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This is not Goodbye

Gib nicht auf!
von

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Eines Tages sehen wir uns wieder...


 

Lache, wenn du weinen willst!
 


 

Ich gehe den Weg entlang, alleine! Es ist außer mir Niemand draußen. Zumindest nicht dort, wo ich gerade bin.

In meinen Ohren sind Stecker, Musik läuft von meinem Handy. Die Musik hilft, die Welt um mich herum auszuschließen.
 

Meine Gedanken kreisen oft um dich. Dir geht es nicht gut, schon seit einiger Zeit nicht.

Verschiedene Therapien wurden schon versucht, um die Krankheit zu heilen. Zumindest zurück zu drängen, zu minimieren. Anfangs klappt es, du reagierst gut und auch dir sieht man kaum etwas an.

Manchmal warst du müde, aber das war okay so.

Wir haben uns getroffen, miteinander über alles Mögliche geredet. Du hast mir Musik gezeigt oder lustige Videos. Wann immer uns danach war, haben wir zusammen an der Konsole gespielt. Entweder gemeinsam oder du spieltest und ich sah dabei zu. Es machte Spaß.
 

Ich denke an unser Kennenlernen. Es war Freundschaft von Anfang an, kaum dass wir viele Worte miteinander gewechselt hatten.

Wir beide unternahmen etwas zusammen. Anfangs weniger und dann immer mehr. Manchmal waren auch Freunde von uns dabei.

Wir machten Fotos, hielten die lustigen Momente fest.

Ich glaubte, dass es nie enden konnte. Oder eher, ich wünschte es mir.
 

Als der Tag kam, als du die Diagnose erhieltest, riss mir der Boden unter den Füßen weg. Es hatte nicht einmal wirkliche Vorzeichen gegeben. Deswegen war es ja so schlimm.

An manchen warst du müde gewesen, wolltest deswegen zu Hause bleiben. Niemand, auch du nicht, machte sich deswegen groß Gedanken. Warum auch? Jeder war einfachmal sehr müde und kraftlos. Dann legte man sich hin, ruhte sich aus und dann war alles wieder okay.

Im Nachhinein schienen deine Müdigkeit und Kraftlosigkeit Vorzeichen gewesen zu sein.

Nach einigen Untersuchungen wurden mögliche Behandlungsmöglichkeiten besprochen. Auch wie es mit einer Operation stand. Sie war eine der vielen Möglichkeiten, aber nicht die Beste. Dass sie gelang, war nicht höher als fünfzig Prozent. Also fiel diese Option vorerst weg.
 

Ich war erleichtert, als du mir sagtest, dass die ersten Termine vorbei waren. Dass du von den Therapien nichts spürtest.

Zwar gab es ein paar Dinge, auf die du achten musstest für dein Leben mit Handicap, aber das passte schon. Du warst kein Raucher und Alkohol musste man nicht zwangsläufig trinken, wenn man einen Geburtstag feierte oder an Halloween, Silvester oder einfach so abends zusammen saß. Es reichte, wenn man einfach Zeit miteinander verbringen konnte.
 

Irgendwann jedoch fing es an, dass die erste Therapie nicht mehr wirklich anschlug. Dein Körper nahm nicht mehr das an, was ihm anfangs noch geholfen hatte. Also ging man mit der nächsten Therapie an deine Krankheit.

Wieder klappte es, dir ging es besser. Ich war froh. Du wurdest auf Medikamente umgestellt, damit du nicht alle paar Tage zum Hausarzt oder ins Krankenhaus musstest.
 

Wir hatten weiterhin Spaß zusammen, trafen uns bei dir oder bei mir oder gingen zusammen in die Stadt.

Aber auch diese Freude wurde irgendwann getrübt. Erneut ging es dir schlechter.

Weitere Untersuchungen, andere Therapien. Die Medikamente wurden erneut umgestellt. Ab diesem Moment schien es immer weiter runter zu gehen.

Du ließt dir nichts anmerken, weil du mich und unsere Freunde nicht traurig sehen wolltest. Natürlich wusstest du ganz genau, dass wir es dennoch waren.
 

Meistens kam ich zu dir, dann redeten wir einfach, du zeigtest mir erneut neue Musik, die du mochtest, im Internet. Aber wir waren auch oft bei mir. Ich holte dich zu Hause ab und brachte dich abends wieder nach Hause. An manchen Wochenenden übernachtest du bei mir.

Wir sahen zusammen Filme, welche wir auch immer mal wieder kommentierten. Wir konnten nicht anders, als manches, was passierte, mit unserer Meinung zu untermalen.

Obwohl es dir nicht mehr zu hundert Prozent gut ging, lachtest du von Herzen.

Ich wusste, dass es an manchen Tagen nur gespielt war, damit ich mich nicht schlecht fühlte. Immerhin kanntest du mich.

Ich sagte dir, dass du mir ehrlich sagen sollst, wie es dir ginge, wenn ich fragte, wie es dir geht. Lieber wollte ich direkt wissen, was mit dir war, als dass du mir aus Rücksichtnahme eine kleine Lüge erzähltest. Du kamst meiner Bitte nach.

Wenn ich dir schrieb und es dir schlecht ging, warst du ehrlich und sagtest mir das auch so.
 

Phasenweise ging es dir wirklich wieder besser, aber auch das ging wieder vorbei. Dann lagst du fast den ganzen Tag im Bett und schliefst. Du warst durch die Medikamente oft sehr müde.

Aber auch das änderte sich wieder ins Positive. Du konntest wieder raus, kamst zu mir. Wir saßen bei mir, redeten einfach über das, was uns einfiel. Filme liefen dabei im Hintergrund oder Musik. Dann fühlte es sich fast so an wie früher. Man merkte an diesen Tagen nicht, dass du eigentlich krank warst, dass du zwischen Leben und Tod standest.
 

An manchen Abenden saß ich da, starrte meine Fotowand an und weinte stumme Tränen. Ich dachte an dich und wie es dir ging.

Ich wünschte mir, dass es dir endlich wieder besser gehen würde. Dass es so bleiben würde. Kein Rückschlag mehr. Kein „Wir müssen wieder eine andere Therapie versuchen“.

Die Arbeit und die Treffen mit anderen Freunden lenkte mich ab. Ich konnte für ein paar Stunden vergessen, was passiert war. Was noch passieren könnte.
 

Ich wusste, dass es vielleicht abrutschen konnte, doch ich hielt an meiner Hoffnung fest. Gab den Wunsch nicht auf, dass du endlich dein Leben zurück bekommen würdest.

Du gehörtest immer zu den Menschen, die es verdient hatten, glücklich zu werden. Doch leider hatte wohl Jemand oder Etwas ein Problem mit meinem Wunsch.
 

Dann kam die Nachricht, die mir erneut den Boden unter den Füßen wegriss. Dass es nur noch eine Therapie gab, die dir helfen könnte. Wenn diese nicht anschlagen sollte, würde es nur noch ein Warten auf das Unausweichliche sein. Ich wollte es nicht glauben, nicht wahrhaben.

Du versprachst mir, zu kämpfen, nicht aufzugeben. Ich war dir dankbar dafür.

Ich wusste, du würdest dein Versprechen halten.
 

Man sah dir teilweise nicht mehr an, dass es dir so schlecht ging. Das war beruhigend und erschreckend zu gleich. Gleichzeitig wusste ich, dass du dir extra nichts anmerken ließest. Eben weil du weißt, dass ich mir Sorgen machen würde.

Um so erschreckender war es, als ich erfuhr, dass irgendwann nur noch da liegen konntest, weil dein Körper nicht mehr wollte. Du konntest dich kaum noch bewegen. Auch das Sprechen fiel dir oft schwer. Es tat weh. Der Gedanke, wie du so hilflos da lagst, schmerzte.

Meine Gedanken kreisten, meine Tränen liefen. Wieder Nächte, in denen ich nicht viel schlief. Äußerlich sah man mir nichts an, doch innerlich war ich ganz weit weg. Innerlich war ich bei dir. Innerlich war ich aufgewühlt, neben der Spur.
 

Ich brach in Tränen aus, als deine Mum mir schrieb, dass du im Krankenhaus liegst. Dass der Arzt sagt, dass du wohl nicht mehr lange hast.

Dieses Mal riss es mir nicht nur den Boden unter den Füßen weg, sondern zerdrückte mir auch das Herz. Es tat weh.

Dass ich zu dir ins Krankenhaus darf, ist hilfreich für mich.

So viele Gedanken sind in meinem Kopf. So Vieles will ich dir sagen, wenn ich bei dir am Bett sitzen werde. Doch als ich dann bei dir bin, neben deinem Bett sitze, ist alles leer. Da sind keine Gedanken, keine Worte mehr. Ich kann dich einfach nur anschauen. Tränen laufen mir über die Wangen.

Auch wenn ich weiß, was kommen wird, so halte ich an deinem Versprechen fest, dass du kämpfen wirst.

Ich weiß, dass du das wirst.

Du bist ein Kämpfer, ein Spieler. Ein Gamer gibt nicht einfach auf, wenn er verliert. Er drückt auf Repeat und spielt weiter. Natürlich ist dies im echten Leben nicht möglich, aber ich weiß, dass du meine Metapher verstehen wirst, wenn ich sie dir laut sagen würde.

Du spielst Schach gegen den Tod. Der Sensenmann wartet auf deine Seele, aber er hat es nicht leicht. So einfach bekommt er deine Seele nicht, das weiß ich.

Während ich hier sitze, habe ich das Gefühl, dass du neben mir stehst und deine Hände beruhigend auf meinen Schultern liegen hast.
 

Als ich aufstehe und gehe, verspreche ich dir, wieder zu kommen. Auch wenn du nicht wach bist, so weiß ich, dass du mich hören konntest.

Ich gehe, ein Foto von mir auf dem Nachttisch. Mit auf dem Foto ist noch meine beste Freundin, welche seine Seelengefährtin ist. Ja, denn du und sie, ihr seid das, was man Seelenverwandte nennt.

Wann immer es dir besonders schlecht ging, ging es ihr nicht gut. Das bestätigte sich für sie immer dann, wenn sie fragte, wie es dir ginge und du ihr antwortetes, dass es dir gerade nicht besonders ging.

Auch ihr tat es sehr weh, dass du leiden musstest.
 

Drei Tage später fuhr ich wieder zu dir. Doch bevor ich in dein Zimmer gehen konnte, stand eine Krankenschwester vor mir. Ihren Blick konnte ich nicht deuten.

„Mein herzlichstes Beileid“, sagte sie und ich konnte die Aufrichtigkeit hören.

Nein, das glaubte ich nicht. Ich wollte nicht glauben, was diese Worte aussagten.

Sie nahm mich tröstend in den Arm, fragte, ob ich mich noch bei dir verabschieden wollte. Ich nickte. Sie brachte mich zu dir, ließ mich alleine.

Ich konnte dich nur weinend anschauen, nichts gegen meine Tränen machen.

Du sahst aus, als schliefest du nur.

In mir war nur ein Wunsch. Dass du die Augen aufmachen und mich lächelnd begrüßen würdest. Aber deine Augen blieben geschlossen, regungslos. Deine Brust hob und senkte sich nicht, weil du nicht mehr fähig warst, Luft in deine Lungen zu holen.

Ich denke, dass du extra auf meinen Besuch gewartet hast, ehe du gehst. Ehe du deinen letzten Zug im Schachspiel mit dem Sensenmann machst. Leider schaffte er das Schachmatt.
 

Die nächsten Stunden, Tage, schienen an mir vorbei zu fliegen. Ich bekam sie bewusst nicht mehr mit. Zwar lenkten mich die Gespräche mit meiner besten Freundin ab, auch die Arbeit oder das Lesen von meinen Mangas. Aber eine Hälfte von mir war immer bei dir. Innerlich weinte ich ununterbrochen.
 


 

Mein Weg endet und ich stehe an einem Grab, an deinem Grab.

Es sieht schmerzhaft schön aus mit den Blumen.

Auf dem Grabstein stehen dein Name, dein Geburtsdatum und das Sterbedatum.

Das Foto, welches ich dir gebracht hatte in einem weißen Rahmen steht auch auf dem Grab. Es freut mich, dass es hier steht. So sind wir beide bei dir. So bist du nicht alleine.
 

Ich schließe die Augen, erneut laufen Tränen über meine Wangen, sammeln sich an meinem Kinn und tropfen auf den Boden, auf dein Grab.

Mein Kopf hebt sich, legt sich in den Nacken.

Als ich meine Augen wieder öffne, kommt die Sonne hinter den Wolken hervor.

Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich mir vorstelle, dass du die Sonne strahlen lässt. Ich weiß, was du mir sagen willst. Ich soll nicht um dich weinen, ich soll für dich lachen und lächeln.

Wieder fühlt es sich an, als würdest du neben mir stehen.
 

Danke für alles. Für deine Freundschaft, für die gemeinsame Zeit mit dir.

Du bist vielleicht nicht mehr körperlich hier, aber du wirst für immer leben. Du lebst in meinem Herzen weiter, für immer.

Und ich schwöre, mein Versprechen zu halten. Ich werde für dich lächeln und lachen, werde für dich mit leben.
 

Es wird nie wieder gut werden, nie wieder so wie früher werden. Das geht leider nicht, denn dazu müsstest du wieder richtig zurück kommen können. Aber es wird mit der Zeit besser, erträglicher. Man wird lernen, mit dem Schmerz zu leben.
 

„Danke, mein Freund“, flüstere ich mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen.
 


 


 

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Nachwort:

Diese Story ist eine sehr persönliche. Ich habe geschrieben, um zu verarbeiten.

Gleichzeitig denke ich, dass sich hiermit einige identifizieren können und ich hoffe, dass sie euch helfen kann, das zu verarbeiten, was euch gerade seelisch zu schaffen macht.



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