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REQUIEM - 6. Akt: Am Scheideweg

von

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Dritter Versuch

Severus stand in Dumbledores Büro. Der alte Mann faltete ein Stück Pergament und steckte es in einen Briefumschlag.
 

„Letzte Anweisungen.“, sagte Albus und legte ihm den Brief hin. „Für den Fall, dass ich diese Nacht nicht überstehe.“
 

„Ich halte es für falsch.“, sagte Severus. „In ihrem Zustand können Sie diese Reise nicht machen.“
 

„Ich bin mir der Gefahren durchaus bewusst. Harry wird mich begleiten. Sie jedoch müssen dafür sorgen, dass alles einen Abschluss findet.“, sagte Dumbledore und erhob sich hinter seinem Schreibtisch.
 

Sein Gesundheitszustand hatte sich in den letzten Wochen deutlich verschlechtert, ganz so wie Severus vorausgeahnt hatte. Mittlerweile waren große Teile von Dumbledores Körper von diesem schwarzen Parasiten befallen. Eine Reise per Apparieren oder gar die Zerstörung eines Horcruxes konnte er niemals lebend überstehen. Severus wusste, dass Albus die letzten Monate darauf verwendet hatte Harry Potter in das Geheimnis der Horcruxe einzuweihen und das fehlende Glied in Horace Slughorns Erinnerungen zu finden. So hatte sich der Standort eines weiteren Horcruxes ergeben. Severus hatte Dumbledore gebeten die Sache zu verschieben und diese Reise nicht anzutreten. Er war einfach zu schwach. Wer wusste, ob er in diesem Zustand überhaupt den Ort erreichte. Und warum musste er Potter mitnehmen? Für Severus ergab das alles nur bedingt Sinn.
 

„Sie wissen, dass Sie das unmöglich überleben können.“, sagte Severus.
 

„Wir müssen alle einmal sterben, Severus.“, antwortete Albus. „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Es wird sich wie nach Hause kommen anfühlen.“
 

Dumbledore legte seinen Reisemantel an und setzte den Hut auf.
 

„Wir sehen uns auf der anderen Seite.“, sagte Albus und verließ den Raum.
 

Severus blieb zweifelnd zurück. Er nahm den Brief vom Tisch und steckte ihn in die Tasche seiner Robe. Severus schüttelte den Kopf und blickte aus dem großen Fenster.
 

Jetzt ist es soweit, dachte er. Auf diesen Augenblick war alles hinausgelaufen. Allerdings fühlte Severus sich als würde er in den Tod gehen und nicht Dumbledore.
 

Severus ging aus dem Büro hinunter in den Krankenflügel. Draco saß auf dem Bett. Er hatte sich rasch erholt.
 

„Es ist Zeit.“, sagte Severus.
 

Draco sah über die Schulter, ob die Krankenschwester in der Nähe war. Dann erhob er sich und ging mit Severus nach draußen.
 

„Also dann.“, sagte Severus und ließ Draco den Vortritt.
 

Der Junge führte ihn bis in den Siebenten Stock, wo er an einer Stelle in der Wand auf und ab ging. Wie aus dem Nichts erschien eine Tür.
 

„Der Raum der Wünsche?“, sagte Severus. „Ich lerne hier auch noch immer was Neues.“
 

Er kannte Gerüchte um den Da-und-Fort-Raum, hatte jedoch nicht geglaubt, dass er wirklich existiert. Severus folgte Draco hinein. Der Raum war bis unter seine gigantische Decke vollgestopft mit allen möglichen Gerümpel. Wenn man nicht wusste wonach man suchte, dann hätte man hier sicher niemals etwas wiedergefunden. Draco führte ihn bis zu einer Art Schrank, der mit einem Laken verhängt war. Er zog es herunter offenbarte ein Verschwindekabinett.
 

„Ein Verschwindekabinett? Clever.“, sagte Severus.
 

„Das Gegenstück steht bei Borgin. Dieses war beschädigt, doch ich konnte es reparieren. Tante Bella hat es mir verraten.“, sagte Draco.
 

Draco öffnete den Schrank. Er zog sich den silbernen Ring vom Finger. Es war der Wappenring der Malfoys. Er hatte sicher einmal Lucius gehört. Draco legte den Ring hinein und schloss das Kabinett.
 

„Das ist das Zeichen, dass wir bereit sind.“, sagte Draco. „Jetzt müssen wir nur noch warten.“
 

Severus zog aus dem Gerümpelhaufen hinter sich einen wackligen Stuhl hervor und setzte sich darauf.
 

„Das dauert sicher 'ne Weile.“, sagte Severus.
 

Draco lief vor dem Verschwindekabinett auf und ab. Es war ihm anzusehen, dass er nervös war. Es verging mindestens eine halbe Stunde ehe sie hörten wie jemand in dem Kabinett ankam. Die Tür öffnete sich und ausgerechnet Bellatrix Lestrange stieg heraus.
 

„Oh, das hat er gut gemacht!“, freute sie sich und tätschelte Draco die Wange. „Severus, auch hier?“
 

„Ich will nur nichts verpassen.“, entgegnete er und erhob sich.
 

„Ja, ja, aber sicher doch. Wo ist Dumbledore?“, fragte Bellatrix.
 

„Er ist unterwegs, aber er kommt sicher irgendwann wieder.“, sagte Severus.
 

„Was soll das heißen? Er ist unterwegs?“, fragte Bellatrix ihn gackernd.
 

„Er und Harry Potter machen einen kleinen Ausflug. Nichts weltbewegendes. Sobald sie wieder da sind kann es losgehen. Es dauert doch eh noch bis ihr alle zusammengetrommelt habt. Ich kenn das doch. Todesser und Uhren.“, entgegnete Severus.
 

„Irgendwann, Snape, schneidet dir der Dunkle Lord deine lose Zunge schon noch heraus.“, sagte Bellatrix schnippisch. „Aber siehst du, Draco hat es geschafft. Und du und Zissia dachten er wäre dafür zu dumm. Nicht wahr, mein Spatz?“
 

Bellatrix drückte Draco an sich und wuschelte ihm durch die Haare.
 

„Tante Bella, bitte!“, sagte Draco ungehalten.
 

„Schon gut, schon gut. Die Jungs in diesem Alter sind sich ja immer zu fein.“, sagte Bellatrix und verdrehte die Augen.
 

Nach und nach trudelten die Todesser via Verschwindekabinett ein. Severus zählte vier weitere Männer. Amycus, Avery, Rookwood und Fenrir Greyback. Der Werwolf bleckte die Zähne.
 

„Na, wo ist denn nun der alte, zähe Knochen?“, fragte er.
 

Severus sah auf die Uhr. Dumbledore und Potter waren schon seit zwei Stunden weg.
 

„Ich gehe voraus. Ihr folgt mir mit Abstand. Im Schloss sind Auroren. Scheucht sie nicht auf, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.“, sagte Severus.
 

„Gibst du hier jetzt die Befehle?“, fragte Bellatrix.
 

„Ich bin unauffälliger. Wenn ich mit Draco zum Astronomieturm gehe fällt das nicht auf. Ihr dagegen seid wie eine Gruppe brüllender Affen. Versucht wenigstens unauffällig zu sein, klar? Draco, komm.“, sagte Severus.
 

Er ging mit seinem Patensohn voraus. Hinter sich konnte er hören wie die Todesser aus dem Raum spazierten. Na hoffentlich hielten sie sich an den Plan. Er brauchte die Zeit damit sie wenigstens ein paar Minuten mit Dumbledore und Potter allein waren, bevor die Todesser ihnen nachkamen.
 

Sie stiegen den Turm hinauf. Severus konnte hören wie das leise Pflop! eines Apparierzaubers ertönte. Dumbledore und Potter mussten gerade wieder angekommen sein.
 

„Geh vor. Ich gebe dir Rückendeckung.“, sagte Severus zu Draco.
 

Draco nahm seinen Mut zusammen und ging hoch. Oben sahen sie nur Albus wie er schwach und voller Schmerzen auf die Knie sank.
 

„Expilliarmus!“, rief Draco und entwaffnete Dumbledore.
 

Severus entdeckte Potter schließlich hinter einigen Kisten, sagte aber nichts. Er legte den Finger auf den Mund und bedeutete Potter damit das er sich still verhalten sollte.
 

„Ist hier sonst niemand?“, fragte Draco angespannt.
 

„Nein.“, sagte Severus. „Potter muss schon unten sein. Die anderen werden ihn sicher finden.“
 

„Nun, das ist unerwartet.“, sagte Dumbledore. „Sagen Sie, Draco, wollen Sie das wirklich tun?“
 

Dracos Zauberstab zitterte.
 

„Sie sind kein Mörder.“, beschwor Albus ihn.
 

„Sie wissen nicht, was ich bin.“, giftete Draco ihn an. „Sie wissen nicht wozu ich alles fähig bin!“
 

„Oh, Sie haben Katie Bell ein verhextes Amulett gegeben, was sie fast umgebracht hätte. Dann haben Sie Professor Slughorn eine Flasche vergifteten Met überreicht damit er ihn mir schenkt. Ihre Versuche mich für Voldemort aus dem Weg zu räumen waren, gelinde gesagt, unglücklich und nicht gerade zielsicher.“
 

„Halten Sie den Mund!“, fauchte Draco Dumbledore an. „Das ist keine verfluchte Benotung!“
 

„Natürlich ist es das nicht. Das was Sie hier tun ist nicht das Ende Ihrer Reise, das wissen Sie sicher.“, sagte Dumbledore friedlich. „Wenn Sie einmal für Voldemort getötet haben wird er das immer wieder von Ihnen verlangen.“
 

Sie hörten das Getrampel von Stiefeln die Treppe hinauf.
 

„Ich nehme an Sie haben einen Weg gefunden die Schule zu betreten ohne das jemand davon erfährt. Eine wirkliche Leistung, aber ich schätze das war nicht allein Ihr Verdienst.“, sagte Albus.
 

Die Todesser kamen nun einer nach den anderen die Treppe hoch. Severus stellte sich so vor die Kisten, dass sie Potter nicht sehen konnten, falls sie doch einen näheren Blick darauf warfen.
 

„Oh, was sagt man dazu? Dumbledore allein und unbewaffnet. Sehr gut, Draco.“, freute sich Bellatrix wie ein kleines Kind.
 

„Ah, Mrs Lestrange, immer wieder eine Freude.“, sagte Albus in einem Ton als sei er beim Kaffeeklatsch.
 

„Blah, blah, blah!“, machte Bellatrix. „Immer die gleiche Leier mit dem alten Dumby! Aber dieses Mal wird er sich nicht einfach heraus quatschen!“
 

„Das hatte ich nicht vor.“, antwortete Dumbledore.
 

„Los, Draco, töte ihn!“, sagte Bellatrix.
 

„Er kann es nicht! Hat nicht die Nerven.“, meinte Amycus.
 

„Tu es!“, sagte Bellatrix.
 

„Ach, ich hab es doch gleich gesagt. Er ist noch zu grün hinter den Ohren!“, entgegnete Greyback. „Lasst mich ihn erledigen, dann haben wir alle etwas Spaß.“
 

„Severus ...“, sagte Dumbledore leise zu ihm. „Severus, bitte.“
 

Severus zog seinen Zauberstab.
 

„Avada Kedavra.“
 

Ein grüner Blitz traf Albus und schleuderte ihn nach hinten über die Brüstung des Turms. Bellatrix brach in Jubelschreie aus. Severus packte Draco an der Schulter und zerrte ihn nach hinten. Er führte ihn den Turm hinunter. Unten sah Severus im Flur die leblosen Körper einiger Auroren liegen. Es war ja klar, dass sie sich wieder nicht beherrschen konnten.
 

„Du hättest das nicht tun sollen!“, sagte Draco zu ihm.
 

„Du hättest es nie fertig gebracht.“, entgegnete Severus. „Und das weißt du auch. Dumbledore hatte recht. Du bist kein Mörder.“
 

Es dauerte eine Weile bis die anderen Todesser ihnen nach kamen. Bellatrix war außer sich vor Freude und hatte nichts besseres zu tun als die Einrichtung zu demolieren, während sie nach draußen gingen. Die Nacht wurde vom grünen Schimmern des Dunklen Mals erhellt, dass sich über dem Astronomieturm von Hogwarts wand. Als sie über die Ländereien gingen schoss Bellatrix freudig tanzend einen Fluch in Hagrids Hütte woraufhin sie in Flammen aufging.
 

„SIE!“, hörte Severus Potter hinter sich schreien.
 

Der Junge war außer sich vor Zorn.
 

„Geht!“, sagte Severus zu Draco und den anderen. „Ich erledige das.“
 

„ER HAT IHNEN VERTRAUT!“, schrie Potter und schoss einen Fluch auf ihn ab.
 

Severus parierte.
 

„WAS IST? WEHREN SIE SICH, SIE FEIGLING!“
 

Erneut flog ein Fluch auf Severus zu. Wieder parierte er ihn. Dieses mal jedoch so, dass es den Jungen durch die Wucht des Zaubers nach hinten warf.
 

„Du kannst von Glück reden, dass ich dich leben lasse.“, sagte Severus und trat Potters Zauberstab ins nächste Gebüsch. „Versuche nicht mir zu folgen, es wäre sinnlos.“
 

Severus entfernte sich und verschwand in der Dunkelheit.



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