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Was wäre wenn...

von

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Vorbereitungen

Eins musste Yasuo diesem Arzt lassen, er leistete hervorragende Arbeit, auch wenn er es niemals offen zugegeben hätte. Die Tabletten halfen gut und außer einem kratzen im Hals und einer leicht heiseren Stimme, war er wieder hergestellt. Frisch geduscht und rasiert ging er ins Zimmer seines Sohnes um ihn aufzuwecken. „Hey Schlafmütze, aufstehen.“

Atemu zog sich die Bettdecke über den Kopf, als Yasuo die lilafarbenen Vorhänge öffnete und die Sonne herein lies. „Du hast noch etwas Zeit. Das Frühstück steht auf dem Tisch bereit.

Atemu lugte unter der Bettdecke hervor. „Wir frühstücken nicht zusammen?“

„Nein, ich möchte noch schnell einkaufen und uns Lunchpakete für unterwegs fertig machen.“

„Dann scheint es dir wieder besser zu gehen?“

„Du kennst mich ja, ich bin schnell wieder auf den Beinen.“, zwinkerte Yasuo.

„Zum Glück.“ Atemu überlegte kurz. „Wo wollen wir heute eigentlich hin? Hattest du mit Dr. Kaiba schon etwas ausgemacht?“

Yasuo zog die Stirn in Falten. „Warum denn mit Dr. Kaiba?“

„Hast du vergessen was du gestern zu Seto gesagt hast?“

„Natürlich nicht!“

Atemu sah seinen Vater auffordernd an und versuchte so ernst wie möglich zu bleiben. „Dr. Kaiba wird Seto natürlich begleiten!“

„Er wird uns begleiten?“ Yasuo ging nochmal zurück und rief sich diesen Moment ins Gedächtnis.

Atemu beobachtete seinen Vater genau und wunderte sich, wie verpeilt er manchmal sein konnte.

„Scheiße!“, fluchte er laut als die Erkenntnis durchsickerte, was Atemu empört zur Kenntnis nahm. „Man benutzt solche Ausdrücke nicht. Das hast du selbst gesagt!“

„Wieso hast du mir nicht früher Bescheid gesagt?“

„Atemu legte fragend den Kopf schief. „Du hast das gestern voller Überzeugung gesagt. Was hätte ich da sagen sollen?“

Yasuo rieb sich die Schläfen. „Nachher denkt er noch ich habe mich für ihn so zurecht gemacht.“

„Hast du das nicht? Du solltest dir noch eine Krawatte umbinden finde ich.“

„Das hat mir noch gefehlt.“ Yasuo sah auf die Uhr. „Dann muss ich für den auch was fertig machen. Ich kann ihn ja schlecht zugucken lassen.“

Atemu blinzelte ein paar Mal, als sein Vater aus dem Zimmer stürmte. „Das wird ein spannender Tag.“
 

*
 

Seth sah auf die Uhr. Um 13 Uhr wollten sie sich treffen und von seinem Sohn fehlte jede Spur. „Wieso kann er denn nicht hören? An sein Handy geht er auch nicht.“ Seth war hin und her gerissen. Sollte er Seto suchen gehen? Wahrscheinlich würde er ihn sowieso nicht finden. „Ob Yasuo dann noch etwas unternehmen will ist fraglich.“ dachte er sich. Es war ja noch etwas Zeit, vielleicht kam Seto rechtzeitig zurück. Ihm wurde wieder schmerzlich bewusst, das Seto dies mit Absicht tat und mit allein Mitteln verhindern wollte Yasuo besser kennen zu lernen.
 

*
 

„Elf Uhr. Viel Zeit zum kochen bleibt mir nicht mehr.“ Yasuo sah sich die Schlage an, als er an der Kasse stand. Das dauert noch ein Weilchen bis er dran war und deshalb beschloss er seine Pläne zu ändern. Er verließ die Schlange und packte noch einige andere Dinge in seinen Einkaufswagen.
 

*
 

„Da bist du ja.“, freute sich Bakura und ging auf Seto zu.

Seto grüßte seinen Freund zwar, aber seine Gedanken waren bei seinem Vater. Er zweifelte an der Richtigkeit seines Handelns und er fühlte sich schlecht. Sonst hatte er nie Gewissensbisse, wenn sein Vater jemand neues kennen lernte. Warum also dieses Mal?

