Zum Inhalt der Seite

Spiel ohne Limit

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

"Virtuelles System erneut starten", orderte dessen Schöpfer an. Die Geräte fuhren auf Höchstleistung, die elektronische Frauenstimme zählte den Countdown herunter, das System startete und Seto Kaibas Geist entkoppelte sich. Ruhig lag der unbrauchbare Körper auf dem Stuhl, lediglich Puls und Herzschlag arbeiteten, dass sie auf einem der Bildschirme abgebildet und ausgewertet wurden. Kaum die Übergangsphase verlassen, die lediglich aus einem stockdunklen würfelförmigen Raum bestand, befand sich der junge Firmenchef inmitten einer Wiese, die - wie er aus Live-Aufzeichnungen sehen konnte - von seiner jüngst Angestellten optisch wiedergegeben worden war und sehr nahe ans Originale herankam. Rin Yamamori hatte eine Wiese aus den Mishimoto-Bergen in ihrem klassischen Sommermotiv dargestellt - die Fläche war uneben, die Blumen wuchsen ungleichmäßig, das ganze Konstrukt hatte nichts Perfektes - und genau darum war es so gut getroffen worden. Kaiba musste gestehen, dass ihr Gedächtnis sehr gute Arbeit geleistet hatte. Zusammen mit seinem System war ein exaktes Abbild der Wirklichkeit geschaffen worden, das mit hilfe technischer Mittel dem virtuellen Raum Leben einhauchte. In schwingenden Bewegungen atmete Wind den Blumenblättern Luft ein, das sogar die Halme erzittern ließ. Bis hierhin war der junge Firmenchef zufrieden. Bienen und Hummeln tummelten sich, surrten in seinen Ohren, dass es nicht weiter auffiel, wie sich ein weiteres, zaghaftes Flattern dazwischen drängte. Doch Kaiba war vorbereitet. Er lenkte seinen Blick Richtung Osten. Zwischen dem blendenden Licht der Sonne trat eine Gestalt hervor. Beim ersten Mal hatte er sie erst bemerkt als sie direkt vor seinen Füßen lag - so leise waren ihre Bewegungen. Diesmal beobachtete der junge CEO, wie das Wesen die verschiedensten Lichtbrechungen aufnahm, dass es wie ein Regenbogen die Farben entfächerte. Kaiba hatte die Gestalt sofort erkannt. Die Zauberkarte Seelenerlöser hatte damals zu einer seiner Kartenkombinationen gehört. Das Wesen in weiblicher Gestalt, dessen matte, nach Lavendel aussehende Haut wie Marmor wirkte, kam schwebend auf ihn zu. Mit geschlossenen Augen, scheinbar von seinem grün bis lilafarbenen Haar getragen, dass es keine Flügel brauchte, um knapp über dem Boden zu gleiten. Das weiße anschmiegsame Kleid war wie ein Handtuch um das Wesen gewickelt und war in so einem reinen Ton, dass es ihn kurzzeitig blendete. Statt vor ihm innezuhalten, schwebte es an ihm vorbei, dass sich Kaiba langsam in Bewegung setzte und ihm folgte. Wie beim letzten Mal führte es ihn aus der Wiese direkt in einen Wald, der sich so natürlich auftat, dass es den Eindruck erweckte als gehörte es hierhin. Kaiba wusste es besser: Seine Analysen hatten ergeben, dass diese Fläche sich außerhalb des Dungeons befand. Eine Art Geheimgang, den es gerne einmal in RPG's oder Adventure-Games gab, um den Spieler mit versteckten Räumen zu überraschen. Nur war dies kein Spiel und der verdeckte Raum erwies sich eher als selbstständiges Konstrukt. Je tiefer er durch den Wald lief, umso mehr umgab ihn das Gefühl, die Orientierung zu verlieren. Dabei war es in seinem eigenen virtuellen Raum unmöglich, sich zu verirren. Er konnte jeden Moment das System auffordern, die Session abzubrechen. Mit seinen Gedanken, die er direkt mit der Technik verbunden hatte, würde er binnen Sekunden den Wald verschwinden lassen können und nach seinen eigenen Regeln spielen lassen. Doch er wollte sich von dem Seelenerlöser führen lassen, der zu einer Waldlichtung gelangte. Dort stand ein Haus - oder wohl eher eine Hütte. Von außen war sie klein, einfach und ohne besondere Merkmale - für Kaiba ziemlich einfallslos. Mit sicheren Schritten trat er an eines der Fenster, auf das die Gestalt zugeflogen war und sich an dessen Wänden in kleine Lichtflecke aufgelöst hatte. Seine eisblauen Augen sahen in das gut durchleuchtete Innere. Die Möbel erinnerten an ein übliches Ferienhaus - ein großer Eichenschrank in der einen Ecke, ein Kamin in der anderen. Davor befand sich ein altmodischer Fellteppich, wie sie in Jagdhütten gerne verwendet wurden. Mittig gelegen stand ein kastanienbraunes Sofa, auf der eine Frau saß. Auch wenn nur der Kopf von hinten zu sehen war und dieser keine Anstalten machte, sich zu regen, hatte Kaiba von Anfang an gewusst, dass es Rin war. Es lag weniger an den braunen, langen Haaren, die von vielen braunhaarigen Frauen auf diese Weise getragen wurde. Er wusste es einfach, dass er an Rins Worte denken musste. Die junge Frau hatte in ihrer ersten Simulation sofort gewusst, dass sie nicht dem echten Kaiba gegenüberstand (auch wenn er noch immer davon überzeugt war, dass sie einfach nur gut geraten hatte). Sie hatte von seinen Augen gesprochen, obwohl es unmöglich an ihnen gelegen haben konnte. Sofern sie tatsächlich den Avatar von seinem menschlichen Geist unterscheiden konnte, musste es etwas anderes gewesen sein. Dieses Unbeschreibbare. Er wandte sich vom Fester ab und lief einmal um das Haus herum. An der Stelle, an der sich die Tür befand, waren die Balken mit der Hauswand verschmolzen. Es gab keinen Knauf, kein Schlüsselloch, rein gar nichts, womit sich die Tür hätte öffnen können. Seine Finger berührten das Holz, wanderten über die Kerbungen, die sich nicht von Hand herausreißen ließen.

"Also gut", seine Stimme war ruhig, er wusste, dass auf seine Technik Verlass war. Er hatte keinen Zweifel, dass sein System ihn hier rein bringen konnte. "Beginne mit Einführung der Entschlüsselungscodes." Es gab ein Zischen als wäre irgendwo eine Gasleitung geplatzt. Das Haus wurde von leuchtenden Strichen überdeckt, die in das Holz einzudringen schienen. Dann erloschen sie. An ihrer Stelle erschienen verschiedene Symbole, dass Kaibas Stirn tiefe Furchen schlug. So hatte er das nicht geplant. Aber er gab dem Ganzen eine Chance und sah es sich genauer an. Am Türbalken war ein Kreis abgebildet, in dem sich ein Stern befand. An der linken Seite war das Sternzeichen Schütze eingeritzt worden.

"Ein Rätsel also", Kaiba senkte den Blick und tat einen tiefen Atemzug, "wenn du es nicht anders willst." Er konzentrierte sich, dass um seinen linken Arm eine DuelDisc erschien und automatisch ausfuhr.

Da hat sich Mokubas kleine Fragerunde von gestern doch ausgezahlt.

Er legte die rechte Hand auf die Deckzone, dass eine Karte aufleuchtete.

Bei dem Stern kann es sich nur um die Stufe des Monsters handeln. Es gibt keinen Zweifel, dass in diesem Rätsel DuelMonsters Karten die Lösung sind. Und ich komme nur durch diese Tür, wenn ich das richtige Monster errate

Er schmunzelte.

Das Symbol des Schützen wird für sein Element stehen - Feuer.

Seine Hand führte die Karte aus seiner Zone.

Yamamoris erstes Drache-Monster. Es war Wachdrache Promineses. Ein schwaches Monster - für diejenigen, die nicht wissen, wie die Wachdrachen gespielt werden. Mit dem nötigen Können kann man eine Menge Spaß mit ihnen haben

Er hielt der Tür die Karte hin. Wie Kaiba erwartet hatte, öffnete sie sich mit einem lauten Knacksen, dass er einfach eintreten konnte. Mit verschränkten Armen sah er von einem Ende des Flures zum anderen. Links ging es zu zwei verschlossenen Türen, die sich auf jeweils einer Seite des Flures befanden. Am anderen Ende gab es eine Treppe. Damit hatte Kaiba nicht gerechnet. Das Haus machte von außen einen viel kleineren Eindruck. Dass sich jetzt ein weiteres Geschoss befand, war eine unvorhergesehene Wendung. Er merkte, dass er allein mit Logik nicht weiter käme. Stattdessen lief er nach links zu den beiden verschlossenen Türen. Eine Art unsichtbare Barriere bildetete sich vor der Linken, dass er gezwungen war, stehen zu bleiben. Aus dem Boden - direkt vor ihm - erhob sie eine große Gestalt, baute sich vor dem jungen Firmenchef auf und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Kaibas Augen blitzten gefährlich auf.

Der schwarze Magier

Auf dieses >Vergnügen< hätte er verzichten können.

"Ach ja, ihre homophobe kleine Freundin hat sich aus dir einen Narren gefressen."

Kaiba versuchte sich das Gespräch zwischen Mokuba und Rin ins Gedächtnis zu rufen. Wenn er an dieses Monster vorbei wollte, musste er es besiegen - dies schien der einzige Ausweg. Er kannte eine Karte, mit welcher der schwarze Magier nur noch trockener Staub wäre. Bevor er die Hand auf die Deckzone legte, durchzuckte ihn ein Gedanke. Vielleicht hatte er nur einen Versuch, das Rätsel zu lösen. Wenn er also falsch lag, so unwahrscheinlich es ihm auch erschien, wäre das Spiel womöglich schon vorbei, bevor es richtig begonnen hatte. Er durfte nicht voreilig handeln. Beobachten und schlussfolgern waren hier der Schlüssel. Mit einem giftigen Blick wandte er sich von dem Magier ab und suchte stattdessen die Treppe auf. Jede Stufe gab ein lauteres Knacksen als das Vorherige. Oben angekommen, betrachtete er den zweiten Flur, der mit dutzenden Türen ausgestattet war. Jede Tür in einem anderen Holzton. Aber jede mit einer Klinke. Gründlich suchte er die Wände nach möglichen Symbolen ab. Wie eine persönliche Aufforderung stand das Schriftzeichen über jede einzelne von ihnen: Nein

Selbst den Worten zum Trotze gab es keinen Zutritt. Die Türen waren verschlossen. Lediglich das Schlüsselloch gab einen flüchtigen Einblick. Hinter den meisten Türen verbarg sich Dunkelheit. Einige wiederum zeigten einen Raum. Einer erinnerte an einen Wintergarten, der anderen an eine Küche und ein Wohnzimmer. Nur war die Sicht so stark eingegrenzt, dass sich Kaibas nicht hundertprozentig sicher war. Mit jeder weiteren Tür, an die er rüttelte, wurde er mürrischer. Wieso hatte sein System nicht sämtliche Räume entriegeln können? Nachdem die Dateien über vierundzwanzig Stunden durchgelaufen waren, hätte es befriedigerende Ergebnisse geben müssen. Seine KI hatte ihm ebenso wenig Aufschluss gegeben, womit er es hier zu tun hatte. Es war die Rede von einer Manifestation verschiedenster Gehirnströmungen gewesen, die sein System von Rin aufgegriffen und kopiert hatte. An sich nichts Neues, wenn er daran dachte, dass sein System bereits seit Wochen die Anwendungen seiner Duellantin kopierte.

Die Daten haben ergeben, dass das System auf bestimmte Handlungen reagiert, die Yamamori in ihrem Unterbwusstsein aktiviert.

Er stand vor der vorletzten Tür und rüttelte sporadisch daran. Es brauchte zwei Anläufe, dass sich die Tür öffnen ließ. Kaiba hielt inne. Mit einem Ruck schob er die Tür weit auf. Grelles Licht blendete ihn, dass er die Hände vor's Gesicht halten musste. Der Effekt dauerte einige Sekunden an, dann lenkten ihn Schritte ab, die als Echo zu ihm druchdrangen, dass er seine Hand senkte. Kaiba blinzelte. Er stand im Flur. Nicht in demselben. Dieser hier war größer, länger und erinnerte stark an eine Schule. Die Spinde an den Wänden bestätigten ihn darin. Ein Quietschen ließ ihn nach links sehen. Zwei Reihen weiter öffnete sich ein Spind. Das Gesicht der Schülerin war hinter dem Metall verborgen, nur der lange blaue Rock lugte hervor. Dann gab es ein Rascheln, der Spind wurde geschlossen und eine junge Version von Rin Yamamori kam zum Vorschein. Ihr Blick war blass im Vergleich zu dem intensiven Ausdruck, den er so oft bei ihr gesehen hatte. Ihre Züge wirkten emotionslos, oder - nein! - viel mehr traurig und leer. In der Hand hielt sie einen Zettel, den sie entfaltete und daraus zu lesen schien. Ihr Mund öffnete sich leicht, bevor sie sich auf die Lippen biss. Falten entstanden unterhalb ihrer Augen.

Was hat das zu bedeuten

Stimmen drangen durch den Flur, ohne dass er jemand weiteren erkennen konnte. Weitere folgten, bis ein einnehmendes Gewirr aus Gelächter und Schreien entstand. Einzelne Fetzen nahm Kaiba auf - Anzüglichkeiten von Seiten der männlichen Stimmen, Gespött und Getratsche von Seiten der Weiblichen. Rin hingegen sagte nichts, ihre Augen wurden durchschimmernder, schon fast glasig. Kaiba tat einen Schritt auf sie zu. Der Raum begann sich zu verzerren, er hatte das Gefühl, fortgezogen zu werden. Er stand nun im Büro des Direktors. Das Bild zeigte Rin, die auf dem einen Stuhl saß, eine blonde ältere Frau saß neben ihr und redete mit dem Direktor. Ihre Stimmen waren nicht zu hören, nur ihre Gesichter verrieten die Ernsthaftigkeit des Gesprächs. Rin hingegen regte sich nicht, sagte nichts und blickte nur auf ihren Schoß, wo sie die Hände ineinander gefaltet hatte. Erneut wechselte die Szene in einem Tempo, dass sich der Raum für Kaiba kurz zu drehen begann. Diesmal stand er in einem Wohnzimmer. Rin und die Frau stritten sich. Das Mädchen fuchtelte mit den Armen, ihre Augen wurden rot, das Gesicht hitzig. Die blonde Frau hingegen wirkte verzweifelt und aufgeregt. Nach einer Weile, in der Kaiba nur lautes Gemurmel verstand, wurden die Stimmen deutlich.

"Wie konntest du das tun! Deine Zukunft! Dein Leben! Wie steht jetzt unsere Familie da?!"

"ICH HABE NICHTS GETAN", hörte er Rin schreien, obwohl sie nicht die Lippen bewegte. Die Frau schüttelte mit dem Kopf, bevor das Bild wieder wechselte. Diesmal in Rins altes Kinderzimmer - das schlussfolgerte der junge Firmenchef auf Grund der einzelnen Möbelstücke. Rin saß auf dem Bett. Die Beine in Richtung Brustkorb geschoben, dass ihr Kopf auf den Knien lag. Das stufige Haar, dass ihr nur knapp über die Schultern ging, verdeckte nur schwach die tränenüberströmten Augen, dass ihm bei dem Anblick ganz anders wurde. Wie eine unsichtbare Kraft, die sich ihm aufdrückte und zwang, dieselben Empfindungen in sich aufzunehmen, dass sich sein Magen verkrampfte. Er musste sich geradezu zwingen, nicht dem Gefühl zu unterliegen. Es war stark, doch Kaiba war stärker. Er war erleichtert als die Tränen langsam versiegten, und Rin ihr Handy zur Hand nahm. Ein scheues Lächeln huschte über ihre Lippen. Aus der Ferne sah er wie Rin eine App öffnete - DuelMonsters-online. Die erste Version der App, die lediglich mit Nicht-Effektmonstern gespielt wurde. Ihre Augen wandelten sich, sobald sie das Spiel startete. Ihr Ausdruck wurde mehr und mehr zu dem, wie ihn Kaiba in Erinnerung hatte - selbstsicher, angriffslustig, giftig. Erneut brach die Szene ab, Feuer flatterte in der Luft, dann sah er Rin mit einem Bund Zettel in der Hand, den sie in die Flamme hielt. Das Feuer spiegelte sich in ihren Seelenspiegeln wider. Sie drehte sich um, schritt aus der Tür. Vorbei an der blonden Frau, die stumm auf sie einredete, mit entsetztem Gesicht. Daneben stand ein Mann. Er sagte nichts, überreichte Rin nur einen Umschlag, den sie nickend entgegennahm. Um den jungen Mann wurde es schwarz. Kaiba drehte seinen Kopf, suchte nach einer Lichtquelle. Schließlich stand er wieder im Flur der Hütte - vor der Tür, deren Klinke er fest umschlossen hielt.

Unmöglich-! Das System-

Kaiba war außer Atem, die ständig wechselnden Bilder hatten ihn Anstrengungen gekostet.

Wieso diese Bilder?

Als hätte ihn ein Stromschlag erwischt, ließ er von der Klinke.

Wollte sie, dass ich das sehe…? Ich muss mich konzentrieren! Yamamori ist nicht imstande, auf das System zuzugreifen, ohne eingeloggt zu sein.

Langsam lief er zurück ins Erdgeschoss. Am anderen Ende wartete noch immer der schwarze Magier. Darum wandte er sich der gegenüberliegenden Tür zu, die bereits einen Spalt geöffnet war, dass er nur noch ein wenig Druck aufwenden musste. Diesen Raum kannte er. Das Zimmer, das er von außen durch das Fenster gesehen hatte. Nur die junge Frau fehlte. Er näherte sich dem Sofa, vor dem sich ein länglicher, tiefer Tisch aus Buchenholz befand. Darauf befanden sich Einkerbungen in Form einer DuelMonsters-Karte mit dessen typischen Logo. Darunter waren Mond und Sonne abgebildet. Kaiba beugte sich hinunter und betrachtete etwas genauer die Einkerbungen. Das ovale Logo hatte winzige Symbole, die wie schlecht gezeichnete Herzen aussahen. Die Linien erinnerten schwer an hervortretende Venen.

Sonne und Mond - oder auch Licht und Schatten. Dazu ein Herz? Mir fällt nur eine Karte dazu ein.

Er zog Wandel des Herzens - jene mächtige Zauberkarte, welche die Kontrolle eines Monster übernehmen konnte ohne dafür einen Preis zu zahlen - und legte sie in die Einkerbungen, dass sie gänzlich bedeckt wurden. Kaiba hatte erwartet, dass ein gleißendes Licht oder ähnliches erscheinen würde. Seine Handlung blieb ohne jeglichen Effekt, dass seine Augen zu kleinen Schlitzen wurden. Er war unzufrieden, und noch ratloser als zu Beginn der Session, dass er sich aufrichtete und die Karte vom Tisch nehmen wollte. Eine Hand hielt Wandel des Herzens an ihren Platz, Kaiba wandte sich der Gestalt zu.

Yamamori

Sie sah ihn an, grüne Giftpfeile trafen auf gefrorenes Wasser. Diese Frau war in ihrem Aussehen eine perfekte Kopie des Originals, ihr Blick sogar noch einnehmender, dass er seinem eigenen eiskalten Blick starke Konkurrenz machte. Ihre Seelenspiegel ruhten regungslos auf dem jungen Firmenchef. Sie blinzelte nur schwach, dass er es kaum wahrnahm. Die Hand auf der Karte, zog sie diese langsam vom Tisch. Die einhaltende Stille legte sich drückend auf ihn. Er war sich nicht sicher, ob sie sprechen konnte. Dies war schließlich eine Reproduktion, kein programmierter Avatar oder NPC. Genauso wenig wusste er, was sie mit der Karte vorhatte, die sie in den Händen hielt ohne auch nur einen Augenblick Kaiba aus den Augen zu lassen.

Diese Stille

Er unterdrückte sich ein Knurren und befreite sich von dem Druck: "Wer bist du?" Sein Gegenüber zuckte nicht einmal, dafür wurde ihre Miene finsterer. War sie etwa wütend? Er sollte derjenige sein, der sauer war. Schließlich war er hier in seiner virtuellen Welt, in der sich ein Fehler eingeschlichen hatte. "Du kannst also nicht sprechen", sagte der junge Firmenchef, der sich gerade abwenden wollte als sie ihn schief anlächelte: "Können und wollen ist ein erheblicher Unterschied."

"Also doch", er verschränkte die Arme und musterte sie wie eine Schaufensterpuppe, welche die neueste Ware präsentierte. Er konnte nicht sagen, ob ihm das Ergebnis gefiel. "Ich frage noch einmal: wer bist du?" Er konnte ihren Blick nicht einfach so im Raum stehen lassen. Die junge Frau sah ebenfalls zu ihm hinunter, dass sie denselben Blick ihres Gegenübers kopierte.

"Ich bin", ihre Stimme war hart, sie erinnerte kaum an die echte Rin, die zwar viel Arroganz und Selbstbewusstsein hineinlegen konnte, jedoch nie so kalt und fauchend war. Sie passte gut zu dieser Version, die ihn keiner Weise Freundlichkeit oder weiche Züge aufwies. Diese Variante gefiel ihm - erstaunlicherweise - weitaus weniger. Zudem spielte sie sich auf als gehörte dieser Bereich ihr, was den jungen Firmenchef an die Grenze des Reizbaren brachte.

"Reicht dir meine Antwort nicht?", fragte sie und legte den Kopf schief, "was ist denn los? Ich dachte, dass ein selbsternanntes Genie, das vor nichts zurückschreckt, besser Bescheid wüsste. Du enttäuscht mich...Seto Kaiba."

"Du weißt also, wer ich bin", der junge Firmenchef konnte sich ein Knurren nicht mehr länger unterdrücken.

"Natürlich", ihr Gesicht wurde ernst, mit Augen, die wie Schlitze aussahen, funkelte sie ihn an.

"Wenn du Spielchen spielen willst", er erwiderte ihren Blick, "dann such' dir jemanden anderen aus und verschwinde von meinem Feld."

"Du denkst, das ist ein Spiel", ihre Worte waren keine Frage, "du bist hier auf meinem Gebiet", dabei zerdrückte sie die Zauberkarte in ihrer Hand, "glaubst, durch Cheats die Regeln umgehen zu können? Falsch!", sie wurde lauter, "dies ist ein Sicherheitsprogramm und ich bin sein Administrator."

Was hatte sie da gerade gesagt? Die junge Frau öffnete ihre Hand und ließ die Karte fallen, dass sie wie eine Feder zu Boden glitt. Kaiba beachtete sie nicht, er versuchte aus der Erscheinung vor ihm schlau zu werden.

"Aber", fuhr sie fort und schwang ihren hohen Pferdeschwanz nach hinten, "wenn du es als Spiel sehen willst...nur zu", sie grinste ihn erneut mit diesem diabolischen Blick an, dass sein Puls sich beschleunigte, "dann heißt es für dich, Seto Kaiba: Game over." Die Hand, welche eben noch die Karte festgehalten hatte, hob sich, bis sie auf seiner Brusthöhe war. Mit der Innenseite berührte sie die Mitte seiner Muskeln. Ein drückendes Gefühl legte sich auf seine Lungen, er riss die Augen auf und wurde in einem Zug aus dem Haus geschleudert, dass er flach auf dem Rücken landete. Kaiba riss die Augen auf. Man hatte ihn hinausgeworfen. Ihn. Er erhob sich, glättete seinen Mantel und sah zu der Hütte hinüber, die einige hundert Meter vor ihm lag. Die unsanfte Landung ließ seine Beine schmerzen, sogar seine Schultern fühlten sich verkrampft an. Etwas, das nicht passieren durfte. Schmerzen in einem virtuellen Raum hatte er schon lange nicht mehr verspürt. Damals. In den Testphasen, oder als ihn sein hirnverbrannter Stiefbruder in den Cyberspace verbannen wollte. Aber nicht in seinem neuen System mit verbesserten Sicherheitsschlüsseln, einem perfekt ausgearbeiteten Programm, das mit diversen Schutzmechanismen arbeitete und im Notfall die Simulation stoppen konnte. Doch das wichtigste: Er hatte seit Jahren die Kontrolle über das System, wodurch ihn physische Attacken nichts anhaben konnten. Die hundertprozentige Selbstbeherrschung seines Geistes übertraf keinen anderen menschlichen Verstand!

"Miko! Was hat das zu bedeuten", die Stimme zitterte leicht. Mit einem leisen Rauschen, welches auch vom seichten Schwingen der Blätter stammen konnte, ertönte nahe seines rechten Ohres die elektronische Frauenstimme: "Es liegt ein Fehler vor. Dem System der Kaiba Corporation wird der Zugang verweigert."

"Das habe ich selbst gesehen", er ballte die Hände zur Faust, "Wie ist das möglich? Gibt es eine Lücke im System?"

"Negativ."

"Was soll das bedeuten?"

"Die Sicherheitsprogramme arbeiten ordnungsgemäß. Es wurden keine Störungen gemeldet."

"Wie kann dann ein Fehler vorliegen?"

"Die gespeicherten Daten der Probantin wurden erwartungsgemäß von dem System aufgegriffen. Zwischen dem Speicherzeitpunkt und dem Durchlaufen der Daten kam es zu einer erneuten Änderung der Codes. Dadurch hat sich ein unabhängiger Raum öffnen können, der außerhalb der Kontrolle des Systems liegt.

Außerhalb meiner Kontrolle

"Wenn es also kein Virus sein kann-", sprach der junge Firmenchef mehr zu sich selbst, "sie selbst hat von einem Sicherheitsprogramm gesprochen. Ein selbständiger Schutz - wovor?"

"Die Analyse hat ergeben", erwiderte seine KI, "dass durch die letzte Session die Gehirnregionen außerhalb des Cortex stark angeregt wurden."

"Ihr Unterbwusstsein."

"Bestätigt. Dieselben Hirnaktivitäten wurden zeitgleich bei Ihnen gemessen."

"Bei mir?"

"Die digitale Version Ihres Gehirns versuchte, Zugriff auf sämtliche Daten der Probantin zu erlangen, einschließlich nicht autorisierter Befehle."

Kaiba schüttelte den Kopf. "Soll das heißen, dass das System", er wollte bewusst sein Gehirn außen vor lassen, "Daten von Yamamori gespeichert hat, die ich nicht ausdrücklich angewiesen habe?"

"Es ist Ihr Gehirn", erinnerte sie ihn daran, dass er mit den Zähnen knirschte.

"Und du willst mir sagen, dass mein Gehirn für dieses Konstrukt verantwortlich ist", er zeigte auf die Hütte. Er musste auflachen, dabei war ihm nicht nach Lachen zumute.

"Die gespeicherten Informationen", begann seine KI, "wurden nicht vollständig in Ihr System integriert. Es besteht die Möglichkeit, dass die fehlenden Teile in dieser entsprechenden Lücke gesichert wurden. Für eine entsprechende Bestätigung fehlen derzeit die nötigen Nachweise."

Mit gesenktem Kopf schloss der junge Firmenchef schließlich die Augen. Er versuchte die negativen Emotionen, die sich hochgepusht hatten, von sich zu schieben. Er musste einen klaren Kopf behalten.

Einmal angenommen, es stimmt und mein Unterbwusstsein speichert unautorisiertes Material - warum sollte es das tun? Konzentrier' dich! Meine genaue Anweisung an Rin lautete, dass sie eine Erinnerung vor Augen haben sollte. Das System bediente sich der auditiven und gedanklich visuell umgesetzten Wahrnehmung. Ihr Gehirn hat durch diese eine Erinnerung womöglich weitere aktiviert und an das System weitergeleitet. Aus einem unbestimmten Grund hat die Technologie Interesse an sämtlichen Informationen.

"Wir werden einen erneuten Versuch starten", sagte Kaiba und öffnete seine Augen.

"Anweisung kann nicht bestätigt werden", antwortete ihm die KI, "ich sollte Sie an Ihren siebzehn Uhr Termin erinnern. In exakt fünf Minuten koppelt Sie das System wieder an Ihren Körper." Richtig. Die zweite Session mit Yamamori. Dass so viel Zeit bereits vergangen war, seit er am Morgen in sein Büro gekommen war und direkt die geheimen Anlagen angesteuert hatte. Diese unerwartete Wendung raubte ihm mehr Zeit als ihm lieb war.

"Also schön", raunte er und sah ein letztes Mal auf das Gebäude, "veranlasse, dass täglich die Systeme durchlaufen werden. Führe Scans und Analysen vor. Bedien' dich Studien aus der Psychoanalyse und ähnlichem. Verschaffe mir Zugang in diesen Raum - egal wie."

"Informationen erhalten. Befehle werden ausgeführt."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück