Zum Inhalt der Seite

Boston Boys - Fragmente

Kurzgeschichten zur Boston Boys Reihe
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Spoiler: Knicks vs. Celtics (stark)
Samsas Traum (schwach) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Roger – Oktober 2018

Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Da ließ ich Toby gerade mal zwei Minuten allein, um uns etwas zu Trinken zu holen, und schon hing ihm ein süßer Kerl am Hals; im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein etwas kleinerer, schwarzhaariger Kerl, vielleicht Mitte 30 stand auf Zehenspitzen und hatte seine Arme hinter Tobys Hals verschränkt. Grinsend sah er zu ihm auf.

Im ersten Moment hatte ich ihn für Isaac gehalten, doch die Klamotten passten nicht. Selbst im Rainbow trug Isaac immer seine Gruftiklamotten. Außerdem trug er seine Haare schon lange nicht mehr so lang, sie zu einem Pferdeschwanz binden zu können.

Wie zu erwarten, lächelte Toby zu dem Kerl runter und wehrte sich nicht im Geringsten, so vereinnahmt zu werden. Es war eindeutig nicht ihr erstes Aufeinandertreffen.

Ich ließ mir etwas länger Zeit mit den Getränken und wartete, bis Toby sich irgendwann suchend nach mir umsah. Erst nachdem er mir ein Zeichen gegeben hatte, dass ich nicht störte, ging ich zu ihm.

Der junge Mann bemerkte mich erst, als ich schon fast neben Toby stand, und löste sich von ihm. Mit leicht schiefgelegtem Kopf sah er mich an.

»Hi. Ich bin Roger«, stellte ich mich ihm vor und hielt ihm meine Hand entgegen.

Als könnte er im ersten Moment nichts mit meiner Hand anfangen, sah er sie etwas verwirrt an, bevor sein Blick kurz auf Tobys Hand huschte. Sofort wandelte sich die Verwunderung in ein ehrliches Lächeln und er musterte mich als Ganzes aufmerksam. »Hi. Richard. Oder Ricky. Sorry, ich wusste nicht, dass Toby heute mit seinem Partner hier ist.«

Ich nickte ihm ruhig zu und musterte ihn meinerseits. Ja, doch, er war definitiv Tobys Typ. Etwas schmächtig, klein und clever. Denn Toby hatte definitiv nicht vorher von mir erzählt, sonst hätte er auf meine hochgezogene Augenbraue nicht mit einem leichten Kopfschütteln reagiert.

»Ich denke mal, ich lass euch besser allein, oder?« Er sah kurz fragend zu Toby, dann wieder zu mir.

Es brauchte nur einen kurzen Blickwechseln zwischen uns, um Toby deutlich zu machen, dass ich nichts dagegen hatte, wenn Ricky blieb. Wir hatten für den Abend nichts Besonderes vor und wenn Toby die Anwesenheit des jungen Mannes genoss, war mir das recht.

Toby legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wenn du magst, kannst du dich zu uns setzen.«

»Sicher?« Misstrauisch betrachtete er ihn. »Also ich meine: Klar gern, wenn ich euch nicht störe.«

»Nee, tust du nicht. In unserem Alter lernt man, die Anwesenheit junger Männer sehr zu schätzen.« Ich setzte mich an einen freien Tisch. »Nur für ein Getränk musst du selbst gehen oder Toby überreden. Ich dränge mich nicht noch einmal durch die Massen.«

Mir gefiel, dass Ricky eindeutig darüber nachdachte, ob er es bei Toby versuchen sollte, es dann jedoch bei einem Lächeln und »bin gleich wieder da« beließ. Er wäre auf jeden Fall erfolgreich gewesen und das war ihm wohl auch mehr als bewusst. Da hatte sich Toby wirklich ein ganz besonderes Sahnestück geangelt.

Als mein Mann sich mir gegenübersetzte, lächelte ich ihn schelmisch an. »Na, Planänderung für heute?«

Für einen Moment wiegte er den Kopf überlegend hin und her und sah Ricky kurz nach, dann schüttelte er jedoch den Kopf. »Nein, heute nicht.«

»Okay. Sag, wenn du es dir anders überlegst.« Wie immer, wenn mir Tobys Affären sympathisch waren, hatte ich kein Problem damit, generös zu sein. Ich wusste, dass ich ihm wichtig war, egal wie viel Zeit wir zusammen verbrachten, und wenn ich seine Zeit wirklich wollte, würde er sie mir geben.

»Klar.« Er griff nach meiner Hand und drückte kurz zu.
 

Ricky gähnte und drückte sich dichter in Tobys Arme, sodass dieser fast stolperte. Schmunzelnd und kopfschüttelnd schob er den jungen Mann auf unseren Tisch zu.

»Wollen wir den Abend für heute für beendet erklären?«, schlug ich vor, als sie bei mir ankamen. Ricky sah wirklich erledigt aus und das lag nicht einmal am Alkohol. Er hatte sich bei den paar Malen, die er mit Toby tanzen gegangen war, vollkommen verausgabt.

Ricky gähnte erneut und nickte. »Ja, ich sollte langsam nach Hause. Danke für den schönen Abend.« Er lächelte uns beide zufrieden an.

»Ebenso«, gab ich ehrlich zurück. Ricky war wirklich angenehme Gesellschaft. Ziemlich niedlich, aber überhaupt nicht schüchtern. Wir hatten uns über alles mögliche unterhalten; unsere Jobs, ein wenig Politik, Tobys Vorlieben und wie man ihn etwas ärgern konnte, absolut Alltägliches.

»Wollen wir schon was ausmachen, wann wir uns sehen, oder schreibst du mir?«, fragte Toby schnell, bevor sich Ricky aus dem Staub machen konnte.

»Bei mir ist der Plan nächste Woche schon ziemlich voll.« Für einen Moment war ich nicht sicher, ob Ricky wirklich so viel zu tun hatte oder Toby vertrösten wollte, denn er sah sich unsicher im Raum um. Dann schlug er vor: »Es geht nur noch Dienstag.«

»Ah, schade. Da bin ich schon mit Roger verabredet. Es ist der erste Spieltag der Saison, der gehört schon immer fest in den Plan.« Toby sah dabei nicht einmal zu mir, um nach einer Ausnahme zu fragen. Ihm war das genauso wichtig wie mir.

»Erster Spieltag? Von ... Ah, ihr seid auch Basketballfans? Warum weiß ich davon nichts?!« Ricky schlug Toby anklagend gegen den Oberarm.

Warnend sah Toby auf ihn herunter. »Weil du auch nie etwas gesagt hast.«

»Du schaust auch gern?«, schaltete ich mich ins Gespräch ein.

»Ja, sicher. Ich muss doch unsere Heimmannschaft moralisch unterstützen!«

Toby schnaubte halb scherzhaft, halb verächtlich, während ich bestätigend nickte. »Hör nicht auf Toby, der ist n alter Yankee.«

Ricky rückte etwas von Toby weg und sah ihn abschätzig an. »Wirklich? ... Na ja, du hast andere Qualitäten.«

»Hey!« Mit offenem Mund suchte Toby bei mir Unterstützung, doch ich konnte bei seinem empörten Ausdruck nur lachen.

Nachdem ich mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln gewischt hatte, bot ich an: »Dienstag spielen die Celtics. Wenn du magst, komm doch vorbei. Und wenn ihr wollt, könnt ihr ja nach dem Spiel nach oben.«

Im ersten Moment wirkte Ricky überrascht, doch dann lächelte er. »Klar, ich komm gern zum Spiel vorbei. Zusammen schauen ist immer besser. Und was meinst du mit ›nach oben‹?«

»Ah, die Wohnung, in der wir uns letztens getroffen haben, ist über unserer Wohnung«, erklärte Toby.

Ich nickte bestätigend. »Wir trennen das gern ein wenig, wenn du verstehst?«

»Ja, sicher.« Ricky lächelte aufrichtig. »Ich weiß nicht, ob ich darauf dann Lust hab, aber wie gesagt, für das Spiel komm ich auf jeden Fall vorbei. Und ich weiß ja dann auch, wo ich hinmuss.« Er zwinkerte mir grinsend zu.

»Gut, dann bis Dienstag«, verabschiedete sich Toby endlich und umarmte ihn noch einmal.

Bevor ich mir etwas überlegen konnte, legte Ricky mir einfach seine Arme um den Torso. »War schön, dich kennenzulernen. Ich freu mich auf Dienstag.«

Ich erwiderte die Umarmung. »Ich auch.«



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  chaos-kao
2022-08-23T20:19:20+00:00 23.08.2022 22:19
Ich mag es, wie erwachsen und gefestigt Tobys und Rogers Beziehung ist. Die beiden haben hart daran gearbeitet und das, was sie haben, ist extrem wertvoll. Ich mag die Harmonie und Ehrlichkeit zwischen den beiden nach wie vor sehr.
Antwort von:  Vampyrsoul
06.09.2022 14:48
<3
Von:  Oasi
2022-08-23T18:47:54+00:00 23.08.2022 20:47
Hey Du,
ach ja, schön wieder von den Beiden zu lesen. Ich folge deinen Storys und FF‘s schon lange (etwas oberflächlich leider - auch unter verschiedenen Namen) und ich hoffe das es endlich mal etwas mehr Drama gibt.
Toby muss sich echt mal so richtig in wenn anderen verlieben. Nix geben Roger … aber joar, Tobi hat einen etwas liebevolleres, umgänglicheres und Jüngeres verdient.😁😁😁 Nicht unbedingt so etwas wie Samsa eher ähnlich vielleicht.
Aber gut es sind deine Charas und ich bin gespannt was du mit den Beiden noch vorhast. Freue mich auf mehr.
LG
Antwort von:  Vampyrsoul
06.09.2022 14:52
Und dann verliebt sich Toby in jemand anderen, und dann? Ändert das zwischen im und Roger trotzdem nichts. Das ist nicht wie Toby fühlt und Beziehungen erlebt.


Zurück