„Wir müssen ein gutes Stück laufen. Es ist ziemlich weit von hier entfernt, aber wir haben ja heute genügend Zeit.“ Bakura fing an von Ryuji zu erzählen und wie er ihn vor wenigen Wochen kennengelernt hatte. Seto hörte nicht hin und schaute zwischendurch auf sein Handy. Bakura erlaubte sich einen Blick auf Seto’s Display zu werfen. „Sei bitte rechtzeitig zurück. Gruß Papa.“ Bakura fing an zu lachen. „Dein Alter ist echt peinlich. Zum Glück sind meine Eltern nicht so. Dann würde ich durchdrehen.“

„Er wollte mit mir und einem Freund etwas unternehmen.“ Seto wurde mit jeden Wort immer nachdenklicher.

„Einem Freund? Stimmt ja, dein Alter ist ja ne Schwuchtel. Noch ein Grund mehr ihn heute sitzen zu lassen.“

Seto machte dieser Satz wütend. Er hatte damit nie ein Problem gehabt. „Das stört mich nicht.“

Bakura sah Seto fragend an. „Weshalb vertreibst du dann jeden, der sich in die Nähe deines Alten wagt? Bei einer Frau würdest du das doch ganz bestimmt nicht tun.“

„Du verstehst mich eben nicht.“, keifte Seto zornig.

Bakura hob abwehrend die Hände. „Geht mich auch nichts an, welche Gründe du hast.“

„Der Typ ist ganz anders und ich kann ihn nicht einschätzen.“

Bakura hörte aufmerksam zu. „Wie meinst du das? Was macht er denn?“

„Gestern habe ich ihn versehentlich ins Gesicht geschlagen und ich dachte er rastet völlig aus. Aber nichts dergleichen. Er war nicht einmal wütend und...“

„Wie schlägt man denn jemanden versehentlich ins Gesicht?“

Seto war dieses Erlebnis immer noch unangenehm. „Ich wollte seinen Sohn treffen und dann ging die Tür auf.“

„Dann hat dein Alter sich also ein Vater-Sohn-Gespann angelacht. Ist doch sonst nicht seine Art.“

„Verstehe ich genauso wenig. Jetzt sollen wir natürlich etwas gemeinsam unternehmen. Wie im Kindergarten.“

„Der Kerl will dich nur verarschen und dich für sich gewinnen.“, war Bakura überzeugt. „Bei deinem Alten steht der dann gut da. Ist doch oft so.“

„Kann sein.“ Ob das wirklich der Grund war, wagte Seto zu bezweifeln. So zwiegespalten hatte er sich noch nie gefühlt.
 

*
 

Atemu hatte sein Frühstück hinter sich gebracht und beschloss, solange sein Vater noch nicht zuhause war, seine Tasche für den Tag zu packen. Er kletterte in der Küche auf die Arbeitsfläche und bediente sich an seinem Süßigkeitenvorrat. Ganz hinten lagen die Schokoriegel, die er sich für so einen besonderen Tag aufgehoben hatte. „Ich muss nächste Woche unbedingt einkaufen gehen.“ Der Vorrat musste dringend aufgestockt werden. Für solche Fälle sparte Atemu sein Taschengeld. Auf einen Süßigkeiten Notfall musste man schließlich immer vorbereitet sein.
 

*
 

„Da wären wir.“ Bakura klopfte ein paar mal an eine Metalltür, was Seto leicht nervös machte. Ihm gefiel dieser Ort nicht. Sie standen in einer schmalen Seitenstraße und überall lag Müll auf dem Boden. Diese Gegend war ziemlich heruntergekommen und sie gehörte normalerweise nicht zu Seto’s Ausflugszielen. „Bist du dir wirklich sicher mit diesem Ryuji? Schau dir doch mal die Gegend an.“

„Lass das bloß nicht Ryuji hören. Hier hat er halt die meiste Kundschaft.“

„Was für Kundschaft?“

Zum Antworten kam Bakura nicht mehr, denn die Tür öffnete sich und ein junger Mann von 17 Jahren steckte den Kopf durch den Spalt. „Da seid ihr ja.“ Ryuji musterte Bakura’s Begleitung von oben bis unten, was bei Seto Unbehagen auslöste.

„Kann man dem wirklich trauen?“ Skeptisch sah Ryuji zu Bakura, der sofort nickte. „Seto ist mein bester Freund und er würde uns nie verpfeifen.“

Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah Ryuji Seto an. „Wenn du nur ein Wort über mich verlieren solltest, mach ich dich kalt!“

Als Ryuji sich vor ihm aufbaute und auf ihn herabsah, war Seto sich noch unsicherer als vorher. Ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte?

„Antwortest du mir gefälligst?“

„Was soll ich schon erzählen? Natürlich sage ich nichts!“

Ryuji trat aus dem Gebäude und sah Seto argwöhnisch an. Die Tür lies er hinter sich ins Schloss fallen, packte Seto am Kragen und zog ihn zu sich hoch.

