auf der Suche nach einer warmen Unterkunft.

Stillschweigend nahm er an einem der Tische Platz und hieß der geschäftig umhereilenden Wirtin zu ihm zu kommen. Es war eine Frau in der Blüte ihres Lebens. Gut genährt aber nicht dick. Freundliche, braune Augen. Die Haare brav geflochten und nach oben gesteckt. Sie nahm seine Bestellung auf und verschwand in der Küche. Während er wartete, stellte sich ein kleines Mädchen vor ihn. Sie zählte wohl gerade acht Jahre, dennoch konnte man sicher sein, dass sie dereinst eine bildhübsche Frau werden würde. Dunkel und wie Samt, fielen ihre Haare über die zierlichen Schultern und sie sah den Fremden aus großen, braunen Rehaugen neugierig an. "Woher kommst du?!"

Er sah sie lang an, ehe ein Lächeln seine schmalen, bläulichen Lippen zierte. Gerade wollte er sie zu sich auf seinen Schoß ziehen, als ein Junge zu ihnen trat und das Mädchen zurückhielt. "Leila, lass das! Du weißt doch, du sollst um diese späte Zeit nicht hier unten sein. Geh in dein Zimmer und leg dich schlafen!" Tränen sammelten sich in ihren Augen. "Du bist gemein! Ich hasse dich!" schrie sie und rannte polternd die Stufen nach oben.

"Kinder" dachte der nicht viel Ältere laut und schüttelte unverständlich seinen Kopf, ehe er sich an den Fremden wand. "Lasst die Finger von ihr. Sie ist doch noch ein Kind!"
 

Belustigt musterte der Gast den Jungen. "Du bist doch selbst noch ein Kind - oder bist du etwa schon ein Mann?" "Ich bin schon elf und Mutter sagt, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters getreten bin" "Ja, für wahr. Dann bist du ein Mann..." bestätigte der Fremde, lachte und entblößte seine Zähne. Erschrocken wich der Junge zurück. Was er sah, kannte er nur aus schauderhaften Erzählungen und hatte es bisher nur als Hirngespinste abgetan. "Duncan, du sollst doch unsere Gäste nicht belästigten!" Die Wirtin trat zu den Beiden und tischte dem Gast sein Essen auf. "Gehe nach oben Schatz und leg dich schlafen. Ich komme auch ohne dich klar..." Irritiert sah Duncan abwechselnd von einem Erwachsenen zum anderen, drehte sich dann aber um und rannte nach oben. "Wir werden uns wieder sehen, dunkler Krieger... Mein dunkler Krieger..." hörte er die Stimme des Fremden in seinem Kopf, woraufhin er die Augen zusammen kniff und sich die Ohren zuhielt. Der Junge legte sich schlafen, nicht wissend, dass von dieser Begegnung an, sein Leben völlig anders verlaufen sollte, als bisher.
 

Als der Junge erwachte, graute schon der neue Tag. Normalerweise war das Haus auch zu dieser Zeit von Lärm und Essensduft erfüllt, da sich seine Mutter schon früh um die heißen Bäder und das Mahl der Gäste kümmerte, welche hier quartierten. Er rieb sich die Augen und setzte seine nackten Füße auf den Holzboden. Flüchtig sah er zu dem Bett seiner jüngeren Schwester hinüber. Über Nacht hatte sie sich von der Baumwolldecke frei gestrampelt. Friedlich schlief sie weiter, obwohl ihre Füße unbedeckt über dem Bettrand hingen. Ein Blick aus dem Fenster. Nur leicht konnte man das schwache Licht der Sonne erkennen, welche hinter den weit entfernten Hügeln aufging. Duncan beschloss nach seiner Mutter zu sehen, welche in dem Zimmer, am Ende des Flures schlief. Ein eisiger Wind schlug ihm entgegen, als er aus dem Zimmer trat. Es kam ihm alles unwirklich und fremd vor. So als ob die Zeit still stünde und alles und jeder im Strome des Lebens erstarrt sei. Unsicher tapste er den endlos erscheinenden Gang entlang. Sonst war die Türe immer verschlossen, heute einen Spalt breit geöffnet. "Mama?" Keine Antwort. "Mama?" Er stieß die Türe ganz auf und trat ein. Der Boden wies eine dunkle Färbung auf. Matt und dunkelrot, schimmerte das sonst hellbraune Holz. Es fühlte sich klebrig unter seinen Füßen an, doch er ging unbeirrt weiter. "Mama, du schläfst noch?"

Der Junge rüttelte erst vorsichtig, dann immer kräftiger an dem Körper seiner Mutter, dessen Konturen sich unter der weißen Decke abzeichneten. Ein blasser Arm fiel schlaff hervor. Zwei blutige, kleine Wunden zierten das Handgelenk. Ruckartig riss der Junge die Decke vollständig hinunter. Vor ihm lag der Körper seiner Mutter. Entkleidet. Blass. Kalt. Blutleer. Der Hals übersät mit Bisswunden. Nur ein Stück Fleisch ohne Seele. Ihr Kopf fiel zur Seite. Die Augen blickten starr an Duncan vorbei, auf die weißen Wände, an denen in Blut geschrieben stand: "Auf bald, mein kleiner Krieger. Werde erst einmal erwachsen." Diese Worte brannten sich in ihn ein, sollten für ihn eine Warnung sein - dabei war es viel mehr. Es war eine Prophezeiung, ein Versprechen, eine Drohung.
 

Die Jahre vergingen... Duncan hatte seiner Schwester nie erzählt, was damals wirklich vorgefallen war. Sie war ja noch so klein. Er erfand ein Märchen, dass ihre Mutter von Engeln entführt worden sei und nun glücklich und sorgenfrei leben würde. Das Mädchen freute sich für ihre Mutter. Später stellte sie keine Fragen mehr, es war nicht mehr wichtig.

Die Zeit hatte aus ihm einen starken, klugen und unnahbaren Mann gemacht. Aus seiner Schwester eine wahre Schönheit, aufgeschlossen und freundlich. Allerdings wurde ihr die Taverne zu klein, sie wollte in die Welt hinaus und alles kennen lernen. Leilas Wunsch war Duncan Befehl und so verkauften sie das Gasthaus und fingen an in der Welt umherzureisen. Der junge Mann zählte da gerade einmal zwanzig Sommer.
 

Es war an einem lauen Sommerabend in Paris. Die Geschwister gingen am Ufer der Seine spazieren und die Frau schwärmte ihrem Bruder von der herrlichen Stadt vor. Sie war Feuer und Flamme und er lauschte ihr stumm, mit einem leisen Lächeln im Herzen. Plötzlich hörten sie eine Stimme, die Duncan verschwommen vertraut vorkam. Als sie sich umdrehten, standen sie einem Mann gegenüber, welcher sich formvollendet verbeugte. Duncan drängte seine Schwester hinter sich und musterte den Fremden eingehend.

Er war elegant gekleidet und seine weißen Haare fielen im glänzend über die viel zu schmalen Schultern. Seine Augen eisgrau, brannten sich in Duncans Seele ein und er erstarrte, denn in diesem Augenblick erkannte er sein Gegenüber. Sogleich wollte er sich auf Cyrus stürzen, doch in seinem Kopf dröhnte eine mahnende Stimme, welche ihm Bilder zeigte, in denen der Fremde Leila tötete, falls der Bruder etwas verraten würde. Verunsichert und eingeschüchtert blieb er stehen.

Leila war von der charmanten Art, die der Herr an den Tag legte, äußerst angetan.

"Er sei so kultiviert, belesen... und hätte schon unzählige Länder bereist" schwärmte sie ihrem Bruder jeden Morgen vor, wenn sie einmal mehr eine ganze Nacht mit dem Mann zugebracht hatte.

Jedes Mal, wenn der junge Mann versuchte seine Schwester von dem Vampir fern zu halten, ihr alles zu erzählen, schossen ihm die Bilder in den Kopf und er musste hilflos mit ansehen, wie sich eine leidenschaftliche Liebesaffäre zwischen Leila und Cyrus entwickelte.
 

Es war ein Katz und Mausspiel, denn obgleich Cyrus mit Leila der Lust und der Liebe frönte, galt sein ganzes Interesse einzig und alleine Duncan. Dem, was in ihm Mann steckte. Duncan bedeutet dunkler Krieger und er wollte ihn zu seinen dunklen Krieger machen. Zwar gab sich der junge Mann kühl, überlegend und stark - doch tief in ihm drinnen, da schlug sein Herz wild, begierig darauf, mehr von dem Leben zu erfahren. In diesem Leben mehr zu sein. Oh ja, er spürte es mit jeder Faser seines Körpers, dass dieser junge Mann, für die Dunkelheit geboren wurde und nur erwachen musste, in neuer Form. Leila war nur Mittel zum Zweck. Und wie heißt es so schön? Der Zweck heiligt die Mittel.

Dieses Spiel zog sich Monate hin, Jahre und irgendwann musste Duncan sich eingestehen, dass er zu vergessen begann... Dass er selbst von den Worten Cyrus' fasziniert war und in dessen Bann stand.

Wie viele Monate oder gar Jahre später... Er weiß es nicht mehr. Die Zeit hatte für ihn an Bedeutung verloren. Ebenso wusste er, dass er sich selbst allmählich verlor und all das, was ihm je etwas bedeutet hatte. Seine Schwester und deren Liebe. Und auch seine Schwester, das wusste er, verstrickte sich mehr und mehr in dem Netz, dass Cyrus für sie beide gesponnen hatte. Duncan war für die Dunkelheit geboren worden und er hatte sich bereit erklärt, sein Erbe anzutreten.
 

Er hatte sie gehört, wie sie zusammen lachten, sich liebten und das Leben verhöhnten. Er sah sie vor sich, wie sie sich eng umschlungen hielten und kalter Schweiß ihre ebenso kalten Körper zierte. Was war es, das ihn störte? In dem Augenblick, so redete er sich ein, war es Hass und Abscheu - aber, wenn er damals sich selbst gegenüber ehrlich gewesen wäre, dann hätte er Eifersucht als Motiv genannt. Lange Zeit später, als er sich sicher war, dass Leila nun alleine war, verließ er sein Zimmer und suchte sie auf. Lautlos und unsichtbar wie ein Schatten, glitt er an ihr Bett. Sie lag darin wie ein gefallener Engel. Ihr nackter Körper war nur spärlich von den Decken umhüllt. Das schwarze Haar umfasste ihre teuflisch süßen Züge wie ein Rahmen aus Ebenholz. Sanft glitten seine sehnigen, schlanken Finger über ihr Gesicht und in Gedanken führte er noch einmal das Gespräch mit ihr, welches vor kurzem statt gefunden hatte. Duncan hatte all seinen Mut zusammen genommen und seiner Schwester erzählt, dass Cyrus ihrer beider Mutter damals ermordete. Leilas Reaktion war schneidend wie ein frisch geschärftes Messer. Eis konnte nicht kälter und lähmender sein. Ein Lachen, glockenklar und melodiös, schmerzte das bisschen Seele und Menschlichkeit, welche er bis dahin noch tief in ihm verwurzelt hatte bewahren können. "Bruder", meinte sie als sie sein Gesicht zwischen ihre zarten Hände nahm und es schalkhaft zwickte. "Glaubst du nicht, dass ich das schon weiß?"
 

Jetzt sah er sie wieder so lachend vor sich. In seiner Vorstellung verwandelte sich ihr Gesicht in eine dämonische Fratze. Einen Herzschlag später, roch er ihren süßen Duft nach Jasmin, Liebe und Sünde. Seine Lippen streiften kurz Leilas Stirn. Wann war seine Hand so bedrohlich nahe ihrem Kehlkopf gekommen und wann hatte er ihr zartes Fleisch mit seinen Nägeln geritzt? Fest wie Eisenketten fassen, unnachgiebig wie die Eiche, die schließlich durch starke Stürme bricht, schlossen sich seine Finger um den schmalen Hals der Schwester. Erschrocken riss sie die Augen auf. Entsetzen war in ihren rehbraunen Pupillen zu lesen, da sie vergebens versuchte, seine Hand von sich zu drücken. "Ich werde dich befreien" murmelte er, als er seine Zähne in ihre Halsschlagadern vergrub.
 

Der Vampir in ihm, den er so lange zu bändigen gewusst hatte, erwachte j in ihm und mit den Sinnen eines Raubtiers spürte er, wie das menschliche Leben aus seiner Schwester durch ihn allmählich entrissen wurde. Nur noch ein kleines Bisschen und es wäre vollbracht... Doch dann, wie von unsichtbaren Händen gewürgt, entließ der Vampir sein Opfer aus der todbringenden Umarmung. Warm und rot tropfte das Blut auf die weißen Laken. Es schien sich zu einem glühenden Sonnenrad zu formen, schwarze Blitze zuckten durch seinen Kopf und er stürzte hastig aus dem Schlafzimmer[...]
 

Die Bilder verschwimmen und lösen sich im Nichts auf. Der Traum lässt eine Botschaft zurück und Duncan versteht sie. Er wird nicht noch einmal davon laufen. Er wird sich stellen. Ganz gleich wem oder was. Er und nur er, ist Herr über sein Leben. Duncan weiß, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Man kann seine momentane Existenz nicht als Leben bezeichnen und er besitzt ja keine Seele mehr, oder? Aber er weiß was er will und er wird nicht eher Ruhe finden, bis er dies hat. Sybille. Soll sie ihn ruhig hassen und verachten, das würde es nur amüsanter machen. Soll sie innerlich ruhig vor Sehnsucht nach Ivo vergehen, denn auch er leidet ja. Wie konnte sie nur so kalt zu ihm sein? Warum? Er hat gespürt, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, schon vom ersten Augenblick an, war da ein Impuls, gleich dem Urinstinkt. Wie kann sie ihn nur verleumden? Sich von ihm abwenden?

Er sieht Boris und Fiamma vor sich. Liebe... Dieses Wort belegt seine Zunge wie Gift und narkotisiert ihn gleichsam. Aufopferung... Was hat es ihnen gebracht?! Nein, die Fehler gedenkt er nicht zu wiederholen. Nein, ganz bestimmt nicht. "Und..." Seine Augen blitzen kurz teuflisch auf. "...warum sollte ich mir selbst nicht ihre Kraft einverleiben?" So verdrängt der Vampir seinen instinktiven Wunsch weiter zu schlafen und erhebt sich. Er würde sich vorbereiten... Es würde nicht mehr lange dauern, bis Boris oder Sven oder gar Cyrus höchstpersönlich auftauchen und Sybille mit sich nehmen...
 

..."Sybille, warum hast du Duncan so entschieden aus dem Zimmer verwiesen?" Ich senke meine Blicke. Ivo hebt eine Braue, umfasst sacht mein Kinn und zwingt mich dazu ihm in die Augen zu sehen. Seufzend gebe ich nach und als ich mir gestatte, meine Träume in Erinnerungen zu rufen, drohe ich von ihnen regelrecht erschlagen zu werden. Bemüht kämpfe ich um Ruhe, versuche sachlich zu bleiben und als mein Herzschlag wieder gleichmäßig, das Schwindelgefühl vorüber ist, erzähle ich mit beängstigend ruhiger Stimme, was ich gesehen - nein, vielmehr was ich erlebt habe. Stillschweigend hört er mir zu, unterbricht durch keine einzige Frage. Als ich ende, sehe ich ihm regelrecht an, wie sein Gehirn die Informationen verarbeitet, die vielen kleinen Puzzelteile zu einem Bild zusammensetzt. Schließlich nickt er. "Nun, das ist nun mal ein Teil seines Wesens, Sybille. Er mag die Bedürfnisse, das Auftreten eines Mannes haben aber du darfst nie vergessen, dass sein Herz nicht mehr schlägt! Es ist schon eigenartig, dass er dich Cyrus noch nicht ausgeliefert hat. Ob auch er den Weg kennt, deine Macht zu nutzen?"

Völlig vertrauensvoll und froh über die Wärme und Nähe seines Körpers, lasse ich meinen Kopf an seine Schulter sinken und spiele gedankenlos mit den Fingern, die wie von selbst, einen Weg über seinen muskulösen Brustkorb suchen. Unvermittelt, rasch, schließt sich seine Hand um meine und hält sie fest. In diesem Moment wird mir die Situation bewusst, zucke zurück, doch er lässt mich nicht gewähren. Er schiebt unsere Finger ineinander, drückt einen Kuss auf meinen Handrücken und ich lasse die Hand wo sie ist, in einem festen, warmen Griff. Mein Herz pocht schneller.

"Ivo...ich..." flüstere ich, kaum der Sprache mächtig. "Psst... Wie geht es deiner Wunde?" Er neigt den Kopf zu meinem herab, sein Atem schlägt mir gegen die Stirn, wandert über meinen Nasenrücken, hin, zu meinen Lippen, die zu zittern beginnen. "G...gut..." wispere ich kaum hörbar. "Gut" wiederholt er und streift mit seinen Lippen über meine, kurz, neckend - atmet bewusst und heiß dagegen und ich öffne sie einen Spalt breit. Just in dieser Sekunde, vereint er unsere beiden Münder durch einen innigen Kuss. Verhalten höre ich mich seufzen. Intuitiv recke ich den Kopf höher. Öffne mein Lippenpaar beherzter, vergesse das Luft holen, alles was ich brauche, hole ich mir von ihm, durch diesen Kuss. Fast so, als wäre es lebenswichtig für mich. Noch näher, noch viel, viel näher. Mein Seufzen wird zu einem fordernden Murmeln. Alles um mich herum verschwimmt hinter trüben Schleiern und ich schließe die Augen.
 

Er wird noch verrückt werden. Nein, er ist es schon. Die Zurückhaltung welche er an den Tag legt, grenzt an die Kraft eines Heiligen, dabei würde er sich lieber gehen lassen, sich nehmen, wonach es ihm gelüstet, doch das würde sie verschrecken. Also muss er weiterhin ganz behutsam und überlegt vorgehen. All seine Verführungskünste einsetzen. Seine freie Hand stielt sich auf Sybilles Rücken und fährt über ihn, bis zum Ansatz ihres Pullovers. Er will schon unter den störenden Stoff gleiten, erfahren, wie sich ihre Haut unter seinen Fingern anfühlt, doch er hält sich im letzten Augenblick zurück. Wenn er so weit gehen würde, würde er seinen Vorsatz rasch über Bord werfen und noch weiter, zu weit, gehen. So verkrampft sich seine Hand lediglich in den Stoff und er drückt ihren Körper näher an seinen heran, sodass sich ihre Brust gegen seine schmiegt. Nehmen soviel geht. Geben noch viel mehr. Dann gleitet seine Hand wieder höher, bis hin zu ihren Haaren. Forsch löst er den Haargummi und ihr honigblondes Haar fällt locker auf ihre Schultern. Sonnenlicht, das sich durch das Fenster ins Zimmer schleicht, lässt es golden glitzern, kleine Funken sprühen. Sybilles frischer, natürlicher Duft erinnert ihn an volle Sommerwiesen. Flieder, der keck über hohe Zäune wächst. Melissen, die behütet im Garten gedeihen. Er will sie pflücken und bewahren. Verdammt, er wollte sie haben und fest halten! Für jetzt und für so lange, wie sie beide leben sollten. Von Anfang an, war zwischen ihnen beiden etwas da gewesen, dass jeder gespürt aber auf seine Art unterdrückt hat. Er, weil er es nicht wahrhaben wollte...und sie... weil sie es nicht verstand.
 

Ich fühle mich in meiner Kleidung eingeengt. Der Kragen des Pullis ist viel zu dick und zu hoch. Die Hose zu eng, klebt an mir, wie eine zweite Haut. Mein gesamter Körper prickelt, fühlt sich lebendig und gleichzeitig quälend gelähmt. Mein Seufzen verwandelt sich in ein Stöhnen. Ivos Hand verliert sich in meinen Haaren und beugt meinen Kopf zurück. Seine Lippen pressen sich auf die kleine Kuhle am Hals, da, wo der Puls rast. Er knabbert, beißt, liebkost zärtlich die Haut und küsst dann diese Stellen mit leidenschaftlicher Intensität. "Oh...Ivo...nicht...Ich..." Mein Stöhnen verwandelt sich in ein schweres Ausatmen, doch ich rühre mich nicht. Das geht einfach zu schnell! Das kann nicht gut sein. Zuerst verstärkt er den Druck und presst mich noch fester an sich, doch dann - nach ein paar Sekunden - knurrt er rau und lässt von mir ab. "Du treibst mich in den Wahnsinn..." Unwirsch und um Selbstbeherrschung ringend, fährt er sich durch die Haare. Der Gesichtsausdruck des jungen Mannes wirkt angespannt und auch das Lächeln, welches er nun versucht, wirkt anfänglich gekünstelt, ehe es wieder den für ihn typischen Schalk offenbart: "Ich werde dich jetzt öfters küssen müssen, Kleines. Immer und immer wieder, bis du soweit bist." Drohung und Versprechen zugleich und mir wird heiß und kalt. "Okay", das ist alles was ich dazu sagen kann. "Okay" Sein Grinsen ist wölfisch und er fällt erneut über meine Lippen her, doch diesmal hungrig und verzehrend. Tief und leidenschaftlich. Verflucht... mein Körper... anschmiegsam, weich, nachgiebig, Doch dann hört er abrupt auf und bringt etwas Abstand zwischen uns. Mein Atem geht stoßweise. "Sag... bekommst du Frauen immer so schnell...dazu... Ich meine... fällt es immer so leicht..." Weiter kann ich nicht sprechen. "Schnell? Leicht?" Ivo schmunzelt. "Himmel, noch hat mir keine so lange widerstehen können, Liebes." Liebes? Ich beschließe nichts zu sagen, da meine Stimme sicherlich versagen würde.
 

Um die klamme Stille niederzuringen, kratze ich das letzte Bisschen an Selbstbeherrschung zusammen und versuche ein ganz harmloses, belangloses Gespräch anzufangen. "Sag mal, wer war eigentlich diese komische, alte Frau?!" "Komische, alte... Ach so. Ja. Das war Mathilda. Eine alte Bekannte von mir. Sie ist schwer in Ordnung und hat..." Seine Hand legt sich flüchtig und federleicht auf meine Wunde, "...sich um dich gekümmert." "Wow, Wahnsinn. Ich spüre kaum noch etwas. Wie durch..." "Zauberhand?" ergänzt er den Satz schmunzelnd. "Hm" stimme ich nickend zu und sein Schmunzeln wird breiter. "Das trifft es in der Tat. Mathilda ist eine Hexe" "Wow, Wahnsinn" Er lacht. "Ja, wow. Wahnsinn" äfft er mich nach und reicht mir seine Hand. "Komm, es gibt bestimmt schon Essen und du könntest einen Happen vertragen." Ich erhebe mich. "Sag, wie wird das mit Duncan weiter gehen?! Und mit Lea?! Ist es klug, sie...gegen...uns zu haben?" "Hm, weißt du... ich glaube, dass Duncan sich von seinen Herren abwenden will. Warum sonst zögert er alles derart hinaus?" Der Jäger mustert mich von Kopf bis Fuß. "Er will dich für sich selbst." Mir verschlägt es buchstäblich die Sprache, obwohl ich mir so etwas Ähnliches schon dachte - ist es etwas anderes, es direkt gesagt zu bekommen. "Und Lea...nun...der Geist ist gebannt."
 

"Was ist denn bloß passiert?" Lea stemmt sich hoch und sieht sich, mit glasigem, vor Müdigkeit verschleiertem Blick, in ihrem Zimmer um. Sie sieht die Verwüstung... Die zerfetzten Kissen... Die zerschlissenen Vorhänge... Vor kurzem waren sie noch ganz. Seidig und weich... Sie erinnert sich daran, dass sich in sie hineingekuschelt hat, die Wärme genoss, so als ob es schon ewig her sei, dass sie etwas wirklich fühlen konnte. Völlig unverhofft, wurde sie von einer enormen Wut gepackt, welche heiß in ihr Herz stach, gleich einem vergiftetem Dorn. Die Schmerzen nahmen sie gefangen und beim Versuch sich von diesem klammen Gefühl zu befreien, zerriss sie alles, was ihr in die Finger kam. Dann wurde ihr Blick getrübt, so als stünde sie hinter einer Wand aus Wasser. Sie konnte alles sehen, jedoch nur verschwommen. Duncan, wie er sie küsste. Lea fährt sich mit verträumter Mine über ihre Lippen. Ivo, wie er sie mit einem Dolch bedroht. Sybille, wie sie Schmerz verkrümmt vor ihr zusammenbrach. Erschrocken schreit sie auf. Fassungslos reibt sie sich die Schläfen und presst beide Handballen dagegen. Ihr Magen zittert, wie von einem Erdbeben erschüttert. "Das kann doch alles nicht wahr sein..." Jetzt sieht sie sich im Geiste einer anderen Frau gegenüberstehen. "Michelle... Ja, ich erinnere mich." Allmählich verknüpfen sich die vielen einzelnen Bilder zu einem Einzigen. Ein Geist. Sie war tatsächlich von einem Geist besessen gewesen! Ihr kommt ein Gespräch mit ihrem Vater in den Sinn, wie er einmal sagte, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde - und vor allem darunter - gibt, als der menschliche Kleingeist sich vorstellen kann. Diese Aussage hatte die Frau mehr als verwundert, denn sie kannte ihren Vater als einen rational denkenden, bodenständigen Mann. Sein einzigartiger Erfolg im Beruf, war bestimmt nicht durch Tagträume entstanden.

Ein Blick auf ihre elegante, goldene Armbanduhr verrät ihr, dass es bereits ein Uhr Mittag ist. Es klopft an die Türe. Für ein paar Sekunden zögert sie, doch dann ruft sie "Herein" und Denise und Jasmin betreten das Zimmer. Was sie wohl wollen? Insgeheim hat sie gehofft Ivo würde hereinkommen... oder gar Duncan. Beide attraktive, interessante Männer. Beide scharf auf Sybille. Wie kann ein so unscheinbares, unsicheres Mädchen solche Kerle anziehen?!
 

Jasmin und Denise sehen erst einander an, ehe sie sich Lea nähern. Ivo hatte ihnen erzählt was vorgefallen war. Die Ältere weigert sich nach wie vor, ihm vorbehaltlos Glauben zu schenken. Sie sieht sich um. Das Chaos hätte auch jeder normale Mensch verursachen können, der einfach furchtbar wütend war. "Ivo sagte du hättest einen Schwächeanfall gehabt und wir wollten mal nach dir sehen..." "Einen..." Lea fängt sich rasch. "So...Hat er das?" Es gelingt ihr das verräterische Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie zieht die Brauen in die Höhe und mustert ihr Gegenüber herablassend. Nein, er hat es nicht so ausgedrückt, gesteht sich Denise ein, doch sie wollte Leas Standpunkt dazu hören. "Nun...Wenn er das sagte, wird es wohl so sein" fügt die Brünette hinzu und schlägt die Bettdecke zurück. "Dreht euch um, ich will mich umziehen." "Schon gut, wir gehen wieder. Wir sehen uns dann unten!" antwortet Denise und zieht die Kleine mit sich nach draußen.

Jessica steht neben der Türe. "Und?" "Alles okay. Kommt, wir gehen hinunter. Diese Mathilda und unseren Christoph alleine lassen, halte ich für keine gute Idee."
 

Lea blickt über ihre Schulter zurück, als sie die Türe ins Schloss fallen hört. Ihre bis eben noch, wie sie fand, sehr freundliche Miene, legt sie sogleich ab. Ihr Lächeln löst sich in Wohlgefallen auf und ihre Augen funkeln erzürnt. Was bildete sich dieser Mann ein?! Schwächeanfall! Das sie nicht lachte! Sie würde schon noch alles richtig stellen, zu gegebener Zeit. Sie würde ihn schon noch kriegen, wann und wie sie es wollte. Sie bekam immer alles was sie wollte, das war schon so, als sie noch ein kleines Kind war. Und jetzt mit dreiundzwanzig war dies nicht anders. Es gab nichts auf der Welt, dass ihr Vater ihr verweigert oder nicht hätte geben können. Nichts. Was nicht heißt, sie wäre nicht selbst im Stande, sich zu nehmen, wonach es ihr gelüstet. Und ihr gelüstet es nach vielem. Sie lächelt selbstgefällig und betrachtet sich höchst zufrieden in dem großen Standspiegel. Was ein wenig Make-up alles bewirken konnte... Ein wenig Rouge hier, ein bisschen da. Der leicht violette Liedschatten passt hervorragend zu ihrem Fliederfarbenen, hochgeschlossenen, figurbetonten Winterkleid. Sie war dafür extra nach Lisabon geflogen, verbrachte dort einen Tag und reiste dann wieder zurück. Ihre ganzen Freundinnen aus dem Internat platzten vor Neid und wollten sie begleiten, doch sie nahm Louis mit. Einen Freund ihres Vaters, der zufällig dort auch etwas zu erledigen hatte. Männer waren ja so leicht zu manipulieren, wenn man sich darauf verstand, die passenden Worte zu nutzen und die richtigen Knöpfe zu drücken. Sie versteht sich praktischerweise auf beides.

Nur etwas trübt ihre Stimmung; dass ihr "Pakt" mit dem Geist derart unnütz gewesen ist und Michele sie mehr ausgenutzt hat, als dass sie eine gleichwertige Partnerschaft hatten. Nun, sie erhielt ihre gerechte Strafe. Selbst Schuld.
 

Christoph und Mathilda warten im Speisesaal auf die anderen. Ein altes, großes Buch, liegt aufgeschlagen vor ihnen. Tief und wohlklingend erfüllt eine Stimme den Raum, doch weder die Frau, noch der junge Mann reden. Denise und die Kleinen treten ein, sehen sich verwundert um. "Hey, Bella - Mädels..." Christoph sieht kurz auf und seine Mine verrät helle Begeisterung. "Das Buch ist echt der Wahnsinn! Es liest aus sich selbst vor!" "Junger Mann, es ist unhöflich jemanden ins Wort zu fallen!" beschwert sich die Stimme und das Buch klappt sich augenblicklich zu. Schuldbewusst sieht er zu Mathilda, welche es Kopfschüttelnd wegpackt und ein anderes Buch aufschlägt. "Das ist eine Art Notizbuch...Es notiert von selbst, was der Besitzer sagt und erinnert auch an wichtige Termine." Denise legt missbilligend die Stirn in Falten und setzt sich der Frau gegenüber. "Billiger Hokuspokus. Ich wäre ihnen dankbar, das in Gegenwart der Kleinen zu unterlassen." Die Vertreterin bricht den Augenkontakt zu der Blonden nicht ab, während sie auch dieses Buch in ihre Tasche gleiten lässt. Für einen Augenblick sind ihre Augen heller, fast farblos und sie erwidert mit seltsam fremd klingender Stimme. "Du solltest aufpassen was du sagst, denn das Schicksal legt immer alles auf die Waage" Denise fühlt sich herausgefordert, doch als sie etwas erwidern will, legt Christoph eine Hand auf ihre. "Ach, komm, nimm es leicht. Alles halb so schlimm..." Er lächelt sie entwaffnend an, woraufhin sie ihm perplex die Hand und zur Seite sieht. "Na, mal sehen..." murmelt sie zu sich selbst.
 

Im Flur stoßen Ivo und ich auf Lea. Ich rechne mit dem Schlimmsten und bleibe hinter Ivo. "Hey, alles in Ordnung?!" Flüchtig tasten seine Blicke ihren Körper ab. "Ja, aber natürlich" erwidert sie höflich und schließt die Türe hinter sich. "Mir geht es ausgezeichnet, dank dir..." erwidert sie betonend, dann haften sie ihre Blicke auf mich. "Oh, Sybille, es tut mir so entsetzlich leid!" Ehe ich es verhindern kann, ergreift sie meine Hände. Der Druck ist stark, beinahe hart und alles andere als mitfühlend. "Wie kann ich das nur je wieder gut machen?" Kann das sein? Schwingt in ihrer Stimme wirklich ein Ton der Reue mit? Aus allen Wolken gefallen, blicke ich sie nur verdattert an und schaffe es mehr schlecht als recht zu nicken. Ivo meinte, dass sie nur in Besitz genommen werden konnte, weil ihr Wille nicht sehr stark sei... "Hm, ja...du kannst ja...nichts dafür" diese Worte auszusprechen kosten mich eine sehr große Überwindung.
 

Wortlos lauscht der Jäger Dialog der beiden Frauen und behält Lea aufmerksam im Auge. Schließlich legt er jeder von ihnen einen Arm um die Schultern und führt sie hinunter zu den Anderen. "Wir müssen jetzt alle zusammen halten..." erzählt er im Plauderton. "Es beginnt alles erst..." fügt er hinzu. Im Stillen gibt ihm die Brünette Recht und lächelt böse in sich hinein.
 

Nur wenige Kilometerweit entfernt, in einem alten Herrenhaus, in einem dichten und dunklen Tannenwald. Die hohen Bäume lassen kaum einen Lichtstrahl hindurch. Der Weg welcher einst zu ihm führte, ist schon lange von wilden Büschen überwuchert worden, die sich gleich einem Zaun, um das Haus herum ausgebreitet haben. Stachelig und urwüchsig schirmen sie es von neugierigen Blicken ab, kein Wanderer und kaum ein Tier, finden je zu diesem Fleck. Ganz so, als sei es von der Zeit und der Welt vergessen worden. Er birgt etwas Geheimnisvolles, Unheimliches in sich und das Haus wirkt wie ein verwunschenes, kleines Schloss. Aus dem Backsteinkamin steigt Rauch empor, doch er steigt nicht höher, als die Tannen wachsen.

In dem größten Zimmer des Baues, dem so genannten "Empfangszimmer", knistert munter ein Feuer im alten Kamin. Davor wippt ein Schaukelstuhl auf und ab, auf und ab und knarrt immer in einem ihm eigenen Rhythmus. Auf und ab. Auf und ab. In dem Stuhl sitzt eine edel wirkende, männliche Gestallt. Lange und weiße Haare fallen ihm in sein blasses Gesicht. Nur seine leicht violetten Lippen, bilden den einzigen Farbtupfer in diesem Bild der Ebenmäßigkeit und Eleganz. Die Füße hat der Mann lässig übereinander geschlagen. Er stützt sich mit seinem rechten Ellenbogen auf einer der geschwungenen Armlehen ab, wobei sein Kinn mit dem leichten Grübchen, auf dem Handrücken ruht. Die gesamte Haltung wirkt etwas gelangweilt, doch die eisblauen Augen des Mannes, welche im perfekten Kontrast zu dem purpurroten Wams stehen, strafen dieses Bild lügen. Sie blicken intensiv in das Feuer und verfolgen fasziniert dessen Spiel. Hoch und nieder, wild und hungrig und doch gezähmt und seinem Willen unterworfen. Er bewegt leicht seine gepflegten, fast weiblichen Finger - die noch nie Arbeit geleistet haben - und genauso bewegen sich auch die Flammen. Die Schatten des Feuers spiegeln sich auf seinem Gesicht wider, zeichnen dunkle Linien und beleben es unruhig.

"Cyrus..." Sinnlich tiefe Stimme, gleicht dem Schnurren einer Katze. Weibliche Umrisse. Fließende Seide, die bei jedem Schritt lange, schlanke Beine umspielt. Haare, wie Ebenholz, die ihre zierlichen Schultern wie einen Schleier umhüllen. Sie tritt an den Mann heran und ihre Hand fährt streichelnd über seine Rückenpartie. Er packt diese, zieht die Frau zu sich und drückt sie nieder auf den Boden, vor seine Füße, in eine kniende Position. Cyrus merkt nicht, dass sie sich innerlich verkrampft, als er durch ihre Haare streichelt. "Sven hat mir von Duncan Bericht erstattet. Es sei alles in bester Ordnung." Die Frau blickt ausdruckslos ins Feuer und schweigt. "Schön, dass du mir, so kurz vor einem mir so wichtigem Ereignis, Gesellschaft leistest" fährt er im unverbindlichen Plauderton fort. Seine Hand bleibt in ihrem Genick liegen. "Gewiss, mein Herr." "Nichts desto trotz..." Seine Hand spannt sich an, lässt wieder locker, spannt sich erneut an und lässt abermals locker und massiert die Frau auf eine dominante, leicht erregende Art, "...werde ich Boris bei Anbruch der Dunkelheit zu ihnen schicken. Er soll mir die Kleine bringen. Ich will nichts riskieren." Jetzt sieht sie ihn an und betrachtet ihn fragend. "Ihr vertraut Duncan nicht?" Er erwidert ihre Blicke nicht. "Tust du es denn?! Kannst du es denn? Sicher, mir hat er nie einen Anlass gegeben an ihm zu zweifeln, doch wenn er schon zuviel von der Kleinen gekostet hat, kann es sein, dass seine Loyalität stark geschmälert wurde. Das ist auch einer der Gründe, warum ich dich bei mir haben möchte" ergänzt er und sieht nun auf sie herab. "Ich bin also das Ass im Ärmel, ja?" "Ja, meine Teure. In der Tat, das bist du. Was glaubst du, was er für Augen machen wird, wenn er dich wieder sieht?!" "Ich werde sie ihm auskratzen" antwortet sie gefährlich ruhig. Die Augen des Vampirfürsten blitzen amüsiert auf.
 

Das Essen verlief eigentlich recht angenehm und gut. Denise und Ivo haben Mathilda ersucht, ihre Sammlung von Spinnenbeinen, Jessica erst nach dem Essen zu zeigen. Beide; Jessica und Mathilda, schmollten und rührten grummelnd in ihren Suppen. Wir blickten zu den Fenstern hinaus, der Regen hatte sich mittlerweile in Schnee verwandelt. Die weißen Flocken tanzten dicht und wir gaben die Hoffnung auf, in nächster Zeit raus zu kommen, um ein wenig in der Gegend herum zu fahren. Ivo meinte, dass wir uns getrost frei bewegen könnten. Es ist helllichter Tag, Duncan schläft, ein anderer Vampir ist nicht hier und auch der gefährliche Geist ist gebannt. Also beschlossen wir, die Zeit im Schloss regelrecht tot zu schlagen.

Ich weiß nicht wohin die anderen alle gingen, denn gleich nachdem wir uns vom Tisch erhoben hatten, packte Ivo meine Hand und zog mich mit sich.
 

Wir biegen in den Ganz zu unseren Zimmern ein, immer noch Händchen haltend. Herrgott, wenn er mich noch länger so nahe bei sich hält, werde ich nie wieder sprechen können und nie aufhören zu zittern! Verunsichert, heftig nervös geworden, probiere ich ihm meine Hand zu entreißen, doch er zieht mich daran nur noch dichter zu sich und drückt mich so unvermittelt gegen die Wand. Seine Lippen fahren wie ein stummer, lockender Ruf über meine. Sein Atem schlägt sanft darauf nieder. Noch einmal, kurz, aber deutlich spürbar. Dann versiegelt er meinen Mund, meldet seine Ansprüche, besticht und spricht auf seine Rechte an. Ivos Hände ertasten meinen Körper, ungestüm aber sehr intim, teilweise langsamer und noch erregender. Ich kann mich nicht wehren, will es auch gar nicht. "Du machst aus mir wirklich und wahrhaftig noch einen Narren, Liebes" Ich erstarre, den Atem anhaltend. Unbeirrt fährt er fort zu erzählen, mich zu erkunden und zu schmecken. "Wenn du wüsstest, was in meinen Kopf vorging... Was ich fühlte, was ich wollte..." Er bedeckt mit lauter kleinen Küssen mein Gesicht, stützt seine Stirn gegen meine. Aufseufzend umfasse ich die Hände des Mannes, welche nun um meinen Hals zu liegen kommen. Mit den Daumen fährt er massierend über die Adern, in denen das Blut heiß und wild zirkuliert.

" Ich habe dir zugesehen, wie deine Lippen sich wölbten, teilten, schlossen, als du gegessen hast. Wie deine Hände" - er verändert die Position unserer Hände, sodass es nun die seinen sind, die umfassen - "immer wieder auf der Suche nach Halt waren. Wie dein Atem schneller ging, als mein Knie gegen deines stieß. Verdammt, wolltest du mich foltern, du..." Er flüstert die Worte an meinem bebenden Mund, während seine Hand nun rastlos meine Seite streichelt und schließlich um meiner Taille zu liegen kommt. Das letzte Wort kann ich nicht mehr hören, er impft es mir aber durch einen innigen Kuss, tief in meine Seele.

Oh und wie ich es bemerkt habe, dass er mich so anstarrte. Was glaubt er sonst, warum ich so darauf bedacht war, Abstand zu waren? Warum ich ihn nicht ansah, nicht redete? Ich schmiege mich enger an ihn und schlinge meine Arme um seinen Hals. Zwei Hälften haben sich gefunden und trachten danach sich wieder zu vereinen. Als er sein Becken gegen meines presst, raubt es mir fast den Atem. Ein unerträgliches Ziehen breitet sich in mir aus, erfüllt mich mit einem Gefühl von Taubheit und Schmerz. "Ivo ..." "Ich weiß, Liebes..." Soviel Gefühl, Zuneigung und Wärme in lediglich drei Worten. Gleichsam berauschend wie Wein und Zigarre zusammen zu genießen...

Ich bin kurz davor meine Beine um ihn zu legen. Verdammt, eines hat sich schon um seine Hüfte geschlungen! Als ich es bemerke, will ich es hastig zurückziehen, doch seine Hand ist schneller und er hält es fest. "Ruhig, alles in Ordnung..." raunt Ivo mir sanft zu. Ivos Atem tanzt über meine schweißnasse Haut und ist wie eine verheißungsvolle Liebkosung, ein Versprechen. Schwungvoll legt er auch mein zweites Bein um seine Taille und während er erneut meinen Mund in Besitz nimmt, ihn neckend und zärtlich verwöhnt, taumeln wir in sein Zimmer. Ich denke nichts mehr, ich fühle einfach. Ich bestimme nichts mehr, ich lasse mich einfach treiben.
 

