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Im Schatten des Vaters

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
von

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Prolog

Es war schwierig mitten in der Nacht heimlich passende Unterwäsche und Kleidung zu organisieren. Noch schwieriger war es die neugierigen Nachbarn zu verscheuchen. „Es lief keine Nackte im Treppenhaus herum“, sprach zum wiederholten Male Sohei und schlug seine Haustüre laut zu. Durch die geschlossene Türe konnte man die Diskussion der Nachbarn hören. Ein Kind weinte, wollte zurück ins Bett. Ein Ehemann befahl seiner Frau endlich zurück in die Wohnung zukommen. Das ältere Ehepaar von unten wollte die Polizei rufen. Zwei andere Kinder spielten Fangen im Treppenhaus.

Soheis Nerven waren angekratzt. Wegen einer Erkältung durfte er nicht zu einer Zwischenprüfung gehen und jetzt dies. Geschätzt jeder Bewohner im Wohnblock konnte schwören, eine Nackte um den Wohnblock herumschleichen gesehen zu haben.

Langsam beruhigten sich die Leute. Sohei horchte. Die Kinder und ihre Eltern verschwanden, was die Lautstärke erheblich minderte. Man einigte sich, die Sache weiterzuverfolgen. Das ältere Ehepaar klopfte nochmals an die Türe, um sich für die Ruhestörung zu entschuldigen. Sohei wollte nicht unhöflich erscheinen und wechselte trotz seiner schlechten Laune einige Worte. Auf die Frage, ob seine Mitbewohnerin schliefe, gab der Gefragte eine nichtssagende Antwort.

 

 

„Es ist alles gut. Sei still“, flüsterte Yuki fürsorglich. Sie merkte die Furcht. Roch sie förmlich.

Sanft flüsterte sie weiter. Die Stimmen der Nachbarn schrillten regelrecht in ihren Ohren. Mit Mühe konnte sie ein Knurren unterdrücken. Yuki wollten dem Ankömmling nicht mehr Angst einflössen. Eng kuschelte sich dieser an sie. Fiepte. Um ihm Mut zu machen, tröstete Yuki ihn weiter. Spitzte die Ohren und drückte sich eng an ihren zitternden Gast.

Endlich hörte sie, wie die Nachbarn gingen. Ungeduldig warte sie die Frage ab. Ein Kichern verliess ihren Mund das sich wie ein Jaulen anhörte. „Sohei kommt, erschrecke nicht“, sprach Yuki und erhob sich. Der Ankömmling kroch unter die Decke, welche Sohei als Schutz für ihn benutzte. Kopfschüttelnd trabte Yuki zur Türe und öffnete diese vor Sohei. Es dauerte einen Augenblick, bis er zum extra zum Studieren eingerichteten Zimmer kam.

„Wir haben nun endlich Ruhe. Yuki?“

„Sie hat noch Angst, ist dir aber dankbar. Warum schaust du mich so an?“

Statt zu antworten, lachte Sohei. So herzlich, dass ihm die Tränen kamen und er nach Luft schnappen musste. Yuki knurrte, da sie sich beleidigt fühlte und ihr Gast fiepend unter dem schweren Bürotisch Schutz suchte. Sohei hörte erst auf zu lachen, als Yuki ihn unsanft zur Boden drückte. Nochmals stellte sie ihm die Frage, weshalb er sie so ansah und Lachen musste.

Er sagte einen Satz. Ein Satz, der Yuki rot werden und sie sich wünschen liess, in ein tiefes Loch zu fallen. „Du hast dich verwandelt.“

 

 

Unsicher sah der Gast sich um. Ihre Ohren waren gespitzt, ihre Nase zuckte nervös. War es ein törichter Traum, der sich in ihrem Herzen breit machte? Dieser Sohei schien nett zu sein. Er duftete schwach nach Wald und Berg. Hilflos fiepend kroch sie unter dem Tisch hervor.

„Sohei, bitte verlass den Raum“, sprach Yuki. Yuki war genauso unerschrocken, wie ihr Vater sie beschrieben hatte. Obwohl sie nur noch schwach nach Tier roch, fühlte sie eine Vertrautheit. Grinsend tat der Mensch dies. Ob er wohl Kleidung finden würde? Yuki sprach davon, bevor die anderen Menschen dazukamen und sich um den Bau versammelten. Bevor sie sich verkroch und bei Yuki Schutz suchte.

„Zurückverwandeln ist anstrengend.“ Stöhnend streckte sich Yuki. Neugierig versuchte der Gast sie genau zu betrachten. Fasziniert bewunderte sie den Körper und den Geruch. Sah zu, wie sich Yuki anzog. Langsam kam der Gast näher und fiepte.

„Hab dich nicht vergessen. Willst du dich verwanden oder so bleiben?“ Sie wollte ein Mensch sein. Eine Menschenfrau wie Yuki. Dafür hat sie ihre geliebte Heimat verlassen. Ihren Vater.

Kein Tier wollte sie mehr sein. Kein Wolf.

Ihr wahres Ich entdecken.



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