Zum Inhalt der Seite

Take my heart...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Take my heart
 

Alles um ihn herum war grau. Sogar der Himmel. Selbst er weinte mit ihm. Warum? Warum hatte er das getan? Warum hatte er IHN mitten aus dem Leben gerissen? IHN mit seinen Waffen getötet? Aus Rache? Aber, das erweckte seine Familie doch auch nicht wieder zum Leben! Er hätte sich doch auf andere Weise an IHM rächen können... Was, zum Teufel, machte er sich da eigentlich für absurde Gedanken? War er etwa in den Mörder seiner Familie verliebt? Ja, er war es... Verdammt, warum hatte er nicht schon früher bemerkt, was er für IHN empfand... Warum war er eigentlich noch hier? Warum lebte er noch? Warum stand er hier im Regen, und machte sich solch trübe Gedanken? Warum konnte er nicht dort bei IHM sein? Warum konnte er nicht auch tot sein und in einem Grab liegen, so wie ER? Nein, er war noch am Leben. Er lebte... Aber wofür? Wofür lebte er eigentlich noch...? Er starrte das Grab an, vor dem er stand und begann zu weinen. Tränen rannen ihm über die Wangen. Oder war es doch der Regen? Nein, es waren Tränen. Tränen der Wut... der Wut aus sich selbst und Tränen der Verzweiflung.
 

Take my Heart when you go

'cause I don't need it anymore

take my heart when you go away
 

Ich dachte nie, dass Du gehst

und ich hier steh'

und die Welt sich nicht mehr dreht

Ich träumte wir wär'n zu zweit

niemals allein

doch der Traum blieb ungeträumt

und nun war es passiert

und bevor ich's verlier'

nimm mein Herz mit Dir
 

Er stand nun schon seit Stunden im strömenden Regen. Mittlerweile war die Dunkelheit schon angebrochen. Eine sehr kalte Novembernacht nahm Einzug. Ihm fröstelte. Nein, ihm fröstelte nicht nur, ihm war bitterkalt, denn er trug nur sehr leichte Kleidung. Für ihn typische Kleidung: eine leichte weiße Stoffhose, ein schwarzes ärmelloses T-Shirt und darüber ein weißes Hemd im China-Syle. An den Füßen trug er lediglich schwarze Chinesenschläppchen aus leichtem Baumwollstoff. Er befand sich auf dem Friedhof und starrte immer noch unverwandt den weißen marmornen Grabstein an, auf dem SEIN Name stand. Warum? Warum nur? Diese Frage stellte er sich immer und immer wieder… Er verging fast vor Selbstvorwürfen. Er fühlte sich so schuldig an SEINEM Tod, was er im Grunde ja auch irgendwie war. Aber, konnte das so weitergehen? Nein,... so konnte das auf gar keinen Fall weitergehen! Die letzten Tage waren für ihn derart unerträglich gewesen, dass er beschlossen hatte, mit allem Schluss zu machen. Schluss zu machen mit sich selbst, mit all den brennenden Schmerzen, den trüben grauen Gedanken und... und den Vorwürfen, die er sich immer und immer wieder machte. Jeden Tag aufs Neue. Schluss... Aus... Ende… Diese Qualen hielt er keinen Tag mehr länger aus. Er wollte zu IHM. Wollte dorthin, wo ER jetzt war. Denn,... er liebte IHN. Ja, er liebte IHN. Das war ihm in diesem Moment so klar, wie nie zuvor... Verdammt, warum liebte er ausgerechnet IHN, den Mann, der seine Familie auf dem Gewissen hatte...? Nun gut, er konnte seine Gefühle nicht ändern... und auch nicht verstehen... Aber,... er liebte IHN und er wollte zu IHM... „Ich liebe dich...“ flüsterte er kaum hörbar. Immer noch rannen Tränen seine Wangen herab. „Ich liebe dich...“ Ein zweites Mal ertönte dieser Satz aus seinem Mund. Doch diesmal schrie er ihn in die Dunkelheit der Nacht hinaus und aus der Stille des Friedhofs erschall das Echo. Das gab ihm endgültig den Rest. Er verlor seine Fassung, schrie ein zweites Mal „Ich liebe dich“ in die Stille, bevor ihm seine Beine den Dienst versagten und er schluchzend an dem Grab zusammenbrach...
 

