Zum Inhalt der Seite

Nachhilfe

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich lag auf meinem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und blies Trübsal. Nicht, dass das meine eigentliche Art gewesen wäre, eigentlich war ich fröhlich und lebenslustig, aber gerade jetzt war mir nicht danach zumute. Ich war unglücklich verliebt, in Nick, den Nachbarsjungen, der nebenbei noch mit meinem großen Bruder Caleb ging. Am Anfang hat mich das alles wenig gestört, im Gegenteil: Ich habe mich sogar gefreut. Jetzt sah die Sache ein wenig anders aus, da ich auch auf Nicky, wie wir ihn fast alle nannten, stand. Stehen war untertrieben: Ich war über beide Ohren in ihn verliebt. Zeit mit ihm zu verbringen bedeutete Schmetterlinge im Bauch zu haben, ein ganz flaues Gefühl im Magen, positiver Natur.
 

Heute war Samstag und ich hatte meine Arbeiten alle erledigt: Die Hausaufgaben waren gemacht, die Pferde waren bis zum Abend versorgt, Klein Nicky, der neuste Familienzuwachs in Form eines kleinen Katers, döste neben mir und Leo, mein Hund, der bespaßte sich meistens eh selbst. Letzterer bewegte mich gleich auch dazu aufstehen, denn er bellte. Das war ein Zeichen dafür, dass sich jemand dem Hof näherte. Ich stand also auf und ging nach unten um meine Nase gegen die Fensterscheibe zu drücken.
 

Tatsächlich bog ein mir völlig unbekanntes Auto ein. Es war gelb und sah mit seinem Spoiler und den breiten Reifen erstens teuer aus und wirkte zweitens es ein wenig deplatziert, als es neben Calebs verbeultem Ford Escort parkte. Meine Neugierde war geweckt. Die Türen gingen auf und das Rätsel wurde gelüftet, zumindest teilweise; auf der Beifahrerseite stieg ein junger Mann aus, hochgewachsen, mit blonden, leicht gelockten Haaren und Undercut, sowie Goldrahmenbrille. Das war Magnus, der Freund meines Bruders, oder wie man das nennen mochte. Caleb war ja jetzt mit Nicky zusammen. Das war ungewöhnlich, denn Magnus besuchte uns nahezu nie. Ich konnte die Treffen von Caleb und ihm auf dem Hof an einer Hand abzählen. Der Fahrer indes machte einen äußerst genervten Eindruck. Er war hochgewachsen, breitschultrig, hatte kurzgeschnittene, blonde Haare und blaue Augen. Beide sprachen angeregt miteinander und der Blonde gestikulierte in Richtung unseres Hauses, nur um sich danach auf eine nichtvorhandene Armbanduhr zu tippen. Als Leo sich dann daran machte das Duo in Beschlag zu nehmen ging ich nach draußen. Nicht jeder mochte Hunde und wenn der Fremde Angst hatte, konnte das unschön enden. Leo war handzahm und tat niemandem etwas, aber er hatte die Angewohnheit alles und jeden anzuspringen und abzuschlabbern.
 

Ich griff nach der Türklinke, als diese bereits nach unten gedrückt wurde. Magnus starrte kurz auf mich herab und lächelte dann freundlich: „Hi, Danny. Ist dein Bruder da?“

Das war eine gute Frage, denn oft hing er, sofern er Zeit hatte, bei Nicky rum, wohl aus Rücksicht auf mich. Ich war ja nicht gänzlich dumm: Die Wände waren dünn und Calebs Zimmer lag direkt neben meinem.
 

„Ähm, hallo“, antwortete ich und rieb mir den Arm. Sollte ich ihm sagen wo mein Bruder gerade war? Eigentlich wäre es angebracht gewesen, da sie sich auch einen Dreck um meine Gefühle scherten.

„Drüben bei Nicky, schätze ich.“
 

Magnus´ Lächeln gefror schlagartig. „Ähm, danke“, murmelte er und gewann wieder seine Fassung. „Dann werde ich mal nachsehen ob ich ihn aufgabeln kann.“ Damit machte er auf dem Absatz kehrt und ich sah ihm nach, wie er zu Nicky hinüberstapfte. Ein weiteres, lautstarkes Bellen riss mich aus meinen Gedanken. Verdammt, Leo!
 

