Zum Inhalt der Seite

Verzockt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Himmel

Mühsam öffnete Akihito die Augen und sah sich in dem großen Raum, der sich nicht viel von seinem ersten Schlafzimmer unterschied um. Ein Blick zum Fenster ließ ihn blinzeln, verriet ihm aber auch dass es bereits Mittag sein musste, so hoch wie Sonne schon stand. Ungelenk versuchte der Japaner sich aufzusetzen, sank jedoch sofort wieder mit schmerzerfüllten Wimmern zurück. Unsicher wie er hierhergekommen war, sah der Fotograf sich in dem großen Zimmer um. Ihm fremde Koffer standen in einer Ecke und auch die dünne Jacke die über einen Stuhl gelegt worden war, half ihm nicht weiter. Dann sah er auf die andere Bettseite und sah das dort jemand gelegen haben musste. Im Kissen war noch deutlich eine Liegemulde zu sehen, das Laken war zerknittert und die Decke war nur nachlässig zurückgeschlagen worden. Unwillkürlich fing Akihito an zu zittern bei dem Gedanken das er hier nicht allein gelegen hatte. Dunkel glaubte er sich zu erinnern wie sich ein großer Körper in der Nacht neben ihn gelegt hatte, doch mehr war da nicht. Er konnte noch nicht einmal sagen was gestern geschehen war. Nachdenklich starrte Akihito an die Decke und versuchte seine Gedanken zu ordnen, doch alles woran er sich erinnern konnte war wie er auf die Jacht gebracht wurde. Vage tauchte ein Gesicht in seinen Gedanken auf und dann hörte er die lüsterne Stimme eines älteren Mannes. „Du kannst mich Daddy nennen.“ Die Stimme hörte sich so real an, dass Akihito mit einem leisen Aufschrei hochfuhr und vom Bett sprang. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen ging der Japaner zu Boden. Wimmernd versuchte er sich zusammenzurollen um so die unerträglichen Schmerzen zu mildern die durch seinen Körper tobten. Ein erneuter Schrei entrang sich seiner Kehle als die Tür zum Schlafzimmer geöffnet wurde und ein nur zu vertrauter Umriss erkennbar wurde. Tränen traten dem Fotografen in die Augen als er erkannte das es kein anderer als Firas war, der sich ihm gerade näherte. Mit tränenverschleierten Blick sah Akihito etwas auf dem Boden liegen, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Sein Halsband.

Es war aufgeschnitten worden und lag jetzt nur eine Handbreit entfernt neben ihm. Panisch fing Akihito an zu hecheln, als er die Schnittkannte erkennen konnte. Wimmernd griff er sich an den Hals, wo er die geschwollenen Würgemahle deutlich ertasten konnte. Mit jedem Schritt mit dem sich der Ältere näherte versuchte der Japaner sich weiter nach hinten zu bewegen, auch wenn er wusste das eine Flucht unmöglich war für ihn. Kurz bevor Firas ihn erreicht hatte, hörte Akihito ein lautes Klopfen an der Tür und dann eine nur zu vertraute Stimme.

Ohne lange darüber nachzudenken gab Akihito seiner Panik nach, sprang auf die Füße, wich den zupackenden Händen von Firas aus. Mit einem Aufschrei der nichts menschliches mehr an sich zu haben schien hechtete er durch die Tür. Für einen Moment lang war er geblendet als er vom abgedunkelten Schlafzimmer ins volle Sonnenlicht kam, doch es bremste ihn nicht. Ohne zu zögern sprang Akihito der großen Gestalt an der Tür in die Arme und hielt sich an seinem breiten Nacken fest. Dankbar presste der Japaner seine Nase gegen die weiche Haut und atmete den beruhigenden Geruch des Älteren ein, während sich starke Arme um ihn schlossen und ihm die Sicherheit gaben die er so lange vermisst hatte. „Eury,“ wimmerte er leise, während er sich immer fester an den anderen presste.
 

