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Spiel ohne Limit

von

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Es war lange her, dass sich Rin so penibel im Spiegel betrachtet hatte. Sie drehte ihre Hüften und begutachtete ihren Hintern in diesen verdammt engen Jeggings, die sie sich aus Luminas Kleiderkiste geborgt hatte.

"Was hast du heute Abend noch einmal vor?", feixte die Schwarzhaarige und ließ sich auf das Bett ihrer Freundin fallen. Dabei hatte sie größte Mühe nicht auf einen der Kleiderhaufen zu landen. Rin stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf.

Nein, so konnte sie nun wirklich nicht auf der großen Eröffnung des Worldcups erscheinen.

"Ich habe einfach keine Idee, was ich anziehen soll", murrte die junge Frau und sah von der Spiegelung zu Lumina herüber, welche bereits fertig eingekleidet und frisiert war. Lumina prustete, dass die Zigarette an ihrem Ohr zu wackeln begann: "Seit wann hast du denn solche Mädchenprobleme?", sie griff mit der Hand nach einem der Teile und hielt es in die Höhe. Ihre Augen begannen bei dem Anblick der schwarzen Lederhose diabolisch zu funkeln: "Hat die dir nicht immer Glück gebracht?"

"Ach, hör schön auf", murrte Rin und schnappte sich die teuerste Investition ihres Kleiderschrankes, "ich meine es ernst. Ich muss irgendetwas finden, dass auffallend ist, aber nicht zu sehr", sie legte den Zeigefinger auf die Lippen, "etwas, dass sich von den anderen abhebt, nur nicht zu viel aussagt."

"Du hast ganz schön viele Ansprüche", schüttelte Lumina den Kopf und ließ den Blick über die Auswahl schweifen, "es ist doch nur die Eröffnung. Da schauen die Leute sowieso nur auf die Stars. Halt lieber den Ball flach, dass du nicht am Ende schlecht auffällst. Du weißt doch, wie sich die Presse auf übertriebene Outfits stürzt und niedermetzelt." Rin wusste, ihre Freundin hatte recht. Sie durfte nicht schon in der ersten Woche ein schlechtes Bild abgeben. Alles, was sie tat, würde sich nur auf die Firma, für die sie arbeitete, auswirken. Also für die Kaiba Corporation, die solche Art von Publicity strafen würde, dessen war sie sich sicher.

"Trotzdem", beharrte Rin weiterhin auf ihren Entschluss, "ich muss mehr nach Rin Yamamori, der Duellantin aussehen. Nicht wie Rin, die schüchterne kleine Butterblume."

"Jeder, der dich kennt, weiß, dass du nicht schüchtern bist", erwiderte Lumina und wühlte in den größten Berg, "nur eben etwas unsicher, wenn du mit Fremden zu tun hast." Fündig geworden zog die Schwarzhaarige ein weißes Leinenkleid in Blusenoptik hervor. Das sommerliche Stück ging Rin geradeso über ihr Hinterteil, dass es für die Arbeit im Call Center durchgefallen war. Auch wenn sie für ihre Kunden nicht sichtbar gewesen war, war sie es für ihre Kollegen schon gewesen. Noch nie zuvor hatte Rin derartige Blicke abbekommen, die Teils Neid von den Frauen als auch Bewunderung von Seiten der Männer ausdrückten, dass der erste Auftritt mit diesem Kleid auch ihr letzter geblieben war.

"Bist du dir sicher?", fragte Rin und betrachtete das Teil, welches ihr doch eigentlich von Anfang an gefallen hatte.

"Wenn du dir noch deinen Bastgürtel und die passenden Stiefeletten anziehst, bist du auf jeden Fall ein Hingucker ohne den Ausdruck von >hey, ich will doch nur ein bisschen Spaß beim Duellieren haben." Worauf sie mit einem Nicken auf ihr jetziges Outfit deutete.

"Also schön", gab die junge Frau nach und nahm das Kleid entgegen.

"Na endlich", sandte Lumina Stoßgebete an die Decke, "wir haben ein Kleid!"
 

Die restliche Zeit verging im Fluge. Da Rin bereits zu viel Zeit in ihr Outfit investiert hatte, mussten Frisur und Make-Up hinten anstehen. Sie schaffte es gerade noch einen Lidstrich zu setzen und die Haare zu einem hohen Zopf zu knoten, als sie auch schon los mussten. Ihr Bus fuhr ab achtzehn Uhr unregelmäßig, dass sie ihn nicht verpassen durften. Schließlich mussten sie noch mit der Bahn Richtung Hafenstadt.

"Zeig mir mal das hübsche Stück", entgegnete Lumina, während sie sich einen Platz in der Tram besetzte. Mit den Händen ging sie über die nagelneue DuelDisk, für die sie, das wusste Rin, im Stillen beneidet wurde.

"Irgendwie hat sie ja was", säuselte sie und ließ die Finger über den Punkteanzeiger wandern, "wenn es auch ziemlich kreapy ist, dass du damit quasi ständig überwacht werden kannst."

"Nur wenn sie eingeschaltet ist", erwiderte Rin und zückte ihr Handy aus der Umhängetasche, das soeben vibriert hatte. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.

"Hat dein Traummann wieder geschrieben?", neckte sie Lumina und ließ den Kopf in den Nacken fallen.

"Wenn du Yamato meinst", Rin bekam einen leichten Roséton auf ihren blassen Wangen, "dann ja."

"Du musst schon zugeben, dass er genau der Typ ist, den du mir immer beschrieben hast. Mann, er hat sogar diese Wuschelfrisur und schwarze Haare. Was willst du mehr?"

Wenn ich das wüsste

"Gar nichts", murmelte Rin und antwortete auf Yamatos Nachricht, in dem sie ein Bild aus den Fensterscheiben schoss, dass von Weitem den Hafen bereits erblicken ließ. Er hatte ihr viel Glück gewünscht, worauf sie gerne gekontert hätte, dass es nicht unbedingt Glück war, das sie brauchte, aber das konnte sie ihm unmöglich schreiben. Sie fand es schon süß, dass er wegen ihr die Regeln gelernt und verinnerlicht hatte, dass er zumindest verstand, worum es bei DuelMonsters ging. Rin musste über die teilende Begeisterung lächeln. Er war wirklich achtsam und interessiert. So hatte sich bisher niemand ihr gegenüber verhalten. Ihre Miene verfinsterte sich.

Nein, du denkst jetzt nicht daran. Das gehört der Vergangenheit an. Konzentriere dich auf die Gegenwart!

"Alles okay", tippte sie Lumina von der Seite an, dass Rin zusammenzuckte.

"Sicher."

"Dann solltest du jetzt mit mir aussteigen, sonst landen wir in der Fischfabrik statt in der Duellarena." Daraufhin richtete sich Rin auf und stürmte mit ihrer Freundin aus der Bahn. Ihre Köpfe bewegten sich suchend nach dem Weg zu den Seilbahnen. Um auf Kaibaland zu kommen, nahm man entweder die Seilbahn oder fuhr mit dem Shuttlebus durch den Tunnel, über dem nichts als Wasser war. Ihre Freundin hatte gegen die zweite Möglichkeit wehemment protestiert, dass nur noch die Seilbahnen übrig blieben, die hunderte Meter über dem Meer bis auf den höchsten und einzigen Berg der Insel führten. In Luminas kränkliches Gesicht zu blicken, die sich krampfhaft an ihrer besten Freundin festhielt, ließ diese Idee nicht für die beste erscheinen.

"Ich hasse dich", murrte Lumina mit zusammengebissenen Zähnen, "warum mach`ich das hier eigentlich mit?"

"Weil du scharf auf einen Gott bist", entgegnete Rin breit grinsend, bevor sie sich einen schmerzhaften Schrei verkneifen musste, als Luminas Nägel sich durch ihren Unterarm bohrten. Rin wollte noch etwas hinzufügen, doch der ihnen dargebotene Anblick raubte ihr kurzer Hand den Atem: Die Kaiba Insel war durchtränkt von einem fluoreszierendem Licht, dass sich in mehreren Farben ergoss. Achterbahnen und Riesenräder waren in den Farbtönen des Turniers gekleidet, holographische Projektionen erweckten den Eindruck als könnten sie aus ihrem Waggon steigen und über die breiten Striche schweben, die den Weg in die Duell-Arena weisten. Rins Herz begann in heftigen Schlägen an ihre Brust zu klopfen. Noch nie war sie einem derartigen Spektakel so nahe gewesen. Die letzten Turniere, an denen sie selbst teilgenommen hatte, besaßen noch keine Specialeffects. Erst in den letzten zwei Jahren war der Worldcup zu einem weltweiten Highlight geworden, dass Besucher aus aller Welt der großen Eröffnung entgegen fieberten.

"Na gut...", murrte Lumina, "das war es tatsächlich wert." Sie ließ von ihrer Freundin, denn sie hatten endlich Boden unter ihren Füßen. Rin hingegen steuerte direkt den großen Bau an, der mehr an eine Gladiatoren-Arena erinnerte als an ein DuellMonsters-Spiel. Von Außen wirkte es klassisch Altertümlich, doch Rin kannte aus früheren Besuchen das gewaltige Innere der Duellarena, mit der die technologischen Möglichkeiten vollends ausgeschöpft werden konnten. Seto Kaiba selbst sorgte jedes Jahr dafür, dass die Arena einem schöpferischen Meisterwerk glich, das der Vergangenheit einen Stuch in den Rücken verpassen ließ. Wie auch heute Abend. Gleißendes Licht, als wäre das Innere mit einem durchsichtigen Schleier versehen, ließ die Arena im neuen Glanz erstrahlen. Rin trat einen Schritt näher an die Eingangspforte, vor der die Besucherschlange einem Albtraum glich. Dabei standen sie bereits vor dem Bereich, an dem nur Zuschauer mit Tickets Einlass hatten. Der andere Kassenbereich war auf der anderen Seite. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie viele Menschen dort sein mussten und darauf zu hoffen hatten, einen Platz in den hinteren Reihen bekommen zu dürfen, bevor die Tickets ausverkauft waren. Die junge Frau wusste, dass die letzten zu vergebenen Tickets nur Stehplätze in den undankbarsten Bereichen waren und für unverschämte Preise verhöckert worden, dass selbst Rin die Jahre zuvor darauf verzichtet hatte. Normale Eintrittskarten waren nicht schwer zu bekommen - es war unmöglich. Nach Ticketalarm hieß es bereits in sämtlichen Stores und Internetseiten, dass keine Tickets mehr zur Verfügung stünden. Rin hätte gerne gewusst, ob dies wieder einer dieser Tricks war um den einfachen Leuten etwas vorzumachen. Bei nächster Gelegenheit würde sie Mokuba danach fragen, er würde ihr sicherlich ehrlich antworten.

"Tickets", eine tiefe Bassstimme knurrte in ihr Ohr, dass Rin mit zittrigen Fingern nach den Karten in ihrer Tasche kramte und vorzeugte. Der bullige Kerl beugte sich näher zu den Tickets vor. Sein Blick huschte zu Rin und ihrer DuelDisk.

"Ich brauch`noch einen zweiten Ausweis." Rin blinzelte, bevor sie sich an ihren Handgelenksschmuck erinnerte, den sie an ihrem linken Handgelenk behalten hatte. Sie zeigte dem Einlasser ihre Gravuren, dass dieser nickte und einen Kollegen herbeiwinkte.

"Hier", er deutete auf Rin und Lumina, "Kaiba Corporation. Kennziffer 2.1.4. Zeig`ihnen ihre Plätze."

"Wenn ihr mir folgen würdet", sprach ein hochgewachsener und ebenso massiver Mann mit Stoppelbart, dass sich die beiden jungen Frauen an eine Reihe Zuschauer vorbei zwängten, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Letztendlich führte er sie in einen mittleren Bereich, von wo sie eine relativ gute Sicht auf die Tribüne hatten. Noch bevor sich eine von ihnen bedanken konnte, war der Kerl verschwunden, dass Rin lediglich mit den Schultern zuckte und einfach froh war, dass sie ihren Platz sicher hatten.

"Die Karten sind gar nicht mal so schlecht", rief Lumina, die näher an Rin heranrückte, um nicht von drei Teenagern umgerannt zu werden, "beim nächsten Mal will ich, dass du uns Plätze für die erste Reihe besorgst."

"Ich werde mir Mühe geben, dass wir nächstes Jahr ganz vorne mit stehen. Sie ging auf die Zehenspitzen und versuchte aus den ersten Reihen jemanden zu erspähen. Als lautes Gekreische ertönte, suchten ihre Blick nach der Quelle. Ein schwarz-blauer Schopf wurde sichtbar.

Bestimmt Ryota Kajiki

Rin begann breit zu grinsen. Ein zweites Mal jubelte die Menge aufgebracht, diesmal konnte Rin nichts Deutliches erkennen, da sich zwei Kerle vor ihre Sicht gestellt hatten. Mürrisch verschränke sie die Arme vor der Brust und sandte Todesblicke an die zwei breiten Rücken vor ihr. Einer von ihnen drehte sich genau in ihre Richtung und grinste sie breit an.

"Na, auch schon auf die heutige Show gespannt."

Nein, wir sind bloß zum Schlafen hierher gekommen Sein Grinsen verebbte, mit dem Zeigefinger deutete er auf die DuelDisk um ihrem Arm, die nun mehr als offensichtlich ihren Unterarm schmückte. Der einzige Unterschied zu ihren Konkurrenten war, dass sie ihre um ihr rechtes Handgelenk legte. Zwar musste sie auf diese Weise spiegelverkehrt spielen, dafür aber ließen sich die Karten als Linkshänder besser mit dieser Karten ziehen und halten.

"Mein Freund hier", damit legte er den Arm um dessen Schulter, "will sich nachher auch duellieren. Vielleicht gibt es ja die Chance, dass man auf einen richtigen Profi trifft und gegen ihn spielen kann."

"Ja", entgegnete Rin mit stoischer Stimme, "würdet ihr uns trotzdem den Gefallen tun und ein wenig beiseite treten. Ihr versperrt uns die Sicht." Ihre Augen fixierten die beiden, die nicht sicher zu sein schienen, ob ihr Blick tatsächlich töten konnte. Mit beleidigten Gesichtern wandten sie sich ab und gingen ein paar Schritte nach rechts, dass zumindest Rin wieder freie Sicht hatte.

"War das gerade Rin, die Duellantin, die aus dir sprach", grinste Lumina breit.

"Das war ihre nette kleine Schwester", antwortete Rin und konzentrierte sich wieder auf den vorderen Bereich. Die Lichter erloschen, die Arena war in völlige Dunkelheit getaucht, dass Rin ein Schauer der Vorfreude durchzuckte. Endlich war es soweit. Einzelne blaue Lichtstreifen drangen vom Himmel und trafen sich an einer Schnittstelle, die sich zehn Meter über der Tribüne befand. Donner ertönte, aus der Lichtmitte erschien eine gigantisch große goldene Kugel.

Ra

Ihre Augen nahmen das Gold in sich auf als würde ein magischer Sog in ihnen liegen. Langsam öffnete sich die Kugel, setzte noch mehr Licht frei, bevor die Gestalt des geflügelten Drachen in Phönixformation erschien. Die Flammen seiner Haut spiegelte sich in Rins Seelenspiegeln wider. Hitze durchflutete sie, dass Rin sich nicht sicher war, ob es vielleicht sogar von Ra selbst entsandt worden war. Sie traute der Technologie alles zu. Das mächtige Göttermonster streckte seine Flügel aus, dass es locker die gesamte Arena umfassen könnte. Sein Maul öffnete sich, ein lautes Kreischen ertönte, das durch sämtliche Nervenbahnen ging. Dann riss es sein Maul noch weiter auf, eine kleine Flammenkugel entstand und wuchs mit jedem Atemzug, den Rin verpasste zu tätigen, bevor eine monströse Feuerflut freigesetzte wurde und direkt auf das Publikum zusteuerte. Die ersten begannen bereits lauthals zu schreien, andere duckten sich oder hielten die Hand vor das Gesicht. Ein paar von ihnen wirkten als würden sie jeden Moment die Flucht ergreifen. Nur Rin blieb regungslos auf der Stelle stehen. Sie schaute nur zu dem Göttermonster hinauf, dessen Flammenkugel eine Lichtexplosions auslöste und Rin für einige Sekunden blendete. Noch immer konnte sie die Augen davor nicht verschließen. Die holographischen Leistungen überwältigten sie. Langsam verschwand das Feuer, die Sicht wurde freigemacht für die große goldene Kugel, die wieder an ihrem Ursprungsort war. Oben auf stand der Schöpfer, mit verschränkten Armen, den Blick hinunter zu den Zuschauern gerichtet, die in ein jubelndes Echo übergegangen waren, dass Rin kaum verstehen konnte, was er sagte. Mit wenigen Worten begrüßte Seto Kaiba die Zuschauer - auf seine eigene Art, mit seinen eigenen Worten, dass sie aus dem Augenwinkel sah, wie Lumina sich den Finger in den Hals steckte. Rin schüttelte lächelnd den Kopf. Weiter sprach der führende Leiter des Worldcups - zumindest in Domino-City. Kurz erklärte er die Regeln der kommenden acht Wochen, bevor er sich der heutigen Hauptattraktion widmete und den angekündigten Duellanten den Platz frei räumte, dass er sich mit einem Blitzschlag in Luft auflöste und das Göttermonster gleich mit.

"Duell! Duell!", riefen die Zuschauer im Chor als verlangten sie bereits nach einer Zugabe. Rin verstand die Euphorie. Sie konnte es ebenfalls kaum erwarten.

Es ist Zeit für ein Duell



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