Gewissen an Verstand: Kannst du mich hören? Du hohles Ding, was machst du denn?

Verstand an Gewissen: Ich habe auf Durchzug geschaltet, die Gehirnwindungen zu einem Zopf verflochten und die grauen Zellen schwarz gefärbt.

Gewissen: Großer Gott! Wozu braucht man mich denn noch? Es macht doch eh jeder was er will und keiner hört auf mich. Ich glaube, ich könnte mich genauso gut in das Gehirn eines Zombis einnisten oder in einen Toaster springen!
 

"Wir werden fliegen, Prinzessin..." raunt er ihr von Glück ergriffen zu und legt sie behutsam aufs Bett nieder. "Aber erst werden wir langsam immer höher und höher steigen... Ich werde dich führen, vertrau mir."

Seine Hände zeichnen ihm, durch ein gewissenhaftes, geduldiges und liebvolles Erkunden, ein Bild in sein Herz, dass er immer und immer wieder hervorrufen können wird. Sein Mund folgt den Händen und zeigt der jungen Frau auf diese Art, was er sieht - wie er sie sieht. Es fällt ihm erstaunlich leicht, sich unter Kontrolle zu halten. Zu sehen und zu spüren wie ihr gesamter Körper allmählich aus einem Art Dornröschenschlaf erwacht und sich entfaltet, nur für ihn, durch ihn, erfüllt ihn bereits auf eine ihm unbekannte Weise. Er ist der Erste, dem sie sich öffnet, dem sie sich hingibt und bei Gott, er würde es niemanden anderen erlauben, diese Gefühle je wieder in ihr zu entfachen, ihr auch so nahe zu kommen!
 

Tosendes Wasser bäumt sich unter Stürmen auf, zerschlägt auf den Felsen und kehrt in das aufgewühlte Meer zurück. Feuer züngelt heiß und hungrig in den Himmel empor, leuchtet in der Nacht und verteilt seinen verbrennenden Regen über die ausgedörrte Erde. Sterne fallen zu Boden und der Wind lässt Sybille schweben.
 

Sie sind vereint...
 

Die Felsen gehen unter, versinken und werden wohl nie wieder aus der Meeresoberfläche empor ragen. Das Feuer hat sich über die gesamte Erde ausgebreitet und lässt selbst den Himmel rötlich leuchten. Die Sterne schießen wie Raketen in die Höhe, wollen zurück in ihre kosmischen Bahnen und der Wind trägt Sybille rasend schnell in seinen Armen auf und davon.
 

...auf ewig.

Der Sturzflug beginnt.
 

Sie wird mit den Felsen von dem Wasser verschlungen. Von dem Feuer verbrannt, fliegt sie nur als Asche, getragen vom Wind, in den sternenübersäten Nachthimmel empor. Zusammen mit Ivo, der sie hält und führt - der sie wirft und fängt.
 


 

Die das Dunkel nicht fühlen, werden sich nie nach dem Licht umsehen.

(Henry Thomas Buckle)
 

Duncan macht sich gleich bei Anbruch der Dämmerung auf den Weg und eilt wie ein Schatten über das Land. Sein Ziel ist der alte Friedhof, welcher auf der anderen Seite des Haines liegt. "So fügt sich endlich alles" sinnt er leise. Gier lässt seine Augen aufleuchten und ein entschlossener Zug schleicht sich auf sein Gesicht. "Schicksale müssen sich erfüllen, sonst rächen sie sich später an einem"

"Zum Glück habe ich Cyrus immer dabei zugesehen, wenn er sich für die Reinigung vorbereitet hat. Aber wer hätte gedacht, dass es mir auch eines Tages von Nutzen sein könnte?" Der Vampir unterbricht sich, durch ein kurzes Lachen. "Ich weiß zwar nicht, was sie für einen Schlüssel in ihrem Blut trägt, aber das werde ich noch früh genug erfahren."

Vor dem alten Friedhof bleibt er stehen und sieht mit leeren Blicken über den Garten der Stille hinweg. Der laue Abendwind umfängt ihn wie eine Geliebte und zupft verspielt an seinen Haaren. Langsam streift er sich sein weites, weißes Hemd über den Kopf, welches er achtlos zu Boden gleiten lässt. Ein etwas stärkerer Wind erfasst das leichte Linnen und erweckt es zum Leben. Flatternd tanzt es ein paar Meter davon.

In seinen Gedanken reist Duncan weit in die Vergangenheit zurück. Wenn er es wirklich vollbringen würde, wenn er es wirklich schaffen würde, Sybilles Schlüssel in sich aufzunehmen und er ihr somit einen Teil von sich gibt, so eröffnet sich ihr zwangsläufig ein Einblick in seine düstere Vergangenheit. Sie würde sich danach sicherlich völlig von ihm abwenden, doch andererseits wäre sie mit ihm auch mehr verbunden. Viel mehr...
 

Sein Oberkörper erscheint blass und schwach glänzend wie stumpfer Perlmut. Ein Spiel von Muskeln tanzt auf seinem von den Strahlen der Sonne, wohl verborgen gehaltenen Brustkorb. Sie durchziehen die starken Arme, wie Adern in Granit. "Sie wird ein Teil von mir - und ich einer von ihr. Verbunden durch das, was Leben heißt - Vereint durch das, was Dämonen speist. So wird sie sehen, was ich wohl versteckt - Erinnerungen von Eis und Tod bedeckt..." Die Worte fließen als singende Zeilen durch den Strom seiner Gefühle, fliehen in die Weite und vergehen dort als ein leises Heulen.
 

Dienstagabend, 18.23Uhr.

Lea ist gerade einer Dusche entstiegen, die ihr das Blut förmlich in den Adern gefrieren lies. Ein plötzlicher Platzregen hätte nicht schlimmer sein können. Bibbernd wickelt sie sich in ein rosafarbenes Handtuch, das ihr knapp über den Schritt reicht und auch den Busen gerade noch verdeckt. Sie steht vor den hüfthohen, schon ziemlich matten Spiegel im "Badezimmer" und betrachtet sich von jeder Seite. Schließlich nickt sie zufrieden und tritt in den Gang hinaus. Die Frau nimmt sie die Gestallt, welche in der Mitte des Korridors steht nicht wahr und in Folge dessen, rumpelt sie unsanft gegen diese. "Verdammt, Christoph? Kannst du nicht aufpassen!". Wütend blickt sie auf und erstarrt. "Wie... Was... Wer bist du...?!" Der Angesprochene mustert die junge Frau ohne eine Miene zu verziehen. Leas Geist wird völlig von den Blicken des Fremden, die kalt und hypnotisch gleichermaßen sind, gefangen genommen. Ihre angespannte Körperhaltung erschlafft allmählich, so dass ihr das Handtuch vom Körper rutscht. Es bildet einen Ring aus Stoff, der weich ihre Füße umfängt. Selbst jetzt bleibt der Mann völlig ruhig. Starrt die Frau nur ununterbrochen an, während er sich ohne Hast auf sie zu bewegt. Sein langer Pony, eine Mischung aus Weinrot und tiefem Schwarz, fällt ihm ungezügelt ins Gesicht und verdeckt das linke Auge. Lea weicht eher intuitiv als bewusst zurück, soweit, bis sie sich plötzlich gegen die Wand gedrängt wieder findet.
 

Boris neigt seinen Kopf ganz dicht zu Leas Kopf hinunter. Sein Atem kitzelt ihre Ohrmuscheln, fährt dem Hals entlang, bis zu ihren noch leicht nassen Schultern. Langsam tupft er mit der Zunge die wenigen Wassertropfen ab, welche Perlengleich und glitzernd, die Haut der Frau zieren. Er fährt mit seiner Zunge weiter, bis er bei ihrer Halsbeuge anlangt. Leas Körper erbebt vor Erregung und Anspannung, die feinen Nackenhärchen stellen sich auf, ihr Blut zirkuliert wild. Fragend und ängstlich ruhen ihre Blicke auf dem Vampir. Seine linke Hand gleitet ihren elfenbeingleichen Beinen entlang, über ihre Schenkel, ihrem Leib, der sich unter dem Streicheln anspannt, bis hin zu ihrem Busen. Dort verharrt sie kurz und tastet über die weiblichen Wölbungen. Schließlich fährt er damit weiter nach oben, zum Hals. Gebieterisch schließt er sie darum und beugt den Kopf zur Seite. Seine Fingernägel wachsen sichtbar, zu Krallen, die das zarte Fleisch mühelos durchbohren. Kleine, rote Bluttropfen, perlen schimmernd Leas Kehle entlang. Verspielt umkreist der Mann daraufhin mit der Zunge die blutigen Stellen, bis er wieder an der Halsbeuge ankommt. "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist so kalt und leer wie ich" flüstert er rau. Lea sieht fragend auf. Sie will gerade etwas erwidern, da dringen seine spitzen Zähne tief in ihr Fleisch ein. Blitze zucken durch ihren Geist. Ihr Körper bäumt sich auf, erzittert und drückt sich noch fester gegen die Wand. Panisch umfassen ihre Hände, aus Schmerz verkrampft, Boris Schultern.

Wenige Sekunden später gleitet Leas Körper der Wand entlang nach unten und bleibt dort regungslos sitzen. Ihre Hände hängen kraftlos zu ihren Seiten herab. Sie ist bleich und ihr atmen bemerkt man kaum. Der Vampir sieht mit abschätzender Miene auf sein Opfer herab. Mit einem weißen, bestickten Taschentuch, welches er unter seinem schwarzen Lederhandschuh hervorzieht, tupft er sich über den Mund, in dessen Winkel etwas Blut klebt. Kurz besieht er sich das Stück edlen Stoff und seine Gedanken scheinen weit fort. Die stahlblauen Augen, welche eben noch düster und unheilvoll leuchteten, verlieren an ihrem unheimlichen Glanz und scheinen nun von einer Traurigkeit heimgesucht. Er steckt es wieder ein und nimmt das Handtuch vom Boden auf. Notdürftig wirft er es auf den weiblichen Körper, um dessen Intimbereich zu verhüllen. Ohne noch einmal hinunterzusehen, schließt er seine Augen und zieht die Luft ein. Als er sie wieder öffnet, steuert er Sybilles Zimmer an.
 

Mit einem leisen Stöhnen erwache ich und rekele mich stöhnend. Es dauert ein paar Augenblicke, dann bin ich hellwach. Ein Stromschlag schießt durch meinen Körper und trifft direkt ins Herz. Es ist tatsächlich passiert! Noch etwas betäubt streich ich meine Haare zurück. Ich fühle mich herrlich träge und mir kommt es so vor, als wäre Ivo noch bei mir... Trunken von Erinnerungen kuschele ich mich wieder in das weiche Bett. Kurz darauf fange ich an zu weinen. Leise Schluchzer, die ich nicht zurückdrängen kann. Dann muss ich lachen, doch das Lachen geht auch in ein Weinen über und ich verstehe die Welt nicht mehr. Mit einem tiefen Stoßseufzer versuche ich schließlich zur Besinnung zu kommen und setze mich aufrecht. Es war einfach unbeschreiblich!

Der Schrei welcher mir auf den Lippen liegt, endet in einem tiefen Laut, denn die Hand des fremden Mannes presst sich hart gegen meinen Mund. "Ruhig, Dirne... oder ich bringe dich mit Gewalt zum Schweigen!" herrscht er mich an. Gelähmt vor Schreck kann ich nichts anderes, außer ihn anzustarren und schweige tatsächlich. Boris... Ich fasse es nicht! Das ist Boris! "Kleide dich an und dann komm mit mir. Rasch", ordnet er knapp an und lässt langsam seine Hand sinken. Ich weiß dass es zwecklos wäre zu schreien, seine Reflexe sind um ein vielfaches schneller als meine. Ich muss mich wohl fügen, dummerweise bin ich nicht im Stande mich zu rühren. Er wiederholt seine Aufforderung nicht, das ist auch gar nicht nötig, denn ein Blick in seine Augen erweckt mich aus meiner Starre. "Drehst du dich um, ja?! Bitte Boris" stottere ich und ziehe die Decke fester um mich. Für einen Moment glaube ich Überraschung in seiner Miene lesen zu können, erkennen zu können, wie er mit sich selbst ringt und letzten Endes dreht er sich tatsächlich um.

Meine Blicke schweifen im Raum umher. Ivo und dessen Klamotten sind nicht hier. Verflucht, wo ist er schon wieder? Meine Kleider liegen zusammengefaltet am Fußende. Ich erröte. Er hat tatsächlich... Er hat sie vom Boden aufgehoben und... Von einem inneren Glücks- und gleichzeitigem Schamgefühl regelrecht überrannt, angele ich nach meinen Sachen und ziehe mich zittrig an. Kaum dass ich die Hose schließe, fährt der Vampir auch schon zu mir herum und greift nach meinem Handgelenk.

Just in diesem Moment wird die Türe schwungvoll aufgestoßen, mir liegt Ivos Name schon erleichtert auf der Zunge, aber dann bricht erneut Angstschweiß aus. Duncan lehnt im Türrahmen und grinst zu uns herüber. "Da komme ich ja gerade richtig..." meint er und tritt näher. "Hallo Bobo..." Er sieht zu mir. "Häppchen..." Sein Lächeln ist aalglatt. Widerwärtig. Viel zu selbstsicher. Von einer Sekunde auf die Nächste, liegt plötzlich ein eigenartiger Geruch in der Luft und ein lilafarbener Nebel breitet sich um mich herum aus, der allmählich immer blasser wird und wieder verschwindet. Er lässt eine eisige Kälte zurück.
 

"Was...was ist passiert?!" Mühelos kann ich mich aus Boris Griff winden. "Ich habe ihn eingefroren..." "Eingefroren? Warum? Wie?" "Ein Zauber, den ich mir einmal gekauft habe. Hält nicht lange, aber lange genug. Und nun zu uns beiden, Liebes" Er stößt die Türe mit einem Fuß hinter sich zu, als sei nichts gewesen. Langsam nähert er sich mir. Instinktiv krabbele ich, stolpere ich schon beinahe aus dem Bett und weiche nach hinten zurück. Gleich darauf stoße ich gegen die Wand. Der leichte Aufprall lässt mich erschauern oder ist es Duncans Atem, der unvermittelt in mein Gesicht schlägt? Von einer Sekunde zur nächsten, hatte er die letzten Schritte überwunden und nun steht er ganz dicht vor mir. Seine Hände stützt er rechts und links neben meinem Kopf ab und richtet die Blicke so tief, dass er meinen auf einer Höhe begegnen kann. Der Vampir zieht die Luft ein und ein Schatten huscht über sein Gesicht. "Du hast dich Ivo hingegeben" knurrt er bedrohlich leise, wobei seine Augen pechschwarz werden.

"Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich dich nehmen, deine Laute auskosten und ihn aus deinem Geist treiben!" Er beugt sich leicht durch, so dass sich sein Becken gegen meines drückt und grinst überheblich, als ich zischend die Luft einziehe und benommen meine Augen schließe. "Es wäre mir ein leichtes..."fügt er hinzu, mit der Hüfte kreisend. Mühevoll unterdrücke ich ein leises Stöhnen, was er mit Genugtuung registriert.

Duncan ist für meinen vor Angst gelähmten Körper, meine durcheinander gewirbelten Gefühle und meinen ausgesetzten Verstand, wie ein Rahmen. Er umfasst alles durch seine intime Nähe und seine intensiven Blicke. Er hält mich gefangen, in einem Netz aus Fragen, Erwartungen, Ängsten und Wünschen.

Plötzlich wird seine Stimme sanfter. Sie nimmt einen leicht träumerischen und gleichsam beschwörenden Ton an: "Es fällt mir sehr schwer..." raunt der Vampir leise, "...nicht gleich über dich herzufallen und dich nicht aus Angst sondern aus Erregung zum Beben zu bringen. Wenn du mir so hilflos gegenüberstehst, mir vollkommen ausgeliefert bist, weckt das die Bestie in mir. Bitte, sieh mich doch an. Verzaubere mich. Ich will ein Mann sein, wenn ich dir nahe bin und kein Tier!" Die drängende Tonlage, in seiner sinnlichen, einfühlsamen Stimme, welche durch meinen Körper vibriert, irritiert mich und bringt mich dazu, die Augen zu öffnen. Heiße Schauer jagen über meinen Rücken und kalte Wellen durch meine Glieder. Seine Augen... Der Ausdruck von Lust spiegelt sich darin wider. So wird er in Romanen beschrieben: Intensiv. Einnehmend. Fesselnd. Anziehend in seiner Unverfälschtheit. Erschreckend in seiner leidenschaftlichen Intensität. Mein Herz verkrampft sich. "Ich..." "Shh" Duncan legt mir einen Finger auf die Lippen und sieht mich weiterhin mit diesem hypnotischen Blick an. "Sei still..." Eine Bitte oder ein Befehl?
 

Ivo warnte mich vor den hypnotisierenden Kräften der Vampire. Alleine durch Blickkontakt und Stimme können sie dem Geist Fesseln anlegen. Weich wie Daunen und nicht zu zerreißen, so wie die Luft. Es wird dir so vorkommen, als ob ein Feuer in deinem Herzen entfacht wird, dessen heiße Finger sich zwickend durch den gesamten Körper, bis hin zum Verstand vortasten werden. Wenn es diesen schließlich erreicht, werden deine Sinne noch nicht völlig vernebelt sein, auch wenn sie nicht wie gewohnt funktionieren. Er wird dich mit verschlingenden Küssen verwöhnen, dich liebkosen... Du wirst das Gefühl haben, dass ein gewaltiges Gewitter über dich hereinbricht. Grelle Blitze zucken durch dich hindurch. Es ist ein gleichermaßen belebendes, wie vernichtendes Gefühl und eisige Regenschauer löschen das Feuer. Dich wird es frieren.
 

"Egal was geschehen wird, du darfst keine Angst zeigen..." Duncan fährt mit der Kuppe seines Daumens über meine Stirn und meine Wangen. Die Stellen an denen er mich berührt glühen heiß, während der Rest erkaltet scheint. "Wir teilen um uns zu vereinen" Verwirrt suche ich seinen Blick. Ein Schleier liegt auf seinen dunkelblauen Augen und erweckt den Eindruck, als sei sein Geist in eine andere Welt eingetaucht. "Erinnerung und Vergangenheit. Wissen und Gegenwart" rezitiert er monoton und dann klärt sich sein Blick: "Sprich mir nach" Ein Befehl. Keine Bitte. Und ein Teil von mir versteht, was er vorhat. Wenn sein Blut durch meine Adern fließt, ist das Blut des Phönix in mir verunreinigt und ich bin für Cyrus nutzlos. "Wir teilen um uns zu vereinen" wiederhole ich seine Worte mit zitternder Stimme. Beim letzten Wort spüre ich seinen Daumen auf meiner Lippe und schmecke Blut. Impulsiv fange ich an daran zu saugen, was er einen Augenblick lang geschehen lässt. Dann vergräbt er seinen Kopf in meiner Halsbeuge. Sein Atem schlägt in gleichmäßigen, tiefen Zügen auf meine Haut nieder. Mit seinen Händen umfasst er jetzt meine, welche ich bis dahin schon gar nicht mehr gebrauchte, weil ich einfach vergessen hatte, dass ich solche überhaupt besitze. Mit sanfter Gewalt zieht er sie nach oben und legt sie sich um den Hals. "Lass dich fallen - wehre dich nicht dagegen. Lass es geschehen..." Mit seinen Lippen saugt er sich an meinem Hals fest, dann verspüre ich diesen altbekannten, stechenden Schmerz und ich lasse mich fallen. Ich habe das Gefühl, als ob er mit jedem Tropfen Blut, ein Stück mehr meines Selbst mit sich reißt.
 

Mir ist schwindlig. Die Bisswunde an der er saugt pulsiert so heftig als schlüge dort ein zweites Herz. Meine Hände, welche ineinander verschlungen waren, lösen sich jetzt und gleiten haltlos seinem Rücken hinab. Auch mein Körper, von einer süßen Schwere jeglicher Kraft beraubt, wird wohl jeden Augenblick der Wand entlang nach unten rutschen. Aber Duncan hält mich fest. Durch seine Hände? Durch diesen Kuss? Durch seine Gedanken? Himmel - seine Gedanken! Sie erschließen sich mir genau so offen, wie meine eigenen und ich glaube, nein - ich weiß es, dass es umgekehrt ebenso gilt. "Nein, hör auf..." wispere ich schwach. "Zu spät", entgegnet er und leckt über die Wunde. Ich sehe saftige, grüne Wiesen. Weite Täler. Burgruinen. Rieche den Geruch des Meeres, dass so blau ist wie der Himmel. Die Schönheit nimmt mich gefangen, Irland - welch ein traumhafter Ort. Schöner noch als in den Reiseprospekten. Doch dann, dann sehe ich Duncan, wie er unter Cyrus Körper begraben liegt, in den Himmel blickt, der von Sternen geziert ist, während der Fürst ihm das Blut entzieht. Mit Entsetzen nehme ich gewahr, dass letzten Endes nicht Duncan sondern ich jetzt dort liege und er es ist, der über mich ist. Ich fühle was er gefühlt hat. Von einer Angst heimgesucht, die aber von dem Mantel eines eigenartigen Glücksgefühls umwickelt ist. Ich sehe, wie er sich über eine junge, dunkelhaarige Frau beugt, deren rehbraune Augen immer mehr an Glanz verlieren. Sie erinnert mich an Duncan. Ja, ohne weiteres könnte sie sein weibliches Gegenstück sein. Als sich ihr Gesicht in das Meinige verwandelt - ihre Haare Honigfarben und die Pupillen grün werden, hat mich die eisige und knochige Klaue, einer bisher noch nie gekannten Angst, jetzt völlig in ihrer Gewalt.

Plötzlich erwache ich aus meinem dämmrigen Zustand und winde mich unter seinen Griffen. Ich schlage gegen seine Brust, giere nach Luft, weil ich vor lauter Aufregung einfach nicht zum Atmen komme. Duncans Griff wird fester und mit einer gewandten Bewegung, hat er mich zu sich herum gedreht, so dass ich jetzt mit meinem Rücken an seiner Brust gelehnt stehe. "Beruhige dich..." beschwört er mich eindringlich. "Keine Angst. Bitte..." Es klingt fast wie ein Flehen. Dass ich mein wildes Gebären eingestellt habe, muss ihn glauben machen, ich würde ihn gewähren lassen. Sanft beschreitet er mit seinen Lippen einen Weg zu meinem Mund, wobei er eine blutige Spur über meine Haut zieht. "Lass das..." presse ich mühsam hervor. "Sybille..." Ich erschaudere. Er hat mich zum ersten Mal bei meinem Namen genannt. "Ich begehre dich. Ich liebe dich. Weise mich nicht zurück." "Du... du..." Schockiert und fassungslos nach den richtigen Worten suchend, fällt mir nur "Du hast kein Herz" ein, was ich allerdings sofort bedauere. Doch nun ist es raus. "Wie kannst du da von Liebe reden..." werfe ich ruhiger, mit versöhnlicher Stimme, ein.
 

Er greift nach meiner Hand und führt sie brüsk an seine Brust, da, wo ein Herz schlagen müsste und tatsächlich: Ich spüre ein Pochen unter seinem Hemd. "Du hast es zum Schlagen gebracht!" Ich kann nur energisch mit dem Kopf schütteln und presse die Augen zusammen. Das darf doch alles nicht wahr sein! "Ah... ich kann es riechen" sagt er und saugt meinen Duft angetan ein. "Die Angst steht dir gut. Sie ist ein betörender Duft, meinst du nicht auch?!" Klang seine Stimme bisher warm und ehrlich, so ist sie jetzt das krasse Gegenteil. Von Ironie geprägt. Spöttelnd, in seinem gespielt sanftmütigem Tonfall. Mit einem kräftigen Stoß befördert er mich gegen die Wand. Hart schlägt mein Gesicht gegen das alte und kalte Gemäuer. Seine Beine breitbeinig über mich gestellt, so dass mein Becken zwischen ihnen eingeklemmt ist, beraubt er mich jeglicher Bewegungsfreiheit. Seine Arme überkreuzt er in meinem Genick und verstärkt durch den Druck der Handballen, das Gewicht auf meinen Rücken. Er bebt. Nein, das bin ich! Tränen bahnen sich ihren Weg über glühende Wangen und Blut rinnt warm und kitzelnd meinen Hals entlang.

Abschätzend mustert er mich. "Wenn ein Herz schlägt, kann es viel empfinden. Liebe aber auch Hass" meint er wie nebenbei und legt seinen Kopf leicht schief. Verängstigt versuche ich meinen zu ihm zu drehen und begegne seinem Blick, der jetzt sehr fremd aussieht. Dunkle kleine Augen, wie die von Haien. Ein bleiches Gesicht, von fliehenden Schatten gezeichnet und zu einer Fratze verzerrt. Meine Mimik muss von blankem Entsetzen und Unverstehen geprägt sein. Er lacht selbstgefällig und bringt seinen Mund nahe an meinen heran. Angewidert drehe ich meinen Kopf wieder nach vorne. Mit einer Hand kämmt er mir ein paar Haare hinter die Ohren. "Du fürchtest deine Angst könnte sich bestätigen. Ich würde dir Gewalt antun... Dich zu einem seelenlosen, gefühlskalten Geschöpf machen, nicht wahr?!" Ich zucke unter seinem Worten, wie unter Hammerhieben, zusammen. "Oh, ich weiß alles über dich. Der Geschmack und der Geruch deines Blutes sind verräterisch...Und du musst wissen, ich liebe es, Träume wahr werden zu lassen" Grob packt er mich an den Schultern und wirft mich mit einem Schwung auf das Bett. Boris steht nur wenige Zentimeter von uns entfernt, er wirkt wie eine Statue. Hier ist die Kälte besonders stark.
 

Bevor ich mich aufrappeln kann, drückt er meinen Körper mit dem seinen in den weichen Untergrund zurück. Gleichzeitig faltet er seine Hände in meine und legt sie über meinen Kopf nach hinten. Mit lüsternen Blicken mustert er jeden Zentimeter von mir, droht mich regelrecht damit auszuziehen und zu verschlingen. Irgendwie erinnert er mich an den bösen Wolf und ich Glückliche darf den Part der Großmutter - nun, sagen wir lieber den des Rotkäppchens spielen. Einen Wimpernschlag später fällt er wie ausgehungert über mich her - übersäht mein Gesicht mit Küssen und gleitet mit seiner Zunge über die blutende Wunde. Er scheint mit ihr in den Einbisslöchern zu pulen. Es ist ein abartiges und irgendwie erregendes Gefühl. Ich kann ein leichtes Seufzen nicht mehr unterdrücken und schließe ergeben meine Augen. Ich bin gefangen. Wehrlos. Schwach. Mein bisher verkrampfter Körper begehrt nicht

mehr gegen seine missliche Lage auf. Langsam fange ich wohl an, mich an diesen Zustand, zu gewöhnen. Benebelt schließe ich meine Augen und sehe Ivo vor mir. Ivo... Ich speichere diesen Namen in meinen Gedanken und halte mich an dem Bild seines Gesichtes fest.

Als Reaktion auf meinen erlahmenden Widerstand hin, nehme ich wahr, dass sich auch Duncan verändert. Sein Atem geht nicht mehr stoßweise. "Hey, hey" brummt er und knabbert an meinem Ohrläppchen. "Gefällt es dir etwa? Hast du es bequem?" Meiner Meinung nach, betont er bequem etwas zu sehr. Überrascht stelle ich fest, dass seine Stimme amüsiert klingt und ich suche seinen Blick. Er sieht mich unverwandt an und leckt sich über seine Lippen, welche durch mein Blut saftig rötlich schimmern.

"Duncan..." Ich sehe ihn fest an. Der Unsterbliche entlässt meine Hände aus seinem Griff. Langsam und behutsam, zögerlich aber nicht ängstlich, hebe ich eine Hand an sein Gesicht und berühre die bleichen Wangen. Forschend sehe ich ihn dabei an. Ohne Scheu. Das Funkeln seiner blauen Augen, verwandelt sich schlagartig in ein Glitzern und mir fällt ein, was er mir gesagt, nein - vielmehr geraten hat: Verzaubere mich, ich möchte ein Mann sein und keine Bestie.

Unerträglich lange mustert er mich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen. Mit dem was jetzt geschieht, habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Liebevoll fährt er mit seinem Handrücken über meine Stirn und Wangen. Den intensiven Blickkontakt zwischen uns Zweien, behält er währenddessen aufrecht. Das ist keine brutale Bestie, die mich jetzt ansieht, auch kein leidenschaftlicher Vampir - es ist einfach ein Mann. Der Ausdruck, welcher seine Züge formt, ist nicht wollüstig oder vor Leidenschaft verzehrend, sondern einnehmend und wärmend. "Was ist denn?" Ohne zu antworten vergräbt er seine Zähne in meinen Hals.
 

Schwärze. Überall nur Schwärze. Grelle Lichter umschwirren mich je und drehen sich immer schneller und schneller, explodieren. Sie zerteilen die Dunkelheit und alles um mich herum ist weiß. Bisher war es still, doch jetzt kann ich Duncans Stimme hören.

"Trink, mein Mädchen. Trink." Der metallische, süßliche Geruch von Blut steigt mir in die Nase. Instinktiv verbeiße ich mich in Duncans Arm, welchen er vor mir ausgestreckt hat. Seine Hand legt sich in meinen Nacken und stützt mich kraulend, während ich sogleich anfange zu saugen, wie ein Kleinkind an Mutters Busen.

Allmählich füllt sich das Weiß wieder mit Farbe. Erst Rot, dann grün, dann gelb...Sie vermischen sich und füllen ungleichmäßige Formen. Ich höre ein gleichmäßiges, tiefes Trommeln. Nein... Zwei. Ein helleres und ein tieferes. Es ist der Klang zwei schlagender Herzen. Das eine schnell, das andere langsam. Dann werden die beiden Geräusche zu einem. "Genug... Sachte..." flüstert mir der Vampir zu und muss mich mit Gewalt dazu zwingen, von ihm ab zu lassen. Traumatisiert sehe ich ihn an. Er schüttelt nur stumm seinen Kopf und küsst mich auf die Stirn, seine Hand liegt warm um meinen Hals. "Vergesse, Sybille. Vergesse..." "Was...?!"
 

Die junge Frau wird unter ihm schwach und bewusstlos. Schmerz. Bittersüßer, verzehrender Schmerz nagt an seinem Herzen, frisst an seinem Gemüt. Wird er ihr jemals wieder so nahe sein können, wie in diesem Augenblick?! Wird sie sich im jemals wieder so vertrauensvoll, vorbehaltlos hingeben? Werden diese großen, verträumten Augen, ihn jemals wieder vor Lust verklärt und nicht vor Angst aufgerissen, ansehen? Er genießt die Weichheit und die Wärme, welche ihr Körper, unter dem seinen liegend, auf ihn selbst überträgt. Genießt die Hitze, die durch seine Adern jagt und jede Zelle in ihm zu erfüllen scheint. Die Kälte des Zimmers kriecht in die dunklen Winkel zurück und er weiß, dass die Zeit um ist.

Mit einem schwermütigen Seufzer erhebt er sich und als er Sybille hochhebt und wieder in Boris Hände gibt, versteinert er sich wieder. Er muss jetzt überlegt vorgehen, Schritt für Schritt. Er darf sich keinen Fehler erlauben. Gefühle haben hier jetzt nichts verloren.
 

Duncan steht nur wenige Schritte von Boris und mir entfernt. Die Männer taxieren sich mit ihren Blicken und ich nutze diese winzige, einzige Chance, die mir geboten wird.

"Ivo" schreie ich voller Inbrunst. Bitte...bitte hör mich! "Ivo" rufe ich erneut, doch dann werde ich grob gegen die Wand des Bettes gedrückt und Boris bis eben noch kalte, blaue Augen funkeln jetzt gefährlich lebendig.
 

Er hat keine Sekunde neben ihr schlafen können. Nein, nicht einen einzigen Herzschlag lang, konnte er die Augen schließen, in der Gewissheit, sie neben sich liegen zu haben. Sie jedoch war friedlich und zufrieden in seinen Armen eingeschlummert, nach dem er sie und sich bis an den Gipfel geführt hatte. Der junge Mann brauchte Ruhe, um nachdenken zu können und so löste er sich von ihr, Beine vertreten. Als er seine Kleidung auflas, bekam er auch Stücke von ihr in die Hände. Zuerst wollte er nicht, doch dann tat er es doch und strich über die weichen Stoffe, welche ihren Duft verströmten. Es war keine Reizwäsche - nein, alles andere als das. Noch nicht einmal kleine verspielte Elemente wies ihre Unterwäsche auf. Sie war einfach. Ja... Nur einfach und weiß. Zwar war ihre Jeans eng geschnitten, aber der Pulli den sie trug, war ein wenig zu groß und hätte einen Mann nie erahnen lassen können, was sich darunter verbarg. Zur Hölle... Er selbst hatte nie darüber nachgedacht... Und jetzt, nach dem er sie so gesehen hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken. Ihre kleinen, festen Brüste passten so wunderbar in seine Hände... Ihr Becken war wie geschaffen, als Gegenpol für das seine... Und ihre Lippen fügten sich seinen so Rückhaltlos...

Der Jäger hatte schon viele Frauen gekostet, doch keine war je so wie Sybille gewesen. Bei keiner war es ihm so ernst, wenngleich er natürlich jede mit Respekt behandelt hatte.

Noch jetzt hat er ihren Duft in der Nase, ihren Geschmack auf seinen Lippen und ihre Laute in seinem Ohr.

Ein Blick auf die Uhr ließ ihn fluchen. Es war kurz vor Dämmerung und er musste dringend die anderen zusammenrufen.

Denise, Christoph, Mathilda und die Kleinen fand er in der Bibliothek vor. Sie sagten ihm, dass sie Lea schon länger nicht gesehen hätten. Er beschloss gerade, sie holen zu gehen, da hörte er Sybilles Schrei und ihm gefror das Blut in den Adern. Seine Gedanken fuhren Achterbahn, während er wie ein Wahnsinniger die Stufen erklomm. Nur einen Herzschlag lang erlaubte er es sich zu Atem zu kommen, dann schlug er die Türe auf.
 

Tränen stehen in meinen Augen und ich zappele wild als ich Ivo erkennen kann. Ivo...wispere ich in Gedanken. Wenn Boris nicht bald seine Griffel weglässt dann... Boris mustert den Jäger mit kühler Mine und nachdem der Blonde sich einen Überblick verschafft hat, erwidert er diese genauso. "Unerfreulich..." sagt der Vampir knapp und lässt seine Hand sinken. Aus den Augenwinkeln heraus beobachte ich Duncan, doch dieser verhält sich völlig ruhig, fast so, als ginge ihn all dies überhaupt nichts an und lehnt sich gelassen gegen die Wand. Seine Blicke wandern zwischen den anderen Männern hin und her, dann treffen sie auf mich. Es ist mir unmöglich in seinen Augen zu lesen. Ich finde keine Worte für das, was ich glaube sehen zu können. Ein eigenartiges Gefühl überkommt mich... Vage Bilder tanzen vor meinen Augen aber ich kann keines davon fassen und schärfen. Er bricht den Blickkontakt rasch ab, so als würde er fürchten, ich könne doch noch etwas verstehen.
 

"Ich kann nicht sagen, dass ich erfreut bin, noch einen eurer Art hier zu haben..." erwidert Ivo. "Wir wollen nur das Gör hier, das ist alles. Und du tätest du gut daran, dich nicht einzumischen." Der Vampir zieht unauffällig die Luft ein und nickt kaum merklich. "Du tätest wirklich gut daran..." Seine Blicke verraten mehr... Sie spiegeln die Worte wider, die er nicht ausspricht. Er weiß wie es ist, seine Geliebte zu verlieren. Der Blonde lacht abfällig, humorlos und neigt den Kopf abschätzend. "Das ist völlig ausgeschlossen." Eingehend mustert er sein Gegenüber. "Euer Herr wird so mächtig, dass er euch eines Tages nicht mehr braucht und abschreibt." Auch hierzu schweigt der Vampir.

Duncan stößt sich von der Wand ab. "Lass uns keine Zeit mehr verschwenden..."

Boris zieht mich in seine Arme, ohne die Blicke von Ivo abzuwenden. "Sieh zu, dass er uns nicht folgt Duncan" und mit diesen Worten wird mir auf einmal ganz anders. Alles um mich herum verschwimmt zu einem Windrad aus Farben und entfernt sich immer weiter von mir. "Sybille!" Ich sehe wie sich Ivos Augen überrascht weiten und er auf mich zu rennt, ehe ihn Duncan von der Seite her anspringt und zu Boden wirft. "Ivooo!" Dunkelheit verschlingt mich.
 

Ivo befreit sich aus Duncans klammerndem Griff und stößt ihn von sich. Die beiden Kontrahenten mustern sich grimmig. Ein feines, böses Lächeln stielt sich auf Duncans Lippen. "Sie ist für dich verloren... Sie wird mir gehören!" "Ach ja? Du verdammter Idiot! Glaubst du, Cyrus würde sie dir überlassen? Er hat damals Boris, Fiamma nicht gegönnt, mit dir wird er keine Ausnahme machen!" Duncans Augen färben sich schwarz. "Glaubst du, ja?! Ich habe ihr ein Teil meines Blutes impliziert... Ihr Schlüssel ist für ihn verloren. Ich habe ihn nun!" erklärt er mit einem triumphierenden Aufblitzen in seinen dunklen Augen. Es dauert ein paar Atemzüge, dann versteht der Jäger. Er verdrängt den Anflug von Angst, zwingt sich zur Besonnenheit. "Nun, wenn Cyrus das erfährt, ist euer aller Leben verwirkt. Unsere Abmachung besteht noch, Duncan. Wenn jede Gefahrenquelle für sie ausgeschaltet ist, erst dann ist sie beendet." Aufmerksam geworden, durch die ruhige aber betonende Art des Blonden, wird der Dunkelhaarige wieder klarer und nickt kaum merklich. Er muss sich eingestehen, dass Ivo vollkommen Recht hat und dass er einen großen Fehler begangen hat. In diesem Augenblick wird die Türe aufgestoßen und Christoph stürzt herein. "Lea liegt im Flur! Sie ist ganz bleich und kalt...Kommt schnell!" "Lea...man hat mit ihr nichts als Ärger..." brummt der Vampir ungehalten und folgt erst nach anfänglichem Zögern den beiden Menschen.
 

Boris materialisiert sich mit mir außerhalb des Schlosses. Wow, verrückt... "Einfach verrückt!" Wortlos und etwas unsanft drängt er mich weiterzugehen. Scheu blinzele ich immer wieder zu ihm hoch, setze an, etwas zu sagen, schaffe es aber nicht. Verdammt, verdammt, verdammt! Das wäre jetzt eigentlich die Gelegenheit, um ichm Fiamma's Nachricht mitzuteilen aber wiehie?!

"Hm...Bo...Boris?!" Bilde ich mir das ein oder wurde sein Griff härter?! Ich betrachte ihn genauer. Nein. Keine Reaktion seinerseits. Gerade suche ich verzweifelt nach einem Ansatz, da fragt er mit kühlem Tonfall: "Was hat Duncan dir noch alles erzählt, Dirne?" Meine Augen weiten sich. "Nichts, er hat mir...nichts...erzählt" Unsere Blicke treffen sich. Oh, ich verstehe. "Ich...ich habe es gesehen" Seine Mine wird wie aus Stein gemeißelt. Scharfkantig und dunkel. "Was treibst du für ein perfides Spiel?!" Entschieden schüttele ich meinen Kopf. "Ich habe es gesehen! Duncan tötete Fiamma!" Er lacht humorlos auf. "Ach wirklich, ja?!" "Ja - aber er tat es in Cyrus'..." "Sei still!" fährt er mich an und seine Finger krallen sich in mein Fleisch. Wilde Wut glimmt in seinen Augen und entfacht in ihnen ein Feuer. Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Ich schlucke einen schweren Kloß hinunter und sammele allen Mut zusammen. "Fiamma sagte mir, ich soll dir etwas ausrichten..." Kurz blicke ich ihn prüfend an und fahre dann hastig fort. "Sag ihm, dass ich ihm sein Herz zurückgeben werde, wenn er mir meines zurückgibt. Sage ihm, dass Cyrus für alles..." Für einen Augenblick drückt er abermals hart zu, doch dann lässt er ein wenig lockerer. Je streift ein warmer Hauch an uns vorüber, bringt den Duft von Lilien im Morgentau mit sich und eine Stimme, gleich Musik, liebkost unsere Seelen. Aber keiner ist im Stande zu verstehen, was die Stimme sagen will. Allerdings erschauerte nicht nur ich. "Halte deine Zunge im Zaum, wenn du nicht willst, dass ich dich mit Gewalt stumm mache. Du bist ein billiges Stück Dreck. Du riechst nach Duncan und nach dem jungen Mann, welcher sein Leben für dich geben wollte. Und wie dankst du es ihm? Oh nein, ich glaube dir kein Wort." Er ist wieder völlig beherrscht und reserviert. Seine Worte schneiden tief in mein Herz ein, treffen mich bis ins Mark. Ich verstehe nicht ganz.
 

Dauernd habe ich Bilder von Ivo und Duncan im Kopf, die sich überschneiden und aufeinander legen. Ich weiß nie, wen ich eigentlich gerade wirklich vor Augen habe. Am liebsten würde ich heulen. So eilen wir durch die hereinbrechende Nacht und als ich meine Umgebung zu erfassen anfange, finde ich mich in einem großen, dichten Tannenwald wieder. "Oh...scheiße..." Beinahe blind stolpere ich dem Vampir hilflos hinterher und je weiter wir in diese "Welt" eindringen, umso widerstrebender folge ich ihm aber mir bleibt keine andere Wahl. Eine Sybille...die ging durch den Waaaald. Man weiß nicht wurde sie gebieeeeessen...oder anders kalt gemaaaaacht. Ich sollte aufhören in Gedanken zu singen...Selbst in Gedanken klinge ich schrecklich.

Keine Ahnung wie lange wir nun schon durch den Wald gehen, er sieht für mich wie ein Irrgarten aus, doch jetzt erkenne ich endlich eine erste Abweichung des bisherigen Bildes. Eine dichte Mauer aus stacheligem, wildem Gewächs taucht vor uns auf und wenn ich mich nicht irre, dann erkenne ich ein schwaches Weiß dahinter. Ein Haus? Normale Steine?! Ich kreische erschrocken auf, als Boris mich unaufhaltsam hinzieht. "Bist du verrückt? Ich kann da nicht durch!" Er knurrt ungehalten und zieht mich dann erneut in seine Arme. Gleich darauf springt er vom Boden ab und setzt über die unüberwindbar erscheinende Hecke hinweg. Leichtfüßig landen wir auf dem weichen Boden aus Tannennadeln und Moos und stehen vor einem großen, fahlen Haus.
 

Zwar hat er sich wieder völlig unter Gewalt und seine Gefühle abgeschirmt, doch was dieses kleine Mädchen zu ihm sagte, geht ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er hat selbst schon unzählige Theorien aufgestellt. Er ist schon so lange Cyrus Gefolgsmann, weiß nicht mehr, was er glauben kann oder besser nicht glauben sollte. Seit Fiamma nicht mehr bei ihm ist, die sein Herz in ihren Händen hielt und seine Sinne mit heißer Lebensfreude erfüllte, verfiel seine Seele wieder zu einem Großteil dem Vampirfürsten. Boris hat jetzt kein Herz mehr... Es starb mit seiner Liebe, die für die Ewigkeit hätte andauern sollen. Verstohlen sieht er auf die Frau vor ihm hinunter. Wie kann das sein, dass sie es gesehen hat? Lüge. Alles Lügen. Seine Welt besteht eigentlich nur aus einer einzigen Lüge. So betritt er mit ihr das Haus und steuert zielstrebig das große Zimmer an, welches vom Licht des Kaminfeuers rotgolden erhellt wird.
 

Unruhige Schatten tanzen an den Wänden und ich habe das Gefühl, sie wollen mich einfangen und verschlingen. Ängstlich suche ich Boris' Nähe, doch er drückt mich weg und schubst mich vorwärts. In einer Ecke kann ich zwei Gestalten erkennen. Die eine knabenhaft, die andere feminin und hoch gewachsen. Sie treten aus der Dunkelheit hervor und ich erstarre. Das ist die Frau, deren Bild ich sah, als Duncan mich... Als Duncan mich biss? Wann? Verdammt! Sie könnte sein weibliches Gegenstück sein...
 

"Mein Herr, ich bringe euch die Kleine" Der Schaukelstuhl, dem ich bis dahin keine Bedeutung beigemessen hatte, dreht sich um und ich blicke in ein paar eisblaue Augen, die mich intensiv mustern. "Sehr gut gemacht, mein ruhmvoller Krieger. Gab es irgendwelche Probleme?" fragt der Fürst, ohne seine Blicke von mir zu wenden. Boris schweigt ein paar Sekunden lang, ehe er antwortet. "Das nicht Herr, doch mit Duncan scheint nicht alles in Ordnung zu sein. Etwas geht da vor sich, doch ich weiß nicht was." Cyrus sieht kurz zu seinem Untergebenen, überlegt eingehend und nickt dann. "Sven? Ich will dass du nach ihm siehst. Bringe ihn unverzüglich her." Die knabenhafte Gestalt löst sich von der anderen und tritt hervor. "Jawohl, geht klar!" Er tippt sich grinsend gegen den Kopf und fliegt dann als Fledermaus aus dem sich öffnenden Fenster hinaus. Fassungslos sehe ich ihm nach, ehe Cyrus Räuspern mich wieder aus meinen Gedanken aufschreckt. "So das ist also Sybille. Dein Name klingt gut und du siehst auch gut aus. Ich denke, dass du noch besser schmecken wirst" Sein Grinsen ist anzüglich, das Funkeln seiner Augen amüsiert. Ein Schub geht durch meinen Leib und verschlägt mir den Atem. Dass Vampire immer so provokant erotisch und überheblich sein müssen! Er senkt seine Blicke, sieht unter seinen dichten Wimpern auf und lehnt sich zurück. Der Schaukelstuhl gibt knarrend unter ihm nach und fängt leicht zu wippen an. "Ich glaube, die Zeit ist gekommen, dich von deinem Bruder zu befreien, nicht wahr, meine Liebe?!" Cyrus nimmt die Hand der Frau in seine, als sie an seine Seite tritt, und haucht einen Kuss darauf. "Gewiss, mein Herr. Er hat euch lange genug gedient..." "Sven sah in Duncan immer so etwas wie einen großen Bruder... Er wird ihm wohl folgen..." Ein zweistimmiges Lachen ertönt und jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich sehe geschockt zu Boris und eigentlich sollte es mich nicht verwundern, dass seine Mine unbeweglich ist.
 

Inzwischen brachten die Jugendlichen Lea zu Bett und deckten sie gut zu. Sie hat keinen großen Blutverlust erlitten, es sind lediglich der Schock und die Kälte, welche die Frau so jämmerlich aussehen lassen.

Denise ist runter gegangen, um warmes Wasser aufzusetzen. Plötzlich hört sie, wie jemand an die große Eingangstüre klopft. Und im Takt des dumpfen Klopfens an der Türe, schlägt auch ihr Herz. Kurz nacheinander und recht schnell. "Cyrus würde ja kaum anklopfen" schlussfolgert sie, atmet tief durch, öffnet die Türe und späht hinaus. Ihre Augen brauchen ein paar Sekunden, ehe sie sich an die Dunkelheit gewöhnt haben und sie zwei Menschen im Eingang erkennen kann. "Hallo..." Ihr Argwohn ist nach wie vor präsent, doch sie bemüht sich um ein höfliches Lächeln.

Eine der beiden Personen tritt näher. Es blieb ihm nicht verborgen, dass sein Gegenüber ein gewisses Misstrauen hegt, denn er kann in Blicken lesen. Das warme Lächeln, welches er Denise entgegenbringt, erreicht seine Augen. "Meine Freundin und ich...", er nickt flüchtig zu seiner Begleitung "...suchen ein Quartier für die Nacht. Eine Bekannte lud uns ein." In diesem Augenblick tritt Mathilda hinter Denise. "Oh...Adam... Eva. Schön, dass ihr gekommen seid!" Verunsichert weicht Denise zur Seite aus. "Dann bitte, kommt doch rein" fordert die Alte das Paar auf. Zeitgleich flattert eine Fledermaus mit in das Schloss und gerade, als diese sich in Sven verwandelt, kommen Ivo, Duncan und die anderen hinunter. Christoph trägt die noch immer bewusstlose Lea in seinen Armen. "Denise, hol deine Jacke" meint er und nickt zu Jasmin hinüber, welche der Blonden daraufhin deren Mantel zuwirft. "Wir werden in die Stadt fahren. Das Taxi wurde schon gerufen." "Wir werden was?!" "Ja" antwortet Ivo an Chris' Stelle. "Es wird gefährlich werden und ihr könntet sowieso nicht helfen" Seine Blicke fallen auf den jungen Vampir und die beiden Werwölfe. "Das wird ja immer besser..." kommentiert er sarkastisch und tritt zu den Fremden heran.
 

"Keine Sorge Junge" mischt sich Mathilda ein. "Die sind in Ordnung, aber was den hier betrifft..." Sie sieht mir gerunzelter Stirn zu Sven. "Der ist auch in Ordnung" erklärt Duncan und stellt sich neben Ivo. "Hey, Duncan!" Sven lächelt breit. "Na, du hast hier ja eine muntere Truppe um dich geschart" Der Angesprochene nickt knapp. "Was gibt es?!" Der Jüngere wird ernst. "Boris erzählte Cyrus, dass hier etwas faul sei. Darum hat er mich los geschickt, um dich zu holen. Wenn du mich fragst, sollten wir verschwinden. Der Alte hat was gegen uns." "Tut mir leid, mein Freund. Das geht nicht. Ich habe noch etwas zu erledigen" Der Kleine hebt beide Brauen und starrt sein Gegenüber sprachlos an.

Zwei Lichtkegel tauchen in der Dunkelheit auf und ein lautes Hupen kündet das Taxi an. Christoph schiebt die Mädchen zur Türe hinaus und sieht noch ein letztes Mal zu Ivo. "Sicher, dass ihr das alleine durchziehen wollt?" "Ja, geht. Ich werde euch holen kommen, wenn alles vorbei ist" entgegnet er entschieden und schließt er das Tor hinter ihnen. "Es tut mir leid, doch wir können euch keine Gastfreundschaft gewähren" wendet sich der Jäger an die Werwölfe. "Oh, das macht nichts" erklärt der Rothaarige und umfasst Evas rechte Hand. "Wir würden Cyrus auch gerne mal wieder sehen" Seine Stimme ist von Zynismus und Bitterkeit geprägt und sein Lächeln ist schmal und humorlos.
 

Cyrus erhebt sich vom Schaukelstuhl und kommt auf mich zu, woraufhin sich Boris sofort von mir entfernt. Der Weißhaarige unterzieht mich prüfenden Blicken. "Ich werde mich jetzt vorbeireiten... Mit dir, kleine Sybille, nehme ich nun einen dritten Schlüssel in mich auf... Drei... das ist eine magische Zahl in dieser Welt und du wirst dadurch Teil eines besonderen Rituals" Er unterbricht sich selbst durch ein leises, böses Lachen, dann fährt er fort. "Boris, du kommst mit mir mit. Leila, du wirst dich so lange gut um unseren Ehrengast kümmern." Er wendet sich ab und zusammen mit Boris verschwindet er durch eine unscheinbare Türe im hinteren Teil des Raumes. Habe ich vorhin wirklich richtig gehört? Duncan ist Leilas Bruder?! Das würde natürlich diese unheimliche Ähnlichkeit erklären.

Leila...

Duncans Schwester...

Wie schön sie ist.

Feme Fatale...

Eine gefährliche Frau.

Aber sind Frauen für Männer nicht immer eine verlockende Gefahr?!

Ihr ebenholzschwarzes Haar fällt samtig und ungebändigt über ihre schmalen Schultern. Wie ein Rahmen umfasst es ihr bleiches Gesicht. Sie kommt auf mich zu, bleibt einen Schritt vor mir stehen und mustert mich von Kopf bis Fuß, als sei ich ein Tier bei einer Viehauktion. Nach ihrer eingehenden, wie ich finde etwas erniedrigenden Musterung, verziehen sich ihre Lippen zu einem seichten Grinsen. Aber nur einen Augenblick später scheint es, als wäre dieses negative Lächeln förmlich von etwas vertrieben worden. So als ob plötzlich eine andere Seite in ihr die Oberhand gewonnen hätte. Doch diese Gleichgültigkeit, die mir ihre Augen, eigentlich ihre ganze Mine weiterhin vermitteln, lässt mich an diesen Gedanken heftig zweifeln.

Sie hegt ganz offenbar nicht den Wunsch zu einer Unterhaltung und mir fehlt der Mut dazu. Die Zeit vergeht und irgendwo im Haus ertönt der tiefe, melodische Klang einer Uhr. Elf Uhr.

Boris kommt wieder zurück und schmeißt im Vorübergehen ein Stück Pergament in den Kamin. Dann kommt er zu mir und ergreift wortlos meine Hand. Erneut überkommt mich dieses schwindelnde Gefühl und alles um mich herum entfernt sich immer mehr aus meinem Sichtfeld.
 

Die drei ungleichen Gestalten wirken in der Dunkelheit wie Schatten unter Schatten. Bevor der Vampirfürst mit den Vorbereitungen für das Ritual beginnt, benutzt er seine magischen Kräfte. "Es tut mir leid Duncan, doch deine Zeit ist gekommen, um zu gehen..." Cyrus Augen werden immer heller und heller, bis sie durchsichtig sind, weiß, als sei er Blind und er murmelt in einem Art Sprechgesang, eine beschwörende Formel: "Die Mächte, die mir unterstellt. Oberhalb und Unterhalb. Hier und in der Anderswelt. Schickt mir Eure Diener, auf das sie die meinen werden. Sie sollen für mich streiten und meine Widersacher sterben!"

Ein eisiger Wind kommt auf, der einem den Atem raubt. Die Erde erbebt, wie unter Donnergrollen. Blitze zucken über das Firmament aber kein Gewitter naht. Melodien ziehen sich als unsichtbare Schleier durch die frühen Morgenstunden und manipulieren die Sinne.

Die Wolkenfetzen und der Wind vereinen sich zu einem grauweißen Gebilde, welches sich dann als durchsichtige Erscheinung auf den Boden niederlässt und als ein fliehender Teppich über die Erde schwebt. Die Blitze sinken als goldene Pfeile nieder und formen sich zu unruhigen Körpern, die als kalte, menschengleiche Fackeln marschieren. Die Erde teilt sich und aus ihr kriechen Geschöpfe, die weder hier noch dorthin gehören - die nur Schatten sind und doch aus Knochen bestehen - die tot sind und doch die Luft zum Atmen brauchen. Die Musik wird immer lauter und verwandelt sich in ein höllisches Orchester, das den Todesmarsch spielend, den Erscheinungen folgt. So bewegt sich die unheimliche Armee auf das Schloss zu.
 

Wer dem Licht entgegengeht, sieht seinen eigenen Schatten nicht.

(Erhard Blanck)
 

"Wir haben nicht mehr viel Zeit" gibt Adam zu bedenken und steuert mit den anderen den Ausgang an. "Ja, ich weiß" Ivo dreht sich zu Sven um. "Wie weit?!" Der kleine Vampir wägt abwägend seinen Kopf. "Zwanzig Kilometer vielleicht..." Mathilda, welche bereits die Türe geöffnet hatte, schließt diese sofort wieder. "Vergisst es. Wir werden gleich belagert sein." "Was?" Unwirsch reißt die Werwölfin die Türe erneut auf und flucht. Ihr Freund tritt an ihre Seite und knurrt flüchtig. "Wir haben ein kleines Problem..." "Also gut. Es ist unmöglich, dass wir uns dieser Armee auf offenem Feld stellen. Das sind einfach zu viele." Abschätzend sieht der Jäger nach draußen. "Mathilda, ich will dass du hier drinnen ein paar deiner kleinen Dämonenbomben installierst. Wir werden uns in der Bibliothek verschanzen." "Und wie willst du gegen diese wandelnden Blitze vorgehen?!" mischt sich Duncan ein und sieht mit düsteren Blicken den herannahenden Wesen entgegen. Ivo sieht zu Mathilda und diese grinst tückisch. "Ich habe mir erst neulich wieder Regenpulver kommen lassen. Ich glaube kaum, dass ihnen ein kleiner Schauer so recht sein wird." "Gut" kommentierten beide Männer wie aus einem Munde. "Rasch! Sven? Du wirst ihr dabei helfen. Hast du noch deine Stifte, Tildchen? Diese zum versiegeln?" Die Alte kramt aus ihrer Tasche zwei Stifte, die wie Lippenstifte aussehen. Sie schraubt sie auf, die Spitze schimmert wässrig und glänzt im Kerzenlicht. Die Frau nickt. "Ja." "Gut..." Der Blonde nimmt einen der beiden und drückt den anderen Adam in die Hände. "Du kannst versiegeln?" "Ich habe Zahnarzt gelernt" antwortet dieser ernst, doch seine Augen funkeln belustigt. "Eva? Duncan?" "Schon kapiert, wir sollen euch ein wenig Zeit verschaffen."

Während der Vampir und die Werwölfin draußen in den Reihen der vordersten Zombis wüteten, drapierten die anderen Dämonenbomben in den verschiedenen Räumlichkeiten und versiegelten die Bibliothek - denn dieser Raum sollte ihre Zufluchtsstelle werden. Keiner von ihnen, hätte sich der geballten Macht der Dämonen stellen können. Sie mussten diese Armee erst einmal "zerpflücken" und Schritt für Schritt vorgehen.

Und als das ganze Schloss von einem Stöhnen erfüllt ist, die Wände unter heftigen Stößen erbeben und eine klamme Kälte über Ivo und die anderen kommt, wissen sie, dass die Monster hier sind. Es rüttelt an den Fenstern, der Nebel formt sich zu Fäusten, welche wütend gegen das Glas schlagen. Doch Mathildas Lippenstiftzeichen leuchten feuerrot auf, bilden einen glühenden Rahmen und die Hände aus Grau und Gold lösen sich zischend auf, aber formen sich gleich darauf wieder erneut.
 

"Es ist soweit!" Mathilda nickt bestätigend und stimmt einen leisen Singsang an. Ein paar Herzschläge lang passiert nichts, doch dann ertönt ein gleichmäßiges, fließendes Geräusch, welches rasend schnell in ein tönendes Rauschen übergeht. Regen hat eingesetzt. Lichtfunken entstehen und schießen kreuz und quer über das Feld. Die elektrisch geladenen Dämonen zerlegen sich in ihre elementaren Einzelheiten und werden das, aus was sie geschaffen wurden: Nichts. "Ich liebe Regenzauber" flüstert die alte Frau grinsend. "Vor allem weil man ihn wie einen Fernseher aktivieren kann" Allmählich verliert der Regen an seiner Stärke und Dichte und die "Hexe" schließt ihre Augen. Sie schnippt erst mit der linken, dann mit der rechten Hand und wiederholt dies des Öfteren im Sekundentakt. Und auf jedes Schnippen folgt ein markerschütternder Knall. Ivo lehnt sich schmunzelnd an die Wand und fühlt die magische Energie, welche in den Wänden vibriert, durch seinen Körper fließen. "Ganz wie früher, Tildchen. Deine One-women-show..." Mathildas Lippen verziehen sich zu einem Schmunzeln, doch sie erwidert nichts darauf. Würden ihre Augen offen sein, könnte man jedoch sehen, dass ein lebhaftes Leuchten ihnen inne wohnt und wäre das Schloss nicht von so vielen Geräuschen erfüllt, könnte man hören, dass ihr Herz vor Stolz geschwellt, wild und zügellos in ihrem Brustkorb trommelt.

Er betrachtet Mathilda noch einen flüchtigen Augenblick lang eingehend, dann wendet er sich an die anderen und öffnet die Türe. "Wir gehen jetzt!" Duncan hing bis jetzt seinen eigenen Gedanken nach. Ivos Worte schreckten ihn daraus auf. In seinem Geiste sah er zwei Frauen. Die eine erschien ihm wie eine Göttin in Marmor gemeißelt. Kalt und wunderschön für die Ewigkeit. Für ihn unerreichbar. Sie war tot. Wieso musste er gerade jetzt wieder so intensiv an sie denken? Die andere war für ihn wie eine Fee. Lebensfroh und zierlich und genauso unerreichbar, denn Feen sind Geschöpfe der Liebe und des Lichtes. Er hatte auch diese Frau in die Verdammnis getrieben. Offenbar war es sein Schicksal, jene zu verlieren, die er liebte. Als er dem Jäger aus der Bibliothek folgt, studiert er dessen Profil. Der Vampir konzentriert sich auf den Herzschlag des Mannes und nickt dann schließlich. Es schlägt voller Ideale und voller Kraft. Es schlägt in diesen Minuten für Sybille und es würde dies tun, bis zu seinem letzten Schlag. Duncan zögert. Ja, er hatte Sybille gesagt, sein Herz würde schlagen und... es tat es doch auch, oder? Er wagt es nicht, dies erneut zu überprüfen.
 

Mittwoch, im Morgengrauen.

Als die kleine Gruppe die Bibliothek verlässt, erstreckt sich ein sechs Fuß breiter Korridor vor ihnen. Zu dessen Seiten liegen die widerlichen Dämonen. Teilweise zerfetzte Körper, abgetrennte Köpfe. Ein ekelhaftes Szenario, dass den Tod auf eine verzerrte, unnatürliche Art zeigt. Allmählich scheint die durch die Sprengungen, dämonenfeindliche Druckwelle an Kraft zu verlieren, denn die Gestalten verschmälern den unsichtbaren Gang zusehends. "Ausgeburten der Hölle" flucht der Jäger und zieht aus einem Halfter an seiner Brust, einen Dolch hervor. Das Metall schimmert silbern. Adam und Eva spannen ihre Körper an und gehen in eine lauernde Angriffsstellung. Duncan stellt entgeistert fest, dass die Eingangstüre einen Spalt breit geöffnet steht und seine innere Uhr sagt ihm, dass die Sonne zwar noch nicht sehr hoch steht, aber weit genug aufgegangen ist, um für ihn und Sven todbringend zu sein. Und tatsächlich lugen sanfte, zartgelbe Strahlen vorwitzig herein.
 

Duncan wird gleich von drei verfaulten, wandelnden Horrorvisionen angegriffen und in die Mangel genommen. Zwei streckt er mit wenigen Tritten und Hieben zu Boden, so dass ihr sowieso schon vergammeltes Fleisch auseinander quillt. Dem dritten zerfetzt er mit einer Hand die Kehle. Angewidert schleudert er sich das schleimige Zeug, was einmal Blut war, ab. Die Türe schwingt indessen weiter auf und das Licht schleicht klammheimlich in die Eingangshalle hinein. Mit seinen feinen, dünnen Fingern, tastet es sich munter voran und streckt sich forsch nach den Kämpfenden aus. Verfolgt wird es von den Nebelschwaden, die es buchstäblich verschleiern. Adam zerreißt mit bloßen Händen die Leiber der Zombis, als seien sie aus Papier und Watte und mit animalischen aber durchaus weiblichen Lauten, tut es ihm seine Gefährtin gleich. Ivo zerschlitzt die Körper und aus den tiefen, ausfransenden Wunden kriecht Gewürm. Sven scheint im Getümmel untergegangen zu sein, man sieht nur, dass sich an einem Punkt besonders viele Zombis befinden, von denen vereinzelt Körperteile durch die Luft fliegen. Plötzlich wird Svens knabenhafter Körper in die Lüfte empor gehoben, von nur noch halbwegs mit Fleisch bedeckten knochigen Fingern umschlungen gehalten und wie eine Kriegsbeute Richtung Ausgang befördert. Duncan registriert die Gefahr für seinen jungen Freund sofort und schlägt sich zielstrebig zu dem anderen Vampir durch. Begierig angeln die Lichthände nach Sven. Schreiend wendet er sein Gesicht zur Seite, leichter Dampf steigt auf und es riecht nach verbranntem Fleisch. Seine eigene Sicherheit außer Acht lassend, hechtet Duncan dazwischen. Ehe er jedoch den Jüngeren erreichen kann, wird sein fliegender Körper von der Seite her attackiert. Ein Geist hatte sich auf ihn gestürzt und fliegt, den Vampir mit sich ziehend, auf die offene Türe zu. Im Flug blickt der schwarzhaarige Mann noch einmal auf Sven, der sich inzwischen wieder befreien konnte und ihm schreiend nachsieht. Sich allem vollkommen bewusst, zieht Duncan die Türe zu, nachdem der Windgeist mit ihm durch diese hindurchrauschte. Draußen empfängt ihn das helle Licht eines neuen Tages.

Wie eine Sturmflut, bricht es über ihn herein. Es scheint ihn zu umarmen und ihn mit seinen warmen Strahlen zwickend im Gesicht zu liebkosen. Es streichelt heiß jede Stelle, welche nicht von Stoff bedeckt wird und verwöhnt diese mit Küssen. Demutsvoll erwartet Duncan das Ende, als er in den Himmel sieht und ein letztes Mal, ein erstes Mal seit langer Zeit - die Sonne erblickt. Hart schlägt er auf den trockenen Boden auf, doch sein Haupt ist nach wie vor erhoben, begierig darauf, je mehr von dem Licht zu erfassen, dass er so lange entbehren musste. Er fühlt keine Schmerzen. Dieser Tod, er würde süß sein und ihn betäuben und wenn er ihn dann plötzlich mit aller Intensität erfasst, wird er schon längst tot, zu Asche zerfallen sein und von einer Briese über die Erde getragen werden.
 

"Und, wie fühlt sich Sterben an?!" fragt der Windgeist voller Hohn. Erst erklingen die Worte nur leise, dann dringen sie immer lauter werdend, tief in das Bewusstsein des Vampires ein und reißen ihn aus seiner Starre. Er lebt also noch?! Verwirrt sieht er zur Seite, in die leeren Augenhöhlen seines Gegenübers. Er erinnert sich an das belebende, prickelnde Gefühl, das ihm eine Gänsehaut beschert hatte, nachdem er von Sybille getrunken hatte. Ihr Blut floss heiß durch seine Venen und Schweiß brach ihm aus allen Poren. Jetzt weiß er, welchen Schlüssel Sybilles Blut in sich trägt. Es erfüllte seine Haut wieder mit Leben und machte ihn Resistent gegen das Licht der Sonne! Ich werde mich später bei dir gebührend dafür bedanken Häppchen, verspricht er im Stillen und hofft, dafür noch Gelegenheit zu bekommen. Mit einem feinen, herausfordernden Lächeln erhebt er sich. Geschmeidig lässt er seinen Ledermantel von den Schultern gleiten und streift sich die Handschuhe ab, welche er achtlos von dem Nebel, der hungrig wie eine Katze um ihn herumschleicht, verschlingen lässt. "Zum Sterben, gehört mehr" antwortet er leichthin.

Schreiend stürzt sich der Windgeist auf Duncan nieder. Urplötzlich hält er jedoch in seiner Bewegung inne. Anja hat ihre Arme um seinen Körper geschlungen, die Zähne aufeinander beißend, hält sie das böswillige Geschöpf zurück. "Ich erledige das hier für dich. Geh wieder rein" fügt sie hinzu und verstärkt den Druck um den Hals des anderen Geistes. Duncan nickt ihr dankend zu und rennt dann leichten Fußes in das Schloss zurück. Seine Mitstreiter haben die Zombies in der Halle vernichtend geschlagen. Nur abgetrennte Körperteile, welche hie und da noch ein wenig zittern, liegen wie Überbleibsel einer geschmacklosen oder genialen Halloweenparty, - das zu beurteilen bleibt dem Betrachter überlassen - verstreut auf dem Boden herum.
 

"Duncan!" Sven erkennt ihn als Erster und löst sich von den Anderen. "Wie...wie ist das möglich?!" Der Größere schmunzelt und sieht mit einem triumphierenden Aufblitzen in den Augen zu Ivo hinüber. "Ich weiß jetzt, welchen Schlüssel Sybilles Blut in sich trägt." Er dreht sich einmal um die eigene Achse und lacht kurz auf. "Ich bin resistent gegen das Sonnenlicht" Ausdruckslos erwidert der Blonde die Blicke. In seinem inneren tosen Stürme. "Na dann kannst du uns ja begleiten" entgegnet er ausdruckslos und sieht, nachdem er noch ein paar Sekunden lang Duncan musterte, zu Sven und Mathilda. "Ihr beide werdet hier bleiben. Den Rest schaffen wir alleine" Mit diesen Worten verlässt er das Schloss. Adam und Eva folgen ihm.

Die beiden Vampire reichen sich die Hände zu einem kräftigen Druck. "Wir werden uns doch wieder sehen, ja, Duncan?" Der Andere betrachtet den Kleinen mit einem stillen, wehmütigen Lächeln. Die rechte Wange, des einst so milchig weisen, makellosen Gesichtes des jungen Vampirs, wird von einer Brandblase verunstaltet. "Lass dir von dieser...Mathilda...etwas dagegen geben. Oder willst du auf ewig wie das Phantom der Oper herumlaufen?" Er lacht leise und will sich von Sven lösen, doch dieser gibt seine Hand nicht frei. "Versprich es." "Vampire lügen" antwortet Duncan leichthin. "Du hast mich noch nie angelogen..." widerspricht der Kleinere und lässt los. Wortlos wendet der Dunkelhaarige sich ab und folgt den anderen. Ohne sich noch einmal zu seinem Freund umzuwenden, meint er: "Sieh zu dass du ein hübsches Mädchen beißt und achte gut auf sie. Wir sind für die Einsamkeit nicht geschaffen, auch wenn sie unser Schicksal zu sein scheint"

Es ist für Duncan ein eigenartiges Gefühl, ungeschützt am Tage herumzulaufen. Die ersten Schritte kosteten ihn Überwindung, instinktiv riet ihm sein Verstand so schnell wie möglich umzukehren, jetzt genießt er jeden Einzelnen in vollen Zügen. Nur eines trübt seine Stimmung - das Wissen um Sybilles Schlüssel. Es lässt Duncan das Blut in den Adern gefrieren. Es gibt Wege, Blut wieder zu kristallisieren, es gäbe bestimmt Hexenmeister, welche dies könnten...Würden andere Vampire jemals von dieser Kraft erfahren, wäre Sybilles Leben verwirkt. Nein, schlimmer noch. Die junge Frau würde eine wandelnde ,Wunderwaffe' - so eine Art ,heiliger Gral' werden. Eine Pilgerstätte für Vampire... Eine Bar für unterwegs... Ein Essen auf zwei Beinen... Ja, ich glaube, so denkt er sich, ungefähr das würde sie dazu sagen. Dieser Gedankengang entlockt ihm ein flüchtiges Schmunzeln.
 

Hie und da tanzen noch ein paar Lichtblitze über die Weite. Der Regen hat die Berge aus Schnee, in des Schlosses näherer Umgebung, in große und tiefe Pfützen verwandelt und sein prägnanter Geruch liegt immer noch über den Wiesen und Feldern. Ein leichter Dunstschleier, gleich einem Atem, flieht über die aufgeweichte Erde. Die Gruppe kommt gut voran, aber Ivo scheint es, als laufen sie auf der Stelle. Plötzlich können sie vor sich den Rand eines Waldes erkennen. Die Schatten der Bäume zeichnen sich dunkelblau auf dem glitzernden Schnee ab und erwecken den Eindruck, die Zacken einer Krone, rund um den dunklen Hain zu bilden. Ein paar kleine Fußspuren führen ins Dickicht hinein, sie wirken wie kleine Muster, die eine stumme Sprache sprechen und nur für jene Sinn ergeben, welche sich auf die Natur einlassen können. Das Licht des Tages kann nur durch die ersten Reihen der alten, mächtigen Bäume dringen. Wenige Meter später, herrscht bereits Dunkelheit. Vereinzelt blitzen ein paar Sonnenstrahlen durch das Dickicht, so als seien sie Diamanten, die vom Himmel ins Bodenlose fallen und verschluckt werden. "Ihr habt persönliche Gründe, um Cyrus zu vernichten?" fragt Ivo unvermittelt und gesellt sich an die Seite der Werwölfe. Evas Augen färben sich dunkel und sie geht etwas zügiger. "Ich werde mal sehen, ob ich Witterung aufnehmen kann" brummt sie leise und verschwindet im Unterholz. Adam sieht ins nichts. "Er rottete unseren Clan aus" Der Jäger nickt bedächtig. "Er wird euch gehören, wenn es soweit ist" Als er sich an den Vampir wenden will, bleibt dieser je stehen und seine Augen huschen geschäftig umher. Er murmelt etwas Unverständliches vor sich hin und seine Blicke fixieren einen unbestimmten Punkt, irgendwo weit hinten im Wald. "Entschuldigt mich..." Mit diesen Worten verschwimmt die Gestalt des Vampirs und wird ein Teil der Schwärze, die wie ein Mantel über allem liegt. "Duncan, warte!" ruft Ivo aus, doch seine Stimme bricht sich an den Stämmen der Bäume und verhallt als ein unbeantwortetes Echo im Nichts. "Lass ihn nur... wir sind ohne ihn besser dran" Der Blonde nickt seufzend. "Ja, wir sollten keine Zeit verlieren."
 

Suchend wie in einem Wahn, gleiten Duncans Blicke durch den Wald und bleiben je auf einen Schatten haften, der sich hinter einem Baum zu verstecken versucht. Nach ein paar Sekunden löst sich die Gestalt und aus den vagen Konturen, werden feste Umrisse eines weiblichen Körpers. Der Vampir ist gefangen, von diesem überirdischen Anblick, den er so lange entbehren musste - von dem er glaubte, er wäre auf Ewig für ihn verloren gewesen.

"Leila, bist du es wirklich?" fragt er mit bemüht ruhiger Stimme. Sie klingt in seinen Ohren so fremd und hohl, dass er sich selbst dafür am liebsten verwünschen würde, nichts desto Trotz, sieht er unverwandt der Frau entgegen. Er hatte sie gespürt... Ihr Duft war in seine Sinne eingedrungen, sowie der Duft der Blüten, die Bienen anlockt. Zuerst hielt er sich für verrückt, aber nun...

Leila bleibt nur wenige Schritte von ihm entfernt stehen. Sie lacht nicht, ihre Rehaugen blitzen aber amüsiert. Aus Angst eine Hand nach ihr auszustrecken, ihr Gesicht zu umfassen, zärtlich darüber zu streichen und sie in seine Arme zu ziehen, steckt er seine Hände in die Manteltaschen. "Ja, Duncan. Überrascht, dass ich noch lebe? Bestürzt?" Flüchtig verblasst der belustigte Schimmer in ihrer Iris und ihre Augen färben sich dunkel. Die Vampirin fast sich recht schnell wieder und streicht elegant über ihren weinroten Mantel, um ihren blassen und femininen Fingern etwas zum Ablenken zu geben.

Ihm jagen die unterschiedlichsten Gedanken und Gefühle durch den Kopf. In seiner Erinnerung, hatte er die geliebte Schwester blutend im Schlafzimmer zurückgelassen. Sie dem Tode geweiht und sich selbst auf Ewig verdammt. Doch jetzt steht sie vor ihm, das Gesicht zur Seite geneigt, damit er die kalte Boshaftigkeit in ihren so trügerisch sanften und braunen Augen nicht sehen kann.

Gertenschlank, anmutig, die Sünde selbst, in einer unschuldigen Hülle, in der Hülle seiner kleinen Schwester. Ja, sie war nicht mehr. Nur eine Hülle. Ihre Seele, die existierte nicht mehr. Cyrus muss Leila damals rechtzeitig gefunden haben und schenkte auch ihr, durch den unreinen, tödlichen Kuss, ein Leben im Reich der Schatten, bis ans Ende aller Zeit.

Sie hatte gewusst, dass er kommen und sie finden würde. Sie hatte aber nicht gewusst, dass ein Wiedersehen mit ihm, sie so tief erschüttern würde. Eigentlich wollte die junge Frau ihren Bruder im Haus empfangen... dass noch so viele mitkommen würden, war nicht berechnet gewesen und trieb sie aus dem Herrensitz. Nun hatte er sie überrascht und sie brauchte einen Augenblick Verschnaufpause, um sich zu fassen.

"Nun, Bruder..." Leila spricht das Wort mit soviel Verachtung aus, dass Duncan aus seinen Gedanken hochschreckt und sie ansieht. "...hier bin ich." Demonstrativ verweißt sie mit den Armen ihre Person. Der Dunkle sieht sie lange schweigend an. Er studiert jeden Zug ihres Gesichtes und versucht sich daran zu erinnern, wie es ist, ihr Lachen zu hören und ihr Vertrauen zu genießen. Er erkennt die geschwisterliche Ähnlichkeit. Die Ebenmäßigkeit um Kinn und Wangenpartie. Das gleiche schwache Schmunzeln, ein wenig überheblich. Doch das war es auch schon. Es sollte ihn nicht wundern, dass sie ihm so fremd ist, tadelt er sich. Besser gesagt, so fremd geworden ist. Jahrhunderte sind vergangen, seid sie sich das letzte Mal gesehen haben. Verrat und Feigheit, zwischen der einst so innigen, familiären Bande, vereinen sich zu einer schier überwindbaren Mauer. Ihr wurde die Unsterblichkeit geschenkt, doch gleichsam beraubte man sie ihrer "Menschlichkeit" und Natürlichkeit. Diese Erkenntnis versetzt ihn in Wut, nicht auf die Frau. Er besinnt sich wieder auf den wahren Feind und findet zu seiner Sicherheit wieder.

"Also Cyrus hat dein Leben gerettet." Stellt er sachlich fest, verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich mit der Schulter gegen einen der Bäume. Sie lächelt nur schmal. "Ja, er hat es gerettet aber vor allem hat er es besser gemacht." Ein Köder, schlussfolgert er sofort und verzieht keine Mine. Sie will mich reizen. "Nun, das liegt stets im Auge des Betrachters, nicht wahr?!" kontert er mit zynischer Freundlichkeit. Dieses Katz- und Mausspiel verstärkt nur die negativen Gefühle zwischen ihnen und er erkennt es. Er sollte auf sie zugehen und sie um Verzeihung bitten. Hatte er nicht versprochen, sie vor allem und immer zu beschützen und hat er nicht so schändlich versagt?! Aber, so sucht er sich selbst zu entschuldigen, sie war schon vor der Verwandlung nicht mehr seine Schwester. Sie hatte sich einem ,Monster' hingegeben.

Leilas unter Wut und Rachsucht verborgenes Herz, schlägt voller Wehmut und Traurigkeit während des Dialoges. Es sehnt sich nach der brüderlichen Wärme und Geborgenheit, doch wie könnte die junge Frau auf ihren Bruder zugehen und ihm einfach so verzeihen?! Verzeihen, dass er sie im Stich lies - sie sogar dem Tod überantworten wollte. Nein, niemals, besinnt sie sich. Niemals wird sie ihm vergeben. Sie spürt nicht, wie ihr Herz aufschreit und unter dieser dunklen Gesinnung zu zerbrechen droht.

Je beschleicht sie eine Erkenntnis und sie studiert ihren Bruder gewissenhaft. "Wie ist es möglich, dass du am Tage wandelst, Duncan?" In ihren Augen blitzt Argwohn auf. Sie tritt näher. "Sag mir, wie ist das möglich?!" wiederholt sie in eindringlichem Tonfall ihre Frage. Er antwortet nicht. Leila kneift ihre Augen zusammen. "Sag schon!"
 

Indessen stehen Eva, Adam und Ivo vor der dichten Hecke, die das Haus umgibt. "Sie sind nicht da..." meint die Frau schlicht und sieht nach oben. "Ja" bestätigt der Jäger und tritt dicht vor den urwüchsigen Zaun. "Dennoch müssen wir da rein. Wir müssen wissen, wo das Ritual stattfinden soll." "Was interessiert mich das dämliche Ritual?" Evas Stimme ist rollend und klingt wie ein leichtes, leises Knurren. "Wir werden ihn suchen und töten. Es ist Tag. Da sind Vampire im Allgemeinen langsamer und träger und er wird leichte Beute für uns sein" Begütigend legt ihr Gefährte eine Hand auf die Schulter. "Auch dazu müssen wir wissen, wo er ist. Wir haben so lange gewartet, Geliebte. Jetzt kommt es auf ein paar Stunden auch nicht mehr an." Seine Stimme ist ruhig, tief und einfühlsam. "Schon gut, gehen wir" Daraufhin bahnt sie sich aufs gerade wohl, einen Weg durch das stachelige Gewächs. Die Männer eilen ihr nach. Keiner von ihnen bleibt unversehrt. Kratzer zieren ihre Gesichter und in ihren Haaren und Kleidungsstücken haben sich Dornen und altes Blätterwerk eingenistet.

In dem Haus ist es warm, Feuer glutzt in der Asche im Kamin und in den Räumlichkeiten liegt ein Hauch Parfüm in der Luft. Nicht Sybilles Duft, wie der Jäger sofort erkennt. Der Boden ist von einer dünnen Staubschicht bedeckt. Ivo lässt sich in die Hocke hinunter und analysiert aufmerksam die verschiedenen Abrücke von Herrenschuhen und Stöckelschuhen, welche saubere Stellen hinterlassen haben. "Einer der Männer kam auf die Frau zu... Sybille... Kleine Füße, kein Absatz... Er zog sie mit sich..." meint er leise und sieht sich aus dieser Position heraus weiter um. "Die Spur führt zum Kamin..." Er erhebt sich wieder und geht zum Kamin. In Anflug von Rastlosigkeit, gibt er dem Schaukelstuhl einen kleinen Schub. Ein weißes, langes Haar verfängt sich in seinen Fingern und er schüttelt es angewidert ab. Gedankenlos verfolgt er mit seinen Blicken der Strähne und so wird seine Aufmerksamkeit von der Feuerstelle gefangen genommen. Ivo nimmt einen Stock in die Hand und stochert in der Asche herum. Rot über Grau, Grau über Schwarz. Angesenktes Papier. Papier...? Argwöhnisch geworden angelt er mit spitzen Fingern nach dem Pergament. Die Struktur ist etwas mitgenommen und es droht vollends zu zerfallen. Behutsam legt er es auf der Sitzfläche des Schaukelstuhls ab und kniet sich davor nieder. Adam betritt den Raum, sieht sich um und erblickt den Blonden. "Was entdeckt?" Ivo winkt den Werwolf näher zu sich heran, antwortet aber nichts.
 

Solange es Dunkel war, eilten wir wie Geister über Felder und Wiesen. Sie schienen keinem Bauern zu gehören und für die Zivilisation völlig unexistent zu sein, denn die Decke Schneeschicht war weiß und glatt, als sei sie ein Tortenguss. Zu allem Überfluss war sie auch sehr tief und ich sank viele Male in den Schnee ein. Das kalte Element kroch in meine Schuhe und auch unter meine Hose und ich weiß nicht ob mich diese Kälte störte, oder eher die Nässe, die sie zurückließ. So gut wie blind und frierend, stolperte ich den beiden Vampiren nach, welche keine Probleme hatten. Das Mondlicht war für mich keine ausreichende Lichtspende, es war eher wie eine Zierde, die schmale Linien in den Schnee zeichnete. Mir war hundselend zu Mute. Als ich schon glaubte, nie wieder etwas Menschliches zu Gesicht zu kriegen, tauchte vor uns ein altes, kleines Dorf auf. Dunkle Flecken in einer dunklen Welt. Hunde bellten und auch Kühe waren zu hören.

So weit so gut. Und wo bin ich jetzt? In einer Gruft. Ja, verdammt. In einer waschechten Gruft! Wir sind über einen alten Friedhof gelaufen... Ich konnte die Grabsteine kaum erkennen, denn sie waren entweder total vom Zahn der Zeit zernagt gewesen oder von Efeu und Büschen überwuchert worden. Wir steuerten zielstrebig eine dieser alten Familiengrüfte an. Sie erinnerte an eine heruntergekommene Hütte, von Laub und Schnee zugedeckt. Der schmiedeeiserne Zaun war verrostet und verbogen. Einzig und alleine das Tor, hinunter in diese abgeschiedene Welt, war noch tauglich. Es schloss hervorragend. Die schwachen Spuren von eingravierten Lettern in den Mauern deuteten daraufhin, dass die Familie, welche hier einst zur ewigen Ruhe gebettet wurde, reich und alt war.

Der Tod macht keine Unterschiede, wen er holt und auch nicht wann. Und er macht alle gleich. Unsanft stieß mich Boris in eine Ecke und dort sitze ich nun kauernd.
 

Es riecht nach Moder und Dreck. Auf dem kahlen Boden kleben Reste von Kerzenwachs und von den Kerzen an den Wänden, sind nur noch flache Teller übrig geblieben.

Dass draußen jetzt Tag ist und die Vampire mir nicht folgen könnten, ist ja schön und gut, nur kann ich den Ausgang nicht erreichen. Dieses Wissen, der Rettung so Nahe zu sein und gleichsam unglaublich weit weg, treibt mir Tränen in die Augen und mein Herz verkrampft sich. Ich sehne mich so sehr nach den warmen, zärtlichen Strahlen der Sonne. Das war schon immer so, dass ich mich regelrecht nach Wärme verzehrte, so als ob ich sie in mir speichern und auf Wunsch abrufen könnte. Ich fror seit jeher mehr, als ich das ich schwitzte. Wärme ist für mich wie eine Liebkosung..

Cyrus brachte Liobe augenblicklich den Tod, während er Fiamma einen Aufschub gewährte. Was wird mir blühen? Ich bin in Todesgefahr, ich habe Angst und stehe kurz vor einer Panikattacke - warum zum Teufel, w-a-r-u-m erwacht dann nicht wieder diese Powerseite in mir?!

Na schön... wenn die nicht erwacht, dann werde ich jetzt eben mal meinen Grips anstrengen. So wie die Hauptpersonen in den Filmen, welche die Bösewichter immer gegeneinander ausspielen. Na-tüüüür-lich. Du kannst das. Du bist ja auch sooo schlagfertig und sooo selbstbewusst... Ja, verdammt!

Ich atme tief durch und sehe zu den Männern hinüber. Der Weißhaarige hat einen Art Altartisch vom gröbsten Schmutz befreit und blickt auf Boris hinunter, welcher dabei ist, mit Kreide Symbole um den Tisch herum aufzuzeichnen und diese mit Linien verbindet. Neugierig hebe ich meine Blicke und erkenne, dass es ein Pentagramm werden wird. Cyrus stellt ein paar Kerzenstummel in die Ecken des Hexensternes und mir wird klar, dass es nicht mehr lange dauert, bis sie mit ihren Vorbereitungen fertig sind. Jetzt oder nie. Ich setze mich aufrecht hin. "Cyrus, wieso hast du Fiamma damals töten lassen? Und das, obwohl du ihr letzten Endes auch Unsterblichkeit geschenkt hast?" Scheinbar von meinen Worten völlig unbeeindruckt, macht er mit einer Hand eine leichte Drehung und eine der Kerzen wird entzündet. Boris, der nun stumm und abseits steht, wirkt wie zu Stein erstarrt, als er das Licht aufblitzen sieht. In seinen Augen, welche starr das Geschehen beobachten, blitzen ebenfalls Lichter auf, doch erlöschen sie sofort wieder. Er ballt die Hände zu Fäusten, entspannt sich dann aber wieder und seine Blicke, ausdruckslos und gleichsam durchdringend, verhaken sich mit meinen. "So, habe ich das?" antwortet der Vampirfürst schließlich, mit weltfremder, fast verklärter Stimme. Langsam, sehr langsam, dreht er sich zu mir um. In seinen eisblauen Augen liegt kalter Spott und sein Lächeln ist höhnisch und selbst verliebt. "Willst du Zwietracht, zwischen meinem ruhmvollen Krieger und mir säen?" Lässig winkt er mit einer Hand und Boris stößt sich, nach kurzem Zögern, von der Wand ab und tritt neben seinem Herrn. Cyrus sieht mich weiterhin fest an, während er Boris eine Haarsträhne seines langen Ponys hinter die Ohren kämmt und seine Hand dort Besitz ergreifend ruhend lässt. Demutsvoll senkt der andere sein Haupt und ergibt sich der Liebkosung, als dieser ihn auf die Stirne küsst. Für einen kurzen Augenblick habe ich das Gefühl, in Boris Augen Abscheu erkennen zu können. Er weiß es, schießt es mir durch den Kopf. Ein Teil in ihm weiß dass Cyrus dafür verantwortlich war. "Du siehst, Täubchen, wir sind ein Herz und eine Seele. Deine plumpen Versuche können unserer Zuneigung keinen Abbruch tun." Zuneigung! Boris hebt seine Blicke und als ich von ihm zu dem Fürsten sehe, weiß ich, dass ihm das Gleiche in den Sinn kommt wie mir. Eifersucht! Cyrus lies Fiamma aus Eifersucht töten!

"Sie waren eifersüchtig, wollten Boris für sich! Darum haben sie Fiamma von Duncan töten lassen!" äußere ich meine Vermutung laut und suche den direkten Augenkontakt zu dem Ahnherren. Scheinbar völlig überrascht, ja, schon fast beleidigt, erwidert er und lässt seine Hand langsam über Boris Rücken gleiten, ehe er sie ganz sinken lässt. Er wiederholt die kreisenden Bewegungen aus dem Handgelenk heraus und auch die anderen vier Kerzen leuchten auf. "Pass auf, was du sagst" warnt er mich alarmierend leise. "Zwischen meinen Günstlingen und mir besteht stets eine besondere Beziehung und daher..." Mit einem lautstarken Fluch erhebe ich mich und funkele ihn erzürnt an. "Besondere Beziehung?" äffe ich ihn ironisch nach. "Das ich nicht lache! Darum ist es ihnen ja auch so unglaublich schwer gefallen, Duncan durch ihre Dämonen abmurksen zu lassen!" Meine Stimme überschlägt sich und ich zähle innerlich bis drei, ehe ich fortfahre. "Sie sind erbärmlich! Ihre Machtgier ist so was von überholt und sie sind..." "Schweig!" herrscht er mich an und im nächsten Augenblick liegt seine kalte Hand um meinen Hals und drückt zu. "Schweig, dummes Ding" Ich registriere erschrocken, dass mein Körper ein paar Zentimeter über dem Boden schwebt und der Vampir unter gesenkten Augenlidern zu mir aufschaut.

Mir entfleucht ein kurzes Röcheln, seine Finger streicheln über meinen Kehlkopf, trügerisch sanft, ehe er wieder kurz fester drückt. "Ganz ruhig..." wispert er, ich weiß nicht ob er sich oder mich damit meint, und betrachtet nun andächtig meine Halsschlagader, die durch meinem rasenden Puls wild pocht. Völlig unverhofft lässt er von mir ab und ich rutsche der Wand entlang zu Boden. Er wendet sich ab, geht wieder auf den Altar zu.
 

Als Ivo und die Werwölfe das Haus verließen, war es bereits Mittag. Der Blonde sah sich nach Duncan um, doch von diesem fehlte jede Spur. An sich war für ihn dieser Tatbestand kein großes Problem, er würde auch ohne den Vampir auskommen aber er konnte ja nicht wissen, ob dieser sich nicht seinen persönlichen Zielen widmen und ein Risiko für die Gruppe darstellen würde. So folgen die Drei der Route, welche sie der Karte entnehmen konnten.

Es war keine Karte der Neuzeit. Sie zeigte zwar diese Gegend, wie er anhand eines Namens erkennen konnte, doch das Papier und die Art der Angaben, entsprachen dem Schema von vor beinahe einhundert Jahren. Wie sehr kann sich alles seit dann verändert haben? Gab es diese Orte, diese Markierungshilfen noch, die darauf verzeichnet waren?! Wenn sie jetzt einfach los marschieren, über Stock und Stein, würden sie das Ziel erreichen?! Das Abwägen des Für und Wider, hat ihn mehr Zeit gekostet, als das Zusammensetzen der Karte, denn das Einschlagen des falschen Weges, würde Sybille wohl mit ihrem Leben - ganz sicher mit ihrer Seele - bezahlen.

Es ist nicht möglich Spuren zu erkennen, denn es fällt schon seit einiger Zeit stetig neuer Schnee und Witterung können die Wölfe auch nicht aufzunehmen, denn der Wind steht ungünstig. In der Hoffnung auch diesmal seinem Instinkt trauen zu können, führt er die anderen zwei durch die endlose, weise Weite. Im Geiste wiederholt er die Zeilen eines Spruches, welche auf der Karte standen. "Seht die Ihr hier vorüber geht, wie es mit den Menschen steht. Was Ihr seid, das waren wir. Was wir sind, das werdet Ihr."
 

Boris zieht aus seinem weiten, dunkeln Umhang ein Buch und breitet es vor Cyrus auf der steinernen Platte aus. "Wir wollen zwei alte Bekannte, zu diesem besonderen Ereignis einladen." Der Fürst macht eine bedeutungsschwangere Pause und schlägt wie nebenbei das in grünes Leder gebundene, mit roten Lettern bedruckte, Dokument auf. "Damals, als ich mir ihre Schlüssel einverleibte, übertrug sich auch ein Teil ihrer Selbst - ihre Seele auf mich" erzählt er im Plauderton und überfliegt die sichtbare Seite mit schnellen Blicken. "Fiamma und Liobe wurden ein Teil von mir" Boris ist nicht minder betroffen als ich - im Gegenteil. Nur für einen Herzschlag lang, verdunkeln sich seine Augen, dann ist seine Mine wieder hart wie Stein. Liobe, die Frau mit den flachsfarbenen, fast weißen Haaren und den großen, sanften, blauen Augen. Fiamma, die Frau mit den flammendroten, vollen Haaren und den katzenhaften, Bernsteinaugen. Eine Heilige und eine Hexe. Was bin ich?!

"Boris, bitte trete aus dem magischen Kreis..." ordnet der Fürst knapp an und als der Vampir dieser Aufforderung nachkommt, beginnt Cyrus eine Formel zu rezitieren. Ich suche Boris Blickkontakt, doch er sieht starr auf das Buch und seine Lippen sind schmale Linien in einem schmalen Gesicht. Es wirkt noch bleicher als sonst.
 

Er hat es gelernt, seine Gefühle stets unter Kontrolle zu halten und ohne jegliche Emotion, Cyrus Aufträge auszuführen. Das erste und letzte Mal, wo er sich gestattete sein Herz schlagen und seine Sinne von Glück erfüllen zu lassen, war zu der Zeit, als er Fiamma hatte. Fiamma... Seine Stärke und seine Schwäche. Cyrus lies sie daher töten... Cyrus tötete sie nicht nur, er verhinderte, dass sie wiedergeboren wird, indem er ihre Seele an sich band und das Gleiche hat er zuvor mit Liobe gemacht. Er erlaubt es sich, seinen Ahnherren von der Seite her zu analysieren. Die Worte welcher dieser murmelt, gehen als ein tiefes und vibrierendes Summen in dem Wirrwarr von Gedanken unter, welche Boris Geist belasten.

Der Ältere verstummt. Es war vorher schon ruhig, doch jetzt ist es still. Die Schatten der Kerzen werfen auch an die Decke ein Pentagramm und es erweckt den Anschein, das senkrechte, blasse Lichtstrahlen von oben nach unten führen und den Stern dreidimensional machen. Es liegt wieder dieser Duft von Lilien in der Luft. Warm und weich und verführerisch. Der Geruch von verbranntem Harz mischt sich darunter und was wir jetzt atmen, ist eine würzige Mischung, die sich schwer in die Lungen legt. Es war vorher schon kalt, doch jetzt ist es eisig.
 

Ich kann den Atem sehen, den ich ausstoße. Zwei Lichter umschwirren den Fürsten. Beide intensiv in ihrem Leuchten, lediglich in der Farbe ist das eine kräftiger als das andere. Cyrus Blicke verhaken sich mit den meinen und gleich einer Marionette an unsichtbaren Fäden, bewege ich mich in Trance auf ihn zu, bin nun auch in dem ,magischen Kreis' gefangen. Er sieht mich weiterhin an, ohne ein Wort zu sagen. Ich höre, nein, ich fühle was er sagt, tief in meinem Unterbewusstsein und dann spüre ich harten, glatten Stein unter meinem Rücken. Ich liege auf dem Altar und ich weiß nicht ob ich fliege oder falle. Zuerst fühle ich mich seltsam schwerelos und auf einmal überkommt mich ein heftiges Würgegefühl, doch ich übergebe mich nicht. Meine Augen sind sicher offen, allerdings sehe ich alles nur trübe. Das Einzige was ich wirklich und deutlich wahrnehmen kann, ist Cyrus Stimme. Etwas Warmes, Feuchtes, Schmieriges wird auf mein Gesicht aufgetragen - meine Handgelenke schmerzen urplötzlich und ich glaube, das Blut in meinen Venen hat sich in eine kühle, gelige Masse verwandelt. Die beiden Lichterscheinungen wollen durch die Barriere dringen, aber diese ist unüberwindbar.
 

Ein lauter Knall, altes und morsches Holz berstet. Aufgeregtes Rufen, gehetzte Blicke. "Sybille!" Ich erkenne Ivos Stimme und mein Herz klopft vor freudiger Erregung. Ich will ihm antworten, doch meine Stimme versagt mir. Ivo, Ivo, Ivo, murmele ich in Gedanken seinen Namen, gleich einem Gebet. "Sybille?" Hat er mich etwa gehört?! "Elendes Pack, wie könnt ihr es wagen?" Cyrus Stimme. Die plötzlichen, intensiven Gefühle ermöglichen es mir, mich aus meiner Starre zu befreien. Eine Wand aus Feuer umgibt Cyrus und mich und nur vage, kann ich die verzerrten Konturen von Körpern auf der anderen Seite erkennen. Unruhige und dunkle Flecke. "Ivo?" rufe ich mehrere Male und ich glaube, es wird immer ein wenig sicherer, ein wenig lauter. "Ivo...ich bin hier" Der Vampir an meiner Seite erinnert an einen Racheengel. Furcht einflößend, bleich, dunkle Augen, mächtig. "Lassen sie mich gehen..." bittend sehe ich ihn an. "Sei still!" Er macht mit seiner Hand eine ausholende Geste und ich erwarte den unsichtbaren Schlag, der mich davon tragen würde, doch nichts geschieht. Er versucht es erneut. Nichts. Schatten fliehen über seine Augen. "Wie...wie ist das..."

Die unscheinbaren Konturen des rötlichen Lichtes flackern fast Flammen gleich, färben sich erst purpurn, dann golden und dann wie Fleisch und man kann den wohlgeformten Körper einer weiblichen Person erkennen. "Du hast uns doch gerufen, Cyrus..." Die unscheinbaren Konturen des lindgrünen Lichtes leuchten erst wie Ehren im Sonnenlicht, färben sich dann hellbraun und dann wie Fleisch. "...und unsere Seelen so aus deinen Fängen befreit. Unsere Seelen selbst, waren die Schlüssel. Du hast sie aus den Händen gelegt!" Cyrus schüttelt fassungslos seinen Kopf. "Das kann unmöglich sein..." stammelt er, weicht zurück und in seinen Augen erwacht der Geist des Wahnsinns, aus seinem tiefen Schlummer.

"Ivo, rette dein Dornröschen!" ruft Fiamma aus. "Sybille, verdammt. Ist alles in Ordnung?" Er kann nicht erkennen, was hinter der feurigen Wand vor sich geht und ist halb wahnsinnig vor Angst. Beherzt springt er durch die Flammen und steht so zwischen dem Vampir und mir. In dem Augenblick, in dem er wie ein lebendig gewordener Schatten die Wand durchsprang, löste sich diese in Nichts auf. Geistesgegenwärtig verpasst er Cyrus einen Schlag in den Brustkorb, so dass dieser zurücktaumelt. Er versteht gar nicht, was um ihn herum passiert, als plötzlich Eva und Adam ihn zwischen sich einsperren und ihn langsam gegen die Wand drängen. Kurz sieht der Jäger ihnen nach, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder mir widmet.
 

Noch etwas apathisch sehe ich den beiden, mir fremden Personen nach. Ihre Augen erinnern mich an die Augen von... von wilden Tieren. Dunkel und verschwiegen. Sie drängen den Vampir an die Wand, seine Augen sind vor Schrecken geweitet. Ivo stellt sich vor mich, packt mich um die Hüfte und setzt mich wieder auf den Altar. Sanft drängt er sich zwischen meine Beine und umfasst mein Gesicht mit beiden Händen. Ein schriller Schrei ertönt, doch Ivos breiter Brustkorb versperrt mir die Sicht. Ich versuche dagegen aufzubegehren, doch als erneut ein Schrei ertönt, will ich gar nicht mehr und erwidere die Blicke des Blonden. Froh darüber, mich ablenken und ihn halten zu können. "Sybille..." Sanft und eindringlich streichen seine Daumen über meine Wangen, bis zu meinen Lippen. Die Art wie er meinen Namen ausspricht, erinnert an ein Seufzen. "Hey..." ich lächele schwach und schlinge meine Arme um ihn. Ivo presst mich daraufhin fest an sich. Hart fühle ich seine Hände auf meinen Rücken. Sein Kopf ruht auf meinem und er flüstert mir Worte zu, die mich tief in meinen Herzen berühren. Will er sich oder mich damit beruhigen? Es ist mir egal.
 

Nie, nie wird sie erfahren, was für eine große Angst er um sie hatte und das er vor lauter Sorge nicht mehr klar denken konnte, es aber so sehr musste. "Eine ganze Nacht, hat er uns gestohlen..." raunt er ihr leise ins Ohr und knabbert zart an ihrem Läppchen. Er spürt ihr Lachen als eine warme Liebkosung an seinem Hals und erschaudert leicht. "Und einen Tag..." erwidert sie flüsternd und küsst ihn aufs Kinn. Ihre Hände ziehen ihn noch fester an sich. "Du musst in die Wanne, wenn wir zurück im Schloss sind..." wispert er ihr zu und beschreitet ein Weg mit Küssen, über ihr ganzes Gesicht. "Aber das Wasser ist so kalt..." Sie kuschelt sich noch näher an ihn, so dass sie wie ein einziger Körper wirken. "Ich wärme dich schon..." sein tiefes Lachen berührt ihre Seele und lässt sie angenehm erzittern. Bewundernd und andächtig gleiten ihre Hände über seinen Rücken und sie seufzt leise, als sie das Muskelspiel darunter fühlt.

Mit einem tiefen Brummen hievt er die Frau in seine Arme. Seine linke Hand umschließt ihren Hals und hebt ihren Kopf zu sich heran. Ergeben schließt sie halb die Augen, voller Erwartung eines Kusses, doch seine Lippen streifen Sybilles Lippen nur ganz leicht und er schmunzelt diebisch, als in das verdutzte Gesicht der Frau sieht. "Wenn ich dich jetzt küsse, bleibt es nicht dabei, Prinzessin" Seine Stimme zittert leicht und sie senkt errötend die Blicke. "Oh..." Er schmunzelt dunkel und trägt sie zum Eingang hinaus. Gedankenlos blickt diese über seine Schulter, zurück in die Gruft. Zuerst fehlt ihr die Stimme dazu, doch dann schreit sie aus Leibeskräften und ist immer noch nicht in der Lage, ihren Kopf abzuwenden. Der Mann verflucht sich selbst und dreht Sybilles Kopf etwas unsanft zur Seite. Er wirft nur einen kurzen Blick hinter sich aber dieser reicht. Cyrus liegt in einer Blutlache zwischen den beiden Werwölfen. Ihm fehlen Arme und Beine. Er scheint Adam und Eva anzusehen, doch Ivo bezweifelt, dass er sie noch wahrnehmen kann, wenngleich er noch lebt. Und er muss sich eingestehen, dass er hofft, Cyrus würde es nicht mehr merken oder spüren. Der Mann lehnt die traumatisierte Frau an die Wand der Gruft und sieht ihr in die Augen. "Warte hier" befielt er im beschwörenden Tonfall und geht wieder hinunter.
 