Vollkommen überfordert legte der Russe seine Arme um das zitternde Häufchen Elend. Irritiert sah Eury von seinem Vater hinüber zu einem Mann der gerade aus dem Raum kam, aus dem Akihito wenige Sekunden zuvor geflüchtet war. „Würde mir das bitte mal jemand erklären?“ verlangte er schließlich zu wissen. Er ließ den Unbekannten keine Sekunde aus den Augen, während er sich mit dem Japaner auf dem Arm auf eines der großen Sofas setzte. Wie von selbst fanden seine Finger ihren Weg in die blonden Haare Akihitos und begannen ihn beruhigend zu kraulen.

„Ich bin mir sicher, Firas wird dir gerne Rede und Antwort stehen,“ antwortete Jefim ruhig. Dieser sah in diesem Moment jedoch so aus als würde er am liebsten wieder im Schlafzimmer verschwinden, hatte er doch bis gerade eben noch geglaubt allein in der Suite zu sein.

„Ach wird er das? Warum sieht er dann eher so aus als würde er sich gleich in die Hose machen?“ Sanft streichelte Eury den zitternden Akihito. Dankend sah der Blonde auf als sein Leibwächter Alexei auf ihn zutrat und den zarten Körper des Japaners mit seinem Jackett zudeckte. Der Fotograf machte sich so klein auf dem Schoß des Russen, das er völlig von dem dunklen Stoff verdeckt wurde. Zärtlich wollte Eury nach dem Kinn Akihitos greifen, doch dieser war schneller und schmiegte seine Wange hastig gegen an weiße Hemd des Russen. Doch der kurze Moment den der Japaner brauchte um seinen Kopf wegzudrehen, reichte aus das der Ältere einen ersten Blick auf die Prellungen erhaschen konnte. Irritiert schob Eury den Stoff runter und nahm zum ersten Mal Akihitos Körper genauer wahr. Ungläubig fuhr er mit seinen Fingern über die malträtierte Haut. Erkundete so jede Prellung, jeden Striemen und blauen Fleck. Als er den Hintern des Jüngeren erreichte zuckte dieser dermaßen zusammen das er fast von seinem Schoß fiel. Ein schmerzhaftes Wimmern stieg aus Akihitos Kehle auf.

Mit jeder weiteren Verletzung die er entdeckte wurde der Blick Eurys kälter. Als er jetzt auch noch den Japaner wimmern hörte, hatte er genug. „Ich will jetzt sofort wissen was hier vorgefallen ist und was Akihito überhaupt hier in Abu Dhabi macht.“

Jefim, der bereits mit dieser Reaktion seines Sohnes gerechnet hatte, griff nach einer bereitliegenden Zigarre und dem Cutter. „Um dir die Kurzfassung zu geben. Asami hat beim Poker verloren. Unser Akihito hier war anscheinend der Einsatz. Ein Vertrag zwischen dem Japaner und Ajahn regelte das der Kleine für ein halbes Jahr in den Besitz des Prinzen überging. Der erste Monat ging anscheinend recht reibungslos über die Bühne, dann hat man Akihito wohl erwischt wie er mit einem anderen im Bett war. Seine Bestrafung war dann die Verbannung aus Ajahns persönlichem Harem.“

Zweifelnd strich Eury über einen besonders fiesen Striemen. „Aha, das erklärt mir jetzt aber noch immer nicht wirklich warum Akihitos Körper so aussieht.“ Bekräftigend griff der Russe etwas fester in die ehemals makellose Haut und brachte so den Jüngeren wieder zum wimmern.

Jefim der sich mittlerweile seine Zigarre angezündet hatte, lehnte sich entspannt zurück. Sein Blick wanderte langsam zu Firas, der noch immer wie versteinert an der Tür stand. Der würzige Geruch der Zigarre verbreitete sich langsam in der Luft und ließ sie noch schwerer werden, als sie ohnehin schon war. Sein Blick wanderte zu Firas. „Ich denke mal das mit in den Hosen machen hat er gerade erledigt, was bedeutet das er jetzt den Mund aufmachen kann.“

„Aki-“

„Wag es ja nicht seinen Namen in den Mund zu nehmen!“ Knurrte der Blonde gereizt.

„Wenn du antworten willst, solltest du ihn auch zu Wort kommen lassen,“ tadelte der Ältere ruhig.

„Er wurde genauso behandelt wie alle anderen Jungen. Ich kann nichts dafür wenn er sich nicht an die Regeln hält.“ Zum Ende war die Stimme des Sicherheitschefs immer höher geworden, so dass er die letzten Worte fast nur noch gepiepst hatte. Von dem so selbstbewussten Auftreten des Dunkeläugigen war nicht mehr viel übrig. „Sie können mich doch nicht für sein Verhalten verantwortlich machen.“

Sanft strich Eury ein weiteres Mal über den zitternden Haarschopf in seinen Armen. „Vielleicht kann ich das wirklich nicht, doch wofür du verantwortlich bist ist sein körperlicher Zustand. Du kannst jetzt nicht wirklich behaupten das alle Jungs von Prinz Ajahn so aussehen. Wäre es so hätten wir ihm schließlich nicht Andrej geschenkt. Außerdem gehört Akihito ihm nicht, er ist soweit ich das sehe höchstens eine Leihgabe.“

„Nicht mehr. Da einer der Vertragspartner verstorben ist, verbleibt das Objekt beim derzeitigen Besitzer.“

Überrascht hob Eury den Kopf als er die Stimme von der Tür hörte. Ohne dass er es gehört hatte, war Prinz Ajahn eingetreten. Ruhig musterte der Russe den Prinzen, der etwa zehn Jahre älter sein musste als er. „Selbst wenn der Yakuza verstorben sein sollte, was mir übrigens vollkommen neu ist, wird Akihito niemals hier bleiben.“

„Es gibt einen Vertrag.“

Die Stimme Eurys war so kalt wie das Eis in der Arktis als er vollkommen ruhig antwortete. „Darauf scheiße ich.“

Hilflos wandte sich Ajahn an Jefim. „Das kann dein Sohn gerade nicht ernst meinen.“

Entspannt zog Jefim noch einmal an der Zigarre und blies weiteren Rauch in die Zimmerluft. „Doch genau das tut er und glaube nicht das er nur den Vertrag zwischen dir und Asami meint.“

Jetzt wurde Ajahn blass. „Wie bitte?“

Langsam stand Eury mit Akihito im Arm auf. „Ich meine damit jeden einzelnen Deal den wir mit dir haben. Jede Waffenlieferung, jeden Jungen und jeden Liter Öl. Einfach alles was uns miteinander verbindet werde ich unwiderruflich beenden.“ Ohne den Prinzen eines weiteren Blickes zu würdigen, rückte Eury den zitternden Akihito auf seinen Armen zurecht und wollte gerade den Raum verlassen, als Ajahn ihn noch einmal ansprach. „Wo willst du jetzt hin?“

„Weg von hier. Ode glaubst du ich lasse Akihito auch nur noch eine Nacht unter diesem Dach schlafen?“

„Jefim.“

Der ältere Russe hatte endlich ein einsehen mit dem Jüngeren und zeigte auffordernd auf den Sessel vor sich. Zögernd folgte Ajahn dem Wink und setzte sich, während Eury endgültig den Raum verließ. Genau diesen Moment wählte auch Firas um sich aus seiner Starre zu lösen. Doch ein Fingerschnipsen des Patriarchen reichte aus das sich Fjodor in Bewegung setzte. Sofort erstarrte der Chef der Sicherheit und kniff die Augen zusammen. „Er bleibt hier!“

Bestätigend nickte der russische Leibwächter und verschränkte seine Arme als er direkt vor dem etwas kleineren Firas zum Stehen kam.