Der schwarz-weiß gescheckte Zottelhund hatte sich inzwischen einen neuen Spielpartner gesucht, der ihm schmunzelnd das Ohr kraulte. Hechelnd schleckte ihm Leo über die Finger und hatte ihm schon einige Pfotenabdrücke auf dem blütenweißen Shirt hinterlassen. Auch die kurzen schwarzen Trainingsshorts waren mit einigen Andenken versehen worden. Entweder dem Typen war das nicht aufgefallen oder schlichtweg egal. Nach einiger Zeit fiel sein Blick auf mich und Leo ließ von ihm ab um mich in Beschlag zu nehmen. Kurz wurde ich mit einem abschätzenden Blick aus den eisblauen Augen bedacht, bevor die Hand gehoben und ich mit einem freundlichen „Hi, ist das deiner?“ begrüßt wurde.
 

„Ja, das ist Leo!“, antwortete ich euphorisch und kraulte meinen Hund dabei im Nacken. „Ähm, tut mir leid wegen deinen Sachen“, murmelte ich schuldbewusst und senkte den Blick.
 

Mein Gesprächspartner sah an sich hinab und lachte dann leise: „Ach das. Dafür gibt es Waschmaschinen. Ich mag Hunde, keine Sorge. Leo ist ja wirklich zutraulich.“
 

Sofort nickte ich eifrig: „Ja, ist er.“
 

„Ich nehme mal an, da Magnus so rasch abgerauscht ist, wirst du nicht Caleb sein?“
 

„Nein, ich bin Danny, der Bruder von Caleb.“
 

„Ah ja, da war was. Freut mich dich kennenzulernen, Danny. Ich bin Connor.“
 

Connor verschränkte die Arme vor der Brust, überkreuzte die Beine und lehnte sich gegen die Fahrertür. Er beobachtete noch immer Leo, der um mich herumsprang bevor er aufjaulte und in Richtung Stall davonwetzte. Wahrscheinlich hatte er irgendetwas gehört oder so.
 

„Bist du ein Freund von Magnus?“
 

Connor kratzte sich am Hals und wägte kurz ab. „So kann man es nennen, ja“, nickte er.
 

„Bist du mit ihm zusammen?“

Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich hatte immer noch ein wenig Hoffnung, dass Magnus und mein Bruder sich irgendwie fanden und Nicky freiwerden würde für mich.
 

„Nein, das nicht. Wir haben gemeinsam mal in einer WG gewohnt.“
 

„Und warum fährst du ihn her?“
 

„Weil er selbst kein Auto hat und das von seinem Mitbewohner gerade in Reparatur ist.“
 

Ich zog die Brauen kurz in die Höhe und ging dann zu ihm, um das Auto eingehend zu begutachten. Daneben wirkte sogar das von Nicks Eltern, und das war noch eher neu, wie ein Spielzeug. Blank poliert, mit plattgedrückter, schwarzer Motorhaube, hochstehenden Scheinwerfern, dem Heckspoiler und den breiten Reifen sah das Ding wirklich böse aus. Ich lugte kurz in den Innenraum und legte den Kopf schief.
 

„Du hast ja nur zwei Sitze?“, fragte ich erstaunt.
 

„Mh. Die reichen auch völlig.“
 

„Was machst du denn, wenn du einmal mehr als eine Person dabei hast?“
 

„Tja, Pech gehabt“, grinste Connor und sah sich neugierig um. „Das ist also der Reiterhof von dem mir Magnus erzählt hat?“

„War“, korrigierte ich ihn und bestaunte noch immer das Auto. „Wir haben noch ein paar Pferde und geben auch Reitstunden, aber es ist nicht mehr wirklich, also…“ Ich suchte nach den richtigen Worten.
 

„Ich verstehe schon – ihr habt keinen Betrieb mehr.“
 

„Ja“, nickte ich und fuhr vorsichtig mit einem Finger über den Spoiler. Das Material wirkte ganz komisch, war weder Blech noch Metall und dazu schwarz. So etwas hatte ich nie gesehen, geschweige denn in den Fingern gehabt. „Das muss verdammt teuer gewesen sein, oder?“
 

„Hm?“ Connor drehte sich zu mir und ließ sein Smartphone in die Hosentasche zurückgleiten. „Was meinst du?“
 

„Das Auto.“ Ich deutete auf den ganzen Wagen.
 

„Achso, das. Ja.“
 

„Was ist das für eine Marke?“
 

„Porsche, warum?“
 

„Weil ich sowas nur aus dem Fernsehen kenne“, kicherte ich. „Und fährt er auch schnell?“
 

„Was denkst du?“ Connor schmunzelte und lehnte sich mit der linken Seite gegen den Wagen.
 

„Ja?“, war meine vorsichtige Antwort.
 

„Tut er. Wem gehört denn der Escort?“
 

„Meinem Bruder.“ Ich war noch immer zu abgelenkt. Normalerweise machte ich mir ja nichts aus solchen Sachen, aber Connors Auto wirkte echt cool. Cooler als die meisten Fahrzeuge, die ich kannte. Wie so ein echter Rennwagen.
 

„Hat auch schon bessere Tage gesehen, hm?“
 

Ich hatte gar nicht bemerkt wie Connor sich der grünen Schrottkiste genähert hatte. Natürlich durfte man sowas nicht laut sagen, denn der Escort war Calebs Heiligtum und jeder der ihn beleidigte wurde mit dem Blick des Todes und einem gesalzenen Kommentar bestraft.
 

„Lass das bloß nicht Caleb hören, sonst wird er böse.“
 

„Schon gut, ich verstehs ja. Wer an einem Wagen hängt, der will ihn einfach nicht hergeben. Da könnte man aber was machen.“
 

Ich zog die Augenbrauen fragend in die Höhe.
 

„Na, ich meine, das ausgebeulte Blech und so. Das wäre nicht so viel Arbeit.“
 

„Keine Ahnung? Caleb hat nie etwas in der Richtung unternommen. Ist ihm wohl zu teuer.“
 

„Hm.“ Connor hatte die Arme wieder vor der Brust verschränkt und überlegte. „Ist aber schade drum. So Escorts sind selten geworden und waren gute Fahrzeuge.“
 

„Kennst du dich denn mit Autos aus?“
 

„Ein bisschen. Genug um sie nicht gegen den nächsten Baum zu setzen, würde ich mal frech behaupten.“ Dabei grinste er schelmisch.
 

„Ich freue mich schon, wenn ich einmal den Führerschein habe. Dann brauche ich Caleb nicht mehr bitten mich herumzukutschieren.“
 

„Wie alt bist du denn?“
 

„15, aber fast 16“, erklärte ich mit vor stolz geschwellter Brust. Mit 16 war man schließlich schon fast erwachsen!
 

„Dann hast du ja noch ein bisschen. Ich weiß noch, in deinem Alter habe ich auch vom Führerschein geträumt.“ Connor lachte erneut und schüttelte den Kopf. Wie er so dastand, mit Leos Pfotenabdrucksmuster auf dem Shirt und Hose. sowie seiner freundlichen Art war er direkt sympathisch.
 

„Wie alt bist du denn?“
 

„21, fast 22“, zwinkerte er mir zu.
 

„Woah, und dann kannst du dir schon so ein Auto leisten?“ Mir blieb der Mund offen stehen.
 

„Mh, ich nicht, aber meine Eltern.“
 

Gerade als ich etwas erwidern wollte, hörten wir Schritte. Magnus kam, in Begleitung meines Bruders, zurückgestapft. Beide wirkten nicht sonderlich begeistert. Caleb fixierte mich mit einem wütenden Blick: Das würde Ärger geben.
 

„Haben es die Turteltauben dann oder muss ich noch mehr von meiner Freizeit opfern?“ Connors Gesicht zeigte ein spottendes Grinsen und ich biss mir auf die Lippen. Meinen Bruder zu reizen war keine gute Idee.
 

„Wir sind fertig“, lächelte Magnus gequält. Hätte er noch am Kragen seines Shirts gezogen wäre das Bild perfekt gewesen. Ihm war die ganze Situation mehr als unangenehm, aber das offen zu zeigen erschien ihm wohl doch unpassend.
 

Caleb seinerseits starrte Connor finster nieder.
 

„Nettes Auto übrigens. Habe schon lange keinen Escort mehr gesehen. Die sterben aus.“
 

Mein Bruder stutzte kurz und ich wusste genau, er dachte gerade darüber nach, ob man ihn verarschte. Auch wenn er an seinem Auto hing, so wusste er, dass es eine einzige Rostlaube war.
 

„Wenn du einen guten Karosserieschlosser kennst, könnte man was am Blech machen. Schaut nach nicht so viel aus. Mehr oberflächlicher Kram.“
 

„Ach was?“, schnaubte Caleb.
 

„Brich dir mal keinen ab.“ Connor rollte mit den Augen und ging auf mich zu um mir die Hand zu reichen. „Hat mich gefreut, Danny. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Wahrscheinlich, wenn der nächste Beziehungszoff ansteht.“
 

Ich ergriff die mir dargebotene Hand und schüttelte sie überschwänglich. „Wäre cool! Können wir dann mal eine Runde fahren?“
 

„Klar.“
 

„Nein.“
 

Ich sah zu Caleb, der mit ausdrucksloser Miene das Schauspiel vor sich beobachtete.
 

„Warum?“, fragte ich aufgebracht. Das war schließlich mein neuer Bekannter, nicht seiner!
 

„Weil das viel zu gefährlich ist.“
 

„Ich denke, meine Karre ist ein wenig sicherer als deine. Nix gegen den Escort, aber heute gelten andere Sicherheitsstandards.“ Connor schüttelte den Kopf und stieg ein.
 

„Bis irgendwann mal, Caleb.“ Magnus hob die Hand zum Abschied und stieg dann ebenfalls ein, ohne eine Reaktion abzuwarten. Der Motor dröhnte auf und der gelbe Sportwagen setzte zurück um dann zu verschwinden. Ich sah ihnen fast schon ein wenig traurig nach. Seit Nick< und Caleb gemeinsam gingen, oder wie auch immer man das nennen mochte, versuchte auch ich ihnen aus dem Weg zu gehen. Da wir hier aber weit abseits vom Schuss lebten, hatte ich wenig Gesellschaft und der Bus in die nächste Stadt fuhr auch nur alle heilige drei Zeiten.
 

Ich wurde an der Schulter gepackt und gezwungen meinem großen Bruder in die Augen zu schauen. Der wirkte zwar nicht sauer aber doch verstimmt.
 

„Warum hast du ihm gesagt, dass ich bei Nick bin?“
 

„Hätte ich lügen sollen?“
 

„Ja! Nein! Ach…“ Caleb ließ mich los und raufte sich die schwarzen Haare. „Hättest du nicht sagen können ich bin nicht da?“
 

„Dein Auto steht hier? Wo hättest du denn gewesen sein sollen?“
 

„Vielleicht ausreiten mit Abyss?“
 

„Und wenn er in den Stall geguckt hätte?“
 

„Hätte er nicht.“
 

„Woher willst du das so genau wissen?“ Ich schob trotzig meine Unterlippe vor, die gefährlich bebte. Streiten war etwas das ich absolut nicht konnte. Schon gar nicht mit Caleb. Wenn er böse auf mich war fühlte ich mich schuldig, sogar wenn ich Recht hatte.
 

„Weil er sich für sowas nicht interessiert.“
 

„Tut mir leid“, murmelte ich bedrückt.
 

„Schon gut“, seufzte mein Bruder. „Ich gehe nochmal…“ Er beendete den Satz nicht. Ich wusste sowieso was kommen würde.
 

„Jaja, ich weiß.“ Wütend, und um die Tränen in meinen Augen zu verbergen, wandte ich mich ab und stürmte ins Haus, nach oben, in mein Zimmer. Ich warf die Tür hinter mir zu und schnappte mir das erstbeste Kopfkissen, in das ich angestrengt heulte. Warum konnte Caleb nicht einfach mit diesem Magnus zusammen sein und ich mit Nicky? Dann wäre alles gut und wir hätten keinen Streit und ich wäre wieder gut drauf. So war das eine einzige Katastrophe und ich hielt das nicht ewig aus. Caleb schwieg noch mehr als sonst und die spärlichen Besuche von Nicky beschränkten sich darauf, dass sie mir, wohl aus schlechtem Gewissen heraus, auswichen. Ich weiß nicht was mich mehr fertig machte: Diese Distanz und Ablehnung oder sie gemeinsam zu sehen.
 

Neben mir regte sich etwas. Klein Nicky war gähnend aufgestanden und machte es sich auf meinem Bauch bequem. Gedankenverloren streichelte ich das kleine Fellbündel und starrte an die Decke. Warum wollte mich Nicky eigentlich nicht? Ich meine, ich war ungefähr in seinem Alter, dazu deutlich wenig abweisend als mein Bruder und wir hatten uns schon mehr als einmal geküsst. Lag es vielleicht daran, weil er noch immer ein Kind in mir sah? Manchmal drängte sich mir das Gefühl auf, ich sei sowas wie ein kleiner Bruder für Nicky, mehr nicht. Jetzt fühlte ich mich wie das fünfte Rad am Wagen und konnte nichts dagegen machen. Mit Caleb zu streiten brachte auch nichts. Genervt fuhr ich mir durch die Haare. Das war doch zum Verrücktwerden.
 

Unser Abendessen gestaltete sich als je eine Pizza für Caleb und mich, nachdem die Stallarbeit erledigt war. Wir aßen schweigend und wurden nur ab und an von einem miauenden Nicky unterbrochen, der an seiner vollen Milchschale stand und uns mit großen Augen anstarrte. Ich wartete noch eine Weile, bis es aus mir herausplatzte.
 

„Bist du jetzt mit Magnus wieder zusammen oder noch immer?“
 

Mein Bruder senkte seinen Blick ein wenig und strafte mich mit Schweigen.
 

„Caleb? Ich habe dich was gefragt?“
 

„Das verstehst du nicht, Danny“, wich er mir aus.
 

„Dann erkläre es mir doch so, dass ich es verstehe?“
 

„Das würde nichts ändern. Glaub mir einfach es ist besser so.“
 

„Warum darf ich nicht im Wagen von Magnus´ Freund mitfahren?“, versuchte ich das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
 

„Weil das viel zu gefährlich ist“, speiste mich mein Bruder mit der gleichen Antwort wie heute Nachmittag ab.
 

„Das ist doch gar nicht wahr! Du hast ihn doch gehört: Sein Auto ist viel sicherer als deins!“ Ich blies die Backen auf und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
 

„Hör jetzt einfach auf damit, okay?“, murrte Caleb und nahm das letzte Stück Pizza in die Hand.
 

„Immer muss alles nach deinem Kopf gehen!“, fuhr ich ihn an.
 

„Muss es, weil ich die Verantwortung für dich habe. Du lässt dich genauso leicht beeinflussen wie Nick. Euch kann man keine fünf Minuten alleine lassen, ohne dass ihr irgendeinen Mist ausheckt.“
 

„Darum musst du dir wohl keine Sorgen machen, er klebt ja eh an dir. Für ihn bin ich Luft!“
 

„Das stimmt gar nicht und das weißt du.“
 

„Ach, weißt du was? Zuerst warst du gegen Nicky, dann haben wir Freundschaft geschlossen, was dir auch nicht gepasst hat und jetzt nimmst du meinen besten Freund für dich in Beschlag! Toll, danke.“

Ich warf meine Pizzaecke auf den Teller zurück und stürmte nach draußen. Mir ging das alles so gehörig auf den Geist, vor allem weil Caleb nichts von meinen Gefühlen für Nicky wusste, zumindest nicht offiziell. So wie sie sich verhielten, hatte mein „bester Freund“ mich sowieso verraten. Das wollte ich aber nicht glauben, denn ich mochte Nicky und vertraute ihm. Mögen war untertrieben, aber das stand gerade nicht zur Debatte.
 

Ich wartete in meinem Zimmer bis ich Caleb nebenan hörte, bevor ich mich nach unten schlich und Klein Nicky mit einer Schale frischen Wassers und etwas zu essen versorgte. Lächelnd strich ich dem Kater mit dem Kugelbauch über das Köpfchen. Der schnurrte wie ein kleiner Traktor. Ich überlegte kurz, ob ich ihn in mein Zimmer mitnehmen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Lieber stand ich einmal in der Nacht auf und kontrollierte, ob alles in Ordnung mit ihm war, als alle seine Sachen nach oben zu räumen um sie morgen wieder nach unten zu bringen.
 

„Gute Nacht, kleiner Mann.“ Damit machte ich das Licht aus und ging wieder nach oben.
 

Ich sprang noch kurz unter die Dusche, schlüpfte in bequeme Shorts und ein ausgeleiertes, rotes T-Shirt, bevor ich mich ins Bett legte und die Augen schloss. Mir geisterte Nicky durch den Kopf und es tat mir fast schon wieder leid, dass ich mit Caleb gestritten hatte. Das war unfair gewesen. Er konnte ja auch nichts für seine Gefühle, oder? Murrend drehte ich mich auf den Bauch und versuchte ein wenig zu schlafen. Ich musste morgen früh raus; die Pferde mussten versorgt werden (wobei mir Caleb half, so fair musste ich sein – er war sehr pflichtbewusst, trotz neuen Freundes), Leo und Klein Nicky brauchten ihr Frühstück und dann stand Schule auf dem Plan. Klang nach einem herrlichen Tag, bis auf die Schule.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück