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Driving home for Christmas

Sasuke x Sakura
von

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Leaving ...

Genervt knurrt der junge Mann.

Niemanden interessiert es, weil niemand es hört. Der To-Go-Becher, einst mit heißem, ungenießbaren Kaffee gefüllt, steht leer und still in der Mittelkonsole, zusammen geknülltes Papier liegt im Fußraum. Obwohl mit Ketchup und geschmolzenen Käse befleckt, erkennt selbst der Laie das große M und somit ist der bereits verzehrte Inhalt nicht schwer zu erraten.

Die Augen richten sich wütend auf das Papier. Es wird angeknurrt und mit einem verächtlichen Schnaufen bedacht. Der Fahrer sieht wieder nach vorn, als würde die Straße seine Aufmerksamkeit benötigen. Doch da ist nichts, was Aufmerksamkeit bedarf. Auto an Auto steht auf der Straße, vor ihm und hinter ihm. So stehen sie alle hier, seit zwei Stunden, ohne sich auch nur einen Zentimeter bewegt zu haben.

Genervt trommeln Finger auf das Lederlenkrad. Die schwarzen Augen huschen wieder zu dem Papier im Fußraum.

Finger trommeln.

Eine Augenbraue zuckt.

Der junge Mann seufzt frustriert und beugt sich schließlich nach unten. Er hebt das deplatzierte Papier auf und stopft es in den leeren Kaffeebecher. Nun wirkt es wieder wie immer.

Aufgeräumt, sauber, makellos – steril.

Die Hände krampfen um das Lenkrad.

Sie hatte nicht das Recht dazu! Nicht sie! Sie kennt ihn, seine Geschichte, sie weiß, warum er so ist. Wie konnte sie nur?!

Wütend schlägt er mit dem Handballen auf das Lenkrad.

Die Stille im Fahrgastraum wird schwer und drückend. Der junge Mann seufzt erneut und sein Griff lockert sich. Er mustert einen Moment unschlüssig das Radio.

Etwas Gesellschaft wäre nett … Doch er hat es ausgeschaltet, weil er seit fast zwei Stunde mit Weihnachtsliedern bombardiert worden ist. Als würde die Welt verrücktspielen und es gäbe heute nichts Anderes mehr. Mariah Carey soll sich gefälligst jemand anderen suchen, den sie zu Weihnachten haben möchte, er steht jedenfalls nicht zur Verfügung!

Und trotzdem … Es ist so still …

Gerade als er zögerlich die Hand nach dem Knopf ausstreckt, brüllt ein Martinshorn. Laut und erbarmungslos frisst es sich in die Stille und verkündet die Ankunft eines weiteren Krankenwagens. Das Blaulicht tanzt durch die Nacht und lässt für einen absurden Moment Partystimmung aufkommen.

Geräuschvoll atmet der junge Mann aus und reibt sich über die Schläfe. Die Luft im Auto ist stickig und lässt langsam ein dumpfes Pochen entstehen.

Großartig. Kopfschmerzen sind das letzte was er jetzt braucht.

Das Blaulicht verschwindet hinter der Blechkolonne vor ihm und der junge Mann schnappt sich die Jacke vom Beifahrersitzt. Er öffnet die Tür, steigt aus und zieht sie an. Die kühle Luft erfrischt seinen Geist und das Pochen lässt nach.

Müde betrachtet er den Stau. Eine Schlange aus roten Lichtern erstreckt sich vor ihm. Irgendwo ganz hinten tanzen blaue und orange Lichter um die Wette.

Er sollte nicht hier, hier im Nirgendwo, in einem Kilometer langen Stau … allein. Wütend knallt er die Tür zu, dumpf scheppert sie.

„Hey!“

Der junge Mann dreht sich abrupt um. Der Fahrer des Wagens hinter ihm ist ebenfalls ausgestiegen. Ein Mann in seinem Alter. Die Haare sind blond und strubbelig – allgemein wirkt er etwas zerzaust.

„Wissen Sie, was da los ist?“ Der Unbekannte wirkt ungeduldig und besorgt.

„Ein LKW ist umgekippt.“ Ganz ohne Schnee, fügt er gedanklich noch an. „Wieder Weihnachten ohne Schnee“, hatte sie heute Morgen noch gesagt und betrübt zum Fenster hinausgesehen.

Frustriert fährt sich der Blonde durch die Haare. „Oh man. Das ist nicht gut, echt jetzt.“

„Hn.“

„Ich bin übrigens Naruto.“

„Sasuke.“

„Sie wollen bestimmt auch nach Hause, oder?“

Idiot! Doch woher soll er auch wissen, dass er, mehr oder weniger, gerade von zu Hause kommt. Dass er sich ins Auto gesetzt hat und weg ist. Statt Gänsebraten und Rotwein, hatte er widerlichen Kaffee und einen Cheeseburger. Fröhliche Weihnachten, Sasuke.

„Meine Frau macht sich bestimmt Sorgen. Wir haben uns schon seit ein paar Wochen nicht gesehen, ich war beruflich im Ausland.“ Naruto seufzt theatralisch und lässt den Kopf hängen. „Ich habe ihr versprochen, dass ich Heiligabend zu Hause bin.“

Sasukes Magen beginnt zu rebellieren, verknotet sich nervös. Könnte am Kaffee liegen … vielleicht. Nein, er weiß, dass es nicht der ist. Sein Gewissen meldet sich.

Heiligabend zu Hause.

Er hat sich nie viel aus Weihnachten gemacht, aber mit ihr an seiner Seite, hat sich das geändert. Er hat zwar immer noch nichts für Glitzer, Kitsch und kreischende Chöre übrig, aber es ist Zeit für sie beide. Keine Arbeit, keine Termine. Sie und er. Die letzten Jahre konnten sie das in vollen Zügen genießen und dieses Jahr … ist alles anders. Schon seit ein paar Wochen ist sie so merkwürdig …

„Man wird sie sauer sein.“

Sasuke braucht einen Moment um seine Gedanken zuordnen. Er sieht Naruto fragend an und zieht eine Augenbraue hoch.

„Ihre Eltern sind dieses Jahr dabei“, erklärt der Blonde wenig begeistert.

Beinahe hätte Sasuke losgelacht. Verrückt, dass dieser Fremde mit, der selben Problematik konfrontiert ist. „Meine Schwiegereltern sind dieses Jahr auch bei uns.“ Sakura hatte darauf bestanden, dass ihre Eltern dieses Jahr an Heiligabend zu ihnen kommen und nicht wie sonst, sie sie am ersten Feiertag besuchen fahren.

„Echt jetzt? Das ist ja lustig.“

Nein ist es nicht. Unter anderen Umstände hätte es ihn wahrscheinlich nicht gestört. Doch Sakura benahm sich nicht wie sonst. Er hatte das Gefühl, das sie ihn ständig kritisierte. Die Wohnung wäre zu steril, er arbeitet zu viel und es gäbe keine schönen Parks in der Nähe. Gestern hatte sie ihm eröffnet das sie gerne umziehen möchte. Eine Wohnung näher bei ihren Eltern. Er fühlte sich übergangen und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Natürlich konnte er sich direkt wieder anhören, dass er sich nicht für ihre Belange interessierte, weil er, in ihren Augen, nicht schnell genug etwas gesagt hatte. Sie ist aber auch so reizbar seit einigen Wochen, noch mehr wo sonst immer …

„Meine Schwiegermutter ist toll, aber mein Schwiegervater …“ Naruto seufzt und kratzt sich an der Wange.

Nun gut das Problem hat Sasuke nicht. Sakuras Eltern sind großartig und unglaublich herzlich. Sie haben ihn direkt in die Familie aufgenommen, obwohl er nicht gerade … umgänglich ist. Nie hätte er gedacht, dass es Probleme geben könnte. Und doch … das Verhalten seiner Freundin ist ihm schleierhaft, noch schleierhafter wie sonst. Irgendwie sucht sie seine Nähe, doch dann nörgelt sie nur an ihm herum, gleichzeitig scheint sie auf Distanz zugehen und sich zurück zu ziehen. Immer wieder hat er einen merkwürdigen Ausdruck in ihren schönen smaragdfarbenen Augen gesehen. Ganz unvermittelt, kam ihm ein fürchterlicherer Gedanke …

Stück für Stück hat sich der Gedanke in eine Vermutung verwandelt. Hat sich Jemand in ihr Herz geschlichen, während er ständig auf Arbeit war? Hat sie Gefühle für Jemand anderen? Es würde ihre vielleicht Stimmungsschwankungen und diese gereizte Art erklären. Sie ist zwar Temperamentvoll, aber nicht so.

„Naja, aber so ist das halt, echt jetzt.“

Sasuke sieht Naruto an. „Was meinst du?“

Der Blonde strahlt über das ganze Gesicht. „Na, Weihnachten mit Enkelkind ist halt was ganz Besonderes für Oma und Opa.“

„Hn.“ Nun gut, das macht Sinn, aber er und Sakura haben kein Kind. Sie wollen noch ein paar Jahre warten, darüber haben sie mehrfach gesprochen. Sie haben beide gerade erst beruflich Fuß gefasst, da würde Nachwuchs nur stören.

Eigentlich war das eher Sakuras Meinung, er selbst … wusste nicht so recht, wie er zu dem Thema steht, deswegen hat er einfach geschwiegen. Seine eigene Kindheit war alles andere als rosig. Wie sollte er einem Kind etwas vermitteln, von dem er keine Ahnung hat? Wärme, Liebe, Geborgenheit … Nein, wenn er ehrlich, wirklich ehrlich, ist, steht Nachwuchs nicht wirklich auf seiner To-Do-Liste.

„Na dann, schönen Abend noch.“ Ohne auf eine Antwort zu warten steigt er wieder in seinen Wagen.

Die Stille im Fahrzeug wirkt jetzt noch drückender. Ob das ihr letztes gemeinsames Fest ist? Oder besser, war? Wie hieß der noch, der Kollege von dem sie neuerdings so viel erzählt? Der von der Entbindungsstation … Hm … Verdammt! Er hätte besser zuhören sollen!

Sasuke seufzt und schaltet doch das Radio ein.

I´m driving home for christmas …

Klasse, ausgerechnet dieser Song muss jetzt laufen! Er könnte einfach wieder ausschalten. Er streckt die Hand aus …

And feel you near me … Driving in my car …

Er hält inne.

Kraftlos lehnt er sich wieder in den Sitz und lässt das Radio weiterlaufen. Sein Blick schweift zur Beifahrerseite. Für einen Moment hat er das Gefühl, das er sie sieht; Sakura, in dem hübschen Kleid das sie heute anhatte. Sie lächelt ihn schüchtern an und streicht sich eine lose Strähne hinter das Ohr. „Weil du nicht zuhörst …“, flüstert sie leise und verzieht das Gesicht.

I take look at the driver next to me … He's just the same …

Sasuke lacht kurz freudlos.

Wie wahr und doch falsch. Er und dieser Blonde. Wahrscheinlich haben sich eigentlich nichts gemeinsam, außer dass sie hier im Stau stehen, anstatt zu Hause bei ihren Familien zu sein.

Warum ist er gleich noch davongebraust? Er kann sich kaum erinnern, obwohl es gerade mal etwas über zwei Stunde her sein dürfte. Irgendetwas hatte Sakura gesagt. Das er … familiäre sein soll? Irgend so etwas.

I´m driving home for christmas …

Plötzlich packt es ihn. Er könnte nicht sagen warum, doch tief in seinem Unterbewusstsein scheint ein Funke der Erkenntnis zu glühen. Ganz unvermittelt macht alles Sinn, alles! Ihre Launen, ihre … ihre eigenartigen Wünsche …

Sasuke startet den Wagen und rangiert ihn aus der Blechkolonne raus. Er scheucht das Auto rücksichtslos über den Grünstreifen. Auf der Gegenfahrbahn angekommen gibt er gas und rast zurück.

Driving in my car

Driving home for Christmas

Driving home for Christmas
 

Mit ratterndem ABS bleibt der Wagen vor dem Mehrfamilienhaus stehen. Am Rande registriert Sasuke, dass das Auto seiner Schwiegereltern noch dasteht. Hastig geht es zur Haustür hinein und die Treppen hoch.

Immer wieder schimpft er gedanklich mit sich selbst. Der Funke ist inzwischen ein Großbrand. Die sterile Wohnung, die fehlenden Parks, die gewünschte Nähe zu den Eltern. „Falls ich mal Hilfe brauche“, hat sie gesagt. Er ist so ein dummer Idiot!

Nervös schließt er die Wohnung auf. Die Tür bewegt sich und gibt den Blick in den Flur frei … und auf sie. Erschrocken steht sie da, in ihrem hübschen Kleid und mit vom Weinen gerötet Augen.

„Sasuke“, haucht sie, erleichtert und gleichzeitig wütend.

Straffen Schrittes geht er zu ihr, schließt sie fest in die Arme. „Tut mir leid“, flüstert er ihr ins Ohr.

Ihr Wutausbruch stört ihn nicht. Dass sie gegen seinen Brustkorb hämmert und ihn einen Volltrottel nennt, kennt er schon. Sie ist eben Temperamentvoll.

Als sie ihre Emotionen wieder im Griff hat, schmiegt sie sich an ihn und erwidert die Umarmung.

„Ich liebe dich.“ Seine Stimme ist fest und entschlossen. „Euch.“

Sakura sieht erschrocken auf, dann verändert sich ihr Blick

Da ist er wieder. Dieser Ausdruck in ihren Augen, den er noch nie zuvor gesehen hat. Diesen Ausdruck, den er trotzdem hätte erkennen müssen, weil er ihn bei Sakuras Mutter gelegentlich sieht und weil er ihn bei seiner eigenen gesehen hat, als er noch klein war.

Aus dem Wohnzimmer lacht es. „Ich wusste, dass er wiederkommt.“

„Ach hör doch auf! Du machst den schönen Moment kaputt!“, mahnt Mebuki.

Kizashi poltert, „Quatsch! Wham! machen ihn höchstens kaputt!“

Das fröhliche Gelächter der Eheleute Haruno übertönt die besungene Tragödie vom letzten Weihnachtsfest.

Sakura lacht leicht und Sasuke schmunzelt kurz.

„Fröhliche Weihnachten.“

„Fröhliche Weihnachten.“



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