Take my heart when you go

'cause I don't need it anymore

take my heart when you go away

Take my life when you go

when you walk out of the door

Cause I´ve never asked for much

but I'm asking now

I´m beggin' you to come back and stay

or take my heart
 

Ich dachte nie, dass wir so

voreinander steh'n

und ich Dich bitte, nicht zu geh'n

doch nun ist es passiert

und bevor ich's verlier'

nimm mein Herz mit Dir
 

Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, erhob er sich. Sein Blick fiel sofort wieder auf das Grab, welches mittlerweile vom fahlen Mondlicht beschienen wurde und irgendwie geisterhaft wirkte. Der Mond? Wann war der denn aufgegangen? Und wann hatte es zu regnen aufgehört? Er hatte es gar nicht bemerkt. Oder war der Mond etwa ein Zeichen von IHM? Quatsch! So ein Unsinn! Er schüttelte verwirrt den Kopf, um diesen völlig absurden Gedanken schnell wieder loszuwerden. Wollte er etwa wirklich so sehr zu IHM, dass sich solcher Unsinn in seinen Gedankenströmen verirren konnte? Ja, er wollte SO SEHR zu IHM. Er wollte NUR noch zu IHM und weg von dieser Welt, die für einen Schuldigen, wie ihn, eh keinen Platz hatte... Der Gedanke, sein Leben zu beenden, war jetzt noch stärker und klarer, als vorher und all die letzten Tage... Ehe er sich versah, nahm er sein Katana, das er immer bei sich trug, und rammte es sich mitten ins Herz. Komisch,... es schmerzte überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil... Er fühlte sich auf ein Mal so frei, so erlöst, so leicht... So, als ob er fliegen würde... Er spürte, wie er, scheinbar zeitlupenlangsam, zu Boden glitt... Dann verschwamm das Bild vor seinen Augen und endlose Schwärze umfing ihn...
 

Woher sind wir gekommen

und wohin werden wir geh'n

Wie viel muss ich lernen

um das zu versteh'n

ich frage, wie weit muss ich noch gehen

um bei Dir zu sein

mein Leben ist halt so allein.
 