Sofort mischte Bakura sich ein. „Was wird das? Ich habe Seto nicht mitgebracht, damit du ihn jetzt verprügelst.“

Mit Leichtigkeit schubste Ryuji Bakura, der ein gutes Stück kleiner war, mit seiner freien Hand zur Seite und sah Seto eindringlich an. „Ich habe ein Gespür für Typen wie dich.“

Seto versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch rutschte ihm das Herz einige Etagen tiefer. Das lange Messer in Ryuji’s Gürtel war ihm nicht entgangen. Sein Gesichtsausdruck blieb jedoch kühl und gleichgültig.

„Du hast in deinem Leben noch nie etwas unrechtes getan.“, fuhr Ryuji fort. „Wie kommt Bakura also darauf, dich mitzunehmen? Einem Muttersöhnchen wie dir kann man nicht vertrauen.“

„Mach mal langsam.“, mischte sich Bakura wieder ein. „Seto ist in Ordnung!“

Ryuji’s Blick wanderte zu Bakura, der ihn bittend ansah. „Ich habe ein Gefühl für kleine Ratten und dein Freund wird mich anschwärzen, wenn er mitbekommt, was ich tue.“

Für Seto wurde der Griff allmählich schmerzhaft und er fing an gegen Ryuji anzukämpfen.
 

*
 

Zufrieden mit allem fuhr Yasuo sein Auto durch die leeren Straßen der Stadt. Er musste einen langen Umweg in Kauf nehmen, weil es einen Unfall auf seiner Standartstrecke gegeben hatte.

Sein Blick fiel auf drei Jugendliche, die sich zu streiten schienen. Yasuo musste zwei Mal hinsehen bis er erkannte, wer da in Schwierigkeiten steckte. Er trat so kraftvoll auf die Bremse, das die Reifen quietschten. Die hupenden Autos hinter sich beachtete er nicht und stieg aus. „Was glaubst du da zu tun?“, brüllte Yasuo und eilte auf die drei zu.
 

Bakura zog den Kopf ein und trat einige Schritte zurück. Das letzte Mal, als er diesem Mann begegnet war, lag ihm noch im Gedächtnis, auch wenn er es niemals zugegeben hätte.

Ryuji stieß Seto grob von sich weg und dieser viel durch den Ruck zu Boden.

Yasuo war sofort bei ihm und kniete sich zum ihm runter. „Ist alles in Ordnung?“

„Was soll schon sein?“, zischte Seto, dem das ganze furchtbar unangenehm war.
 

Auch wenn er angefaucht wurde, war Yasuo froh darüber, das Seto unversehrt war. Er schaute zu Ryuji hoch und zog die Augenbrauen zusammen. „Vergreifst du dich immer an schwächeren?“

„Was geht dich das an? Pass lieber auf was du sagst!“ Ryuji lies sich doch von dem nichts sagen und legte seine Hand an den Griff seines Messers.

„Ich soll also aufpassen?“ Yasuo fackelte nicht lange und drängte Ryuji an die Hauswand, in dem er ihn an der Jacke festhielt. „Solltest du Seto noch einmal bedrohen, wirst du es sein, der Hilfe braucht. Kleine Hosenscheißer wie du machen mir keine Angst.“

„Was fällt dir ein?“, keifte Ryuji und versuchte sich zu befreien in dem er sein Messer aus dem Gürtel zog.

Yasuo packte sein Handgelenk und pinnte es an der Hauswand fest. „Ich habe früher oft mit Typen wie dir zu tun gehabt. Halte dich von Seto fern, sonst bekommst du es mit mir zu tun. Dein kleines Spielzeug wird gegen mich nichts nützen und wenn du schlau bist, machst du dich jetzt vom Acker.“ Er lies Ryuji los, packte stattdessen Seto’s Arm und zog ihn mit sich.

„Lass mich los!“

„Du kommst mit. Das hier ist keine Gegend für dich. Was machst du überhaupt hier?“

„Das geht dich nichts an und spiel dich nicht auf, als wärst du mein Vater! Ich komme alleine zurecht.“, brüllte Seto und versuchte sich zu befreien.

„Das habe ich gesehen. Dieser Bakura hat dich doch wieder angestiftet. Am besten nehme ich dich mit. Hier kann ich dich jedenfalls nicht lassen.“

„Lass Los!“ Seto konnte nicht glauben wie viel Kraft dieser Mann besaß.
 

Bakura ballte die Fäuste. Wie konnte dieser Spinner es wagen Seto einfach mitzunehmen? „Lassen Sie gefälligst meinen Freund los!“

Yasuo blieb stehen und drehte sich zu Bakura um. „Du solltest dich auch von solchen Leuten fern halten. Noch ist es nicht zu spät für dich. Wenn du willst nehme ich dich auch mit.“

Bakura war für einen Moment perplex, aber fing sich schnell wieder. „Ich lass mir von dir doch nichts vorschreiben. Verpiss dich einfach, du alter Sack.“

„So eine Antwort habe ich erwartet.“ Yasuo forderte Seto auf in sein Auto zu steigen, der sich vehement weigerte.

