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Vertraute Fremde

von

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Fialla

Bare wachte am nächsten Morgen sehr zeitig auf. Die Informationen, die er über Bree von Dathomir erhalten hatte, waren ungewöhnlich. Vielleicht sollte er mit seinem Meister darüber reden, allerdings war das Thema von Windu immer etwas distanziert behandelt worden – vor allem wenn Baren dabei war. Windu hatte ihm zwar klar zu verstehen gegeben, dass dies zu seinem Schutz vor dem Einfluss der Dunklen Seite war – dem er durch Bree ohnehin bereits zu sehr ausgesetzt wäre – aber Baren hatte sich selbst nie sonderlich gefährdet gesehen und empfand seinen Meister als Überbesorgt. Auf der anderen Seite hatte er einsehen müssen, dass es nichts brachte mit Windu zu diskutieren, wenn er ihn nicht vollends verärgern wollte und das wollte Baren eigentlich nicht.

Und damit war es beschlossene Sache, noch bevor Baren sich vollständig angekleidet hatte – er würde seinem Meister noch nichts von den Neuankömmlingen auf Dathomir erzählen.

Außerdem hatte er eine Mission, auf die er sich konzentrieren musste – Bree und ihre Wahlfamilie hatten einen ganz guten Plan, um sich zu helfen, Baren machte sich von Mal zu Mal weniger Sorgen um die vertraute Fremde in seinen Träumen – oder seinem Kopf?

Darüber war er sich noch nicht im Klaren aber alles in allem war das auch keine existenzielle Frage für ihn, da sie nun mal da war - wie auch immer, erklären konnten es nicht einmal die Großmeister, warum sollte er als gewöhnlicher Padawan dann wissen was los war?

Außerdem hatte er sich eben irgendwie damit arrangiert.

Er packte mit routinierten Handgriffen seine Standartausrüstung für Ermittlungen zusammen, Kameras, Sucherdoiden, Datenpads, Datensticks und noch einige andere Kleinigkeiten, um Spuren und Indizien zu sichern.

Nach dem er alles noch ein letztes Mal überprüft hatte, verließ er sein Quartier und begab sich in den Hanga des Jeditempels.

Er war der erste des Teams, der den Hanga erreichte, von seinem Meister war weit und breit nichts zu sehen, genauso wenig wie Meisterin Shaak Tii. Die Padawan der Meisterin sollte noch sehr jung sein. Baren hatte sie noch nie gesehen, er kannte ihren Namen – Jazzlyn Chod – und dass sie eine Zelltronerin war. Unter den älteren Jünglingen hörte man ihren Namen öfter, genauso wie unter den jüngeren Padawanen. Aber dass wusste Baren nur, weil selbst er sich nicht vor allem Klatsch und Tratsch verstecken konnte.

Das pantoranische Schiff war nicht schwer zu erkennen, ein eleganter Diplomatenkreuzer. Baren fragte sich, warum sie abgeholt wurden und nicht für sich nach Pantora fliegen würden. Er selbst konnte sich keinen vernünftigen Grund dafür denken.

Jazzlyn Chod war die zweite die - aufgeregt und voller Tatendrang - den Hanga betrat. Sie trug einen Rucksack, eine dunkle Jeditunika und hatte wilde, dunkelblaue Haare, die sie zu zwei unordentlichen Zöpfen geflochten hatte.

Sie sah sich tief durchatmend um und entdeckte dabei Baren. Mit strahlendem Gesicht kam sie auf ihn zu.

 „Hallo, du bist Baren, nicht? Ich bin Jazzlyn – Jazzlyn Chod“, stellte sie sich freundlich vor und deutete eine Verbeugung an.

 „Briss Baren-bey“, korrigierte Baren sie automatisch. Das Höfflichkeitssuffix war ihm eigentlich nicht besonders wichtig, beim ersten Treffen brachte er das Detail aber öfters mal an.

 „Komischer Name“, stellte das Mädchen naseweis fest, „Das der Familienname vorne steht, dass kennt man ja von manchen Spezies, aber was macht das -Bey noch am Namen?“

Baren betrachtete das Mädchen noch einmal, nach dem Namenssuffix wurde selten gefragt.

 „Es ist ein Generationenname, alle Kinder einer Familie, die zu einer Generation gehören bekommen dieses Namenssuffix“, erklärte er.

Jazzlyn runzelte die Stirn.

 „Also, du und alle deine Geschwister, Cousinen und Cousins haben dieses -bey am Ende des Namens?“, sie legte irritiert den Kopf schief.

 „So ist es“, bestätigte Baren und überlegte kurz – Bree hatte das gleiche Namenssuffix und sie hatten den gleichen Familiennamen – vermutlich waren sie miteinander verwandt, bedachte man die Ähnlichkeit die Anakin vor fünf Jahren erwähnt hatte – vor allem aber, dass sie beide Resarianer-Menschhybride waren und die gleiche Haarfarbe hatten, war anzunehmen, dass sie sogar Geschwister waren. Aber in der Briss Familie war das nie thematisiert worden.

Zumindest nicht wenn Bree anwesend war.

Baren wurde in seinen Überlegungen unterbrochen als die beiden Meister gemeinsam den Hanga betraten.

Die Meister kamen auf die beiden Padawane zu, sie diskutierten über etwas, brachen aber ab, als sie die beiden Teenager erreichten.

 „Seid ihr soweit?“, fragte Shaak Tii mit ihrer melodischen, sanften Stimme.

Baren nickte und schulterte seinen Rucksack.

 „Japp“, antwortete Jazzlyn enthusiastisch.

 „Wir brechen sofort auf?“, fragte Baren nur und auf das Nicken seines Meisters, „Wie?“

 „Mit dem Diplomatenschiff, die Astromechs werden unsere Starfighter nach Pantora zu einem Treffpunkt fliegen“, erklärte sein Meister.

Baren nickte wieder – warum diese umständlichen Maßnahmen notwendig waren, würden ihnen die Meister sicherlich auf dem Weg erklären.

Gemeinsam betraten sie das Schiff, welches luxuriös ausgestattet war und ihnen Platz und alle möglichen Annehmlichkeiten in einer Art Empfangssaal bot.

 „Ganz schön – pompös“, stellte Jazzlyn spitz fest.

 „Man gewöhnt sich dran“, entgegnete Baren, da sowohl Meisterin Tii als auch Meister Windu sich bereits zu einer Sitzgruppe begaben blieb es dem älteren Padawan überlassen Jazzlyn zu antworten und sie den Meistern hinterher zu lotsen. Er musterte sie kurz – wie alt war Jazzlyn wohl? Elf, oder zwölf. Wirklich noch ziemlich jung.

Es war ein interessantes Team, dass für diese Mission zusammengestellt worden war.

Baren setzte sich auf eines der Polstermöbel, ein pantoranischer Bediensteter erschien sofort, teilte Gläser für alle Jedi aus, schenkte ihnen Saft ein und erkundigte sich beinahe aufdringlich, ob er nicht noch etwas für sie tun könnte.

 „Danke, Selon, das reicht“, ein junger Mann in mittelblauer Uniform betrat den Raum und winkte dem Diener sich zu entfernen. Er sah dem Mann ernst, aber nicht streng dabei zu, wie er seine Karaffe wegräumte und den Raum verließ, bevor er sich militärisch vor den Jedi aufstellte.

Er war groß, sicher noch keine zwanzig – und damit wiederum noch jung – auf den Wangen hatte er symmetrische, nicht leicht zu beschreibende, gelbe Markierungen und bromberfarbene kurze Haare.

 „Meister Jedi“, sprach er sie respektvoll und nervös an, „Leutnant Keth Raidia, Der Vorsitzende Cho hat mich beauftragt Sie zum Treffpunkt zu begleiten und vorab alle aktuellen Informationen mitzuteilen.“

 „Setzen sie sich, Leutnant“, forderte Windu den jungen Mann auf.

Raidia blinzelte verwirrt, dann tat er wie geheißen und setzte sich auf einen freien Platz neben Baren.

Obwohl er älter war als Baren – so aus der Nähe nahm Baren an, dass Raidia wohl achtzehn oder neunzehn war und damit nur vier Jahre älter – warf er dem Padawan einen unsicheren Blick zu.

 „Welche neuen Entwicklungen gibt es, Leutnant?“, fragte Windu direkt.

 „Sir, es wurden neue Drohungen geschickt, einige direkt an Miss Fialla im Internat. Wir konnten sie zum Teil zurückverfolgen zu einem Dinner in der Hauptstadt“, erklärte Raidia sofort, „Der Vorsitzende vermutet, dass sich eine terroristische Vereinigung geformt hat, die hinter den Anschlägen steckt und ihr grundsätzliches Ziel der Vorsitzende und seine Politik ist.“

Baren runzelte die Stirn, am Vorabend hatte er die Informationen überflogen, die er von seinem Meister erhalten hatte – entweder waren diese Terroristen sehr gewissenlos oder es ging nicht um politische Ziele. Die ersten Opfer, die Tochter des Vorsitzenden und ihr Mann, waren unpolitisch gewesen. 

 „Wir werden dieses Dinner überprüfen“, stellte Barens Meister fest und nickte ernst.

 „Der Vorsitzende hat sehr klare Vorstellungen, wie die Ermittlungen zu verlaufen haben“, murmelte Raidia verlegen.

Mace Windu atmete tief durch – hatte er etwas in der Art erwartet? Es gefiel ihm jedenfalls nicht.

 „Das werden wir mit dem Vorsitzenden besprechen“, bürstete er den Einwurf ab.

Raidia nickte hastig. Offenbar erkannte er Meister Windu und Meisterin Tii als absolute Autorität an.

Der Rest des Fluges verlief ohne große Erkenntnisse. Baren unterhielt sich vor allem mit Raidia, der ihm alle verfügbaren Informationen über das Dinner gab – wo es lag, wer dort für gewöhnlich verkehrte und ob es je im Zusammenhang mit irgendwelchen politischen Aktionen genannt worden wäre oder in letzter Zeit etwas in irgendeiner Form Bemerkenswertes genannt worden wäre.

Das war alles nicht der Fall.

Baren notierte dennoch gewissenhaft alles, Adresse, Lage, Inhaber und die bekannten Stammgäste. 

Man konnte ja nie wissen was noch von Bedeutung sein würde.

Der Treffpunkt war in einer ländlichen Gegend des Winterplaneten – ein großes Anwesen am Rand einer größeren Stadt.

Sie wurden von einer Gruppe von vier Leuten erwartet. Ein alter Mann in Uniform der aussah als würde er jeden für den noch so kleinen Regelverstoß erst einmal einbuchten, tiegerte vor der Gruppe auf und ab und schickte böse Blicke zum Raumschiff hoch, als hätten dieses ihm persönlich etwas getan. Der zweite Mann war ebenfalls älter, stand aber stramm und unbewegt in der gleichen Uniform wie der Erste. Neben ihm ein Mädchen, im Alter irgendwo zwischen Baren und Jazzlyn und ungewöhnlich schmal – zumindest fand Baren das aus der Entfernung. Er und Jazzlyn begutachteten die Gruppe vom Cockpit aus und überwachten den Landeanflug.

Die vierte Person war eine Frau mittleren Alters, matronenhaft streng auf den ersten Blick, sah aber beim zweiten Blick eher wie ein rundliches Tantchen mit freundlichen Lachfältchen um die Augen aus.

Jazzlyn verließ das Cockpit wieder, um die Ankömmlinge zusammen mit ihrer Meisterin an Bord zu begrüßen.

Baren beobachtete die Szene durch die Cockpitfenster.

Er sah wie Meisterin Tii und Jazzlyn sich vor dem streng wirkenden Mann verbeugten, Meisterin Tii ein paar Worte mit ihm wechselte und die Gruppe dann an Bord geleitete. Jazzlyn blieb einen Moment zurück und sah sich um, bevor sie der Gruppe wieder folgte.

Baren verließ das Cockpit nun auch, er traf im Eingangsbereich auf die Gruppe, beide Männer bemerkten ihn, genauso wie das Mädchen. Während die Männer nur kurze Blicke für ihn übrig hatten, sah das Mädchen ihn neugierig an. Sie trug eine enganliegende dunkle Hose, einen violetten Mantel der viel zu dick für ihre schmale Figur war und trug die langen Haare zu einem strengen Knoten gebunden. Vom Haaransatz abwärts zogen sich zwei gelbe Linien bis über die Augenbrauen und zwei Linien vom Kiefer bis zu den Augen.

Das Mädchen fiel etwas zurück hinter die Gruppe, während sie ihn ansah. Ihre Lippen verzogen sich zu einem scheuen Lächeln.

 „Miss Fialla“, die ältliche Dame zupfte am Ärmel des Mädchens, „kommen Sie, Miss.“

 „Natürlich“, murmelte Fialla und folgte der Dame in den Besprechungssaal.

Baren und Jazzlyn betraten den Raum als letzte. Der streng wirkende Mann hatte sich vor Meister Windu aufgebaut und sprach erregt auf ihn ein.

Er wirkte unzufrieden.

 „Wir brauchen einen groß angelegten Einsatz – Präsenz zeigen – Stärke demonstrieren!“, wetterte er.

 „Das ist der Vorsitzende Cho“, flüsterte Jazzlyn Baren zu. Der ältere Padawan nickte verstehend. Das war also der Vater der ermordeten Lady Nimbalu. Sein Ärger war verständlich, genauso wie der Wunsch seine Enkelin zu beschützen.

 „Ich verstehe eure Sorgen, Vorsitzender, aber zunächst müssen wir herausfinden wo uns die Spuren hinführen“, erklärte Windu streng.

 „Meister Jedi, ich kenne Pantora – der Anschlag kam aus der Unterstadt alle Beweise sprechen dafür. Diese Terroristen sind Feiglinge man muss sie Einschüchtern!“

 „Eure Beweise sind Indizien, die bis her nicht weiter untersucht wurden – diese Terroristen haben bereits getötet, wir müssen sie finden und verhaften, bevor das wieder geschieht“, Windu blieb standhaft in seiner Meinung.

 „Er wird sich dem Jedi beugen“, murmelte der Mann, dessen Namen Baren noch nicht kannte. Er stand neben Raidia, der die Szene unsicher musterte. Auch Fialla und die ältere Dame standen bei den beiden Pantoranern.

 „Meinst du?“, fragte Fialla an den Mann gewandt. Der Mann tätschelte ihre Schulter, sagte aber nichts.

 „Bei allem Respekt, Meister Jedi“, setzte der Vorsitzende an.

 „Wenn jemand >bei allem Respekt< sagt, dann kann der Angesprochene davon ausgehen, dass er nicht mit Respekt behandelt wird“, murmelte Baren. Jazzlyn und Fialla kicherten. Auch Raidia hat Mühe ernst zu bleiben.

Letztlich sollte aber der Mann – er wurde den Jedi als Major Ferran vorgestellt – recht behalten. Der Vorsitzende beugte sich Meister Windu.

Baren ließ sich die Kontaktdaten von Raidia und Major Ferran geben, dann warteten sie ab, dass es dunkel wurde. Im Schutze der Nacht würden Baren und Meister Windu dann das Diplomatenschiff verlassen, um sich direkt in die unteren Regionen der Hauptstadt zu begeben.

Baren setzte sich nicht wieder auf die Polstergruppe, sondern etwas entfernt davon, um seine Daten zu ordnen.

Es war in den Arbeiterquartieren eine Wohnung für sie bereitgestellt worden – ob sie diese wirklich nutzen würden, würde sich ergeben. Sie hatten den Ort, von dem aus eine der Drohungen verschickt worden war, und es gab eine Liste von eher zwielichtigen Sprengstoffhändlern die noch überprüft werden mussten.

 „Entschuldigung?“

Er hob den Kopf als er so unvermittelt angesprochen wurden. Fialla war zu ihm getreten – sie wirkte sehr nervös und knete unruhig ihre Finger.

Baren deutete ihr an Platz zu nehmen, etwas überrascht setzte er sich auf. Was konnte sie von ihm wollen?

 „Ich - wollte mich entschuldigen – wegen meinem Großvater“, sie krallte ihre Finger in ihren Mantel, „Weil er so vehement widersprochen hat“, murmelte sie vorsichtig.

Baren zögerte einen Moment.

 „Er ist besorgt und will die Kontrolle behalten – das ist normal nehme ich an“, er warf einen flüchtigen Blick zum Vorsitzenden, der sich mit den beiden anderen pantoranischen Männern unterhielt.

 „Vielleicht solltet Ihr das eher Meister Windu sagen“, wandte er sich wieder an Fialla.

Die Augen des Mädchens huschten zu dem Jedimeister, der sich abseits ebenfalls seinem Datapad zugewandt hatte. Sie errötete peinlich berührt und blickte wieder auf ihre Finger. Ihre Hände waren schmal, dürr – fast ein wenig knochig.

Sie hatte die Lippen leicht zusammengepresst als sie wieder aufsah.

 „Um ehrlich zu sein, trau ich mich nicht“, gestand sie.

Sie war wirklich schmal und zerbrechlich – laut den Daten war sie dreizehn, sie sah aber jünger aus. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen und ihre Wangen waren ein wenig eingefallen. Sie war aufgewühlt, gleichzeitig, aber stark bemüht dies zu unterdrücken. Sie hatte ihre Eltern verloren, wurde ihm wieder bewusst.

 „Meister Windu kann sehr einschüchternd sein“, versuchte er auf das Mädchen einzugehen, um sie nicht unter Stress zu setzen.

 „Ja, so kann man das nennen“, murmelte sie, offenbar erleichtert, dass er sie nicht auslachte.

 „Ich werd es an ihn weiterleiten“, versicherte Baren, „und er hat es sicher nicht persönlich genommen.“

Fialla zwang sich zu einem Lächeln – Baren hatte das seltsame Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Aber Fialla sagte nichts weiter dazu und gab auch ansonsten keine Anhaltspunkte was an Barens Aussage ihr nicht gefallen hatte.



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