Take my heart when you go

'cause I don't need it anymore

take my heart when you go away

Take my life when you go

when you walk out of the door

Cause I´ve never asked for much

but I'm asking now

I´m beggin' you to come back and stay

or take my heart
 

Als er wieder zu sich kam, fühlte er sich immer noch so leicht. So leicht, wie eine Feder. Das Gefühl war so schön. Er fühlte sich erstaunlich gut. So gut, wie schon seit Tagen nicht mehr. Es schien ihm, als ob alle Last von ihm abgefallen war... Langsam öffnete er seine Augen und erblickte strahlend weiße Federn und... kornblumenblaue Augen. Wie bitte?!? Kornblumenblaue Augen! Wie war das möglich? Das konnte einfach nicht sein! Unmöglich! ER war tot... Er selbst hatte IHN umgebracht. Er war völlig verwirrt. Das gab es nicht, nein, niemals! Und doch... Doch, dieses blau gab es nur einmal auf dieser Welt, nein, nur einmal im gesamten Universum. Dieses blau war so... ja, es war so strahlend, so unendlich... So unendlich, wie das weite All... Er schloss seine Augen wieder. War er etwa bei IHM? Nein, das konnte einfach nicht sein! Nein, nein, nein... Er musste träumen. Waren das wirklich SEINE Augen? Hatte er gerade wirklich IHM ins Gesicht geblickt? Weiter kam er nicht mit seinen Grübeleien, denn in diesem Moment spürte er, wie zwei starke Arme seinen zitternden Körper umfingen und ihn leicht drückten. Oh, diese Wärme... War das die Wärme SEINES Körpers? Ein wohliger Schauer überkam ihn, wenn er daran dachte. Das Gefühl war so schön... Dann bemerkte er, dass ein Lippenpaar sich auf seinen Mund legte. Lippen, so warm und weich... Waren das SEINE Lippen? War er etwa DOCH bei IHM? Wenn ja, dann sollte die Zeit stehen bleiben... jetzt... und zwar... für immer. Er wollte für immer in SEINEN Armen liegen... SEINE Lippen auf den seinen spüren... die Wärme SEINES Körpers spüren... War er WIRKLICH bei IHM? Hatte er etwa seine alte triste Welt verlassen, auf der es sich ohne IHN nicht mehr zu leben lohnte? Fragen über Fragen... Und er fand auf keine eine Antwort... ER hielt ihn noch immer fest und küsste ihn, doch plötzlich endete der Kuss und die Umarmung wurde aufgelöst. Und ganz so, als ob seine Gedanken erraten worden wären, sprach ER leise: Oui, mon petite Dragon, du bist bei mir...“ Ganz leise und sanft klang SEINE Stimme an seinem Ohr. SEINE Stimme? SEINE warme, sanfte Stimme? Nein... Nein... Nein... Das konnte alles einfach nicht wahr sein! Er konnte unmöglich bei IHM sein!... Doch, als sich erneut starke Arme um seinen Körper schlangen und sich weiche warme Lippen auf die seinen legten, wurde es ihm klar: Ja, er WAR dort, wo ER war. Er WAR bei IHM. War er etwa auch tot? Ja, er war es... Er musste es sein... Plötzlich erinnerte er sich: Er hatte stundenlang im eiskalten strömenden Regen auf dem Friedhof gestanden, und den weißen Grabstein aus Marmor angestarrt. Dann hatte er sich sein Katana genommen und es sich ins Herz gerammt, denn er wollte mit seinem Leben abschließen. Wollte? Nein, er wollte nicht nur, er hatte es GETAN! Er hatte sich das Leben genommen und war nun tot... Ja, er war tot... und... er war bei IHM. Bei IHM, dem Mann, den er so über alles liebte... Bei diesem Gedanken öffnete er erneut ganz langsam seine Augen. Sein Blick war ganz klar, ja, fast schon verträumt. Er blickte IHM erneut in die Augen. Oh, dieses blau... Er versank förmlich darin... „Treize...?“ fragte er leise und schüchtern. „Ja, Wufei, mein kleiner Drache, ich bin es...“ antwortete der Angesprochene ebenfalls sehr leise und zärtlich und drückte den Jungen ganz fest an sich. Glücklich über diese Geste schlang Wufei seine Arme um Treizes Hals und drückte sich ebenfalls ganz fest in die Arme des Mannes. In diesem Moment hatte er nur noch einen einzigen, aber sehr sehr klaren, Gedanken, den er auch aussprach: „Treize... ich liebe dich. Das ist mir schon längere Zeit klar, aber ganz besonders jetzt... in diesem Moment. Und... ich lasse dich nie wieder gehen... nie wieder... Verdammt, warum ist mir nicht schon viel früher aufgefallen, was ich für dich empfinde? Noch bevor ich dich getötet habe. Dann hätte ich mir die Qualen der ganzen letzten Tage ersparen können und hätte glücklich sein können... Ich hoffe, du verzeihst mir?...“ Ein solcher Wortschwall sprudelte aus ihm heraus, dass er sich schon fast albern vorkam, und er dachte, Treize würde ihn jetzt sicher auslachen und von sich stoßen. Oh nein, hoffentlich tut er das nicht! Er geriet leicht in Panik, wurde jedoch wieder ruhiger, als SEINE Stimme erneut sanft an seinem Ohr erklang: „Schon gut. Mach dir nicht zu viele von diesen Gedanken. Ich habe dir schon längst verziehen. Nein, eigentlich habe ich dir gar nichts zu verzeihen, eher du mir. Schließlich habe ich deine Familie auf dem Gewissen. Und außerdem: loslassen musst du mich auch nicht mehr, denn wir sind ja wieder vereint... und zwar... für immer.“ Ja, das waren sie... für immer vereint. Und nichts auf der Welt, nein, im gesamten Universum, konnte sie mehr trennen... Während er diesen, schönen und wunderbaren, Gedanken nachhing drückte sich Wufei noch etwas fester an Treize, flüsterte ihm ein „Ich liebe dich“ ins Ohr und schlief dann glücklich ein. „Ich liebe dich auch... mon petite Dragon... ich liebe dich auch.“ flüsterte Treize leise, schlang seine weißen Flügel, wie eine Decke, um seinen Kleinen, der nun ebenfalls zwei kleine weiße Flügel besaß, und ging dann auch ins Land der Träume über.
 

Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück