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Spiel ohne Limit

von

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Als der Chef der Kaiba Corporation aus dem Fenster seiner Limousine sah, meldete sich bereits eine Gewitterfront an. Dunkle Wolken näherten sich der Innenstadt Domino-Citys, dass es nicht mehr lange dauern würde bis der Himmel gänzlich in Schwarz getunkt wurde. Mit einer ruckartigen Bewegung hielt der Wagen direkt vor dem Eingang seiner Firma, dass er nur aus dem Limousine steigen musste und in wenigen Schritten das Gebäude betrat. Neben ihm lief sein kleiner Bruder, der ihm mit jedem Tag weniger klein vorkam. Würde Mokuba seine Frisur nur mehr im Zaum halten, würde er weitaus reifer als seinem Alter entsprechend aussehen. Mit einem tiefen Seufzer schwang der Schwarzhaarige einen der Firmenkoffer über die Schulter.

"Ich hasse Montage."

"Das ist nicht zu übersehen", erwiderte der Ältere und deutete auf die große Digitaluhr, welche direkt über dem Empfangstresen im Erdgeschoss hing. Kaiba war bereits spät dran. Normalerweise konnte er es nicht leiden, so spät in der Firma zu sein. Er hatte eine Ausnahme gemacht, da Mokubas Argumentation nichts anderes zuließ. Sie hatten eine Abmachung: Mindestens vier gemeinsame Abendessen und zwei Fahrten in die Firma. Für Kaiba bedeutete dies, Zeit in seiner Firma einzubüßen. Manchmal steckte er so tief in Arbeit, dass er alles um sich herum vergaß - einschließlich Mokuba, wofür ihn sein kleiner Bruder böse sein könnte. Doch der Schwarzhaarige blieb ruhig, weshalb es ihm nicht schwer fiel, der Vereinbarung, die sie vor gut acht Jahren getroffen hatten, nachzukommen. Der Blick des Älteren verfinsterte sich. Die Halle des Firmengebäudes war gut gefüllt. Mitarbeiter wuselten herum als hätten sie nichts besseres zu tun als sich im Eingangsbereich aufzuhalten und Däumchen zu drehen. Sobald jemand sein Sichtfelt kreuzte, spürte der junge Firmenchef die Wirkung seines Auftritts. Dabei lief er relativ entspannt (wobei entspannt bei Seto Kaiba eine andere Bedeutung hatte als bei der restlichen Bevölkerung).

"Gibt es schon Neuigkeiten bezüglich Dartz`Handlangern?", fragte Kaiba, wobei er sich die Antwort schon denken konnte.

"Nicht wirklich", entgegnete sein Bruder und schüttelte seine wilde Mähne, "bisher gab es keine weiteren Vorkommnisse. Sie scheinen sich jetzt ganz auf die nächste Runde zu konzentrieren." Dabei sah er auf die Tabelle mit den Spitzenplatzierungen. Die Liste war auf die Top fünfzig erweitert worden, dass ein genauer Überblick der künftigen Endgegner sichtbar wurde. Weit vorne, unter den top zehn genauer gesagt, stand ein Name - Hii Yuta. Ein Neuling, der erst seit einem halben Jahr für Paradius Inc. arbeitete und scheinbar frisch von Dartz entdeckt und gefördert wurde. Soweit es Kaiba mitverfolgen konnte, holte sich der Firmeninhaber von Paradius seine Leute gerne aus den dunkelsten Ecken des Landes. Seine Spieler stammten meist aus erbärmlichen Verhältnissen - verwahrloste Waisen, Kinder aus den Gossen, Kriegsopfer oder schlimmeres. Die Liste an tragischen Vergangenheiten war lang und führte jedes Mal in den tiefsten Untergrund. Für Kaiba nichts Erstaunliches. Konnte er sich gut vorstellen, dass diese Kinder leichte Beute für Manipulationen und Gehirnwäsche waren. Sobald ihnen die Hand gereicht wurde, wären sie zu allem bereit. Normalerweise interessierte es den jungen Firmenchef wenig, was seine Konkurrenz trieb und wie sie ihre Firma führte. Paradius Inc. war aber keine gewöhnliche Firma. Es gab zu wenig Informationen, zu wenig Kontrolle von Außen, dass sie im Hintergrund zu einer Belastung werden könnte. Und wenn Kaiba eines hasste, dann nicht die Kontrolle über das gesamte Geschehen behalten zu können. Schon gar nicht, wenn jemand seine Firma in irgendwelche irrwitzige Weltvorstellungen mit hinein zog.

"Mokuba", Kaiba blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Dabei sah er auf die Anzeigetafel und fixierte den Namen des jungen Talents. "Kümmere dich darum, dass unsere Männer ein paar Informationen zu diesem Burschen beschaffen. Es ist sicher, dass er es in die Rooftop-Battles schafft. Wir sollten ihnen keinen Raum für böse Überraschungen bieten. Der Vorfall von neulich soll sich nicht wiederholen."

"Wird erledigt, Seto", lächelte Mokuba voller Entschlossenheit, "ich werde ihnen nachher die nötigen Anweisungen erteilen."

"Wenn nichts dazwischen kommt", Kaiba durchflog die Platzierungen und deren Punktestände, "wird Yoshihiko Taba uns in der nächsten Runde vertreten. Wir sollten Maßnahmen ergreifen, falls unsere Firma auf die von Dartz`trifft."

"Na schön", grummelte Mokuba, "aber ich kann den Kerl trotzdem nicht ausstehen."

"Sympathie spielt keine Rolle. Er hat genug Anhänger und er spielt passabel."

"Seine Fanbase hat er doch nur, weil er für uns arbeitest", murrte der Jüngere und nickte in Richtung Anzeigetafel, "seine Fans sind Fans unserer Firma. Wir könnten vermutlich jeden x-beliebigen aufstellen und sie würden ihm genauso zujubeln wie Yoshi." Kaiba wusste, dass sein Bruder recht hatte, aber das war irrelevant, solange seine Spieler ihren Job erfüllten, war es Kaiba egal, wen sie für die Firma hinstellten.

"Sobald sein Platz sicher ist", fuhr der Jüngere fort, "wird er bis zur nächsten Runde keinen Finger krümmen. Wirst du sehen. Da wünschte ich mir, dass es Rin noch in die top dreißig schaffst."

"Wohl eher unwahrscheinlich", erwiderte Kaiba stoisch.

"Sie ist auf Platz achtundvierzig, so unwahrscheinlich finde ich es nicht. Schließlich hätte auch niemand geglaubt, dass sie es überhaupt unter die besten hundert schafft. Und ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie verbissen sie ihren Job nimmt. Das erinnerte mich an die guten alten Zeiten." Dabei huschte ein leichtes Grinsen über sein von Natur aus fröhliches Gesicht, dass Kaiba dem nichts hinzuzufügen hatte. Es stimmte, dass Yamamori ehrgeiziger als der Rest seines Teams war. Geradezu beiläufig hatte sie ihre beiden anderen Mitstreiter überholt und steuerte die Bestenliste im Dauermarthon an. Es hatte ihm keinen Zacken in der Krone gebrochen als er ihrer Gehaltsanpassung zugestimmt hatte. Nicht nur, dass Senjin ein arroganter Trottel war, der selbst den offensichtlichsten Formfehler nicht erkannte. Zudem war das Gehalt eines Duellanten der dritten Profiliga immer noch keine nennenswerte Summe, wofür es sich zu diskutieren lohnte. Es hatte ihn eher verärgert, dass Senjin seine Firma so dargestellt hatte, als unterschlage sie jeden Cent. Natürlich galt es, nicht verschwenderisch zu sein, aber nicht auf diese Weise. Es warf ein schlechtes Licht auf die Kaiba Corporation und während des Worldcups wollte er keinen vermeidbaren Aufruhr erzeugen.

"Bis zum Ende der Battle-City-Turniere bleibt noch knapp eine Woche", Kaiba wandte sich von der Anzeigetafel ab,"die Top dreißig stehen fest, ihre Platzierung wird sich noch etwas verschieben, aber die Namen werden dieselben bleiben. Sie muss schon die Regeln aus den Angeln reißen, um etwas bewirken zu können."

Eigentlich ein spannender Gedanke. Ich frage mich-

"Apropo", lächelte der Jüngere und hob seinen Arm zum Gruß. Aus dem Augenwinkel machte er die junge Frau aus, die gerade aus den Schließfachräumlichkeiten herausgetreten war. Ihre Augen sahen zu dem winkenden Arm Mokubas, woraufhin sie sich ihm näherte.

"Wartest du kurz, Seto? Ich muss nur schnell was abgeben", ohne eine Antwort abzuwarten, ging der Schwarzhaarige ein paar Schritte auf sie zu und begrüßte sie. Mokubas Handeln war so schnell, dass Kaiba keine Ausweichmöglichkeiten hatten und einfach hinter seinem Bruder stehen blieb.

"Gut, dass ich dich sehe", die Stimme des Schwarzhaarigen war fröhlich und unbeschwert. Kaiba wusste, dass sein Bruder das exakte Gegenteil von ihm war. Der Jüngere schloss schnell Freundschaften und war von Grund auf herzlich und gutmütig. Die Jahre als fester Bestandteil seiner Firma hatten ihn nur reifer werden lassen, dass er nicht mehr jedem blindlings traute. Seine naive, blauäugige Art hatte sich im Laufe des Teenageralters auch gelegt, dass Kaiba in der Hinsicht nichts mehr zu befürchten hatte, was in irgendeine Weise Mokuba negativ beeinflussen könnte. Auch wenn sein fröhliches Naturell nichts Ungewöhnliches war, sah er es doch selten in seiner Firma. Die junge Frau erwiderte seine fröhliche Stimmung mit einem sanften Lächeln, dass Mokuba den Koffer von der Schulter nahm und ihr vor die Nase hielt: "Ich weiß, das kommt etwas verspätet, aber wir hatten letzte Woche noch ein paar Updates und ein paar Aktualisierungen mussten vorgenommen werden, dass es Schwachsinn gewesen wäre, es dir vorher zu überreichen."

"Du meinst, den VR Helm für die Home-Cyberduelle?", sie legte den Kopf schief und musterte den Koffer. Dabei drang ganz schwach der Duft von Chlor zu ihm durch. Yamamori musste die Schwimmhallen der Kaiba Corporation genutzt haben. Das verriet auch der provisorisch zusammengeknotete Zopf, aus dem ein paar lose Strähne entschwanden und über ihre Wange liefen. Als hätte sie seine Gedanken gehört, zupfte sie an einer hellen Strähne und klemmte sie sich hinters Ohr: "Mokuba", Rin schüttelte den Kopf, "diese Helme sind nicht gerade für meinen Laptop mit 2x2.60 Gigahertz geeignet."

"Das ist kein Problem" entgegnete der Schwarzhaarige und klopfte auf die Außenseite des Koffers, "hier ist alles drin, was du brauchst - inklusive Rechner." Daraufhin sah sie ihn mit großen Augen an. Ihren Gesichtsausdruck zu urteilen, war sie mit dem zur Verfügung gestellten Equipment überfordert. Kaiba konnte sich ein halbherziges Lächeln nicht verkneifen: "Das sind nur Leihexemplare, die bekommt jeder Spieler. Sie brauchen also kein schlechtes Gewissen zu haben." Ihr Blick huschte hinauf zu ihm. Ihr Mund bewegte sich leicht, ohne dass ein Ton aus ihm entsprang. Scheinbar hatte sie sich in letzter Sekunde gegen einen Kommentar entschieden und nahm stattdessen den Koffer in Empfang, der sich für sie schwerer anfühlen musste als sie zuvor erwartet hatte. Es war eine Abwechslung, die junge Frau durcheinander zu bringen, wo sie es in den letzten Wochen gut hinbekommen hatte, ihre anfängliche Unsicherheit abzuschütteln. Der Wandel war selbst für den vielbeschäftigten Firmenchef nicht zu übersehen gewesen. Die paar Male, in denen er sie im KaibaCorp. Café zu Gesicht bekommen hatte, zeigten ihm die fortschreitenden Veränderung. Aus Mokubas Erzählung wusste er, dass Rin Yamamori unerschrocken gegenüber ihrer Gegner war. Die fortlaufende Siegerreihe hatten an ihrem Selbstbewusstsein abgefärbt, das sah man an ihrem standfesten Blick, an dem selbst Kaiba nicht vorbeikam. Als eine der wenigen, die nicht bei bloßem Augenkontakt mit ihm zusammenzuckte, unterschied sie sich von allen anderen, insbesondere den Frauen, mit denen er bisher zutun gehabt hatte. Er war es gewohnt, die volle Aufmerksamkeit zu erlangen, bereits bei der kleinsten Andeutung. Dass sie sich scheinbar bemühte, ihn bestmöglichst zu ignorieren, löste etwas Neues in dem jungen Firmenchef aus, dass er noch nicht so richtig zuzuordnen wusste. Einerseits gefiel ihm ihre zurückhaltende Art, mit der sie niemanden belästigen konnte. Andererseits störte es ihn, dass sie seine eisigen Blicke so gut es ging mied. Vielleicht deshalb kam er nicht umhin, das ein oder andere Mal das Schweigen zu brechen, das er von allen Konversationen am meisten bevorzugte.

"Danke", murmelte die junge Frau, noch immer hin und her gerissen, wohin die Augen blicken sollten.

"Vielleicht", grinste sie der Jüngere der Kaiba Brüder an, welcher nichts von Seto Kaibas fixen Blick mitbekommen hatte, "hilft es dir für den letzten Sprung in die top dreißig." Ihre Miene verfinsterte sich.

"Langsam wird es schwierig die richtigen Gegner zu finden."

"Es gibt bestimmt noch Duellanten, gegen die du noch nicht gespielt hast." Ihre Augen wanderten zu dem Koffer.

"Ja", sie zwang sich zu einem müden Lächeln, "Duellanten aus der ersten Profiliga und die Champions, die ich nicht herausfordern darf." Sie biss sich auf die Lippen. Verständlich, dass sie von den Regeln genervt war. Gegen einen Spieler aus einem der zwei besten Ligen wäre es vielleicht sogar möglich, unter die Top dreißig zu kommen.

"Dann", erhob Kaiba seine Stimme, dass selbst Mokuba sich zu ihm umdrehte, "lassen Sie sich etwas einfallen. Ich bin mir sicher, dass Sie clever genug sind, dagegen etwas zu unternehmen. Komm`Mokuba, es wird Zeit", darauf hin schritt er voran, während seine Augen beiläufig über ihren Körper wanderten und er feststellen musste, dass sie wirklich lange Beine hatte, die sie gut in den Fokus zu setzen wusste.



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