Als wäre nichts geschehen griff Jefim nach der nächsten Zigarre. „Dir dürfte klar sein das mein Sohn gerade nicht gescherzt hat.“

Mühsam schluckte Ajahn den Kloß in seinem Hals hinunter, wickelte er doch einen Großteil seiner Geschäfte über das Albatof-Kartell ab. „Ich gebe ja zu das in Akihitos Fall nicht alles optimal verlaufen ist, doch kann ich nicht verstehen weshalb Eury so überzogen reagiert.“

Jefim schnaubte leicht, während er nach seinem Feuerzeug griff. „Nicht optimal halte ich jetzt einfach mal für die Untertreibung des Jahrhunderts. Mein Leibarzt hat den kleinen Untersucht. Seine Verletzungen sind gravierend. Allerdings sagte er mir auch das sie unmöglich nur von einem Akt herrühren können.“

Langsam wanderte der Blick Ajahns zu seinem Sicherheitschef. „Soll er deshalb noch hier bleiben?“

Zustimmend nickte der Ältere und nahm einen tiefen Zug und genoss den Geschmack des Tabaks auf seiner Zunge. „Da Akihito derzeit nicht in der Lage ist war ich so frei nach Andrej zu schicken.“

Stirnrunzelnd drehte sich der Prinz wieder zu dem Russen um. „Was versprichst du dir von ihm? Du weißt das ich ihn gut behandle seit du ihn mir überlassen hast.“

„Das weiß ich in der Tat. Wäre es anders, hätte ich ihn auch schon längst abgeholt.“

Unruhig bewegte sich Ajahn auf seinem Sessel. Er war es nicht gewohnt dermaßen gemaßregelt und vorgeführt zu werden. Normalerweise war er es der den Respekt der anderen empfing. Doch Jefim scherte sich gerade nicht um die Befindlichkeiten des Jüngeren. Ihm war nur zu bewusst das Eury an seinem Kurs festhalten würde, selbst wenn es das Ende des Albatof-Kartells bedeuten würde. Eine Sache die ihn zwar stolz auf seinen Erstgeborenen machte, ihn aber auch besorgte, da ihm bewusst wurde welche Macht der täuschend zarte Japaner über ihn hatte. Was hatte Akihito nur an sich das sämtliche Mafiagrößen die er kannte seinetwegen den Kopf verloren?

Jefim wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen als es leise an der Tür klopfte. Wie erwartet tauchte steckte Andrej zögernd seine Kopf durch den Spalt und sah suchend in den Raum. Mit einem Lächeln winkte Jefim den Jungen zu sich, der sofort gehorchte und den Kopf vor dem russischen Patriarchen senkte. Gerade als Jefim etwas sagen konnte, klopfte es ein weiteres mal an der Tür und ein weiterer Junge trat ein. Genauso wie Andrej zuvor trat auch er vor den Älteren und neigte respektvoll den Kopf. Aufmerksame dunkle Augen huschten einen Sekundenbruchteil bevor er auf den Boden sah über das Gesicht Jefims und schien jede Regung in sich aufzunehmen. Seine schwarzen Haare waren etwa halblang und standen in alle Richtungen ab. Der Frisur nach würde Jefim glauben das der Jüngere gerade aus dem Bett kam, doch sein wacher Blick sprach eine andere Sprache. „Sie mich an,“ forderte der Ältere. Sofort hob der Junge den Kopf und sah dem Russen ohne jede Angst ins Gesicht. Nachdenklich starrte Jefim in das außergewöhnlich schöne Antlitz des Jungen. „Du sprichst russisch?“ fragte er überflüssigerweise, da er es gerade sprach.

„Ja, Herr Albatof.“

„Wie ist dein Name?“

„Leo.“

„Weißt du wer ich bin?“

„Selbstverständlich, Herr Albatof. Sie haben mich immerhin nach Abu Dhabi geschickt.“

Nachdenklich starrte Jefim an die Wand hinter dem Jungen. „Habe ich das? Dabei dachte ich immer das ich mich an jeden Jungen erinnern würde, den ich Ajahn schicke. Gerade einer mit solch einem schönen Gesicht sollte mir doch eigentlich im Gedächtnis bleiben.“

Betreten senkte der Jüngere den Blick. „Verzeihen sie mir, Herr Albatof. Ich war kein persönliches Geschenk, sondern in einer allgemeinen Lieferung mit anderen Jungen.“

„Ist das so.“ Es war offensichtlich das Jefim keine Antwort auf seine Worte erwartete und so schwieg Leo. Abwartend sah der ältere Russe jetzt zu Andrej. „Weißt du warum ich dich her geholt habe?“

Deutlich war die Nervosität des blonden zu sehen, als er jetzt seinen Blick hob und den Patriarchen ansah. „Ja, Herr.“

Frustriert schnaubte Jefim. „Willst du es mir dann also erklären, oder worauf wartest du?“

Dem Patriarch entging dabei nicht wie der Junge vor ihm zusammenzuckte und einen nervösen Blick zu Firas warf. Nachdenklich griff Jefim zu dem Cutter und ließ seinen Blick wie abwesend über die scharfe Klinge gleiten. „Ich höre.“

Unsicher räusperte sich Andrej. „Vor etwa zwei Monaten kam Akihito zu uns. Majid hat sich sofort mit ihm angefreundet und auch Prinz Ajahn schien recht angetan zu sein von ihm. Manchmal hat uns Akihito von Japan erzählt und das er wieder dorthin zurückkehren würde. Doch es war von Anfang an klar dass es Ärger mit Paul geben würde. Es kam deshalb nicht wirklich überraschend das Akihito schließlich angeblich mit einem anderen erwischt wurde. Besonders nicht, da Prinz Ajahn zuvor verreist war.“

Ohne seinen Blick von der Klinge zu nehmen zeigte Jefim auf Firas. „Was ist mit ihm?“

Einen Moment lang blieb es still und der Ältere glaubte schon fast das Andrej nicht antworten würde. „Firas hasst uns und Akihito besonders.“

Jetzt mischte sich Ajahn in das Gespräch ein. „Warum sollte Firas euch hassen? Als mein Sicherheitschef ist er persönlich für euer Wohlergehen verantwortlich.“

Zögernd richtete Andrej seine warmen blauen Augen auf den Prinzen. „Er hasst jeden von uns Jungen, den sie hier her bringen. Ich denke er sieht es als nicht richtig an was sie hier tun und er verachtet uns dafür was wir tun.“

„Was ihr tut? Ihr bringt mir Freude, was sollte er-“

Harsch wurde der Prinz von Leo unterbrochen. „Sind sie so blind oder tun sie nur so?“ Die Luft schien in diesem Moment zu Eis zu werden, doch der Jüngere ließ sich davon nicht beirren. „Firas hasst uns weil wir mit Männern schlafen, er sieht uns als Unrein und Abschaum an. Ich weiß nicht was er besonders gegen Akihito hat, doch es war doch wohl unübersehbar das er ihn nicht mag. Und auch wenn Aki mir nicht erzählt hat was vorgefallen ist, wette ich das Firas dahinter steckt.“

Amüsiert beobachtete Jefim das Mienenspiel des Jüngeren während der nachdachte. Schließlich sah Ajahn zu seinem Sicherheitschef. „Stimmt das? Du magst die Jungen nicht?“

Firas dunkle Augen schienen zu glühen, als er antwortete. „Warum sollte ich sie mögen? Sie gehören nicht hier her. Sie sind ungläubige die sich auch noch mit dem eigenen Geschlecht vergnügen. Als Angehöriger der königlichen Familie sollten sie nichts mit derartigem Abschaum zu tun haben. Stattdessen beschmutzen sie sich Abend für Abend an dem sie diesem gottlosen Treiben zusehen.“

Die darauffolgende Stille war so durchdringend das man einen Stecknadelkopf gehört hätte der zu Boden fiel. Der einzige der vollkommen unberührt von diesem Ausbruch zu sein schien war Jefim, der seine Zigarre vorsichtig in den Aschenbecher legte um dann nach seinem Tee zu greifen. Als würden sie gerade über das Wetter reden, sah er Ajahn an. „Damit wäre das wohl geklärt. Die einzige Frage die ich jetzt noch habe ist jetzt ob ich ihn haben kann, wenn du mit ihm fertig bist. Ich bin mir sicher Eury würde das als Geste des guten Willens sehr zu schätzen wissen.“
 

Vorsichtig, als würde er etwas unsagbar zerbrechliches in seinen Armen halten, trug Eury den zierlichen Japaner in seine Suite die Alexei auf die Schnelle für ihn gebucht hatte. Obwohl er Akihito so sanft wie möglich auf der weichen Couch absetzte und ihm sogar noch eine Decke unterlegte, wimmerte der Fotograf leise auf, als sein Gesäß mit dem Stoff in Berührung kam. Unsicher wie er weiter verfahren sollte, strich der Blonde dem Kleineren durch die hellen Haare, in der Hoffnung dieser würde endlich die Augen öffnen. Doch noch immer presste Akihito die Lider zusammen. Die einzige Reaktion die Eury bisher von dem Jüngeren bekommen hatte, was das dieser wann immer es ging seine Nase an seine Haut drückte und seine Arme um seinen Nacken schlang. Seufzend zog der Russe den zarten Körper mehr zu sich heran und beobachtete wie Akihito sofort seinen Kopf drehte um sein Gesicht in seinem Hemd zu vergraben. Vorsichtig, um den Jüngeren nicht zu erschrecken, schob Eury das Jackett nach unten und besah sich Akihitos Körper genauer. Natürlich waren ihm solche Verletzungen nicht fremd. Er selber hatte schon solche Merkmale auf Akihitos Haut hinterlassen, doch niemals so viele und auch nie um ihn ernsthaft zu verletzen. Und auch wenn er mitunter als brutal im Bett verschrien wurde, so hatte er doch immer dafür gesorgt das seine jeweiligen Bettgeschichten danach noch laufen konnten, oder zumindest am nächsten Tag wieder. Akihito jedoch verriet den noch immer in ihm tobenden Schmerz, als er sich mit einem ächzenden Schmerzenslaut zusammenrollte. Gerade als Eury darüber nachdachte ob er nach dem Arzt seines Vaters schicken sollte, klopfte es leise an die Tür und dieser trat ein. Nach einem kurzen Nicken in die Richtung des Blonden kniete er sich vor die Couch und besah sich noch einmal die Striemen, bevor er vorsichtig die verspannten Beine spreizte, was Akihito mit einem Wimmern geschehen ließ. Aufmerksam beobachtete Eury wie der Mann seine Finger sorgfältig mit einer Creme benetzte und diese dann erst rund um den Muskel verteilte. Erst als Akihito begann sich zu entspannen glitt er mit einem Finger vorsichtig in ihn und verteilte sie auch dort. Sofort verzog der Japaner sein Gesicht, doch als Eury ihn sachte an sich heranzog und zärtliche Küsse auf seine Stirn verteiltem wurde er wieder ruhiger.

„Das wars dann erstmal, Eury. Ich werde dir noch die Creme für die Striemen und einige Schmerztabletten hier lassen. Da ich ihn bereits genäht habe, sollten ihr von weiteren Intimitäten die nächsten zehn Tage erstmal Abstand nehmen.“ Mit diesen Worten erhob der Mann sich und wollte gerade seine Tasche wieder schließen als Eury sich leise räusperte. „Wo wurde er genäht?“

Der Russe ahnte die Wahrheit bereits, doch er wollte sie aus dem Mund des Arztes hören, bevor er unüberlegt zuschlug. „Ich bin mir sicher dass du weißt welche Verletzungen ich meine und wie sie zustande kommen.“ Als würde es ihm jetzt erst einfallen griff der Mann noch einmal in die Tasche und gab Eury weitere Tabletten. „Ich bin kein Psychologe, doch denke ich das Akihito in nächster Zeit nicht besonders gut schlafen wird. Sollte das der Fall sein, gib ihm eine davon. Aber wirklich nur eine, sie sind ziemlich stark. Außerdem sollte er unbedingt in eine psychische Behandlung, sobald du wieder in Russland bist.“

Fragend sah Eury den Älteren an. „Warum glaubst du das ich ihn mit nach Russland nehme?“

Wissend lächelte der Ältere und verließ ohne zu antworten den Raum. Lange starrte der Blonde auf die Tür. Es war abgesehen von Akihitos ruhigen Atem vollkommen still. Erst als Eury bemerkte wie es langsam draußen Dunkel wurde gab er sich einen Ruck und hob den zierlichen Körper des Japaners an um ihn in sein Bett zu bringen.

Seufzend beobachtete der Blonde wie Akihito sich unter der dünnen Decke zusammenkrümmte und wieder zu wimmern begann. Nachdenklich sah er auf die Schlaftabletten. Es gefiel ihm nicht wirklich den Jüngeren ruhig zu stellen, doch Akihito brauchte die Ruhe. Nach einem letzten Blick auf die zitternde Gestalt und mindestens zehn Morddrohungen an Asami drückte er schließlich eine Tablette aus dem Blister und griff nach dem Glas Wasser auf dem Nachttisch. „Akihito, hier trink.“

Zögernd schob der Jüngere die Decke ein Stück zur Seite und sah zu dem Russen auf. Dieser hielt ihm auffordernd das Glas entgegen, welches Akihito nach einer gefühlten Ewigkeit endlich in die Hand nahm. Erleichtert atmete Eury auf, als der Japaner die Tablette ohne weitere Probleme schluckte und sich wieder in das Bett zurücksinken ließ. Gerade als er sich herumdrehen wollte, griff der Fotograf jedoch nach seiner Hand. Überrascht sah Eury in die tränennassen Augen Akihitos. Die Lippen des Kleineren bewegten sich, doch er konnte erst verstehen was dieser sagte als er sich zu ihm herunter beugte. „Bitte rette Majid.“

Ohne recht zu wissen was Akihito damit meinte nickte der Russe. Diesmal blieb Eury stehen bis der Japaner eingeschlafen war. Erst dann schlich er sich aus seinem Schlafzimmer. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, griff er nach seinem Handy.

„Ich habe eine Aufgabe für dich Alexei. Finde heraus was oder wer Majid ist und bringe es in meine Suite.“ Er hörte seinem Leibwächter gar nicht richtig zu, bevor er auch schon wieder auflegte. Vorsichtig sah er noch einmal in sein Schlafzimmer, doch Akihito lag noch genauso da wie er ihn zurückgelassen hatte. Erleichtert atmete Eury auf und ging zur Minibar. Einen Moment lang überlegte er ob er sich auch ein Glas nehmen sollte, doch dann griff der Russe nach der Wodkaflasche und ließ sich mit einem frustrierten Seufzer auf die Couch fallen. Dieser Tag hatte ihn mehr geschlaucht als ein vierundzwanzig Stunden Marathon an Geschäftsunterredungen. Warum musste auch ausgerechnet er über einen schwer verletzten und traumatisierten Akihito stolpern? Wofür hatte der Kleine denn noch Asami und Feilong? Bei diesem Gedanken öffnete Eury die Wodkaflasche und trank mehrere große Schlucke. Je leerer die Flasche wurde um so mehr versank der Blonde in seinem Selbstmitleid.

Er war einfach nicht gut in diesen ganzen Gefühlsdingen. Das er es einmal geschafft hatte sich für Akihito zu öffnen hieß schließlich nicht das er jetzt vollkommen zum Kuschelteddy geworden war. Allein den Kleineren so hilflos zu sehen hatte ihn maßlos überfordert. Einzig den Grund für Akihitos Zustand zu finden hatte seine Wut heraufbeschworen und es ihm ermöglicht klar zu denken. Doch jetzt wo der Jüngere betäubt in seinem Bett lag, half ihm sein Zorn auch nicht mehr weiter. Mehr Gefühle als ihm lieb waren tobten durch seine Adern und wollten ihn dazu bringen jemanden zu zerfetzen, am liebsten bei lebendigem Leib. Gleichzeitig wollte er zu Akihito unter das Laken klettern und den Japaner nie wieder los lassen.

Endlich begann der Alkohol zu wirken. Ein beruhigender Nebel legte sich über Eurys Gedanken und betäubte seine Gefühle. Auch wenn die Welt jetzt um ihn herum schwankte, so hatte er zumindest für den Moment in seinem Inneren eine angenehme Ruhe.

Morgen würde er seiner Wut wieder nachgeben, beschloss der Blonde. Bis dahin wollte er nur neben Akihito liegen und seinem Atem lauschen und vielleicht würde er ihn auch in den Arm nehmen.

Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Gedanken, erhob Eury sich und wankte so leise wie er konnte zurück in das Schlafzimmer, wo Akihito bereits schlief.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück