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Sins of Passion

Zeig mir wer du wirklich bist
von

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Das, in dem es kompliziert wird

»Die Grundidee ist wirklich gut, Temari. Allerdings kann ich mir beim besten willen nicht vorstellen, wie wir das in der Praxis umsetzen sollen.« Sakura tippte sich mit dem Ende ihres Bleistiftes nachdenklich gegen die Lippen.

»Bis jetzt ist es ja auch einfach nur eine Idee, mehr nicht.« Temari zuckte unbekümmert mit den Schultern. »Und Ideen habe ich wirklich haufenweise, das meiste davon ist in Wirklichkeit überhaupt nicht zu gebrauchen und landet auf meinem ›unmöglich umsetzbar‹ Haufen.«

»Wo auch immer du deine aussortierten Ideen lagerst, pack diese ganz oben drauf und erinnere mich immer wieder mal daran. Sollten wir einen passenden Bauauftrag bekommen, will ich diesen Vorschlag wieder aufgreifen.«

»Aye, aye, Chefin!« Temari salutierte und ignoriere den strafenden Blick ihrer Vorgesetzten gekonnt. »Haben sich die Smiths eigentlich mittlerweile gemeldet?«

Sakura schüttelte den Kopf. »Nein. Und das macht mich von Minute zu Minute wahnsinniger!«

Eine Woche war seit ihrer Präsentation vergangen und noch immer war keinerlei Reaktion aus Chicago gekommen. Das konnte nur ein schlechtes Zeichen sein. Zwar hatte NY7 in den vergangenen Wochen noch einige weitere Anfragen für kleinere Projekte erhalten, solange allerdings noch immer nicht geklärt war, ob sie nicht vielleicht doch eine Zusage von den Smiths erhalten würden, konnten sie keine weiteren Aufträge entgegen nehmen. Sollten sie den Hotelbau übernehmen, würden sie für ein solch großes Projekt alle Mitarbeiter benötigen.

Sakura warf einen Blick auf die ausgefallene, pinke Uhr an der Wand, die Temari ihr aus Jux zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war schon spät am Nachmittag und das Wochenende rückte unaufhaltsam näher.

»Ich befürchte auch, das wir heute nichts mehr hören werd-« Sakura wurde unterbrochen, als ihr Telefon klingelte. Sie warf einen Blick auf die Nummer und nahm ab. »Hallo Sasuke.«

»Smith Senior hat sich gemeldet. Dobe ist schon informiert, in 5 Minuten in meinem Büro.«

Sakura war die kurzgefassten Anrufe von Sasuke bereits gewöhnt. »In Ordnung.«

Temari trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Und?«, fragte sie neugierig.

»Keine Ahnung. Sie haben sich gemeldet, Naruto und ich treffen uns jetzt gleich mit Sasuke.« Sakura war bereits aufgestanden und schob sich ihr Handy in die hintere Hosentasche.

Temari stöhnte genervt auf. »Ach komm schon! Hätte er dir nicht kurz sagen können ob wir den Auftrag haben oder nicht?« Sie hielt inne. »Warte – das ist kein gutes Zeichen, oder?«

Sakura stieß ein Seufzen aus und ging zur Tür ihres Büros. »Sobald ich etwas genaues weiß wirst du die Erste sein, die ich informieren werde, in Ordnung?«

»Was anderes hätte ich auch nicht erwartet!«

Sakura lachte noch leise, als sie sich zu den Fahrstühlen begab, um in das oberste Stockwerk des Gebäudes zu fahren.

Es dauerte nur wenige Sekunden, ehe sich die Fahrstuhltür öffnete und Naruto ihr winkte. »Hey Sakura.«

Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und stieg in die Kabine. »Hey.«

»Hat er dir etwas genaues gesagt?«, fragte Naruto und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.

Sie schüttelte den Kopf.

»Das ist kein gutes Zeichen, oder?«

Sakura zuckte ratlos mit den Schultern. »Sasuke klang sehr ernst. Kann also durchaus sein, dass alles umsonst war.«

Ein frustriertes stöhnen. »Hoffentlich nicht. Wenn doch werden wir wohl wieder den Bau eines Bürogebäudes planen und das ist sowas von langweilig.«

Das konnte sie schlecht abstreiten. Fast ausschließlich alle Klienten, für die sie bisher Bürogebäude entworfen hatten, bestanden sowohl an dem Gebäude selbst als auch bei der Inneneinrichtung auf meist ein und dasselbe. Auf Dauer mehr als eintönig.

Die Fahrstuhltür öffnete sich.

»Dann wollen wir mal.« Sakura warf Naruto einen kurzen Blick zu, ehe sie in den langen Flur trat.

Das oberste Stockwerk wurde an normalen Tagen ausschließlich von Sasuke benutzt. Gegenüber von seinem Büro befanden sich noch zwei größere Besprechungsräume, die sie allerdings nur äußerst selten nutzen. Zwei weitere Räume könnten theoretisch ebenfalls als Büros genutzt werden, wurden aktuell allerdings lediglich aus Abstellräume missbraucht. Eine kleine Küche und Toilettenräume gab es hier ebenso wie auf jeder anderen Etage.

Sakura klopfte kurz gegen die offenstehende Tür und betrat das Büro. Sasuke hatte sich auf einem Sessel der kleinen Sitzgruppe niedergelassen, die vor dem großen Panoramafenster stand.

Er sah nur kurz von seinem Laptop auf. »Setzt euch.«

Naruto ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. »Spann uns nicht länger auf die Folter und sag schon, was los ist.«

Sakura nickte zustimmend und ließ sich neben Naruto auf eines der Sofas fallen.

Sasuke lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wir haben den Auftrag.«

Seine vollkommen emotionslose Miene verursachte Sakura ein ungutes Gefühl. »Aber?«

»In Chicago hatten wir uns noch darüber unterhalten, wieso Anna Smith bei der Präsentation anwesend war.«, begann Sasuke langsam. »Jetzt ist klar wieso.« Er schwieg einen Moment und dachte nach, eher er fortfuhr. »Anna Smith hat vor etwa einem Jahr ihr Architekturstudium abgeschlossen. Wir bekommen den Auftrag, wenn wir uns bereiterklären, sie in sämtlichen Arbeitsabläufen und Planungen mit einzubeziehen.«

»Das kann doch nicht dein Ernst sein.« Naruto schnaubte leise. »Wir brauchen keine andere Architektin, wir haben Sakura und ihr Team.«

»Glaub mir, ich bin genauso wenig begeistert von der Idee.«, erwiderte Sasuke schroff. »Smith Senior hat mir am Telefon aber unmissverständlich klar gemacht, dass wir den Auftrag nur erhalten werden, wenn wir das akzeptieren.«

Sakura verschränkte die Arme vor der Brust und dachte nach, während sie versuchte Narutos Schimpftirade so gut wie möglich auszublenden. »Was genau muss ich unter ›einbeziehen‹ verstehen?«, fragte sie schließlich ruhig. »Heißt es, dass wir sie vor allem was wir tun informieren müssen, oder bedeutet es das, was ich befürchte?«

Eigentlich hätte Sasuke überhaupt nicht antworten müssen, schoss es Sakura durch den Kopf, als sie ihn mit ihrem Blick fixierte. Äußerlich wirkte er vollkommen kontrolliert wie immer, die Art und weiße wie er jedoch seinen Kugelschreiber in den Händen drehte und drückte, sprach eine vollkommen andere Sprache. Er war wütend. Wirklich wütend.

»Vollkommene Kontrolle. Egal was wir tun, jede noch so kleine Änderung oder Anpassung muss abgesegnet werden.«

»Also kann sie tun und lassen was sie möchte, richtig?«, fragte Naruto spöttisch.

»Richtig. Richard Smith überträgt ihr die alleinige Entscheidungsgewalt.«

Sakura schloss einen Moment lang die Augen und hörte den beiden nur noch mit halbem Ohr zu. Anna Smith hatte bei ihrem ersten Treffen einen äußerst freundlichen und kompetenten Eindruck gemacht. Zwar war sie noch äußerst jung, aber das waren sie immerhin alle einmal gewesen und auch ihr selbst war vor vielen Jahren ein großer Vertrauensbonus entgegengebracht worden, als sie die Planung ihres ersten Großbauprojekts übernommen hatte.

Egal wie wenig ihr diese ganze Sache gefiel, musste außerdem auch bedacht werden, wie viel Arbeit sie in den vergangenen Wochen und Monaten in dieses Projekt gesteckt hatten. Auch wenn es vermutlich niemand zugeben würde, hatte kein Mitarbeiter von NY7 großes Interesse daran, zum wiederholten Male ein langweiliges Bürogebäude zu bauen. Würden sie den Bauauftrag des Hotels bekommen und ihre Arbeit gut machen – etwas, woran Sakura nicht im Geringsten zweifelte – würden ihnen auf einen Schlag unzählige neue Türen offenstehen.

»Wir sollten es trotzdem tun.«, unterbrach sie die beiden schließlich.

Naruto hielt inne. »Bist du des Wahnsinns?«, entfuhr es ihm fassungslos. »Diese Göre könnte das gesamte Projekt über den Haufen werfen!«

»Bis zu einem gewissen Grad können wir das bestimmt einschränken.« Sakura wandte sich an Sasuke, der sie aufmerksam musterte. »Du bist von uns derjenige, der sich mit diesem ganzen Vertragskram am besten auskennt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir einen Vertrag aufsetzen können, der uns ihr nicht komplett zum Fraß vorwirft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie am eigentlichen Bau groß Veränderungen vornehmen wird, wenn überhaupt. Vermutlich reden wir eher von Änderungen beim Innenausbau des Gebäudes und der Einrichtung.«

»Sakura-«, versuchte es Naruto erneut.

»Glaub mir, ich finde den Gedanken auch nicht gerade pinkelnd, dass mir jemand bei allem was ich mache über die Schulter schauen wird.«, unterbrach sie ihn so ruhig wie möglich. »Aber bin nicht bereit dieses Projekt aufzugeben. Wir wissen doch alle wie wichtig dieser Auftrag für uns ist. Was wird wohl passieren, wenn herauskommt, dass wir nicht angenommen haben, weil unser Kunde uns jemanden an die Seite stellen will, der das Projekt überwacht, hm?« Sie stieß ein Seufzen aus und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Wir müssen annehmen. So eine Chance bekommen wir vermutlich so schnell nicht wieder. Was sollen wir außerdem mit diesem riesigen Grundstück machen, das wir gekauft haben?«

»Das werden wir schon irgendwie loswerden ...«, brummte Naruto eingeschnappt.

»Aber nicht zu dem Preis, den wir von den Smiths bekommen werden.«

Sakura musste einfach lächeln, als Naruto genervt die Hände in die Luft warf und so aussah, als wolle er jemanden erwürgen. Dann sah sie wieder zu Sasuke. »Los, sag schon, was du denkst.«

So aufgebracht Naruto nun durch das Büro stampfte, um die Wut in seinem Bauch loszuwerden, umso kontrollierter wirkte Sasuke. Er ließ sich Zeit zu antworten.

»Ich werde Smith einen Vertrag aufsetzen, in dem deutlich festgelegt ist, in welchen Bereichen und bei welchen Bauabschnitten Anna ein Mitspracherecht hat.«, sagte er langsam. »Außerdem in welchem Umfang sie Änderungen vornehmen kann. Das können sie uns nicht abschlagen, zu große Anpassungen würden den Bau unnötig verzögern und die Smiths Unmengen an Geld kosten.«

Sakura nickte zustimmend. »Genau wie Cole gesagt hat. Jeder Tag, den das Hotel noch nicht geöffnet hat, kostet sie Geld.«

»Und genau deshalb werden sie Verständnis dafür haben, dass wir ihre Befugnisse bis zu einem gewissen Grad einschränken müssen.«

»Was widerrum uns zugute kommt.«

Narutos Gesichtsausdruck verriet, dass er alles andere als begeistert war. Die Lippen fest aufeinandergepresst sah er zweifelnd von einem zum anderen. »Ihr wollt das echt durchziehen?«

Sakuras Augen fanden Sasukes, ehe sie nickte. »Ich bin dafür.«

»Argh!« Naruto ließ sich auf seinen Platz neben ihr fallen. »Das wird uns nur Probleme machen. Das ahne ich jetzt schon!« Er drehte den Kopf zur Seite und sah sie an. »Bist du dir wirklich sicher?«

Wieder ein nicken. »Wir müssen das machen. Wer weiß, vielleicht machen wir uns auch unnötig Sorgen und Anna will in Wirklichkeit einfach nur etwas dazulernen. Sie ist so frisch von der Universität und hat vermutlich nur wenig Praxiserfahrung.«

Naruto schien noch immer nicht überzeugt, gab sich jedoch geschlagen. »Lasst es uns durchziehen.«

»Ich werde den Vertrag heute noch ausarbeiten.« Sasuke nahm seinen Laptop und stand auf.

»Und sollten sie sich weigern ihn zu unterzeichnen, schicken wir sie zum Teufel.«, fügte Naruto hinzu. »Dann bauen wir halt noch ein paar Büros, irgendwann wir sich schon wieder was Neues ergeben.«
 

--
 

Sakura zog sich ihre Jacke fester um den Körper. So warm es auch tagsüber war, umso kälter schien es zu werden, sobald die Sonne untergegangen war. Als sie den Kopf in den Nacken legte und nach oben sah, wunderte sie es nicht im geringsten Licht im obersten Stockwerk zu entdecken.

Schnellen Schrittes, um wieder ins Warme zu kommen, überquerte sie den kleinen Vorplatz vor dem NY7-Bürogebäude. Lächelnd hob sie zur Begrüßung die Hand, als sie von ihrem Wachmann entdeckt wurde, der am Empfang saß.

»Miss Haruno! Was machen Sie um diese Uhrzeit denn noch hier?«

»Die Arbeit schläft nie.«, erwiderte sie und hob die dampfenden Kaffeebecher in die Höhe, die sie in einem Becherhalter in den Händen hielt. »Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass Mr. Uchiha sich über eine Koffeinbombe freuen wird.«

Sie löste einen Becher heraus und stellte ihn auf dem Empfangstisch ab. »Und Sie können sicherlich auch eine gebrauchen.«

»Miss Haruno, Sie müssen doch nicht-«.

»Ich kann Sie nicht hören, Mr. Larson. Und ich habe auch gar keine Zeit!«, unterbrach Sakura ihn mit einem Augenzwinkern, ehe sie sich auch schon die Fahrstühle ansteuerte. »Zwei Stücke Zucker und Milch sind schon drin.«

Ein lachen. »Danke!«

Nach einem kurzen Stopp in ihrem eigenen Büro betrat sie wenig später auch schon die oberste Etage des Gebäudes. Wie erwartet stand die Tür offen, dennoch klopfte sie kurz an.

»Lieferservice.«

Sasuke saß an seinem Schreibtisch, hatte die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, die obersten Knöpfe seines Hemdes waren geöffnet und von der üblichen Krawatte weit und breit nichts zu sehen. Sakura musste schmunzeln. So bekam man Sasuke nur äußerst selten zu Gesicht.

»Was machst du hier?«

Sakura ließ ihre Tasche auf einem der beiden Stühle vor Sasukes Schreibtisch fallen. »Das sollte ich wohl eher dich Fragen.«, erwiderte sie unbeirrt, nahm einen Kaffeebecher aus der Halterung und stellte ihn neben seinen Laptop.

»Ich habe doch gesagt, dass ich den Vertrag noch heute aufsetzen werde.« Ohne Zögern nahm er den Becher entgegen. »Und ich bin noch nicht fertig.«

»Lass es für heute gut sein und mach meinetwegen morgen weiter. Wir haben Wochenende, vor Montag wird sich Smith eh nicht darum kümmern, selbst wenn du ihn mit aller Gewalt heute fertig schreibst.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Was im Übrigen sowieso schwierig sein wird, weil wir in 10 Minuten Mitternacht haben.«

Sasuke trank einen Schluck Kaffee, ehe er auch schon wieder seinen Laptop fixiert hatte. »Ich werde keine Ruhe haben, ehe ich das hier fertig habe. Deshalb kann ich auch gleich hierbleiben und weiter machen.«

Sakura seufzte resignierend und ließ sich auf den anderen Stuhl fallen. »Dann sag mir, wie ich dir helfen kann.«

»Gar nicht.«

Sie versuchte, nach diesem trockenen Kommentar nicht eingeschnappt zu sein. »Wie lange glaubst du den, dass du noch brauchen wirst?«

Ein Schulterzucken. »Ich bin fertig, wenn ich fertig bin.«

Sakura verdrehte die Augen und ließ den Blick aus dem Fenster wandern. Manchmal beneidete sie Sasuke um den tollen Ausblick, den er hatte. Sie befanden sich am Rande von Manhattan, in einem der typischen Geschäftsviertel, in denen ein Bürogebäude an das nächste reihte. Von Sasukes Büro aus hatte man allerdings Sicht auf den Hudson, eine normalerweise mehr als teure Angelegenheit. Wäre das Gebäude, das sie zu ihrem Hauptsitz gemacht hatten, beim Kauf damals nicht so heruntergekommen gewesen, hätten sie sich einen so guten Standort überhaupt nicht leisten können.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen.

»Geh nach Hause, Sakura.«

Sie drehte den Kopf wieder zu Sasuke. »Ich bleibe, bis du fertig bist.«, erwiderte sie ruhig und hätte schwören können, dass der so gefasste Sasuke Uchiha ihr einen finsteren Blick zugeworfen hatte.

»Ich würde viel schneller vorankommen, wenn ich meine Ruhe hätte.«

»Ach, ich kann ruhig sein. Ignorier mich einfach.«

Sie verkniff sich ein lachen, als sie ihn leise schnauben hörte.

Der Tag war lang gewesen und sie würde am liebsten nur noch in ihr Bett fallen. Sie war sich sicher, dass es Sasuke nicht anders ginge als ihr, allerdings kannte sie ihn mittlerweile lange genug um zu wissen, dass er wirklich nicht gehen würde, bevor er den Vertrag fertig hatte.

»Ich kann dich auch rausschmeißen lassen.«

Sakura nippte unbekümmert an ihrem Kaffe. »Nein, kannst du nicht. Mr. Larson hat mich viel lieber als dich. Außerdem habe ich ihm auch einen Kaffee mitgebracht, damit bin ich in seiner Gunst nur noch mehr gestiegen.«

Sasukes Finger flogen geradezu über die Tasten seines Laptops, allerdings mit mehr Unterbrechungen als üblich. Er schien tatsächlich beschlossen zu haben sie zu ignorieren.

Sakura hatte sich gerade damit abgefunden, längere Zeit hier verbringen zu müssen und spielte mit dem Gedanken sich auf eines der Sofas zu legen, als Sasuke erneut das Wort ergriff.

»Geh. Nach. Hause.«

»Nein.«

»Seit wann bist du wieder so eine Nervensäge?« , fragte er spöttisch. »Ich dachte, das hätten wir nach der Uni hinter uns gelassen.«

»Wenn du das für nervig hältst, kennst du mich anscheinend doch nicht gut genug.« Sakura schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Warte ab, was ich noch so alles aus dem Hut zaubern kann. Eine Empfehlung, welches Sofa da drüben am bequemsten ist? Ich bin nicht sonderlich groß, da passe ich problemlos drauf.«

Zu ihrer eigenen Überraschung fand sie wirklich großen Spaß daran, ihn ein wenig zu triezen. Sasuke schien immer so unnahbar und kalt zu sein, dabei konnte sie sich nur zu gut daran zurückerinnern, wie er sich vor Jahren mit Naruto über alles Mögliche in die Haare gekriegt hatte.

»Fahr nach Hause.«

Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich kann nicht.«

Ein bohrender Blick. »Wieso?«

Sakura zuckte mit den Schultern. »Um diese Uhrzeit mit der U-Bahn zu fahren ist ziemlich gefährlich.«, sagte sie und wiederholte damit eben die Worte, die er ihr schon unzählige Male eingetrichtert hatte.

»Dann nimm ein Taxi.«

»Um diese Uhrzeit? Keine Chance. Das würde ewig dauern, bis ich hier in unserer Gegend eines erwische.«

Das war vollkommener Schwachsinn. Sasuke wusste genauso wie sie selbst, dass sie in kürzester Zeit einen der gelben Autos herangewunken hätte. Zwar waren um diese Zeit nicht mehr allzu viele hier unterwegs, aber dennoch genug, um nicht lange warten zu müssen.

Sasuke seufzte. »Du gibst nicht auf, oder?«

»Nicht ehe du mit mir dieses Büro verlässt und auch nach Hause gehst.«

Sie hielt seinem Blick stand und wartete darauf, dass er noch einen letzten Versuch wagte, sie zum Gehen zu bewegen. Er blieb aus. Sasuke tippte noch einige Male auf seinem Laptop herum, ehe er ihn zuklappte und die Schreibtischlampe löschte.

»Lass uns gehen, Nervensäge. Ich fahr dich nach Hause.«

Sakura lächelte und erhob sich. »Geht doch.«
 

Sakura hätte schwören können, dass es innerhalb der letzten halben Stunde noch kälter geworden war, als sie kurz darauf mit Sasuke an ihrer Seite das Gebäude verließ.

»Ich muss mir eindeutig angewöhnen, mir eine dickere Jacke mitzunehmen.«, murrte sie und schlang die Arme um sich selbst.

»Stell dich nicht so an. Wir haben Sommer.«

Sakura presste die Lippen aufeinander und verkniff sich einen weiteren Kommentar. Sie waren gerade die wenigen Stufen des Vorplatzes zur Straße hinabgestiegen, als Sasuke stehen blieb.

»Sakura?«

Sie sah auf. »Ja?«

Sasuke hob die Hand und zeigte auf die gegenüberliegende Straßenseite. »Da drüben steht dein Wagen.«

Sakura machte ein überraschtes Gesicht. »Nein, wirklich?«, entfuhr es ihr erstaunt. »Bist du sicher?«

»Ziemlich.« Sasuke hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Überhaupt nichts. Nur, dass ich vermeiden wollte, dass mein werter Kollege sich die ganze Nacht im Büro um die Ohren schlägt.«

»Ich könnte wieder hoch gehen, sobald du weggefahren bist.«

»Nein, könntest du nicht. Weil du mich nämlich nach Hause fährst.«, erwiderte sie gleichgültig. »Und dann ist es so spät, dass selbst du nicht mehr zurückfahren würdest.«

Es war nicht zu übersehen, dass er sie gedanklich verfluchte. Sakura bereitete sich gerade auf die nächste Diskussion vor, als sich seine Schultern herabsenkten und er endgültig kapitulierte. »Mein Wagen steht eine Straße weiter.«, verkündete er und hob leicht einen Arm an.

Sakura lächelte zufrieden und hakte sich bei ihm unter. »Dann mal los. Mir ist wirklich kalt.«

Nachdem sie einige Zeit schweigend nebeneinander hergelaufen waren, sagte er: »Du weißt, dass ich dir das irgendwann heimzahlen werde, oder?«

»Natürlich. Aber trotzdem habe ich heute gewonnen.«

»Heute. Das nächste Mal wirst du nicht so viel Glück haben.«

»Das werden wir dann schon sehen.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Scorbion1984
2021-02-07T20:42:04+00:00 07.02.2021 21:42
Die Zwei treiben wohl immer noch gerne ihre Spielchen .
Bin gespannt wie sich das mit ihrem neuen Auftrag entwickelt .
Naruto ist ja nicht so begeistert von den ganzen Bedingungen .


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