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Kigan

– The crime scene of Gotamo City –
von

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Kapitel 1
 

‚Diese grauenvolle, versiffte Stadt! Ein Loch voll dreckiger Diebe und gewieften Gaunern! Alles unter den Augen der Behörden, die es dulden – nur um sich selbst zu bereichern und diese Stadt weiter im Sumpf des Verbrechens versinken zu lassen, bis sie erstickt. Sie wird ersticken und alles mit sich reißen! Und wenn sie in ihrem eigenen Blut ertrinken und dann leise wimmernd die Hand hilfesuchend nach mir ausstrecken, werde ich sagen -‘

„NIIKURA-SAN?!“

Krachend schlug die Tür gegen die alte Backsteinmauer. Fast genauso laut krachte mein Kopf gegen die Stuhllehne, als ich erschrocken hochfuhr und auf die beiden Eindringlinge starrte, die sich gerade anschickten, mein Büro zu betreten. Doch bevor ich überhaupt dazukam, irgendetwas zu sagen, erklang ein bedrohliches Knurren. Die beiden froren augenblicklich mitten in der Bewegung ein. Mit großen Augen schauten sie auf die große, dänische Bulldogge, die ihnen zähnefletschend den Weg versperrte. Die Tür hatte sie nur um Haaresbreite verfehlt.

Ich hätte vielleicht so etwas wie Triumph empfunden, beim Anblick der zwei hochgewachsenen Männer, die wie die sprichwörtlichen Salzsäulen in meiner Tür standen und auf Rina starrten, doch mein Puls raste nach wie vor.

Was mussten die hier auch so hereinstürmen, ohne anzuklopfen? Was war denn das für eine Art und Weise?!

Langsam nahm ich meine Füße vom Schreibtisch und setzte mich ein Stück gerader hin. Am liebsten hätte ich die beiden so dastehen lassen und ihnen die Tür einfach wieder vor der Nase zugemacht. Da wollte man einmal den verregneten Nachmittag am Fenster genießen, in Ruhe diese elende Stadt samt ihrer Bewohner verfluchen, aber nicht mal das war einem vergönnt.
 

Angepisst musterte ich die beiden. Wie gewöhnliche Klienten sahen sie nicht aus. Zu gepflegt mit ihrer dunklen Kleidung, die beinahe etwas von einer Uniform hatte. Dem einen reichten die braunen Haare fast bis auf die Schultern, sie waren vom Wind ein wenig zerzaust. Dafür lagen sie bei dem anderen akkurat gescheitelt und umrahmten sein Gesicht wie ein dunkler Vorhang. Nein, solche Typen verirrten sich definitiv nicht aus Zufall in mein Büro. Da war etwas faul. Denn daran, dass mir mal jemand einen wichtigen Auftrag erteilen würde, der über das Finden von verloren gegangenen Schmuckstücken oder Haustieren hinausging, glaubte ich schon längst nicht mehr.

Ich ließ sie noch ein wenig zappeln, bis ich mit einem leisen Pfiff der Dame des Hauses bedeutete, in ihren Korb zurückzukehren. Auch wenn Rina auf den ersten Blick sehr einschüchternd wirkte – besonders wenn man sie im falschen Moment erwischte – gehorchte sie mir aufs Wort und war sonst eine sehr sanfte Seele. Für einige Sekunden blickten ihr meine Besucher stumm hinterher, ehe sie aus ihrer Starre erwachten und endlich eintraten.

„Entschuldigung. Sind Sie Niikura-San?“, fragte der eine, diesmal leiser und im ganzen Satz. Anscheinend steckte doch so etwas wie Anstand in ihm. Seine dunklen Augen lagen abschätzend auf mir, während sein Begleiter mein Büro einer schnellen Musterung unterzog.

„Wer will das wissen?“

Wer ohne Anklopfen hereinstürmte, sollte nicht erwarten, dass ich ihm mit Höflichkeit begegnete. Wenige Augenblicke später hatte ich zwei, mir nur allzu bekannte, golden glänzende Marken unter der Nase. Cops. Ohne Uniform, also keine einfachen Streifenpolizisten, sondern vermutlich im gesonderten Außendienst. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich die beiden, die sich vor meinem Schreibtisch aufgebaut hatten. Was wollten die hier?

Innerlich mahnte ich mich zur Vorsicht und Ruhe. Solche Typen hatte ich in der Vergangenheit zur Genüge kennengelernt: Nach außen hin hochmotiviert, aalglatt und dennoch hatten alle im Geheimen Dreck am Stecken.
 

Schweigend entzündete ich meine Zigarette erneut, die während der letzten Minuten erloschen war, und sank im Drehstuhl zurück, ohne die beiden aus den Augen zu lassen. Die Lehne knarrte laut, was die Augenbrauen des Braunhaarigen amüsiert nach oben wandern ließen, während der andere mich weiterhin unbeeindruckt ansah. Aus der Ecke kam ein Schnaufen, hastig zuckten ihre Blicke zu meinem Hundemädchen. Doch die lag nur ausgestreckt in ihrem Korb und beobachtete das Geschehen aus wachen Augen – bereit, einzugreifen, wenn ihr etwas nicht passte. Gut so.

Mittlerweile hatte sich mein Puls wieder normalisiert, was aber noch lange nicht hieß, dass ich Bock hatte, mich mit den beiden zu unterhalten. Gemächlich sog ich den Rauch ein und stieß ihn in Zeitlupe wieder aus, bevor ich mich zu einer Antwort hinreißen ließ. Mit dem Kopf deutete ich auf meine Bürotür, die immer noch offen stand. Sie war etwas in die Jahre gekommen, an einigen Stellen blätterte bereits die Farbe ab und jetzt vermutlich sogar noch mehr nach dieser Behandlung. Hatte sie vorhin schon etwas schief gehangen?

„Steht dort an der Tür, wenn Sie sie nicht gleich aus den Angeln gerissen hätten.“

„Ich deute das jetzt mal als ein Ja.“

Es war das erste Mal, dass der Schwarzhaarige sprach und ich war ein wenig überrascht, wie warm, fast schon sanft seine Stimme klang, im starken Gegensatz zu seinem kühlen, durchdringenden Blick.

„Hm, sieht so aus“, murrte ich, während sein Kollege endlich die Tür schloss – umsichtiger und leiser als nötig. In mir kam das untrügliche Gefühl auf, dass mir ein sehr anstrengendes Gespräch bevorstand, deshalb zeigte ich mit einer Kopfbewegung auf die zwei Besuchersessel vor meinem breiten Schreibtisch. Vielleicht wären die Cops besser zu ertragen, wenn sie nicht wie eine Mauer vor mir aufragten.

„Ich würde Ihnen ja Kaffee anbieten, aber die Maschine ist defekt.“

War sie nicht, aber ich hatte einfach keine Lust für die beiden Vögel noch einmal aufzustehen, während sie es sich in den Sesseln bequem machten.

„Macht nichts. Wir hatten sowieso nicht vor, lange zu bleiben.“

Na wenigstens einmal gute Aussichten.

„Und was verschafft mir die Ehre?“

Finster funkelte ich sie an, machte dabei keinen Hehl daraus, wie sehr ich mir wünschte, sie würden augenblicklich wieder aufstehen und verschwinden. Sekundenlang herrschte Schweigen, der Regen trommelte überdeutlich an die Scheiben, dann räusperte sich der Braunhaarige verhalten und fing an, in seiner mitgebrachten Mappe zu wühlen. Währenddessen erwiderte sein Partner ruhig meinen Blick, mit einem versteckten Schmunzeln im Mundwinkel, das mich innerlich sofort auf Abwehr schalten ließ. Hatte ich was im Gesicht? Was fand der denn so amüsant? Es wirkte beinahe so, als würde er darauf warten, dass ich etwas tat, weswegen sie mich einsacken und mitnehmen konnten. Egal, was es war. Eine leise Alarmglocke fing an, in meinem Hinterkopf zu schrillen. Ich hatte schon eine Weile nichts mehr mit den Cops zu tun gehabt, doch diese Art war mir nur zu genau in Erinnerung geblieben: überheblich, stets von sich überzeugt und das Gesetz gern so für sich auslegend, wie es ihnen passte.
 

Erst ein erneutes Räuspern unterbrach unser Blickduell.

„Also, wir hätten einige Fragen an Sie. Kennen Sie diese Person?“

Ein Foto landete auf dem Schreibtisch. Demonstrativ gelassen drückte ich die restliche Glut meiner Zigarette im überquellenden Aschenbecher aus, was mit hochgezogenen Augenbrauen von Seiten meiner Besucher kommentiert wurde. Mir egal. Mein Reich, meine Ordnung.

Ich zog das Foto näher zu mir, um es im schummrigen Licht besser betrachten zu können. Es wirkte recht abgegriffen, eine Ecke zierte ein unübersehbarer Riss.

Stirnrunzelnd betrachtete ich den jungen Mann darauf. Was hatte der denn ausgefressen? Ein Verbrecher sah anders aus. Der hier wirkte, als könnte er kein Wässerchen trüben. Ich schätzte ihn um die 16 Jahre. Er trug eine dunkle Schuluniform und hatte schwarze Haare, durch die er ausdruckslos in die Kamera blickte. In mir klingelte nichts. Das konnte jeder sein. Gefühlt sah die Hälfte der Jugendlichen in dieser Stadt so aus. Kompletter Einheitsbrei.

Schnaubend ließ ich das Bild sinken und lehnte mich zurück.

„Nein, sagt mir nichts.“

„Vermutlich sieht er jetzt etwas anders aus. Das Bild ist etwa fünf Jahre alt. Uns wurde kein aktuelleres zur Verfügung gestellt.“

Ich konnte mir gerade noch ein Augenrollen verkneifen. Stattdessen versuchte ich mich erneut auf die Gesichtszüge des Jugendlichen zu konzentrieren, ihn mir gegebenenfalls ein paar Jahre älter und mit anderer Frisur vorzustellen. Auch da tat sich in meinem Gedächtnis nichts, so schüttelte ich einfach nur schweigend den Kopf.

„Sind Sie sicher?“

Ich unterdrückte mit Mühe ein genervtes Knurren. Der Kurzhaarige war nahe dran, mich richtig aufzuregen. Seinen herausfordernden Blick konnte der sich sonst wo hinstecken. Ich ignorierte ihn, wandte mich dafür gezwungen gleichgültig an seinen Kollegen.

„Wenn ich es sage. Woher sollte ich ihn überhaupt kennen?“

Irgendetwas schien ich verpasst zu haben, denn die beiden tauschten einen Blick aus, ehe sich der Dunkelhaarige zu mir über den Schreibtisch beugte, während sich sein Partner etwas auf einem Zettel notierte. Was sollte diese unnötige Nähe? Wollte der mir ein Geheimnis verraten oder mich einschüchtern? Letzteres konnte er knicken. Ich wusste sowieso von nichts.
 

Misstrauisch wartete ich auf eine Antwort, versuchte meinen wütenden Puls ein Stück weit zu beruhigen, der aufgrund dieser zuckenden Mundwinkel erneut nach oben geschnellt war. Ich durfte mich nicht so provozieren lassen, schließlich waren mir die Methoden der Polizei genauestens bekannt.

„Das ist Terachi Shinya.“

Mit Argusaugen verfolgte er meine Reaktion, doch ich konnte ihm keine bieten, denn ich war immer noch ahnungslos. Ich zuckte bloß mit den Schultern und wartete auf weitere Erklärungen.

„Er ist vor drei Tagen nach dem Brand seines Elternhauses verschwunden. Seine Leiche wurde nicht gefunden, so gilt er momentan als vermisst.“

Etwas an dem Unterton irritierte mich, nur konnte ich nicht den Finger drauflegen. Es war, als müsste ich etwas Bestimmtes wissen. Stattdessen zuckte ich lediglich ein weiteres Mal mit den Schultern und klemmte mir eine neue Zigarette zwischen die Lippen, während endlich Abstand zwischen uns kam. Auf den missbilligenden Gesichtsausdruck seines Kollegen hin ließ ich mich sogar dazu verleiten, das Fenster einen Spalt breit zu öffnen, bevor ich sie entzündete. War schließlich kein Unmensch.

„Das ist natürlich bedauerlich“, nuschelte ich in den ersten Zug. „Aber ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat.“

Erneut landeten Fotos vor mir auf dem Schreibtisch.

„In seinem Zimmer wurde eine Visitenkarte Ihrer Detektei gefunden. Hinten war eine Notiz verzeichnet, mit den Worten ‚Unbedingt anrufen!‘ und einer beachtlichen Anzahl von Ausrufezeichen.“

Jetzt war mein Interesse doch einen Hauch geweckt. Mit zusammengekniffenen Augen beugte ich mich über die Fotos, die nun vor mir lagen. Ausschnitte eines Zimmers waren zu sehen, vollkommen im Chaos versunken, aber meine Karte erkannte ich trotzdem.

„Es gibt viele Leute, die eine Visitenkarte von mir haben.“

Auch wenn mir just kein Name dazu einfiel. Aber hey, ich hatte die Detektei schon seit Jahren. In der ganzen Zeit hatten durchaus einige Visitenkarten den Besitzer gewechselt.

„Hat er Sie angerufen oder anderweitig kontaktiert?“

„Nein. Wie gesagt, ich kenne ihn nicht und höre heute zum ersten Mal von ihm.“

Wieder diese Blicke. Die gingen mir gehörig auf den Geist. Ich beschloss, dass es das Beste war, sie allmählich zu verabschieden. Mit einem Ruck erhob ich mich vom Schreibtisch.

„Wenn das alles wäre...“

Es kam einem Rauswurf gleich, doch für Höflichkeiten hatte ich heute keinen Nerv. Dennoch hatte ich mit ein wenig Gegenwehr gerechnet, nur blieb diese aus. Anscheinend waren sie ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass das Ganze hier nichts brachte. Mit einem Lächeln auf den Lippen, das mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ, erhob sich der Dunkelhaarige aus dem Sessel und strich sich dabei lässig eine der längeren Strähnen aus dem Gesicht. Sein Partner schob schnell die Fotos in die Tasche, ehe er seinem Beispiel folgte.

„Ach, eins noch: Wo waren Sie am Tag des Brandes, also vor drei Tagen?“

Einen Moment lang blinzelte ich sie an, dann riss mir der Geduldsfaden.

„Was soll die Frage? Halten Sie mich für verdächtig?“, blaffte ich. „Wenn Sie es genau wissen wollen, vermutlich war ich hier und nein, ich habe kein Alibi, außer mein Vermieter hat mich zufällig gesehen!“

Ich war sauer. Wirklich sauer. Hier reinstürmen, mir den Nachmittag verderben und mich verdächtigen. Ging's noch?

Mein Ausbruch schien die beiden nicht weiter zu stören. Seelenruhig nickten sie, als hätten sie nichts anderes erwartet.

„In Ordnung, ist vermerkt. Wenn Ihnen trotzdem etwas einfällt…“

Zwei graue Visitenkarten wurden vor mir auf dem Schreibtisch abgelegt, bevor sie sich nach einer knappen Verbeugung zur Tür wandten.

„… zögern Sie nicht, uns anzurufen, Niikura-San.“

Das würde ich ganz bestimmt nicht tun. Ich wollte mit dem Verein nichts mehr zu tun haben.

Mit einem leisen Klacken fiel die Tür ins Schloss und ich ließ mich schnaufend zurück in meinen Stuhl sinken. Meine Fresse!

Nach einigen Zügen von meiner Zigarette hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich nach den beiden Karten langte, um sie augenblicklich dahin zu befördern, wo sie hingehörten: in den Papierkorb.

Nein, ich würde sie definitiv nicht anrufen. Ich war froh, dass die Polizei mich und meine Detektei in den letzten Jahren in Ruhe gelassen hatte, sodass ich normal arbeiten konnte, und das sollte auch so bleiben.

Mitten in der Bewegung stockte ich, als mein Blick auf ihre Namen fiel.

Hara und Andou. Schnaubend stieß ich den Rauch durch die Nase aus und legte die Karten beiseite.
 

~to be continued
 

Nachwort:

Frohes Neues ^^

Willkommen zu meiner neuen Geschichte, die diesmal etwas umfangreicher wird, also eher ein Jahresprojekt ist. Aktuelles Ziel ist es mindestens pro Monat ein Kapitel hochzuladen, vielleicht auch zwei :) Wie weit mich die Story treibt, weiß ich noch nicht, also ob beispielweise noch mehr Genre dazukommen. Aber die Charaktere werden es mir schon sagen.

Die erste Idee zu dieser Geschichte hatte ich, als ich mit meiner Besten im Oktober in den Urlaub gefahren bin und wir im Auto lautstark "Kigan" hörten, deshalb auch der Titel. Plötzlich hatte ich einen Kaoru vor Augen, der Detektivmäßig um Ecken schleicht *lach* Na ja und dieser Plot wurde dann von uns immer weiterentwickelt, also hat sie auch ihre Finger im Spiel xD

Wie auch immer und wohin auch immer das führt - ich hoffe, es hat gefallen bzw. ihr lasst es mich wissen ^^

Die Story ist übrigens nicht gebetat, also solltet ihr Fehler finden, schickt sie mir ruhig als private Nachricht.
 

Liebe Grüße

Luna



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