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Evan + Adam

#dream a little dream of you - FW 2o2o für Idris
von

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1. Der Barkeeper ~ WILLKOMMEN IN NEW YORK CITY


 

1

Der BARKEEPER

WILLKOMMEN IN NEW YORK CITY
 

Laut und bunt begrüßte ihn das Neujahrsfest im Viertel China Town. Die Straßen in diesem Stadtteil Manhattans waren von Menschen erfüllt. Musik, die in den Ohren rauschte und den Hauch einer fremden Kultur mit sich brachte, schillernde Drachen und Lampions, die die Straßen säumten, wohin das Auge sah.

Die eisigen Temperaturen, die an diesem Februartag herrschten, hielten die Besucher nicht davon ab, lärmend und singend ihren Weg fortzusetzen.

»Evan? Wir müssen weiter!«, rief ihm Cynthia zu und versuchte sich, durch die Massen schiebend, auf ihn zuzubewegen. »Es gibt noch mehr zu sehen. Du benimmst dich wie ein Tourist!«

Ihren Tadel überhörte er geflissentlich. Und auch wenn er erst seit ein paar Wochen hier verweilte und dem schönen, sonnig-warmen Los Angeles den Rücken kehrte, um im Big Apple Fuß zu fassen, brauchte es wohl noch Monate, bis er sich in den Boroughs New York Citys zurechtfand.

Es hatte ihn viel Arbeit, Mühe und zermürbendes Warten beschert, bis ihm Cynthia die Zusage erteilte, bei ihr und Collin unterzukommen. Nun sah er sich als Teil eines Trios, das in Greenpoint, Brooklyn, ein Appartement bezog. Evan durfte sich nicht beschweren. Die Miete war erschwinglich, ein glücklicher Umstand, wenn man die Fülle an Seelen bedachte, die Unterschlupf suchten, um nicht ein Dasein auf den rauen Straßen fristen zu müssen. Dass Greenpoint nicht zu den Hotpots, den places-to-be, zählte, schmälerte Evans Faszination jedoch nicht.

Dank seiner Mitbewohner, die ihm, wann immer es ihnen danach verlangte, die vielen Ecken und Läden der umliegenden Bezirke nahebrachten, sah sich der junge Mann eher als nervendes Anhängsel. Doch Collin, der nicht weniger besonnen und ruhig agierte, wie Evan selbst, wusste den Tatendrang Cynthias nicht selten in die richtigen Bahnen zu lenken. Auch heute sprühte die angehende Leiterin einer kleinen Werbeagentur vor Energie und scheuchte die Männer quer durch Manhattan.
 

»Mir klingeln die Ohren«, klagte Collin und ignorierte das missbilligende Zischen der Frau neben sich.

»Sei nicht so ein Weichei, Collin Stewart!«, fauchte Cynthia und stemmte die Hände in Hüften. Evan schwieg. In den Wochen, die er bereits bei ihnen wohnte, hatte er lernen müssen, weder dem einen noch der anderen beizustehen. Es waren die kleinen Streitereien, die das Zusammenleben mit sich brachte und die bewiesen, dass Charaktere, so unterschiedlich und nervenaufreibend sie auch waren, irgendwie einander brauchten um zu bestehen.

In Collins Fall tat ihm Cynthia auf eine gewisse, anspannende Weise gut. Er war ein Nerd, ganz wie es durch Serien wie The Big Bang Theorie zum Vorbild gereichte. Klug, ein wenig eigenbrötlerisch, doch bei weitem nicht so verkorkst oder überspitzt, wie diese Sitcom Glauben machen wollte. Collin verdiente seinen Lebensunterhalt damit, für große Firmen Sicherheitslücken in deren Computersystemen zu entdecken und dabei behilflich zu sein, diese zu stopfen. Ein Job, der einiges an Reichtümern versprach, und nicht zuletzt eine unbestreitbare kriminelle Energie und Geschick erforderte. Dass dieser Kerl Gefahrenpotenzial besaß und man ihn und seine Mitbewohner ohnehin überwachen ließ, hatte Collin ihm bereits während des ersten Gesprächs nahegelegt. Es bliebe den Anwärtern überlassen, sich diesem Risiko auszusetzen und diente zugleich als Raster für jene, die sich nach einer anderen Bleibe umschauten oder selbst in Dinge verwickelt waren, die straffällig und gesetzeswidrig erschienen.

»Collin ist so etwas wie mein persönlicher Wachhund«, hatte Cynthia mit breitem Lächeln erklärt. »Besser kann es eine Single Lady gar nicht treffen!«

Murrend ließ es Collin über sich ergehen, dass die junge Frau ihm das Haar zerzauste. »Du weißt, ich liebe dich, mein kleiner Lieblingsnerd. Und er ist super darin, die verschwundenen Dateien auf meinem Laptop wiederzufinden.«

»Du suchst sie ja auch immer in der Waschmaschine«, nuschelte Collin ergeben.

Cynthia schnaubte. »Die laufen auch immer vor mir davon! Und du weißt doch, wie wichtig das für meine Arbeit ist!«

Evan konnte nur den Kopf schütteln. Dieses erste Zusammentreffen hätte ihm eine Warnung sein sollen, doch ein wenig mit dem Feuer spielen hatte noch nie jemandem geschadet. Bis auf Collin, der, sofern es ihm möglich war, allem, was Spaß versprach, aus dem Wege ging.

Es würde dauern, bis Evan die Eigenarten seiner Mitbewohner begriff, doch für den Moment schien es ihm wie eine Fügung, dass er auf diese beiden getroffen war.
 

»Wir haben 2008 und du tippst noch immer auf diesem riesigen Gerät herum?« Evan sah auf. Das Mobiltelefon in seiner Hand schien so gar nicht in eine Weltstadt wie New York zu gehören. »Das Ding ist ja eine halbe Telefonzelle. Gibt es in L.A. nichts Besseres?« Cynthia besaß diese lästige Fähigkeit, an allem herumzunörgeln, das nicht ihrem Lebensstil entsprach.

Evan zuckte die Schultern.

»Oder hast du Heimweh?« Auch diese Spitze überging er und schnaubte nur leise lachend.

Schnaufend lehnte sich Cynthia in dem Sitz zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schlug die Beine übereinander. »Ich habe wirklich Glück mit meinen Mitbewohnern!«

»Hör auf zu nörgeln!« Evan prustete, der ruhigen Antwort Collins geschuldet, in das eben an die Lippen geführte Bier.

Die brünette, angehende Junior-Chefin der ColorsOfNY-Werbeagentur ließ die Zunge schnalzen.

»Jetzt sei nicht eingeschnappt, sonst vergraulst du schon wieder den nächsten Kandidaten!«, gebot Collin ihr und just wurde die sauertöpfische Miene Cynthias zu einem entschuldigenden Schürzen der Lippen.

»Kein Problem.« Evan winkte das unpassende Verhalten der jungen Frau ab, ehe er sich in der kleinen Bar, im Herzen des Diamond Districts, umsah. Cynthia hatte für ihre Tour diese Lokalität ins Auge gefasst. Nicht zuletzt aus dem Grund, da ihr der Inhaber mehr als bekannt war. Doch eine Lady genoss und schwieg, auch wenn Evan Zweifel am Status der Frau hegte, denn selten glich das Benehmen der 25-jährigen Cynthia Ruben-Belcher dem einer Dame.

So zerrte sie die jungen Männer in die The Pig N Whistle-Bar in der 48th West, nahe der 6th Avenue.

»Urig, mit Stil«, hatte Cynthia versucht, ihre Wahl ins rechte Licht zu rücken. Sobald ihr Blick auf den Besitzer fiel, der hinter der Theke stand und ein Schwätzchen mit einem Gast führte, waren die Begleiter vergessen.

»Wann hat sie Geburtstag, sagtest du?«, fragte Evan.

Collin schnaubte. »11. Oktober. Warum fragst du?«

»Weil das Vieles erklärt.« Evan zuckte die Schultern, besah sich die Gäste und erspähte bereits eine geeignete Sitzmöglichkeit. Wortlos deutete er auf eine freie Nische und Collin folgte ihm.
 

Die Musikauswahl schwankte zwischen diffusem Jazz und poppigen Klängen. Manchmal erklangen auch harte Gitarren, die jedoch durch einen Wechsel von Saxophon und Klavier eine Milderung erfuhren. Evan wagte es nicht, Kritik an Cynthias Entscheidung, was das Ausklingen der Sightseeing-Tour anbelangte, aufkommen zu lassen. Ihr kleiner Flirt mit dem Chef dieses Etablissements war ihren Mitbewohnern nicht entgangen. Doch zu Cynthias Verdruss schien dieser ihrem Werben an diesem Abend nicht nachzugeben.

»Craig ist eine harte Nuss, nicht war, Cynth?« Cynthia stieß einen undamenhaften Laut aus, doch Collin zeigte sich von ihrem Unmut unbeeindruckt.

Zwar war es Evan nur kurz gelungen, einen Blick auf das Personal hinter der Theke zu erhaschen, doch durch die Hartnäckigkeit Cynthias bestärkt, riskierte er es abermals den Hals zu recken.

»Craig Davis ist vierundvierzig, Cynthia«, erlaubte sich Collin eines mahnenden Untertons.

»Und wenn schon. Die letzten Male war er meiner Anwesenheit nicht abgeneigt.« Cynthia zuckte die Schultern und folgte Evans Gesuch, ehe sich ihre Lippen zu einer pikierten Grimasse verbogen. Da nur drei Herren hinter dem Tresen verweilten, Getränke mixten und versuchten, den Gästen schnell und gut die teuren Drinks darzubieten, schmälerten sich die Augen der jungen Frau, die dem aufkeimende Interesse des Neulings mit leichter Feindseligkeit begegnete.

»Evan, sag …«, begann sie und Collin schwante Übles. »Du stehst doch auf Mädchen, nicht?«

Evan, gebannt von den Talenten, die die Herren zur Schau stellten, antworte ohne Umschweife oder sich der Gefahr bewusst zu sein. »Was?«

Widerwillig nahm er den Blick von Szenerie und wandte Cynthia zu.

»Nun sag schon! Denn so, wie du die Jungs anstarrst, gibt es nur zwei Möglichkeiten«, offerierte sie.

Collin räusperte sich vernehmlich. »Sei nicht so ungehobelt! Es geht dich nichts an, wen oder was Evan bevorzugt!«

Cynthia ließ sich nicht beirren. »Entweder gibt es in Los Angeles keine guten Bars, oder ...«

Evan war versucht, die gefallenen Worte zu ignorieren, doch würde er sich der Neugierde seiner Mitbewohnerin nicht entziehen können. Rasch sah er zu Collin herüber, der, vor Scham und Schande, wohl nur zu gern zwischen den Ritzen der Holzdielen verschwinden würde, ehe er sich abermals dem Spektakel zuwandte.

Ein Shaker wurde in die Luft geworfen und mühelos mit einer Hand gefangen. Lässig und mit einer Coolness, die so typisch für New York schien, schüttelte der Barkeeper das metallene, glänzende Gefäß und ließ die Besucher sein Werk bestaunen.

Abermals taxierte Cynthia den neuen Mitbewohner, ehe sie sich dem annahm, was den jungen Mann so selbstvergessen in andere Sphären schickte. Ihr tiefrot geschminkter Mund schwang sich zu einem katzenhaften Grinsen. »Er hat Adam für sich entdeckt.«

»Du bist eine der fiesesten Personen, die ich in meinem bisherigen Leben kennenlernen musste«, krächzte Collin und bemühte sich um eine entschuldigende Miene.

»Red' doch keinen Unsinn, Collin. Es ist doch niedlich, dass sich unser kleiner Evan für den wohl heißesten Typen, neben Craig, interessiert«, verkündete Cynthia, ehe sie dem Sonnyboy aus dem fernen Los Angeles einen leichten Stoß mit dem spitzen Ellenbogen versetzte. »Hey, Evan-Darling, warum gehst du nicht an die Bar und holst uns noch ein paar von diesen hübschen, bunten Schirmchen-Dingern?«

In höchstem Maße unerfreut ließ Evan von dem Schauspiel ab, richtete seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Cynthia aus, deren Blick dem einer Raubkatze kurz vor dem Sprunge auf die begehrte Beute glich.

Tapfer stellte er sich diesem peinlichen Moment, verbog die Lippen zu einem dienenden Lächeln und glitt mit einer flinken Bewegung von der Sitzbank.
 

Entgegen der hinderlichen Zurückhaltung, ergab sich Evan dem Drängen und der Pein mit wackeligen Beinen. Ihm schlotterten wahrlich die Knie, je näher er der Theke kam. Das polierte, dunkle Kirschholz, mit ein paar Kerben darin, harmonierte mit dem warmen Schein der Lichter in den Schränken, die die Alkoholika bargen und sich in Reichweite zu den Schankkellnern befanden. Rasche, geübte Handgriffe, Eis, das leise klirrte, zischende Laute und leises Lachen gelangten an seine Ohren.

Zu Evans Missfallen war es Craig, der ihm die Bestellung abnahm. Der Zorn Cynthias wäre ihm gewiss, doch der hochgewachsene Betreiber der Bar wusste offenbar um die herannahende Eskalation und ließ blendend weiße Zähne hinter dem breiten Grinsen erkennen. Wortlos schob er dem jungen Mann einen gefalteten, kleinen Zettel zu. »Gib ihr den und sag ihr, dass ich sie anrufe.«

Schweigend schob Evan das Briefchen in die Hosentasche und schauderte beim Gedanken daran, dass ein Mann wie Craig Davis sich zu einem Techtelmechtel mit einer Frau wie Cynthia einließ.

Evan nickte die Botschaft ab und stutze, als Craig Anstalten machte, nicht einen Finger zu rühren, was die georderten Getränke anbelangte. Stattdessen schickte er den Kerl im grauen T-Shirt, der Evans Faszination beflügelt hatte, und dieser unterzog sein Gegenüber einer flüchtigen, doch für Evan eine Spur zu intensiven Musterung.

Der Barmann maß nicht weniger Fuß, als es Craig tat, und vielleicht war er sogar ein wenig größer. Auch wenn die Beleuchtung eine angenehme und warme Atmosphäre schuf, so war sich Evan sicher, dass der Mann brünettes Haar und graue Augen haben musste. Und jene glitten über das kümmerliche Häufchen hinweg, das sich mühevoll seinen Weg zum Tresen gebahnt hatte. Evan rügte sich für die Unsicherheit, die ihm beim Anblick des Barkeepers überfiel. Er, ein Westküsten-Junge, würde sich nicht von der kühlen Art New Yorks abschrecken lassen!

In New York sei man ausgeflippt, hatte man ihm gesagt. In New York sei alles trendy, hatte man ihm versprochen. In New York sei man tolerant und allem gegenüber offen – in diesem Augenblick zweifelte Evan.

»Du bist neu hier, hm?« Von der Offenheit des Mannes beinahe entwaffnet, nickte Evan das Offensichtliche ab. »Hat diese Giftnudel wieder einen neuen Prügelknaben gefunden? Das sieht ihr ähnlich.«

Dass Barkeepern eine gewisse psychologische Tätigkeit nachgesagt wurden, war ihm bekannt. Auch wenn Evan mit seinen Freunden die Bars Los Angeles' unsicher gemacht hatte, so war ihm selten ein Mann begegnet, der ihn von jetzt auf sofort mit einer Rede überfiel, die ihm aus der Seele sprach.

Ein schiefes Grinsen umspielte die Lippen seines Gegenübers. »Wenn dich das schon schockiert, dann wird dich das Finale aus den Socken hauen.«

»Lieber nicht«, nuschelte Evan in der Hoffnung, dass seine Worte ungehört blieben.

Ein schnaubendes Lachen erklang. »Mach dir keine Gedanken. Wenn es dieser Nerd mit ihr aushält, und sie dich hierher schleift, dann hast du den Test bereits so gut wie bestanden.«

»Wenn du das sagst«, murmelte Evan und für diese Art der Antwort gern ein tiefes Loch gegraben, um darin zu verschwinden.

»Lass dir von dieser Hexe nichts einreden.« Der willkommene, freundschaftliche Rat des Fremden ließ die Befangenheit jäh zerplatzen. Ein Grollen braute sich in seinem Magen zusammen, schob sich seinen Leib empor und entlud sich als kleines Grunzen, das Evan unangenehmer war, als Cynthias penetrantes Bedürfnis, ihr Näschen an anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.
 

Zu Evans Enttäuschung hatte man ihm versichert, die Getränke an den Tisch zu bringen. Auch wenn er nie zu den Naturen gehörte, die sich der Sticheleien oder des unschönen Wortlauts bediente, so sah er das kleine Gespräch als Austausch der Meinung. Dennoch hätte er gern länger den Ausführungen des Barkeepers gelauscht, ihm nur zugehört, um der Ruhe willen, die mit dem Geplänkel einherging.

Stets war er um das Beherrschen seiner selbst bemüht, als ihm jedoch das Blut in die Wangen stieg, war es um jenes Gleichgewicht geschehen. Hitze war ihm den Hals hinaufgestiegen, hatte ihm mit jeder Silbe ein Prickeln durch den Körper gejagt.

Zu zäh zog sich plötzlich der Abend dahin. Etwas nagte an ihm und blieb dem bohrenden Blick Cynthias nicht verborgen. Erst dann entsann sich Evan dem kleinen Brief, den Craig an ihn übergeben hatte. Funkelnd und hitzig war ihr Blick, sobald sie sich der Zeilen gewahr wurde.

Die Euphorie, die von ihr Besitz ergriff, mochten ihre Begleiter jedoch nicht teilen. Desinteressiert klammerte sich Collin an das Glas vor sich, die Lider schwer, den Kopf zwischen Hand und Tisch balancierend. Cynthias Empörung über die Trinkfestigkeit seinerseits überhörte Collin, doch auch Evan kam nicht umhin, in einen Zustand leichten Schwindels abzugleiten.

Die Bar leerte sich zusehends, denn die Sperrstunde schritt unermüdlich voran. Cynthias Wunsch entsprechend, mit Craig den Heimweg anzutreten, erklärte Collin dem Rest des Trios, dass es ihn nach Hause zog. Auch wenn sich in Evan leiser Zweifel regte, was den umnebelten Zustand seines Mitbewohners anbelangte, so versicherte Collin ihm, dass er die Stadt kenne, und die Ecken mied, in denen es selbst für einen Mann zu gefährlich schien.

Hin- und hergerissen, ihn zu begleiten, gebot ihm Collin jedoch, es auf einen Versuch ankommen zu lassen und dem Verlauf der nächsten Stunden vielleicht etwas Positives abzugewinnen. Mit banger Miene sah Evan dem jungen Mann nach, nicht wissend, was noch geschehen würde.
 

So trollte sich der treue Gefährte in die Nacht hinaus und ließ den armen Gestrandeten mit dem kreischenden Weibe zurück. Verblüfft stellte Evan fest, dass die Schroffheit Cynthias mit jeder vergehenden Minute in sich zusammenfiel. Beinahe handzahm zeigte sie sich, lenkte ein und bat ihn um Entschuldigung, was die Hetze und Gemeinheiten anbetraf. Ob es dem Genuss an Getränken, der Atmosphäre oder der Aufregung eines spannenden Zeitvertreibs geschuldet war, vermochte Evan nicht zu benennen.

So, wie es ihm vor wenigen Stunden ergangen war, saß nun die junge Frau auf dem Barhocker in der kleinen Nische, einen Häufchen Elend gleich. Nichts blieb mehr von der übersprudelnden Energie, der Vorfreude, der Eifrigkeit und in ihm keimte der Verdacht, dass selbst einer Cynthia Ruben-Belcher eine Unsicherheit innewohnte, wie jedem jungen Menschen.

»Ihr Zwei seid ja immer noch hier?!« Die Stimme Barbetreibers drang an ihre Ohren.

Evan horchte auf und bemerkte, wie Cynthia neben ihm den Rücken straffte und sich, einem Schmetterling gleich, entfaltete. Wie eine Blume, die sich der Sonne entgegenstreckte, reckte sie sich den Worten Craigs entgegen, hüpfte von dem Hocker und flog mit klackernden Absätzen auf ihn zu. Selig versank sie den starken Armen des Mannes. Und welchen Gedanken dieser frönte, war unübersehbar. Aus dem vermeintlichen Anruf, den er prophezeite, war eine Gelegenheit geboten, derer sich beide nicht entziehen wollten.

»Adam ist noch hinten und schließt ab. Beeil dich, Junge, sonst musst du hier übernachten!« Dem Rat des Geschäftsmannes folgend, eilte Evan dem Gespann nach.

2. Der Barkeeper ~ MISSGLÜCKTER AUGENBLICK


 

2

Der BARKEEPER

MISSGLÜCKTER AUGENBLICK
 

Verdutzt, doch mit einem Lächeln auf den Lippen, begegnete er der Gestalt, die an der Wand aus Backsteinen lehnte.

»Hat die Hexe dich allein zurückgelassen?« Nun, in der Klarheit der Nacht, war ihm die Stimme noch angenehmer. Über den Lärm der Musik hinweggebrüllt, glich sie nunmehr einer wahren Wohltat.

Krachend und quietschend fiel die schwere Eisentür hinter ihm ins Schloss. Die Gasse, die den Hinterausgang der Bar beschrieb, glich dem, was Evan in so vielen Filmen bereits gesehen hatte. Mit Pfützen und Laternen, die spärliches Licht schenkten.

»Ich brauchte frische Luft«, sagte Evan nur, unwissend, wie weit er sich vorwagen durfte, wenn sich Cynthia einer Affäre mit dem Chef seines Gegenübers bediente.

»Kann ich mir vorstellen.« Ein Zucken der Schultern sollte ihm als Erklärung genügen. Die Sekunden verstrichen, während der eisige Hauch des Winters durch die Straßen wehte.

Zu Evans Erleichterung erhob der Fremde das Wort. »Woher kommst du? Nicht aus NYC, soviel ist sicher.«

»L.A.«, antwortete Evan knapp und schalt sich für seine Eifrigkeit.

Ein Lachen erklang. »Habe ich mir beinahe gedacht. Der Akzent trug eine Menge zu meiner Vermutung bei und so eine Bräune gibt diese Stadt nicht her. Also, L.A., wie heißt du?«

»Evan«, gab dieser zu.

»Ist schwer, sich Belchers Mitbewohner zu merken, ich entschuldige mich also jetzt schon in aller Förmlichkeit bei dir, sollte mir dein Name entfallen.« Sprachlos und wie mit einem Eimer kalten Wassers überschüttet, nickte Evan die Kränkung ab. Die Hände entschuldigend erhoben, bemühte sich der Barmann um einen mildernden Ton. »Tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht beleidigen, es ist nur … dieses Weib.«

»Ich verstehe«, träge entschlüpfte ihm das Zugeständnis. »Seine Mitbewohner kann man sich manchmal nicht aussuchen.«

»Wem sagst du das!«, rief sein Gegenüber aus, doch dann besann sich der junge Mann. »Sorry, ich … das habe ich wohl völlig vergessen. Ich bin Adam. Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.«

Nun war es an Evan, vor Verblüffung zu blinzeln, als ihm eine ausgestreckte Hand dargeboten wurde. Langsam streckte er die Finger aus. Fest und warm war der Griff.

»Adam, also«, sagte er langsam.

»Ganz genau. Auch das konnte ich mir nicht aussuchen«, grinste dieser und ließ von ihm ab. Bedauernd stellte Evan fest, dass dieser Augenblick viel zu schnell vergangen war. Ein Frösteln überkam ihn, das einem Niesen endete.

»Kalt, hm? Wir können wieder reingehen, wenn du willst?« Adam neigte den Kopf und Evan kam nicht umhin, sich diesem Vorschlag zu verwehren.
 

»Bekommst du nicht Ärger mit … Craig, wenn du noch hier bist und seinen Vorrat schröpfst?« Evan ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, endlich einen Platz an der Theke zu ergattern. Nur die Lichter des Tresen erhellten den Schankbereich, der Rest der Bar lag im Dunkel. »Was ist mit der Polizei?«

Adam lachte schallend. »Craig und ich sind Partner. Aber wenn es dich beruhigt, schreibe ich ihm eine SMS. Doch ich garantiere dir nicht, dass er sie vor Morgen lesen wird. Nicht, wenn die Hexe bei ihm ist.«

Das Wort Partner hatte Evan einen Stich versetzt, doch als Adam erklärte, dass Craig und er diese Bar gemeinsam betrieben, schmolz ihm der kalte Klumpen im Magen.

»Was ist?« Adam nahm zwei Tumbler aus dem Schrank, ehe er sich dem Gast zuwandte.

»Nichts, nur … du kannst Cynthia wirklich nicht ausstehen, oder?« Evan schürzte beklommen die Lippen.

»So würde ich es nicht beschreiben«, erklärte Adam, »es ist nur, dass ich mit älteren Frauen nichts anfangen kann. Und mir gefällt nicht, wo das zwischen ihr und Craig hinführt.«

»Ältere Frau?« Evan stutzte. »Sie ist fünfundzwanzig.«

»Und damit älter als ich.« Dass er ihnen bereits eine goldgelbe Flüssigkeit in die Gläser gekippt hatte, war Evan vollkommen entgangen. Sowie er sagte, dass jemand wie Cynthia für in nicht infrage kam, umfassten Adams Finger das Glas, er prostete Evan zu, setzte das Glas an die Lippen und trank in einem Zug.

»Hast du schon einmal von toxischen Beziehungen gehört?«, verlangte Adam zu wissen.

Schwach bejahte Evan mit einem Nicken.

»Und so etwas läuft zwischen Craig und der Hexe. Was er in seiner Freizeit treibt, geht mich nichts an, doch die beiden sind weder gut zueinander noch für einander. Und das wirkt sich unweigerlich auf das Geschäft aus.« Wieder wurde der Deckel von der edlen Flasche geschraubt und die Gläser gefüllt. Auffordernd nickte Adam in Evans Richtung, er möge sich doch endlich den ersten Hieb des teuren Tropfens genehmigen, ehe diesem ein zweiter folgte.

Brennend zog sich der Drink die Kehle hinab. Krächzend rang Evan nach Luft und spürte, wie ihm der Drink bereits zusetzte.

»Craig scheint dir wichtig zu sein«, bemerkte er und fühlte sich, angespornt durch das Ambiente, mutiger, als er sein durfte.

»Ist er«, gab Adam zu, »Familie sollte immer wichtig sein.«

»Familie?«, hakte Evan nach und versuchte, so gut es ihm noch möglich war, die Relationen auszuloten.

»Er ist mein Onkel dritten Grades. Aber Familie bleibt Familie.« Abermals begnügte sich Adam mit einem Zucken der Schultern. »Und was ist mit dir? So weit weg von Zuhause? Was ist mit deiner Familie? Freunden?«

Evan schnaubte leise. »Es ist kompliziert.«

»Das ist es immer.« Ganz in Barkeeper-Manier stellte ihm Adam den nächsten Drink vor die Nase, tat interessiert, nahm an Anteil am Schicksal seines Gegenübers und lauschte.
 

Wie viele Drinks geflossen und Tränen der Wut vergossen waren, vermochte Evan nicht zu sagen. Adam schien für diesen Beruf wie gemacht und vielleicht war es ihm eine Berufung, sich den Sorgen und Nöten seiner Mitmenschen anzunehmen.

Fleißig hielt Evan jedem Glas stand, bemerkte, wie sich seine Zunge lockerte und er einem ihm völlig Fremden das Herz ausschütten würde. Es tat gut, mit jemand anderem zusprechen, der gewisse Dinge in einem anderen Licht erschienen ließ.

Dass Evan mehr von sich preisgab, als er einem anderen Menschen jemals zuvor verraten hatte, war dem Augenblick geschuldet. So unangenehm und peinlich, erniedrigend und emotional war ihm selten ein Moment. Auch wenn er sich stets um Freundlichkeit, Achtsamkeit und Fairness bemühte, war auch seine Seele nicht frei von Zweifeln, dem ständigen Balanceakt, anderen nicht auf die Füße zu treten und sich immer zurückhalten zu müssen.

So wenig Adam auch von sich zeigte, erschien er Evan doch wie das genaue Gegenstück. Selbstbewusst, offen und von einer Leichtigkeit umgeben, wie er sie selten bei anderen fand.

In Herzensdingen, so sagte er, legte sich Adam jedoch nicht fest. Und das, was er berichtete, hinterließ einen faden Beigeschmack zurück.

»Das Leben ist da, um genossen zu werden. Warum also etwas auf Biegen und Brechen erzwingen?« Es war Evan gelungen, ein paar Informationen aus dem jungen Barkeeper herauszukitzeln, doch das, was er sich erhoffte, flog ihm binnen weniger Sekunden um die Ohren.

»Dann bist du also ein Beziehungsneurotiker?«, schlussfolgerte Evan. Schwer war ihm die Zunge, ließ Worte nun nicht mehr angefüllt von Leichtigkeit hervorquellen.

»Nein«, gestand ihm Adam zu. »So jemand läuft vor der Liebe davon, ich hingegen genieße sie.«

»Und es ist dir egal, wer dir vor die Flinte kommt?« Seine Frage erschien ihm mehr als mutig und gewagt, dennoch erhielt Evan eine Antwort, die ihn mehr schwanken ließ, als es der Alkohol tat.
 

Taumelnd bahnten sie sich den Weg in die Bronx. Gegen drei Uhr entschied Adam, dass er genug habe und beförderte sich und den Gast hinaus in den kalten Morgen. Der neue Tag brachte seiner Begleitung jedoch schlagartig die Nüchternheit zurück. Dem Mitinhaber der The Pig N Whistle-Bar gelang es nur minder, den richtigen Code für die Alarmanlage einzugeben, eine Aufgabe, die ihm Evan abnahm unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit.

»Craig reißt mir meinen verdammten Kopf ab, wenn die Bude hopsgeht, und dein hübsches Köpfchen gleich mit.« Den gezischten Worten maß Evan jedoch keinerlei Bedeutung bei.

Die Nähe zu dem leicht umnebelten Gesellen neben sich, brannte sich wie die Sonne des Westens in sein Herz. Dieser nördlichste Stadtteil galt als multikulturell. Rauer Charme mit einer Fülle verschiedenster Möglichkeiten.

Zu Evans Glück entsann sich Adam dem Weg. Beinahe eine Stunde strichen sie durch die Stadt, nahmen U-Bahn-Stationen, von denen Evan bisher nie gehört hatte. An der Haltestelle Yankee-Stadium der 161th Street, scheuchte Adam ihn aus dem Wagon der Linie 4.

Holpernd und stolpernd gelang es ihnen, dem Bahnhof zu entkommen und die Stufen zur Oberfläche zu erklimmen. Evan war versucht, sich den Weg einzuprägen, den Adam ihm entgegenhauchte. An der Melrose Avenue lotste man ihn in Richtung Süden auf die 158th East.

Das Gebäude, das sich vor ihm auftat, sobald Adam erklärte, dass dies seine Bleibe war, erhob sich mit roten Backsteinen vor ihm.

»Vierte Etage«, nuschelte Adam und legte ihm den schweren Kopf auf die Schulter. Mit zitternden Fingern langte Evan nach dem Schüssel, den Adam aus der Jackentasche zog. Viel Zeit blieb Evan nicht, sich über den kleinen Plüschdrachen zu amüsieren, der am Schlüsselbund baumelte.
 

Da Adam ihm eine Fahrt mit dem Fahrstuhl versagte, denn dieser sei ohnehin seit Monaten in Reparatur, hievte Evan seine Begleitung die Stufen hinauf. Auf der richtigen Etage deutete Adam in Herzrichtung und es gelang Evan, einen Blick auf die Nummer zu erhaschen, die auf dem weißen Lack der Wohnungstür angebracht war.

Ganz der Hausherr, entwand Adam ihm die Schlüssel aus den Fingern und schien bei weitem nicht mehr so benebelt, wie er Evan hatte Glauben machen wollen. Routiniert war die Tür geöffnet, doch Evan verharrte reglos auf der Schwelle.

»Was? Nun rein mit dir!« Flink huschte Evan bei den wenig einladend klingenden Worten in die Wohnung, während Adam ihm kopfschüttelnd folgte.

»Adam?«, hallte eine Stimme aus dem Dunkel hervor, ehe das Licht einer Nachttischlampe den Flur ein wenig erhellte.

»Ich bin's, Paul.« Adam nestelte am Reißverschluss der Jacke herum, während Evan wachsam blieb. Tapsende Laute, das leise Klatschen von nackten Fußsohlen auf dem glatten Laminat, verrieten den Ankömmling. Auch wenn Evan die zuvor vernommenen Töne klar als die einer weiblichen Person ausgemacht hatte, war er über die Benennung dieser etwas ins Wanken geraten.

»Es ist vier Uhr morgens!«, klagte die junge Frau, die sich nunmehr in Evans Blickfeld rückte. Ein knallig bunter Pyjama, wirre, rote Locken und mürrischer Ausdruck auf dem Gesicht komplettierten die Erscheinung. »Jeden Abend dasselbe.«

»Pauline, das ist Evan.« Endlich war es ihm gelungen, sich dieser lästigen Jacke zu entledigen, ehe Adam, ganz beiläufig, die Fremden einander vorstellte. »Evan, das ist Pauline. Das, was ihr an Größe mangelt, macht sie definitiv mit ihre Klappe wieder wett.«

»Haha, du bist ja so witzig.« Pauline stemmte die Hände in die Hüften, doch Evan fühlte sich wie eine Ameise unter einem Brennglas. »Eine neue Bekanntschaft?«

Verdutzt blinzelte Evan die Worte der jungen Frau ab, starrte dann zu Adam, der die Äußerung jedoch überhört haben mochte.

»Evan?« Die Augenbraue Paulines schnellte empor, ehe sie ihm die Hand entgegenstreckte und die Lippen zu einem Grinsen bog. »Streich das 'n' und du hast endlich deine Eva gefunden, was, Adam? Welch schicksalhafte Fügung!«

Verdattert rang Evan nach Luft, konnte dem Wortschwall nur mäßig folgen, dennoch ergriff er die ihm dargebotene Hand.

»Halt die Klappe, Paul!«, zischte Adam.

»He, ich habe hier schon einige Leute kommen hören und wieder gehen sehen. Da wäre etwas Festes doch eine nette Abwechslung. Und Mom würde diesen Umstand sicherlich begrüßen.«, erklärte die junge Frau. Einem Tennismatch gleich, versuchte Evan dem Gespräch auf den Fersen zu bleiben.

»Meine Schwester«, erklärte Adam, wenngleich überflüssiger Weise. »Ich lasse sie hier wohnen, dafür lässt sie mir mein Leben und versucht nicht kritisch zu sein.«

Pauline schnaubte abfällig. »Kann ich nicht versprechen, konnte ich noch nie.«

»Nachdem das geklärt ist, darfst du dich jetzt gern wieder verkrümeln!«, forderte Adam.

»Ich gehe ja schon«, murrte Pauline, hob abwehrend die Hände in die Höhe und wandte sich zum Gehen. »Hat mich gefreut, wortkarger Evan. Vielleicht sieht man sich ja eines schönen Tages wieder? Natürlich nur, wenn mein Bruder dich auch wieder ausspuckt, hey!«

Adam hatte mit einem Schuh nach ihr geworfen. Ein Warnsignal und mahnendes Zeichen, endlich zu verschwinden. Pauline warf ihm einen Blick über die Schulter und streckte dem Peiniger die Zunge heraus.

Als der rote Lockenkopf hinter einer Tür, den langen Flur hinunter, verschwand, verschränkte Adam die Arme vor der Brust. Wie eine Statue verharrte er.

Gerade, als Evan das Wort an ihn richten wollte, erfüllte Adams Stimme von neuem die Wohnung: »Ich warte, Pauline!«

»Spielverderber!« Doch Adam überging ihre Beschwerde. Erst ein metallenes Klicken verriet, dass Pauline die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen hatte.

»So viel zum Thema anstrengende Mitbewohner«, seufzte Evan und warf einen mitfühlenden Blick auf Adam. Doch die erhoffte Empathie fand keinen Anklang. Adams Blick war grimmig, so, als hätte der Gast Hochverrat an seiner Sippe begangen. Die Sekunden vergingen, ohne, dass sich Adam eines Kommentars bediente. Scham überkam ihn, als sich Evan dem Napf bewusst wurde, in den er da hineingetrampelt war. Erst das tiefes Lachen ließ die Starre schmelzen, die ihn überfiel, je länger er auf erlösende Worte warten musste.

»Ich wollte euch nicht beleidigen«, murmelte Evan und spürte, wie die Verlegenheit seine Ohren glühen ließ.

»Mach dir darüber keine Gedanken«, lachte Adam, doch Evan schürzte peinlich berührt die Lippen. »Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt!«, murrte er leise.

Adam schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und führte ihn in der großen Bleiben herum. Eine offene Küche mit Kochinsel, die allerdings, gemäß Adams Worten, so gut wie nie benutzt wurde, bildete neben dem riesigen Wohnzimmer das Herzstück der Wohnung. Die Möbel erschienen ihm allesamt teuer und edel und Evan kam nicht umhin, sich zu fragen, wie ein Barkeeper einen solchen Luxus finanzierte. Doch Adam danach zu fragen, wagte er nicht. Zu sehr schwirrten ihm der Abend, der Heimweg und das Zusammentreffen mit Pauline im Kopf herum.
 

Das große, lederne Sofa lud zum Verweilen ein, doch Evan beschlich das unangenehme Gefühl, nicht länger willkommen zu sein. Die Wohnung, die Gespräche – es war dumm anzunehmen, dass der erste Kontakt zu einem Mann, den er flüchtig aus einer Bar kannte und dessen Präsenz ihn schier durcheinander brachte, länger anhielt und ihm diese nervige, immer wiederkehrende Unzulänglichkeit einmal nicht im Wege stand.

»Evan? Ist alles in Ordnung?« Kurz fuhr der junge Mann zusammen. So wortlos zu sein, missfiel ihm, doch wie sollte er sich benehmen, wenn die Anwesenheit Adams ihn kaum einen klaren Gedanken fassen ließ?

»Soll ich gehen? Ich sollte gehen ...«, schneller, als ihm lieb war, holperte ihm das Vorhaben von den Lippen.

Adam schnaubte lachend. »Bist du verrückt? Ich lasse dich noch nicht allein quer durch die Stadt ziehen!«

Beruhigend stieß Evan die angehaltene Luft aus.

»Du kannst hier auf der Couch schlafen, wenn du willst.« Adam ließ ein Zucken der Schultern erkennen.

Wie ein Hund, der auf eine Belohnung wartete, verharrte Evan, hing seinem Gegenüber beinahe an Lippen und hoffte auf ein – oder – das jedoch nicht erklang.

Mit einem schwachen Nicken gab sich Evan geschlagen. Seine Chancen rannen ihm durch die Finger wie Treibsand. Was hatte er sich nur gedacht? Dass die Begegnung mit diesem attraktiven Barkeeper vielleicht einen Neuanfang bedeutete? Warum wollte er sich auch unbedingt sicher sein, dass Adam einer Nacht nicht abgeneigt war? Auch wenn Evan an der Aussage festhielt, Adam sei jedem Menschen zugetan, der ihn fasziniere, galt dies auch ihm? Doch es schloss ihn nicht unweigerlich aus. Zu sehr mit sich und den Gedanken befasst, entging ihm, dass Adam still und leise verschwand.

Als dieser wieder ins Zimmer trat, trug er lediglich Shorts und Shirt, doch seine Arme blieben leer. Mit einem auffordernden Nicken bedeutete er Evan, ihm zu folgen.

Überschwänglich stolperte dieser hinter ihm her und schluckte, als Adam ihm gebot, keinen Lärm zu machen.
 

Zu Evans Erstaunen ähnelte das Refugium Adams dem Wohnzimmer. Kühler Industriecharme, mit Metallelementen. Es erinnerte ihn an den Lagerhausstil, was sich an den Wänden zeigte, denn die Mauersteine waren nur ab und an von einem Hauch Tapete bedeckt.

»Sehr … spartanisch?«, riet Evan vorsichtig.

Adam, hinter ihm stehend, lachte schnaubend und wechselte von der großzügigen Beleuchtung auf ein kleineres Exemplar. »Ich habe nicht viel für Kitsch übrig. Rau und ehrlich ist mir lieber, als eine Fassade, die bröckelt.«

Schweigend nahm Evan die Worte auf und musste sich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen.

»Setz dich! Vielleicht wirst du dann etwas lockerer«, gebot Adam ihm und ließ sich auf das Bett fallen, die Arme links und rechts von sich gestreckt. Evan neigte den Kopf. Auf einem Stapel GMA-Paletten hatte sich Adam eine kleine Oase der Ruhe geschaffen.

»Das ist wirklich cool«, brachte er hervor und ließ sich auf der Matratze nieder.

»Willst du so bleiben?«, fragte Adam und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Evan wagte es endlich, ihm einen Blick zuzuwerfen. »Was?«

Adam setzte sich auf und zupfte an seiner Kleidung. »Die Klamotten? Sei bloß nicht nervös. Du brauchst dich hier nicht zu genieren.«

»Bist du dir sicher?« Adams Auftreten wühlte sein Innerstes auf und machte ihm die Situation nicht erträglicher.

»Je gehemmter mein Gegenüber, desto forscher muss ich werden.« Evan biss sich auf die Lippen. Dass er noch immer die Winterjacke trug, sprach nicht für die Gastfreundlichkeit Adams, doch so, wie er den jungen Mann einschätzte, solle man nehmen, was man begehrte und das setzte selbstständiges Handeln voraus.

Evan erhob sich und schälte sich aus den derben, schweren Stoffen, die den Winter mit seinen Temperaturen fernhalten sollten.

»Wirf sie einfach über den Sessel«, sagte Adam und deutete auf das Möbel neben dem Fenster. Der Jacke folgten Pullover und Hose, doch die Schuhe stellte Evan sorgsam zusammen am Rand des Bettes ab.

Adam lachte leise. »Ich kenne dich noch nicht lange, Freund, aber ich denke, dass dir Unordnung zuwider ist.«

»Ist das so offensichtlich?« Evan verzog beleidigt das Gesicht.

Ohne eine Antwort klopfte Adam auf die Matratze. Nach einem innerlichen Zögern entschied Evan, der Forderung nachzukommen.

»Kannst du ein wenig Platz machen?«, bat er, sobald sein Rücken das Laken berührte.

Ein Murren erklang, doch Adam tat ihm den Gefallen. Das Bett schien groß genug, um mehr als zwei Personen zu beherbergen. Doch scheinbar stellte Adam seine Gäste gern auf die Probe.

»Na endlich«, nuschelte er und erntete einen fragenden Blick. Adams Augenbraue hob sich spöttisch, während seine Lippen ein amüsiertes Grinsen zierte. »Sag mir, was du willst, dann entscheide ich, ob ich dem nachkomme.«

Nur das Krächzen neben ihm verriet, welche Gedanken durch das blonde Köpfchen gegeistert sein mochten. Sekunden verstrichen, ohne das Worte fielen.

»Hey«, sacht stieß Adam ihn mit dem Finger in die Wange, »schläfst du schon?«

Evan biss sich auf die Lippen, vermied es, ihn anzusehen und nestelte unschlüssig am Saum seines T-Shirts. »Wenn ich so nervös bin? Wie sollte ich?«

»Bleib locker!«, riet Adam ihm, doch all das Mühen verlief sich in Vorstellungen, die beängstigend und faszinierend waren, die Evan kaum zu denken wagte.

»Du hast mich umgehauen, also im …«, murmelte Evan und spürte die brennende Verlegenheit, die seinen Körper hinaufzog.

Adam seufzte. »Ich verstehe schon. He, da ist nichts dabei. Ich bin Kummer gewohnt, denn es ist ein herbes Los, so verdammt gut auszusehen.«

Nun war es an Evan, leise zu lachen. »Um es mit deinen Worten zu sagen: Ich kenne dich noch nicht lange, Freund, doch ich denke, dass dir dein Selbstbewusstsein manchmal sehr zu Kopf steigt.«

Ein Brummen versicherte ihm, dass Adam mit seiner Antwort nicht zufrieden schien. »Hey«, hob Evan an, »hättest du mich wirklich nach Hause gehen lassen?«

»Nein, das sagte ich doch.« Adam verdrehte die Augen.

»Aber du hättest mich auf der Couch schlafen lassen?«, schnaubte Evan. »Warum hast du mir nicht angeboten, mit in dein Zimmer zu gehen?«

»Du bist doch hier«, fragend zogen sich ihm die dunklen Augenbrauen zusammen.

Evan versuchte das unsichere Kribbeln zu ignorieren. »Überlässt man dem Gast nicht die Wahl? Ein kleines 'oder' hätte mir ...«

Ein Laut, einem Grunzen nicht unähnlich, ließ die Matratze beben. Seufzend wischte sich Adam das Gesicht. »Das Leben ist zu kurz, denn alles wird mit einem wenn, aber, oder verkompliziert. Ausweichen kommt für mich nicht infrage und selbst wenn eine Wahl besteht, und man Entscheidungen abwägen muss, kostet es nur Zeit und Energie. Deshalb, nimm dir alles, was du kriegen kannst. Nur so kannst du das erreichen, was du willst. Sofern du weißt, was du willst.«

»Ich wollte dich nicht wütend machen«, murmelte Evan entschuldigend.

Abermals seufzte Adam auf. »Hast du nicht.«

Als Evan Anstalten machte, das Bett zu verlassen, langte Adam nach ihm. Seine Finger umfassten das Handgelenk des jungen Mannes, der abrupt innehielt. »Du willst doch nicht wirklich gehen, nur weil wir eine kleine Diskussion hatten? Evan, hey, es … was hast du dir denn vorgestellt?«

Ihm sanken die Schultern herab und Adam bemerkte, dass es Evan nicht anders erging. Die Anspannung fiel von ihm ab und er ließ sich zurück auf die Matratze sinken.

»Ich weiß es nicht«, gestand Evan und spürte, wie die warme Hand von ihm abließ und plötzlich seine Schulter drückte. »Ich weiß nicht, was ich hier tue, was ich mir vorgestellt habe.«

»Irgendetwas muss es gewesen sein, sonst wärst du nicht hier.« Adam rückte zu ihm auf. »Stört es dich, dass ich auch etwas mit Frauen habe?«

Evan schnaubte, verletzt, aller Hoffnung beraubt und schämte sich, ein solches Drama zu veranstalten. »Was du tust, geht mich nichts an. Mit wem du … verkehrst.«

Das Beben in seinem Rücken ließ die Schmach gedeihen. »Du hast recht. Es geht dich nichts an. Evan, lass uns ehrlich sein, okay?«

Schwach nickte Evan.

»In Ordnung«, begann Adam und richtete die Klinge des Verderbens direkt auf Evans Herz. »Ich habe One Night Stands. Punkt. Ich habe Beziehungen. Punkt. Ich mag Männer und ich mag Frauen. Ich mag es, mich faszinieren zu lassen. Du faszinierst mich, Himmel, die halbe verdammte Bar sprüht vor schillernden, anziehenden Persönlichkeiten und manchmal findet so ein kleines Leuchten auch den Weg zu mir nach Hause.«

»Verstehe«, beklommen sank ihm der Kopf auf die Brust.

»Es muss nicht immer in einer wilden Nacht enden«, erklärte Adam. »Es sei denn, du bestehst darauf. Wir können reden, wir können vögeln, wir können reden, während wir vögeln, obwohl das kontraproduktiv wäre.«

Ein Zucken der Schultern, in einem grunzenden Laut mündend, erleichterte Adam den Augenblick. Evan schien ein komplizierter Charakter zu sein und Adam war sich nicht sicher, ob er die vielen Knoten auflösen wollte.
 

Lang schon lag er wach, hatte kaum eine Stunde Ruhe gefunden und nur dem leisen Atem gelauscht, der neben ihm erklang. Der aufgehenden Sonne bot sich kaum Gelegenheit, durch die schweren Wolken einen Blick auf die Stadt zu erhaschen. Spärlich warf der Tag sein Licht in das Zimmer, das ihm fremd war. Kühl, abweisend und starr. Auch wenn Adam ihm weismachen wollte, dass es sich um funktionale Möbel handelte, so wirkte alles beängstigend gradlinig. War ihm all das im Nebel des Wollens entgangen? Er hatte sich von dem Mann hinter der Bar verzaubern lassen und war überrascht, dass das Interesse des Barkeepers auf Gegenseitigkeit beruhte.

Doch bis auf einen Kuss, der beiden wohl schwer im Magen lag, war nichts geschehen. Adam, großspurig und sich nachgiebig zeigend, bog und wendete das Blatt dennoch unbemerkt in bevorzugte Richtungen. Und auch wenn Sympathie und Anziehungskraft ihm für den vergangenen Abend den Verstand berieselt hatten, so erschien ihm der Morgen nicht weniger grau, als das Wetter an der Ostküste beschrieb.

Ein Summen erregte seine Aufmerksamkeit. Evan warf einen Blick neben sich, doch Adam lag, den Rücken ihm zugewandt, auf der anderen Seite des Bettes und ließ keinerlei Regung erkennen. Das Summen erwies sich als Vibrationsfunktion eines Telefons, das auf dem kleinen Glastisch, der unweit des Sessels stand, munter surrte.

Leise entschlüpfte er dem Bett, tapste auf den Tisch zu und erkannte nur einen Namen aus drei Buchstaben bestehend. Der Anrufer erwies sich als hartnäckig und stellte sich dem neugierigen Fremden als Vic zur Schau. Auch wenn ihn die Neugierde trieb, so musste die Privatsphäre gewahrt bleiben. So klaubte Evan seine Habe zusammen und schlich aus dem Raum. Er brauchte nicht lang, um fündig zu werden, denn das Bad lag Adams Zimmer gegenüber. Still war es in der Wohnung. Evan schloss die Tür hinter sich und starrte in das übermüdete Gesicht seiner selbst.

Die Stoppeln am Kinn, das Haar zerwühlt, doch was diese unpassende Frisur dem Kissen geschuldet und keinen gierenden Fingern, die nicht an sich hielten. Ein Schwall kaltes Wasser klärte ihm die Gedanken. Es war ein Versuch, erklärte er sich. So fuhr er flink in Hemd und Hose, streifte den Pullover wieder über den Kopf und trat auf den Flur hinaus.

Ein Scheppern drang ihm an die Ohren. Er neigte den Kopf und sah, wie sich Pauline am Kühlschrank bediente. Auf der Arbeitsfläche verharrten eine handvoll Eier sowie Vorratsdosen, die mit Zucker und Mehl beschriftet waren. Sie war in ihrem Tun versunken, dass sie das Näherkommen Evans nicht bemerkte.

»Guten Morgen«, nuschelte er und fuhr sich verlegen durch die zerzausten, blonden Strähnen.

Pauline zuckte zusammen und ihr entkam ein spitzer Schrei, der jedoch für den Rest des Hauses ungehört blieb.

»Evan, richtig?«, riet sie und erntete ein bejahendes Nicken, »du hast mich erschreckt.«

»Das tut mir leid.« Evan wagte kaum, einen weiteren Schritt zu tun.

»Kein – kein Problem, ich ...«, Pauline schüttelte den Schrecken ab, »ich habe nur nicht so früh mit jemanden gerechnet. Habe ich dich geweckt? Adam schläft noch, nehme ich an?«

Kaum wissend, auf welche Frage er zuerst reagieren sollte, biss sich Evan auf die Lippen. »Nein, ich … war schon etwas länger wach.«

»Harte Nacht, hm?«, fragte sie und verschwand in den Untiefen des Schrankes.

Evan schnaubte.

Pauline, auf der Suche nach einer Pfanne, tauchte wieder auf, den Mund mitfühlenden verzogen. »Das mit gestern Abend, oder heute Morgen, tut mir leid. Ich wollte euch das Date nicht vermiesen. Manchmal … spreche ich schneller, als ich denke und ich wollte dir auch nicht über den Mund fahren oder Angst machen, es ist nur … Adam ist ziemlich flatterhaft.«

Evan zog es vor, nicht weiter in das Wespennest zu stechen und war dankbar, dass Pauline es dabei bewenden ließ und keine weiteren Worte anführte, stattdessen fragte sie: »Hast du hunger? Ich mache Pancakes. Willst du Kaffee?«
 

Der süßliche Duft von Pancakes umspielte ihm die Nase und bald schien das gesamte Wohnzimmer von einem zuckerigen Nebel erfüllt.

Der Kaffee war stark und doch schien dieses Gebräu ihm die Lebensgeister zu wecken. Auch die Pfannkuchen waren nicht zu verschmähen. Ihm kamen die Kuchen seiner Grandma wieder in den Sinn.

»Du solltest Köchin werden«, erlaubte sich Evan anzumerken, nachdem der fünfte Pancake ein jähes Ende fand.

»Ob du es glaubst, oder nicht«, gab Pauline zurück und schwenkte den metallenen Pfannenwender wie ein Dirigent seinen Taktstock, »ich habe daran gedacht.«

Grinsend neigte Evan den Kopf, ehe er sich den Rest des Ahornsirups aus dem Mundwinkel leckte. »Und was machst du stattdessen?«

»Studieren«, betreten senkte Pauline die Schultern. »Wirtschaftswissenschaften.«

Evan verzog das Gesicht. »Und es macht dir ganz viel Spaß.«

Pauline verdrehte die Augen und schüttelte mit trauriger Miene den Kopf.

»Ich hatte angenommen, da dein Bruder eine Art Freigeist zu sein scheint, dass sein Verhalten auf dich abgefärbt wäre?« Mit dem Finger rührte Evan in den zuckerigen, bräunlichen Resten des Sirups herum.

Ein leises Lachen quoll ihr von den Lippen. »Und du, Evan? Was trieb dich von der warmen Sonne Kaliforniens an die kalte, raue Ostküste?«

»Ein Tapetenwechsel«, sagte er knapp.

Verstehend nickte Pauline, doch bohrte sie nicht weiter nach. »Ich hätte jetzt einen Studienplatz erwartet.«

»Ich weiß noch nicht, was mich hier erwartet. Ich probiere mich aus.« Die Schultern zuckend beließ es Evan dabei. »Ich sollte nach Hause gehen.«

»Schon? Und was ist mit Adam?«, verdutzt blinzelte Pauline. »Lief es denn so schlecht zwischen euch? Schade, denn weißt du, ich biete nicht jeder seiner Bekanntschaften auch Pancakes an.«

Evan zwang sich zu einem Lächeln. »Die sind wirklich gut. Überleg es dir noch mal, ob ein Studium wirklich das ist, was du mit deinem Leben anfangen willst.«

Pauline verdrehte die Augen. »Du klingst genau wie meine Mutter, und Adam und … alle anderen.«

Evan zuckte mit den Schultern. »Dann solltest du das bedenken. Danke für das Frühstück und grüß deinen Bruder von mir.«

»Hey, jetzt warte doch mal!« Pauline eilte ihm nach. »Habt ihr Telefonnummern ausgetauscht?«

»Nein, warum? Ein One Night Stand bleibt ein One Night Stand.« So sehr es ihn auch schmerzte, wäre es für beide wohl eine Erleichterung, einander aus dem Wege zu gehen. »Es hat mich gefreut, Pauline.«

»Bye, Evan.« Das letzte, was Evan sah, war ehrliche Betroffenheit in dem Gesicht des Mädchens, ehe der Bronx den Rücken kehrte und den Diamond District fortan mied.

3. Der Kellner ~ UNVERHOFFT KOMMT OFT


 

3

Der KELLNER

UNVERHOFFT KOMMT OFT
 

Die Erinnerungen an jene Zeit suchten ihn immer dann auf, wenn Evan es nicht hätte erwarten können. Und letztendlich war New York City wie jede Großstadt. Irgendwann hatte man alles gesehen, beinahe jede Ecke kennengelernt, die verschiedenster Leute getroffen und das Leben ziehen lassen.

Als es Evan vor zwölf Jahren aus Kalifornien nach NYC zog, hatte er nichts weiter als einen guten High-School-Abschluss in der Tasche, zwei Koffer gefüllt mit Klamotten und anderen Habseligkeiten und das Glück, in Greenpoint eine Bleibe zu finden.

Es erschien ihm wie Fluch und Segen zugleich, die Mitbewohner an seiner Seite zu wissen. Doch mit den letzten Jahren hatte sich viel verändert.

Collin, Nerd und ewig gelangweiltes Computer-Genie, hatte sein Talent nach Silicon Valley geführt. Die Ironie des Ganzen blieb weder ihm, noch Evan verborgen, als ihn eine namhafte Firma kontaktierte und abwarb. Zu ihm hielt Evan bis zum heutigen Tage eine enge Bindung aufrecht und wann immer es ihn nach Los Angeles zog, gehörte ein Besuch bei seinem guten Freund dazu.

Cynthia hatte es bei der ColorsOfNY-Werbeagentur zu Ruhm und Ansehen gebracht und war nicht weniger gefürchtet, als eine gewisse Chefin eines Modemagazins, deren Geschichte in Büchern und einem Film mündete. Nicht selten fragte sich Evan, ob nicht auch ein Film über seine ehemalige Mitbewohnerin ein Kassenschlager werden würde. Doch seit gut einem halben Jahr drehte sich Cynthias Welt nicht mehr länger um Aufträge großer Konzerne. John Niklaus war der Mann, der ihr das Herz raubte, auch wenn er noch nicht viel von dem verstand, was das Leben ausmachte.

Wie einst von Adam prophezeit, fand die Verbindung zwischen Cynthia und Craig Davis ein jähes Ende. Beide gingen ihrer Wege und fanden neue Gefährten. Cynthias letzte ernsthafte Beziehung verlor sich vor sieben Monaten in einem Disput aus Vorwürfen. Weinend stand sie in der größten Julihitze vor Evans Tür, hochschwanger und nicht wissend, wohin mit sich und dem Kind. Evan, von Panik erfüllt, holte den engen Freund aus dem fernen San Francisco nach New York zurück, um der jungen Frau beizustehen. Zum Dank machte sie den beiden ehemaligen Mitbewohnern das wohl größte Geschenk, indem sie den kleinen Jungen nach ihnen benannte. Dass es dabei zu Abwandlungen der Namen kam, tat der Liebe keinen Abbruch. Evan half der jungen Mutter wieder auf die Beine und auch Collin erklärte sich bereit, seine Tätigkeit zurück in seine Heimat zu verlegen. So erwuchs aus dem einstigen Trio nun mehr ein Quartett, das den Hürden des Lebens trotzen musste.

Und Evan?

Noch immer war er auf der Suche, die beinahe endlos schien. Was wollte er tun, wer wollte er sein? Er versuchte sich darin, Leuten Autos zu verkaufen. Doch niemand, der in New York City wohnhaft war, benötigte einen teuren, fahrbaren Untersatz, wenn Cabs und Subway die Massen an ihre Ziele trugen. Er arbeitete in Kinos, ein Umstand, der selbst bei Cynthia großes Interesse hervorrief, doch mit der fortschreitenden Technik war diese Art der Filmvorführung nicht mehr länger gefragt, da Streaming-Dienste den Markt beherrschten. Zwar suchten noch immer viele Interessierte ein solches Lichtspielhaus auf, allerdings musste auch Hollywood ein Einsehen haben, dass große Filme ihren Reiz verloren. Und wie viele Stars und Sternchen waren nunmehr Gesichter von Serien, die mehr Geld in die Kassen spülten als ein großer Leinwandhit?

Evan besuchte Kurse, die sich dem Kulinarischen verschrieben. Er lernte kochen, backen und fand eine Anstellung in einem edlen Restaurant, das sich alsbald mit einem fünften Michelin-Stern rühmen durfte. Dort brachte er es durch Fleiß, Empathie und Durchhaltevermögen nicht nur zum Oberkellner sondern auch zum Maître, der mit dem Chefkoch und Sommelier die Speise- und Weinkarten erstellte.

Und wenn es schon nicht mit den Männern funktionieren wollte, dann doch endlich mit einem Job, der ihm Freude brachte und keine Bauchschmerzen bescherte.
 

Die Nacht war kurz, denn Johnny bekam die ersten Zähnchen und raubte seiner Mutter den Verstand. Weinend standen beide in der Diele, John auf Cynthias Arm, quengelnd und schreiend.

»Ich habe es versucht, wirklich«, jammerte Cynthia erschöpft und überreichte den Kleinen an Evan, sobald dieser durch die Wohnungstür trat. »Evan, bitte, hilf mir. Er nimmt den kalten Beißring nicht, will nichts essen, ist heiß wie eine Kartoffel und ...«

»Der Vergleich hinkt, findest du nicht?« Evan zog die Augenbrauen zusammen, bemühte sich jedoch, das Kind ruhig zu stellen. »Hast du es mit Tee versucht?«

»Ich habe sogar Collins geheimen Vorrat durchstöbert, aber der Typ ist sauber. Warum ist er sauber? Warum gibt es in diesem Haus nichts und niemanden, der mir helfen kann?«, jaulte Cynthia auf.

»Du warst also an meinem Geheimversteck?!« Collin steckte den Kopf in den Flur. »Das ist Traubenzucker, Cynthia!«

»Wer's glaubt!«, fauchte diese halbherzig und wandte sich dann abermals an Evan. »Ich … muss … schlafen.«

»So, wie du aussiehst, könntest du bei The Walking Dead mitspielen, ganz ungeschminkt«, lachte Collin.

»Die letzte Staffel ist abgedreht«, zischte Cynthia.

»Ach? Wer ist jetzt der Nerd?!«, verlangte Collin zu wissen.

»Psst, halt die Klappe!« Cynthia sah zu Evan und ihrem Jungen, der sie mit großen Augen musterte.

»Macht weiter, ihm gefällt es«, grinste Evan, den Kleinen fest im Arm haltend.

Erleichtert entließ Cynthia die angehaltene Luft aus ihren Lungen. »Gut, Collin, ich brauche etwas von deinem seltsamen Tee.«

»Cannabis ist mittlerweile frei verkäuflich, Miss Ruben-Belcher«, rief Collin ihr in Erinnerung.

»Ihr zwei habt mir wirklich gefehlt, wisst ihr das?«, fragte Evan und schüttelte lachend den Kopf.

Er begab sich ins Wohnzimmer und wippte den kleinen John auf den Knien. Collin hatte sich wieder an den großen Monitor verzogen, während Cynthia mit einer dicken Wolldecke in den Raum schlurfte und es sich auf dem großzügigen Sofa gemütlich machte.

»Hatten wir es uns nicht zur Tradition gemacht, jedes Jahr nach China Town zu fahren?«, warf Evan in die Runde.

»Jetzt, um diese Uhrzeit? Mit dem Kleinen?« Cynthias Wimmern brachte auch ihren Sprössling dazu, gefährlich mit der Unterlippe zu zittern.

»Schon gut, schon gut«, lenkte Evan ein. »Es war ein Vorschlag.«

»Ich bin müde. Wir können morgen nach Manhattan fahren«, gähnte Cynthia.

»Da, jetzt erlebst auch du endlich einmal den Stuss, den diese übermüdete Frau jeden Tag von sich gibt!«, rief Collin aus und warf die Hände in die Luft.

»Wir wohnen nicht mehr in Greenpoint, sondern auf der Upper West Side, Cyn«, erinnerte Evan sie, doch die junge Frau war bereits in die Sphären tiefster Ruhe geglitten.
 

Köche kamen und gingen, denn leider besaßen nur wenige den nötigen Biss, den rauen, harten Tönen der Küche standzuhalten. Vor ein paar Tagen erst hatte einer der Jungköche das Handtuch geworfen, doch die Mehrarbeit musste gehandhabt und Dienstpläne neu geschrieben werden.

Und so überraschte es Evan kaum, das binnen kurzer Zeit ein neues Gesicht in den Räumen zu sehen war. Umso verblüffter war er jedoch, dass ihm die roten Locken mehr als vertraut waren.

»Evan? Hey, großartig siehst du aus. Was tust du hier?«, rief Pauline ihm entgegen, die nichts von ihrer übersprudelnden Art verloren hatte.

»Dasselbe könnte ich dich fragen, aber dein Aufzug verrät mir, dass du unseren siebten Koch ersetzen möchtest?« Evans Lachen wehte durch die Küche.

Töpfe klapperten, Befehle wurden gebrüllt. Evan zog eine entschuldigende Miene.

»Ach, lass nur. Ich bin Kummer gewohnt«, sagte Pauline und wusste nicht, wie ähnlich sie doch in diesem Moment ihrem Bruder war.

»Wolltest du nicht studieren?«, hakte Evan nach, spürte allerdings die bohrenden Blicke der Köche im Rücken. »Vielleicht sollten wir das auf einen späteren Zeitpunkt verlegen.«

Wortlos nickte Pauline seinen Vorschlag ab, stellte sich selbst den neuen Kollegen vor und schlug sich wahrlich tapfer im Umgang mit der Zwischenmenschlichkeit.

Sowie es ihm gelang, Pauline in ihrer Pause zu erwischen, gesellte er sich zu ihr. Auf dem Hinterhof, wo die Zulieferer parkten, stand der kleine, rothaarige Wirbelwind zog genüsslich an der Zigarette, die zwischen den bibbernden, blassen Lippen klemmte.

»Alles in Ordnung, Pauline?«, zögernd richtete Evan das Wort an sie.

Doch Pauline hatte nur ein nervöses Kopfnicken für ihn übrig. »Es ist kalt, und verdammt noch mal, wie hast du es hier so lange ausgehalten und es sogar zum Oberkellner gebracht? Ich weiß ja jetzt schon nicht mehr, wohin mit dem ganzen Angstschweiß. Mein Shirt kann ich getrost in den nächsten Müllcontainer werfen, so zerfressen wie es ist.«

Jedes ihrer Worte wurde von einem Zittern begleitet, doch Evan hoffte, dass die eisigen Temperaturen dafür verantwortlich waren.

»Mach dir keine Sorgen, Evan. Ich packe das hier schon, irgendwie ...«, klappernd schlugen ihr die Zähne aufeinander, ehe Pauline den Kippenstummel auf den Betonboden warf und ratschend austrat.

»Vielleicht ist es kein guter Zeitpunkt«, hob Evan an, als beide in das warme Innere des langen Ganges traten.

»Ist es doch nie, oder Evan?« Ihr Zwinkern machte es ihm nicht leichter.

»Du musst verdammt gut sein, wenn du dir diesen Job und die Stelle ausgesucht hast.« Sein Versuch, den Fokus auf etwas anderes zu lenken, nahm Pauline zu gern auf.

»Bin ich.« Das Selbstbewusstsein teilte sie sich definitiv mit ihrem Bruder. »Ich war zwei Jahre in Paris, dann drei Jahre in England und für vier Jahre abwechselnd für sechs Monate in Deutschland, Österreich und auch der Schweiz.«

Röchelnd rang Evan nach Luft. »Wow, und … wenn du all das mitgenommen hast, warum bist du dann hier? Ich meine hier

»Für alle anderen Restaurants und Hotels bescheinigte man mir eine Überqualifizierung. Ich bin schließlich ein Naturtalent.« Stolz schob Pauline die Brust vor.

Dem konnte Evan nichts entgegenbringen. »Deine Pancakes waren wirklich super.«

»Ich weiß, und für euer kleines, bescheidenes Restaurant steige ich nur zu gern von meinem hohen Ross herunter und lasse mich von einem grunzenden, schmierigen »The Rock«-Abklatsch in viel zu enger Jacke, anschreien. Ich bin zu gut für diese Welt.« Theatralisch wischte sie sich eine nicht vorhandene Träne aus dem Augenwinkel, ehe sie Evan einen Knuff in den Oberarm versetzte. »Na los, gehen wir zurück an die Arbeit. Sonst muss ich mich wirklich noch nach einem neuen Job umsehen, in die Selbstständigkeit wechseln und eurer kleinen Kaschemme den Oberkellner abluchsen.«

Evan schnaubte lachend, doch ihre Worte hinterließen einen bitteren Beigeschmack. »Habe ich dir damals erzählt, dass ich aus L.A. stamme?«

»Was? Nein, nur, dass du aus Kalifornien kommst. Allerdings habe ich Adam ausgequetscht wie eine Zitrone.« Siegessicher reckte die kleine Frau die Faust in die Luft.

Evan stutzte, dann quoll ein kleines Lachen aus seiner Kehle empor. »Du hast ihn ausgequetscht? Wieso?«

»Aus Solidarität«, Pauline verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern, »denn von all seinen Bekanntschaften, warst du mir der Sympathischste.«

»Du bist ein echtes Goldstück, Pauline.« Kurz zog er sein Gegenüber in eine feste Umarmung.

Ein grunzender Laut erklang. »Erzähl das mal »The Rock« da drinnen«, gab sie zurück und deutete auf die Schwingtür zur Küche.

»Mach dir nichts draus. Er ist nur wütend weil ...«, hob Evan an.

»Weil ich ein Mädchen bin?« Pauline sah mit großen Augen zu ihm auf, doch ihr Gesicht barg Kampfgeist.

Evan seufzte zustimmend. »Ja, und weil du mehr Eier hast, als er.«

»Das habe ich wirklich«, eiligst hielt sie ihm eine Palette frischer Eier entgegen. »Die sollte ich mitbringen. Für die Desserts.«

Mit jenen Worten wandte sie sich zum Gehen und verwandt in der Küche.
 

Dass dieser Tag für ihn weit mehr als nur eine freudige Nachricht bereithielt, konnte Evan kaum glauben. Gegen den frühen Abend ließ ihm Cynthia einen Text zukommen, dass der erste Zahn des kleinen John endlich durchgebrochen war. Ihre Erleichterung war beinahe greifbar und Evan kam nicht umhin, dümmlich vor sich hin zu grinsen. Neben leichtem Fieber und den anderen, unschönen Dingen, die so ein kleines Wesen produzierte, glich jeder noch so mikrokosmische Erfolg einem weiteren Schritt auf dem Weg durch das Wunder des Lebens.

»Evan?« Lydia Mason, die Managerin des Lokals, winkte ihn zu sich. Unschwer erkannte Evan das Klemmbrett, auf dem die Reservierungen vermerkt waren. Kurz überflog er die Liste an Namen. Er kannte niemanden, das tat er nie. Mochten die Prominenten auch noch so häufig im Restaurant einkehren und speisen, jede Buchung unterlag der Verschwiegenheit. Bedächtig nickte er die heutige Aufstellung ab. In seiner bisherigen Laufbahn geschah es selten, dass Lydia um die Identität der Besucher wusste. Als Chefin musste sie präsent sein, die zahlungskräftige Kundschaft begrüßen. Es war jedoch an Evan, die Gäste an die Tische zu führen, ihnen Speisen und Getränke zu empfehlen und die Kellner damit zu betrauen, die Bestellungen fachgerecht zu servieren.

Und es glich beinahe einem Ritual, dass Cynthia sich auf die Lauer legte, kaum, dass Evan durch die Wohnungstür trat, ihm die Jacke abnahm, ein Glas Wein in die Hand drückte und verlangte, er möge ihr alles haarklein berichten, wer in seinem Restaurant dinierte. Auch dieser Abend würde keine Ausnahme sein.

In den Privaträumen des Genusstempels zupften die Angestellten die Garderobe zurecht. Keine Fluse, kein Haar, nicht einmal ein Staubkorn durfte auf dem schwarzen Stoff der Jacketts zu sehen sein. Eleganz und Stil waren das Aushängeschild des Hauses, nicht nur, was die Bekleidung anbetraf. Die Zutaten waren frisch und oft noch so lebendig, dass selbst eingefleischte Köche mit jahrelanger Erfahrung nur mit Schild, Visier und Schwert dagegen ankamen. Durch die hervorragende Qualität hatte sich das Restaurant schnell einen Namen gemacht und da nicht selten hochrangiges Klientel einkehrte, war der letzte Stern in greifbarer Nähe.

Als Maître oblag es ihm, die edle Kundschaft in Empfang zu nehmen, zeitlich so gestimmt, eine wartenden, übellaunigen Meute zu umgehen. Die Termine wurden in festen Takten vergeben, damit Evan in Ruhe und Gemach den Gästen das Gefühl geben konnte, willkommen zu sein.

Sorgfältig wurden Namen, Datum, Uhrzeit und Personenzahl in das große Buch übertragen, um der Korrektheit der Reservierung nachzugehen. Am Pult, im Foyer stehend, begrüßten Mrs. Mason und Evan die eintreffende Schar.
 

Die Zeiger krochen in gemächlichem Tempo voran. Gegen einundzwanzig Uhr betrat eine Frau den Empfangsbereich und hielt geradewegs auf Evan zu. Ein bodenlanger, dunkler Mantel verbarg die klackernden Stilettos, das rabenschwarze Haar war kunstvoll drapiert und wenn er sich nicht täuschte, so hingen echte Diamanten an ihren Ohren herab. Das Make-up war dezent, nicht aufdringlich und die Fingernägel in einem tiefen bordeauxrot lackiert.

Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln, blickte jedoch fortwährend über ihre schmale Schulter hinweg zu den gläsernen Schwingtüren, als erwarte sie einen weiteren Gast. Da sich dieser zu verspäten schien, wandte sie sich dem jungen Mann zu.

»Victoria Sander und Begleitung«, hauchte sie.

Pünktlich, wie es erwartet wurde. Zufrieden setzte Evan einen kleinen Punkt hinter dem Namen. Diese Frau war ihm nicht bekannt. Doch wilde Spekulationen und Mutmaßungen waren vollkommen fehl am Platze. So konnte sie Geliebte oder Schwester eines gut verdienen Herren sein. Und dieser selbst Chirurg, Richter, oberster Polizeichef. Oder sie war Designerin, die nächste Anna Wintour oder Glenda Bailey?

Als die Türen ruckartig aufgerissen wurden, wandelte sich die freundliche Miene der Dame in Empörung. Evan hob den Blick von dem Eintrag um zu sehen, welcher Unhold einen solchen Radau veranstaltete. Ihm gefror das Blut in den Adern.

»Es tut mir leid. Der Verkehr. Du weißt doch selbst, dass New York City zu jeder verdammten Tageszeit die Hölle ist.« Eine Stimme wie Samt und der er stundenlang hätte lauschen wollen. Doch dieses Vergnügen hatte er sich versagt. So lang war es her und beide einander aus dem Weg gegangen, ganz gleich, zu welcher Gelegenheit sie aufeinander trafen. War es Zufall, oder spottete Fortuna über ihn?

Eine Party auf dem Dach, nur wenige Monate nach seiner Flucht. Ein Versehen, das geschah, als er ihm unabsichtlich mit dem Einkaufswagen auffuhr. Der Griff nach einer Flasche teuren Tropfens, keine zwei Jahre zuvor.

»Hör auf, zu fluchen!«, gebot ihm die Dame. »Deine Kinderstube ist ganz fürchterlich.«

Doch statt eines Widerwortes, starrte der Neuankömmling auf den Punkt, der Evans Position beschrieb.

»Da ist sie auch schon, meine Begleitung«, erklärte Victoria Sander und hielt Adam auffordernd den Arm hin. Starr und steif verharrte dieser jedoch. Erst als ein räuspernder Laut zu vernehmen war, kam Adam der Bitte nach.

Evan schluckte an dem Kloß, der sich in seine Kehle verbarrikadierte und zwang sich ein tapferes Lächeln ins Gesicht, ehe er das Duo an den Tisch eskortierte.
 

Wenngleich die Frau sein fehlendes Benehmen bemängelt hatte, so war Evan dieser Augenblick sehr unangenehm, als er ihr den Stuhl zurechtrückte, ihm Adam jedoch in die Quere kam.

Als habe er sich die Finger am Ofen verbrannt, nahm Adam Abstand von dem Versuch und überließ es dem Maître, jener Tätigkeit nachzukommen.

Evan musste Professionalität beweisen und durfte sich von dem Mann aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Doch auch, wenn beide in den letzten Jahren vagen Kontakt hielten, war ihm nicht wohl. Geschickt wählte er Worte, empfahl die edelsten Gerichte und teuersten Weine. Mit einem Kopfnicken, das beiläufig und beinahe unbemerkt blieb, huschte eine junge Dame an seine Seite, die er den Gästen als Brinley vorstellte.

»Sie wird Ihnen für diesen Abend zur Verfügung stehen.« Folgsam nickte die adrette Blondine Evans Erläuterungen ab.

Lächelnd trat er den Rückzug an, um sich wieder in das Foyer zu begeben. Wie damals schlotterten ihm die Knie. Doch viel Zeit, um über diesen peinlichen Fauxpas erschüttert zu sein, blieb ihm nicht, da Lydia, einer Hyäne gleich, bereits auf ihn wartete.

»Evan!«, zischte sie und warf ihm einen drohenden Blick zu. Angst kroch ihm vom Rücken die Kehle hinauf. »Weißt du, wer das ist?!«

Verdattert blinzelte er, unsicher darüber, welcher Fehler ihm unterlaufen war. Mit ihren spitzen Nägeln tippte Lydia auf den Namen, den Evan zuletzt mit einem Punkt markiert hatte.

»Victoria Sander«, knurrte sie, wütend und von Angst gepackt. »Ich habe Gerüchte gehört, dass sie wieder in der Stadt sei, doch wer hätte ahnen können, dass eine Berühmtheit hier einkehrt?«

Evan neigte den Kopf. Es war hinreichend bekannt, dass Stars, Sternchen und ähnlich Vermögende in ihrem Restaurant speisten.

»Evan, weißt du denn nicht, wer diese Frau ist?«, fauchte Lydia mit hochroten Wangen. Bevor er in ein erneutes Fettnäpfchen zu treten drohte, zog Evan es vor, schweigend die aufkommende Anspannung abzuwarten.

Zitternd rang seine Chefin nach Atem. »Vic J. Sanders

Als Evan noch immer nicht vor Ehrfurcht erstarrte, stieß Lydia einen missbilligenden Seufzer aus. »Vic J. Sanders?! Sie hat sich einen Namen unter den Restaurantkritikern gemacht. Sie ist berüchtigt und ihre Bewertungen gefürchtet.«

Evan seufzte, angesichts der Flut an Unglück, das ihn ereilte.
 

Eine gutsituierte Frau und Adam? Die Gedanken rollten sich ihm von einer Seite auf die andere. Sie kratzten und nagten an den Erinnerungen. Er zwang solch Gespinste, die seinen Verstand umwoben, in die Tiefen zurück, aus der sie emporkamen. Er musste den Fokus auf seine Arbeit lenken, musste konzentriert und achtsam bleiben. Zu seiner Zerstreuung betrat ein Pärchen das Foyer und rückte so auch Lydia wieder den Kopf zurecht. Ihr Zittern blieb ihm jedoch nicht verborgen.

»Beruhige dich! Deine Anspannung flimmert bis nach Connecticut!«, murmelte Evan eindringlich. »Wenn wir durch dich keinen Strom mehr haben, kannst du gleich abschließen und den Schlüssel wegwerfen!«

»Du hast recht. Ich … ich sollte … mir ist schlecht.« Gemäß ihren Worten konnte nicht einmal mehr das Make-up den Umstand übertünchen, dass Lydia einem Nervenzusammenbruch nicht mehr weit entfernt war.

Ein leises Räuspern verlangte die Aufmerksamkeit von Maître und Managerin. Mit einem vornehmen Knicks, und einer nicht weniger vornehmen Blässe im sommersprossigen Gesicht, verharrte Brinley Connerly auf der Schwelle zum Foyer. Lydia straffte die Schultern, als habe man mit einer Trillerpfeife nach ihr gerufen.

»Die Herrschaften wünschen Evan an ihrem Tisch.« Die Heiterkeit, die Brinley ausmachte, schien fortgewischt. Sie barg die zitternden, klammen Finger hinter dem Rücken und tat einen Schritt zur Seite, um Evan ungehindert passieren zu lassen.

Lydia neigte den Kopf, öffnete die blutleeren Lippen, jedoch nicht ohne die Zähne zu blecken. »Auf! Evan!«

Mit einer fauchenden, hysterischen Chefin im Nacken, durchquerte Evan den Raum und trat an den Tisch heran. Der Höflichkeit Willen, wandte Evan sich erst der Dame zu, ehe er Adam ein knappes Nicken zukommen ließ.

Victoria schloss die Speisekarte und blickte mit ausdrucksloser Miene zu dem Maître auf. Für Evan glich dieser Moment einem Gang zum Schafott. Da er nun um die Identität der Dame wusste, versuchte er in ihrem Gesicht eine Regung des Wohlwollens zu erkennen. Sie wirkte jung, beinahe jugendlich, doch Sympathie fand er nicht.

Sie trug ihre Wünsche vor, die Evan mit lobenden Worten unterstrich. Kaum merklich huschte sein Blick zu dem Mann, dessen Miene nichts von seinen Empfindungen preisgab. In dieser Hinsicht schienen beide einander zugetan.

»Ich nehme das Rind, Medium Well.« Ohne Evan anzusehen, reichte Adam ihm die Karte.

»Du gibst dich nicht mit weniger zufrieden, nicht wahr, Adam?« Victorias Stimme klingelte ihm in den Ohren.

Adam schnaubte leise, sich dem Umstand offenbar bewusst, in welchen Kreisen er sich bewegte. »Manchmal muss es schnell gehen.«

Mit einem knappen Kopfnicken wandte sich Evan zum Gehen, übergab Brinley die Speisekarten und marschierte in Richtung Küche.

In ihm kochte die Wut. Als Lydia versuchte, seinen Abgang mit mahnenden Worten zu unterbinden, warf er ihr einen Blick über die Schulter zu und verwies sie mit einem Fingerzeig an das Pult zurück. »Ich bin gleich wieder da!«

Verdutzt rang Lydia nach Atem, während Brinley eilig das Weite suchte, um dem Gewitter zu entgehen, das unweigerlich aufzog. So war Mrs. Mason an das Foyer gebunden und Evan stürmte den Küchenbereich. Die Köche sahen nicht auf, nahmen die Bestellungen unkommentiert entgegen.

Evan wollte nicht wissen, warum es Victoria Sander nach dem Maître verlangte. Doch diese Frau versetzte das gesamte Etablissement in helle Aufregung.

»Gebt euch Mühe!«, knurrte Evan, sobald er die Tür zur Küche schloss.

Die Worte seiner Kollegen hörte er nicht mehr. Evan begab sich zurück ins Foyer und wappnete sich für den Zorn der Furie. Lydia jedoch verbarg ihre Empörung. Für ihn ein sicheres Zeichen, das letzte Mal in diesem Restaurant tätig zu sein.

»Du wirfst mich raus«, sagte er und trat an ihre Seite.

Lydia schwieg. Ihr Blick war auf die letzten, beschriebenen Seiten des Buches gerichtet. »Bist du verrückt? Ja, das bist du. Zweifelsohne. Hier anzufangen, dich hochzuarbeiten und dann alles mit einem Schlag in Schutt und Asche zulegen«, begann sie. »Dein Verhalten war unangemessen, Evan. Du hast mich dastehen lassen, wie ein dummes Gör und ich verbiete mir solches Handeln. Wenn der Gast den Maître zusprechen wünscht, dann geben wir ihm den verdammten Maître

Die Ruhe in ihrer Stimme war furchterregend.

»Sie ist nicht die erste und wird auch nicht die letzte Kritikerin sein, die hier speist, Lydia!«, knurrte Evan ungewohnt feindselig.

Lydia sah von dem Buch auf. »Du hast mich vor meinen Angestellten diskreditiert.«

Er schmälerte den Blick. »Dann soll ich meine Sachen nehmen und gehen?«

»Nein«, zischte Lydia. »Du wirst dieser vermaledeiten Frau jeden noch so kleinen Wunsch von den Augen ablesen. Für diesen Abend, wirst du sie umschwirren wie eine verdammte Fliege einen Müllberg auf den Freshkills auf Staten Island, habe ich mich klar ausgedrückt?!«
 

Evan fügte sich in sein Schicksal. Pendelte zwischen Foyer und den wartenden Blicken Vic J. Sanders. Er lief sich die Hacken blutig und spürte die Genugtuung Lydias, als diese an das Gespann herantrat, um sich nach dem Befinden der Gäste zu erkunden. Nun, um Punkt zweiundzwanzig Uhr, waren die letzten Gerichte an die Tische gebracht.

Ein helles, gedämpftes Lachen quoll ihr über die geschminkten Lippen. Victoria zeigte sich angetan von dem Ambiente, rühmte die Speisen und lobte die Auswahl an Getränken, die ihr und ihrer Begleitung gereicht worden waren.

»Exzellent«, hob sie an. »Doch ich hätte gern die Köche gesprochen.«

Verdattert blinzelte Lydia, wischte sich unbemerkte die verschwitzen Finger an dem teuren Kostüm und blickte Hilfesuchend zu Evan auf. »Etwa alle?«

Bejahend nickte Victoria.

»Wie Sie wünschen.« Dieser wandte sich zum Gehen und kam wenige Augenblicke später mit dem dem Tross zurück.

Das Raunen im Restaurant nahm Victoria mit Genuss hin. Sie sorgte für Aufregung und leises Flüstern wurde laut, da man um ihre Person riet, denn nicht jedem Gast war es befugt, das Küchenpersonal an Tisch zu befehligen.

Das Erscheinungsbild war tadellos. Die Köchinnen und Köche boten ein Abbild der gehobenen Küche. Victoria bedachte jeden von ihnen mit einem Blick, prüfend, kritisch. Sie bedankte sich höflich und stutzte mit amüsiertem Lächeln, als eine junge Frau zurückblieb. »Da bist du ja, mein Schatz.«

Paulines Wangen färbten sich und ihre Ohren glühten feuerrot. »Mom? Was zum -?!«

Lydias Blick flitzte von der neuen, kleinen Köchin zu der Dame. Blässe zierte ihre Nase und sie geriet gefährlich ins Wanken.

»Und natürlich hast du sie hergebracht«, knurrte Pauline und wandte sich Adam zu.

Auch Evan war nicht weniger entgeistert. Hielt er Victoria Sander für die neue Frau an Adams Seite, entpuppte sich diese als Mutter der beiden.

Adam ließ ein Zucken der Schultern erkennen und nahm den Blick von seiner entrüsteten Schwester, um verstohlen zu Evan aufzuschauen.

»Du bist seit drei Wochen wieder in der Stadt und lässt nichts von dir hören!« Der Tadel der Mutter war für Evan Anlass genug, sich von der Szenerie zu entfernen. Das, was die Familie zu besprechen hatte, war nicht für aller Ohren bestimmt. Auch die noch verblieben Gäste nahmen von dem Schauspiel Abstand.
 

Lydia, verblüfft und erschrocken, wandte den Kopf hin und her, sobald Evan sie zurück ins Foyer lotste. Nach und nach leerte sich der Gastraum, bis nur noch Victoria und Adam der höflichen Aufforderung nachkommen mussten, das Restaurant zu verlassen. Und diese trat auf Lydia zu und erklärte, dass es sich bei ihrem Besuch um rein privater Natur gehandelt habe. Sie wolle sich mit den Örtlichkeiten vertraut machen und sich einen Einblick verschaffen, wo ihr jüngstes Kind untergekommen war.

Peinlich berührt erschien Pauline im Foyer. »Wenn du mir das jetzt versaust, nur weil du meinst, die Kritikerin zu spielen ...«

Doch Victoria wiegelte ab und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten. Evan jedoch beschlich der Verdacht, dass diese Frau es insgeheim genoss, einen gewissen Ruf innezuhaben und diesen in Situationen ans Tageslicht treten zulassen.

Um einem Streit zwischen Mutter und Schwester zu entgehen, entschlüpfte Adam in die Nacht hinaus. An der Wand neben der Schwingtür lehnend, wartete er auf das, was noch kommen würde.

4. Der Kellner ~ LOCKDOWN – WAS NOCH KOMMEN WIRD


 

4

Der KELLNER

LOCKDOWN – WAS NOCH KOMMEN WIRD
 

Die Nacht war kalt und die Straßen glänzten von der Nässe, die der Tag mit sich gebracht hatte. Evan schlug den Kragen des wollenen Wintermantels auf und trat auf den Gehweg.

»Das ganze Drama tut mir leid.« Er stutzte, als er die ihm bekannte Stimme wahrnahm und bog zur Herzseite ab. Da stand er, Adam, unter dem Baldachin eines kleines Geschäfts, keine zwei Meter entfernt.

»Meine Mutter ist eine ganz furchtbare Person«, sprach er und es schien, als warte er, dass Evan auf ihn zukam.

Dieser haderte mit sich. All diese kleinen Begegnungen der letzten Jahre hatten es ihm nicht erleichtert, der Schmach zu entkommen, in der er sich vor Jahren hineinmanövrierte.

»Und ich dachte, du verkehrst nicht mit älteren Frauen«, rief Evan ihm über dem Lärm New York Citys hinweg zu.

»Ältere Frau?«, schnaufte Adam und schüttelte den Kopf. Das Haar wurde ihm, trotz des vermeintlich noch jungen Alters, bereits etwas grau. Doch vielleicht trübte das Erscheinen des Mannes, der ihm zu lang schon schlaflose Nächte bescherte, nur seine Wahrnehmung und ganz bestimmt waren die vielen Lichter der Stadt Schuld an seinem Verdacht.

»Dir durfte nicht entgangen sein, dass es sich bei ihr um meine Mutter handelt. Sie mimt gern die Kritikerin, eine Eigenart, die sie meiner Schwester vererbt hat«, erklärte Adam und hauchte in die Hände, um die feuchte Kälte aus den klammen Fingern zu vertreiben, die diese Februarnacht mit sich trug.

»Du hast Pauline einen ziemlichen Schrecken eingejagt«, gab Evan zurück und trat auf ihn zu.

Adam verdrehte die Augen. »Sie ist nachtragend, aber auch das wird vergehen.«

»Deine Mutter hat mich fast den Job gekostet und eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich morgen auch noch einen habe.« Evan schmälerte den Blick. Auch wenn Adam ihm das Herz noch immer aus dem Tritt brachte, so war sein Leben einer anderen Richtung gefolgt.

Etwas, das Evan selten sah, zeigte sich auf dem kantigen, schroffen Gesicht seines Gegenübers. Bedauern.

»Ich wusste nicht, dass du hier arbeitest. Evan, ich ...«, begann Adam.

Doch Evan hob abwehrend die Hände. »Das konntest du nicht. Auch wenn Pauline aus dem Nähkästchen geplaudert hätte ...«

Adam hob eine Augenbraue. »War das nicht ihr erster Tag?«

Bejahend, doch mit bekümmerte Miene, nickte Evan. »Aber das war wahrscheinlich ihr letzter, so, wie diese Szenen auf Außenstehende gewirkt haben mussten. Deine Mutter hat ein sehr … extrovertiertes Auftreten, das muss man ihr lassen. Vermutlich hast du das von ihr.«

Leise schnaubte Adam. »Du wärst nicht der Erste, der das sagt.«

»Adam?« Victoria suchte den Gehsteig nach ihm ab. Pauline folgte ihr, wenngleich ihr Gesicht alles andere als Wiedersehensfreude zierte.

»Ich bin hier, Vic«, rief er ihr zu.

Victoria schnaufte entrüstet und kam, keine Armlänge entfernt, zum Stehen. »Dass ich Ihnen solch einen Abend beschert habe … Bitte verzeihen Sie. Evan, richtig?«

Dieser bejahte mit einem hölzernen Kopfnicken.

Erleichterung erfasste die Dame. »Huh, gut. Wissen Sie, ich kann mir Namen kaum merken.«

Adam und Pauline stießen belustigte Laute aus.

»Kein guter Zug, wenn du dir erlaubst, das Essen anderer auf bestialische Weise auseinanderzunehmen, Mutter.« Paulines Rache, dessen war sich Evan sicher.

Irritiert lauschte Evan dem Schlagabtausch. Pauline bemerkte seinen Blick und setzte ihn ins Bild:

»Mom kennt jedes Gericht, das sie je probiert hat, nur die Namen ihrer Mitmenschen bereiten ihr Probleme.«

»Ein Wunder, dass sie sich unsere gemerkt hat. Oder hast du uns als Babys Post-Its auf die Stirn gepappt?« Nun war es an Adam, Salz in die offene Wunde zu streuen, doch Victoria winkte die Worte ihrer Kinder ab. Dann wandte sie sich Evan zu. »Das habe ich tatsächlich.«, gab sie mit einem zwinkernden Lächeln preis, das Evan nur noch mehr verwirrte.

»Sind Sie aus diesem Grund so gefürchtet? Unter den Restaurantbetreibern, meine ich. Nicht das mit den Klebezetteln«, murmelte Evan.

Victoria lachte auf. »Ich bin berüchtigt?«

Adam seufzte. »Lass dich von ihrer fadenscheinigen Entrüstung nicht beeindrucken. Sie weiß genau, was du meinst.«

»Nun, meiner Chefin haben Sie ziemlich Dampf gemacht«, erklärte Evan.

»Das war nicht meine Absicht. Ich wollte nur einen netten Abend mit meinem Sohn verbringen.« Victoria tat, als sei sie die Unschuld in Person und ignorierte das energische Räuspern ihrer Jüngsten, die pikiert die Arme verschränkte.

»Ein klasse Auftritt, Mom. Können wir jetzt nach Hause?« Pauline schmälerte den Blick und taxierte die Frau vor sich.

Ergeben kam Victoria dem Wunsch ihrer Tochter nach, doch dann wandte sie sich abermals Evan und Adam zu. »Wollen Sie uns nicht begleiten? Pauline erwähnte, dass Sie sich ihrer angenommen hätten, da gebietet die Geste des guten Willens, wenn ...«

»So gern ich ihrer Einladung nachkommen würde, es geht nicht.« Evan zwang sich ein Lächeln auf.

Victoria neigte fragend den Kopf. »Wie schade. Dann wartet sicherlich jemand auf Sie?«

Knapp nickte Evan.

Pauline warf einen Blick auf ihren Bruder, dessen Miene jedoch ausdruckslos blieb. Nicht einmal ihr kleiner Stoß in die Rippen konnte Adam dazu bewegen, einen Ton von sich zu geben.

So begab sich das Trio in Richtung Subway, während Evan einen anderen Weg einschlug.
 

Erschrocken fuhr er zusammen, als jemand am Ärmel seines Mantels zupfte. Evan wandte sich dem Angreifer zu und war geneigt, diesen verbal und wenn vonnöten, auch ohne Worte in die Flucht zu schlagen, doch seine Attacke verlor sich im Nichts.

»Bist du wahnsinnig!«, herrschte er und entwand sich dem Griff.

»Ganz ruhig!« Beschwörend hob Adam die Hände.

Keuchend rang Evan nach Luft, zwang Herz und Puls zu Ruhe. Verständnislos starrte er in die grauen Augen seines Gegenübers.

»Pauline hat mich gebeten, dir zu folgen«, spie er aus und erntete ein irritiertes Kopfschütteln.

»Hat sie das?« Evans Augenbraue wanderte empor. »Und wenn sie sagt, stürz' dich vom Empire State Building, dann ...«

»Hey, jetzt sei nicht albern«, knurrte Adam leise.

Abwartend verschränkte Evan die Arme vor der Brust.

Adam seufzte. »Wir hatten beide keinen guten Start, findest du nicht?«

»Wenn du heute Abend meinst, nein«, stimmte Evan zu.

Leise lachend schüttelte Adam den Kopf. »Unsere Starts sind wohl nie gut, was, Evan?«

Dieser schwieg und schmälerte den Blick.

Statt entschuldigender Worte, fuhr Adam unbeirrt fort: »Wartet zu Hause wirklich jemand auf dich?«

»Wäre es so eine große Überraschung für dich, wenn ich ja sage?« Allmählich verlor Evan die Geduld.

»Ich wollte nicht -«, begann Adam, doch Evan gebot ihm, still zu sein.

»Willst du nie, oder Adam?« Nun war es ihm, leise zu lachen. »Mich küssen, anfassen oder neben mir liegen. Selbst die Nacht vor drei Jahren bezeichnest du als Ausrutscher. Du willst dein Vergnügen und nimmst an, dass es anderen ebenso ergeht. Aber das ist nicht immer der Fall.«

Adam lauschte den Worten. »Und warum lässt du dich dann immer wieder auf mich ein?«

»Weil ich ein Vollidiot bin und mir selbst etwas vormache.« Es war kein Lächeln in der Stimme, auch die Scheu, die ihm immer wieder ein Bein stellte, war verflogen. »Wir können Freunde bleiben und uns gern auf einen Drink treffen, doch das, was zwischen uns ist, oder auch nicht ist, tut uns beiden nicht gut.«

Fragend hob sich Adams Augenbraue gen Himmel. »Siehst du das so?«

»Siehst du das anders?« Evan neigte den Kopf. »Du hast nie Anstalten gemacht, etwas ändern zu wollen, geschweige denn dazu zu stehen, was du fühlst. Weil es dir gefällt, dass du dir mehrere Optionen offenhalten kannst. Du bist wie ein Schmetterling, der von Blüte zu Blüte fliegt, aber immer mit der Angst, etwas zu verpassen, oder dass ihm etwas entgeht, das vielleicht schillernder, prickelnder ist als das, was vielleicht zwischen zwei Menschen passieren kann. Und das ist in Ordnung. Ich verstehe das, auch wenn der Ausdruck auf deinem Gesicht mir sagt, dass du mir kein Wort glaubst.«

Tief sog Adam die angehaltene Luft in seine Lungen, auch wenn diese alles andere als wohlduftend war. Pfeifend und ratternd fuhr die Bahn ein und hielt mit quietschenden Rädern. Doch keiner der beiden rührte sich von der Stelle. Und auch der nächste Zug würde in zwanzig Minuten an ihren vorbeirauschen.
 

Zu Evans Verblüffung wartete keine Cynthia an der Tür, um ihn zu überfallen und mit Fragen zu löchern, welche Prominenz vor wenigen Stunden im Restaurant zu speisen pflegte. Die Wohnung lag dunkel und still vor ihm. Nicht einmal Collin war noch auf, um komplizierte Formeln in den Rechner einzuhacken und Firewalls zu umgehen.

Lautlos strich er durch die Wohnung und bemerkte den Lichtschein, der durch die Türritze in den Flur gelangte. Bedächtig schob Evan die Tür auf und schmunzelte. Cynthia lag zusammengerollt wie eine Katze in der Mitte der Matratze, während Collin, neben ihr liegend, die Arme hinter dem Kopf verschränkt an die Decke starrte.

»Hey.« Leise um Cynthia nicht zu wecken und doch laut genug, dass Collin ihn hörte, horchte dieser auf, verlegen lächelnd. Collin warf einen Blick neben sich, ehe er sich langsam vom Bett erhob.

»Du kommst spät«, sagte er und zog die Tür hinter sich zu.

Evan verdrehte die Augen. »Frag nicht!«

»So schlimm?« Collin schenkte ihm ein schiefes Grinsen.

»Ich wollte euch nicht stören«, murmelte Evan und begab sich in die Küche.

»Du weißt doch, wie sie ist.« Mehr als ein Zucken der Schultern hatte Collin nicht als Erklärung parat. »Sie ist vollkommen erledigt und bevor der kleine Quälgeist wieder nach Aufmerksamkeit verlangt, hielt ich es für angebracht, wenn wir einander unterstützen.«

Im Türrahmen lehnend beobachtete Collin seinen Mitbewohner, wie dieser im Kühlschrank nach einer Flasche mit klarer Flüssigkeit griff. »Du hast zwar nicht erwähnt, wie schlimm, doch wenn du zur Flasche greifst, muss dich der Tag genauso gerädert haben, wie uns!«

Evan huschte zum Küchenschrank und holte zwei Shots hervor. Ohne zu fragen drückte er Collin ein Glas in die Hand und beide kippten schweigend den brennenden Inhalt die Kehlen hinab.

»Ihr trinkt? Ohne mich?« Collin fuhr zusammen, als er die Stimme Cynthias hinter sich ausmachte.

»Du darfst nicht, Cyn«, gebot ihr Evan und genehmigte sich einen zweiten Shot.

»Oje! Das sieht verdammt nach Adam aus. O, bitte sag mir nicht, dass ihr euch schon wieder getroffen habt!« Cynthias Jammern wurde von Collin mit einem Schnauben quittiert. »Evan, wirklich. Jedes Mal, wenn ihr zwei aufeinandertrefft, greifst du zur Flasche.«

Tapfer riss sich Evan zusammen, um nicht laut loszulachen.
 

Auch wenn die Müdigkeit an ihnen nagte, so erklärte sich Evan dennoch bereit, den Mitbewohnern von seinem Tag zu berichten. Sowohl Cynthia als auch Collin zeigten sich brüskiert, angesichts des Verhaltens Lydia Masons und deren Vorgehen, Evan zu demütigen. Auch wenn dieser versuchte, das Handeln der Chefin abzumildern, so zeigten sich beide empört.

»Du kannst doch nichts dafür, wenn diese Kritikerin in euer Restaurant einfällt und ihre Vormachtstellung missbraucht. Diese ganze Szenerie ist erschreckend verwirrend. Und dann diese Drohung. Lydia kann von Glück reden, dass sie dich hat!«, echauffierte sich Cynthia. »Und dann taucht auch noch Adam auf und rein zufällig lässt sich die kleine Schwester als Köchin anstellen!«

»Pauline kann nichts dafür«, schob Evan. »Sie ist macht das großartig.«

»Und wenn schon«, zischte Cynthia aufgebracht. »Dieser Lydia möchte ich den ...«

»Na na«, mahnte Collin und Cynthia zog sich schmollend in das Polster zurück. »Keine Sorge, Evan, Lydia wird sich hüten, jemanden wie dich auf die Straße zu setzen. Du hast schließlich großen Anteil am Fortbestehen des Restaurants. Und jemanden mit deinen Fähigkeiten lässt sich nicht an jeder Straßenecke finden.«

Collins Worte waren beruhigend, auch wenn ihn das Zusammentreffen mit Adam mehr aufwühlte, als es sollte. Evan überließ ihm die Entscheidung, den Weg nach Manhattan einzuschlagen, oder den Zug in die Bronx zu nehmen. Zu Evans Leidwesen erlag der erneuten Hoffnung, auch wenn sich alles in ihm sträubte, und ließ Adam die Telefonnummer notieren. Es war ein Wagnis, und sich Evan der Schmach und Schande bewusst, dass er sein Leiden durch sein Zutun nur noch fütterte. Wieder würde er sich sehnen, nach einem Lebenszeichen gieren auch wenn sein Wunsch unerfüllt blieb. Adam gehörte nicht zu der Sorte Mann, der sich an jemanden band. Evans kritische Worte, was seinen Mangel an Bindungsfähigkeit betraf, nahm dieser mit kühler Gelassenheit hin. Vielleicht war es Fehler. Das war es immer, wenn sie einander begegneten.
 

Evan war sich der Fehltritte des vergangenen Tages bewusst. Umso erleichterter war er, dass Lydia seine Worte mit mildem Lächeln aufnahm und sich ebenso einsichtig zeigte. Er rechnete ihr die Entschuldigung hoch an und beide kamen darin überein, in dieser Situation einander etwas zu sehr auf die Füße getreten zu sein.

Adam ließ auch in den nächsten Tagen nichts von sich hören. Pauline versicherte ihm jedoch, ihrem Bruder gehörig den Kopf gewaschen zu haben.

»Das wäre ja nicht das erste Mal«, seufzte sie und blickte mitfühlend zu ihm auf.

»Evan? Pauline? Kommt ihr bitte in den Saal?« Es war Brinley, die ihre kurze Verschnaufpause mit banger Miene unterband. Sie biss sich auf die blassen Lippen und es schien, als ringe sie um Fassung.

Pauline und Evan waren die letzten, die zu ihren Kollegen stießen. Lydia hatte die gesamte Belegschaft im Speisesaal versammelt.

»Wie ihr aus Medien erfahren habt, steht unserer Stadt eine enorme Herausforderung bevor ...«, hob Lydia an und umriss die von der Regierung und dem Bürgermeister New York Citys vorgetragenen Maßnahmen, die, viel zu spät, an die Bevölkerung gerichtet wurden. Die Pandemie habe die Stadt längst erreicht, erste Fälle des Virus' wurden bekannt und eine Welle würde die Stadt überschwemmen, deren Ausgang als unvorstellbar galt. Lydia versicherte ihnen, weiterzumachen, bis es nicht mehr anders ginge, doch sie mahnte ihre Angestellten zur Vorsicht, Umsicht und bat um Ehrlichkeit, sollte ein Fall bekannt sein und Kontakt zu infizierten Personen bestanden haben.

Wochen der Angst, der Unsicherheit begleiteten die Bewohner New Yorks. Die Krankenhäuser waren überfüllt, die Regierung machtlos und das Land geführt von einem Präsidenten, der mehr einer Witzfigur als einem Vorbild glich, während die Zeitungen stündlich neue Todeszahlen ausspuckten. Ausgangssperren, leergefegte Straßen. Die einst so leuchtende, laute und lärmende Metropole versank im Fieber heilloser Überforderung.

Die Tage zogen sich zäh dahin, waren von Angst und Sorgen geprägt. Die Last auf den Schultern der Bevölkerung wuchs mit jeder neuen Schreckensnachricht, jedem absurden Handeln und den unsinnigen Begründungen und Versuchen, erklärende Worte für das schlichte Versagen zu finden.

Es würden Wochen ins Land ziehen, bis die Stadt wieder so etwas wie Stabilität erfuhr.

Eingepfercht in ihren Wohnungen und Häusern gelang es den Menschen kaum, ein Gleichgewicht im Umgang miteinander zu finden.

Evan wurde eindringlichst dazu angehalten, seinen Lieben im fernen Los Angeles ein Lebenszeichen zu senden. Telefonate, Videochats oder Kurzmitteilungen gehörten seit der Schließung des Restaurants zu den Dingen, die er fortan in seinen Alltag integrieren musste, um selbst nicht in Trübsal und Verzweiflung zu versinken.

Als eine ihm unbekannte Nummer sein Mobiltelefon beinahe vom Tisch hüpfen ließ, langte er seufzend danach. Cynthia und Collin, die Nerven zum Reißen gespannt, durchbohrten ihn mit Blicken, er möge endlich den Anruf entgegennehmen.

»Evan?« Ihm stockte beinahe das Herz. »Ich habe eine neue Nummer aber ich wollte, dass du weißt, dass es mir gut geht.«

Kerzengerade saß er auf dem Sofa, während seine Mitbewohner und selbst klein John die Ohren spitzten. Sprachlos und nach Luft ringend, erhob sich Evan und verließ mit eiligen, langen Schritten das Wohnzimmer.

Zu den Kollegen, und insbesondere zu Pauline, blieb der Kontakt bestehen. Denn sobald die Krise überwunden sei, sähen sie sich wieder. Gesund, munter und lebensfroh.

Aufgewühlt tigerte Evan in seinem Zimmer umher, lauschte den Worten und kam nicht umhin, an dem Kloß in seinem Halse zu schlucken. Erleichtert seufzte er auf. Gelöst und von Freude erfüllt wusste er kaum, wie er sich zur Ruhe mahnen sollte. So ließ er sich auf das Bett sinken im Versuch, der Aufregung Herr zu werden. Erst das Klopfen an der Tür ließ ihn aufsehen. Längst war die Sonne hinter den Fassaden versunken.

»Evan? Du telefonierst seit drei Stunden! Das Essen ist fertig.« Cynthia stand mit dem kleinen John auf dem Arm im Türrahmen.

»Ich bin gleich fertig, Mom«, grinste er und streckte der entrüsteten Cynthia knapp die Zunge heraus.

»Wehe du schaust dir dieses unsägliche Benehmen ab, Johnny!«, flüsterte sie dem Kleinen zu, der nur belustigt vor sich hin quietschte.

»Grüß' die Nervensäge von mir«, sagte Adam, als sich das Gespräch dem Ende neigte.

»Du meinst die alte Frau, die du nicht leiden kannst?«, schnaubte Evan leise lachend.

Adam seufzte. »Nicht nur die Zeiten ändern sich, auch die Menschen. Und vielleicht sollte ich meine Meinung revidieren. Immerhin wohnt ihr unter dem selben Dach.«

»Das solltest du«, gebot ihm Evan und lauschte ins plötzliche Nichts hinein.

»Evan?« Wieder erklang ein gedehntes Seufzen.

»Mhm?«, hakte dieser nach und starrte an die hohe Zimmerdecke, deren Stuck ein Strudel aus Formen bildete.

»Wir treffen uns doch … ich meine, irgendwann? Wenn dieser ganze Mist vorbei ist, ja?« Abrupt setzte sich Evan auf.

»Möchtest du das denn? Oder sagst du das nur, weil dir Pauline mit einem Nudelholz im Nacken sitzt?« Das Lachen am anderen Ende löste ihm den Knoten in der Brust.

Ob sie es schafften, einander zu treffen, lag nicht länger in Evans Hand. Denn in New York City war nichts mehr, wie zuvor.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Idris
2020-07-12T18:26:51+00:00 12.07.2020 20:26
So jetzt komme ich doch noch zum kommentieren!
Erstmal vielen lieben Dank, dass du dir so viel Mühe gemacht hast! Zwei Geschichten und beide auch noch so lang! *__* Vielen Dank, ehrlich!
Ich fand die Atmosphäre hier sehr schön, diese Stimmung eines geschäftigen New Yorks und der WG. Ich mochte auch die Charaktere sehr gerne, auch wenn ich Evan und seine Motivationen manchmal etwas schwer zu greifen fand. Adams Mutter Victoria fand ich übrigens total cool! *g*
Was für eine anstrengende Person! Seine Schwester fand ich auch ganz klasse und ich fand es schade, dass man nicht ein bisschen mehr von ihr gesehen hat.
Wenn ich irgendetwas kritisieren hätte, wäre es, dass es sehr viele Zeitsprünge gab und man deswegen vieles nur zusammengefasst bekommt und es nicht miterlebt. Deswegen fühlt man sich oft ein wenig distanziert von den Charakteren. Zum Beispiel hatte ich zuerst den Eindruck, dass Adam und Evan sich jahrelang nicht gesehen haben als Adam im Restaurant auftaucht, weil Evan SO heftig auf ihn reagiert. Aber dann findet man raus, dass sie sich doch immer wieder treffen und casual sex haben?
Also aufgrund der Zeitsprünge konnte ich Evans und Adams Kiste nicht so ganz nachvollziehen. Sie wollen sich, aber irgendwie doch nicht? Bzw Evan will mehr als Adam will? Weil ich fand Adam am Anfang recht klar damit, dass er gerne Sex hat und dass er öfter One Night Stands hat. Ich habe bei Evan irgendwie immer auf eine Art emotionale Auflösung gewartet, die so ein bisschen erklärt wieso er solche Schwierigkeiten hat sich abzugrenzen, seine Bedürfnisse zu äußern, etc. Irgendwie wirkte es immer so, als gäbe es eine sehr tragische Geschichte im Hintergrund und ich gebe zu, die hätte ich gerne gelesen. ;)
Ansonsten Kudos, du hast dir echt so viel Mühe gemacht!
Vielen Dank!

Antwort von: irish_shamrock
16.07.2020 09:24
Hallo Idris,

auch hier nochmals vielen Dank für deinen Kommentar.
Sicherlich wäre noch einiges mehr aus der Geschichte herauszuholen, zu vertiefen ect. aber das hätte dann irgendwie den Rahmen gesprengt.

LG
irish C:
Von:  Hopey
2020-06-16T17:03:03+00:00 16.06.2020 19:03
Huhu :D
Und ran an den dritten Speck xD

Ach du, das ist doch nicht schlimm :D
Fehler sind Menschlich ^^ und jeder macht sie mal.
Und bei einer gewissen Fühle, verschwimmt nun mal irgendwann alles x“D
Schadet aber NICHT der Geschichte :D.

° (…) Durchhaltevermögen nicht nur zum Oberkellner sondern auch zum Maitre (...)
→ Schreibt man Maitre nicht mit diesen Dach auf dem „i“? Zu mindestens kenne ich das so, aus dem französischen 🤔 (also Maître). Kann natürlich sein, dass mein franz. inzwischen eingerostet ist x“D
° Fun Fact zum Traubenzucker xD: In den ersten 10 Lebenstagen, ist eine Glucoselösung schmerzstillend für die Zwerge xD (haben die mir damals im Krankenhaus gesagt, als sie dem Zwerg was gaben, um ihn für die Blutabnahme zu piksen xD). Sorry, für diesen unnötigen Einschub xD
° (…) ehe Pauline den Kippen auf den Betonboden (…)
→ Ich dachte sie hat nur eine Kippe? XD Klingt, für mich so, als ob sie mehr als ein Stummel hat den sie austritt xD. Und „den“ hört sich irgendwie falsch an? Oder täusche ich mich 🤔
° »Habe ich dir damals erzählt, dass ich von L.A. nach New York gezogen bin?«
→ Jetzt bin ich doch, etwas verwirrt o.o. Im zweiten Kapitel fragte sie doch, was ihn aus Kalifornieren an die Ostküste getrieben hatte. Deswegen wusste sie das? Bzw woher hätte sie am Morgen denn wissen sollen, dass er aus Kalifornieren dann war? 🤔

Ich weiß, die Szene im Bett sollte nicht lustig sein, aber brachte mich dennoch zum Schmunzeln :) weiß auch nicht warum. Aber über die Flursezene und das Geschwisterliche Gezanke, musste ich dann doch lachen xD.
Soviel zum Vorherigen Kapitel xD

Ulalala :D Zeitsprung :D
und ein Baby :D. Ich versuche gerade Cynthia und den Kleinen mir vorzustellen xD. Scheinbar doch etwas überfordert die Frau xD. Oder liegt es am Alter o.O? Hmm… Anderseits, kommt auf ihre Persönlichkeit allgemein an xD

Wenn ich richtig sah/ gelesen hab, gab es wohl immer wieder kleine Zeitsprünge. Zwischen Paulines Einstellung und der Restaurant Szene, sind drei Wochen vergangen, richtig? (Kenne das nächste Kapitel schon xD deswegen)

Ach ja, Pauline. Die hat es echt Faustdick hinter den Ohren.
Also ihre Mami, würde ich nicht als S-Mutti wollen o.o
Und hoffen wir, das Pauline und Evan ihre Jobs behalten dürfen xD

Bis zum nächsten Kapitel xD
♥♥♥♥♥♥

Hopey

P.S. deine New York City Kenntnisse sind faszinierend xD
Antwort von: irish_shamrock
17.06.2020 19:22
Hey hey :3 ...

hmpf, da magst du recht haben, ich zwar nie Französich, aber dieses "^" über dem "i" wäre bestimmt korrekter. Allerdings habe ich auch auf einigen Seiten "Maitre" mit "i" gesehen ... sollte es die Mehrheit der Leser stören, werde ich da natürlich beheben.

Das mit dem Traubenzucker ist nettes Insiderwissen, danke.

Das "den" habe ich vermutlich eher umgangssprachlich gebraucht. Sagt man bei uns der Region so. Ich kann leider nur sehr schlecht aus meiner Haut. Und natürlich hatte sie nur eine Zigarette ... oder mehrere, wer weiß ;)

Da der Zeitsprung 12 Jahre beträgt, hoffe ich inständig, dass beide sich nicht mehr gänzlich dem Gespräch am besagten Februartag erinnern ...

Ja, das hast du gut erkannt. Ich musste die Geschichte ja weiter voran treiben, da 2020 Anfang Februar, wieder das Jahr der Ratte beginnt und auch, weil dann, ab März, ja der Showdown beginnt ...

Danke für deinen Kommi ♥
Von:  Hopey
2020-06-15T19:16:50+00:00 15.06.2020 21:16
Und ich bin nun hier sogar XD


Wenn ich mich irre, ignoriere das bitte XD (und nicht böse sein 😘)
° »Nichts, nur … da kannst Cynthia wirklich nicht ausstehen, oder?
Muss es nicht: du kannst (...) heißen?
° (...)richtigen Code für die Alarmanlage zu einzugeben (..)
Ist das "zu" nicht zu viel? Für mich hört sich das nicht richtig an. Kann mich natürlich auch täuschen xd

Ich hab mich kaputt gelacht, als die im Bett lagen und geredet hatten XD
Und die Flur Szene mit Pauline war der mit XD
Ich mag sie jetzt schon. Mein neuer Favorit XD Ich sehe schon, wie sie Evan gerne als Eva betiteln wird xd?
Btw ich hätte ja geglaubt, da würde was laufen xd0. War überrascht, das am Ende alles jugendfrei gibt.

Um so neugieriger bin ich, warum ist Evan in NY?
Wird das noch gelöst?
Hmmm. Mal sehen was mich als nächstes erwartet xd
Und ja, du bist ein guter Touristenführer XD

Schmunzeln und Lachen war jedenfalls gut dabei XD

Bis zum nächsten Kapitel XD
❤❤❤❤
Hopey
Antwort von: irish_shamrock
16.06.2020 05:45
Guten Morgen² :') ...

Nein, du hattest recht. Vielleicht hätte ich dich als Beta nehmen sollen ... mir geht so was bei so vielen Worten manchmal echt unter x.x ...

Heee!!! Das sollte aber nicht zum Lachen sein :') ...
Und es muss ja nicht immer gleich körperlich werden.

Danke für deinen Kommentar ❤
Von:  Hopey
2020-06-14T20:07:20+00:00 14.06.2020 22:07
Huhu meine Liebe XD

Ich dachte, ich lese mein rein XD
Da ich doch neugierig war xD
Folgen zu Colin und Cynthia noch Bildchen XD ? Oder Nebenchara Erwähnungen?
Ich glaube nämlich, bis Ich weiter lese hab ich vergessen wer was macht 🤣

Scheinbar hast du richtig gut recherchiert über NY? :)
Oder ist die Bar Fiktiv XD?

Ansonsten hat es mir bis dato gefallen :)

Aber ich muss gestehen, bin doch kurz verwirrt gewesen o.o
Hier: Evan prustete, der ruhigen Antwort Collins geschuldet, in das eben an die Lippen geführte Bier.

In dem Absatz war ich verwirrt. Zuerst gehen die durch die statt, plötzlich sitzen die irgendwo? (So klang das für mich)
Aufeinmal wieder unterwegs, um dann Platz zu nehmen in einer Bar.
Da war dieser Moment wo ich mir dachte: hä? Die waren doch gerade in einer Bar oder so?

Irgendwie war der Faden für mich dahin oder ich bin zu kaputt und sehe den nicht 😂😂😂

Ansonsten, wie gesagt, hat es mir gut gefallen :)

❤❤🍀🍀 xoxo
Hopey
Antwort von: irish_shamrock
15.06.2020 05:58
Guten Morgen :D ...

ich hatte die ENS zwar gestern abend noch gesehen, aber ich war zu müde und weil wieder Wochenstart ist und ich früh raus muss, folgt hier jetzt die Antwort ^^ ...

Erst einmal vielen, lieben Dank für deinen Kommentar. Ich habe ja nicht damit gerechnet, dass du wirklich einen Kommentar dalässt :')

Bilder zu den Nebencharakteren sind nicht geplant. Warte einfach auf den weiteren Verlauf der Geschichte, dann fällt dir wieder ein, was Cyn und Collin beruflich so treiben. Oder du liest einfach noch mal nach. Ist ja nicht schlimm ^^°

Ja, das ist richtig. Erst China Town, dann eine Bar im Diamond District. Lies einfach noch mal drüber. Ich hoffe, dass ich mich nicht allzu beschwerlich ausgedrückt habe.

Ich bemühe mich immer um gute Recherche. Mittlerweile habe ich so viele Geschichten über NYC geschrieben, dass ich gut als Stadtführer herhalten könnte ;D ...
Und natürlich gibt es die Bar. Google doch mal, anders habe ich das auch nicht gemacht.

Danke für deinen Kommentar.

Liebe Grüße,
irish C:


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