"Fiamma..." Boris Stimme bebt. "Liebster..." wispert diese ohne sich zu rühren. "Ich werde dich erneut verlassen müssen", fügt sie mit einem wehmütigen Lächeln hinzu. "Du wolltest mir mein Herz zurückgeben, wenn ich dir deines zurückgebe. Das wird nie der Fall sein. Nie! Bleib bei mir..." Er spricht in eindringlichem, beschwörendem Ton und will auf Fiamma zugehen, doch diese hebt abwährend eine Hand und er bleibt stehen. "Nicht heute... Ich bin nur ein schwaches Abbild meines einstigen Seins. Ich lebe nur noch durch deine Erinnerung... Vergiss mich nicht..." "Wann dann?" Wutschnaubend tritt der Vampir nun doch an den Geist heran, versucht ihn zu greifen, doch er fasst nur in Luft. Seine Geliebte lächelt traurig. "Wir werden uns wieder sehen..." Sie sieht Sybille nach und in ihrer Iris brennt sich das Portrait der kleinen Frau ein. Liobe folgt ihren Blicken und lächelt flüchtig. "Wir werden nicht mehr lange warten müssen" flüstert die Heilige und ihre Erscheinung verliert an Farbe, ehe sie ganz verschwunden ist. Die Hexe sendet ihrem Mann eine Kusshand. Ihre Stimme streichelt ihn noch ein letztes Mal zärtlich, dringt in sein Herz, dass er schon versteinert und zerborsten glaubte, lässt es beben, pulsieren und ein vergessenes Gefühl, von ungestillter Sehnsucht frisst sich in seinen Verstand. "Wie kannst du mir das nur antun?" brüllt er der Verzweiflung nahe, doch das Einzige, was die Frau zurücklässt, ist eine Träne, die auf den Boden fällt und vergeht. Boris wirkt gebrochen und unsagbar alt. Er verschwindet im Schatten, gleich einem solchen.
 

Ich schüttele immer wieder fassungslos meinen Kopf und murmele unverständlich vor mich hin. Nachdem ich wieder halbwegs normal atmen kann, sehe ich auf einen unbestimmten Punkt, irgendwo in die Ferne. Ein paar Sekunden starre ich einfach nur so vor mich hin, doch dann schärfen sich meine Blicke, ich erkenne Duncan und zwinge mich eisern stehen zu bleiben Die Sonne steht schon wieder recht tief, erhellt nur hie und da ein paar Formen, durch einen bronzefarbenen Lichtkranz. Der Duft von Wald und Rosen steigt mir in die Nase, streift über meine Lippen und ich habe das Gefühl, diesen Duft schmecken und schlucken zu können. Er erfüllt mein gesamtes Wesen und kitzelt mich innerlich. In diesem Augenblick schießen mir Bilder in den Kopf. Boris, wie er mich mit sich ziehen will...dann ist dieser plötzlich erstarrt und Duncan... Ich fasse an meinen Hals und der Duft verwandelt sich in den Geschmack von Blut. Und dann, als ich den anfänglichen Schock etwas überwunden habe, jagt mir ein nächster Schauer durch und durch. Mit diesem Blutaustausch, tauschten wir auch Erfahrungen und Erinnerungen aus. Ich sah seine Vergangenheit und er sah meine. Schwer atmend umarme ich mich selbst und merke gar nicht, wie meine Lider sich leicht schließen. Worte, nicht hörbar - nur fühlbar. Mein Name. Ein Wunsch. Ich reise meine Augen wieder auf. Duncan ist verschwunden.
 

Es gibt keinen erkennbaren Weg vor uns, sondern nur hinter uns.

(Waldemar Bonsens)
 

Duncan hat nicht mehr viel mit seiner Schwester sprechen können. Er hat ihr nicht auf die Frage geantwortet, wie es möglich ist, dass er am Tage wandeln kann. Ihre Augen glimmten erst zornig auf, doch dann, dann passierte etwas, dass ihn bis ins Mark erschütterte. Sie weinte. Und er war nicht fähig, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Anschließend, nachdem sie ihn eine Weile angesehen hatte, straffte sie ihre Haltung. "Du und Cyrus... ihr habt mich beide verraten, verlassen und mir mein Leben genommen" Ihre Stimme war schneidend wie ein Schwert und nicht minder verletzend. "Ich werde mir wiederholen, was ihr mir genommen habt" Damit verschwand sie im Unterholz, erinnernd an ein gehetztes Reh, mit der Anmut einer Katze.

Der Vampir ließ ihre Worte noch lange in seinem Geist nachhallen, während er durch das Labyrinth des Waldes, gleich einem ruhelosen Geist, wandelte. Nach reiflichen Überlegungen wurde ihm klar, dass es nur ein Land auf dieser Welt gab, das in Frage kam, ihren Wunsch - wenn überhaupt - erfüllen zu können. Ägypten. Und er schwor sich, seine Schwester nicht wieder den Rücken zu kehren, nicht erneut im Stich zu lassen und ihr nachzugehen. Aber einmal noch, einmal noch wollte er Sybille wieder sehen.
 

Und als er sie sah, war er kurz davor, alles stehen und liegen zu lassen und sie in seine Arme zu reisen und zu entführen. Sie hätte sich an ihn gewöhnt, dessen war er sich sicher. Da war etwas zwischen ihnen und damit meinte er nicht nur das Blut, das nun zu fast gleichen Anteilen in dem jeweils anderen floss. Aber er wollte sie nicht in die Dunkelheit treiben, die ihm wohl bis ans Ende aller Zeit, wie ein Schatten folgen würde. Das er zu diesem Schritt im Stande war, lies seinen Puls schneller schlagen. Dieser Schritt verriet ihm, dass er noch etwas Menschlichkeit in sich bewahrt hatte oder aber auch, dass er wieder etwas Menschlichkeit zurückerhalten hatte. Er zog sich mit einem Lächeln auf den Lippen zurück, als er sah, wie sich Sybilles Wangen röteten, weil sie sich an ihr Zusammensein erinnerte. Sein Herz schlug schneller, so als wäre er ein unerfahrener Teenager, als er ihr ein Versprechen in die Seele brannte. Er verschwand, ehe sie etwas sagen konnte, denn dann wäre er geblieben.
 

Ich erfuhr auf dem Weg, den Ivo und ich alleine zurücklegten, dass Eva und Adam jene Werwölfe waren, die mich damals überfielen. Ivo beschloss, gegen meinen Willen, ganz entschieden, eigennützig zu sein und unseren Freunden erst am nächsten Tag grünes Licht zu geben. Er wollte mit mir in dem Schloss ganz alleine sein. So ein Idiot, dachte ich schmunzelnd. Als ob das auffallen würde, wenn die auch noch dabei sind. Nun, hinterher war ich über seinen eigennützigen Wunsch sehr froh. Wie hätte das für die anderen ausgesehen, als wir beide nur sehr spärlich bekleidet, durch das halbe Schloss jagten? Lachend fing er mich ein und wirbelte mich im Kreis herum, übersäte meinen Körper mit Küssen, ehe er mir zeigte, wie sehr er mich liebte. Und während er mich liebte, sagte er es mir. Und als er es mir sagte, wusste ich es schon längst aber konnte nicht genug kriegen und verlor mich immer mehr an ihn. Ich kann nur hoffen, dass es ihm auch so ergangen ist.

Als wir am nächsten Tag in die Stadt hinunter fuhren, teilten uns Denise und Christoph mit, dass Lea bereits nach Hause gefahren sei. Sven ging seiner Wege, schon kurz nachdem Duncan und die anderen zu meiner Rettung aufgebrochen waren. Wir verleben die letzten zwei Tage, bis zum Samstag, geradezu unheimlich normal. Vielleicht sogar langweilig.

Der Urlaub endete, wie er angefangen hatte. Normal und voller Hektik. Als seien wir auf der Flucht, rasten wir mit dem Taxi hinunter zum Bahnhof und erreichten gerade noch auf den letzten Drücker unseren Zug.
 

Ich blicke mit gemischten Gefühlen aus dem Fenster hinaus und verliere mich in einem Wirrwarr aus Gedanken, Erinnerungen und Träumen. Leise seufzend lehne ich mich nach hinten, an Ivo, welcher seine Arme um meine Taille schlingt und den Kopf in meinen Haaren vergräbt. Er hat mich zu sich nach Hause eingeladen, will mich seinen Eltern vorstellen. Dieser Gedanke könnte mich alle paar Sekunden glücklich aufquieken lassen. Wir wollen sogar gemeinsam Urlaub machen. Aber ruhig und gewöhnlich. Außer dem Stress des Anreisens, soll alles andere geradezu Sterbenslangweilig verlaufen. Ägypten, hat er gesagt, sei sehr schön und interessant. Hoffentlich wissen die Mumien was sich gehört bleiben weiterhin schlafend in ihren Särgen. Nein, Sarkophagen. Ich habe bestimmt nicht vor, sie zu wecken. Grinsend suche ich Ivos Lippen und er knabbert zärtlich an meinen. Mit einer unerträglichen Gelassenheit krabbeln seine Finger unter meinen Pulli. Morgen würde diese Reise vorbei sein, aber unser gemeinsamer Weg, hat gerade erst begonnen.
 

E N D E
 

~*~*~*~
 

Aus und vorbei...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (17)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-02-07T11:01:13+00:00 07.02.2007 12:01
oh mein gott, ich habs durch und es ist einfach nur geil^^ *riesengroßesdolleslob* schade das es schon zu ende ist T_T ich steh auf solche geschichten >.<
bye bye, freu mich auf eine fortsetzung xD~
Von: abgemeldet
2006-08-08T00:45:17+00:00 08.08.2006 02:45
Weisst du...
Ich hasse dich.
XD
Ich hatte eigentlich vor, wegen meiner Migräne spätestens um 22 Uhr das alte Klappergestell, dass ich naiver weise immernoch liebevoll mein Bett nenne, aufzusuchen.
Ging nicht. FF zu gut.
Ich könnte jetzt einen Kommi vom Stapel lassen im Sinne von positiver Kritik "ja, alles in allem gut, schreibstil ok, als du dann was überarbeitet hast hat sich manches wiederholt, das fand ich nicht so gut könntest ja nächstes mal blablablabla"
Nein.
Nein, nein, nein.
Geht nicht.
Ich hab die FF in einem Stück gelesen, und trotz der Wiederholung war sie schlichtweg genial.
Um mal zu sagen wie gut - ich bin notorischer Kettenraucher.
Ich breche nach jeder Doppelstunde Schule vor Schmacht fast zusammen. Ich hab die FF gelesen, und erst am Ende fiel mir auf, dass ich keine einzige Raucherpause gemacht.
(Schäm dich, meine ohnehin schon halb tote Asthmatikerlunge hat so viele Löcher, die müssen doch zugeteert werdn XP)
Also...
Eigentlich könnte der Kommi hier vorbei sein, aber ich wär nicht ich, wenn nicht noch irgendein blöder Spruch kommen würde.
Und der kommt jetzt!
'WEHE, ES GIBT KEINE FORTSETZUNG!!!'

- das Phil
Von: abgemeldet
2006-07-22T16:16:18+00:00 22.07.2006 18:16
hallo du^^
ich hab die vergangenen stunden vorm pc verbracht um deine story zu lesen ud ich finde sie echt gut^^
es gab zwar die eine oder andere stolperstelle aber die haben nicht gestört^^
ich muss ehrlich sein...ich hätte mir ein anderes ende gewünscht :_(
*duncan-fan geworden ist*
*sniff*
*smile*
aber das ende is trotzdem richtig gut^^
lädt richtig drauf ein auf eine vortsetzung zu warten...^^
du hast nicht zufällig vor eine zu schreiben oder^^
ich werd mir jetzt erstmal deine gedichte durchlesen^^

ciao^^
Von: abgemeldet
2006-04-06T20:27:21+00:00 06.04.2006 22:27
HALLI! HALLO! ^-^
ich bins die LUZ-IA! (*öhm nur unter nem anderem Decknamen versteht sich ^^°)deine ebenfalls noch treue und in deine story ewig verliebte Anhängerin
meine kommi kommt zwar etwas spät, weil ich erst jetzt mal wieder auf animexx hereingeschneit bin und weil ich mir deine ff noch mal gänzlich durchgelesen hab...:D
es hat mir auch zum zweiten mal wieder riesigen (wenn nicht sogar noch mehr) spaß gemacht es zu lesen und deine erzählweise konnte bisher (soweit ich glaube) noch keiner toppen...spitze *vordirinehrfurchtverbeug* ^-^
Und auch wenn ich ebenfalls ein leidenschaftlicher wenn nicht sogar besessener Fan von dem erotischsten Vampir, der je in worte gefasst wurde (ok, ich weiß, eine kilometerlange schleimspur durchzieht bereits meinen Rede-(Schreib-)fluss =P), bin, so kann ich dennoch die Bindung zwischen Sybille und Ivo nachvollziehen und aktzeptieren...außerdem hab ich mir eh schon gedacht, dass es mit den beiden endet ^_- und für meinen geschmack ist es auch die beste lösung, denn solche happy ends wie man sie sich immer wünscht, machen die story meistens fad bzw. öde, weil dadurch die sehnsucht, das begehren nach diesem wunsch erfüllt ist...so regt man sich zwar auf aber es lässt einen weniger los und der unerfüllte wunsch lässt es einen nicht vergessen (oh man bin ich heute aber philosophisch *gg*)
ABER: (jetzt kommts *trommelwirbel*)
Auch ich muss mich leider und unter deutlichem missfallen meinen Vorrednern anschließen, dass das ende nicht wirklich gelungen ist und deinem eigentlichem Niveau nicht nachkommt. Man merkt sofort, dass ein langer zeitraum zwischen der ersten und der jetzigen Version bestand, allein an dem leicht veränderten, nicht mehr so lockeren, fließenden und detailverliebten Schreibstil ist dies zu erkennen und auch das sich einige szenen überschneiden oder doppelt vorkommen oder dass alte sätze sich plötzlich auf eine ganz andere thematik besziehen usw.
naja ich will jetz auch nich alles wiederholen, was meine vorgängerinnen bereits verdeutlicht haben, doch kritiklos wollte ich mit meinem letzten kommi auch nicht daherkommen (obwohl mir die Zitate sehr gut gefallen haben =D)...

man sagt ja auch, dass die ersten ideen immer die besten sind (denk ich mal -.-') und man es einfach dabei belassen sollte...ich denke deshalb sind für uns die charas im letzten chapi auch so befremdend, denn sie sind nicht mehr mit den alten (...wie sagt man so schön...) kompatibel...

So um nun meinen redefluss mal abzuwürgen, sonst komm ich auch noch auf eine seite ^^°, hab ich nur noch ne "winzigkleine" Bitte an dich...und zwar würde auch ich mich über ein alternativ-ende freuen, was an der ersten vision (also ab chap 29) anknüpft, aber nur unter der bedingung, dass du dich dafür noch fit genug fühlst und überhaupt noch bezug zu den alten charas hast
wenn nicht, dann is auch nich so schlimm...jeder denkt sich eh meistens ein eigenes für sich befriedigendes ende

und damit will ich mich auch verabschieden und hoffe bald mal wieder eine ähnlich erfrischende und süchtigmachende story von dir zu lesen zu bekommen (für eine fortsetzung bin ich dagegen, aber duncan (oder ein ähnlicher chara) kann meinetwegen in einer neuen story wieder auftauchen *fg*)

hoffe dir treibt meine lange rede nicht zu sehr den schweiß in die augen, aber das is schließlich nen abschiedskommi und sollte auch dementsprechend anständig ausformuliert werden...

auf hoffentlich baldiges wiederlesen,
deine in träume über duncan schwelgende Luz-ia bzw. DevilsCry ^-^

bye bye *nocheinmalganzdolleknuddel* und vielen dank für diese schöne geschichte...es hat mir wirklich sehr viel spaß gemacht sie zu lesen
Von: abgemeldet
2006-03-24T10:17:28+00:00 24.03.2006 11:17
Genial! Ich hab die Geschichte gestern auf einen Schwups durchgelesen (anstatt was für die Schule zu tun^^)!
Durch die Ich-Person konnte man sich gut in die Hauptheldin versetzten und dein Erzählstil ist toll (stellenweise sehr amüsant und dann wieder spannend^^).
Gruß Phobus
Von: abgemeldet
2006-03-04T17:28:52+00:00 04.03.2006 18:28
also, ich fand dieses kapitel leider sehr verwirrend. Da überschneiden sich dinge mit früheren kapiteln und dann wird plöztzlich dasselbe erzählt und geht anders aus........ganz ehrlich finde ich dieses kapitel nicht so besonders gut gelungen bis zu der stelle, wo es endlich weitergeht. von da an verstehe ich auch wieder den zusammenhang. Das ende finde ich mit dem "versprechen" auf ein widersehen in ägypten sehr gelungen. Persönlich finde ich es schade, dass sie nicht mit Duncan zusammenkommt, aber nun ja.....geschmackssache. ^_^

Ich wette mein kommentar kommt dir jetzt ebenso verwirrend vor, wie mir der anfang dieses kapitels.

Insgesamt muss ich ganz ehrlich sagen, dass diese Geschichte meine Lieblingsgeschichte auf animexx überhaupt ist.


liebe grüße vom
gnom
Von: abgemeldet
2006-02-18T02:12:44+00:00 18.02.2006 03:12
hi^^
Oh... schon Ende T-T
Obwohl...das Land Ägypten schreit irgendwie nach Fortsetzung *ggg* (Und ich glaube, da wäre Billy überrascht, wenn's da mehr als nur Mumien gibt *ggg* *an Duncan denk*)
Aber ich muss natürlich auch noch ein riesen Lob abgeben zu deinem asch geilen Schreibstil^^ (und das Ende :3... auch wenn sie am Ende mit Ivo zusammengekommen ist, aber... na ja, c'est la vie)
Allerdings gib's auch Kritik... du hast nämlich fast die ganze Zeit über die Zeiten gewechselt (also Gegenwart und Vergangenheit!). Hat man leider deutlich gemerkt >.>
Sopa, ich verduft dann auch Mal wieder. Wir fahren heute Abend noch weg... eh okay, für dich ist es jetzt wohl früh morgens^^"
See ya!
Shadowgirl

PS: Wehe du sagst mir nicht bescheid, sollte eine Fortsetzung anstehen! Dann komme ich nämlich nach Deutschland zurück und kann für nix garantieren!
Von:  scippu
2006-02-12T18:00:34+00:00 12.02.2006 19:00
Servus... ich gehöre auch zu den fanatischen anhängern von deiner geschichte ^^
allerdings hab ich jetz ein problem...ich hab deine story bis kapitel 29 ausgedruckt und gebunden, und jetz die Frage...wo soll ich die 30 einordnen??? ick hab leider überhaupt kein plan wo du angefangen hast zu überarbeiten, wenn du mir des kapitel schreiben könntest (Handeule@aol.com) wär ich ma dankbar...noch viel besser fänd ichs aber wenn du des letzte kapitel nochma bearbeitest weil...hm irgentwie is mir der sprung da bisschen zu krass also ich schlies mich den meinungen meiner vorredner an... aba schreib mal fein weiter *bettel* weil des irgentwie echt buchreif is und mich schon zu vielen vielen illus inspiriert hat
dankööö
lg
Von:  Hime-chan
2006-02-08T17:39:31+00:00 08.02.2006 18:39
Rouge-chan^^ ich hab dich sooo lieb^^ aber du musst !!!! eine vortsetzung schreiben, ja?? ich finde duncan so süss und knuffig^^
ich muss sagen, du hast einen bemerkenswerten schreibstil^^ hör bloss nicht auf! sonst muss ich dich mit nem stinkenden thunfisch hauen kommen xDDDD

swwwwwusch die Krisi-chan
chuchichäschtli^^
Von:  capricious
2006-02-08T13:15:57+00:00 08.02.2006 14:15
ÄGYPTEN???????????
das schreit ja nach einer Fortsetzung;)
Denn so kann das nun wirklich nicht enden....kennst mich ja
ICH LIEBE DUNCAN
Zu Ivo hatte ich die ganze Geschichte hindurch keine Verbindung!
Also erstmal ists ein super gelungenes Ende nd ich finds richtig "geil" das Duncan jetzt auch am Tage wandeln kann!!!
Also du MUSST weiterschreiben, weil doch Billy mit meinem kleinen süßen Vampir zusammenkommen muss *ggg*

Ansonsten wirklich sehr gut gelöst!
Gefällt mir!!!
Und das Warten hat sich wirklich gelohnt, wenigstens war das Kapi schöööööööööön lang ;)

Kannst mir ja ma ne PN schicken in Bezug auf eine Fortsetzung ;)


Zurück