„Entweder steigst du freiwillig ins Auto, oder du wirst mit dem Kofferraum vorlieb nehmen!“

„Das wagen Sie nicht.“

„Oh doch!“ Yasuo warf Seto über seine Schulter und öffnete den Kofferraum.“

„Letzte Chance.“

„Lassen Sie mich runter. Das können Sie nicht machen.“

„Du würdest dich wundern was ich alles kann.“, grinste Yasuo. „Willst du wirklich im Kofferraum transportiert werden?“

Seto versuchte ruhiger zu werden. Er konnte sich so viel wehren wie er wollte, doch gegen diesen Mann war er Chancenlos. „Ich setzte mich ins Auto.“

Yasuo war wirklich froh darüber. Er hatte viel eingekauft und für Seto wäre es eng im Kofferraum geworden. „Warum nicht gleich so? Atemu ist genauso ein Sturkopf, wie du es bist.“

„Vergleichen Sie mich nicht mit diesem Kindskopf.“ Erleichtert abgesetzt zu werden setzte Seto sich auf den Beifahrersitz. Wenn er ehrlich zu sich gewesen wäre, hätte er sich eingestanden froh über Yasuo’s auftauchen zu sein. Dieser Ryuji war ihm zu aggressiv und ob er eine Chance gegen ihn gehabt hätte, war fraglich.

Yasuo sah noch einmal zu Bakura bevor er einstieg. „Willst du wirklich nicht mitkommen?“

„Verpiss dich!“, sagte Bakura in einen scharfen Ton.

Yasuo stieg Kopfschüttelnd ein und fuhr los.
 

„Was war das denn für einer?“, wollte Ryuji wissen und sah dem Sportwagen lange nach.

„Das war der Vater von einem Klassenkameraden. Der hat mir neulich gedroht, weil ich seinem Sohn eine geknallt habe.“

„Scheint ein Spießer zu sein. Was hat der denn mit deinem Kumpel am Hut?“

„Das wüsste ich auch gerne.“
 

*
 

„Jetzt verrate mir mal was du dort zu suchen hattest?“, wollte Yasuo wissen. „In diese Gegend verirrt man sich nicht ohne weiteres. Dort halten sich viele Drogendealer und Kriminelle auf. Dir hätte alles mögliche passieren können.“

Mit vor der Brust verschränkten Armen schaute Seto wütend aus dem Fenster. „Ich wollte was spannendes erleben, zufrieden?“

„Nein, weil ich dich vernünftiger eingeschätzt habe.“

„Was geht Sie das eigentlich an? Sie hätten sich nicht einmischen dürfen.“

Yasuo musste an einer roten Ampel halten und nutze diese Gelegenheit um Seto anzusehen. „Dann hätte ich zusehen sollen, wie dieser Kerl dich verprügelt? Das ist aber nicht meine Art.“

Seto hatte nur ein abfälliges schnauben übrig.

Lächelnd sah Yasuo wieder nach vorne und fuhr los als die Ampel auf grün schaltete. „Ich war in deinem Alter viel schlimmer, deshalb bin ich dir auch nicht böse.“

„Was wollen Sie schon angestellt haben?“, kam es patzig.

„Ich kann dir Geschichten erzählen, da würden sich dir die Haare sträuben.“

„Aha.“ Das interessierte Seto nun wirklich nicht. „Setzten Sie mich zuhause ab?“

„Nein!“

„Wie nein?“

„Einfach nein! Du kommst mit zu mir. Ich habe noch einiges zu tun und wir wollten uns sowieso bei mir treffen. Ich rufe gleich nur noch deinen Vater an, damit er sich keine Sorgen macht.“ Yasuo sah aus den Augenwinkel, wie er empört angestarrt wurde. Jetzt nur nicht loslachen, sonst würde Seto es ihm nicht verzeihen.

„Was soll ich denn so lange bei Ihnen?“

„Du kannst mir beim kochen helfen.“

Das wurde ja immer schöner. „Ich soll was? Das mach ich nicht! Außerdem kann ich nicht kochen.“

„Ein junger Mann in deinem Alter sollte aber kochen können. Wie willst du sonst die Mädchen beeindrucken? Mit deiner schlechten Laune vertreibst du sie lediglich und sie rennen schreiend vor dir davon.“

Man sah ganz deutlich wie es in Seto brodelte, aber er hielt sich zurück. Er wartete auf den richtigen Augenblick und dann würde er dieses Großmaul genauso vertreiben, wie alle anderen vor ihm. Das stand fest!

„Mich vertreibst du nicht so leicht, also schlag es dir aus den Kopf.“

Entrüstet ruckte Seto’s Kopf zu Yasuo. Konnte der Mann jetzt auch noch Gedanken lesen? „Auf diesen Ausflug habe ich keine Lust, dafür bin ich zu alt.“, versuchte Seto es nun auf diese Weise. „Wo soll es eigentlich hin gehen?“

„Nach Nagaroto!“

Seto bekam Teller große Augen vor entsetzen. „Was wollen wir denn da? Das ist zwei Stunden vom Tokioter Bahnhof entfernt.“

„Wir werden dort wandern gehen und die Nacht in einem Hotel verbringen.“

Bockig zog Seto den Kopf zwischen die Schultern. „Da komme ich nicht mit.“

„Du wirst aber nicht gefragt. Hast du denn deine Tasche gepackt? Nein! Dann dürfen wir nicht vergessen deinem Vater bei unserem Anruf Bescheid zu sagen, damit er dir alles mitbringt, was du brauchst.“

„Das finden Sie auch noch witzig!“, stellte Seto entrüstet fest. „Warum habt ihr gestern nicht gesagt, wo es hingehen soll?“

„Wir wollten euch überraschen. Ist uns ja anscheinend auch gelungen.“, grinste Yasuo. „Was für ein Glück das sich unsere Wege heute gekreuzt haben, sonst hättest du den ganzen Spaß womöglich noch verpasst.“

„Ja, was für ein Glück.“, sagte Seto so sarkastisch wie es ihm möglich war.

Yasuo parkte das Auto auf dem Parkplatz seines Wohnhauses und stieg aus. „Ich gehe davon aus, das du mir mit den Einkäufen hilfst!“

„Auch noch? Ich bin doch nicht Ihr Packesel!“

Yasuo hörte nicht hin und drückte Seto einfach eine der Einkaufstüten in die Hand. „Die ist mir zu schwer.“

Yasuo verdrehte die Augen und tauschte die Tüte gegen seine, die nebenbei genauso schwer war. „Besser?“

„Ja“, knurrte Seto und stampfte hinter Yasuo her.
 

„Das bist du ja...“ Atemu wurde immer leiser, als er Seto sah und blieb wie versteinert stehen. „Was macht der denn schon hier und wo ist Dr. Kaiba?“ Atemu rutschte vor Schreck das Herz in die Hose. „Kommt er etwa nicht mit? Hast du ihn vergrault? Wie konntest du das tun? Er ist doch voll nett!“

Yasuo hob abwehrend die Hände. „Dein Doktor kommt um 13 Uhr wie geplant. Seto und ich sind uns unterwegs begegnet und er war so freundlich mir zu helfen.“

Atemu beruhigte sich und nahm, ohne Seto zu beachten, seinem Vater die Tüte ab. „Hast du auch an Kuchen gedacht?“

„Natürlich“, schüttelte Yasuo lächelnd den Kopf und wählte Seth’s Telefonnummer.
 

„Musstest du meinem Vater hinterherrennen?“, fauchte Atemu, als die zwei in der Küche die Lebensmittel auspackten.

„Ich bin ihm nicht hinterher gerannt. So weit kommt das noch.“

„Das glaub ich dir nicht. Bilde dir bloß nichts darauf ein, nur weil mein Vater dich mag!“

„Bist du etwa eifersüchtig?“ Seto zog fragend die Augenbrauen hoch, als Atemu nickte. „Woher willst du denn wissen, das er mich mag?“ Seto konnte sich das nun wirklich nicht vorstellen.

„Das sieht doch ein blinder und außerdem kenne ich meinen Vater. Er ist immer direkt und würde dir nie etwas vormachen.“

„Aha.“ Seto wurde nachdenklich und zuckte leicht zusammen, als Yasuo die Küche betrat. „Ihr helft mir beim kochen?“

Während Atemu begeistert nickte, zog Seto ein finsteres Gesicht.

„Atemu, du schneidest das Obst klein und du Seto...“ Das angesäuerte Gesicht des 14 Jährigen entging Yasuo nicht und brachte ihn zum Schmunzeln. „Du kochst die Eier und schneidest sie anschließend klein.“ Bei diesen einfachen Aufgaben konnte keiner von beiden etwas falsch machen.

„Warum darf Seto die Eier kochen und ich bekomme das doofe Obst?“

„Okay okay, du kochst die Eier und Seto schneidet das Obst.“

Sofort nahm Atemu die Eier an sich und legte sie in einen Topf. Als sein Vater nicht hinsah steckte er Seto die Zunge raus, was dieser mit dem Mittelfinger quittierte.

Yasuo machte sich an den Reis und wollte gerade den Kochtopf auf die Herdplatte stellen, als sein Blick auf sein teures Ceranfeld fiel, das komplett zerkratzt war. „Atemu!“

„Ja Papa?“

„Was hast du denn mit dem Kochfeld angestellt?“

Jetzt fiel es Atemu wieder ein. Nervös fing er an seine Hände zu kneten. Die Küche war seinem Vater heilig.

Seto hörte auf zu schneiden und erwartete ein Donnerwetter. Eine ähnliche Situation hatte er mal bei Marik zuhause erlebt und dessen Vater war total ausgerastet.

„Ich habe es nur sauber gemacht.“, erklärte Atemu kleinlaut.

Yasuo seufzte schwer. „Aber warum ist es so zerkratzt?“ Andächtig strich er über die schwarz glänzende Oberfläche. „Ich habe dich immer gehegt und gepflegt und nun müssen wir uns trennen. Gleich Montag werde ich dich ersetzten.“

Atemu lies den Kopf hängen. „Es tut mir leid. Ich hätte vorsichtiger sein müssen.“

„Schon gut.“ Yasuo nahm den dünnen Katalog vom Tisch und blätterte eine Seite auf. Mit einem strahlenden Lächeln zeigte er auf einen Backofen mit großem Kochfeld. „Jetzt kann ich mir den hier endlich kaufen. Ich habe schon so lange darauf gewartet, dass dem alten Ding etwas passiert.“

„Das freut mich.“, lächelte Atemu gezwungen. Er kannte die Marotten seines Vaters, doch jedes mal überraschten sie ihn aufs neue.

Auch Seto war überrascht und hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet. „Sie sind aber Kleingeistig.“

Yasuo stellte den Topf auf die Herdplatte und schaltete sie ein. „Mag sein, aber hätte ich Atemu dafür bestrafen sollen? Er wollte mir nur helfen, als ich krank im Bett lag. Wie hätte denn dein Vater reagiert?“

Seto sah verlegen zur Seite. „Er hätte auch nicht geschimpft. Das tut er nie.“

Yasuo gefiel etwas an dieser Antwort nicht. „Das klingt so, als ob er schimpfe soll.“

„Das habe ich nicht gesagt. Ich finde es nur seltsam.“

Atemu runzelte die Stirn. „Mein Vater bestraft mich schon, wenn ich etwas angestellt habe. Wegen gestern bekomme ich ganze drei Tage keinen Nachtisch.“

„Was soll daran so schlimm sein?“

Atemu pustete die Wange auf, die ein tiefes rot annahmen. „Was daran schlimm ist?“, brüllte er empört.
 

„Wespennest“, sagte Yasuo zu sich selbst und trat einen Schritt zurück. Da musste Seto alleine durch. Die Tatsache das es an der Tür klingelte kam Yasuo mehr als gelegen.
 

„Ich muss drei Tage auf Papas leckeren Kuchen verzichten. Weißt du wie hart das ist?“, schimpfte Atemu wie ein Rohrspatz.

„Es gibt wichtigere Dinge als Süßspeisen.“, sagte Seto wenig beeindruckt.

„Du hast noch nie die leckeren Zitronenecken von Papa probiert, oder die tollen Muffins, seine Kekse sind unbeschreiblich. Du hast keine Ahnung wovon du da redest.“

„Ist ja gut, ich sag ja schon nichts mehr.“

Atemu öffnete den Kühlschrank und nahm den letzten Muffin raus, den er sich als Notvorrat ganz hinten versteckt hatte. Ohne zu zögern stopfte er diesen Seto in den Mund, der fast daran erstickte. „Du kannst nicht sagen, das er nicht schmeckt.“
 

Betreten stand Seth vor Yasuo und sah ihn Schuldbewusst an. „Vielen Dank das du für meinen Sohn angehalten hast.“

Yasuo lies sich nichts anmerken, aber fand er, dass Seth da stand, wie ein kleines Kind das etwas angestellt hatte. „Du tust gerade so, als wäre das etwas besonders gewesen. Er ist mir fast vors Auto gestolpert, da konnte ich ihn doch nicht einfach in dieser herunter gekommenen Gegend stehen lassen.“

Für Seth war das etwas besonderes. Warm lächelte er Yasuo zu, der sich verlegen wegdrehte. „Mach nicht so eine Welle. Auf deinen Bengel muss man nun mal aufpassen.“
 

„Willst du mich umbringen?“, hustete Seto und trank gierig aus dem Wasserhahn um den Kuchen aus seinem Hals zu bekommen.

„Hat er dir jetzt geschmeckt?“

„Wie alt ist das Ding? Der schmeckt total komisch.“

Atemu überlegte. „Das weiß ich nicht mehr?“

„Du weißt es nicht? Warum stopfst du mir dann dieses eklige Teil in den Mund?“ Wahrscheinlich war der Muffin schon schimmlig. Die eine Hälfte, die auf den Boden gefallen war, hatte so seltsame grüne und weiße Punkte.

„Weil du über Papas Backkünste lästerst.“ Atemu tobte vor Wut und stampfte mit dem Fuß auf.

„Deshalb willst du mich umbringen?“

„Du übertreibst.“, winkte Atemu ab, was Seto noch wütender machte.
 

Seth und Yasuo stöhnten synchron auf. „Keine fünf Minuten hat es gedauert.“ Yasuo schlurfte mit Seth im Schlepptau in die Küche und es traf sie fast der Schlag. Atemu und Seto lagen in einem Knäuel verschlungen auf den Boden und versuchten den jeweils anderen auf den Boden zu drücken.

„Wenigstens habe ich diesmal nichts abbekommen.“, lächelte Yasuo erleichtert.

„Siehst du das als Fortschritt?“

„Meine Nase ist noch heil.“

„Relativ, sie ist leicht geschwollen.“ Seth bemerkte das er etwas falsches gesagt hatte, denn Yasuo’s Gesichtsausdruck wurde finster. „Ist sie nicht!“

„Okay, sie ist nicht geschwollen.“ Schien wohl nicht die richtige Antwort zu sein, denn Yasuo war ganz deutlich nicht glücklich. „Musst du immer den Arzt raus hängen lassen? Das Wochenende kann ja heiter werden. Du hast bestimmt einen ganzen Koffer mit deinem Zeug dabei.“

„Wie man’s nimmt, es ist eine Tasche.“

„Die lässt du hier!“, kam es wie aus der Pistole geschossen.

„Ganz bestimmt nicht!“ Soweit kam das noch.

„Was willst du denn damit?“

„Die ist nur für Notfälle!“

„Was soll schon groß passieren?“

„Da fällt mir eine Menge ein.“
 

Seto und Atemu hielten in ihrem Gerangel inne und schauten zu ihren Vätern hoch.

„Warum streitet ihr euch?“, wollte Atemu wissen.

Auch Yasuo und Seth hörten mit ihrem Wortgefecht auf.

„Das würden wir gerne von euch erfahren.“, begann Seth.

Seto zeigte auf Atemu. „Der hat mir verschimmelten Kuchen in den Mund gestopft.“

Yasuo und Seth sahen verständnislos auf Atemu, dessen Gesicht puterrot wurde. „Der war nicht verschimmelt und das habe ich nur gemacht, weil du gesagt hast, der Kuchen von meinen Vater schmeckt nicht.“

„Das habe ich nicht gesagt!“, wurde Seto lauter.
 

Yasuo versuchte ernst zu bleiben. „Wegen so etwas streitet ihr euch? Lasst uns unsere Lunchpakete noch fertig machen und dann fahren wir los.“

Seto und Atemu warfen sich noch einen giftigen Blick zu und machten dann mit ihrer Arbeit weiter.

„Du hast die beiden aber gut im Griff.“, stellte Seth fest.

„Man darf ihnen nur nicht den Rücken kehren. Sie sind wie Raubtiere.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Usaria
2020-09-27T21:40:45+00:00 27.09.2020 23:40
Hallo Donna.

Toll wieder geschrieben! Die Szene schwups und Seddylein liegt über Yasuos Schulter ich konnte mir das so richtig gut vorstellen wie er zappelnd über der Schulter hängt. Toll!
Na da bin ich mal gespannt wie´s bei dem Ausflug zu geht. Wenn Atemu und Seto in einem Zimmer sind dann schlagen sie sich doch die Köpfe ein.
Nur eines war Seto nicht 15 ich glaube im ersten Kapitel hast du 15 geschrieben.
Antwort von:  DonnaHayley
28.09.2020 18:30
Hallo zum zweiten. ^-^

Yasuo ist ein kräftiger Mann, da hat Seto keine Chance.
Das mit dem Hotel habe ich schon genau im Kopf und wie es ablaufen wird. :D
Seto und Atemu werden jedenfalls keine Gelegenheit auslassen sich zu streiten.
Ich habe nochmal nachgelesen, da steht tatsächlich 14. Aber danke das du so aufpasst. :)
Von:  Duchess
2020-09-27T20:04:46+00:00 27.09.2020 22:04
Endlich wieder Sonntag Abend und endlich wieder ein kleines Kapitelchen <3
Diese Streitereien nehmen tolle Züge an XD
Und ich bin gerade echt froh, dass Yasuo noch rechtzeitig da war um Seto vor weiteren Dummheiten zu bewahren.
Vor allem kommen da plötzlich ganz neue Seiten zum Vorschein.
Hört sich irgendwie so an als würde sich Seto mehr Aufmerksamkeit von seinem Vater wünschen, aber da er das nicht so bekommt wie er es will, geht er in die gegenteilige Richtung.
Und ich frage mich ob er seinen Vater vielleicht auch schlicht
weg für schwach und schutzbedürftig hält?
Vermutlich weil er durch die Arbeit bestimmt häufig müde ist und vielleicht sogar weil er schwul ist und die bisherigen potentiellen Partner einfach aus Setos Sicht seinem Vater keinen Halt geben konnten.
Daher markiert Seto immer den Starken.
Okay okay ich spekuliere mir hier extrem viel zusammen und deute wohl schon zu viel in die Personen hinein.
Aber zumindest lese ich aus diesem kleinen Satz von Seto heraus, dass sein Vater für ihn auch mal mehr Vater sein sollte. Vielleicht nicht mit ihm schimpfen, aber ihm zumindest die Stirn bieten, wenn er versucht die Grenzen auszutesten. Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen um sich zu stärken nützt schließlich nichts, wenn die Wand nur aus Papier besteht.

Das zerkratzte Kochfeld hab ich schon beinahe vergessen XD
Immerhin hat Atemu ein schlechtes Gewissen, auch wenn Papa nun sein neues Kochfeld bekommt.

Ich freu mich ja schon auf die Wanderung ^^
Und da ich von meinem Spekulationen nicht weg komme, hoffe ich, dass Seth bei Yasuo die starke Schulter finden wird ^^
Antwort von:  DonnaHayley
28.09.2020 18:22
Du scheinst auf das Kapitelchen gewartet zu haben. :D Wie schön das du dich darauf freust.:)
Du bist wirklich genial. Du hast Seto gut durchschaut und das nur durch diesen kurzen Satz. Yasuo setzt sich im Gegensatz zu Seth konsequent durch. (Er hätte ihn wirklich in den Kofferraum gesteckt ;) )
Seth lässt seine Eskapaden durchgehen und weiß nicht wie er sich verhalten soll. Seto macht ja was er will und erfährt keine Konsequenzen.

Wenn Atemu noch länger auf seinen Nachtisch hätte verzichten müssen, wäre er durchgedreht. ;) Da hatte er nochmal Glück gehabt, das Yasuo sowieso vorhatte etwas neues zu kaufen.

Am Sonntag wird das nächste kommen. Wenn ich früher fertig werde, stell ich es auch eher rein.
Antwort von:  Duchess
28.09.2020 19:38
Ich hätte es so gefeiert wenn Seto tatsächlich im Kofferraum gelandet wäre XD
Aber leider hätte er die Einkäufe da unräumen müssen.
Nun zumindest erfährt er jetzt durch Yasuo was Grenzen sind. Auch wenn ich mich da manchmal frage ob Atemu nicht tatsächlich mal eifersüchtig wird...
Ich freu mich schon darauf wenns weitergeht ^^
Antwort von:  DonnaHayley
28.09.2020 19:52
Was ist nicht ist kann noch werden. xD
Yasuo ist ein wenig rabiat bei kleinen sturen Setos.
Der kleine Atemu beobachtet die zwei mit Argusaugen und kommt aus seiner Ecke, wenn er meint, Seto könnte ihm den Rang streitig machen. ^^"
Von:  CharlieBlade1901
2020-09-27T19:59:32+00:00 27.09.2020 21:59
Charlie: „Runde 2 Yasou: 2 Seto: 0 😂😂.“
Seto: „Du bist ein Weltklasse arschloch.“
Charlie: „Danke! Ich sollte mir auch überlegen, dich in den Kofferraum zu stecken, wenn du mir zu doof wirst.“

Charlie: „Interessant. Und mit welcher Art Raubtier haben wir es dann zu tun? Hase und Meerschweinchen?“
Yasou: „Ich dachte mehr an Löwe trifft Hyäne aber ok.“
Seth: „Wo genau sind Hasen und Meerschweinchen bitte Raubtiere?“
Charlie: „Hallo der arme Salat, die armen Mören. Furchtbar was für schönes Gemüse diesen Bestien zum Opfer fällt.“
Seth: „Geh ich recht in der Annahme, dass du Veganer bist?“
Charlie: „Kein Stück. Ich mag es nur nicht, dass diese Nagetiere mir meine Vitamine Wegfuttern.“
Yasou + Seth: „Sportler!“
Charlie: „Genau!“

Antwort von:  DonnaHayley
28.09.2020 18:10
Yasuo hat die Nase vorn.😁
Vom jungen Gemüse lässt er sich nicht ins Bockshorn jagen.😉


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