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Einsamkeit

von

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Gefühlschaos

Müde schloss Asami die Tür vom Penthouse und schlüpfte aus seinen Schuhen, bevor er sie in den kleinen Schrank stellte, direkt neben Akihitos ausgetretene Sneaker. Ohne es recht zu bemerken begannen die Hände des Yakuzas zu zittern. Er bemerkte nicht einmal wie sein Mantel aus seinen Fingern glitt und zu Boden fiel. Sein Blick hing wie gebannt an diesen Schuhen, die der Fotograf jetzt nie wieder tragen würde. Noch immer konnte er den Dreck erkennen, über den Akihito sich vor kurzem noch aufgeregt hatte, war dieser schließlich mit vollkommen durchweichten Füßen nach Hause gekommen, nachdem er in einen heftigen Regenschauer geraten war. Das einzige was damals trocken geblieben war, war diese verdammte Kamera gewesen. Wie auch immer Akihito das geschafft hatte, immerhin war er bis auf die Haut durch gewesen. Das Wasser hatte nur so aus den blonden Haaren getropft. Es hatte beinahe so ausgesehen wie heute.

Langsam erhob Asami sich wieder, wollte wie immer seinen Schlüssel in die kleine Schale auf der Kommode legen. Er bemerkte erst jetzt das er ihn fallen gelassen hatte. Überrascht sah er hinter sich und bemerkte auch seinen Mantel der auf dem Boden lag. Im gleichen Moment sah er das Bild, welches an der Wand hing. Es war eines von Akihitos. Ein krächzender Laut kam aus dem Mund des Yakuzas, während er sich langsam rückwärts Richtung Wohnzimmer bewegte. Es sah noch genauso aus wie er es heute Morgen verlassen hatte. Es gab abgesehen von den Bildern an den Wänden nicht wirklich viele Spuren in diesem Raum, die der Fotograf hinterlassen hatte. Doch eine war die riesengroße blaue Wolldecke mit dem Superman-Zeichen darauf. Sie lag noch immer zusammengeknüllt neben der Couch. Bereit, um wieder hervorgeholt zu werden, wenn Akihito mal wieder einen seiner Playstation-Marathons starten sollte. Er liebte es sich auf den dicken weichen Teppich zu fläzen und zusätzlich in die Decke einzuwickeln. Wie oft schon hatte er den Jüngeren mitten in der Nacht auf dem Boden vorgefunden, nur um ihn dann in ihr Schlafzimmer zu tragen. Für einen Sekundenbruchteil bewegten sich die Mundwinkel Asamis nach oben, nur um im nächsten Moment haltlos zu Boden zu stürzen. Das, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte, kam jetzt mit der Gewalt einer Naturkatastrophe über ihn.

Er würde Akihito nie wieder hier schlafend vorfinden. Nie wieder würde er ihn ins Schlafzimmer tragen. Der Schmerz in seinem Inneren wurde so unerträglich das es ihn regelrecht zu zerreißen schien. Es dauerte, bis Asami begriff das diese vollkommen ungewohnten Laute aus seiner Kehle kamen. Nie zuvor hatte er sich selber Jammern oder gar Weinen hören. Doch jetzt spürte er wie die Tränen ungehemmt über seine Wangen liefen, während seine Kehle sich schmerzhaft bei jedem Laut zusammenzog. Wimmernd griff er nach der Wolldecke und presste seine Nase hinein, konnte noch den Rest von Akihitos Geruch erhaschen, während er die Augen schloss und sich seinem Elend ergab.
 

Erst als jemand an Asamis Schulter rüttelte, erwachte der Yakuza. Ein Stöhnen kam aus seiner Kehle, als er die Augen öffnete und ihn die Sonne unbarmherzig blendete. Die Wolldecke rutschte von seinen Schultern, während er sich mühsam auf die Füße kämpfte. Der letzte Duft Akihitos verflüchtigte sich und ließ den Yakuza kalt und allein zurück.

Es dauerte einen Moment bis Asami sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass er Kirishima in die Augen sehen konnte. Für einen Moment war er vollkommen verblüfft als er seinem Sekretär Erleichterung ansehen konnte. Doch dann begriff er. Gestern schon hatte der Dunkelhaarige seine Besorgnis nicht verbergen können. Selbst als er ihn zum Penthouse gefahren hatte, war der Leibwächter schon merkwürdig gewesen. Hatte ihn immer vorsichtig von der Seite gemustert, als wäre er eine Bombe die jederzeit hochgehen konnte. Letzten Endes hatte er ja sogar recht gehabt mit dieser Einschätzung. Zu seinem Glück hatte Asami es bis ins Penthouse geschafft, bevor die Trauer einer Lawine gleich über ihm zusammengebrochen war. Noch immer tobte ein unfassbar grausamer Schmerz durch sein Inneres und schien alles auf seinem Weg zu verzehren, doch jetzt gelang es ihm diesen zumindest so weit beiseite zu schieben, das er funktionierte.

Dankbar nahm Asami zur Kenntnis wie Kirishima sich abwandte um Kaffee zu kochen und ihm so diskret die Zeit gab die er brauchte um wieder er selbst zu werden. Ohne etwas zu dem Dunkelhaarigen zu sagen, verschwand der Yakuza im Badezimmer um sich zumindest äußerlich für den Tag fertig zu machen.

Es dauerte nicht lange bis Asami geduscht und umgezogen in seine Küche kam. Kirishima füllte den Kaffee gerade in einen Thermo-Becher und reichte diesen dann dem Yakuza. Sogar eine Bento-Box stand auf dem Tisch. Fragend hob Asami eine Augenbraue, als sein Blick auf die Box fiel.

„Ich habe mir die Freiheit genommen, ihnen ein Frühstück vorzubereiten Asami-sama, da ich angenommen habe das sie auf keinen Fall zu spät zur Autopsie kommen wollen. Besonders nicht nachdem Feilong Akihitos Körper nicht mehr verlassen hat, seit er heute Morgen eingetroffen ist.

Überrascht sah der Yakuza auf die Uhr und bemerkte erst jetzt das es bereits weit nach Mittag war. Was er im ersten Moment für die Morgensonne gehalten hatte, entpuppte sich jetzt schon fast als Abendsonne. Da er seiner Stimme noch immer nicht wirklich traute und sein Hals sich verdächtig kratzig anfühlte, nickte er seinem Sekretär nur zustimmend zu und verließ mit ihm zusammen das Penthouse. Wenn er es noch pünktlich schaffen wollte, würden sie sich jetzt wirklich beeilen müssen.

Missbilligend sah Feilong auf, als Asami sprichwörtlich in aller letzter Minute auftauchte. Ihm lag schon ein Spruch auf der Zunge. Doch dann sah er wie Kirishima ihm hastig ein Zeichen gab und den Kopf schüttelte. Erst dann sah er die verdächtig geröteten Augen des Älteren. Zwar sah er ansonsten gepflegt wie immer aus, doch etwas was er nicht wirklich in Worte fassen konnte, schien anders zu sein als Gestern. Bevor er jedoch Asami fragen konnte, betrat der Pathologe den Raum und begrüßte sie mit einer knappen Verbeugung.

„Asami-sama. Liu-sama. Wenn ich sie bitten dürfte diese Schutzkleidung und den Atemschutz anzulegen?“

Zwar fragte der Mann, doch es hörte sich eher nach einer Aufforderung an. Schweigend legten die beiden Mafiagrößen die Schutzkleidung an und folgten dann dem Pathologen zu dem eigentlichen Obduktionsraum, in dem Akihito bereits aufgebahrt war.

„Wünschen sie nur eine äußere Untersuchung oder eine komplette Autopsie, Asami-sama?“

Der Blick des Yakuzas glitt über den zarten Körper Akihitos, der noch immer von einem Tuch verdeckt wurde, hinweg. „Wenn es ausreicht, würde ich eine äußere Untersuchung vorziehen. Mich interessieren nur die offensichtlichen Verletzungen und die Todesursache. Außerdem will ich wissen wie lange er gelitten hat.“

Unwohl näherte sich der Pathologe der Leiche und zog das Tuch beiseite. Nervös kniff er die Augen zusammen, während sein Blick über den malträtierten Körper glitt.

Der nachfolgende Bericht erschütterte Asami mehr als er es jemals zugeben würde. Er wusste nicht wirklich ob es an den Verletzungen Akihitos lag, oder dass er heute noch nichts zu sich genommen. Je länger der Arzt redete um so mehr begann sich die Welt um ihn zu drehen. Den nackten Körper des Fotografen sah er schon seit etlichen Minuten verschwommen, obwohl er direkt neben ihm stand. Nur noch sein eiserner Wille hielt ihn aufrecht und auch dieser begann langsam zu schwinden. Mühsam richtete Asami seine letzte Konzentration auf Feilong der anscheinend gerade fragte wie lange Akihito hatte leiden müssen.

Unwohl trat der Pathologe von einem Fuß auf den anderen, während er sich trotz der kühlen Luft Schweißtropfen von der Stirn wischte. „Nun ja, anhand der Verletzungen und das der Tod innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden eingetreten ist, kann ich nur schätzen das er über mehrere Stunden gefoltert wurde. Wie lange genau, weiß ich natürlich nicht. Besonders da wir nur eine äußere Beschau durchführen.“

Zu seiner Überraschung hörte Asami seine Stimme die Feilong ebenfalls antwortete. „Zweiundsiebzig Stunden.“

Er konnte sehen wie der Chinese bei dieser Antwort erbleichte. Drei ganze Tage war Akihito verschwunden. Der Yakuza hatte keinerlei Zweifel das sie, wer sie auch immer waren, ihn sofort abgefangen hatten. Zweiundsiebzig Stunden hatte sein Fotograf leiden müssen, hatte darauf gehofft dass er ihn retten kam, wie schon so oft.

Doch er hatte versagt.

Er sah noch wie Feilong erschrocken die Augen aufriss, dann verschluckte ihn die gnädige Dunkelheit. Haltlos stürzte der Ältere zu Boden. Selbst Kirishima stand zu weit weg um den harten Sturz abzumildern, als Asami ohne Vorwarnung zu Boden ging.
 

Ohne zu Zögern hatte Feilong das Kommando übernommen und dafür gesorgt das Asami ohne gesehen zu werden ins Penthouse zurückgeschickt wurde. Anscheinend war der Ältere doch nicht so gefühlskalt wie er bisher angenommen hatte. Mit dem Bericht des Pathologen hatte er sich in das Büro des Yakuzas im Shion zurückgezogen und überflog zum gefühlt hundertsten Mal die zahlreichen Verletzungen, die von Knochenbrüchen aller Art, Prellungen, vermuteten inneren Blutungen und offenen Wunden alles umfasste was möglich war. Wenn man bedachte das Asami vermutete das der Fotograf dem ganzen zweiundsiebzig Stunden ausgesetzt war, lief Feilong ein Schauder über den Rücken. Er hatte keinerlei Zweifel das sein Bruder hierfür die Verantwortung trug. Die Frage war nur warum er sich Akihito ausgesucht hatte. Wollte er wirklich Asami herausfordern und damit einen Krieg mit Tokio riskieren? Keine Frage Yan Tsui war mächtig geworden, doch auch ihm musste klar sein dass man sich nicht ungestraft mit Asami anlegte.

Mit einem Seufzen legte er den Bericht zurück auf den Schreibtisch und sah überrascht auf als es an der Tür klopfte. Nur wenige wussten das er sich hier aufhielt.

Kurz zögerte er, doch dann erteilte er die Erlaubnis den Raum zu betreten. Kirishima trat ein und schloss die Tür leise hinter sich. Leicht verneigte er sich vor dem Triaden-Führer. „Asami-sama ist wohlbehalten im Penthouse angekommen. Suoh wurde vor der Tür positioniert falls er noch irgendetwas brauchen sollte.“

Zustimmend nickte Feilong und tippte dann leicht auf den Bericht vor sich. Wenn es den Leibwächter irritierte das der Chinese auf Asamis Platz saß zeigte er es mit keiner Miene. „Ich nehme an, Asami hat dich darüber unterrichtet wen wir hinter dieser Tat vermuten?“

Die einzige Antwort des Sekretärs bestand in einem leichten Nicken, während er seine Brille abnahm um sie zu putzen.

„Über welche Möglichkeiten verfügen wir hier um Yan Tsui in Tokio ausfindig zu machen, falls er sich noch hier aufhält?“

Umständlich rückte Kirishima die Brille auf seiner Nase wieder zurecht, bevor er dem Chinesen antwortete. „Ich war bereits so frei alles in die Wege zu leiten. Jeder unserer Männer und jeder der uns noch einen Gefallen schuldet dreht gerade die gesamte Stadt auf links. Wenn sich ihr Bruder noch in Japan aufhält, werden wir ihn finden.“

„Gesamt Japan?“

Missbilligend nahm der Sekretär Haltung an und starrte dem Triaden-Führer in die Augen. „Selbstverständlich Liu-sama. Es ist immerhin nicht irgendwer, der ermordet wurde. Asami-sama wird weder Geld noch Mühe scheuen den Täter zur Strecke zu bringen.“

Ein leichtes Lächeln huschte über die Lippen Feilongs, bevor er wieder ernst wurde. „Das war kein Angriff Kirishima. Wenn ich euch bitten dürfte Platz zu nehmen?“

Auffordernd zeigte der Chinese zu der gemütlichen Sitzgruppe in der Ecke und erhob sich. Das Glas welches er in der Nacht noch auf Asami geworfen hatte, war bereits beseitigt worden und anstatt des Alkohols lag der angenehme Duft von Putzmittel in der Luft. Zögernd folgte ihm Kirishima und setzte sich schließlich angespannt auf einen der Sessel. Amüsiert beobachtete Feilong wie der Andere etliche Minuten damit verbrachte eine halbwegs angenehme Sitzposition zu finden. Fast konnte man meinen das Kirishima auf einem Nagelbrett sitzen musste, anstatt auf dem sündhaft teuren und mehr als bequemen Sessel.

„Jetzt beruhige dich, Kirishima. Ich werde nichts von dir verlangen was Asami schaden könnte.“

Diese Worte schienen den Japaner nicht wirklich zu beruhigen, doch zumindest stellte er sein unruhiges hin und her gerutsche ein. Seufzend nahm Kirishima seine Brille erneut ab und begann sie wieder zu putzen. „Was wollen sie genau wissen, Liu-sama?“

„Ich will genau wissen wie Asami sich verhalten hat, als er Akihito zum ersten Mal gesehen hat und wie er heute Morgen drauf war.“

Ein leises Knacken machte Feilong darauf aufmerksam das gerade eines der geputzten Gläser der Brille zerbrach. Mit äußerster Mühe schaffte Kirishima es seine stoische Miene beizubehalten, als er sich hastig erhob. „Ich denke damit ist unser gemeinsames Gespräch beendet, Liu-sama.“ Mit einer knappen Verbeugung, wollte er sich von dem Chinesen abwenden. Dieser bewunderte die Loyalität von Asamis Männern zu ihrem Oyabun, doch hatte er keine Zeit für solche Spielchen. Immerhin war er auch nicht irgendwer. Der Yakuza mochte einmalig charismatisch sein, doch auch er verfügte über genügend Ausstrahlung. Seine Stimme war fast wie ein Peitschenknall als er den Sekretär anfuhr. „Hinsetzen, Kirishima. Ich habe dich nicht entlassen.“

Wie von selbst sackte der Japaner auf den Sessel zurück und starrte den Chinesen an, der sich jetzt wieder vollkommen entspannt zurücklehnte.

„Ich habe vollstes Verständnis dafür das du deinen Boss nicht verrätst. Allerdings fürchte ich das wir nicht die Zeit haben für einen langen und komplizierten Eiertanz. Deshalb werde ich jetzt anfangen dir zu erklären, warum ich dich das gefragt habe und du wirst mit dann die Antworten geben. War das deutlich genug?“

Zögernd nickte Kirishima, beugte sich dann aber zur Seite und griff nach der Flasche mit Asamis Whiskey. Ohne den Triaden-Führer etwas anzubieten, goss er sich einen großen Schluck ein und trank ihn dann auf ex. Er schien bereits zu ahnen das er diesen Raum nicht verlassen würde ohne Feilong seine Fragen zu beantworten.

„Der Grund aus dem ich dir diese Fragen gestellt habe ist, der das du Asami mit am längsten kennst. Allen anderen ist er nur als ziemlich kontrollierter und kühler Mensch bekannt. Viele würden ihn wohl als unmenschlich kalt bezeichnen, doch denke ich das wir ihn da besser kennen. Meine Sorge ist jetzt einfach das er nicht in der Lage ist mit diesem Schmerz umzugehen und wenn wir jetzt nicht verdammt schnell reagieren, wird uns hier bald eine ganze Menge um die Ohren fliegen. Deshalb bitte ich dich jetzt mir zu antworten.“

Eine Ewigkeit schien es still im Raum zu sein, bis sich der Japaner endlich räusperte. „Er hat gar nicht reagiert. Asami-sama hat nur auf seinem Stuhl gesessen und hat auf diese verdammte Tasche gestarrt. Und als er sie dann geöffnet hatte, schien er wie immer zu sein. Fast hätte man meinen können jemand Fremdes würde da vor ihm liegen. Er hat ihn zwar vorsichtig angefasst, fast zärtlich, doch das war auch schon alles. Er hat weder echte Trauer, noch so etwas wie Wut gezeigt. Im Gegenteil er schien vollkommen ohne Gefühle zu sein.“

Wieder legte sich Schweigen über sie, während Feilong sich allmählich in seiner Theorie bestätigt sah. Erst als er bemerkte das Kirishima von sich aus nichts mehr sagen würde, hakte er nach. „Und heute Morgen?“

Zweifelnd zuckte der Sekretär mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“

Verärgert kniff der Triaden-Führer die Augen zusammen, doch bevor er etwas sagen konnte sprach Kirishima schon weiter. „Erst nachdem Asami-sama auf keinen meiner Anrufe reagiert hat, habe ich das Penthouse aufgesucht. Normalerweise hätte er um diese Uhrzeit zumindest in dem Büro dort gesessen um zu arbeiten, doch ich fand ihn auf dem Boden liegend, eingewickelt in Akihitos Decke vor. Er war vollkommen desorientiert und wusste noch nicht einmal wie spät es ist, obwohl er doch selber die Obduktion angeordnet hatte.“

Dankend nickte der Chinese dem Sekretär zu und beobachtete wie dieser Fluchtartig das Büro verließ. Es überraschte ihn nicht wirklich, weder Asamis Reaktion, noch Kirishimas Flucht.

Müde fasste er sich an die Stirn und dachte über die gesamte Situation nach. Anscheinend war es nicht genug das Akihito tot war und irgendwo im Dunkeln sein Bruder lauerte. Jetzt musste er sich auch noch um einen Yakuza kümmern der drohte instabil zu werden. Als wenn es nicht jetzt schon kompliziert wäre. Doch ihre Welt verzieh keinen Moment der Schwäche und Akihito zu verlieren hatte für Asami das Potenzial sein Untergang zu werden.

Suchend sah der Chinese sich um und bemerkte erst jetzt das Kirishima bei seiner Flucht den Whiskey mitgenommen hatte. Wahrscheinlich war das auch besser so, er würde wirklich alles brauchen was er zur Verfügung hatte um das ganze hier zu regeln. Denn eines stand für ihn vollkommen außer Frage. Yan Tsui würde für Akihitos Tod bezahlen.
 

Orientierungslos schreckte Asami auf und sah sich stirnrunzelnd in dem dunklen Raum um. Sofort erkannte er das es sich um sein Schlafzimmer handelte. Doch konnte er nicht mehr sagen wie er überhaupt hier her gekommen war. Auch konnte er nicht nachvollziehen warum er noch immer seinen Anzug trug, wenn er doch schon in seinem Bett lag. Die Beretta drückte unangenehm gegen seine Schulter, so dass er sich mit einem leisen Ächzen zurück auf den Rücken drehte. Das letzte woran er sich erinnern konnte war der Autopsie-Raum. Die lange Liste mit den Knochenbrüchen kam ihm wieder in den Sinn. Sein Magen begann zu rebellieren. Nur mit Mühe schaffte Asami es ein Würgen zu unterdrücken während er sich von seinem großen Bett erhob. Er brauchte kein Licht zu machen, während er sich durch den Raum bewegte. Die bodentiefen Fenster ließen genug Helligkeit von der Skyline Tokios herein. Beinahe unnatürlich scharf sah er die Klamotten Akihitos, die dieser unordentlich über den Diener geworfen hatte. Eine seiner heiß geliebten Vintage-Jeans lag nachlässig auf dem Boden. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, während er sich weiter bewegte. Erleichtert griff Asami nach dem Türgriff, stolperte dann jedoch über eines der kitschigen Kuscheltiere die der Jüngere so geliebt hatte. Er hatte nicht mehr zählen können wieviele Akihito von ihnen gekauft hatte, nur um ihn mit einem davon zu fotografieren. Der Jüngere hatte einen ganzen Bildschirmschoner mit Fotos davon. Im Nachhinein konnte er nicht mehr sagen was genau mit ihm geschah, als er das Stofftier aufhob. Etwas in seinem Inneren schien zu explodieren. Diesmal war es jedoch keine Trauer, jedenfalls nicht nur. Genau das was ihm in der letzten Nacht jede Kraft gekostet hatte, ließ Asami jetzt wie von der Tarantel gestochen hochfahren. Mit aller Kraft warf er das Kuscheltier gegen die nächste Wand und hörte wie es mit einem lächerlichen Quietschton dort aufkam. Bevor er es überhaupt richtig wahrnahm hatte der Yakuza schon seine Waffe gezogen und schoss auf das rosa Plüschmonster. Doch das reichte ihm nicht. Grenzenlose Wut machte sich in ihm breit und ließ seine Sicht verschwimmen, während er aus dem Schlafzimmer türmte. Unterwegs warf er die Bilder von den Wänden und griff sich alles was er von Akihito finden konnte, nur um es zu Boden zu schmettern und darauf herumzutrampeln.

Akihito hatte ihn verlassen. Das war der einzige Gedanke der noch klar vorhanden war. Immer wieder hallte er in dem Geist Asamis wider, während dieser durch das Penthouse tobte und ein wahres Chaos hinterließ. Akihito war fort, dabei sollte er ihn doch bis um Grund der Hölle begleiten. Immer wieder hatte er das dem Kleineren gesagt. Trotzdem hatte dieser jetzt die Dreistigkeit besessen ohne ihn zu gehen. Er ließ ihn hier allein zurück. Allein in der Hölle.

Asami hatte immer gewusst das einem Mann wie ihn nichts gutes im Jenseits erwarten konnte. Doch zumindest im Leben wollte er die schönen Seiten genießen. Wenn es fair im Leben zuginge wäre er, Asami, derjenige der jetzt in der Pathologie lag, nicht der unschuldige Akihito.

Der Akihito der sich immer zuerst Sorgen um seine Freunde und seine Familie machte. Der sogar geschafft hatte ein Monster wie ihn zu lieben.

Schwer atmend blieb Asami stehen und sah sich in dem Raum um der einmal das Wohnzimmer gewesen war. Zum Schluss hatte es ihm nicht einmal mehr gereicht die Bilder herunter zu reißen. Überall flogen Papierschnipsel durch die Luft, Federn von den Kissen die er zerfetzt hatte lagen überall herum und flogen auf, wenn Asami sich bewegte. Die Karaffe mit dem teuren Whiskey lag zerbrochen auf dem Teppich, welcher den Alkohol aufsaugte. Der schwere Aschenbecher hatte eine deutlich sichtbare Delle in der Wand hinterlassen, war aber zumindest heile geblieben.

Für Sekunden lichtete sich der Nebel in Asamis Kopf und er sah was er gerade getan hatte. Doch dann fiel sein Blick wieder auf die Wolldecke Akihitos. Im Gegensatz zur letzten Nacht beruhigte sie ihn kein bisschen. Im Gegenteil, sie fachte seine Wut nur noch mehr an und nahm ihm die Luft zum Atmen. Noch während er darüber nachdachte was er jetzt tun sollte, sah er aus den Augenwinkeln wie ein Schatten sich ihm näherte.

Noch bevor Suoh wusste wie ihm geschah, flog er schon über die Schulter Asamis und kam unsanft auf dem Teppich auf. Nur einen Sekundenbruchteil später sah er in die Mündung der Beretta, welche der Yakuza auf ihn richtete. Goldene Augen in denen der Wahnsinn zu lodern schien, richteten sich gnadenlos auf ihn. Asami war schon immer furchteinflößend gewesen, war das doch auch ein besonderer Teil seines Charismas. Doch jetzt schien er vollkommen außer Kontrolle zu sein.

Ganz langsam ließ Suoh den Kopf zu Boden sinken und entspannte seine Hände, welche er automatisch zu einer Abwehrbewegung erhoben hatte. Er konnte nur hoffen das Asami diese Gesten beruhigen würden, als er langsam die Augen schloss.

Es dauerte lange bis er es wagte wieder aufzusehen, doch Asami war fort. Überrascht von seinen eigenen zittrigen Fingern holte der Leibwächter sein Handy aus der Tasche um Kirishima zu kontaktieren. Eigentlich hatte er sich nie viele Gedanken gemacht für wen er da eigentlich arbeitete. Er hatte schon früh einfach angenommen wer er war und hatte dementsprechend gehandelt. Denn auch wenn Asami eiskalt sein konnte und teilweise zur Grausamkeit neigte, so konnte er auch gütig und sehr großzügig sein. Davon war jetzt jedoch nichts mehr in den goldenen Augen zu sehen gewesen. Nichts schien mehr von der Intelligenz und der Kälte übrig zu sein die den Yakuza sonst auszeichnete.

Endlich hörte er das Freizeichen in der Leitung und im nächsten Moment hatte er die tiefe Stimme Kirishimas im Ohr.

„Wir haben ein Problem.“ Mehr konnte er nicht herausbringen, während der Blick des Leibwächters durch die zerstörte Wohnung wanderte. Er hatte wirklich viel erwartet, doch das hier überstieg seine Erwartungen bei weitem. Besonders die Dinge die Akihito gehört hatten, waren wirklich übel erwischt worden. Von der einstigen Wolldecke lagen nur noch Fetzen herum. Suoh wollte sich gar vorstellen wieviel Kraft man aufwenden musste um eine Decke dermaßen zu zerlegen. Aber auch anderes war vollkommen zerstört worden. Bei jedem Schritt den er tat, knirschte es unter seinen Füßen, während er seine Bestandsaufnahme des Penthouses fortsetzt. Überall lag Glas herum, teilweise weil Vasen und Gläser runtergeschmissen wurden, aber auch von den Bildern die an der Wand gehangen hatten war das Glas zerschmettert worden.

Fassungslos schüttelte Suoh den Kopf. Er konnte nur hoffen das Kirishima sich beeilte, denn je mehr Zeit verstrich um so größer wurde die Gefahr für Asami, der vollkommen allein durch Tokio irrte.

Normalerweise war das eher eine Gefahr für die Umgebung des Oyabuns, doch diesmal schien dieser nicht er selbst zu sein. Doch selbst wenn sie ihn fanden, was sollten sie mit Asami machen? Ihn einfach einfangen und einsperren hörte sich einfacher an, als es war und kam ihm in diesem Moment unmöglich vor. Die einzige Hoffnung die sie hatten lag jetzt bei Feilong, vielleicht schaffte er es ja an Asami in seinem derzeitigen Zustand heranzukommen.

Frustriert schnaubte Suoh auf. Er hatte nie etwas gegen Akihito gehabt, doch war es nicht zum ersten Mal sein Gedanke, das es besser gewesen wäre wenn dieser niemals auf Asami getroffen wäre. Wie auch immer dieser unscheinbare Fotograf es geschafft hatte, in das eiskalte Herz des Oyabuns einzudringen. Jetzt hatten sie das Malheur und ein vollkommen ausgetickter Asami streifte durch die Straßen Tokios. Bewaffnet und vollkommen ohne Verstand.

Super.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2020-07-08T16:04:00+00:00 08.07.2020 18:04
Das ist übel, doch man sollte auch Asami verstehen, der in Akihito seine große Liebe gefunden hatte.
Auch wenn er dies nicht zeigte, war es doch bekannt und das wurde ihm zum Verhängnis.
Gnade dem Täter wenn sie ihn erwischen.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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